Durch Australien
Durch South Australia
08. Dezember: Durch die Nullarbor Plain zur Yalatha Retarea
Zweiter Advent. Es war kalt und grau, wie es sich eigentlich für diese Jahreszeit
gehört, jedenfalls zu Hause.
Noch 90 km zur Staatsgrenze
Eine Begutachtung des nächtlichen Schaden ergab, dass die Abdeckhaube der
Satphone Antenne kaputt ist. Kein Weltuntergang, jetzt haben wir ein paar
Windgeräusche mehr am Auto.
An der Staatsgrenze zu South Australia wurde die Uhr um 2 ½ Stunden vorgestellt,
da kommen wir heute früh ins Bett. Jetzt haben wir 9 ½ Stunden Vorsprung
mit den Daheimgebliebenen.
Der Tag blieb so grau, so dass die atemberaubenden Blicke auf die Cliffs
der Great Australian Bight zu keinen fotogenen Bildern führten.
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Bunda Cliffs
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Bunda Cliffs
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Die Campingplätze an den Roadhäusern luden nicht zum Übernachten ein, boten
sie doch weder Internet, noch Wasser, noch schöne Anlagen. Also verzogen
wir uns wieder in die Büsche, aber dieses Mal nicht so tief.
09. Dezember: Nach Ceduna
Das Gewitter versuchte es diese Nacht noch einmal, aber es blieb bei dem
Versuch. Das Ergebnis brachte uns einen weiteren Tag Grau und eine Kälte,
die mich nach ich weiß nicht nach wie langer Zeit wieder eine lange Hose
aus dem Schrank holen ließ.
Die Strasse war so spektakulär wie man es von einem Randgebiet der Great
Australian Desert erwartet: gleich null. So machten wir nur zur Rekreation
Pause. Die Staatsgrenze bei Eucla reduzierte sich auf ein Schild. Die Fruchtfliegenkontrolle
(alles Obst in den Mülleimer) kam erst 300 km später bei Cedunra. Da hatten
wir alles aufgegessen.
In Ceduna konnten wir uns am Visitor Center endlich mit Material über South
Australia eindecken, außerdem konnten wir wieder einkaufen, der Diesel ist
auch wieder 30% billiger.
Hier liefen wir auch wieder einen Campingplatz an, das Internet musste mal
wieder ausgiebig gequält werden, außerdem brauchten wir Wasser.
Eines der Mysterien: Gils deutsches Vodafone-Handy hatte keinen Empfang,
aber ein Anruf kam trotzdem an. Mein deutsches Vodafone-Handy hatte vollen
Empfang, ein Telefonieren war gut möglich. Dafür ging das australische Vodafone-Handy
gar nicht. Wenigstens hat mein Telstra-Mobile-Wifi-Teil hervorragenden Empfang.
Verstehen muss ich das nicht.
10. Dezember: Ceduna
Nach einer Woche telefon- und internetloser Zeit sollte man nicht glauben,
was so alles an PC-Arbeit anfällt. Erst am Nachmittag konnte ich das Gerät
abschalten und mich dem Lesen widmen. Aber ich bin auf Stand, alles E-Mails
gecheckt, das Tagebuch auf Stand - schön.
Aber ich habe auch nichts versäumt, draußen war es grau kalt und stürmisch
- eben ein Tag für drinnen.
11. Dezember: Zur Restarea Murphy's Haystacks
Heute Morgen war das Wetter nicht besser, trotzdem ist es schön, wieder
unterwegs zu sein. Wir wollen die Eyre Peninsula (Halbinsel) kennenlernen
und fuhren deshalb weiter nach Süden, eigentlich an der Küste entlang, die
aber häufig entschwand, wenn eine kleine Halbinsel ins Meer leckte. So wechselte
die Landschaft von Landwirtschaft in meeresferneren Gegenden und Sand-Dünenlandschaft
an der Küste. In Streaky Bay schauten wir bei einer Kaffeepause den Booten
zu die die Austernkörbe aussetzten. Die Boote kommen auf einem Bootstrailer
von der Verarbeitungsfabrik und werden mit Mannschaft ins Wasser geschoben,
wo sie zu den Aussetzstellen fahren.
Eyre Peninsula beheimatet die größte kommerzielle Fischflotte der südlichen
Hemisphäre mit Port Lincoln als Haupthafen. In jedem kleinen Hafen auf dieser
Halbinsel gibt es leckere Fischlokale - wenn wir denn Fisch sooo gerne essen
würden. Aber die frittierten Squidringe (Calamares) in den Fish and Chipsläden
sind eine Delikatesse!
Unterwegs lud die Restarea Murphy's Haystacks zu einem Halt ein.
"Murphys Heuschober" sind Inselberg-Felsformationen, die zwischen Streaky
Bay und Port Kenny auf der Eyre Peninsula liegen. Sie haben ihren Namen
erhalten, weil ein Reisender in einer Kutsche die Formation in der Ferne
gesehen hat. Er hat gefragt, wie ein Bauer soviel Heu produzieren konnte.
Da die Farm einem Murphy gehörte, sind die Felsen als Murphys Heuschober
bekannt geworden. Diese Felsformationen bestehen aus über 1,5 Milliarden
Jahre altem, rostrotem Granit. Sie liegen auf einem Hügel mitten im Farmland.
Von hier hat man einen weiten Blick in die Landschaft. Wenn ich Aborigine
wäre, würde ich einen spirituellen Ort daraus machen. Ich könnte mir gut
vorstellen, mit meinem Stuhl hier zu sitzen, eine Pfeife zu rauchen und
einen heißen Tee zu genießen (daran merkt ihr, wie kalt es ist).
Wir blieben auf dieser Restarea, vielleicht wird das Wetter noch besser
und die Sonne, ein paar mal ihre Strahlen herunterschickte, beschert uns
einen Sonneuntergang, der die Felsen in ein besonderes Licht taucht.
Was hatten wir für ein Glück, ein paar Sonnenstrahlen tupften wenigstens
ein bisschen Farbe auf die Felsen.
Ein richtiger Sonnenuntergang wurde es leider nicht. Da hatten wir Pech,
es zog sich wieder zu und der Wind wurde wieder stärker und kälter.
12. Dezember: Zur Warrow North Restarea
Wie viel Glück uns die Sonnenstrahlen gestern Abend geschenkt hatten merkten
wir heute Morgen, denn wieder war alles grau in grau.
Und trotzdem ist dies ein Platz zum träumen. Zahllose Geschichten könnte
ich mir über die Steine ausdenken, die ihre Geheimnisse ins Land schicken
so weit das Auge reicht - ein Traumplatz eben, von dem wir noch viele zu
finden hoffen.
Die goldgelbe sanft gewellte Landschaft blieb uns treu. Kilometer um Kilometer
durchfuhren wir sie. Ein Abstecher brachte uns nach Venus Bay, einem netten
kleinen Ort, an dem man auch länger bleiben könnte, wenn man Interesse am
Angeln hätte. Ein Outlook bot imposante Ausblicke auf das Steilufer.
Pelikan mal
anders
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Venus Bay
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Locks Well Beach
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Locks Well Beach
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Weiter ging es nach Süden durch das goldgelbe Meer, bis ein Schild uns nach
Locks Well Beach abbiegen ließ. Nachdem wir ein 20%-Gefälle die Steilküste
hinunter geschafft hatten auf halber Höhe der Steilküste geparkt hatten,
hatten wir den grandiosesten Blick über die Steilküste und das Meer. Der
Himmel hatte diesem Schauspiel zuliebe die grauen Wolken beiseite geschoben,
so dass das Wasser azurblau und die ewig anrollenden Wellen schaumweiß waren.
Der Wind hatte abgeflaut und war mal nicht kalt. Leider durften wir an diesem
Platz nicht übernachten. Schweren Herzens fuhren wir weiter. Wir begegneten
unserem ersten lebenden Känguru auf einer Landstraße und es hat es überlebt.
Auf einer Restarea an der Strasse richteten wir uns ein.
13. Dezember: Nach Port Lincoln
Diese Restareas haben einen großen Vorteil gegenüber Campingplätzen: Es
ist ruhiger, man hat einen schöneren Blick aus dem Fenster, und man muss
nicht um 10 Uhr den Platz verlassen.
So hatten wir ausgiebig Zeit, die Gegend um ums herum aufzunehmen. Sie gleicht
einem großen Park mit dicken sehr alten Bäumen. Doch lange war uns das Schauen
nicht vergönnt, der graue Himmel meinte Nieselregen herabschicken zu müssen.
So kamen wir schneller in Port Lincoln an als wir wollten.
Ein Telstrashop war mal wieder gefragt. Ich war darauf gestoßen, dass man
das SIMlock gegen eine Gebühr aufheben lassen könnte, ich sollte mich an
einen Telstra Laden wenden. Die meinten, sie wären nicht kompetent genug,
ich sollte das per Telefon machen. Und das, wo Aussies schon ohne Telefon
so schlecht zu verstehen sind. Wie soll ich dann mit einer Automatenstimme
zurechtkommen, die keine Rückfragen zulässt? Mal sehen. Wenn das 100 AUD
kostet, wie ich das im Chat gelesen habe, kommt das sowieso nicht in Frage.
Meinen Frust baute ich bei McDonald's ab. Da hatten wir aus einem Prospekt
einen Gutschein, zwei BigMac zum Preis von einem. Guten Appetit.
Heute gingen wir mal auf einen Campingplatz, unseren neuen Toaster ausprobieren.
Jetzt schmeckt das ewige Labbertoastbrot viel besser.
Morgen fangen in SA die Sommerferien an, unser Platz hier ist dann ausgebucht,
es wird wohl überall schwerer werden, Platz zu bekommen. Und wie das so
passt, werden auch die Restareas seltener.
14. Dezember: Nach Cowell
Die Strasse heute Morgen an der Ostküste Eyre Halbinsel nach Norden war
leer, von Ferienanfang und Wochenende keine Spur. Küstenstädtchen wie Tumby
Beach, Port Neill, Arno Bay, die in dem Prospekt dieser Eyre Peninsula wie
Mega-Touristenorte dargestellt sind, wirken fast ausgestorben, nur die Bowlingmannschaften
zweier Orte warfen ihre Kugeln durch die Gegend.
Wir wollten den Weg zur nächsten Halbinsel, der York Peninsula, abkürzen
und wählten den Fährweg. Doch erst als wir am Anleger standen, stellten
wir fest, dass sonntags die Fähre nur zweimal fährt und wir waren zu spät.
Erst morgen Mittag haben wir wieder eine Chance. Also zurück nach Cowell.
So hatten wir noch einen schönen Nachmittag in der Sonne, die uns heute
mal wieder beglückte, wenn auch der starke kühle Wind störte. Man kann eben
nicht alles haben.
Da vor Abfahrt der Fähre eine Online-Buchung notwendig war, ließen wir das
in der Rezeption machen. Natürlich wollte in Australien mal wieder keiner
unsere Kreditkarte haben. Netterweise nahm die Rezeptionistin ihre und wir
bezahlten bei ihr bar.
15. Dezember: Nach Walleroo
3. Advent. Wir ließen uns Zeit, denn unsere Fähre sollte erst um 14:30 Uhr
fahren. Aber den Campingplatz mussten trotzdem um 10 Uhr verlassen.
Wie nötig die vorherige Buchung war sahen wir an der Fähre. Sie war ausgebucht,
jedenfalls für große Autos. Zwei Stunden und 60 Kilometer lang konnten wir
die Sonne bei leichtem Wind genießen, dann kamen wir in Wallaroo auf der
Yorke Peninsula an. Ist das ein trauriges Nest. Der Campingplatz passt dazu.
16. Dezember: Nach Adelaide
Die 160 km nach Adelaide wurde schon nach einem kurzen Stück vierspurig,
ein richtiger Highway mit entsprechendem Verkehr. Wo die Autos alle plötzlich
herkamen, die nach Adelaide wollten, ist mir schleierhaft.
Unterwegs bekam ich die Bestätigung für meinen Mercedes-Termin morgen früh.
Schön. Mal sehen, ob es sich bewahrheitet, dass die nur einen halben Tag
für die Arbeiten brauchen. Die Haben meinen Integrierten noch nicht gesehen!
Der Campingplatz mitten in der Stadt ist sehr schön, sogar einen Pool gibt
es und Gil lässt sich nicht abschrecken.
Am Abend tönt es hallo an der Tür: Roman hat unsere Motorhaube von der Strasse
aus entdeckt. Er plant nach Chile zu verschiffen. Schön, ihn zu sehen!
17. Dezember: Nach Hahndorf
Nein nicht irgendwo in Deutschland, sondern hier sind 1851 mal deutsche
Siedler aus Preußen sesshaft geworden.
Aber erst mal waren wir um 8 Uhr in der Werkstatt. Nach meiner Mail war
schon alles vorbereitet und der Wagen kam gleich in die Werkstatt. Es wurden
die Glühkerzen ausgewechselt, auch wenn nur zwei defekt waren, ließ ich
natürlich alle 6 auswechseln. In diesem Zuge wurde entdeckt, dass die Gummidichtung
des Luftfilters defekt war. Ich hatte die wohl schlampig eingesetzt und
nun spielten einige Sensoren verrückt. Dann wurde der Vorratsbehälter für
das Kühlwasser ersetzt, der ein Leck hatte. Nach 5 Stunden und der Zahlung
von 1.200 AUD konnten wir fahren.
Uns war die Großstadt schon zu viel, so dass wir flohen uns Adelaide aus
20 km Entfernung vom Mt. Lofty aus ansahen. Schade nur, dass es bei 39°
zu diesig war, um euch die Großstadt von 1.Mio Einwohnern, die aussieht
wie ein riesengroßes Dorf, auf einem Foto zu zeigen.
In Hahndorf bezogen wir unser Quartier. Gil war von dem Obst- und Gemüseangebot
begeistert. Morgen wollen wir erkunden was noch deutsches übriggeblieben
ist.
18. Dezember: Nach Murray Brigde
Schon früh morgens war es so heiß, dass wir es vorzogen, im Auto zu frühstücken.
Trotzdem wollen wir mal Hahndorf erkunden. Zuerst aber mussten wir noch
einmal in das Obst- und Gemüseparadies. Immerhin ist das auf unserer bisherigen
Route einmalig!
Von deutscher Besiedlung sind nur Namen von Lebensmittel geblieben, Weißwurst,
Mettwurst, Leaverwurst, Holzofenbrot. Ach ja, ein Hofbräuhaus gibt's natürlich
auch, mit Bayernflagge u nd Humpa-Humpa-Musik.
Ansonsten wird nur die Geschichte vermarktet. Aber vielleicht war es auch
nur zu heiß, als dass ich es würdigen könnte. 39° vertrieben uns die Lust,
weiter zu forschen, die Klimaanlage war da angenehmer.
Murray Bridge mit ca. 4.700 Einwohnern das Tor zu Flussexkursionen auf Australiens
längstem Fluss hat vier Campingplätze. Zwei waren völlig leer, ein weiterer
hatte keinen Baum und auf dem vierten waren wir auch ganz allein. Merkwürdig
und das in den Sommerferien. Oder lag es daran, dass wir vor dem Baden in
dem Fluss gewarnt wurden, es sollten Wasserschlangen unterwegs sein?
19. Dezember: Nach Kingston SE
Auf dem Princess Highway ging es durch den Coorong National Park am Meer
entlang, der Fahrtwind war 37° heiß, die Luft war so diesig, dass von Fotos
nicht die Rede sein konnte. Zum Glück fanden wir in Kingston einen schattigen
Platz unter Bäumen, so dass wir noch draußen sitzen konnten. Aber die
Muße konnten wir nicht lange genießen, der Wind frischte auf bis das Auto
wackelte, aber es kühlte auch ab, so dass wir eine entspannte Nacht verbrachten.
20. Dezember: Nach Millicent
Der Sturm wiegte uns die ganze Nacht ein wenig grob, und der Versuch, draußen
zu frühstücken, scheiterte daran, dass die Petersilie flog vom Brot flog.
Dazu war es so kalt, nur 17°, dass alle unsere Aktivitätslust einfror.
Sieht das hier einladend aus?
Am Abend schlief der Sturm ein und der Tag endete mit einem sanften Regen.
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