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Heute hieß es früh aufstehen, lagen
doch 340 km vor uns. Wieder kamen wir in die Rush
Hour nach Wellington, da wir zurück auf den
SH 1 mußten. Er war zwar als Autobahn ausgebaut,
doch der Dunstkreis Wellingtons ließ auch
hier den Verkehr zäh fließen. Erst
nach ca. 30 km wurde es besser. Dafür blieben
die ersten 100 km bis Wanganui relativ
langweilig, da es durch plattes Weideland ging.
Zur Abwechslung sollte in Otaki eine Maorikirche
zu besichtigen sein, doch der schmucklose weiße
Holzbau war verrammelt und kein Telefonat konnte
etwas daran ändern. In Wanganui machten
wir Rast am Wanganui River, dem größten
schiffbaren Strom Neuseelands und wurden von der
Waimarie, Neuseelands letztem Raddampfer
(Paddle Steamer) aus dem Jahr 1900, mit lautem
Tuten begrüßt.
Hier verabschiedeten wir uns von der Küste,
es ging den State Highway 4 hinauf in die Berge
und schlagartig wurde es schön. Wir folgten
dem Mangawhero River flußaufwärts,
der sich mit aller Macht seinen Weg durch das
Gestein schuf. An den eindrucksvollen Raukawa
Falls demonstrierte er seine Kraft in breitem
freien Fall. Die Sonne sank langsam tiefer und
im Abendlicht tauchte am Horizont der Mount
Ruapehu (2797m) auf, der erste und höchste
der noch tätigen Vulkane im Togariro National
Park. Durch den Regenwald ging es aufwärts,
Red Tussock Gras bedeckte die Hochebene bis es
dem Fels und Lavagestein der Vulkane weichen mußte.
Bald tauchten auch die anderen Vulkangipfel auf,
der Mt. Ngauruhoe, mit der typischen Kegelform
der Vulkane und dahinter der Mt. Tongariro.
Im versinkenden Sonnenlicht ging es bergauf in
die Vulkanwelt nach Whakapa Village. Viele
Fotostops waren nötig, die immer neuen Blickwinkel
der Berge war zu faszinierend.
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Trotz der 1.127 m Höhe, auf der der Campinpplatz lag, war es nicht
kalt. Wir schliefen lange und so erholt konnten wir den Kaffee in aller
Ruhe genießen, denn heute lagen nur 180 km vor uns, wenn auch viele
"Lookouts" und "Scenic Points" auf uns warteten. Die
Gipfel waren heute verhüllt, die Wolken hingen tief. Die Sonne hatte
sie weitgehend vertrieben, nur um die Vulkangipfel hielten sie sich und
verhinderten so manch gutes Foto. Viel zu schnell war die baumlose Hochebene
vorbei, der Regenwald hatte uns wieder. Am Lake Rotopounamu lud
uns ein Wanderweg rund um den kleinen See zu einem Eintauchen in den Regenwald
ein und wir waren wieder in eine andere Welt versetzt, die die Fantasie
in Gang setzte. Robinson Crusoe und Freitag könnten uns hier begegnen.
Schließlich kamen wir zum Lake Taupo,
mit über 600 km² das größte
Binnengewässer Neuseelands, der mehrere Vulkankrater
bedeckt. Er ist im 2. Jahrhundert n.Chr. bei so
gewaltigen Eruptionen entstanden, daß man
die Folgeerscheinungen in der Atmosphäre
noch in China und im römischen Reich beobachten
konnte! An seinem Ufer verbrachten wir eine ausgedehnte
Mittagspause in der Sonne. Kurz nach dem See machten
wir Halt an den Huka Falls. Hier preßt
sich der Waikato River mit ca. 300.000
ltr/sec durch einen mehrere 100m lange enge Felsschlucht.
Die Geothermalaktivitäten nehmen zu. Der
SH 5 wird hier auch als "Volkanic Route"
bezeichnet, mehrmals weisen Schilder auf hot springs
hin. Den Besuch des Wairaki Thermalkraftwerks
schenkten wir uns, uns reizte das Wai-O-Tapu-Thermal-Wonderland
mehr.
Vom Wai-O-Tapu-Thermal-Gebiet ist nur ein
kleiner Teil begehbar, aber der ist faszinierend
genug! Kollabierte Krater, heiße und kalte
Seen, dampfende Erdspalten, eine bunte Farbpalette
von Wasser und Gestein lassen der Fantasie die
Zügel schießen: Devil´s Home,
Thunder Crater, Artist´s Palette, Opal Pool,
Devil´s Ink Pot, Devil´s Bath, Campagne
Pool, kann man gut erkennen, wenn man die Bilder
dazu sieht. Die Farben entstehen durch die Ausfällung
von verschiedenen Verbindungen und Elementen:
gelb = Schwefel, orange = Antimonsulfide, grün
= Arsensulfide, weiß = Siliziumoxid, purpur
= Mangan, rot und braun = Eisenoxid und Eisenoxihydrat.
Nun waren es nur noch ein kurzes Stück bis
Rotorua. Den Campingplatz fanden wir mit
viel Glück auf Anhieb, so eine schlechte
Anfahrtsbeschreibung gehört mit der goldenen
Zitrone prämiert! Fast jeder hatte sich verfahren,
alle schimpften! Na ja, man kann nicht immer Volltreffer
landen! Der Platz kann mit einer heißen
Quelle aufwarten, rund herum dampft es aus einigen
Löchern. Als Ergebnis hat der Platz zwei
Hot Pots und einen warmen Swimming Pool, was Gil
sofort ausnutzte.
Am Abend lud uns Reiseleiter Jörg wieder
zu einem Barbecue. Es wurde ein netter Abend,
der die Gruppe noch ein Stückchen näher
zusammenbrachte.
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In der Nacht wachte ich ein paar Mal auf, weil
ich dachte, die Toilette ist zu voll und riecht,
aber es war der Schwefelgeruch, der über
der ganzen Gegend hängt, der Reiseführer
schreibt davon, ich hatte es nur vergessen. Für
den Tourismus sind die Schwefelquellen ja etwas
Einträgliches, aber dauernd in diesem Geruch
zu leben...? Der heutige Tag sollte den Attraktionen
der Umgebung dienen, dem Agrodome, wo eine Schafschur
und Hirtenhundarbeit vorgeführt wurde, einer
Thermalwelt, in der von Pool über Hot Pots
bis zur Massage Alles geboten wird, oder ... Ich
mußte noch die ganze Nordinsel nachschreiben
und das dauerte länger als ich wollte. Danach
nutzten wir die Thermalangebote des Campingplatzes
ausgiebig, den warmen Pool und die urgemütlichen
Hot Pots. Jetzt sind wir klinisch rein!
Am Abend waren wir zu Gast in dem Maori-Dorf
Tamaki-Village. Natürlich war es eine
touristische Veranstaltung, dennoch wurde uns
anschaulich das Ritual vorgeführt, das abläuft,
wenn ein fremder Stamm (unsere Gruppe) zu dem
befestigten Maori-Dorf kommt: Es wurde das Powhiri
(offizielles Begrüßungszeremoniell)
zelebriert, in dem der Häuptling seine Kriegsgewandtheit
demonstriert und schließlich das Teka
(Friedenssymbol) vor das Oberhaupt der Gäste
hinlegt. Dieser hebt es auf als Zeichen seiner
friedlichen Absicht auf und die Gäste werden
in das Marae (Dorf) gebeten. Dort wurden
wir an einigen Beispielen über das Dorfleben
informiert. Anschließend wurden wir in das
Whare-Nui (Das Große Haus, Versammlungshaus)
komplementiert, wo uns eine Reihe Tänze,
Reden und Lieder vorgeführt wurden, die die
Geschichte der Te Maori erzählten.
Last but not least wurden wir zum Hangi
(Abendessen, aber auch Erdofen) gebeten. In einem
Erdloch werden Steine erhitzt, der Fleischtopf
wird auf die Steine gestellt, Gemüse Kartoffeln,
Süßkartoffeln darüber. Das Ganze
wird mit feuchten Tüchern und abschließend
mit einem Leinentuch abgedeckt. Nach ca. vier
Stunden ist das Essen gar. Es schmeckte ausgezeichnet.
Diese praktische Demonstration der Maori-Kultur
mußte nun jeder selbst so vertiefen, wie
er wollte.
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Zum Glück für Gil sind wir früh
weggekommen, denn kurz vor Tauranga kam
sie auf die Idee, nach Südosten abzudrehen,
um das Auenland der Hobbits zu finden.
Beim Überqueren der Kaimi Range, die
die so heimeligen runden Grashügel ein wenig
in die Höhe trieb, kamen wir in die Ebene
von Matamata mit einigen kleinen runden
Hügeln und sahen in unserer Fantasie Gandalf
in Richtung des Hobittdorfes fahren. Eine Führung
dauerte zu lange und hätte uns wohl auch
unsere Illusionen genommen, die wir aber behalten
wollten. So nahmen wir den Gesamteindruck in uns
auf, waren glücklich und fuhren weiter.
Die weitere Strecke nach Norden führte durch
leicht hügeliges bis flaches Land. Hinter
Paeroa ging es im Tal des Waihou Rivers
entlang. Rechts begleite uns der südliche
Coromandel Forest Park, der bei besserem Wetter
(nicht so dunkel und trübe) wohl eine fantastische
Kulisse geboten hätte. Bei Kopu, der
Mündung des Rivers in den Firth of Thames,
ging es quer über die Coromandel Peninsula
durch den Coromandel Forest Park auf die
Pazifikseite hinüber. Eine elende Kurbelei
auf engen Straßen, bergauf, bergab, aber
durch eine atemberaubende Landschaft. Wälder
von Baumfarnen kletterten die Hänge hinauf.
Kahle, kugelige Hauben krönten wie Spitzköpfe
die Berge. Und diese Kulisse vor regendrohendem
Himmel! Lange ließ er nicht auf sich warten,
als wir bei Hahei an´s Meer kamen
war es soweit. Es war uns egal, nach diesem langen
Tag wollten wir noch in´s Bett, zum Schreiben
hatte ich keine Lust mehr.
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Heute Nacht ging hier offiziell der Sommer zu
Ende, die Sommerzeit endete, die Uhr wurde
um eine Stunde zurückgestellt. Jetzt sind
wir noch 11 Stunden gegenüber Deutschland
voraus. Zum Glück richtet sich das Wetter
nicht nach der Uhr, es ist nach wie vor warm,
so daß ich mein ärmelloses T-Shirt
rausgeholt habe. Daran ändert auch der graue
Himmel und der Regenguß von heute Nacht
nichts. Besonders gerne lese ich dann die E-Mails
von zu Hause, die von Frost und Schnee und Eis
berichten, solange ich nicht an die Autofahrer
denke!
Der Regen hatte sich in der Nacht zu einem Wolkenbruch
ausgeweitet, am Morgen war es immer noch trübe,
graue bis schwarze Wolken beherrschten das Bild.
Es ging die Strecke quer über die Coromandel
Halbinsel zurück, die wir gestern gekommen
sind, bis Kopu. Es machte uns nichts aus,
es bewahrheitete sich wieder einmal, daß
eine Straße in entgegengesetzten Richtungen
völlig unterschiedliche Erlebnisse bietet.
In Kopu machten wir an einem Take Away
Halt. Auch dieser enttäuschte uns nicht.
Wie immer bekamen wir einen vorzüglichen
Kaffee. Dann ging es die Westseite des Firth
of Thames hinauf Richtung Aukland. Eine wunderschöne
Küste, an der wir die Möglichkeit hatten,
direkt am Strand Mittagspause zu machen. Die Sonne
schaffte den Durchbruch nicht, aber es war warm,
fast schwül. Diese Küste zeichnet sich
durch eine reiche Vogelwelt aus, es gibt ein Bird
Watching Centre, das sehr interessant ist.
Den Rest der Fahrt kann man getrost als Horror
bezeichnen! Es ging den Motor-Highway durch Aukland
nach Norden, eine Autobahn, die mindestens dreispurig
ist, auf der auf allen Spuren überholt wird.
Und am Sonntag war Kind und Kegel unterwegs. Wir
schwammen mit dem Strom bei 100 km/h mit und brachten
diesem Alptraum schnell hinter uns. In Orewa
am Hauraki Golf fanden wir uns Alle auf
dem Campingplatz wieder. Dieses Mal hatten wir
aus dem Wohnmobil einen schönen Blick auf
das Meer. Natürlich war, wie das immer so
ist, gerade Ebbe.
Irgendwie hatte ich im Hinterkopf, daß mein
alter Barbershopchor dieses Wochenende an der
Convention in Dortmund teilnehmen würde.
Doch ein Blick in das Internet belehrte mich,
daß der Wettbewerb der deutschen Barbershopchöre
schon am 4.3. gewesen war und er keinen Platz
besser geworden ist. So viel hat es genutzt, daß
man mir nahegelgt hatte, den Chor zu verlassen,
da ich an der kontinuierlichen Weiterentwicklung
nicht teilhaben könne! Ein Gutes hat es:
wäre das nicht geschehen, wäre ich jetzt
nicht in Neuseeland!
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Der Tag wußte nicht, was er wollte, am Himmel
stritten sich blau und grau um die Vorherrschaft.
Die Frage nach dem Schwimmen stellte sich nicht,
es ebbte schon wieder. Weiter ging es den SH 1
nach Norden. Schon bald verhieß ein Schild
"Kauri-Park" ein Blick auf diese einzigartigen
Baumriesen. Kauris gehören zu den
mächtigsten Koniferen der Erde. Die größte
Art, Agathus australis, wächst ausschließlich
in Neuseeland. Sie ist ein außerordentlich
langsam wachsender Baum, der Bauarm, den wir sahen,
hatte einen Durchmesser von ca. zwei Metern und
war wohl 800 Jahre alt. Die Kauris stehen unter
strengem Naturschutz, nachdem das begehrte Holz
(Eisenholzart) und dessen Harz in nur 150 Jahren
zu 99% vernichtet worden waren.
Die Landschaft war wieder so, wie klein Christian
sich Neuseeland vorstellt, hügelig, sanft
geschwungen, ab und zu Wälder, Schafe, Kühe
- gut zu verstehen, daß Friedensreich
Hundertwasser hier eine Farm kaufte und Neuseeland
zur Wahlheimat erklärte. Er schenkte der
Stadt Kawakawa ein Toilettenhäuschen,
das inzwischen zur größten Touristenattraktion
avanciert ist. Ein wunderschöner Bau, zu
schade für profane Geschäfte, jede "Ecke"
(es gibt kaum welche, nur Rundungen) zum Träumen.
Schon bald waren wir dann Paihia, einem
kleinen touristischen Strandstädtchen, von
dem aus wir eine Bootsfahrt nach Russell,
der ersten Hauptstadt von Neuseeland, unternahmen.
Die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts ist bestens
erhalten, da Viele abwanderten als Aukland 1841
Hauptstadt wurde und Russell in den Dornröschenschlaf
versank. Inzwischen hatte die Sonne die Oberhand
gewonnen, als wollte sie nach den Regenschauern
unterwegs sagen: "hallo, ich bin auch noch
da," so daß die Bootsfahrt ein richtiges
sommerliches Vergnügen war. Der Campingplatz
in Hararu lag dann nur noch einen Katzensprung
weiter.
Wieder einmal gab es kein Netz und nach Norden
soll es wohl so bleiben. Verdammte unrichtige
Informationen. Der Veranstalter denkt wohl, da
sind nur Gruftis unterwegs, die nicht erreichbar
sein müssen! Genauere Recherchen hätte
ich mir schon gewünscht!
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Der heutige Tag versprach schön zu werden,
denn die Kilometeranzahl von 160 sollte uns genügend
Zeit lassen, Alles zu genießen.
Kurz hinter Kerikeri mußte ein längerer
Stop eingelegt werden, war hier doch etliches
zu besichtigen: das angeblich älteste
Steinhaus Neuseelands (1832), gleich daneben
das älteste Holzhaus (1822) und oberhalb
gelegen die älteste Kirche, die nicht
als Missionshaus, sondern als Gemeindekirche gebaut
worden ist. Auf der gegenüber gelegenen Seite
der Bucht wurde liebvoll ein unbefestigtes
Maori-Dorf, Rewa´s village, nachgebaut.
Es lohnt sich allemal, dieses Dorf anzusehen,
in dem ungeschminkt, ohne touristisches Beiwerk
wie in Rororua, das Leben der Maoris Anfang des
19. Jahrhunderts nachempfunden werden kann.
Unser Roadbook empfahl uns einen Abstecher über
den Matauri Bay Tourist Drive an die Küste
und wir kamen an eine Bucht in Te Ngaire,
einem Paradies. Ein paar Wochenendhäuser,
keine Menschen und die Möglichkeit, direkt
an dem Strand zu halten. Hier verbrachten wir
ein paar Stunden, ab und zu tauchten ein paar
Andere aus der Gruppe auf, ansonsten waren wir
allein. Als wir abfahren wollten, sprach uns eine
Frau auf deutsch an. Sie machte seit etliche Wochen
Urlaub hier und es stellte sich heraus, daß
sie einen Pflegedienst in Darmstadt hat. Da war
an ein Wegkommen nicht zu denken. Doch schließlich
ging es weiter.
In Mangonui wurde die Fahrt ein weiteres
Mal unterbrochen, dieses Mal in "Neuseelands
bestem Fish and Ships Shop!" Unser Tourguide
hatte nicht zu viel versprochen, es schmeckte
herrlich.
Ein paar Kilometer wurde ein weiterer Halt erforderlich:
The Ancient Kauri Kingdom in Awanui
mußte besichtigt werden, eine Fabrik, die
aus uralten Kauristämmen, die aus einem Moor
geborgen wurden, Gebrauchsgegenstände herstellt.
Diese Stämme sind mehr als 50.000 Jahre alt
und haben durch die Konservierung des Moores eine
besondere Struktur und Patina. Highlight ist eine
Wendeltreppe, die in einem Stamm von 8
Metern Durchmesser verläuft. Man kommt sich
wie im Märchen vor, wenn man sie hinaufsteigt.
Bald schon ging es von dem SH 1 links ab nach
Waipakauri Beach auf den Ninety-Miles-Beach-Campingplatz.
Immer noch gibt es kein Netz, das als solches
verstanden werden kann. Es wird zwar angezeigt,
aber bei Verbindung bricht es zusammen.
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Per Bus ging es heute die Ninety-Mile Beach
entlang, die zwar keine 90 Meilen lang ist,
sondern "nur" 89 km, aber die Fahrt
bei steigender Flut war toll. Die Tasman See rollt
an den Strand, auf ´zig Kilometer kein Haus,
kein Zeltplatz. Ein einsames Autowrack versandet
am Strand, von dem der Fahrer Horrormärchen
erzählt. James Cook nannte diese Küste
Desert Coast, zu Recht, wie wir erleben.
Am Te Paki Stream, einem ca. 10 cm Wasser
führenden Bach, in dem wir 2 km in´s
Land zur nächsten Straße fuhren, türmen
sich die Sanddünen 150 m hoch und
es ist eine besondere Attraktion, auf Plastikrodlern
hinunter zu rodeln. Auf einer Schotterpiste ging
es weiter zum Cape Reinga. Den Maori ist
dieser Ort heilig, kehren doch die Seelen ihrer
Verstorbenen hier zur Ursprungsinsel Hawaiki zurück.
Das Cape Reinga ziert ein Leuchtturm, der für
malerische Motive sorgt. In der östlich anschließenden
Tapotupotu Bay nahmen wir anschließend
ein Picknick zu uns, um uns für die Rückfahrt
zu stärken.
In der Ferne sahen wir den gleißend weißen
Schein von reinem Siliziumsand am Strand, wie
er für die Chipherstellung benötigt
wird. Den Abbau haben die Maori aus Erosionsgründen
mittlerweile verboten.
Nach einem weiteren Erholungsstop in der Rarawa
Beach ging es zum Campingplatz zurück.
Ein wunderschöner Tag, den unser Maori-Fahrer
mit Maori-Gesängen und Erklärungen kurzweilig
zu gestalten vermochte. Rundrum schön!
Heute Abend gab es im Campingplatz-Restaurant
Lamm am Spieß, der schon seit heute vormittag
garte. Er sieht toll aus und uns lief schon den
ganzen Tag das Wasser im Munde zusammen. Dazu
gab es Erbsen und Kartoffeln, zusätzlich
war ein Salatbuffet aufgebaut. Es war ein festlicher
Rahmen, um Abschiedsreden zu schwingen, die Reise
Revue passieren zu lassen und ein wenig in Wehmut
zu versinken, daß Alles schon vorbei sein
sollte. Einige bleiben noch ein paar Tage, Andere
haben einen Badeurlaub darangehängt, aber
es gibt auch noch Renate und Udo, die hier noch
zwei Wochen verbringen, um dann in Australien
die nächste Tour dranzuhängen! Beneidenswert!
Mit Schwätzchen und "weißt du
noch" ging der Abend vorbei, alt wurden wir
nicht, sollte es doch am nächsten Tag früh
aus den Federn gehen.
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Um sechs Uhr riß uns der Wecker aus dem
Schlaf, drohten uns doch heute 290 km, die allerdings
durch einen anderen Weg über eine kleinere
Straße und eine Fähre über den
Hokianga Harbour, einen 50 km langen Fjord,
um 60 km verkürzbar sein sollten. Dies wollten
wir ausnutzen und um kurz nach sieben lichteten
wir die Anker. Die Straße am Fjord entlang
erwies sich als gut fahrbar, die Landschaft war
wunderschön, das Wetter spielte nicht mit,
es war trauermäßig verhangen, wie es
sich für den letzten Tag gehörte. Pünktlich
zur Abfahrt der Fähre waren wir da. Die Fahrt
über den Fjord hätte in Norwegen sein
können, die kleinen Häuser unseres Zielhafens
Rawena waren zum Teil in norwegisch Rot gestrichen,
richtig heimisch. Wie es sich gehört, kam
auf der Fahrt an die Küste die Sonne heraus,
so daß wir an der Mündung des Fjordes
bei Omapere eine wundervolle Sicht hatten.
Das Meer stahlblau, weiße Brandung, und
an der gegenüberliegenden Seite hohe gelbe
Dünen, zu unseren Füßen grünes
Buschwerk - ein tolles Farbenspiel!
Danach nahm uns der Regenwald wieder auf, der
mich so fasziniert. Das Wetter muß das falsch
verstanden haben, denn im Regenwald muß
es nicht zwangsläufig regnen, aber es nieselte.
Wir kamen durch den Waipoua Forest, in
dem Neuseelands größter Kauribaumbestand
ist und staunten Tane Mahuta, den Herrn
des Waldes, an. 4,4 m Durchmesser und 17,7 Meter
bis zum ersten Ast: er ist der größte
existierende Kauribaum Neuseelands. Im Verlauf
der Straße durch den Regenwald sahen wir
noch einige, wenn auch wesentlich jüngere
Kauris.
Es blieb regnerisch, so fuhren wir bis Dargaville
durch. Im Fast Food Shop probierten wir alle Sorten
Backfisch, Lemon, Snapper, Hoki und Dobry. Was
auch immer das für Fische sein mögen,
sie sind alle lecker! In Dargaville ließen
wir auch die Gasflasche auffüllen, wir hatten
gerade mal für 2,68 NZ$ Gas verbraucht.
Matakohe ist ein kleines Nest, das aber
mit einem interessanten Kaurimuseum glänzt.
Von dem Wachsen der Kauris, bis zu ihrem Auftauchen
aus den ehemaligen Sümpfen, der Verarbeitung,
dem Bergen des Kaurigums, des Kauribernsteins,
findet man hier eine gute Übersicht.
Heute Abend muß noch gepackt werden und
der Wagen für die morgige Abgabe vorbereitet
werden. Es steht uns morgen früh noch der
180 km Horrortrip nach Aukland hinein bevor, Abgabe
ist um 10:00 Uhr! Das wird noch ein Spaß!
Das Packen ging recht schnell dank des Paketes, das wir nach Hause geschickt
haben. Das Aufräumen des Womos war auch recht schnell erledigt, der
Mülleimer stand nicht weit weg und Besenrein geht auch sehr schnell.
Da das Wetter sich heute Abend von seiner besten Seite zeigte, trafen
wir uns zur "Destruction Party", zur Restevernichtungs-Aktion.
Bier und Wein, Kekse, Chips & Co. - Alles mußte weg. Es wurde
ein feuchtfröhlicher Abend unter einem wunderschönen Sternenhimmel.
Geschafft haben wir nicht alles, denn das Bett rief zur letzten Nacht
unter neuseeländischem Himmel.
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Um halb sechs war die Nacht zu Ende, nach dem
schönen Abend hat es in der Nacht so geschüttet,
daß wir davon aufgewacht sind. Das letzte
Frühstück war schnell verzehrt, dann
ging es auf die Piste. Bei Orewa kamen
wir wieder auf den SH 1 nach Aukland und
wir waren nicht die Einzigen, die sich fragten,
warum wir nicht hier, 80 km vor dem Ziel die letzte
Nacht verbrachten, anstatt 180 km kacheln zu müssen.
Was soll´s, wir überstanden auch das!
Die Erklärungen in die Stadt hinein waren
nicht so toll, aber dafür waren die Stadtplankopien
ok, so daß wir die Maui-Station ohne Probleme
fanden. Pünklich um 10 Uhr waren wir da,
Abgabe der Fahrzeuge in 5 Minuten, Koffer in den
Bus und ab zur Stadtrundfahrt. Aukland hat mir
nicht sehr gefallen, es lohnt sich nicht, hier
länger zu verweilen. Zum Abschluß aßen
wir noch einmal fish and ships. Der Snapper schmeckt
wieder einmal hervorragend, ich muß doch
mal rauskriegen, was für ein Fisch das ist.
Das Einchecken am Flughafen ging wider Erwarten
problemlos über die Bühne. Unverständlich,
warum ein Koffer immer noch 4 kg Übergewicht
hatte, wir hatten doch fast nichts eingekauft
und das Paket nach Hause hat auch fast 20 kg gewogen!
Das gefürchtete Einreisen nach Australien
- Holzprodukte, Muscheln, Samen verboten - war
ebenfalls problemlos, zum Glück mußten
wir keinen Koffer öffnen. Da die Zeit wieder
eine Stunde zurückgestellt wurde, kamen wir
nach einem Erholungsbierchen in der Hotelhalle
noch zu einiger maßen sozialen Zeiten in´s
Bett.
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Das Hotel, das Wynyard Travelodge, kann bestimmt
nicht mehr als 2 Sterne haben, auf dem Flur wird
einem vor lauter Muffgestank schlecht, auch die
Zimmer riechen muffig, das Frühstück
ist auch nicht so toll, aber wir haben wie Steine
geschlafen und es hat den Vorteil, im Zentrum
von Sydney zu liegen.
Stadtrundfahrt. Wenn ich bisher nicht wußte,
warum wir hier zwei Tage Station machen, jetzt
war es mir klar. Sydney ist eine wunderschöne
Stadt, deren Hochhäuser es nicht schaffen,
ihren Flair zu verdecken. Der Vormittag im Bus
verging im Fluge und wir hatten am Nachmittag
richtig Lust die Stadt zu Fuß zu erkunden.
Für uns, die wir sonst einen großen
Bogen um Großstädte machen, ist das
ein Kompliment an Sydney. Das hat bisher nur Istanbul
geschafft! Wir schlenderten durch die Straßen,
ließen den Hafen auf uns wirken und genossen
den Sonnenuntergang im Drehrestaurant im 47. Stock
des Radissontowers bei einem australischen Porter.
Zum Abschluß quälten wir uns in einem
kleinen chinesischen Lokal mit Stäbchen ein
leckeres Gericht zu bezwingen. Es gelang irgendwie.
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Heute hatten wir den ganzen Tag zur Verfügung. Da Sonntag ist, waren
die nicht touristischen Geschäfte geschlossen und deshalb auch die
Straßen leer. Erst in Richtung Hafen, The Rocks und botanischem
Garten steppte wieder der Bär. Eine Rundfahrt mit der Monorailbahn
war wie eine kleine Stadtrundfahrt, aus einem Lautsprecher ertönten
die Erläuterungen. Eine anschließende Hafenrundfahrt zeigte
uns Sydney von seiner schönsten Seite, dem Wasser aus. Das prophezeite
durchwachsene Wetter hatte sich zu einen heißen Sonnentag gemausert,
so daß die Oper, die große Brücke, die vielen Buchten
und immer wieder der Blick auf die Skyline Sydneys ein neues Bild im Fotoalbum
waren. Danach tauchten wir in die Menge am Quai ein, lauschten dem alten
Chinesen auf seiner Topfgeige, den Steeldrums des Aborigenees (?), schauten
den menschlichen Statuen zu, lauschten den vorbeiziehenden Dudelsackspielern
und beobachteten die vorüberhastenden Menschen, die trotz Sonntag
Nachmittag nicht schlendern konnten, sondern immer busy erscheinen müssen.
Uns ging es blendend. Dieter und Ursula haben so von Australien geschwärmt,
daß wir nach diesen Tagen in Erwägung ziehen, mal mit dem Womo
durch dieses Land zu ziehen!
Den Abschluß der Reise bildete das Farewell Dinner. Dazu waren im
Waterfront-Restaurant Tische reserviert worden. Neben einem herrlichen
tasmanischen Lachs ließen wir noch einmal die letzten Wochen Revue
passieren. Viel haben wir erlebt, viel gesehen. Auch wenn noch 20 Stunden
Flug vor uns liegen, es hat sich gelohnt. Warum? Über eine Zusammenfassung
muß ich noch nachdenken. Aber es war schön. Bei einem Abschlußbier
am Hafen, wir saßen ohne Jacke draußen, versuchten wir uns
das heimische Wetter vorzustellen, es wollte uns nicht gelingen!
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Den Vormittag verbrachten in der Stadt und ließen die Geräusche und Gerüche
in uns strömen. Heute war es wieder ganz anders als gestern, als die Stadt
von Freizeitlern bevölkert wurde. Heute beherrschte wieder das Business
die Szene und das bedeutete, schwarz gekleidete Frauen und Männer hasteten
hin und her und taten sehr beschäftigt. Ein Bild aus Momo, das einem die
Gänsehaut heraufbeschwört.
Am Flughafen das gewohnte Chaos. Alle Qantas-Flüge wurden von allen Schaltern
abgefertigt, die aus einer Reihe bedient wurden, was bedeutete, daß diese
recht lang waren. Als wir dann endlich dran waren und es hieß, daß wir
als Gruppe geführt wurden und deshalb an einen anderen Schalter mußten,
wovon unser Reiseleiter uns gerade vorher abgeraten hatte, war die "Freude"
recht groß. Wir konnten die Dame am Schalter davon überzeugen, daß wir
nicht dazu gehörten, da wir nach Bremen weiterfliegen mußten, bearbeitete
sie uns weiter. Im Computer stand bei dem Gruppeneintrag nichts von unserem
Bremenflug!
Der Flieger hob einigermaßen pünktlich ab und die 10 Stunden Flug verbrachten
nach Singapore verbrachten wir in halbem Koma. Der anschließende Aufenthalt
in Singapore dehnte sich und der Abflug verschob sich um eine Stunde.
Es wurden auch keine Anstrengungen unternommen, die Zeit wieder einzuholen.
Die 12 Stunden zogen sich ewig, schlafen konnte man nur in Etappen, schließlich
hatten wir schon 10 Stunden Schlaf hinter uns. das Flugzeug war wohl auch
nicht das Neueste, die Leselampen fielen mal aus, dann gingen sie wieder,
die Software zur Unterhaltung war nicht richtig in Gang zu bringen, da
halfen auch ´zig Entschuldigungen des Technikers nichts, einige Sitze
wollten sich partout nicht in die senkrechte Lage bringen lassen, was
soll´s, wir sind ja heil in Frankfurt angekommen. Mit Trick habe ich es
geschafft, mir drei mal Harry Potter und der Feuerkelch auf englisch anzusehen.
Jetzt werde ich ihn noch mal auf deutsch anschauen, ich bin gespannt,
was ich von der Englisch-Version noch behalten habe.
Pünktlich eine Stunde zu spät kamen wir in Frankfurt an. Laut Reiseleiter
sollte unser Bremenflug umgebucht worden sein, dem war natürlich nicht
so und der 9-Uhr-Flug war ausgebucht. Nächste Möglichkeit: 13:20 Uhr.
Damit war unser Abholservice im Eimer, eine Taxe für die Überlandfahrt
wurde nötig. Auch dieser Flug ließ uns eine halbe Stunde zu spät einsteigen.
Wir saßen kaum, als hinter uns der Hilferuf nach einem Arzt erschall.
Ein Passagier war ohnmächtig geworden und hat sich beim Hinfallen verletzt.
Es dauerte, bis ein Krankenwagen kam, die Erstversorgung hatte zum Glück
ein anwesender Arzt vornehmen können. Die restlichen Passagiere durften
nicht einsteigen, aber auf dem Rollfeld stehen bleiben war auch verboten.
Auf Grund des Schichtwechsels dauerte es ebenfalls lange bis ein Bus kam,
der die Leute auf dem Rollfeld aufnahm. Damit nicht genug, erst nach über
30 Minuten, war die Maschine soweit gereinigt, daß die restlichen Passagiere
einsteigen konnten. Nach 15:00 Uhr kamen wir endlich weg. Zum Trost schaffte
der Flieger die Strecke Frankfurt - Bremen in 40 Minuten. Nach 16 Uhr
kamen wir endlich gerädert zu Hause an. Auspacken: Fehlanzeige, wir konnten
nur noch in´s Bett fallen. Fliegen ist wie Bahn fahren, da kann man sich
genau so auf Unpünktlichkeit verlassen! Vielleicht ist es so, daß auf
jeder Reise oder in jedem Abschnitt des Lebens ein bestimmte Menge von
Mängeln vorkommen muß, damit dieser Abschnitt nicht zu schön wird und
da diese Reise ansonsten wunderschön gewesen ist, wurde das eben auf diese
Weise kompensiert. Soll es! Damit kann ich leben.
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