Rund um das Schwarze Meer 2003: Von Trabzon nach Dubrovnik



Gestern Abend gab Perestroika ein Essen im Restaurant des Campingplatzes. Es gab - wie sollte es in dieser Gegend anders sein - Forelle vom Grill. Und, um es kurz zu machen, sie war enttäuschend. Deshalb fiel es uns leicht, früh ins Bett zu gehen, denn um 06:00 Uhr sollte Start sein, da wir nicht wußten, was uns an der georgischen Grenze erwartet.

Do, 18.9.: Trabzon - Batumi: Es regnete die ganze Nacht und es hörte auch den ganzen Tag nicht auf.
Bei Rize kommen wir in das türkische Teeanbaugebiet und der Reiseführer übertreibt nicht, wenn er sagt, daß Tee in jedem Hinterhof angebaut wird. Er wird auch auf Mittelstreifen und Straßenrändern, an steilsten Berghängen angebaut. Er sieht aus wie Buchsbaum mit etwas größeren Blättern, und da nur die äußeren frischen Blätter geerntet werden, sehen die Teebüsche bald wie ein großer Teppich aus.

An der Küstenstraße ändert sich nichts, es geht so weiter wie die 1000 km vorher: Baustelle, neue vierspurige Straße, alte zweispurige Straße, Stadt.
Regen, Regen, Regen ....

Nach 200 km stehen wir an der Grenze. Die Ausreise aus der Türkei ist harmlos. Stempel, Zollkontrolle, freundliches Lächeln, nach 44 min. sind wir durch.
Die georgische Grenze. 16 deutsche Wohnmobile. Konvoi. Noch nie gesehen. Invasion? Erst vorfahren, Paß vorzeigen, dann mußte das Fahrzeug wieder zurückkommen, damit der Paßbeamte sehen konnte, was da eingeführt wurde.
Warten. Warten. Warten.
Nächstes Guckloch im nächsten Schalter, die Pässe werden in den Computer eingegeben. Nächstes Guckloch im Schalter nebenan, eingeben des Fahrzeugscheins. Scheinbar hat der noch nie einen deutschen Kfz-Schein gesehen. Wo ist der Hersteller? Wo die Fahrgestellnummer? Wo steht die Autonummer? Bitte buchstabieren. Das versteht er erst recht nicht. Aber er kassiert 8 Euro (gegen Quittung) für das Ausfüllen und gibt dann noch einmal unsere Pässe in den Computer ein (!). Vernetzung scheint es hier nicht zu geben.
Es geht mit dem Fahrzeug in eine Halle. Ein Soldat betritt das Wohnmobil. "Control Machines?" Ich verstehe nicht. Meint der Radio? Von meinem Funkgerät erzähle ich nichts. Er wiederholt es ein paar mal, dann "guns, narcotics?" Ich verneine vehement. Ihm wird das Spiel zu langweilig, ich bin zu begriffsstutzig. Also direkt: " 3 Dollar." Aah! Ich grinse, gebe ihm die drei Dollar. Er grinst, gibt mir die Hand und verläßt das Wohnmobil.
Nächste Halle, die Autodaten werden erneut in einen Computer gehackt, ein DIN-A4 Bogen ausgedruckt, abgestempelt und 10 Dollar für temporäre Kfz-Einfuhr kassiert. Diesen Zettel brauchen wir für die Ausreise. Dann warten wir wieder. Heinrich Reiseleiter verhandelt zäh mit der nächsten Stelle. Die wollen laut Tafel 230 Lari (= 100 Euro) Straßenbenutzungsgebühr haben. Wie immer sind die verhandlungsfähig, je nach dem, wo man Wohnmobile einstuft. Heinrich droht: "Entweder deutlich weniger, oder wir drehen um und dann seht ihr gar nichts!" Schließlich einigt man sich auf 115 Lari (= 50 Euro). Na also. Nach 2 Stunden und 15 Minuten sind wir in Georgien. Und wir hatten uns schon auf eine viel längere Zeit eingerichtet.

Georgien beginnt mit neuen Gefühlen: Vorweg fährt jetzt ein Polizeiwagen mit Blaulicht und Martinshorn. Er scheucht alle Wagen zur Seite, sie müssen warten, bis unser Konvoi durch ist. Manchmal tun sie es. Liegt es an dem Polizeiwagen, daß die Leute nicht so überschwenglich freundlich sind wie in der Türkei?
Den zweiten Tag schüttet es in Georgien und die Straßen Batumis stehen bis zu 40 cm unter Wasser. Ein ganz neues Fahrgefühl! Trotzdem kommt zum ersten Mal mediterranes Feeling auf, Zitronen, Bananen, Apfelsinen, Bambus, Palmen, Eukalyptus gehören jetzt zum Landschaftsbild. Teefelder gibt es hier auch viele, aber zunehmend verwahrlosen sie, Farn überwuchert die Teesträucher. Batumi deprimiert sehr. Hier ist der Zerfall an der Tagesorordnung. Ich fühle mich an Kaliningrad erinnert.
Hinter Batumi, in Kobuleti, erreichen wir unseren Stellplatz auf dem Gelände einer Herz- und Kreislaufkurstätte. Jedenfalls war das einmal. Heute noch? Wir stehen direkt am Meer mit Aussicht auf das sturmgepeitschte Meer. Regenschauer jagen einander, Donner und Blitz untermalen das Bild.

In einem notdürftig abgedichteten Freiluftrestaurant essen wir unser erstes georgisches Gericht: Schaffleisch mit Kartoffeln und Zwiebeln, klein gewürfelt, gebraten und mit Petersilie und Koriander gewürzt. Dazu Hähnchenspieß und Salat. Weißer Landwein rundet das Mahl ab. Köstlich!

Danach ist es gemütlich im sturmgeschüttelten Mobil, wenn man duch das Regentropfengetrommel auf dem Dach sein eigenes Wort auch nicht versteht.

Hier in Georgien haben wir die Uhr wieder 2 Stunden vorgestellt, so daß wir jetzt 3 Stunden zu Deutschland voraus sind. Wenn ich jetzt um 21:30 Uhr ins Bett gehe, um morgen früh fit zu sein, ist es eigentlich 18:30 Uhr (Deutschland), mindestens aber 19:30, wie wir es bisher gewohnt waren. Doch wir sind ja flexibel.
Gute Nacht also!

Fr, 19.9.: Batumi - Kutaisi: In der Nacht weckt mich der Krach des Regens auf dem Dach auf, oder war es mein Unterbewußtsein? Von dem geschlossenen Fenster über dem Bett tropfte es. Wo das herkam, ließ sich nicht feststellen, da das Auto schief stand. Also beiseite rutschen, Topf drunter stellen und weiter schlafen.

Der Morgen brachte nichts Neues, es regnete immer noch. Das färbte das ohnehin schon traurige Bild noch grauer: Die Straßen größtenteils schlecht, das Land unter Wasser, ganze Dörfer stehen unter Wasser, Enten und Gänse schwimmen auf den Straßen. Ein ganz neues Bild ist es, wenn sich Kühe an ihre Wasserbüffel-Verwandten erinnern und geruhsam durch das Wasser ziehen.
Zerstörte Brücken und Fabriken, marode Wohnhäuser. Die Menschen sind genauso grau und schauen stumpf. Welch ein Gegensatz zur Türkei!

Bei Poti verlassen wir die Küste und folgen dem Lauf des Rioni nach Osten. Unterwegs erfahren wir über Funk, daß um 12:00 Uhr in Kutaisi ein Bus auf uns zur Stadtrundfahrt wartet. Der Termin ist nicht einzuhalten. Was nützt vorne ein Polizeiwagen, wenn von hinten die LKWs und Kleinbusse vorbeidonnern? Rechtzeitig zur Einfahrt in die Stadt hat auch der Regen aufgehört und zaghaft wagt sich auch die Sonne wieder hervor. Wir kommen noch vor 13 Uhr auf dem Parkplatz des Hotels an. Stromkabel legen, umziehen und dann geht es unter Polizeieskorte zur Stadtrundfahrt. Ja, auch vor unserem Bus fuhr ein Polizeiwagen, der alle Autos zur Seite jagte. Auf unsere Frage, warum das nötig sei, bekamen wir zur Antwort, daß das Innenministerium dies angeordnet habe. Der Grund? Schulterzucken.

Der Vorsitzende des Fremdenverkehrsamtes führte uns persönlich, unterstützt von einer Dolmetscherin.
Die Rundfahrt durch die Stadt beschränkte sich auf das Durchfahren, mehr war auch nicht sehenswert.

Zuerst fuhren wir zur Ruine der Bagrat-Kathedrale (10.-11. Jahrhundert), einer orthodoxen Kirche hoch über der Stadt. Die Ruine soll von der Stadt komplett restauriert werden. In der Ruine wird einmal wöchentlich Gottesdienst gehalten. Sie ist erbaut auf den Ruinen einer Festung, deren Reste auch gesichert werden. So sind einzigarige Vorratskeller zu sehen, die riesige Amphoren aus Ton mit Felssteinen ummauert enthalten. In ihnen wurden alle Vorräte von Wein bis Fleisch frisch gehalten.

Weiter ging es zum Gelati Kloster und Academie (11.-12. Jahrhundert). Beides wurde 1106 von König David dem Erbauer gegründet. Die Academie besteht nur noch aus ihren Außenwänden, dennoch spürt man noch den Geist der philosophischen Diskussionen. Heute noch ein guter Ort für Meditationen. Die einer byzantinischen Kreuzkuppelkirche nachempfundene Kirche ist erhalten und innen "berauschend farbig" (Stadtführer). Eine verkleinerte Ausgabe, die Georgskirche (13. Jahrhundert), erhebt sich neben der Hauptkirche mit Fresken aus dem 16. Jahrhundert. Weiterhin befinden sich noch aus dem gleichen Jahrhundert die Nikolauskirche, besser Kapelle, denn nicht größer ist sie, und ein Glockenturm auf dem Areal. Nicht zu vergessen ein Brunnen, der die Academie mit Wasser versorgt, das heute noch als heilend gilt.

Zum Abschluß besuchten wir das Kloster Motsameta (8. Jahrhundert). Es gilt als eine der historisch berühmtesten Wallfahrtsorte Georgiens. Die Wohnbereiche sind nicht mehr erhalten, aber die kleine Kirche, innen schlicht, ohne Fresken und Malerei wird noch häufig besucht. Hier ruhen die Reliquien der Brüder Konstantin und Dawit. Die Kirche liegt auf einem steilen Felsvorsprung hoch über einem schäumenden Bergfluß und den Weg zur Kirche säumen Sträucher und Bäume, die mit bunten Sfofffetzen behängt sind, einem Überbleibsel aus heidnische Zeit, der von der georgischen Kirche anscheinend toleriert wird.

Mit markigen Worten, die wie ein Relikt aus kommunistischen Zeiten klingen, werden wir dann vom "Genossen" Vorsitzenden verabschiedet: "Ganz Kutaisi weiß von Ihrem Hiersein, daß Sie 5000 km weit gereist sind, um das georgische Volk zu besuchen. Schade, daß Sie nicht zu unserem größten Fest bleiben können, aber vielleicht kommen Sie, Ihre Kinder oder Enkel eines Tages wieder."

Noch im Bus erfuhren wir von Heinrich Reiseleiter, daß das Innenministerium die Fahrt in den Kaukasus aus Sicherheitsgründen untersagt hat. Aber er bemühe sich darum, von Tiflis aus eine Busfahrt zum Kreuzpass im Kaukasus genehmigt zu bekommen, daß wir wenigstens noch etwas vom Kaukasus mitbekommen. Wir drücken die Daumen, denn schließlich ist der Kaukasus ein Hauptgrund für diese Reise!

Zurück auf dem Stellplatz erwartete uns eine Überraschung: Heinrich hatte die Sauna des Hotels anheizen lassen. Das hieß Reinigung bis in die Poren. Herrlich! Zu diesem Fest der Hygiene war es dann nur natürlich, daß Perestroika zum Abendessen ins Hotel einlud. Und es wurde ein Fest des Gaumens!

Wir bekamen ein georgisches Menue serviert, und da in Georgien die Vorspeise wichtiger ist, als das Hauptgericht, war sie entsprechend umfangreich. Zahllose Platten bedeckten die Tafel. Da gab es verschiedene Sorten Käse, gebratene Hähnchenstücke, gebratene Schweinshaxen-Stücke, gebratene Leber, Tomaten- und Gurkensalat, mit einer leckeren Paste gefüllte Paprikaschoten und Auberginen, Gulasch, Fleischstückchen, verschiedene Soßen, gebratener Käse, Blätterteig mit Käse gefüllt, Fladenbrot. Daneben nahm sich das Hauptgericht bescheiden aus: Eine Art Lasagne. Danach Obst. Dazu georgischer weißer Landwein ohne Ende.

War das ein Festmahl!

Interessanter Weise gibt es in diesem Jahr in Georgien keinen Rotwein, obwohl Georgien ein renommierter Weinproduzent ist. Die Lösung ist recht einfach: Ein französischer Weinhändler hat die gesamte georgische Rotweinernte aufgekauft. Als was er die wohl verkaufen will?

Sa, 20.9.: Kutaisi - Tībilisi: Menschenfreundlich ging es heute erst um 09:00 Uhr (georgischer Zeit) auf die Piste. Wir verließen die Ebene des Rioni und kamen in bergigere Gegenden. Diese, nach deutschen Maßstäben Landstraße 2. Ordnung ist die Haupt-Ost-West-Verbindung des Landes. Das hat auf die Qualität des Straßenbelages nur bedingten Einfluß. Aber vermehrt säumen Kleinhändler die Straßenränder. So kamen wir am Markt der Töpferwaren vorbei mit schönen Schalen und Schüsseln, aber auch mit 1 m hohen Vorratskrügen, den alten Amphoren nachempfunden. Etwas weiter trafen wir auf die Bäcker, die auf traditionelle Weise am Straßenrand das Brot buken: Ein 1m hohes Tongefäß wird in eine alte Öltonne (?) gestellt, die Zwischenräume mit Sand ausgefüllt. Dann wird in dem Tongefäß ein Feuer gemacht und wenn der Ton heiß ist, die Teigfladen an die Gefäßwand geklatscht. Der Rauch sorgt für zusätzliches Aroma. Wir erstanden für 1 Lari (50 cent) ein großes süßes Hefefladenbrot mit Rosinen. Warm, wie kalt, ein Genuß!

Weiter ging es nach Tiflis. An dem Panorama des Kaukasus, das verlockend aussah, konnten wir uns so richtig nicht freuen. Kommen nun dahin, oder nicht?

Unser Stellplatz ist dieses Mal auf dem Gelände der physikalischen Fakultät der Uni von Tiflis. Wir wurden mit roten Plastikbändern eingezäunt, wie man Bombenfunde einzäunt, oder Pestkranke unter Quarantäne stellt. Es soll die Studenten von uns fernhalten. Ob wir das wollen, wurde nicht gefragt. Auf unsere Drohung hin, das Band vor unserem Auto in kleine Stücke zu schneiden, wurde es entfernt.

So, 21.9.: Tībilisi: Heute Nacht haben wir so ruhig geschlafen, als wären wir auf dem Land. Kein Auto war zu hören. kaum zu glauben, daß wir in einer 1,4 Millionen-Stadt sind!

Ein paar Regentropfen in der Nacht waren kein Omen, heute morgen schien wieder die Sonne. Es ist mir hier nicht möglich, die Stadt ausführlich zu beschreiben, das würde zu lange dauern. Ich verweise auf den Reiseführer.

Hier gibt es so viele Sehenswürdigkeiten, daß ein Tag nicht ausreicht. Trotz vielfacher Zerstörung bietet die Stadt den Flair der Jahrhunderte. Wir sahen die Zioni-Kirche aus dem 6. Jahrhundert, die älteste Kirche von Tiflis. Die berühmten Schwefelbäder, die Synagoge, die Moschee, und die Narikala-Festung. Dazu viele Monumental-Gebäude aus dem Anfang des Jahrhunderts bis zur Stalin-Zeit. Wir fanden sogar eine Traditionsbäckerei, die Brot so, wie wir es gestern an der Straße gesehen hatten, in einem riesigen Tongefäß bäckt. Wenn der Bäcker den Teig an die Innenwände klatscht, sieht es aus, als fällt er in das Gefäß. Das Brot ist einmalig. In den Bus ist nicht viel gekommen.

Wir hörten, daß ein Rentner 14 Lari (7 Euro) Rente im Monat erhält. Ohne zu arbeiten und den Rückhalt in der Familie ist ein Überleben nicht möglich. Sozialprogramme gibt es nicht. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die meisten Fabriken von Tiflis liegen darnieder. Viele Hotels sind mit abchasischen Flüchtlingen belegt, die Kriminalrate ist hoch. Überall sieht man Security-Kräfte und Polizei, dazu Leute in Zivil, die offen eine Pistole im Gürtel tragen. Und wir hören, daß auch unser auswärtiges Amt vor Reisen nach Tiflis warnt.

Diese Reisehinweise sind abrufbar unter www.auswaertiges-amt.de und enthalten für uns in Kurzform:
Die Region Tschinwali (Süd-Ossetien) hat sich wie Abchasien von Georgien losgesagt. Es kommt wiederholt zu Auseinandersetzungen mit Schießereien. Dieser Teil liegt nicht weit nördlich von Tiflis und der Straße, die wir nach Tiflis gefahren sind.
In Tiflis ist eine Zunahme von Raubüberfällen auch auf Ausländer zu verzeichnen, sowohl auf der Straße, als auch in Wohnungen. Reisende sollten sich am Abend möglichst nicht allein auf der Straße aufhalten.
Vielleicht deshalb der Polizeischutz auch bei der Bewachung unserer Fahrzeuge auf dem Stellplatz der physikalischen Fakultät rund um die Uhr.

Heute war wieder ein gemeinsames Abendessen im benachbarten Gartenrestaurant. Das Wetter spielte mit und es gab wieder diese georgische Vielfalt an Vorspeisen, die ähnlich wie ihn Kutaisi waren, aber doch viele Variationen und Neues enthielten. Wieder war es ein Fest. Die georgische Küche ist für uns begeisternd. Schade, daß wir kein lesbares Kochbuch fanden, nur ein russisches. Zu Hause muß ich da mal das Internet bemühen.

Mo, 22.9.: Tībilisi - Ausflug in den Kaukasus: Endlich der inoffizielle Höhepunkt der Reise. Für uns zumindest. Ist schon der Klang des Wortes "Georgien" verträumte Augen wert, so überkommt uns bei dem Wort "Kaukasus" absolute Abgedrehtheit. Da spielen Karl May und andere Abenteuerschriftsteller aus der Jugend mit

Zwei Kleinbusse holten uns heute morgen ab und wir lernten den Fahrstil der Georgier "von innen" kennen. Mit nicht erkennbaren Verkehrsregeln, außer "der Stärkere hat Recht" ging es im Affentempo durch Tiflis in Richtung Heerstraße. Sie ist der kürzeste Landweg nach Russland, seit den Unruhen in Abchasien.
Sie beginnt bei Mzcheta, der alten Hauptstadt Georgiens, die wir auf dem Rückweg besuchten. Gegenüber auf einer über 100 m steilabfallenden Felswand liegt die Dshwari-Kirche, eine der vollkommensten erhalten gebliebenden Kichen frühgeorgischer Baukunst. Die Kreuz-Kirche wurde Ende des 6. Jahrhunderts gebaut und ist in seiner Schlichtheit geeindruckend. Langsam steigt die Straße an. Am Ende eines Stausees erreichen wir die Festung Ananuri. Von ihr wurde das Aragwi-Tal, dem die Heerstraße folgt, beherrscht. Diese Burg ist eines der wohl imposantesten Bauwerke der Georgier aus der unheilvollen Epoche der persischen und osmanischen Invasionen. Die Festung beherbergt zwei Kirchen, eine Glockenturm, ein Badehaus. Alle Gebäude stammen aus dem 17. Jahrhundert. Hier, mit dem beginnenden Aragwi-Tal, steigt die Heerstraße mit jedem Meter an. Die Berge werden wilder, die Bäume bleiben zurück. Tief haben sich Bäche in die Hänge geschnitten, und nach heftigen Regenfällen oder zur Schneeschmelze müssen sie zu reißenden Flüssen anschwellen, denn tief und breit rutscht der Kies zu Tal und hinterläßt tiefe Wunden. Die Straße ist denkbar schlecht, kaum zu glauben, daß sie eine Hauptverkehrsader ist. In steilen Serpentinen geht es bergan. In 2200 m Höhe, drei Kilometer vor dem Kreuzpass halten wir an einer Aussichtsplattform an, die auch schon mal bessere Tage gesehen hat. Hier nehmen wir den wilden Kaukasus in uns auf und malen uns aus, was uns noch alles erwarten könnte.

Wir machen uns auf den Rückweg und lassen uns wieder durchschütteln. Mehr Schlaglöcher kann eine Straße gar nicht haben! Vorbei an ehemals blühenden Wintersportorten, in denen kein Hotel intakt ist, kein Lift funktioniert, alles nur Ruinen sind, zurück nach Mzcheta, um die Kreuzkuppelkirche Sweti Zchoweli aus dem achten Jahrhundert zu besuchen. In der Kirche findet gerade ein Gottesdienst statt und die lithurgischen Gesänge bilden einen schönen Abschluß zu unserem Ausflug in den Kaukasus.

Heute habe ich festgestellt, daß ich hier in Tiflis über die Vorwahl 81049 eine Verbindung über Deutschland ins Internet bekomme, über Georgien geht es nicht. Also werde ich diesen Bericht morgen früh hochladen.

Di, 23.9.: Tībilisi - Borjomi: Schon gestern stand an der Infotafel: Routenbesprechung 15:00 Uhr, Abfahrt 16:00 Uhr und dann später zusätzlich: Einkaufen für 2-3 Tage, Geld tauschen für Tanken, Auto für diese Zeit klarmachen. Grund: keiner. Die Gerüchteküche kochte natürlich, Unmut machte sich breit, was das solle, so spät, dann kommt man beim Dunkelwerden an usw.. Irgendwann sickerte durch, Reiseleiters hätten eine Pressekonferenz, deshalb könnte man erst so spät fahren. Von Reiseleiters selbst kein Wort. Vielleicht erwarteten sie, daß jeder angedackelt käme und bitte bitte für weitere Auskünfte machte? Die Aufklärung erfolgte erst am Nachmittag, als jeder schön brav sein Auto aufgeklart und Lebensmittel gebunkert hatte: Die Pressekonferenz berührte uns nicht, das Fernsehen filmte dann nur unsere Abfahrt. Aber die weiteren Aufklärungen waren weitreichender. Die Fahrt nach Borjomi würde nur drei Stunden dauern und das Ergebnis wäre, daß der morgige Tag entkrampft würde, da dann Fahrt und Besichtigung in Borjomi nicht an einem Tag stattfinden würden. Klingt gut.

Doch dann kamīs: Zwischen Batumu und Sivas haben wir keine Stellplätze und Perestroika hat bisher noch keine Partner in der Türkei für diese Aufgabe finden können. Also wird von Reiseleiters angeordnet, da ihrer Meinung nach die Türkei für uns sowieso nur Transitland ist, daß die 4 Tage Batumi - Ankara in drei große Etappen von ca. 400 km aufgeteilt werden. Der gewonnene Tag wird in Istanbul zur freien Verfügung drangehängt.

Probleme bereitet aber noch die Strecke durch Yugoslawien. Dort hat der Partner vor Ort noch nicht mal eine Strecke erarbeiten können. Die Lage dort ist unruhig und viele Gebiete sind Sperrgebiet. Perestroika eruiert noch, alternativ wird eine Strecke nach Griechenland und von dort mit einer Fähre nach Italien ins Auge gefaßt.

Also haben wir ab Batumi ein paar Mammutfahrtage vor uns.

Noch vor 16:00 Uhr ging es los, ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht, denn schließlich war das Fernsehen da. Ca 100 km ging es auf der S1 in Richtung Kutaisi. Vorbei an Mzcheta und dem Abzweig der Heerstraße, dem wir am liebsten gefolgt wären. Schließlich verließen wir die Ebene und folgten der S11 in den kleinen Kaukasus hinein nach Borjomi. Die Straße windet sich auf 900 m Höhe, die Berge ringsum sind bis zu 2500 m hoch. Hinter Borjomi biegt ein Feldweg ab, den wir uns sonst nie zu fahren gewagt hätten, und windet sich durch das Dorf Kvabiskhevi weiter hinauf in den Nationpark Borjomi-Kharagauli. Den Weg als fürchterlich zu beschreiben, hieße noch zu untertreiben. Langsamer als schrittweise nur kommen wir voran. Der Weg wird so schmal, daß die Gartenzäune von beiden Straßenseiten bis fast an den Bus reichen. Und es kommen noch Kühe und Schweine von vorne. Durch tiefe Schlammlöcher fahren wir, bis wir endlich unseren Stellplatz an einem Bach, umgeben von Felswänden im Nationalpark erreichen. Der Strom hat nur noch 125 V, doch zum Aufladen des Laptops reicht es, der Bus ist damit nicht zu versorgen.

Mi, 24.9.: Borjomi Nationalpark: Heute haben wir uns ausgeklinkt und darauf verzichtet, ein Zarenpalais zu besichtigen und eine Wanderung durch den Nationalpark zu machen. Wir verbrachten den Tag relaxender Weise bei strahlendem Sonnenschein.

Am Nachmittag war dann Routenbesprechung. Heinrich Reiseleiter hatte entschieden (!), nicht weiter durch den den kleinen Kaukasus und über einen 2200 m hohen Pass zu fahren, da die Straßenverhältnisse nicht gut (ähnlich wie Kreuzpass) sein sollen. Statt dessen werden wir morgen zurück auf die S1 und die altbekannte Strecke über Kutaisi und Poti nach Batumi fahren.

Do, 25.9.: Borjomi - Batumi: Es stimmte uns traurig, daß wir nicht durch das Gebirge fahren konnten, der kleine Abstecher in den Nationalpark und die Beschreibungen des Reiseführers machten uns neugierig.
Die Fahrt wäre nicht erwähnenswert, ein Verweis auf die Hinfahrt hätte genügt, hätte da nicht plötzlich ein Funkmeldung Leben in die Karavane gebracht: "Haltet mal eben, hier stehen festlich gekleidete Menschen am Straßenrand und wollen etwas von uns." Und ein wenig später: "Hier steht die Direktorin der hiesigen Schule und lädt uns ein. Wer will, fährt hinter mir hier her ins Dorf, die anderen warten bitte." Wir warten. Wenig später eine erneute Meldung: "Kommt alle hinauf. Hier ist ein überwältigender Empfang mit Essen." So gingen wir auch in die Schule. Die Mittelschule des Dorfes Wertwitscha hatte die Eingangshalle festlich geschmückt. Die Tische bogen sich unter den schon bekannten georgischen Spezialitäten. In der Schule lernen die Kinder als erste Fremdsprache deutsch. Ein Mädchen begrüßt uns und freut sich, daß sie testen kann, ob auch jemand ihr deutsch versteht und wünscht sich, einmal nach Deutschland zu fahren. Das ist Thamari. Die Kinder zeigen uns georgische Volksstänze, singen georgische Lieder, die entgegen der Aussage von Niko, daß die Georgier keine fröhlichen Lieder hätten, da sie immer gebeutelt worden sind, doch fröhlich sind. Es sind auch einige alte Männer da, die mit ein paar von uns Brüderschaft (ich dachte, das wäre eine deutsche Unart!) trinken wollen. Viele Reden werden gehalten, über die Hoffnung, daß Freundschaft das Leben verbessern kann und wir hätten mit unserem Kommen den Anfang gemacht. Dankesreden unsererseits. Gisela lud Thamari ein, bei den LandDiensten ein Praktikum zu machen. Sie würde für Flug und Unterbringung sorgen. Thamari freute sich sehr.

Schließlich mußten wir uns losreißen, hatten wir doch noch eine gehörige Strecke Wegs vor uns. Da wir die Strecke ja schon kannten, hatte ich Muße, über die Begegnung heute morgen nachzudenken. Ich hatte so meine Probleme damit. Da bereitet ein armes Volk ein Fest für ein reiches, drückt sich dann in eine Ecke und schaut zu, wie die Reichen reinhauen. Und die muffeln und sehen das nicht. Ich konnte kaum essen, mir blieb jeder Bissen im Halse stecken, so daß es bald aufgab. Ich habe solche Szenen schon früher im Ostblock erlebt. Warum ist es nicht möglich, gemeinsam zu essen? Die Kinder sehen nicht aus, als würden sie oft solche Köstlichkeiten bekommen, ist dann nicht ein Fest, wenn auch sie mit uns essen und nicht hinterher die Reste bekommen? Ich habe lange gegrummelt, doch bis zum Abend war ich soweit, die positive Seite zu akzeptieren und mich zu freuen.

Als Überraschung hatten wir dann am Abend hinter Batumi 6 km vor der Grenze einen Stellplatz direkt am Strand. Zum Abschluß konnten wir noch im schwarzen Meer baden, es war schön, hatte das Wasser doch noch ca. 21°C. Dies ist der letzte Abend in Georgien. Wir hatten letztlich die vielen Kilometer auf uns genommen, um dieses Land kennenzulernen. Es ist ein wunderschönes Land, mit Menschen von überschäumender Herzlichkeit, die gerührt sind, daß man ihretwegen so weit fährt, daß man sie noch nicht vergessen hat. Denn dieses Land ist noch immer gebeutelt, die Flüchtlinge sind ein Riesenproblem und trotz aller Anstrengungen verfällt die Infrastruktur immer mehr, da das Geld an allen Ecken fehlt. Abhilfe kann nur von außen kommen und ich wünsche mir, daß bald etwas geschieht. Ich möchte wohl mal wieder kommen, aber wenn das Land sicherer ist, so daß man allein reisen kann.

Auf Wiedersehen, Georgien! Mschwidobit: Gehe in Frieden


Die nächsten Tage sind, wie angekündigt, Mammutfahrtage, so daß wir immer erst spät zur Ruhe kommen. Da bleibt keine Muße zum Schreiben, do daß ich diese Berichte erst an unserem Ruhetag in Ankara schreibe. Da wird natürlich einiges zu kurz kommen.

Fr, 26.9.: Batumi - Tercan: Um 07:00 Uhr georgischer Zeit machten wir uns auf zur Grenze, die wir nach ein paar Minuten erreichten. Die Prozedur dauerte nicht lange, am längsten hielt uns der gleiche Soldat auf, der schon bei der Einreise seine drei Dollar Bakschisch erhalten hatte. Dieses Mal erhielt er nichts. Als erstes Land verlangte Georgien Gebühren bei der Ausreise (9 Dollar). Die Türkei machte wieder das gleiche bürokratische Bamborium, das wir schon kannten, nur, daß wir nach der Zahlung von 1,5 Dollar Desinfektion nicht auch noch verunreinigt wurden. Weitere 5 Dollar waren fällig für die Einreise. Mit viel Wartezeit war auch das in 1 Stunde überstanden.
Hier stellten wir auch die Uhr wieder um 2 Stunden zurück, so daß diese Zeit heute gewannen. Um welche unchristliche Zeit wir dann aufgestanden sind, darüber darf man nicht nachdenken.

Weitere 18 km bis Hopa folgten wir noch der Küstenstraße, bis wir dem schwarzen Meer endgültig Lebewohl sagen mußten. Es ging in die Berge flußaufwärts im Tal des Coruh. Bei Artvin wird die Landschaft umgebaut, ein Staudamm mit Kraftwerk gebaut, Terrassen angelegt, Straßen gebaut. Von natürlicher Landschaft ist nichts mehr zu sehen. Es sieht schrecklich aus. Doch danach wurde schlagartig alles anders. Man fühlte sich in die Urzeit zurückversetzt. Wir durch fuhren ein klammartiges Tal, daß so eng ist, daß nur der Bach und eine schmale Straße Platz haben. Schroff steigen die Felsen steil nach oben. Jede Kurve verändert das Bild. Pausen für Fotostops lagen nicht drin, da kann ich nur hoffen, daß die Bilder "en passant" etwas von dem wiedergeben. Ca. 80 km fuhren wir so durch diese enge Felsenwelt, bis wir nach einem Paß, der über 2000 m hoch liegt, hinunter auf die Hochebene kamen, die, immer über 1000 m hoch, letztlich bis Ankara geht. Bei Tercan bekamen wir einen Stellplatz am Rande der Stadt, auf dem wir eine Wagenburg bildeten. Die örtliche Jugend war sofort zur Stelle und nach neugieriger Kontaktaufnahme ließen sie uns schnell auf Anweisung von ein paar Älteren in Ruhe. Wir verlebten eine ruhige Nacht.

Sa, 27.9.: Tercan - Yildizeli: Heute nutzten wir die Gelegenheit, alleine zu fahren. Was für ein Gefühl, kein Fahrzeug vor sich zu haben, halten zu können, wo man möchte. Mehrere Fahrzeuge nutzten die Gelegenheit. China-Peter ließ seinem Rad, dessen Ventil in den Bergen gestern zerfetzte, ein neues einsetzen und fuhr dann auch solo.
Große Herden zogen über die Hochebene. Die Hirten hatten nomadenähnliche Zeltlager errichtet. Oder sind es Nomaden? Berge, zum Teil mit kleinen Schneeflächen säumen den Horizont. Zwei Pässe, wieder 2000 m hoch, waren zu überwinden. Warum der Reiseführer diesen Teil der Türkei so mager beschreibt, ist nicht zu verstehen. Hier möchte ich noch einmal ausgiebig herumfahren. Dieses Anatolien ist wunderschön!

Die Straße wird auf weiten Strecken neu gemacht, mit Methoden, die für uns unverständlich sind. Da wird zum Beispiel der Straßenbelag auf voller Breite kilometerlang mit flüssigem Teer eingejaucht und der Verkehr läuft voll darüber. Auch wenn man noch so langsam fährt, sieht das Auto hinterher aus, als hätte es schwarze Masern. Dann ist kilometerlang auf der einen Fahrbahn Kies auf getürmt. Auf der so schmaleren Straße donnern die LKWs mit unverminderter Geschwindigkeit dahin. Ergebnis: Ein Loch in der Frontscheibe und ein kaputtes Blinkerlampenglas.

Am Ortseingang von Sivas trafen wir uns mit dem Rest der Karavane und fuhren gemeinsam bis Yildizeli, wo wir einen Stellplatz neben einer Tankstelle fanden. Im benachbarten Restaurant, wir würden sagen einem Fernfahrerlokal, aßen wir vorzüglich. Die anschließende Nacht war ruhig, kein LKW befährt diese Straße bei Nacht.

So, 28.9.: Yildizeli - Ankara: Wieder fuhren wir allein, sollte doch der Campingplatz in Ankara leicht zu finden sein. Diesen Tag könnte man überschreiben mit: "Durch die rote Hochebene". Die Erde und die Felsen leuchteten in allen Rottönen. Ich hoffe, daß die Fotos dies wiedergeben können. Überhaupt: Gil und während des Fahrens fotografieren. Das wäre ein Bild wert. Mit dem halben Oberkörper hängt sie aus dem Fenster, es sieht atemberaubend artistisch aus. Plötzlich stoppt uns Polizei. Pass, Kfz-Schein, Transit-Schein, den wir an der Grenze erhalten hatten. Dann war es mit der Verständigung vorbei. Vor uns stand ein Mercedes aus Hamburg, Besitzer ein Türke. Der dolmetschte für uns. Wir wären 100 kmh gefahren. Ich verneinte das. Die Polizei ließ den Radarwagen kommen. Auf dem Video, war eindeutig zu sehen, daß wir 98 kmh gefahren sind. Toleranzabzüge gibt es nicht. Erlaubt sind 90. Kosten: 60.000 Lire (40 Euro) laut Tabelle mit Quittung. Alles korrekt. Der hamburger Türke war 120 gefahren, Kosten 120.000 Lire. Mist!

Am frühen Nachmittag kamen wir in Ankara an. Ein richtiger Campingplatz, mit lauwarmer Dusche und Strom! Abends gab es ein Lagerfeuer, mit fast allen Karawanenmitgliedern, ich holte meine Gitarre dazu und wir versuchten zu singen. Wie immer mangelte es an der 2. Strophe.

Ich habe es ja oben schon geschrieben: Dieses Hochland von Anatolien ist eine Reise wert!

Mo, 29.9.: Ankara: Den heutigen Tag habe ich mit der Nachbearbeitung des Tagebuchs verbracht. Am Nachmittag zeigte uns China-Peter Fotos von der China-Tour. Jetzt haben wir erst recht Lust!

Es wurde etwas eifriger Holz gesammelt, so daß das Feuer am Abend länger hielt. Auch die Gitarre kam ein wenig zum Einsatz. Meine Liederbücher werde ich bestimmt nicht wieder vergessen!

Di, 30.9.: Ankara - Istanbul: Das Wetter machte mir das Tagebuchschreiben heute einfach. Die Sonne wollte einfach nicht scheinen und Nebel machte weite Teile der Landschaft unsichtbar. So fuhren wir eben unsere 500 km herunter, fast alles Autobahn und waren um 16:30 Uhr auf dem schon bekannten Campingplatz unter der Landebahn des Flughafens.

Schon unterwegs merkte ich, daß ich mir etwas eingefangen hatte. Zuerst tat mir bei Berührung die Haut weh, dann fing ich an zu frieren, so daß ich mir lange Hose, Strümpfe und Pullover anzog. Auf dem Platz angekommen, fiel ich um. Nur noch schlafen!

Mi, 01.10.: Istanbul: Schon in der Nacht merkte ich, daß es mir besser ging, ich bekam Hunger. Heute morgen war das Fieber weg, übrig geblieben war ein kalter Schweiß. Die Unternehmungslust war auch zum Teil wieder da. Sie reichte zwar nicht, um nach Istanbul zu fahren, aber vor dem Campingplatz war Markt. Ein sehr großer Markt. Den wollten wir erkunden. Zum größten Teil wurden Klamotten verkauft, von Dessous bis zur Tischdecke war alles zu haben. Dazwischen immer wieder Gemüse- und Obststände. Noch nie habe ich gesehen, daß man Gemüse so ansprechend dekorieren kann. Jedes Stück sagte "Kauf mich."

Abends dann Routenbesprechung: Es bleibt im Wesentlichen bei der alten Route. Der Kosovo wird nördlich umfahren, nach allen Erkundigungen soll die Route sicher sein.

Do, 02.10.: Istanbul - Haskovo: Um 08:30 Uhr verließen wir den Campingplatz gen Westen. Obwohl wir uns nicht durch die Innenstadt, sondern 25 km nur durch Satellitenstädte quälen mußten, bekamen wir noch einmal geballt die türkische Fahrweise nahegebracht. Fahren: reine Nervensache. Vorfahrt: der Stärkere. Überholen: rechts, links, über Tankstellen - egal wo. Einscheren: einfach reinquetschen ohne zu gucken. Will man rechts ran (Busse), zieht man erst noch mal auf die dritte linke Spur, um dann scharf rechts rüber zu ziehen ohne zu gucken. Blinker gibt es nicht, nur die Hupe. In einem Satz: fahren wie hirnamputierte, gesengte Säue!

Endlich auf der Autobahn konnten wir uns erholen. Das Wetter hatte sich auch entschieden, freundlicher zu werden. Das Land wurde leerer, weniger Dörfer, weniger Landwirtschaft, keine Herden mehr unterwegs. Kurz vor der Grenze, Karaagac, entpuppte sich als Stadt mit typisch türkischen Neubaublöcken. Dann die Grenze. Wir bekamen einen Schreck: Mehr als 100 LKWs stauten sich zurück. Das kennen wir sonst an den polnischen Grenzen. Wir konnten an ihnen vorbeifahren. Vor dem ersten Kontrollposten wurde es ein wenig chaotisch. Richtungen gab es nicht mehr. LKWs kamen einem entgegen und fuhren, wo sie eine Lücke fanden, PKWs versuchten, sich vorzudrängeln. Ein wenig haben wir auch gelernt und uns eiserne Nerven zugelegt. Dann die Türken wieder bürokratisch, professionell, schnell.

Die bulgarische Seite: Zick zack fahren von Posten zu Posten. 5 Dollar für ein reines Wasserbad. Hier machte man sich nicht einmal mehr die Mühe, das Desinfektionsbad zu tarnen. Das Wasser kam aus einem normalen Wasserhahn. Wieder Stempel, Kontrolle im PC und: 15 (fünfzehn!) Dollar Autobahngebühr. Abgesehen von dem Ärger über die Gebühren ging es problemlos und zügig.

Nach der Grenze zeigte Heinrich Reiseleiter ein neues Beispiel seiner Führungsqualitäten: "Wir sind jatzt durch die Grenzen, haben genug Pause gemacht. Deshalb fahren wir die letzten 80 km durch. Sollte jemand noch eine Pause brauchen, bitte melden." Hans Berendt von hinten: "Die letzten Wagen habe keine Pause gehabt. Wir benötigen mal Zeit für eine Milch" Die anschließende Diskussion erspare ich mir. Nach einigen Kilometern ließ Heinrich halten. Versammlung: "Ich möchte nur noch mal klarstellen, daß auch die letzten Fahrzeuge Pause genug hatten," es wurde hitzig. "Wenn jemand noch eine Stunde Pause braucht, soll er es sagen, dann aber gleich hier auf dem Randstreifen, besser wird es nicht." Hans Berendt: "ICH BRAUCHE PAUSE!" Heinrich: "Abstimmung," die Meisten wollten weiter fahren, also wurde weiter gefahren.

Blieben noch 85 km bis zu unserem Stellplatz an einem Motel bei Haskovo. Die Landschaft wurde hügeliger, das Land bebauter. Tabakfelder, Wein, Paprika säumen die Straße. Warum ist das vor der Grenze nicht auch so? Die Dörfer sind wieder Dörfer. Nüsse, Mais und Pepperoni werden vor den Häusern getrocknet. Die mit EU-Mitteln ausgebaute Straße erwies sich als Rennstrecke für Lastwagen, auch deutschen, die Fahrstunden in der Türkei genommen haben mußten. Doch wir kamen gesund an dem Motel an. Der Platz ist schön, die Sonne scheint, Erholung ist angesagt. Lädt Perestroika doch heute Abend zum Essen ins Motel ein.

Das Essen war gut. Als Vorspeise gab es Sopska-Salat (siehe Teil 2, Sozopol), dann gefüllte Paprika im Schlafrock - sehr lecker -, danach Steak vom Grill mit Pommes, lecker, aber leider alles kalt. als Nachtisch wurde Cremetorte gereicht. Es gab nur eine Flasche Wein für alle, was uns nicht so sehr juckte, Bier war in ausreichenden Mengen vorhanden.

Fr, 03.10.: Haskovo - Sofia: Eine commode Abfahrtszeit: 09:00 Uhr. Wieder ging es auf die Transitrennstrecke, die sogar noch für 80 km in eine Autobahn übergeht, damit wird die 15 Dollar Gebühr abfahren konnten. Das Land wird flacher, irgendwo links von uns müssen 2700 - 2900 m hohe Berge zu sehen sein, doch der Dunst läßt sie bis auf ein paar Schemen verschwinden. Daß wir uns der höchsten Hauptstadt Europas nähern, merken wir nicht. Als wir in die Ebene kommen, in der Sofia liegt, merkt man von 500 m Höhe nichts. Die Metropole verschwindet im Dunst, der ihre Skyline gnädig verhüllt. Rundherum sind Berge nur zu ahnen.

Der Campingplatz am Rande von Sofia weist alten Baumbestand auf, hat Strom, Wasser und Hütten, in denen wir duschen und die Toiletten benutzen können. was will man mehr? Wieder ist ein fauler Nachmittag unter Bäumen angesagt, den ich dann nutze, um mehr, als nur das Nötigste zu schreiben.

Bis jetzt habe ich geglaubt, daß diese Gruppe problemloser ist, als die, die ich bisher kennengelernt habe. Ich habe gedacht, daß man mit dieser Gruppe gut eine Langzeittour machen könnte und das einzige Problem in dieser Gruppe Marlies Reiseleiterin mit ihrem Übermuttergehabe sei, das den Meisten die Galle hoch treibe, doch ich wurde eines Besseren belehrt. Es gibt mittlerweile so einige Feindschaften zwischen einzelnen Leuten, so daß nur noch auf das Ende der Reise gewartet wird. Auch die Durchsagen von Marlies werden knapper, seltener und bissiger.

Sa, 04.10.: Sofia: Heute stand die Standrundfahrt durch Sofia auf dem Programm. Zuerst besuchten wir das Historische Museum in der staatlichen Residenz Bujana, am Fuße des Vitosa-Gebirges. Hier bekamen wir einen beeindruckenden Einblick in die Kunst der Thraker, die wundervolle und ausdrucksstarke Schmuckgegenstände aus Gold hinterlassen haben.

Das Wahrzeichen der Stadt, die Aleksandar-Nevski-Kathedrale, ist der prächtigste Bau des 20. Jahrhunderts auf der Balkanhalbinsel. Er ist ein neobyzantinscher, mit russischen Elementen durchsetzter, Kreuzkuppelbau, dessen Kuppeln gerade neu mit Blattgold überzogen werden. Er ist einer der wenigen Bauten mit drei Ikonostasen, deren mittlere von einem russischem Maler, die rechte von einem bulgarischen und die linke von einem ... Maler hergestellt worden ist. Ein prachtvoller Bau, der über 5000 Menschen Platz bietet.

Daneben wirkt der Bau der Kirche Heilige Sophia schlicht und unscheinbar. Im 4. Jahrhundert als einschiffige kleine Friedhofskapelle der Nekropole Serdicas (Vorläufer Sofias) erbaut, wurde sie oft zerstört und erhielt ihre heutige Gestalt als dreischiffige Basilika im 9. Jahrhundert. Sie war der imposanteste Bau des alten Serdica. Vielleicht erhielt Sofia deshalb ihren Namen?

Im Innenhof des Hotels Sheraton sind die ältesten Zeugen aus der Römerzeit, Markt und Straßen und eine aus dem 4. Jahrhundert stammende Rotunde, die als römische Kultstätte diente und im 6. Jahrhundert als Georgskirche geweiht wurde, die zugleich die älteste Kirche der Stadt ist, zu sehen. Das Hotel, ein Bau stalinistischer Architektur, wirkt gewaltig neben der kleinen Kirche.

Ein weiteres Zeugnis stalinistischer Kultur ist das ehemalige Parteigebäude, jetzt Parlamentsgebäude. 1990 wurde der krönende rote Stern von Demonstranten heruntergeholt.

Der Präsidentensitz, das frühere Staatsratgebäude, mit Wache in historischen Uniformen, ergänzt das Ensemble wuchtiger stalinistischer Architektur.

Die Russische Nikolaj-Kirche ist 1913 im Moskauer Stil mit goldenen Zwiebelkuppeln für die befreundeten Russen, die Befreier Bulgariens, erbaut worden.

In der osmanischer Zeit durfte eine christliche Kirche nur 1,5 m hoch sein. Die findigen Bulgaren nahmen das wörtlich und bauten die Kirche unter die Erde und ließen das Dach 1,5 m aus der Erde schauen. Zur Sweta Petka Samardshijska muß man in die Fußgängerunterführung hinabsteigen.

Danach erholten wir uns in einem Imbiß bei Kavharma, einem bulgarischen Gulaschtopf mit wechselndem Gemüse, Köfte, und einer scharf gewürzten Bratwurst. Mit viel Muße nahmen wir das pulsierende Leben in uns auf und verabschiedeten uns von Bulgarien.

So, 05.10.: Sofia - Brzece (Naitonalpark Kopaonik): Der Grenzübertritt heute war traumhaft. In 35 Minuten wurden beide Kontrollen absolviert. Keine Zahlungen. Als erstes wurden die Uhren auf die MESZ zurückgestellt.
Es ging nordwestlich nach Nis auf der Autobahn. Dann wurden die Straßen schmaler und holpriger. Nach einem Canon, der stark an Ostanatolien erinnert, genauso schmal und wild, ging die Landschaft in eine sanfte Voralpenlandschaft über mit viel Gemüseanbau. Auffallend ist die rege Bautätigkeit. Dann folgen wir der Straße nach Westen über Prokuplje, Brus nach Brezece. Um einen Stellplatz zu finden, machten wir einen Abstecher in den Nationalpak Kopaonik und fuhren hoch in die Berge. Welch eine Welt! Wäre hier doch Frieden! Hier müßte man noch einmal hinfahren! Schon seit der Türkei stellen wir fest, daß der Herbst Einzug hält. Und je weiter wir nach Westen kommen, desto herbstlicher wird es. Hier im Nationalpark hat der Herbst Farben geschaffen, die einfach traumhaft sind. Da kann auch der Regen den Eindruck nicht schmälern!

Bei Brzece finden wir auf einem Hotelparkplatz unseren Stellplatz. Der Sturm rüttelt am Auto, gelegentlicher Regen klatscht gegen die Scheiben, doch was macht das? Im Wagen ist es gemütlich und heute Abend gehen wir yugoslawisch essen. Ich bin gespannt.

Mo, 06.10.: Brzece (Naitonalpark Kopaonik) - Podgorica (Titograd): Das Essen gestern Abend hatte mit Yugoslawien nichts zu tun, es glich einem schlechten deutschen Imbiss.

Die Nacht schliefen wir gut, eingelullt vom Regen auf dem Dach und dem Geschaukel des Wagens durch den Wind. Der Morgen sah da schon verheißungsvoller aus, so daß wir es anderen Wagen gleich taten und vorausfuhren, um Tal und Paß des Nationalparks Kopaonik, von dem wir ja gestern schon einen Teil gesehen hatten, zu genießen.

Doch erst verabschiedeten wir uns von Irmgard und Alfons, die von hier aus allein weiterfahren wollten. Sie sind die zweiten, die uns vorzeitig verlassen, nachdem uns Helga und Günther schon in der Türkei verlassen haben.

Wieder faszinierte uns das herbstliche Farbenspiel das Tal hinauf, doch leider zog über den Paß eine Regenfront herüber, die das Fahren bald ungemütlich machte. Die Richtung war klar: Rudnica, Rasca. Doch die Straße nach Rudnica zweigte von der Hauptstraße ab. Leicht irritiert fragte ich Heinrich über Funk an, er wußte von einem Abzweig nichts, aber in Rasca könnten wir uns ja treffen. Mein Navigator war von der Richtigkeit der Straße überzeugt, der andere Weg müsse ein Umweg sein. Da mein Navigator immer Recht hat, fuhren wir also weiter. Nach einiger Zeit kam eine Baustelle, an der auch emisg, wir überall in diesem Land, gearbeitet wurde, doch bald ging sie wieder in eine Teerstraße über. Doch ich traute meinen Augen nicht: Die Teerstraße hörte auf und ging in eine Schotterpiste übelster Sorte über und das steil in schmalen Serpentinen über mehr als 10 km bergab. Das war Streß! Kein Blick mehr für die Landschaft, aber mein Navigator war unerschütterlich: wir sind richtig. Und es stimmte, wir kamen vor Rudnica auf die 2, direkt an einer Straßensperre, wo alles, was links nach Pristina wollte, strengstens kontrolliert wurde. Dort trafen wir noch einmal auf Alfons und Irmgard, die diesen Weg auch genommen hatten. Er winkte uns gequält zu. Was muß sein Flair gelitten haben und das freiwillig!
Auf guter Straße ging es nicht links ab, sondern rechts nach Ruska, wo wir auf die Karawane warteten, die nicht lange auf sich warten ließ. Gemeinsam ging es weiter, nun die 22, nach Novi Pazar. In Ribarice kamen wir wieder auf die 2, der wir über Berane (Ivangrad) nach Podgorica (Titograd) folgten. Die Landschaft kann ich in dieser Kürze nicht beschreiben, außerdem fehlen mir die Worte. Bewaldete Berghänge mit tiefen Schluchten wechseln mit nacktem Kalkfelsen. Schmale serpentinenreiche Straßen klammern sich schwindelerregend an die Felsen und führen durch Tunnel, in denen das Wasser von der Decke rieselt. Auffällig ist, daß die Herbstfarben verschwunden sind. Hier ist noch alles grün.

Dann eine Polizeisperre. Pässe vorzeigen, das Auto wird in eine schmierige Kladde eingetragen. Das ist die "Grenze" zwischen Serbien und Montenegro. Kein Schild, auch sonst kein Hinweis. In Serbien ist der Dinar Landeswährung, nun in Montenegro gilt nur noch der Euro. Auch das Land heißt anders. Seit Februar gibt es die Republik Jugoslawien nicht mehr. Jetzt heißt sie Republik Serbien-Montenegro mit dem Nationalitätskennzeichen SCG, nicht mehr YU. Der ADAC mit seinen Informationen vom Juni 2003 ist da hinter dem Mond!

So viel in dem Land auch gebaut wird und Kriegsauswirkungen nicht mehr zu sehen sind, ist es doch unbeschreiblich, wie dreckig das Land ist. Wir sind noch durch kein Land gekommen, daß eine einzige Müllkippe ist, wie Serbien-Montenegro! Jeder Müll wird entweder an der Straße oder besser noch in einen Fluß entsorgt! Jeder Bergfluß führt Unmengen Müll mit.

Mit Polizei-Krad-Eskorte mit Blaulicht wurden wir in Podgorica auf unseren Stellplatz, einen Übungsplatz des ortsansässigen Automobilclubs, geleitet.

Di, 07.10.: Podgorica - Dubrovnik: Heute ist unsere letzte Konvoifahrt. Ein letztes Mal den Funk justiert. 09:00 Uhr pünktlich Start: "Wir starten!" "Letztes Fahrzeug vom Platz." "Danke." "An der ersten Ampel links abbiegen." Letztes Fahrzeug: "An der ersten Ampel links abbiegen." " Nummer 16 hat rot!" "Verstanden, wir fahren langsam, es geht immer gerade aus!" "16 rollt wieder." "Verstanden. Am Kreisel mit einer Statue drauf verlassen wir ihn bei 9 Uhr." "Verstanden, bei 9 Uhr verlassen ---- alle Fahrzeuge haben den Kreisel verlassen." "Danke." Und so weiter... Das ist unser Funkverkehr, nicht immer so diszipliniert, doch meistens. Auch zum Überholen an kurvenreichen Strecken leistet er gute Dienste, wenn man nicht die eigene Fahrweise zu Grunde legt, sondern eine sichere. Das weiteren kann man gut vor Polizei gewarnt werden, auch wenn das auf dieser Reise nicht so wichtig war, denn wir haben Glück mit der Polizei gehabt.

Die Küstenstraße führte uns um die Bucht von Kotor herum, an der wünderschöne kleine Dörfer liegen, die zum Rasten einladen. Das Wetter spielte auch einigermaßen mit, so daß es eine gemütliche Fahrt wurde mit längeren Pausen, da wir Zeit hatten. Dies ist eine der kürzeren Etappen, 188 km, wie wir sie uns öfter gewünscht hätten. Auch die Grenzer spielten mit, knapp 5 Minuten brauchten wir für beide Kontrollen! Nun sind es nur noch 45 km nach Dubrovnik. Auf dem Campingplatz Solitudo direkt am Meer fanden wir einen luxuriösen Platz.

9900 km in 53 Tagen (brutto) sind wir zusammen gefahren. Mit den Teilnehmern bin ich gut ausgekommen, ich habe ja schon geschrieben, daß ich wesentlich schlechtere Gruppen kennengelernt habe. Jetzt freuen wir uns aber auf selbstbestimmtes Fahren und vor allen Dingen: anhalten! Morgen liegt noch die gemeinsame Stadtbesichtigung an und der Abschiedsabend.

Mi, 08.10.: Dubrovnik: Zum ersten Mal auf dieser Reise war ein Anorak erforderlich: Es regnete, doch das hinderte uns nicht. Wenn die vielen Touristen nicht wären, könnte man sich ins Mittelalter versetzt fühlen. Die 2,5 km lange Stadtmauer und die 4 Festungen schützen die Stadt noch heute, der sechzehnseitige Onofriobrunnen spendete sein Wasser noch wie 1435. Im Franziskanerkloster aus dem 14. Jahrhundert ist noch die Apotheke von 1317 zu sehen, die ein paar Häuser weiter noch heute arbeitet. Auf dem Luza-Platz begrüßt uns ein Roland von 1418 und schlägt eine Brücke nach Bremen. Nicht vergessen wurden der Rektorenpalast (1435-41) und der Dom (1671-1713) im Barockstil. Die schmalen Gassen lassen noch das damalige Leben spüren, wenn die Tavernen und Speiselokale auch manches Bild verändert haben. Viel könnte man schreiben über das alte Ragusa, das bis 1808 selbstständige Republik war und wenn man mehr Zeit und Muße hätte, wäre noch viel zu entdecken. Vielleicht ein anderes Mal.

Zum Abschlußabend lud Perestroika in ein Hotel-Restaurant in der Nähe des Campingplatzes ein. Es war festlich gedeckt, ein Aperitif und der Wein am Tisch inclusive. Wie üblich waren die Biertrinker im Nachteil, wir mußten unser Bier selbst bezahlen. Doch das tat der Feierlichkeit keinen Abbruch. Nach dem Essen hielt Sylvia eine Rede, dankte Heinrich und Marlies für ihr Engagement auf dieser Reise, für ihre zuverlässige sichere Führung. Da es leider trotz intensivstem Kopfzerbrechen mit Marlies nicht gelungen war, ein Geschenk für Heinrich zu finden, mußte er mit "schnödem Mammon" vorliebnehmen. Marlies erhielt ein Paar Ohrklunkern, ein Faible von ihr. Weiterhin erhielten Ute und Peter Taucher für ihr hervorragendes "Trinkgeldmanagement" eine Flasche Vodka und unsere Schlußlichter und "Lumpensammler" Annerose und Peter eine Flasche jenen Schnapses, der allen in Sofia so gut gemundet hatte. Als dann noch ein Folklore-Trio auftrat und kroatische Folklore aufspielte, zu der eifrig von einigen das Tanzbein geschwungen wurde, kochte die Stimmung über. Doch zu bald, obwohl wir auf dieser noch nie so lange munter waren, wurde zum Aufbruch geblasen, einige wollten schon früh (07:00 Uhr!) aufbrechen, die Heimat lockt. Das große Verabschieden begann. Wen sieht man mal wieder?

Wagen 1: Marlies und Heinrich Reiseleiter, Marlies ist ohne den Streß als Reiseleiterin sicher besser dran und wenn Heinrich die Gruppe ein wenig früher und mehr an Entscheidungen und Ergebnissen teilhaben läßt, kann ich mir kaum einen idealeren Reiseleiter vorstellen.

Wagen 3: Irmgard und Alfons

Wagen 4: Eva Maria und Helmwart

Wagen 5: Johannes, unser Berliner. Diesen Kaugummi-Slang kann man im Funk kaum verstehen.

Wagen 6: Ute und Peter Taucher haben die Trinkgeldaufgabe hervorragend gemeistert und spannend vom Tauchen zu erzählen gewußt.

Wagen 7: Siegfried, kann gut träumen und war ewig auf der Suche nach Schmerztabletten

Wagen 8: Helmi und Paul, mit über 80 Jahren unsere bewundernswerten Senioren. Ich kann mir nur wünschen, mit 80 noch so fit zu sein!

Wagen 9: Wir

Wagen 10: Sylvia und Peter Schweiz, die unsere Lust, nach China zu fahren, zementierten.

Wagen 11: Elfi und Gerhard

Wagen 12: Helga und Günther

Wagen 13: Hedwig und Hans Berend, denen "Der Weg ist das Ziel" nicht reichte, die mehr Kultur brauchen.

Wagen 14: Manfred, für alles einen Schnack.

Wagen 15: Erika und Heinz, die nach 25 Jahren Reisen immer noch Lust haben.

Wagen 16: Hannelore und Werner, Ägypten- und China-erfahren. Werner meint, endlich eine Lösung zu haben, wie auch Fotoamateure zu ihrem Recht kommen. Wir sind gespannt auf das Ergebnis.

Wagen 17: Annerose und Peter, unsere treuen Schlußlichter. Unermüdlich halten sie die Kolonne beisammen. Immer freundlich, immer hilfsbereit.

Ich wünsche allen eine "gute und unfallfreie Fahrt", wie Heinrich Reiseleiter uns jeden Morgen wünschte, immer Sonne auf ihrem Weg und eine gute Straße vor der Windschutzscheibe!