Lazy Day in Fusina, 26.04.07
Ein wirklich fauler Tag ausgefüllt mit Nichtstun, Sonnen und Lesen. Neben
uns stehen Roel und Marga aus Holland. Es stellte sich heraus, daß er auch
einen Reisebericht ins Internet stellt in holländisch und englisch. Also,
wer des Englischen nicht so mächtig ist, kann einen Bericht unserer Reise
aus holländischer Sicht auch auf holländisch lesen. Die Adresse: http://www.maropolo.wordpress.com.
Das ist kein Schreibfehler! Erkennt ihr das Wortspiel? Schaut euch mal die
Vornahmen an…
Bis zum Abend sind dann die anderen Teilnehmer eingetroffen. 15 Fahrzeuge
sind es, ein langer Konvoi! Interessante Leute sind da zusammengekommen,
die insgesamt mehr als eine Million Kilometer auf dem Buckel haben, da gibt
es viel zu erzählen!
Nach einem ersten Briefing (was steht uns morgen und auf der Fähre bevor)
gab es ein gemeinsames Abendessen, zu dem Perestroika einlud (klingt gut,
nicht!?). Dort wurden die Fühler, die auf den Teilnehmertreffen vorher ausgestreckt
wurden, wieder in die Runde geschickt. Es wird sicher nicht langweilig werden
in den nächsten Monaten!
Venedig, 27.04.07
Heute sollte Venedig erobert werden. Was schreibe ich darüber? Für den,
der Venedig kennt, schreibe ich bestimmt zu viel, für den, der noch nie
da war, kann ich nicht ausführlich genug schreiben. Ich war noch nie in
Venedig, also will ich versuchen, ein paar Eindrucke zu schildern.
Schon vom Campingplatz Fusina aus beeindruckte die Skyline, die über die
Lagune herüberleuchtete - es war ein verhältnismäßig klarer Tag. Wir wurden
förmlich eingeladen, die Stadt zu besuchen. Zwanzig Minuten dauerte die
Fahrt über die Lagune. Der Weg vom Anleger zur Piazza San Marco war ein
Eintauchen in die Geschichte und leider auch in die Menschenmassen. Mit
jedem Schritt boten sich neue Einblicke in die Lagunenstadt. An jedem Kanal
konnte man stehen bleiben und dem bunten Treiben zuschauen, das sich jede
Minute änderte. Lastkähne, motorisiert und per Handbetrieb, beförderten
alle erdenklichen Waren und Menschenmassen. Ein Stau auf dem Wasserweg rief
keine Unruhe hervor - in aller Ruhe wartete man auf die Entwirrung. Auf
den Straßen war das anders. Dort herrschte ein Geschiebe und Geschubse,
auch verursacht durch Taschendiebe, denen zwei Leute von uns gerade noch
entgehen konnten!
Wich man von den Hauptwegen ab in irgendwelche Seitengäßchen, die teilweise
nicht mehr als einen Meter breit waren, befand man sich sofort in einer
anderen Welt und fühlte sich Jahrhunderte zurückversetzt. Kam gleich Marco
Polo um die Ecke oder gar Casanova? Hier konnte man noch kleine Bistros
finden, die nicht auf Touristen ausgerichtet waren. Einige Kirchen wurden
weltlichen Zwecken zugeführt und bei der Musik von Vivaldi z.B. ließ es
sich herrlich erholen.
Doch auch das Pflichtprogramm wurde absolviert: von der Rialto Brücke wurde
der Ausblick auf den Canale Grande gebührend genossen und das pulsierende
Leben auf dieser "Hauptstraße" Venedigs beobachtet. Auf der Piazza San Marco
gab es mehr Touristen als Tauben, die einfach keinen Platz fanden! Der Dogenpalast
durfte nicht ausgelassen werden. Die Pracht der Räume dokumentiert die Macht
des einstigen venezianischen Stadtstaates. Doch bald trieben uns die Menschenmassen
wieder in die Seitengäßchen und wir waren froh, als wir wieder die Ruhe
unseres Campingplatzes erreichten.
Noch einmal Venedig? Irgendwann einmal sicher. Doch sobald brauche ich so
viele Menschen auf so engem Raum nicht noch einmal!
Nach Igoumenitsa, Griechenland, 28.04.07
Heute konnten wir noch einmal ausschlafen, erst bis 12:00 Uhr mußten
wir den Platz verlassen haben, um den Fährhafen in Venedig zu erreichen.
Lange warten mußten wir nicht, das Verladen auf den Dampfer der Minoan
Line erfolgte zügig. Ich mußte rückwärts die Rampe
hinauffahren und mehrmals anhalten. Die vier Tonnen meines Womos brachten
die Kupplung zum Stinken und Qualmen. Hoffentlich hat sie das ohne Schaden
überstanden! Der Rest des Tages verging mit Sonnen und Lesen schnell,
der "Engelspabst" von Jörg Kastner hatte mich in seinen
Bann geschlagen, so daß ich erst spät zum Schlafen kam. Gil ging
es mit dem "Pfad der Steine" von Robert Carter ähnlich.
Nach Kalambaka, 29.04.07
Um 12:00 Uhr griechischer Zeit (MESZ+1 Stunde) landeten wir in Igoumenitsa.
Die weiche warme Luft, der blaue Himmel über den Macchia-bewachsenen Hügeln
ließen uns jauchzen. Wir hatten ganz vergessen, wie schön Griechenland ist!
Unsere Straße, die E90, führte uns nach Nordwesten über das Pindos-Gebirge,
das sich von der Grenze Albaniens aus etwa 160 Kilometer nach Süden erstreckt
und eine Höhe von 2.480 Metern erreicht. Nach einer ausgiebigen Mittagspause
am Wegesrand mit griechischem Salat und Omelett ging es weiter. Stetig führte
die Straße bergan um nach 150 Kilometern den Katarapass mit 1.700m Höhe
zu erreichen. Es war kühl geworden, graue Wolken quetschten ein paar Regentropfen
hervor, die Vegetation hatte noch nichts davon mitbekommen, daß man auch
frische grüne Blätter treiben kann. Schneereste zeugen von der Höhe.
Doch nun ging es wieder talwärts und bald schien die Sonne wieder, Meteora
kam in Sicht. Am Fuße der Felsen bezogen wir in Kastraki wieder den gleichen
Campingplatz wie vor zwei Jahren. Auch gab es wieder ein gemeinsames Essen.
Kalambaka, Meteora-Klöster, 30.04.07
Natürlich kann man an dieser einzigartigen Anlage nicht einfach vorbeifahren,
deshalb hatten wir heute Gelegenheit, die Meteora-Klöster zu besuchen. Die
Klosteranlagen sind auf unzugänglichen Felsen am Osthang des Pindosgebirges
erbaut. In den Höhlen der Felsgruppe lebten seit dem 10. Jahrhundert Einsiedler.
Im Mittelalter bauten Mönche auf den Felsgipfeln in extrem ausgesetzter
Lage mehrere Klöster. Die Anlagen besitzen in ihrer Mitte jeweils eine kleine
Klosterkirche (Katholikon), die als Kreuzkuppelkirche angelegt ist. Ihre
Blütezeit erlebten die Meteora-Klöster im 16. Jahrhundert, als hier mehrere
tausend Mönche und Nonnen lebten. Aus dieser Zeit stammen auch zahlreiche
kunsthistorisch bedeutende Wandmalereien. Die Mönche erreichten ihre hoch
aufragenden Zufluchtsorte über einziehbare Leitern. Heute sind noch sechs
Klöster bewohnt. Besucher können sie über Brücken oder in Stein gehauene
Treppen erreichen. 1988 wurden die Klöster zum Weltkulturerbe erklärt.
(Blümel, Wolfgang. "Meteora-Klöster." Microsoft® Encarta® 2006 [DVD].
Microsoft Corporation, 2005)
Wer mehr über die Klöster wissen möchte, dem empfehle ich Microsoft Encarta
oder Wikipedia oder - nicht ganz so ausführlich - meinen Reisebericht von
vor zwei Jahren.
Nach Asprovalta 01.05.07
Heute lag eine Strecke von 320 km vor uns, dazu kam noch der "Tag der Arbeit," der viel Feiertagsverkehr verhieß. Also fuhren wir entsprechend früh los.
Wieder wollten wir die Autobahn vermeiden und wählten daher die Straße über die Berge. Generalrichtung Nordost. Zum Glück für uns scheinen hier die Sonntagsfahrer nicht freigelassen zu werden, denn die Straßen waren leer, da auch die LKWs in der Mehrzahl stehen bleiben mußten. So war es ein wunderbares Fahren durch eine bunte, fast kitschige Landschaft. Die Judasbäume standen in voller Blüte, ihre rosa Wolken säumten den Wegrand. Auf den Wiesen machte sich der Klatschmohn in einem so intensiven Rot breit, daß unser Mohn dagegen blaß aussieht, sattgelbe Ranunkelsträucher, gelbe Königskerzen mit weißen zarten Blüten mischten sich dazu - das Alles vor einem frischen hellen Grün der Frühlingswiesen.
Ab 1000 m Höhe übernahm ein Eichenwald das Bild, dessen Bäume nicht höher wurden als ca. 8 m. Unser Womo kletterte wieder klaglos auf die Paßhöhe von 1200 m und signalisierte uns, daß es den versuchten Kupplungsmord auf der Fähre gut überstanden hatte.
Es ging hinab in die thessalische Ebene, vorbei an Thessaloniki. Die Straße führte durch endlose Apfel-, Kirsch- und Pfirsichplantagen, vorbei am Limni Volvi, einem 20 km langen See, auf dem nicht mal ein Boot zu sehen war. Bald nahm uns der Campingplatz Achilles in Asprovalta auf, der sich dadurch auszeichnet, daß sich gegenüber am Strand ein Fischrestaurant befindet, in dem man ausgezeichneten grillten Octopus bekommt. Unser Schwelgen wurde begleitet von einem Gewitter, das Donner, Blitze und Regenmassen zur Untermalung schickte. Dieses Konzert wiegte uns dann auch in den Schlaf.
Nach Alexandroupolis, 02.05.07 (GR)
Der heutige Tag begann mit schönem Wetter, eine moderate Etappe von 250 km ließ uns Zeit, gemütlich an der Küste nach Alexandroupolis zu zuckeln. Viele Pausen luden uns zum Träumen ein. Das Wetter entschied sich, die dunklen Wolken vom Gebirge herabkommen zu lassen, aber der Regen gipfelte in drei Tropfen.
Auf dem Campingplatz Alexandroupolis waren wir am 18. September 2005 auch schon mal und haben hier den Ausgang der Bundestagswahl gefeiert.
Beim Briefing heute Abend wurde die Einreise in die Türkei und die Fahrt zu unserem Stellplatz in Istanbul besprochen. Wir bekamen eine Anreisebeschreibung zu dem Parkplatz, der für zwei Nächte unser Stellplatz sein sollte mit einer GPS-Angabe. Bei Eingabe in meinen Garmin Stellte ich fest, daß wir im Wasser übernachten müssen. Schon in den letzten Tagen waren die GPS-Angaben nicht sehr genau gewesen, nur mußte man da nicht allein durch Istanbul fahren, mit einer "nicht guten" Beschreibung. Begründung für eine Ablehnung des Konvoi-Fahrens: In so einer Großstadt legt man mit so vielen Fahrzeugen im Konvoi den Verkehr lahm. So ein Blödsinn! Schon zwei Mal bin ich nach Istanbul rein im Konvoi gefahren, einmal sogar mit Heinrich! Wir haben den Verkehr nicht lahmgelegt. Gilt die Begründung für andere Großstädte wie Teheran, Peking nicht? Ich bin gespannt, wie das morgen wird!
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