Entdeckerreise 2007: Auf den Spuren Marco Polos

Bericht 8: Iran



19.05.07 bis

Isfahan (IRN)

 

21.05.07
22.05.07

Durch die große Salzwüste nach Bastam (IRN)
Nach Bojnurd (IRN)


Isfahan, 19.05.07 (IRN)

Das Highlight unseres Iran-Besuches!

Seit der Zeit der Parther im 3. Jahrhundert BC ist Isfahan als Hauptstadt der Provinz Oberpersien bekannt. Es erfuhr eine wechselvolle Geschichte. Darüber gibt es viele Bücher, die können das besser erklären als ich.

Das heutige historische Stadtbild ist durch Paläste, eine Vielzahl Minarette und durch die blauen Kuppeln der Moscheen geprägt. Herausragend ist die Prachtanlage des Imam-Platzes Meidan-i-Imam, der zum Weltkulturerbe zählt und den jeder, der Noah Gordons "Der Medicus" gelesen hat, lebhaft vor Augen steht und die 33-Bogen-Brücke (persisch: Siosepol) über den Zayandehrud-Fluss.

Der Imam-Platz Meidan-i-Imam soll zu den schönsten Plätzen der Welt gehören, was ich gut verstehen kann. Doppelstöckige Arkaden, in denen im Erdgeschoss Läden untergebracht sind, umrahmen den gesamten ca. 512 m langen und 160 m breiten Platz. Auf der südlichen Schmalseite befindet sich die Imam-Moschee, ein großartiger Bau, der als Medresse ausgelegt war und dementsprechend Wohnräume für Studenten und Lehrer aufweist. Säulenhallen verbinden die Gebetshalle mit einem großen Innenhof mit Wasserbecken. Ein 26 m hoher Eingangsiwan, flankiert von zwei Minaretten, wunderschön von blauen Mosaiken verziert, bildet die Südseite des Imam-Platzes. Gegenüber befindet sich der Basar.

Auf der Nordseite des Platzes ist der Ali-Qapu-Torpalast angesiedelt, der den repräsentativen Zugang zum Palastgebäude bildet. In dem fünfgeschossigen Gebäude waren die Palastwachen und Teile der Verwaltung stationiert. Am bemerkenswertesten ist das Musikzimmer im obersten Stockwerk. Der untere Teil der Wände, die von Türen und Fenstern durchbrochen sind mit Wandmalereien bedeckt sind, tragen die oberen Wände und Gewölbe eine besondere Verzierung: vor den in Nischen und Stalaktiten gegliederten Wanda- und Deckenbereich ist eine Gipsverschalung gelegt, in die die Umrisse von unterschiedlich geformten und verschieden großen Gefäßen geschnitten sind. In den so entstandenen Nischen standen Flaschen und Flacons aus Glas und Metall. Diese Anordnung war nicht nur außerordentlich reizvoll, sondern hatte auch den Nebeneffekt, akustisch verstärkend zu wirken.

Gegenüber befindet sich die Shaikh Lotfallah-Moschee, sie wird auch als Frauenmoschee bezeichnet, da sie ausschließlich von der Familie des Königs genutzt wurde. Im Gegensatz zu den sonst üblichen blauen Mosaiken ist sie innen mit überwiegend ockerfarbenen Mosaiken verziert, was dem Raum ein überaus warmen Ton verleiht.

Der Platz selbst enthält viel Grün und Springbrunnen, was zum Ausruhen und Schauen einlädt.

Bei unseren Erkundungen gelangten wir in einem Hinterhof in ein uriges Lokal. Von den Gewölbedecken hingen Lampen aller Farben, Größen und Altersklassen. Das Hinterzimmer war gefüllt von Wasserpfeife genießenden Männern, im Vorderzimmer wurde gegessen. Wir genossen einen Tee und kamen mit einem Perser und seiner Frau ins Gespräch, der seit 43 Jahren in Hamburg lebt und hier seine Schwester besucht. Er bestätigte uns, was wir schon beobachtet hatten und was uns auch Mädchen und Frauen, mit denen wir ins Gespräch kamen gesagt hatten, daß ein leichter Umschwung spürbar ist. Die wenigsten tragen freiwillig ein Kopftuch!

Isfahan bietet noch viel schöne Paläste und Moscheen, die anzuschauen ein längeren Aufenthalt erstrebenswert machen, doch wir haben nur diesen Tag. So beschränken wir uns darauf, drei Brücken über den Zayandehrud-Fluss anzuschauen, den 18 km Grünanlagen säumen, die von den Einwohnern ausgiebig genutzt werden:

Die 33-Bogen-Brücke (persisch: Siosepol) aus der Zeit um 1591 besteht aus zwei Geschossen. Im Untergeschoß, konnte man gemütlich Tee trinken, was heute leider nicht möglich ist.

Die Pol-E-Khadju (Khadju-Brücke) wurde 1640 gebaut. Auch sie wurde zweigeschossig erbaut, der obere Teil diente den Fuhrwerken und Tieren, der untere Teil den Menschen. Zusätzlich konnte der Wasserweg mit dicken Holzbohlen zum Stauen des Flusses verschlossen werden.

Die Sharestan-Brücke ist die älteste Brücke und bildete zur Zeit der Sassaniden (um 300) den einzigen Zugang von Norden über den Fluß nach Isfahan.

In Isfahan muß man sich wirklich mehr Zeit nehmen, doch das ist ein anderer Besuch … wenn, ja wenn der Kopftucherlaß fällt!

In die Wüste nach Jandagh, 20.05.07 (IRN)

Heute ging es in Richtung Wüste. Die Berge begrüßten und lockten uns und werden uns auch die nächsten Tage begleiten. Noch wissen wir nicht, daß es am Abend ca. 120 Fotos zu bewundern gibt, so sehr hatte die Natur uns beeindruckt. Bereits jetzt - Mitte Mai - war das Gras braun und der Bewuchs wurde immer karger und stacheliger, so daß wir uns nicht vorstellen konnten, wie die wenigen Ziegenherden, die wir noch am Rand der Wüste sahen, satt wurden. Die Landschaft wurde schnell karg und wirkte einsam. Obwohl wir immer noch in 1.000 m Höhe waren, wirkte sie wie flaches Land, der Horizont zeigte uns die Berge.

Es wurd sehr heiß, wir hatten nach Temperaturanzeige 35 ° im Schatten und 51° in der Sonne (gemessen im Auto auf dem Armaturenbrett). Das war aber gut auszuhalten, weil ständig ein warmer Wind wehte. Die Luft war weich und wunderschön, am meisten sind die Morgen- und Abendstunden zu genießen. Was ist es hier so wundervoll! Nun ging es auch schnell höher und bei 2200 m waren wir von Sand und Bergen umgeben. Unser Reiseführer verriet uns, daß hier in Na´in in unterirdischen Werkstätten aus Kamelhaar "Lodenumhänge" gewebt werden, leider haben wir jedoch keine Zeit uns dies anzusehen. Statt dessen machten wir Halt in Anarak einem Wüstendorf von 1500 Einwohnern. Anarak heißt Granatapfel. Eigentlich wollten wir dort das Museum besichtigen, doch es war zum Glück geschlossen, so daß wir statt dessen einen Rundgang durch das Dorf machten und die Bauweise typischer Wüstenhäuser kennenlernten. Wir konnten ein Haus besichtigen, der Keller weist auch in heißesten Monaten nur 15°C auf , der Innenhof ist tiefer gelegt, was bis zu 5° Temperaturgewinn ausmacht, die Hauswände aus dem Ton der Umgebung geputzt mit Lehm und Stroh, was ebenfalls zur Isolierung beträgt. Im Innenhof befindet sich ein Wasserbecken oder Bäume. Auch das verbessert das Mikroklima. Subjektiv am Besten fanden wir die Windkanäle, Schornsteine, die das leiseste Lüftchen einfingen und in das Haus leiteten.

In Jandagh wurden wir zu einem Bauernhof geleitet, der Übernachtungsmöglichkeiten aufbaute und der Platz für unsere Karawane hatte. Fünf Kühe, adrett und sauber standen im Stall, es wurde Grünfutter, Tomaten, Knoblauch, Auberginen und Kürbisse angebaut

Schnell sahen wir die erste Fata Morgana, es sah aus, als ob plötzlich ein See auftaucht

Durch die große Salzwüste nach Bastam, 21.05.07 (IRN)

Heute erwarteten uns erneut 330 km in der Große Salzwüste Dasht-e Kavir. Auf der Fahrt nach Isfahan haben wir sie schon von weitem gesehen. Jetzt ging es mittendurch durch Einsamkeit, Sand und Salz. Dörfer gibt es keine mehr. Die Autokarte zeigt noch eines, aber nichts davon ist zu finden. Eine Wüstentankstelle sahen wir. Ein Tankzug steht vor einer Grube in die das zu betankende Fahrzeug hineinfährt, damit ein Gefälle da ist. Dann wird betankt.

Da ich gerade dabei bin, ein paar Worte zum Tanken. Immer noch gibt es nur LKW-Zapfsäulen, die nicht in der Durchflußmenge regulierbar sind. Inzwischen habe ich es gelernt, so zu stehen, daß der überpulschende Strahl nur meine Hand trifft. So zwei Liter landen jedesmal auf dem Boden. Als nächstes sahen wir dann Stellen, an denen Ziegel hergestellt und gebrannt werden. Große Türme von Ziegeln werden kaminartig über einem unterirdisch gelegenen Ofen so angeordnet, daß die Hitze zwischen den Steinen hindurchstreichen kann. Dann wird tagelang ein Feuer unterhalten. In den Seitenkammern zu dem Ofen wohnen die Betreiber. Ich wurde freundlich hineingewunken.

Der Wind ging sanft und weich und wir sahen der Ferne Windhosen, die den Sand in die Höhe trieben. Große Flächen weißen Belages verrieten uns, daß dies eben eine Salzwüste ist und bald sahen wir auch Wasserflächen, in denen wunderschöne Salzkristalle wuchsen. Am Horizont, inmitten weißen Salzes lag ein Hügel, de unser Guide Sadri mit Perle der Wüste bezeichnete. Das nördliche Ende der Salzwüste bilden Hügel, die Gil als Waschbärenberge bezeichnete, da sie in allen Brauntönen längsgestreift waren. Überhaupt sahen diese Hügel des Kuh-e Darrestan aus, als hätte ein Riese mit Sand in allen Brauntönen von blaßocker bis tief dunkelbraun gespielt und ihn mal in Streifen, mal in Einzelhäufchen oder anderen Mustern willkürlich fallen lassen. Bei Mo´alleman war die Salzwüste zu Ende von der wir trotz 1 ½ Tagen und 400 km Fahrt nur einen kleinen Teil gesehen haben. Die Wüste hat ihren eigenen Reiz. Sie zu erleben ist wundervoll, leben könnte ich hier nicht!

Bald schon war unser Quartier in Bastam kurz hinter Sharud erreicht. Es erwarteten uns eine Besichtigung eines Mausoleums, die ich ausfallen ließ und ein Abendessen in dem Hotel unseres Stallplatzes.

Soeben hatten wir Besuch in unserem Wohnmobil von 4 Iranerinnen, Mutter, 2 Töchter und Schwiegertochter. Ich hatte Ihnen im Park zugewunken und sie haben mich mit Gesten eingeladen, bei ihnen Platz zu nehmen. Keine sprach Englisch, aber das hat uns nicht gehindert fast eine Stunde zu lachen und zu kichern, über all die Gemeinsamkeiten, die wir uns vorführten. Es war wunderschön. Als Abschluß fand eine Besichtigung des Wohnmobils statt. Schön, daß wir uns überall auf der Welt so gut verstehen können.

Nach Bojnurd, 22.04.07 (IRN)

War gestern Wüste? Heute hatten wir eine ganz andere Landschaft. Es ging nach Nordosten in die Berge. Wir überwanden einen 2.200 m hohen Paß und kamen in ein fruchtbares Tal, in dem Reis angebaut wurde, Obstplantagen wechselten mit Kornfeldern, sogar Wein wurde angebaut, die Rebstöcke sahen vom Wuchs her Johannesbeerbüschen ähnlich. Es werden nur Rosinen daraus gemacht. Unaufhaltsam trieb es uns weiter, die Landschaft wurde waldreich, Dörfer gab es stundenlang nicht mehr, nur Wald. "Nehmt das Grün tief in euch auf, es wird für Wochen nicht mehr so grün werden," kam es durch den Funk.

Die Grenze rückte immer näher, das merkten wir auch daran, daß die Polizeiposten dichter zusammenrückten. Ab und zu wurden wir auch mal kontrolliert, doch es war mehr die Neugierde. Die Dörfer wurden noch einmal genauer betrachtet, um sie in Turkmenistan besser vergleichen zu können. Die kleinen bestehen immer noch aus braunen Zuckerwürfeln - Ziegel mit Lehm-Stroh-Gemisch verputzt. Die Läden treten weit von der Straße zurück, die meist vierspurig wird, auch in kleinen Dörfern. Das Leben, der Verkauf, alles spielt sich zwischen Straße und Laden ab. Dieser Teil ist nicht gepflastert, Matsch und Unrat kennzeichnen ihn. Wird das Dorf größer, hat die vierspurige Durchgangsstraße einen begrünten Mittelstreifen, die Häuser sind etwas größer, aber sonst ist alles gleich.

Die Straße windet sich über eine letzte Steigung, dann lag Bojnurd in einem weitem Talkessel vor uns. Dieser kleine Ort findet im Reiseführer keine Beachtung, nur im Lonely Planet wird er als good jumping-off point for the Turkmen region aufgeführt.

Unser Stellplatz befindet sich einem Vergnügungspark außerhalb der Stadt. Ein längeres Briefing bereitet uns auf den morgigen Grenzübertritt nach Turkmenistan vor. Da 260 km nach Ashgabat und die Grenze vor uns liegen, wird die Abfahrt auf 6:00 Uhr festgesetzt. Das heißt früh schlafen gehen, denn um 4:00 Uhr ist die Nacht vorbei.


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