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Es fing schon an mit der für einen Wohnmobilisten
unmöglichen Forderung, sich auf 20 kg/Person
Gepäck beschränken zu müssen. Irgendwie
haben wir das annähernd gelöst. Ob es
die richtigen Sachen sind, wird sich zeigen.
Wir hatten uns das Alles nicht so richtig überlegt.
Der Urlaub war eine ad hoc Entscheidung, die wir
nie hinterfragten. Ein Blick auf den Globus zeigte
uns, daß wir genau auf die andere Seite
der Erde fliegen würden. Unser Flugplan gab
uns verwirrende Zahlen an, aus denen nicht genau
ersichtlich war, ob MEZ- oder lokale Zeiten gemeint
waren. Es zeigte sich, daß die Angaben sehr
gemischt waren.
Bremen Gepäckaufgabe. Zum Glück gingen Koffer
und Gitarre bis Singapore durch. Am Zoll mußte
ich den Laptop auspacken, was bedeutete, den ganzen
Rucksack auszupacken. Das sollte mich verfolgen!
In Frankfurt mußten wir durch zwei Kontrollen
(!) - also zweimal den Laptop auspacken. Einmal
wurde er in einem extra Raum auf Sprengstoff untersucht.
Zum Trost durfte ich die Stiefel auch noch ausziehen.
Dann wurden wir in eine B747-400 gepfercht. Die
hätten mal von Canada-Air lernen sollen,
aber offensichtlich waren Qantas die Mallorca-Flieger
als Vorbilder lieber. Erschöpft verschliefen
wir die 12 Stunden Flug Wir hatten 7 Zeitzonen
hinter uns, so daß es 18 Uhr Lokalzeit war,
als wir in Singapore landeten. Die Koffer konnten
wir leider nicht weiterschicken oder am Flughafen
lassen. Das Dreisterne-Hotel Orchard erwies sich
seiner Sterne würdig, auch wenn wir den Pool
auf dem Dach nicht nutzen konnten.
Die Temperatur in Singapore ist ein Schlag: 30°C
und 98 -100% Luftfeuchtigkeit lassen ein Treibhaus
erblassen. Und da jeder Raum und Bus eine Klimaanlage
hat, die auf 18-20°C eingestellt ist, ist
ein Wechselbad vorprogrammiert.
Eine nächtliche Bootsfahrt durch den inneren Hafen
mit anschließendem asiatischen Essen schloß
den Tag.
Die Stadtrundfahrt am Sonntag zeigte mir, daß
ich nicht noch einmal nach Singapore möchte: Eine
Viermillionenstadt ohne sichtbare Geschichte,
nur vereinzelte Häuser erinnern an die Entstehung.
Die Skyline von Sydney ist beeindruckender. Mich
enttäuschte auch Chinatown. Von eine Stadt,
in der 78% Chinesen sind, hätte ich mehr
erwartet. Da war Vancouver weit chinesischer.
Wenn man Orchideen mag, ist der Botanische Garten
sicherlich interessant. Den Nachmittag verbrachten
wir auf einer bunten Dschunke, die uns durch die
Inselwelt Singapores schipperte. Bei der Schwüle
eine angenehme Alternative.
Singapore - eine Stadt ohne Hinterland. Keine
Bodenschätze, kein Wasser - das kommt per Pipeline
aus Malaysia, auch das Gas, das für die Stromproduktion
in großen Mengen benötigt wird, kommt daher.
Sämtliche Lebensmittel werden importiert.
Singapore ist groß geworden durch seine
günstigen Steuersätze, so sind viele
Investoren in die Stadt gekommen.
Am Sonntag Abend wieder die Eincheckprozedur as
everywhere. Ein Sieben-Stunden-Flug ließ
uns etwas schlafen. Der Montag Morgen zeigte uns
Sydney mit etwas modifizierten Zollformalitäten:
ich durfte sie zweimal machen, einmal mit ausgepacktem
Laptop. Weitere 3 Zeitzonen waren passiert.
Um 14:30 Uhr Ortszeit und weitere 2 Zeitzonen
weiter, so wir jetzt 12 Stunden gegenüber
Deutschland voraus sind, erreichten wir das Ziel
der Tortur: Christchurch,
Neuseeland. Ein strahlend blauer Himmel
und angenehme 25°C, da nicht so feucht und
ein kleiner Wind fächelte, begrüßten
uns. Schon die Fahrt zum Hotel war wohltuend:
keine Wolkenkratzer, keine hektischen Menschenmassen,
sondern gemütliche kleine Häuser mit
viel Grün säumten die Straße.
Das Latimer-Hotel, ebenfalls ein Dreisterne-Hotel,
aber englisch gemütlich, liegt direkt am
Hagley-Park drei Minuten vom Zentrum entfernt.
Leider ist es eine einzige Baustelle, am Tag ist
es vor Lärm nicht auszuhalten.
Ein erster Spaziergang in die Stadt führte uns
zu einem Chinesen, wo wir ein leckeres Mahl zu
uns nahmen, das wir aber nicht recht würdigen
konnten, wir waren einfach zu müde. Wir fielen
sehr früh in´s Bett.
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Neuseeland-Info
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Maße
und Gewichte: |
Seit
kurzem metrisches System, Temperaturangaben
in Grad Celsius (°C), Flüssigkeiten
in Liter, Gewichte in Kilogramm, Entfernungen
in Kilometer, Geschwindigkeiten in km/h.
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Steckbrief:
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FLÄCHE:
286.676 qkm. Die Nordinsel (114 500 km²) und
die Südinsel (150 700 km²) erstrecken sich
vom 35. bis zum 47 Grad südlicher Breite.
Vom südlichsten Punkt bis Cape Reinga im äußersten
Norden der Nordinsel sind es 1770 Kilometer.
Die südlichste Siedlung Neuseelands (auf Steward
Island) liegt nur rund 60 km vom Festland
entfernt. Die Ausdehnung von West nach Ost
reicht von 166. bis zum 179. Grad östlicher
Länge. Kein Ort auf den beiden Inseln ist
weiter als 110 km vom Meer entfernt.
BEVÖLKERUNGSZAHL:
3,96 Millionen (2003).
BEVÖLKERUNGSDICHTE:
13 pro qkm (1995).
HAUPTSTADT:
Wellington. Einwohner: 166.000 (Großraum
425.000).
GEOGRAPHIE:
Neuseeland ist im allgemeinen ein Gebirgsland
mit mehreren Ebenen. Zwei Drittel des Landes
liegen etwa 200 bis 1 000 m über dem
Meeresspiegel. Das Land hat über 220 Berge
mit einer Höhe von über 2 280 m.
Die Hauptgebirgsketten der Nordinsel erstrecken
sich entlang der Ostseite. Im Kern der Nordinsel
befindet sich eine Kette von Vulkanen mit
drei aktiven Bergen dem Mount Ruapehu (2 797
m), der höchste Berg der nördlichen Insel;
dem Mount Ngauruhoe (2 291 m) und dem Tongariro
(1 968 m). Der Mount Taranaki (2 518 m), ein
abgeschiedener, erloschener Vulkankegel, liegt
am westlichen Ende der Insel.
Die Nordinsel wird von zahlreichen Flüssen
durchzogen, von denen die meisten in den östlichen
und in den zentralen Bergen entspringen. Der
Waikato River (425 km), der längste Fluß von
Neuseeland, fließt nördlich aus dem Tauposee
(606 km²), dem größten See Neuseelands, und
ergießt sich im Westen in die Tasmansee.
Der Hauptgebirgszug der Südinsel sind die
Neuseeländischen Alpen, eine massive Erhebung,
die sich von Südwesten nach Nordosten fast
über die ganze Länge der Insel erstreckt.
18 Berggipfel der Kette sind höher als 3 000
m. Mount Cook (3 764 m), der höchste Berg
in Neuseeland, erhebt sich in der Mitte der
Gebirgskette, zu der auch eine Reihe von Gletschern
gehören. Die meisten Flüsse der Südinsel,
einschließlich des Clutha (336 km lang), des
längsten Flusses der Insel, entspringen in
den Neuseeländischen Alpen. Der größte See
der Südinsel ist der Lake Te Anau (344
km²) im südlichen Teil der Neuseeländischen
Alpen. Die Canterbury Plains im Osten und
die Südlandebenen im äußersten Süden sind
die einzigen weiten Flachlandregionen der
Südinsel.
STAATSFORM:
Neuseeland ist eine parlamentarische Monarchie
und Mitglied im Commonwealth. Staatsoberhaupt
ist die britische Königin Elisabeth II.,
die von einem Generalgouverneur offiziell
vertreten wird. Die Exekutive liegt beim Exekutivrat,
der aus dem Generalgouverneur, dem Ministerpräsidenten
und den Ministern besteht. Die Legislative
liegt beim Generalgouverneur und beim Repräsentantenhaus
mit 97 Abgeordneten, die für drei Jahre
gewählt werden. Vier Parlamentssitze
sind für Abgeordnete der Maori reserviert.
Neuseeland ist in 93 Verwaltungsbezirke, neun
Distrikte und drei Stadtbezirke untergliedert.
Die wichtigsten Parteien sind die New Zealand
National Party und die Labour Party. Ab 18
Jahren ist man wahlberechtigt.
SPRACHE:Die
Amtssprachen sind Englisch und Maori, wobei
Maori in erster Linie bei traditionellen Zeremonien
oder Ritualen verwendet wird. Viele Wörter
aus der Maorisprache wurden in den englischen
Wortschatz der Neuseeländer übernommen.
So bezeichnet das Wort Kiwi eine Vogelart,
die mittlerweile zum nationalen Wahrzeichen
avanciert ist; die Weißen werden Pakeha
genannt nach dem Maori-Wort für "hellhäutig".
RELIGION:
Die Mehrheit der Bevölkerung (81 Prozent)
bekennt sich zum Christentum (etwa 24 Prozent
Anglikaner, 18 Prozent Presbyterianer, 15
Katholiken). Daneben gibt es kleine hinduistische
und buddhistische Glaubensgemeinschaften.
ORTSZEIT:
MEZ + 11 (UTC + 12); Oktober bis März
(neuseeländische Sommerzeit)
MEZ + 12 (UTC + 13); April bis September (mitteleuropäische
Sommerzeit) MESZ + 10 (UTC + 12)
WÄHRUNG:
New Zealand Dollar (NZ $) á
100 Cents. Wechselkurs: 0,578 Euro
(März 2006)
NETZSPANNUNG:
230 V, 50 Hz.
LANDESVORWAHL:
0064 von Deutschland aus.
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Diese Nacht haben wir geschlafen wie die Murmeltiere,
die Zeitumstellungen hinkt uns noch nach. Und
doch hat uns ein Sturm geweckt, der nicht nur
Wassermassen an´s Fenster prasseln ließ,
sondern auch das Baugerüst vor unserem Fenster
zum Klingen brachte. Doch heute Morgen war Alles
vorbei und der blaue Himmel von gestern lachte
wieder. Daß es etwas kühler war, konnten
wir gut ab.
Stadtrundfahrt war heute angesagt. Viel Sehenswertes
gibt es ja nicht in so einer Stadt. Aber der Blick
vom Port Hill über die Ebene zu den
Alpen und der Küste bei Littleton war bei
dieser klaren Sicht ein Vergnügen. Bei einem
Abstecher an´s Meer konnten wir zum ersten
Mal die Füße in den Pazifik halten,
mit 16°C war es leider zu kalt zum Baden.
Der Bus brachte uns dann zum botanischen Garten,
wo wir in die historische Straßenbahn
stiegen, die uns einmal rund durch die Innenstadt
kutschierte, gewürzt von den launigen Anekdoten
des Fahrers, der sich beschwerte, wenn die Fahrgäste
nicht mitmachten. Die alte Universität
im Cambridge-Stil, heute Arts Centre und Restaurants,
lud uns zu einer Rast in der Sonne ein. Das Wahrzeichen
von Christchurch, die Kathedrale, bildet
den Mittelpunkt der Stadt. Wie auch die Universität
und das Canterbury Museum ist sie aus grauem
Stein, weiß abgesetzt mit Zinnen und Erkern
verziert.
Christchurch ist eine liebenswerte Stadt, grün,
gemütlich, ohne Hektik.
Am Nachmittag wurden wir per Video in den Linksverkehr
und die neuseeländischen Besonderheiten im Straßenverkehr
eingewiesen. Morgen bekommen wir endlich unsere
Fahrzeuge und wir sind relativ frei.
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Endlich bekamen wir unsere Womos. Basis: VW LT35
TDI, Alkoven, 6 m lang. Einrichtung spartanisch
bis lieblos. Egal. Nach einer Einweisung (wo ist
was?) ging es los.
Linksverkehr. Oberstes Gebot: Think left! Das
Linksfahren erwies sich nicht als schwierig, wenn
man sich nicht hetzen ließ, sondern jedes
Abbiegen und jeden Kreisverkehr mit Bedacht anging.
Schwieriger ist es da schon, sich permanent daran
zu erinnern, daß das Auto auf der linken
Seite nun viiiiiiel breiter ist!
Von Christchurch verlief der State Highway (SH)
1 nach Südosten durch den District Canterbury,
eine Ebene, durchzogen von sechs Meter hohen ordentlich
geschnittenen Hecken, die bei den hier herrschenden
Winden auch notwendig sind. Hauptsächlich
ist hier Weideland. Wir sahen riesige Rinderherden.
Wapitis, Alpakas, Strauße werden hier gezüchtet.
Auch die Schafe nahmen zu. Am Horizont locken
die südlichen neuseeländischen Alpen.
Hier sollte Mordor liegen. Bei Geraldine
bogen wir nach Westen auf den SH 79 ab und kamen
nun langsam in hügeligere Regionen. Burkes
Pass liegt auf 709 m Höhe. Das Grün
der Wiesen machte dem Braun der trockenen Steppengräser
Platz. Dann lag der Lake
Tekapo (Betonung auf dem "o")
vor uns. Türkisblau leuchtete das Wasser
in der Nachmittagssonne, dahinter das Braun der
Berge. Unser Campingplatz lag am Ufer des Stausees,
so daß wir einen wundervollen Panoramablick
aus den großen Fenstern unseres Womos hatten.
Am Abend lud uns Reiseleiter Jörg zu einem
Umtrunk ein, bei dem jeder ein wenig von sich
und seinen Reisen erzählte. Welch eine interessante
Gruppe, aus was für einem Fundus von Erfahrungen
kann man hier schöpfen. Über jedes Land
ist hier Auskunft zu bekommen. Toll.
Endlich fielen wir in´s Bett. Das Alkovenbett
ist nur als Sarg zu benutzen, also werden wir
uns angewöhnen, jeden Abend die Sitzecke
umzubauen.
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Der dunkle Himmel des Morgens hatte das Türkisblau
des Lake Tekapo vertrieben, ein kühler
Wind machte es draußen ungemütlich.
Wir haben lange geschlafen, gemütlich Kaffee
getrunken und denn den gestrigen Tag Revue passieren
lassen, denn auf Grund des feuchtfröhlichen
Abends war das Tagebuch zu kurz gekommen.
Endlich tuckerten wir los und das im wahrsten
Sinne des Wortes: Der VW LT tuckert wie ein alter
LKW und die Gangschaltung ist hakelig und hat
lange Wege, wie ich es vor 15 Jahren gewohnt war.
Weiter ging es über die Hochebene, entlang an
Stauseen, die alle durch ein ausgeklügeltes System
von Kanälen miteinander verbunden sind. Hier werden
65% des neuseeländischen Stroms erzeugt.
Hinter dem Lake Pukaki war die Eiswelt
des höchsten Gipfels Neuseelands in
den dunklen Wolken zu erkennen, der Mount Cook,
3.764 m hoch. Unser Roadbook riet uns, am See
entlang in die Bergwelt nach Mount Cook Village
zu fahren, doch das trübe Wetter lockte uns
nicht, noch weniger lockte es uns, ein Nobelhotel
anzusehen. Also sparten wir uns die 110 km. Bei
Omarama verließen wir die Hochebene
und folgten dem Waitaki River nach Südosten
nach Oamaru. Bei Duntroon waren
alte maorische Felsmalereien zu sehen.
Sie waren leider so verblaßt oder zerstört,
daß man viel Fantasie brauchte, um etwas
zu erkennen.
Das Hafenstädchen Oamaru kann mit
einer Reihe Gebäude im neoklassizistischen
Stil beeindrucken, die es richtig bedeutend erscheinen
lassen. Das scheinen auch die Blue Penguins
zu meinen, die allabendlich zum Schlafen am alten
Hafen auf die Felsen kommen und sich von den Menschen
nicht stören lassen.
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Der Morgen schaute hinter den Fensterscheiben
sehr fröhlich aus, weiße Wolken jagten
über einen blauen Himmel. Da machte das Fahren
gleich mehr Spaß, wenn auch der starke Wind
das Womo arg beutelte, die Landschaft sah bei
der Sonne viel freundlicher aus.
40 km hinter Oamaru forderte bei Moeraki ein Naturphänomen
ein Stop: die Moeraki Boulders. Am Strand
liegen, halb im Sand versunken, steinerne Kugeln
bis zu einer Größe von ca. 170 cm Durchmesser.
Den Maori zufolge sind es versteinerte Vorratskörbe
aus gekenterten Kanus der Ahnen, die wissenschaftliche
Erklärung ist wie üblich viel ernüchternder.
Aber können es nicht auch Murmeln von Riesen
sein?
Der SH 1 folgte der Küste nach Süden.
Der Wind hatte zugenommen. Der Gischt nach, die
von den Schaumkronen des dunkelgrünen Pazifiks
abriß und über das Wasser flog, war
Windstärke 7 nicht weit! Regenschauer machten
zusätzlich eine Rast am Strand unmöglich.
So fuhren wir weiter über Berg und Tal, an
Steilküsten entlang nach Dunedin.
Wir hatten keine Lust auf 120.000 Einwohner, auch
wenn der Bahnhof noch so verschwenderisch ausgeschmückt
sein soll und die Stadt den Wohlstand vergangener
Zeiten ausstrahlt - wir fuhren durch auf die Halbinsel
Otago und folgten einer sehr schmalen Straße
an den Nordzipfel Taioroa Head, wo es eine
Kolonie von Albatrossen geben sollte. Doch
der Sturm war so stark, daß wir kaum gegenan
laufen konnten und wir um unser Womo fürchteten.
Wir kehrten wieder um, ohne die Führung zur
Kolonie mitgemacht zu haben und atmeten auf, als
wir den Campground in Portobello erreicht
hatten.
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Die ganze Nacht hatte es geregnet und so begrüßten
wir erfreut den blauen Himmel am Morgen. Unser
im Pluncher gebrühter Kaffee schmeckte hervorragend.
Filterkaffee kennt man hier in Neuseeland wohl
nur unvollständig, denn man kann zwar Filtertüten
kaufen, aber den zugehörigen Filter sucht
man vergebens.
Die SH 1 führte uns weiter nach Südwesten
durch leichtes Hügelland. Bei Balclutha
erreichten wir den südlichsten Punkt unserer
Fahrt, hier bog der SH 1 nach Nordwesten ab und
ging in eine grüne, sanftgewellte Ebene über,
die mich an den Vorallgäu erinnert. Kilometer
um Kilometer ging es so durch diese unspektakuläre
Landschaft, daß ich mich zu fragen begann,
warum ausgerechnet um die halbe Welt geflogen
bin, um das zu sehen. In Neuseeland sollen alle
Landschaften Europas auf diesen beiden Inseln
vertreten sein. Jetzt sind wir im Vorallgäu,
heute Abend kommen wir nach Norwegen. Und doch
ist nicht Alles wie Europa. Auf den Wiesen Tausende
von weißen Tupfen: Schafe. Ein Wald taucht
auf: Eukalyptusbäume spenden Schatten
und bieten Windschutz. Eine Hecke, kilometerlang
neuseeländischer Flax, eine Agavenart,
die mit unserem Flachs nichts zu tun hat. Die
Fruchtstände ragen dunkel heraus, was muß
das für eine Blütenpracht gewesen sein!
Dann wieder eine Hecke, akkurat geschnitten bis
zu einer Höhe von ca. 6 m, höher reichte
die Maschine wohl nicht. Dann wieder Bäume,
die ich als riesige Yukkapalmen ansehe, von denen
aber unser Reiseleiter Jörg sagt, daß
es Drachenbrotbäume sind, was ich
nicht glauben kann (inzwischen hat sich herausgestellt,
daß es Cabbage Trees sind). Am Horizont
tauchen schneebedeckte Gipfel auf, dort muß
irgendwo Isengard liegen. Also doch nicht Vorallgäu.
Bei Gore verließen wir den SH 1, der SH
94 brachte uns weiter nach Nordwesten. Bei Lumsden
endete die Ebene, die Straße wand sich zwischen
2.000ern hindurch. Hier gibt es große Flächen
von Red Tussock, einem rotbraunen Büschelgras,
das unter Naturschutz steht und der Landschaft
en warmes puscheliges Aussehen verleiht. Schließlich
erreichten wir Te Anau, ein Touristenstädtchen
am gleichnamigen See. Es ist das Tor zum Fjordland
National Park und vom Campingplatz hat man
einen wundervollen Blick über den See.
Viel Zeit zu Ausruhen hatten wir nicht. Uns stand
ein Besuch der Glowworm Caves bevor. Ein
Schnellboot brachte uns in 30 Minuten über
den See zum Einstieg in das Höhlensystem
der Aurora Caves, deren kleiner unterer Teil die
zugänglichen Glühwürmchenhöhlen
sind. Das Höhlensystem ist in 12.000 Jahren
aus dem Kalkstein gewaschen worden. Der Weg führt
uns auf an den Wänden befestigten Steigen,
unter denen der Bach so laut dahindonnert, daß
man sein eigenes Wort nicht versteht. Ein Boot
bringt uns über einen gestauten Bachteil
zu einem über 20 m hohen Canyon, hinter dem
wir in ein zweites Boot steigen, daß uns
in völliger Dunkelheit weitab vom Getöse
des Baches in die Glühwürmchenhöhle
bringt. Ein Sternenhimmel erwartet uns. Unzählige
Glühwürmchen leuchten von der Decke.
Ein fantastisches Bild.
Das Neuseeland-Glühwürmchen (titiwae) unterscheidet
sich erheblich von anderen Glühwürmchen. Sein
lateinischer Name Arachnocampa luminosa weist
auf die spinnenähnliche Fähigkeit hin,
klebrige Fäden zu produzieren und damit Insekten
zu fangen. Die Glowworms produzieren lange "Angelschnüre",
locken mit ihrem Licht Insekten an, die sich in
den Angelschnüren verfangen. Nach diesem
späten Erlebnis fielen todmüde in´s
Bett.
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Lange konnten wir nicht schlafen, der Bus holte
uns schon früh (7:30 Uhr) ab. Es ging in
den Fjordland National Park. Klein-Norwegen
tat sich vor uns auf. Eiszeitliche Gletscher haben
vor 2 Millionen Jahren diese Landschaft geformt,
tiefe Täler in die gewaltigen Berge gekerbt,
so daß die Tasmansee weit in das Land vordringen
konnte. Die Straße führt durch das
Eglington Valley hinein in weiten Regenwald. Hier
dominiert die Buche. Verschiedene Scheinbucharten
haben hier ihre genetischen Anlagen über
70 Millionen Jahre erhalten. Scheinbuchen,
die bei uns als mittelhohe Bäume in den Gärten
bekannt sind, entwickeln hier Stammdurchmesser
von über einem Meter. Daneben sind über
3 m hohe Baumfarne vertreten, die uns an
die Saurierzeit erinnern. Hier könnte gleich
eines um die Ecke kommen.
Ein Spaziergang zu einem Wasserfall zeigte uns
eindrucksvoll, zu welchen bildhauerischen Leistungen
das Wasser fähig ist.
Schließlich erreichen wir durch einen Tunnel,
der erst vor 40 Jahren fertiggestellt wurde, den
Milford Sound. Eine Schiffsfahrt auf dem
Fjord bis in die Tasmansee ließ Zeit und
Ort vergessen. Wasserfälle, gigantische Steilhänge,
Pelzrobben und kleine Pinguine boten abwechslungsreiche
Bilder.
Müde aber zufrieden von den vielen Eindrücken
kamen wir am Nachmittag wieder am Wohnmobil an.
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Heute Morgen schliefen wir lange, unser Reiseleiter
gab die 180 km weite Strecke mit 2 Stunden an,
es wäre ja nichts besonderes zu sehen. Die
330 km-Strecke nach Te Anau bezifferte er mit
3 Stunden und das bei einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit
von 100 km/h! Das Wetter lockte uns nicht, graue
bis schwarze Wolken jagten über den Himmel,
zaghaft versuchten sich ein paar blaue Löcher
zu behaupten, hatten es aber sichtlich schwer.
Es ging 60 km zurück bis Mossburn,
dort bogen wir nach Norden ab. Schafe endlich
vor der Kulisse, wie man sich Neuseeland vorstellt:
grüne Wiesen weiß getupft vor braunen
kahlen Berghängen. Auf unsere Frage nach
der Anzahl von Schafen in Neuseeland antwortete
uns ein Einheimischer: "44 Millionen, aber
4 Millionen meinen, sie wären etwas Besseres!"
Ab und zu wieder eine Wapitifarm. Der Wind hatte
sich zu einem Sturm ausgewachsen, daß das
Alkovenwomo bockte und zur Seite sprang wie ein
störrischer Mustang.
Bei Fairlight konnten wir den Kingston
Flyer, eine Museumsdampfeisenbahn,
bewundern, die zweimal am Tag (um 10:30 und 14:30)
nach Kingston aufbricht, dessen Nachmittagsfahrt
weder in unserem Roadbook noch in Reiseführer
erwähnt wird (also keine Hast, am Nachmittag
geht´s auch). Eisenbahnfans müssen
bei der messingblanken polierten Dampflok und
den gut erhaltenen Wagen das Herz aufgehen.
Immer wieder war zwischendurch das Wetter wieder
mal schön, will heißen, die grauen
Wolken wichen weißen vor blauem Himmel.
Doch der Sturm ließ kein Draußensitzen
zu. Als wir zum Lake Wakatipu kamen, hielt
den Wind nichts mehr auf. Ungehindert fegte er
über den See und jagte die Gischt so über
das Wasser, daß es zu dampfen schien. Da
war es nicht mal mehr möglich, sich zu einem
Foto nach draußen zu begeben. Trotzdem war
die Fahrt am See entlang schön. Noch nie
gab es so viele Rastplätze wie hier, die
man nutzen könnte, wenn das Wetter es zuließe.
Schließlich blieb es nicht aus, daß
wir Queenstown erreichten, eine 16.000
Einwohner zählende, quirlige Touristenstadt.
Dementsprechend voll war der Campingplatz, man
steht hier wie auf einem Parkplatz so eng, eingepfercht
von Autos. Hier bleiben wir zwei Nächte.
Von unserem Reiseleiter haben wir nichts gesehen,
er denkt wohl, wenn er nichts von uns hört,
ist Alles ok, womit er ja Recht hat. Von der Gruppe
sieht man auch nichts, außer zum Briefing
verzieht sich jeder in sein Womo, das Wetter ist
nicht gruppenfördernd.
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Am Liebsten wäre ich ja den ganzen Tag auf
meiner faulen Haut liegengeblieben, aber wir können
ja nicht aus Queenstown fortfahren, ohne zu wissen,
wie es dort aussieht. Also machten wir uns trotz
des durchwachsenen Wetters auf. Doch der Eindruck,
den wir beim Durchfahren gewonnen hatten, änderte
sich nicht. Ein reines Touristädtchen, d.h.
nur Restaurants, Souvenirläden und Booking
Shops. Queenstown sieht sich als Erfinder des
Bungee-Jumpings und bietet alle nur erdenklichen
Extremaktivitäten an. Hinzu kommen die Exkursionen
zu den Drehorten von Lord of the Rings. Doch das
Wetter förderte unsere Begeisterung zu Aktivitäten
nicht, es regnete sich so sutsche, wie wir Norddeutsche
zu sagen pflegen, ein. So waren wir zufrieden,
wieder in unseren vier Wänden zu sein.
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Wieder einmal begrüßte uns ein Morgen
mit Regen. Egal, wir hatten gute 280 km vor uns,
also nicht trödeln, daß wir nicht so
spät loskommen. Ein paar Kilometer hinter
Queenstown bot sich ein Abstecher nach Arrowtown
an, einer alten Goldgräberstadt, die ihren
damaligen Charme konserviert haben soll. Man mußte
hinter dem Touristennepp lange suchen, um die
Ursprünglichkeit zu entdecken! Das alte Chinesenviertel
bestand außer einer wieder aufgebauten leeren
Hütte nur aus Hinweistafeln.
Inzwischen haben sich die Wolken verzogen und
einem blauen Himmel mit Schäfchenwolken Platz
gemacht. Die Landschaft sah gleich viel freundlicher
aus. Unser Weg führte durch das angeblich
südlichste Weinbaugebiet der Welt. Es war
schon ein wenig makaber, unten die Weintrauben
und oben am Hang an der Wolkengrenze weißgepuderte
Hänge. Der Gedanke an Eiswein drängte
sich auf. Der Wetterbericht hatte für heute
Schneeglätte unter 700m angesagt, so daß
uns die schönen Nebenstraßen über
Wanaka, die zum Teil über diesen Höhen
verlaufen, verschlossen blieben. Der SH 6 führte
uns nach Norden in die Southern Alpes hinein.
Das ist eine Landschaft nach unserem Herzen! Die
schmalen Täler grün, die steilen Hänge
kahl und braun, zum Teil nackter Fels. Die Wolken
müssen in der Nacht ziemlich tief gehangen
haben, denn die Kämme um uns herum waren
weiß. Klein Kanada oder Norwegen, wir waren
zu Hause. Als wir dann zum Lake Hawea kamen,
dessen stahlblaue Fläche mit dem Braun der
Hänge, dem Weiß der Gipfel und dem
Grün der Wiesen eine Vollkommenheit schuf,
wollten wir nicht mehr weg. Nach einem kleinen
Schlenker über die Berge kamen wir an den
nächsten See, den Lake Wanaka, der
genauso schön und ebenso einsam war. Eine
lange Pause legten wir ein, um den See mitnehmen
zu können.
Hinter Makarora (die Orte sind auf der
Karte so groß, bestehen aber nur aus ein
paar Häusern. Generell sehen die Orte aus
wie die Wochenendhäuser in Dänemark)
begann der Regenwald. Eine undurchdringliche hohe
grüne Wand, die gerade die Straße freiließ.
Vom Haast Pass wurde es vor uns flacher, die Berge
traten zurück, wir kamen an´s Meer.
An der Küste entlang ging es nach Jackson
Bay zu unserem Campingplatz. Das Meer war
nicht zu sehen, nur das Donnern der Brandung tönte
zu uns, durch das dichte Unterholz des Regenwaldes
war kein Durchkommen.
Hier an der Westküste gibt es kein Netz - in Haast
absolut Null. Der Reiseveranstalter muß
dringend seine Aussagen überholen!
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Wie gut, daß der heutige Wetterbericht nicht
stimmte, wir hatten herrlich blauen Himmel und
die Fahrt nach Norden an der Westküste der
Südinsel entlang war eine Freude. Der Regenwald
bildete wieder eine undurchdringliche Wand, die
durch den ewigen Westwind ein wenig gebeugt war,
aber trotzdem durch nichts zu durchdringen war.
Dichte Farne bedeckten den Boden, verstärkt
durch dornenbewährte Sträucher. Was
den Regenwald so fremdartig machte, waren die
Baumfarne, die zum Teil über acht Meter hoch
waren und die Cabbage Trees. Hier fallen im Jahr
bis zu 8 Meter (!) Niederschlag, vielleicht ist
das Grund, warum der gesamte Wald so stark vermoost
ist. Was muß das für ein Anblick für
die alten Seefahrer gewesen sein, als sie auf
diese Küste zufuhren, zuerst die Brandung,
dann die undurchdringliche grüne Mauer, die
sich unüberwindlich scheinende Berge hinaufzog,
darauf die Krone, die Schneegipfel mit dem Mount
Cook, flankiert von den Gletschern Fox
Glacier und Franz Josef Glacier. Was
wäre ich gerne mit diesen Entdeckern unterwegs
gewesen!
Am Knights Point Lookout konnten wir eine
guten Blick auf die unwirtliche Küste werfen.
Ein Hinweisschild Salmon Farm - Café
and Food ließ uns das Wasser im Munde
zusammenlaufen. Kurze Zeit später saßen
wir auf auf der Veranda in der Sonne bei einem
wundervollen Stück gebratenen Lachs mit einem
leckeren Kaffee. Herrlich!
Ein kleiner Waldsee, der Lake Matheson,
bot uns die Möglichkeit, den Regenwald auf
einem Wanderweg von innen zu erleben und wir entdeckten
die Farne. Welch eine Vielzahl gibt es, wie fein
sind sie gezeichnet und wie filigran sind sie
oft ausgebildet! Über den stillen Waldsee
hinweg konnten wir einen letzten Blick den Mount
Cook werfen. "Tschüß Cookie,"
meinte Gil.
Der Fox Glacier war ein weiterer Stop wert.
In einem halbstündigen Fußmarsch konnte
man seine Zunge erreichen. Jetzt haben wir schon
etliche Gletscher gesehen und doch ist so ein
Anblick immer wieder beeindruckend! Für den
einstündigen Fußweg zum Franz Josef
Gletscher war es zu spät, wir begnügten
uns mit dem Anblick von unten.
Immer noch gibt es kein Netz. Ich muß mir dringend
eine Telefonkarte besorgen!
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Die, die heute Morgen mit dem Flugzeug zu den
Gletschern wollten, hatten Pech. Wolkenuntergrenze:
100 Meter maximal. Der Westküstenregen hatte
uns am Wickel. Er ließ uns auch den ganzen
Tag nicht los. Die Wolkenuntergrenze variierte
zwischen null und hundert Metern, was bedeutete,
mal goß es wie aus Eimern, mal nieselte
es nur. Schade für das traumhafte Stück
Küste, daß wir nur erahnen konnten.
Kurz nach der Abfahrt konnten wir in den Lagunen
von Okarito einen White Heron, einen
weißen Reiher sehen, die restlichen der
Kolonie hatten sich wohl irgendwo vor dem Regen
in Sicherheit gebracht. Wir erahnten Strände,
bizarre Felsen im Wasser, Weiden und Regenwald.
In Hokitita ist ein Zentrum der Jademanufaktur.
Hier konnten wir in aller Ruhe im Trockenen Kunstgegenstände
aus Jade anschauen und bei der Schleiferei zusehen.
Es erinnert sehr an einen Zahnarzt. Ich wollte
Gil einen Ring schenken, doch die Größen
waren gerade für 10jährige Japaner recht.
Schade.
Bei den Pancake Rocks and Blowholes hatten
wir das Glück, daß es nur nieselte,
so daß wir uns dieses Naturschauspiel in
aller Ruhe anschauen konnten. Die Felsen aus Kalkstein
sind geschichtet wie eine Pfannkuchentorte, wieso,
kann sich die Wissenschaft nicht erklären.
Aus den Blowholes schießt das Wasser einem
Geysir gleich in die Höhe, wenn die Parameter
Wind, Wellen, Gezeiten und Timing stimmen. Bei
uns war das nicht der Fall. Trotzdem ist dieses
Naturgebilde sehenswert. Hier trafen wir auch
eine für uns neue Palmensorte an, den Regenwald
bereichert.
Wir hatten vom Regen genug. Einige Pausen in Cafés
an der Straße wärmten uns von innen
(Cappuccino, heiße Schokolade) wieder auf.
Trotzdem - es reichte. Dreihundert Kilometer war
die Strecke heute lang. Bei gutem Wetter hätten
wir sicherlich Probleme mit der Zeit bekommen,
aber so waren wir um 18:30 Uhr in Carters Beach
bei Westport auf unserem Nachtplatz.
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Heute Morgen schien wieder die Sonne, vegessen
der Regen. Wir machten uns auf zu der 14 km entfernten
Robbenkolonie. Ein wundervoller Anblick: die Robben
genossen die Sonne und lagen mit dem Bauch nach
oben und ließen alle Flossen hängen.
Die Jungen tollten umher, spielten Kriegen und
planschten in der Kinderbadewanne. Wir hätten
noch stundenlang zusehen können, doch die
Straße rief.
Unsere Route war gesperrt, ein Lastzug wollte
lieber auf dem Dach neben der Straße fahren
und hat die Stromleitung heruntergerissen. Das
hieß ein Umweg von ca. 20 km fahren. Irmgard
und Wolfgang nutzen einen "Treibsand"
neben der Straße zum Parken. Der Besitzer
eines Cafés in der Nähe brachte die
halbe Kneipe mit und mit großem Hallo wurde
das Womo wieder auf die Straße gezogen.
Nun ging es das Tal des Buller Rivers flußaufwärts.
Bei Berlins sind die Auswirkungen eines
Erdbebens von vor 40 Jahren noch deutlich zu sehen,
als ein Erdrutsch den Buller River aufgestaut
hatte. Je nördlicher wir kamen, desto lieblicher
wurde die Landschaft. Hopfenfelder, Obstplantagen
aus Apfelsinen, Pfirsichen, Birnen und Johannisbeeren
wechselten sich ab. Ein Mittagsschlaf in der Sonne
bewies uns, warum man nach Neuseeland auswandert:
um im Herbst solche Temperaturen zu haben. Schließlich
kamen wir nach Kaiteriteri, wo wir in der
Runde der Anderen noch ein Plätzchen fanden.
Reiseleiter Jörg hatte Fleisch besorgt, jeder
hatte irgendeinen Salat gemacht und und so trafen
wir uns zum ersten Male in großer Runde
zum Barbecue. Das Wetter erlaubte es uns, bis
lange nach Dunkelwerden draußen zu sitzen.
Da wir keine Lampen hatten, konnten die gedruckten
Denkhilfen (Liederbücher) nicht helfen und
so blieb es bei Liedern zur Gitarre den ersten
Strophen. Doch das tat dem Abend keinen Abbruch.
Vielleicht können wir ja jetzt öfter
zusammensitzen und haben Gelegenheit, die Gruppe
kennenzulernen.
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Das war so richtig nach unserem Geschmack: lange
schlafen, gemütlich Kaffee trinken und das
Alles bei Sonnenschein. Während ich in aller
schreibe, genießt Gil die Sonne. Ein fauler
Tag erwartet uns.
Nachtrag: ein Problem sind die Opossums hier in
Neuseeland. Einst in ein paar Stück von Einwanderern
mitgebracht, haben sie sich auf ca. 70.000.000
vermehrt und fressen ganze Waldstücke leer.
Kostenspielige Aktionen, z.B. Bejagung vom Hubschrauber
aus haben keinen nennenswerten Erfolg. Jetzt experimentiert
man mit Gift, hat aber das Mittel, das andere
Tiere nicht beeinträchtigt, noch nicht gefunden.
Jeder Autofahrer ist aufgefordert, bei Opossums
auf der Straße nicht zu bremsen, so daß
man allenthalben plattgefahrene Tiere auf der
Fahrbahn sieht. Auch Fallen sieht man vermehrt.
Ein Opossum-Rezept:
Man häute ein Opossum ab, koche es vier Stunden,
gebe einen alten Stiefel hinzu und koche das Ganze
noch einmal vier Stunden. Dann werfe man das Opossum
weg und esse den Stiefel.
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Eigentlich war für heute Kaikura, 300 km
entfernt, eingeplant. Ziel: eine Bootsfahrt zum
Whale Watching. Morgen früh hätten wir
dann 200 km zur Fähre nach Picton zurück
fahren müssen und müßten um 09:00
Uhr da sein. Mit der Unsicherheit, überhaupt
Wale zu Gesicht zu bekommen, hört sich das
Alles ziemlich dämlich an, so daß wir
beschlossen, lieber gleich gemütlich nach
Picton auf den Top 10 Holiday Camping Ground
zu fahren. So lagen nur 173 km vor uns.
Das Wetter war wieder herrlich und lud zum Bummeln
ein. Es ging an der Küste der Tasman Bay
entlang, die bis Nelson dichter besiedelt
war, als wir es bis jetzt gewohnt waren. Doch
bald ging es wieder in die Berge. Die engen Täler
boten keinen Raum mehr für Landwirtschaft,
nur Kühe und Schafe bevölkerten die
Wiesen. Bald wurde die Straße kurvenreich
und links ging es steil hinunter in die Fjorde,
die uns ab jetzt begleiteten, so daß der
Beifahrer sich wie auf einer guten Achterbahn
vorkam. Die Neuseeländer haben eine eigene
Art, vor schmalen Straßenabschnitten zu
warnen, nicht: "Achtung schmale Straße,"
sondern: "Caution, vehikles may be wide!"
Viele Lookouts luden zum Halten und Träumen
über die Fjorde ein, man konnte einfach nicht
daran vorbeifahren. In Havelock machten
wir Halt an einem sehr bekannten Muschelrestaurant,
dem "The Mussels Boys." Dort aßen
wir die greenlips mussels, eine Miesmuschelart,
deren Schale grün schimmert, und deren Kante
leuchtend grün ist. Lecker!
Früh genug, um noch der Sonne zu frönen,
waren wir auf dem Campingplatz. Nicht nur wir,
auch die Wespen nutzten die Sonne. Eine mußte
Gil in die Unterlippe stechen. Nun sieht sie aus
wie eine Eingeborene aus dem afrikanischen Busch.
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Hätte ich nur gleich ein Foto gemacht! Heute
Morgen war die Lippe nicht mehr so spektakulär,
sie juckt nur noch ganz fürchterlich, aber
nichts mehr für ein Sensationsfoto.
Pünktlich waren wir an der Fähre und
pünktlich wurde verladen und auch die Abfahrt
verlief nach Plan. Daß Alles auf die Minute
paßte, auch die Ankunft, war das einzig
Erwähnenswerte am "Fähren."
Die Fahrt durch den Queen Charlotte Sound
und den Tory Channel versetzten uns wieder
nach Norwegen, die Berge wurden, je näher
wir der offenen See kamen, baumloser und bizarrer.
Die Cook Strait zeigte sich heute von ihrer
besten Seite, daß der Wind steif blies,
war normal, dafür sorgte die Sonne für
eine gesunde Gesichtsfarbe.
In Wellington quetschten wir uns alle auf
den Parkplatz des Supermarktes am Te Papa Museum,
was dem Aufsichtspersonal des Marktes gar nicht
gefiel. Die Meisten hatten einen Zettel am Auto,
daß der Parkplatz für Kunden reserviert
sei. Wir hatten vorher eingekauft und die Tüten
deutlich sichtbar auf den Fahrersitz gelegt, das
reichte. Per Bus machten wir eine Stadtrundfahrt.
Vom Mount Victoria hatten wir einen guten
Blick über die Stadt und die Wellington Harbour
Bucht. Das Zentrum ist wie üblich durch Hochhäuser
verschandelt. Ohne diese würde die Stadt
wie ein überdimensionales Dorf wirken - einstöckige
Häuser, viel Grün. Zur Höhe auf
der gegenüberliegenden Seite, dem Stadtteil
Kelburn fährt eine uralte Cable Car,
die auch an der Uni hält. Überhaupt
ist das größte Problem Wellingtons
der ebene Platz. Die meisten Häuser sind
in die Hänge hineingebaut. Viele haben eine
private Seilbahn oder Aufzug, um Einkäufe
jeglicher Art z um Haus zu bekommen. Auch der
botanische Garten liegt malerisch am Hang, wir
hatten nur Zeit, uns kurz den Rosengarten anzusehen.
Im Regierungsviertel fällt das "Beehive,"
der Bienenkorb, auf, in dem Ministerialbüros
untergebracht sind, bedeutsamer aber ist das gegenüber
gelegene Old Government Building von 1876,
das zweitgrößte Holzgebäude
der Welt. Am besten gefallen hat mir die Old
St. Pauls Cathedral aus dem Jahr 1866. Von
außen ein schlichter weißer Holzbau,
überwältigt einen drinnen die reiche
Gestaltung mit warmem dunklen Holz und herrlichen
Fenstern. Nachdem die anglikanische Kirche meinte,
sie müßte eine "pompösere"
Kirche haben, steht diese nun allen Konfessionen
offen. Wenn schon Kirche, dann kann ich mir keine
schönere denken!
Die anschließende Fahrt zum 14 km entfernten
Campingplatz fiel in die Rush Hour und demonstrierte
uns, daß auch in Wellington zu viele Autos
unterwegs sind.
Morgen nun beginnt unsere Erkundung der Nordinsel.
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