Entdeckerreise 2007: Auf den Spuren Marco Polos

Bericht 12: Usbekistan - Tashkent, Fergana



02.06.07 bis

Nach Tashkent (UZB)

04.06.07
05.06.07

Tashkent (UZB)
Nach Fergana (UZB)


Nach Tashkent, 02.06.07 (UZB)

Der Morgen ist kühl und klar, der Himmel strahlend blau und wir verabschieden uns von Samarkand. Heute geht es wieder in die Berge. An Reisfeldern vorbei führt uns die Strecke. Überall stehen Menschen an der Straße und warten auf die Busse. Manche Frauen tragen ihre Röcke schon 30 cm kürzer. An einem ganz normalen Tag trägt man hier schwarz-goldene Kleider mit Stickereien oder rosa-goldene Kleider mit Tüll, die jedem Theater-Premiere-Gang gewachsen wären. Der Phantasie und Farbvielfalt sind keine Grenzen gesetzt.

Wir haben noch Glück und erfahren Anfang Juni das noch "kühlere" Klima von nur 35 °, in den nächsten drei Monaten wird der Wind abnehmen und es wird bis zu 45° heiß werden. Am Straßenrand sehen wir alte Männer und Frauen die eine Kuh oder ein Kälbchen am Strick zum Weiden führen. Das bedeutet für sie eine Aufbesserung der Rente, die ca. 10 Euro pro Monat beträgt. Das Durchschnittseinkommen sind 50 Euro pro Monat. Eine Bäuerin sitzt am Straßenrand mit großer Milchkanne und verkauft Milch. Die entsprechenden Schraubgläser liefert sie dazu.

Die Menschen hier gehen gemächlich, vielleicht ein Obulus an die Hitze. Niemand hastet. Man hat Zeit miteinander zu reden, freundlich zu winken, wenn wir vorüber fahren und vielleicht ein wenig von der Fremde zu träumen. Selten begegnen wir Tankstellen, es gibt wenig Autos und der Tankwart und der Mechaniker sitzen auf ihren Fersen und träumen in den Tag. Im Osten von uns ist Grenze von Tadschikistan und die ersten 5000er Berge grüßen uns mit Schneeflecken und locken.

Hatte Marco Polo noch von "einer Ebene, in der alle Früchte wuchsen, die man sich nur wünschen kann," gesprochen, ist diese Vielfalt riesigen Baumwollfeldern (im staatlichen Besitz) gewichen, die sich mit Kornfeldern abwechseln, mal sieht man auch Mais oder eine Obstplantage. LandarbeiterInnen sind mit der Hacke unterwegs um Unkraut zu hacken, selten sieht man urtümliche Dreiradtraktoren, die die Reihen bearbeiten. Es ist für uns schwer vorstellbar, in dieser Hitze noch körperlich zu arbeiten. Die ersten Kornfelder werden bereits abgeerntet.

Oft wird die Straße von 2 bis 3 Reihen alter Bäume gesäumt, der untere Bereich der Baumstämme ist weiß gestrichen. Die Landarbeiter halten hier ebenso ihre Mittagspause wie Lastwagenfahrer, Rinder- und Schafherden ruhen hier im Schatten und vor den Häusern sind kleine Gaststätten im Schatten für eine gemütliche Rast.

Die Einfahrt nach Taschkent ist mit unserer Polizeieskorte unspektakulär, viele Autos sind nicht unterwegs. Wir erfahren, daß unser Standplatz heute auf einem Schießplatz sein wird. Tatsächlich öffnet sich ein Tor, auf dem ein Schütze abgebildet ist. Wir stehen unter alten Platanen wunderschön im Grünen. Wie zur Begrüßung kommen gleich ein paar Sportschützen und ballern in der Gegend herum, da aber sogar unser Guide Larissa bei jedem Schuß zusammenzuckt, hören sie bald wieder auf.

Tashkent, 03.06.07 (UZB)

Stadtbesichtigung. Nach einem verheerenden Erdbeben 1966, dessen Epizentrum mitten in Tashkent lag und bei dem kaum ein Stein auf dem anderen blieb, wurde die Stadt sozialistisch-typisch wieder aufgebaut, was heißt, daß es wenig Sehenswertes gab. Ein Springbrunnen in Form einer offenen Baumwollblüte vor dem Opernhaus, ein Reiterstandbild Timurs, der Unabhängigkeitsplatz mit einem Denkmal der Welt mit Usbekistan und Mutter Erde auf dem Sockel Lenins. Dann fuhr der Bus noch ein wenig in der Stadt herum - ob der Fernsehturm und die deutsche Botschaft sehenswert sind, mag dahingestellt sein.

An einem Supermarkt, an dem alles was das Herz begehrte und noch vieles mehr bekam, füllten wir unsere Vorräte auf - um dann später zu hören, daß nach China nicht nur keine frischen Obst- und Gemüsesachen, sondern auch sämtliche Milchprodukte nicht eingeführt werden dürfen. Darauf lassen wir es ankommen.

Am Nachmittag war ein Museumsbesuch angesetzt, den ich ausfallen ließ. Vor dem Womo sitzend kam ich mir vor wie in einem Kleingarten. Der Himmel bezog sich, es grummelte in der Ferne, Wind setzte ein, so ließ es sich herrlich aushalten. Der Regen bleib aus.

Zu dem Schießplatz gehört auch ein kleines Restaurant, in das Pestroika am Abend zum Essen einlud.

Tashkent, 04.06.07 (UZB)

Ruhetag. Der bedeckte Himmel von gestern war geblieben, die Temperatur auf erträgliche 27°C gefallen. So konnte man es aushalten. Es setzte sogar ein leichter Regen ein, der bei Allen, die Wäsche draußen hängen hatten, eine leichte Hektik aufkommen ließ. Ein Mann vom Schießplatz fing an, unsere Autos zu waschen, die es bitter nötig haben. Ob er es noch bis zu uns schafft?

Ein paar Worte zum Internet.

In Turkmenistan gab es in den Hotels Internet-PCs. Man kam sogar ins Netz, doch der Bildaufbau war so quälend langsam, daß einem die Lust verging. Übers Handy habe ich keine Verbindung bekommen, konnte auch nicht telefonieren, aber angerufen werden.

Hier in Usbekistan kommt man über die Internet-PCs der Hotels zwar ins Netz, aber nur auf die Eingangsseite. Folgeseiten wird der Zugang verwehrt, womit auch keine E-Mails abrufbar sind. Übers Handy geht das Telefonieren und das Internet gut, wenn als Vorwahl 81049 genommen wird. Als Einwahlknoten funktioniert nur Berlin.

Der internationale Zugang von T-Online kennt Turkmenistan nicht, im Usbekistan wird kein Zugang zugelassen.

Ins Fergana-Tal Fergana, 05.06.07 (UZB)

Eigentlich sollte laut Plan die Fahrt über Symkent (Kasachstan) und Taras (KAS) nach Bishkek in Kirgistan gehen mit dem Nachteil, für zwei Tage Transit zwei Grenzübergänge in Kauf nehmen zu müssen. Inzwischen ist aber die Straße durch das Ferganatal fertiggestellt und das Ferganatal, in dem es in früheren Jahren Unruhen gegeben hatte, für Touristen freigegeben worden. Diese Strecke werden wir also fahren mit dem Vorteil, die zwei kasachischen Grenzen zu sparen.

Die Überschrift für diesen Tag: Ist schon Diesel da?

Ohne Bedauern verließen wir am Morgen Taschkent. Schnell noch ein frisches Fladenbrot bei einer Straßenhändlerin gekauft und schon ging es los. O Wunder, wir fuhren ohne Polizeieskorte vom Platz los und kamen ohne Schäden wie normale Autofahrer mit Stop an jeder roten Ampel durch die Stadt! Trotzdem dauerte es über eine Stunde und 46 km bis wir endlich die Stadtgrenze erreichten. Nun ging es wieder an reifen Kornfeldern vorbei. Im privaten Anbau wird das Korn noch mit der Sichel geschnitten und per Hand zusammengebunden. Wir sahen wieder viele Baumwollfelder und Obstplantagen. Pflaumen jeder Art, Farbe und Größe, herrliche Kirschen und die ersten Klaräpfel werden an der Straße angeboten.

Unsere Reisebegleiterin Larissa hat ihre Versprechen nicht eingehalten und uns keine weitergehenden Informationen zu Land und Leuten gegeben, die über die offizielle Verlautbarung hinausgehen. Wir vermuten Absicht.

An jeder Tankstelle hieß es: wir schauen mal ob schon Diesel da ist. Aber wir hatten lange kein Glück, viele Tankstellen fuhren wir an, bis es endlich hieß, es ist Diesel da, wir können tanken!

Hinter Taschkent wurde die Landschaft schnell hügelig und die ersten Berge tauchten auf, so wie wir es lieben. Die Häuser in den Dörfern sind sehr klein und bescheiden, oft sind die Gärten und der Viehstall von Lehmmauern umgeben. Selten sind in den Gärten Paprika, Tomaten, Aubergine oder Gurken und Kürbisse zu finden. Oft haben die Häuser einen Laubengang aus Wein, hier findet sich dann im Schatten ein großes Diwan, auf dem die Mittagsruhe oder der Abendausklang stattfinden können.

Der Himmel bedeckte sich und die Sicht wurde diesig. Wind trieb den Sand über das Land. Und wieder hatten wir kaum Sicht auf die Berge. Ist vielleicht auch besser so, denn zwischen den Bergketten (Chatkalrange 4.045 m und Qurqnatiz 2.889 m) sollten wir zum Kamchlik Paß (2.267 m) kommen. Raimund hatte bereits seinen zweiten Platten und ließ seinen Reifen in Ahangaran reparieren. Wir mußten alle warten, weil wir nur gemeinsam unter Polizeibegleitung den Paß fahren durften, wie uns die inzwischen eingetroffene Eskorte erklärte. Die Grenze ist sehr nahe und der Rauschgiftschmuggel von Afghanistan über Tadschikistan ist groß. Inzwischen wird von der Seidenstraße immer öfter als neuem Drogenhighway gesprochen. Diese Erklärung legten wir uns zurecht, etwas besseres Plausibleres haben wir nicht.

Endlich konnten wir losfahren. Die Straße hatte es in sich, auf weiten Strecken verwitterte Betonplatten, aus denen die Armierung schon herausschaute, dann Schlaglöcher dicht an dicht und wir holperten entsprechend. Der Anstieg war auch nicht von Pappe, wenn es auch nur auf 2.267 m ging. Da war an Konvoifahren nicht zu denken. Am Berg muß jeder Fahren, wie es dem Wagen am Besten tut.

Den Paß bildete ein Tunnel, der zu der Straße paßte. Unbeleuchtet, Schlaglöcher, unbeleuchtete Baustellen erklärten das Fotografierverbot (:). Nach einer dreiviertel Stunde waren die Letzten an der Sammelstelle erschienen. Wermutstropfen: Wagen 1 hatte Motorprobleme, das Kühlwasser verschwand. Auffüllen half wenigstens bis zum Stellplatz in Fergana. Den erreichten wir um 18:00 Uhr. Wieder standen wir an einem Hotel neben einem Freizeitpark, aus dem die Musik von zwei Discos dröhnte.

Nach einigen Telefonaten mit Deutschland war klar, daß die Wasserpumpe ausgetauscht werden mußte, die zum Glück an Bord war, denn so ein Ersatzteil für einen amerikanischen Winnebago ist nicht an jeder Ecke zu bekommen. Zwei Mechaniker machten sich noch am Abend an die Arbeit und bis um 01:30 Uhr war die neue Pumpe tatsächlich montiert. Unserer Weiterfahrt stand nichts mehr im Wege.

Schadenstatistik (kumuliert):
was Ort Folgen / Maßnahmen Wagen
1 Reifen Teheran  
15
Batterieladegerät Teheran Neues aus D eingeflogen
5
1 Abdrängen an die Leitplanke Ausfahrt aus Teheran Kuhfänger verbogen, dicke Schramme an der Seite
15
Hergang nicht bemerkt Ausfahrt aus Teheran Dicke Schramme an der Seite
4
1 Reifen Ashgabat Metallventil eingebaut
11
1 Reifen Tashkent (Gummiventil) Metallventil eingebaut
11
1 Reifen läßt Luft UZB-Grenze, Samarkand Alle zwei Tage 1 bar nachfüllen
5
Kühler undicht Tashkent Ausbau und löten lassen
Diesel-Vorheizung Tashkent Ersatzteil aus D eingeflogen
3
1 Reifen Fergana Flicken lassen
15
Wasserpumpe defekt Fergana Neue eingebaut
1


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