Entdeckerreise 2007: Auf den Spuren Marco Polos

Bericht 2



20.04.07 bis

Durch Österreich nach Venedig

700 km

25.04.07

Leckeres Rezept: Scheiterhaufen


Nach Irdning, Österreich, 20.04.07

Schon früh stehen wir auf, es hält uns nicht mehr im Bett, unsere Freunde in Österreich warten auf uns. Vom Wetter werden wir verwöhnt, blauer Himmel und Sonnenschein und die nächsten Tage bis zu 22° C. Berge von über 2000 m erwarten uns. Juhu!

In Österreich ist der Löwenzahl zum Teil bereits verblüht, Wiesen voller Butterblumen begrüßen uns. Unser Etappenziel ist der Attersee mit herrlich klaren, blauem Wasser. Auch hier sind die Straßen noch menschenleer.

Die ersten 1000 km sind wir nun gefahren und wir haben schon so viel Schönes gesehen und erlebt.

Zum ersten Mal stelle ich den Garmin auf unser Ziel ein und prompt will uns eine etwas heisere Damenstimme von der Strasse weglotsen. Wir ignorieren sie, sie bietet uns Alternativen an, die wir auch ignorieren und schließlich schaltet sie ab und auf Übersichtskarte um. Das ist uns auch lieber, so ist Ruhe im Auto und mein Navigator macht das viel besser!

Nach der herzlichen Begrüßung bei Elfi und Gerd genießen wir den Austausch von Erinnerungen an die gemeinsamen Reisen "Rund um das schwarze Meer," "Griechenland, Türkei - eine Reise in die Antike" und "Island".

Irdning, Österreich, 21.04.07

Gerd zeigt uns eine nahegelegene Alm, wunderschöne Wege am Berg und das Dorf Pürgg, in dem er geboren wurde. Natürlich habe ich mich sofort in das kleine Dorf mit schöner Dorfkirche am Hang verliebt. Jeder Blick ist schöner als der letzte und uns bleibt die Luft weg, wie herrlich der Blick auf den "Hausberg", den Grimming (2500 m) ist. Mit Klönen verging der Tag wie im Flug. Elfi und Gerd fahren jetzt in eine Therme in Moravske in Slowenien, um sich in Petroleum zu suhlen. Danach sind sie fit für eine Reise durch das Land der Skipetaren (Albanien) - und Marokko mit dem Womo im Herbst ist auch schon gebucht!

Was sind wir froh und erleichtert, daß es Elfi nach der schweren Krankheit wieder so gut geht und sie voller Elan am Planen ist! Laß dich weiterhin nicht unterkriegen, Elfi!

Nach Döbriach am Millstädter See, 22.04.07

Die Trennung fiel uns nicht leicht, doch eine lachende Elfi in der Haustür als Vordergrund für den majestätischen Grimming nehmen wir mit. Zum Abschied haben wir noch eine schönes Rezept: Elfis "Scheiterhaufen" für alle jungen und alten Leckermäuler und besonders schenken wir dieses Rezept Micha und unseren Senioren in unsern Seniorenwohngemeinschaften. Möge es allen gut schmecken und ein bißchen Reiseträume zulassen:

Scheiterhaufen
6 Semmeln (altbacken)
¼ ltr. Milch
2 Eier
½ kg Äpfel
50 gr. Nüsse
50 gr. Rosinen
50 gr. Magarine
50 gr. Zucker
Zimt
Margarine zum Einfetten
  1. Semmeln blättrig schneiden, Milch mit Eiern verquirlen, über die Semmeln gießen und ca. 10 Minuten durchziehen lassen.
  2. Äpfel schälen und blättrig schneiden, Nüsse grob hacken.
  3. In eine befettete Auflaufschüssel Semmelmasse schichtweise einlegen, jede Schicht mit Rosinen, Nüssen und Äpfeln belegen, mit Zucker und Zimt bestreuen und mit Margarineflocken aufsetzen. Den Abschluß bildet eine Semmelschicht.

  4. Scheiterhaufen bei 180° ca. ½ Stunde backen.
  5. Guten Appetit und liebe Grüße.

Ich könnte jetzt sagen: "China ruft," doch das ist noch so unwirklich, dass es ein Märchen sein kann. "Die Berge rufen" ist da schon realistischer. Kaiserwetter - stahlblauer Himmel, hellgrünes Gras, noch weiße Gipfel mit einer strahlenden Sonne darüber - begleitet uns durch die Radstädter Tauern. Mehrmals halten wir an, um den Blick und die Luft zu genießen. Auf dem Weg zum Paß begleiten uns die (hier) hellgelben Kugeln der Himmelschlüssel (primula veris). Schnell sind wir höher als der Schnee und trotz Sonne wird der Wind kalt. In Obertauern begegnen uns die ersten Skifahrer und die Lifte sind noch in Betrieb.

Den Katschbergpaß (1641 m) mit 15% Steigung nimmt unser 4-Tonner mit links. Auf der Höhe haben wir uns eine lange Pause verdient. 21% Gefälle waren danach auch keine Schwierigkeit mehr. Da es keine Stellplätze hier gibt, biegen wir zum Millstädter See ab, der mehrere Campingplätze aufweist; doch wir müssen bis um zum Ende des Sees nach Döbriach fahren, bis wir einen Campingplatz finden, der geöffnet hat. In der Regel öffnen die Plätze erst zum 1. Mai. Das Klima ist hier völlig anders: die Luft ist warm und weich wie im Süden.

Wir sind die einzigen Gäste auf dem Platz. Der Platzwart erzählt uns, wie herrlich heute sein Skifahren auf dem Gletscher war und daß er seine vielen Engelstrompeten in den Badezimmern das Zeltplatzes überwintert.

Nach Tessenberg, Campingplatz Lienzer Dolomiten, 23.04.07

Am nächsten Morgen stellt sich heraus, daß der Platzwart bereits 77 Jahre ist (und noch Ski fährt). Die Geister scheiden sich bei der Aussicht, nach China zu fahren. Die Reaktionen der Menschen, denen wir unterwegs begegnen, sind völlig unterschiedlich. Der Platzwart gehört zu den Menschen, denen völlig unverständlich ist, warum man ein solches Abenteuer erleben möchte. Sehr viele Menschen jedoch träumen mit uns und sind in Gedanken bei uns.

Wir fahren durch das Obertrauntal, leider hat man hier - bei herrlicher Sicht auf die Gailtaler Alpen (2371 m) mit ihren Schneespitzen - die Parkplätze vergessen, so daß wir erst um 13.30 Uhr zu unserer Mittagspause mit frischen Erdbeeren kommen. Was geht es uns so gut!

Wir schwitzen heute tüchtig. Laut Anzeige ist die Fahrbahntemperatur 35° C. Leider ist kein Platz zum Übernachten im Atlas zu finden, doch der promobil Reiseplaner auf dem Laptop führt uns zu dem Campingplatz Lienzer Dolomiten in Tessenberg, auf dem wir - o Wunder - noch zwei Wohnmobile vorfinden: aus Hamburg und Bad Segeberg. Die Norddeutschen scheinen eben sehr reisefreudig zu sein.

Nach Cimolais in den Dolomiten, 24.04.07

Drei Regentropfen gestern Abend scheinen das Ende der sonnigen Zeit eingetröpfelt zu haben, denn heute bleibt der Himmel grau.

Mit "einen schönen Eisenhut haben Sie" fängt am nächsten Morgen der Plausch über die Stauden (mehrjährige Blumen) in den Holztrögen auf dem Campingplatz an. Und wieder habe ich etwas dazugelernt: nicht zum Winterschutz stehen die Pflanzen in Holztrögen sondern es geht darum, daß beim "Schneeräumen" nichts im Weg ist. Wie üblich in Österreich ist der kleine Garten für Blumen und Kräuter von einem kurzen Lattenzaun eingefaßt. Wir konnten gemeinsam die Pfingstrosen, das tränende Herz, den Phlox, den Rittersporn und den dicken dunkelgrünen Eisenhut und viele andere Stauden bewundern. Die satte grüne Kraft haben die Pflanzen vom Kompost. Immer wieder wird in den Gesprächen mit den alten Pflanzenliebhabern betont "nur natürlicher Dünger" wird verwendet. - Eine Freundin sät der Platzwartin jedes Jahr die verschiedensten Blumen aus und fragt schon an "wieviel Platz hast du, wie viele darf ich dir bringen?".

So halten wir es auch in Brettorf, schon über 30 Jahre und viele in Vergessenheit geratene alte Staudensorten haben ihren Weg wieder in die Gärten gefunden.

Nach ein paar Kilometern schon befinden wir uns in Italien. Bei der Fahrt über die italienische Grenze (bestehend aus einen Schild "Italien") stellen wir fest, daß es ein völlig anderes Gefühl ist, ohne Sonne durch die Bergwelt zu fahren. Bella Italia begrüßt uns mit grauem Himmel.

Im Naturpark Sextner Dolomiten umgeben uns die 3000er Gipfel! Die ersten Häuser in Italien, wildromantisch aber ärmlich. Die Namen der Dörfer sind noch in Deutsch und Italienisch (Südtirol). In manchen Bergdörfern, die wir durchqueren, sind bereits 3 von 5 Häusern verlassen.

"Man muß doch sparsam sein", das ist der Ausspruch der Kellnerin aus Vincence im Restaurant -Tre - Cime (Drei Zinnenblick). Das Tal und der Blick sind berauschend. Millionen von kleinen weißen und blauen Wildkrokussen bedecken den Boden. Wir sind wie im Rausch. Dass es etwas so Schönes gibt! Unsere Bilder sind entsprechend beredt. Vorsichtig laufen wir durch diese Pracht und genießen jeden Blick. Wir können jetzt schon sicher sein, daß wir dieses Erlebnis nie vergessen werden.

Auch der erste italienischen Cappuccino und Latte Macciato haben es in sich. Der Kaffee ist in Italien einfach gut. Unsere Stimmung: glücklich. - "Sehr schön, aber einsam" nennt die Kellnerin den Platz und deshalb muß sie ab und zu nach Hause fahren (Vincence). Auf den Tresen stellt sie eine große Schüssel mit kleingeschnittenem alten Brot. Diese Brotstückchen ißt man hier zum Aperitif.

Am Lago die Landro ist noch alles geschlossen, so bleibt uns nur ein schönes Foto mit den sich im See spiegelnden Bergen und wir müssen Abschied nehmen von diesem wunderschönen Eckchen.

Wieder einmal haben wir die Chance Neues zu lernen. Nachdem wir einen schönen Stellplatz (vor dem geschlossenen Campingplatz, der erstn15.06.! öffnet) in einem wildromantischen einsamen Tal (Cimolais) gefunden haben, sehen wir junge Männer mit Tüten und Blicken auf dem Boden etwas suchen. Natürlich muß ich hin und fragen. Sprachprobleme gibt es nicht. Sie sammeln die Spitzen einer Pflanze, die nur jetzt im Frühjahr gepflückt werden kann. Diese wird als Gemüse gekocht. Eine sehr mühseliges Essen, wenn man allein für das Pflücken einer halben Tüte eine Stunde braucht. Leider hat uns unser Pflanzenbestimmungsbuch nicht weiter geholfen. Genannt wird dieses Essen Pestis, vielleicht weiß jemand mehr.

Im Lauf es Abends kommen noch zwei Womos, ein Italiener und ein Franzose. Dies ist der einzige Zeltplatz weit und breit und kann es sich leisten, diesen Verdienst durch die Lappen gehen zu lassen.

Nach Venezia, 25.04.07

Am Morgen wecke uns vielfältiges italienisches Geschnatter: ca. 20 Fahrzeuge stehen um uns herum und es werden Picknickzeug und Angeln ausgeladen. Unser einsames Adlertal verwandelt sich zu einem Treffen aller angelfreudigen Italiener. Es scheint ein italienischer Feiertag zu sein. Später erfahren wir "Tag der Befreiung vom Faschismus". Man sitzt mit Freunden und Familien im ca. 50 m breiten Flußbett des Piave und macht Picknick; so schnell kann der Traum vom einsamen Tal verfliegen. Wir nehmen Abschied, es ist schon mehr eine Flucht und fahren Richtung Meer. Auch in allen Flußnebentälern findet Familien-Picknick im Flußbett statt und die Picknick-Area am nahen Stausee (Commune Valcellina) ist voller Menschen, überall im Wald sind Bänke und Tische und es wird fröhlich gegrillt. Wir finden in einem kleinen Dorf eine Paneficia und können endlich frisches Baguette, Tomaten und Obst einkaufen. Was für ein Glück, denn die Fahrt danach geht nur durch feiertagsstille Städte.

Die Sonne lacht wieder, schon wird die Landschaft flach und die Straßen sind hier menschenleer. Die ersten Wiesen sind bereits geheut und das Korn steht schon einen halben Meer hoch, es blüht der Klatschmohn, Rosen, Iris, Akelei, Glyzinien und Jasmin; mediterranes Flair umgibt uns.

Eigentlich wollten wir noch ans Meer nördlich von Venedig, doch die Landschaft wandelte sich in eine unendliche Industrielandschaft, daß wir zum Campingplatz Fusina durchfuhren. Die Beschreibung im Führer war zwar wenig vielversprechend, doch wenn man den Blick nicht nach links auf die riesige Fabrikruine wendet, sondern geradeaus oder nach rechts schweifen läßt, dann hat man einen wunderbaren Blick über die Lagune auf die Skyline von Venedig. Auf dem reservierten Areal waren bereits 5 Wagen eingetroffen, was uns verwunderte, ist doch erst morgen Treffen. Doch haben Andere andere Erfahrungen gemacht, sie waren gewohnt, daß drei Tage vorher alle da waren!


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