Entdeckerreise 2007: Auf den Spuren Marco Polos

Bericht 10: Usbekistan - Buchara



27.05.07 bis

Nach Buchara (UZB)

29.05.07

Buchara (UZB)


Nach Buchara, 27.05.07 (UZB)

Wieder knapp 400 km lagen vor uns, 250 km durch die Wüste nach Turkmanabat. Auf dieser Strecke gab es keine Dörfer mehr, das Grün der Tamarisken verschwand immer mehr, die Dromedare, den wir begegneten, hatten es schwer, genug zu fressen zu finden, der Sand leckte vielerorts auf die Straße, die Sonne brannte unerbittlich. Flasche um Flasche Wasser wurde aus dem Kühlschrank geholt und möglichst schnell getrunken, da es innerhalb kürzester Zeit kochte. Es wurde ebenso schnell wieder ausgeschwitzt, so daß ein Toilettengang nicht notwendig wurde. Das ganze Wohnmobil ist so stark aufgeheizt, daß selbst das Trinkwasser im innenliegendem Tank 35° warm ist. Das Problem besteht dann beim Schlafengehen, da die Matratze nicht kühl zu bekommen ist.

Bei einer Pause stellte ich fest, daß mein vorderer rechter Reifen ein wenig platt aussah. Eine Messung ergab nur noch 2,6 bar. Da das Fahrzeug von Frans einen Kompressor eingebaut hat, war es nicht schwer, ihn auf wieder 6 bar aufzupumpen. Ich muß ihn beobachten.

Kurz hinter Turkmanabat kamen wir zum Amu-Darja, der heute noch von einer von den Sowjets gebauten Pontonbrücke überspannt ist. Zum Überqueren mußten wir 52 $ und 110.000 Manat (5$) entrichtet werden und das Carnet des Passages wurde kontrolliert. Die ganze Prozedur dauerte mehr als zwei Stunden.

Nach 20 km war dann die Grenze nach Usbekistan erreicht. Die Abfertigung auf der turkmenischen Seite war für turkmenische Verhältnisse unspektakulär, zwei Stunden Wartezeit, dann war die usbekische Seite erreicht.

Hier wartete schon Larissa, unser usbekischer Guide auf uns. Sie machte den Eindruck einer sowjetischen Kommandeuse, deren Resolutheit uns sicher durch die Kontrollen schleuste, die humaner ausfielen, als wir es bisher gewohnt waren.
Hinter der Grenze warteten zwei Polizeiwagen auf uns, die uns nach Buchara begleiteten. Vor und hinter uns Blaulicht, das habe ich zuletzt in Georgien erwähnt.

Die Polizeiwagen konnten nicht verhindern, daß wir nur Schritttempo fahren konnten, die Straßen ließen größere Geschwindigkeiten nicht zu. Die in der Karte verzeichnete vierspurige Straße schien wohl noch in der Planung zu sein. 100 km waren es noch bis Buchara. Wir durchfuhren einige Dörfer und der Unterschied zu Turkmenistan wurde deutlich: Waren die Kleider in Turkmenistan bunt, aber die Farben von Socken, Beinkleidern, Kleid und Kopftuch bissen sich fürchterlich, so waren die Farben hier aufeinander abgestimmt, die Beinkleider waren aus demselben Stoff wie das Kleid, der Rest paßte vorzüglich. Zweiter Unterschied: hier winkten die Menschen wieder, was wir in Turkmenistan vermißt hatten.

Nachdem die Straßen endlich besser geworden waren und wir bei Dunkelheit endlich Buchara erreichten, wurde der dritte Unterschied deutlich: hatten wir in Turkmenistan nur ein einziges kleines Geschäft entdecken können, gab es hier viele kleine Läden und - zu unserer Freude - viele kleine Cafés und Restaurants. Hier machte sich die Polizeieskorte bemerkbar: jede Kreuzung wurde für uns freigeräumt, wir fuhren auch bei Rot durch.

Nach 14 Stunden Staub, Hitze, Gerüttel kamen wir auf unserem Stellplatz am Hotel an und konnten nur noch ins Bett fallen, egal wie warm es war.

Buchara, 28.05.07 (UZB)

Buchara - das klingt für mich nach 1001 Nacht und heute wir hindurchspazieren!

Durch Usbekistan verlief seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. die nördliche Route der Seidenstraße, die das Römische Reich mit China verband. Bis zum 11. Jahrhundert gehörte das heutige Usbekistan, dessen östliche Teile seit 2.000 BC von iranischen Völkern besiedelt waren, zu verschiedenen Reichen, u. a. zu dem der Perser, Griechen und Araber. Im 13. Jahrhundert überrannten die Mongolen Zentralasien und unterwarfen auch Usbekistan. Ein Jahrhundert später übernahm Tamerlan, der von einem Turkvolk abstammte, die Macht. Unter ihm wurden Buchara , Samarkand und Taschkent zu den schönsten Städten der islamischen Welt.

Mit dem Bus kam auch Bella, unsere Stadtführerin, die uns ihre Stadt zeigte und erklärte und auf alle Fragen eine Antwort hatte.

Quer über die Altstadt verteilt, bietet Buchara so viele Moscheen und Medresen, daß man Tage braucht, um den wichtigsten Teil zu sehen. Viele Moscheen sind zu Museen oder Souvenirgeschäften umfunktioniert worden.

Die Stadt besitzt zahlreiche sehenswerte Baudenkmäler, darunter viele Moscheen wie die Moschee Bala Haus, die 1712 fertig gestellt wurde. Zu den meistbesuchten Stätten gehört das 942 vollendete Ismail-Samani-Mausoleum, die Grabstätte mehrerer Machthaber der Samaniden-Dynastie. Trotz seiner bescheidenen Ausmaße ist das würfelförmige Bauwerk ein bedeutendes architektonisches Zeugnis, das die hohe Kunstfertigkeit gegen Ende des 1. Jahrtausends dokumentiert. Zu den Wahrzeichen von Buchara zählt auch das circa 50 Meter hohe Minarett Kalan, das nach seiner Fertigstellung im 12. Jahrhundert den Karawanen schon aus großer Entfernung als Orientierung diente. Die Stadt ist Sitz zahlreicher Koranschulen, darunter auch eine für Frauen.

Der Lab-e Haus Komplex gehörte zu den wichtigsten Handelsplätzen. Hier nahm die Hauptgeschäftsstraße ihren Anfang. Seinen Namen verdankt der Platz einem Wasserbecken (haus), das regelmäßig aus dem Fluß Sarafschan gefüllt wird. Bis zu 500 Jahre alte Maulbeerbäume säumen die Ränder des Beckens und bieten mehreren Cafés schattigen Platz, wo es sich herrlich in das Wasser träumen läßt, in dem sich wie vor Hunderten von Jahren monumentale Bauwerke spiegeln: die Medrese Kukuldasch, die Pilgerherberge Chanaka Nadir Diwan-Begi und die Medrese Nadir Diwan-Begi.

Das historische Zentrum von Buchara wurde von der UNESCO 1993 zum Weltkulturerbe erklärt.

Die ausführliche Beschreibung der Bauwerke überlasse ich den Reiseführern, die auf vielen Seiten ausführlich über jedes Bauwerk schwärmen. Vielleicht spiegeln ja auch meine Fotos, die ich nach der Reise zusammenstelle, ein wenig von meiner Begeisterung wider.

Am Abend wurden wir von Perestroika in den Innenhof der ehemaligen Medrese Nadir Diwan-Begi zu einer Folkloreveranstaltung und Essen eingeladen. Die Folkloredarbietung war nur mäßig, das Hauptaugenmerk wurde auf eine Modenschau gelegt, bei der traditionelle Stoffe und traditionelle Schnitte zu neuen Kreationen komponiert wurden, die auch im Westen gut zu tragen sind und positives Aufsehen erregen werden. Sie zeigen auch den Aufbruchwillen dieser Nation.

Buchara, 29.05.07 (UZB)

Heute war Ruhetag oder soll ich lieber sagen Unruhetag? Rund um herum ist ein Putzen und Werkeln im Gange. Da werden Autos abgeschmiert, Luftbälge gerichtet, Kraftstoffpumpen gesäubert, Wäsche gewaschen, ja sogar das Womo wird vor dem Hotel gewaschen!

Ich hatte heute Morgen endlich wieder Internet-Verbindung und konnte E-Mails abholen und habe viele Glückwünsche erhalten. Vielen Dank für die guten Wünsche!

Das Netz animierte mich, meinen Bericht Stand zu bringen. Hoffentlich funktioniert das Netz heute Abend noch!


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