Neuseeland 2006 : Die Südinsel

 


24. - 27. Februar
Anreise

Neuseeland-Info

Dienstag 28. Februar:
Christchurch

Mittwoch 1. März:
Zum Lake Tekapo

Donnerstag 2. März:
Nach Oamaru

Freitag 3. März:
Zur Peninsula Otago nach Portobello

Samstag 4. März:
Nach Te Anau

Sonntag 5. März:
Ein Tag im Fjordland National Park

Montag 6. März:
Nach Queenstown

Dienstag 7. März:
Queenstown

Mittwoch 8. März:
Zur Westküste nach Haast Beach

Donnerstag 9. März:
Nach Franz Josef Glacier

Freitag 10. März:
Nach Carters Beach / Westport

Samstag 11. März:
Nach Kaiteriteri

Sonntag 12 März:
Kaiteriteri

Montag 13. März:
Nach Picton

Dienstag 14. März:
Auf die Nordinsel nach Wellington



  24. - 27. Februar: Anreise 


Es fing schon an mit der für einen Wohnmobilisten unmöglichen Forderung, sich auf 20 kg/Person Gepäck beschränken zu müssen. Irgendwie haben wir das annähernd gelöst. Ob es die richtigen Sachen sind, wird sich zeigen.

Wir hatten uns das Alles nicht so richtig überlegt. Der Urlaub war eine ad hoc Entscheidung, die wir nie hinterfragten. Ein Blick auf den Globus zeigte uns, daß wir genau auf die andere Seite der Erde fliegen würden. Unser Flugplan gab uns verwirrende Zahlen an, aus denen nicht genau ersichtlich war, ob MEZ- oder lokale Zeiten gemeint waren. Es zeigte sich, daß die Angaben sehr gemischt waren.

Bremen Gepäckaufgabe. Zum Glück gingen Koffer und Gitarre bis Singapore durch. Am Zoll mußte ich den Laptop auspacken, was bedeutete, den ganzen Rucksack auszupacken. Das sollte mich verfolgen! In Frankfurt mußten wir durch zwei Kontrollen (!) - also zweimal den Laptop auspacken. Einmal wurde er in einem extra Raum auf Sprengstoff untersucht. Zum Trost durfte ich die Stiefel auch noch ausziehen.

Dann wurden wir in eine B747-400 gepfercht. Die hätten mal von Canada-Air lernen sollen, aber offensichtlich waren Qantas die Mallorca-Flieger als Vorbilder lieber. Erschöpft verschliefen wir die 12 Stunden Flug Wir hatten 7 Zeitzonen hinter uns, so daß es 18 Uhr Lokalzeit war, als wir in Singapore landeten. Die Koffer konnten wir leider nicht weiterschicken oder am Flughafen lassen. Das Dreisterne-Hotel Orchard erwies sich seiner Sterne würdig, auch wenn wir den Pool auf dem Dach nicht nutzen konnten.

Die Temperatur in Singapore ist ein Schlag: 30°C und 98 -100% Luftfeuchtigkeit lassen ein Treibhaus erblassen. Und da jeder Raum und Bus eine Klimaanlage hat, die auf 18-20°C eingestellt ist, ist ein Wechselbad vorprogrammiert.

Eine nächtliche Bootsfahrt durch den inneren Hafen mit anschließendem asiatischen Essen schloß den Tag.

Die Stadtrundfahrt am Sonntag zeigte mir, daß ich nicht noch einmal nach Singapore möchte: Eine Viermillionenstadt ohne sichtbare Geschichte, nur vereinzelte Häuser erinnern an die Entstehung. Die Skyline von Sydney ist beeindruckender. Mich enttäuschte auch Chinatown. Von eine Stadt, in der 78% Chinesen sind, hätte ich mehr erwartet. Da war Vancouver weit chinesischer. Wenn man Orchideen mag, ist der Botanische Garten sicherlich interessant. Den Nachmittag verbrachten wir auf einer bunten Dschunke, die uns durch die Inselwelt Singapores schipperte. Bei der Schwüle eine angenehme Alternative.

Singapore - eine Stadt ohne Hinterland. Keine Bodenschätze, kein Wasser - das kommt per Pipeline aus Malaysia, auch das Gas, das für die Stromproduktion in großen Mengen benötigt wird, kommt daher. Sämtliche Lebensmittel werden importiert. Singapore ist groß geworden durch seine günstigen Steuersätze, so sind viele Investoren in die Stadt gekommen.

Am Sonntag Abend wieder die Eincheckprozedur as everywhere. Ein Sieben-Stunden-Flug ließ uns etwas schlafen. Der Montag Morgen zeigte uns Sydney mit etwas modifizierten Zollformalitäten: ich durfte sie zweimal machen, einmal mit ausgepacktem Laptop. Weitere 3 Zeitzonen waren passiert.

Um 14:30 Uhr Ortszeit und weitere 2 Zeitzonen weiter, so wir jetzt 12 Stunden gegenüber Deutschland voraus sind, erreichten wir das Ziel der Tortur: Christchurch, Neuseeland. Ein strahlend blauer Himmel und angenehme 25°C, da nicht so feucht und ein kleiner Wind fächelte, begrüßten uns. Schon die Fahrt zum Hotel war wohltuend: keine Wolkenkratzer, keine hektischen Menschenmassen, sondern gemütliche kleine Häuser mit viel Grün säumten die Straße. Das Latimer-Hotel, ebenfalls ein Dreisterne-Hotel, aber englisch gemütlich, liegt direkt am Hagley-Park drei Minuten vom Zentrum entfernt. Leider ist es eine einzige Baustelle, am Tag ist es vor Lärm nicht auszuhalten.

Ein erster Spaziergang in die Stadt führte uns zu einem Chinesen, wo wir ein leckeres Mahl zu uns nahmen, das wir aber nicht recht würdigen konnten, wir waren einfach zu müde. Wir fielen sehr früh in´s Bett.

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Neuseeland-Info
Maße und Gewichte: Seit kurzem metrisches System, Temperaturangaben in Grad Celsius (°C), Flüssigkeiten in Liter, Gewichte in Kilogramm, Entfernungen in Kilometer, Geschwindigkeiten in km/h.
Steckbrief: FLÄCHE: 286.676 qkm. Die Nordinsel (114 500 km²) und die Südinsel (150 700 km²) erstrecken sich vom 35. bis zum 47 Grad südlicher Breite. Vom südlichsten Punkt bis Cape Reinga im äußersten Norden der Nordinsel sind es 1770 Kilometer. Die südlichste Siedlung Neuseelands (auf Steward Island) liegt nur rund 60 km vom Festland entfernt. Die Ausdehnung von West nach Ost reicht von 166. bis zum 179. Grad östlicher Länge. Kein Ort auf den beiden Inseln ist weiter als 110 km vom Meer entfernt.

BEVÖLKERUNGSZAHL: 3,96 Millionen (2003).

BEVÖLKERUNGSDICHTE: 13 pro qkm (1995).

HAUPTSTADT: Wellington. Einwohner: 166.000 (Großraum 425.000).

GEOGRAPHIE: Neuseeland ist im allgemeinen ein Gebirgsland mit mehreren Ebenen. Zwei Drittel des Landes liegen etwa 200 bis 1 000 m über dem Meeresspiegel. Das Land hat über 220 Berge mit einer Höhe von über 2 280 m.
Die Hauptgebirgsketten der Nordinsel erstrecken sich entlang der Ostseite. Im Kern der Nordinsel befindet sich eine Kette von Vulkanen mit drei aktiven Bergen dem Mount Ruapehu (2 797 m), der höchste Berg der nördlichen Insel; dem Mount Ngauruhoe (2 291 m) und dem Tongariro (1 968 m). Der Mount Taranaki (2 518 m), ein abgeschiedener, erloschener Vulkankegel, liegt am westlichen Ende der Insel.

Die Nordinsel wird von zahlreichen Flüssen durchzogen, von denen die meisten in den östlichen und in den zentralen Bergen entspringen. Der Waikato River (425 km), der längste Fluß von Neuseeland, fließt nördlich aus dem Tauposee (606 km²), dem größten See Neuseelands, und ergießt sich im Westen in die Tasmansee.

Der Hauptgebirgszug der Südinsel sind die Neuseeländischen Alpen, eine massive Erhebung, die sich von Südwesten nach Nordosten fast über die ganze Länge der Insel erstreckt. 18 Berggipfel der Kette sind höher als 3 000 m. Mount Cook (3 764 m), der höchste Berg in Neuseeland, erhebt sich in der Mitte der Gebirgskette, zu der auch eine Reihe von Gletschern gehören. Die meisten Flüsse der Südinsel, einschließlich des Clutha (336 km lang), des längsten Flusses der Insel, entspringen in den Neuseeländischen Alpen. Der größte See der Südinsel ist der Lake Te Anau (344 km²) im südlichen Teil der Neuseeländischen Alpen. Die Canterbury Plains im Osten und die Südlandebenen im äußersten Süden sind die einzigen weiten Flachlandregionen der Südinsel.


STAATSFORM: Neuseeland ist eine parlamentarische Monarchie und Mitglied im Commonwealth. Staatsoberhaupt ist die britische Königin Elisabeth II., die von einem Generalgouverneur offiziell vertreten wird. Die Exekutive liegt beim Exekutivrat, der aus dem Generalgouverneur, dem Ministerpräsidenten und den Ministern besteht. Die Legislative liegt beim Generalgouverneur und beim Repräsentantenhaus mit 97 Abgeordneten, die für drei Jahre gewählt werden. Vier Parlamentssitze sind für Abgeordnete der Maori reserviert. Neuseeland ist in 93 Verwaltungsbezirke, neun Distrikte und drei Stadtbezirke untergliedert. Die wichtigsten Parteien sind die New Zealand National Party und die Labour Party. Ab 18 Jahren ist man wahlberechtigt.

SPRACHE:Die Amtssprachen sind Englisch und Maori, wobei Maori in erster Linie bei traditionellen Zeremonien oder Ritualen verwendet wird. Viele Wörter aus der Maorisprache wurden in den englischen Wortschatz der Neuseeländer übernommen. So bezeichnet das Wort Kiwi eine Vogelart, die mittlerweile zum nationalen Wahrzeichen avanciert ist; die Weißen werden Pakeha genannt nach dem Maori-Wort für "hellhäutig".

RELIGION: Die Mehrheit der Bevölkerung (81 Prozent) bekennt sich zum Christentum (etwa 24 Prozent Anglikaner, 18 Prozent Presbyterianer, 15 Katholiken). Daneben gibt es kleine hinduistische und buddhistische Glaubensgemeinschaften.

ORTSZEIT: MEZ + 11 (UTC + 12); Oktober bis März (neuseeländische Sommerzeit) MEZ + 12 (UTC + 13); April bis September (mitteleuropäische Sommerzeit) MESZ + 10 (UTC + 12)

WÄHRUNG: New Zealand Dollar (NZ $) á 100 Cents. Wechselkurs: 0,578 Euro (März 2006)

NETZSPANNUNG: 230 V, 50 Hz.

LANDESVORWAHL: 0064 von Deutschland aus.
   
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  Dienstag 28. Februar: Christchurch  


Diese Nacht haben wir geschlafen wie die Murmeltiere, die Zeitumstellungen hinkt uns noch nach. Und doch hat uns ein Sturm geweckt, der nicht nur Wassermassen an´s Fenster prasseln ließ, sondern auch das Baugerüst vor unserem Fenster zum Klingen brachte. Doch heute Morgen war Alles vorbei und der blaue Himmel von gestern lachte wieder. Daß es etwas kühler war, konnten wir gut ab.

Stadtrundfahrt war heute angesagt. Viel Sehenswertes gibt es ja nicht in so einer Stadt. Aber der Blick vom Port Hill über die Ebene zu den Alpen und der Küste bei Littleton war bei dieser klaren Sicht ein Vergnügen. Bei einem Abstecher an´s Meer konnten wir zum ersten Mal die Füße in den Pazifik halten, mit 16°C war es leider zu kalt zum Baden. Der Bus brachte uns dann zum botanischen Garten, wo wir in die historische Straßenbahn stiegen, die uns einmal rund durch die Innenstadt kutschierte, gewürzt von den launigen Anekdoten des Fahrers, der sich beschwerte, wenn die Fahrgäste nicht mitmachten. Die alte Universität im Cambridge-Stil, heute Arts Centre und Restaurants, lud uns zu einer Rast in der Sonne ein. Das Wahrzeichen von Christchurch, die Kathedrale, bildet den Mittelpunkt der Stadt. Wie auch die Universität und das Canterbury Museum ist sie aus grauem Stein, weiß abgesetzt mit Zinnen und Erkern verziert.

Christchurch ist eine liebenswerte Stadt, grün, gemütlich, ohne Hektik.

Am Nachmittag wurden wir per Video in den Linksverkehr und die neuseeländischen Besonderheiten im Straßenverkehr eingewiesen. Morgen bekommen wir endlich unsere Fahrzeuge und wir sind relativ frei.

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  Mittwoch 1. März: zum Lake Tekapo  


Endlich bekamen wir unsere Womos. Basis: VW LT35 TDI, Alkoven, 6 m lang. Einrichtung spartanisch bis lieblos. Egal. Nach einer Einweisung (wo ist was?) ging es los.

Linksverkehr. Oberstes Gebot: Think left! Das Linksfahren erwies sich nicht als schwierig, wenn man sich nicht hetzen ließ, sondern jedes Abbiegen und jeden Kreisverkehr mit Bedacht anging. Schwieriger ist es da schon, sich permanent daran zu erinnern, daß das Auto auf der linken Seite nun viiiiiiel breiter ist!

Von Christchurch verlief der State Highway (SH) 1 nach Südosten durch den District Canterbury, eine Ebene, durchzogen von sechs Meter hohen ordentlich geschnittenen Hecken, die bei den hier herrschenden Winden auch notwendig sind. Hauptsächlich ist hier Weideland. Wir sahen riesige Rinderherden. Wapitis, Alpakas, Strauße werden hier gezüchtet. Auch die Schafe nahmen zu. Am Horizont locken die südlichen neuseeländischen Alpen. Hier sollte Mordor liegen. Bei Geraldine bogen wir nach Westen auf den SH 79 ab und kamen nun langsam in hügeligere Regionen. Burkes Pass liegt auf 709 m Höhe. Das Grün der Wiesen machte dem Braun der trockenen Steppengräser Platz. Dann lag der Lake Tekapo (Betonung auf dem "o") vor uns. Türkisblau leuchtete das Wasser in der Nachmittagssonne, dahinter das Braun der Berge. Unser Campingplatz lag am Ufer des Stausees, so daß wir einen wundervollen Panoramablick aus den großen Fenstern unseres Womos hatten.

Am Abend lud uns Reiseleiter Jörg zu einem Umtrunk ein, bei dem jeder ein wenig von sich und seinen Reisen erzählte. Welch eine interessante Gruppe, aus was für einem Fundus von Erfahrungen kann man hier schöpfen. Über jedes Land ist hier Auskunft zu bekommen. Toll.

Endlich fielen wir in´s Bett. Das Alkovenbett ist nur als Sarg zu benutzen, also werden wir uns angewöhnen, jeden Abend die Sitzecke umzubauen.

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  Donnerstag 2. März: nach Oamaru  


Der dunkle Himmel des Morgens hatte das Türkisblau des Lake Tekapo vertrieben, ein kühler Wind machte es draußen ungemütlich. Wir haben lange geschlafen, gemütlich Kaffee getrunken und denn den gestrigen Tag Revue passieren lassen, denn auf Grund des feuchtfröhlichen Abends war das Tagebuch zu kurz gekommen.

Endlich tuckerten wir los und das im wahrsten Sinne des Wortes: Der VW LT tuckert wie ein alter LKW und die Gangschaltung ist hakelig und hat lange Wege, wie ich es vor 15 Jahren gewohnt war.

Weiter ging es über die Hochebene, entlang an Stauseen, die alle durch ein ausgeklügeltes System von Kanälen miteinander verbunden sind. Hier werden 65% des neuseeländischen Stroms erzeugt. Hinter dem Lake Pukaki war die Eiswelt des höchsten Gipfels Neuseelands in den dunklen Wolken zu erkennen, der Mount Cook, 3.764 m hoch. Unser Roadbook riet uns, am See entlang in die Bergwelt nach Mount Cook Village zu fahren, doch das trübe Wetter lockte uns nicht, noch weniger lockte es uns, ein Nobelhotel anzusehen. Also sparten wir uns die 110 km. Bei Omarama verließen wir die Hochebene und folgten dem Waitaki River nach Südosten nach Oamaru. Bei Duntroon waren alte maorische Felsmalereien zu sehen. Sie waren leider so verblaßt oder zerstört, daß man viel Fantasie brauchte, um etwas zu erkennen.

Das Hafenstädchen Oamaru kann mit einer Reihe Gebäude im neoklassizistischen Stil beeindrucken, die es richtig bedeutend erscheinen lassen. Das scheinen auch die Blue Penguins zu meinen, die allabendlich zum Schlafen am alten Hafen auf die Felsen kommen und sich von den Menschen nicht stören lassen.

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  Freitag 3. März: Über Dunedin zur Peninsula Otago nach Portobello  


Der Morgen schaute hinter den Fensterscheiben sehr fröhlich aus, weiße Wolken jagten über einen blauen Himmel. Da machte das Fahren gleich mehr Spaß, wenn auch der starke Wind das Womo arg beutelte, die Landschaft sah bei der Sonne viel freundlicher aus.

40 km hinter Oamaru forderte bei Moeraki ein Naturphänomen ein Stop: die Moeraki Boulders. Am Strand liegen, halb im Sand versunken, steinerne Kugeln bis zu einer Größe von ca. 170 cm Durchmesser. Den Maori zufolge sind es versteinerte Vorratskörbe aus gekenterten Kanus der Ahnen, die wissenschaftliche Erklärung ist wie üblich viel ernüchternder. Aber können es nicht auch Murmeln von Riesen sein?

Der SH 1 folgte der Küste nach Süden. Der Wind hatte zugenommen. Der Gischt nach, die von den Schaumkronen des dunkelgrünen Pazifiks abriß und über das Wasser flog, war Windstärke 7 nicht weit! Regenschauer machten zusätzlich eine Rast am Strand unmöglich. So fuhren wir weiter über Berg und Tal, an Steilküsten entlang nach Dunedin. Wir hatten keine Lust auf 120.000 Einwohner, auch wenn der Bahnhof noch so verschwenderisch ausgeschmückt sein soll und die Stadt den Wohlstand vergangener Zeiten ausstrahlt - wir fuhren durch auf die Halbinsel Otago und folgten einer sehr schmalen Straße an den Nordzipfel Taioroa Head, wo es eine Kolonie von Albatrossen geben sollte. Doch der Sturm war so stark, daß wir kaum gegenan laufen konnten und wir um unser Womo fürchteten. Wir kehrten wieder um, ohne die Führung zur Kolonie mitgemacht zu haben und atmeten auf, als wir den Campground in Portobello erreicht hatten.

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  Samstag 4. März: Nach Te Anau  


Die ganze Nacht hatte es geregnet und so begrüßten wir erfreut den blauen Himmel am Morgen. Unser im Pluncher gebrühter Kaffee schmeckte hervorragend. Filterkaffee kennt man hier in Neuseeland wohl nur unvollständig, denn man kann zwar Filtertüten kaufen, aber den zugehörigen Filter sucht man vergebens.

Die SH 1 führte uns weiter nach Südwesten durch leichtes Hügelland. Bei Balclutha erreichten wir den südlichsten Punkt unserer Fahrt, hier bog der SH 1 nach Nordwesten ab und ging in eine grüne, sanftgewellte Ebene über, die mich an den Vorallgäu erinnert. Kilometer um Kilometer ging es so durch diese unspektakuläre Landschaft, daß ich mich zu fragen begann, warum ausgerechnet um die halbe Welt geflogen bin, um das zu sehen. In Neuseeland sollen alle Landschaften Europas auf diesen beiden Inseln vertreten sein. Jetzt sind wir im Vorallgäu, heute Abend kommen wir nach Norwegen. Und doch ist nicht Alles wie Europa. Auf den Wiesen Tausende von weißen Tupfen: Schafe. Ein Wald taucht auf: Eukalyptusbäume spenden Schatten und bieten Windschutz. Eine Hecke, kilometerlang neuseeländischer Flax, eine Agavenart, die mit unserem Flachs nichts zu tun hat. Die Fruchtstände ragen dunkel heraus, was muß das für eine Blütenpracht gewesen sein! Dann wieder eine Hecke, akkurat geschnitten bis zu einer Höhe von ca. 6 m, höher reichte die Maschine wohl nicht. Dann wieder Bäume, die ich als riesige Yukkapalmen ansehe, von denen aber unser Reiseleiter Jörg sagt, daß es Drachenbrotbäume sind, was ich nicht glauben kann (inzwischen hat sich herausgestellt, daß es Cabbage Trees sind). Am Horizont tauchen schneebedeckte Gipfel auf, dort muß irgendwo Isengard liegen. Also doch nicht Vorallgäu.

Bei Gore verließen wir den SH 1, der SH 94 brachte uns weiter nach Nordwesten. Bei Lumsden endete die Ebene, die Straße wand sich zwischen 2.000ern hindurch. Hier gibt es große Flächen von Red Tussock, einem rotbraunen Büschelgras, das unter Naturschutz steht und der Landschaft en warmes puscheliges Aussehen verleiht. Schließlich erreichten wir Te Anau, ein Touristenstädtchen am gleichnamigen See. Es ist das Tor zum Fjordland National Park und vom Campingplatz hat man einen wundervollen Blick über den See.

Viel Zeit zu Ausruhen hatten wir nicht. Uns stand ein Besuch der Glowworm Caves bevor. Ein Schnellboot brachte uns in 30 Minuten über den See zum Einstieg in das Höhlensystem der Aurora Caves, deren kleiner unterer Teil die zugänglichen Glühwürmchenhöhlen sind. Das Höhlensystem ist in 12.000 Jahren aus dem Kalkstein gewaschen worden. Der Weg führt uns auf an den Wänden befestigten Steigen, unter denen der Bach so laut dahindonnert, daß man sein eigenes Wort nicht versteht. Ein Boot bringt uns über einen gestauten Bachteil zu einem über 20 m hohen Canyon, hinter dem wir in ein zweites Boot steigen, daß uns in völliger Dunkelheit weitab vom Getöse des Baches in die Glühwürmchenhöhle bringt. Ein Sternenhimmel erwartet uns. Unzählige Glühwürmchen leuchten von der Decke. Ein fantastisches Bild.

Das Neuseeland-Glühwürmchen (titiwae) unterscheidet sich erheblich von anderen Glühwürmchen. Sein lateinischer Name Arachnocampa luminosa weist auf die spinnenähnliche Fähigkeit hin, klebrige Fäden zu produzieren und damit Insekten zu fangen. Die Glowworms produzieren lange "Angelschnüre", locken mit ihrem Licht Insekten an, die sich in den Angelschnüren verfangen. Nach diesem späten Erlebnis fielen todmüde in´s Bett.

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  Sonntag 5. März: In den Fjordland National Park  


Lange konnten wir nicht schlafen, der Bus holte uns schon früh (7:30 Uhr) ab. Es ging in den Fjordland National Park. Klein-Norwegen tat sich vor uns auf. Eiszeitliche Gletscher haben vor 2 Millionen Jahren diese Landschaft geformt, tiefe Täler in die gewaltigen Berge gekerbt, so daß die Tasmansee weit in das Land vordringen konnte. Die Straße führt durch das Eglington Valley hinein in weiten Regenwald. Hier dominiert die Buche. Verschiedene Scheinbucharten haben hier ihre genetischen Anlagen über 70 Millionen Jahre erhalten. Scheinbuchen, die bei uns als mittelhohe Bäume in den Gärten bekannt sind, entwickeln hier Stammdurchmesser von über einem Meter. Daneben sind über 3 m hohe Baumfarne vertreten, die uns an die Saurierzeit erinnern. Hier könnte gleich eines um die Ecke kommen.

Ein Spaziergang zu einem Wasserfall zeigte uns eindrucksvoll, zu welchen bildhauerischen Leistungen das Wasser fähig ist.
Schließlich erreichen wir durch einen Tunnel, der erst vor 40 Jahren fertiggestellt wurde, den Milford Sound. Eine Schiffsfahrt auf dem Fjord bis in die Tasmansee ließ Zeit und Ort vergessen. Wasserfälle, gigantische Steilhänge, Pelzrobben und kleine Pinguine boten abwechslungsreiche Bilder.

Müde aber zufrieden von den vielen Eindrücken kamen wir am Nachmittag wieder am Wohnmobil an.

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  Montag 6. März: Nach Queenstown  


Heute Morgen schliefen wir lange, unser Reiseleiter gab die 180 km weite Strecke mit 2 Stunden an, es wäre ja nichts besonderes zu sehen. Die 330 km-Strecke nach Te Anau bezifferte er mit 3 Stunden und das bei einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h! Das Wetter lockte uns nicht, graue bis schwarze Wolken jagten über den Himmel, zaghaft versuchten sich ein paar blaue Löcher zu behaupten, hatten es aber sichtlich schwer.

Es ging 60 km zurück bis Mossburn, dort bogen wir nach Norden ab. Schafe endlich vor der Kulisse, wie man sich Neuseeland vorstellt: grüne Wiesen weiß getupft vor braunen kahlen Berghängen. Auf unsere Frage nach der Anzahl von Schafen in Neuseeland antwortete uns ein Einheimischer: "44 Millionen, aber 4 Millionen meinen, sie wären etwas Besseres!" Ab und zu wieder eine Wapitifarm. Der Wind hatte sich zu einem Sturm ausgewachsen, daß das Alkovenwomo bockte und zur Seite sprang wie ein störrischer Mustang.

Bei Fairlight konnten wir den Kingston Flyer, eine Museumsdampfeisenbahn, bewundern, die zweimal am Tag (um 10:30 und 14:30) nach Kingston aufbricht, dessen Nachmittagsfahrt weder in unserem Roadbook noch in Reiseführer erwähnt wird (also keine Hast, am Nachmittag geht´s auch). Eisenbahnfans müssen bei der messingblanken polierten Dampflok und den gut erhaltenen Wagen das Herz aufgehen.

Immer wieder war zwischendurch das Wetter wieder mal schön, will heißen, die grauen Wolken wichen weißen vor blauem Himmel. Doch der Sturm ließ kein Draußensitzen zu. Als wir zum Lake Wakatipu kamen, hielt den Wind nichts mehr auf. Ungehindert fegte er über den See und jagte die Gischt so über das Wasser, daß es zu dampfen schien. Da war es nicht mal mehr möglich, sich zu einem Foto nach draußen zu begeben. Trotzdem war die Fahrt am See entlang schön. Noch nie gab es so viele Rastplätze wie hier, die man nutzen könnte, wenn das Wetter es zuließe.

Schließlich blieb es nicht aus, daß wir Queenstown erreichten, eine 16.000 Einwohner zählende, quirlige Touristenstadt. Dementsprechend voll war der Campingplatz, man steht hier wie auf einem Parkplatz so eng, eingepfercht von Autos. Hier bleiben wir zwei Nächte. Von unserem Reiseleiter haben wir nichts gesehen, er denkt wohl, wenn er nichts von uns hört, ist Alles ok, womit er ja Recht hat. Von der Gruppe sieht man auch nichts, außer zum Briefing verzieht sich jeder in sein Womo, das Wetter ist nicht gruppenfördernd.

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  Dienstag 7. März: Queenstown  


Am Liebsten wäre ich ja den ganzen Tag auf meiner faulen Haut liegengeblieben, aber wir können ja nicht aus Queenstown fortfahren, ohne zu wissen, wie es dort aussieht. Also machten wir uns trotz des durchwachsenen Wetters auf. Doch der Eindruck, den wir beim Durchfahren gewonnen hatten, änderte sich nicht. Ein reines Touristädtchen, d.h. nur Restaurants, Souvenirläden und Booking Shops. Queenstown sieht sich als Erfinder des Bungee-Jumpings und bietet alle nur erdenklichen Extremaktivitäten an. Hinzu kommen die Exkursionen zu den Drehorten von Lord of the Rings. Doch das Wetter förderte unsere Begeisterung zu Aktivitäten nicht, es regnete sich so sutsche, wie wir Norddeutsche zu sagen pflegen, ein. So waren wir zufrieden, wieder in unseren vier Wänden zu sein.

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  Mittwoch 8. März: Zur Westküste nach Haast Beach  


Wieder einmal begrüßte uns ein Morgen mit Regen. Egal, wir hatten gute 280 km vor uns, also nicht trödeln, daß wir nicht so spät loskommen. Ein paar Kilometer hinter Queenstown bot sich ein Abstecher nach Arrowtown an, einer alten Goldgräberstadt, die ihren damaligen Charme konserviert haben soll. Man mußte hinter dem Touristennepp lange suchen, um die Ursprünglichkeit zu entdecken! Das alte Chinesenviertel bestand außer einer wieder aufgebauten leeren Hütte nur aus Hinweistafeln.

Inzwischen haben sich die Wolken verzogen und einem blauen Himmel mit Schäfchenwolken Platz gemacht. Die Landschaft sah gleich viel freundlicher aus. Unser Weg führte durch das angeblich südlichste Weinbaugebiet der Welt. Es war schon ein wenig makaber, unten die Weintrauben und oben am Hang an der Wolkengrenze weißgepuderte Hänge. Der Gedanke an Eiswein drängte sich auf. Der Wetterbericht hatte für heute Schneeglätte unter 700m angesagt, so daß uns die schönen Nebenstraßen über Wanaka, die zum Teil über diesen Höhen verlaufen, verschlossen blieben. Der SH 6 führte uns nach Norden in die Southern Alpes hinein. Das ist eine Landschaft nach unserem Herzen! Die schmalen Täler grün, die steilen Hänge kahl und braun, zum Teil nackter Fels. Die Wolken müssen in der Nacht ziemlich tief gehangen haben, denn die Kämme um uns herum waren weiß. Klein Kanada oder Norwegen, wir waren zu Hause. Als wir dann zum Lake Hawea kamen, dessen stahlblaue Fläche mit dem Braun der Hänge, dem Weiß der Gipfel und dem Grün der Wiesen eine Vollkommenheit schuf, wollten wir nicht mehr weg. Nach einem kleinen Schlenker über die Berge kamen wir an den nächsten See, den Lake Wanaka, der genauso schön und ebenso einsam war. Eine lange Pause legten wir ein, um den See mitnehmen zu können.

Hinter Makarora (die Orte sind auf der Karte so groß, bestehen aber nur aus ein paar Häusern. Generell sehen die Orte aus wie die Wochenendhäuser in Dänemark) begann der Regenwald. Eine undurchdringliche hohe grüne Wand, die gerade die Straße freiließ. Vom Haast Pass wurde es vor uns flacher, die Berge traten zurück, wir kamen an´s Meer. An der Küste entlang ging es nach Jackson Bay zu unserem Campingplatz. Das Meer war nicht zu sehen, nur das Donnern der Brandung tönte zu uns, durch das dichte Unterholz des Regenwaldes war kein Durchkommen.

Hier an der Westküste gibt es kein Netz - in Haast absolut Null. Der Reiseveranstalter muß dringend seine Aussagen überholen!

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  Donnerstag 9 März: Die Westküste nach Norden bis Franz Josef Glacier  


Wie gut, daß der heutige Wetterbericht nicht stimmte, wir hatten herrlich blauen Himmel und die Fahrt nach Norden an der Westküste der Südinsel entlang war eine Freude. Der Regenwald bildete wieder eine undurchdringliche Wand, die durch den ewigen Westwind ein wenig gebeugt war, aber trotzdem durch nichts zu durchdringen war. Dichte Farne bedeckten den Boden, verstärkt durch dornenbewährte Sträucher. Was den Regenwald so fremdartig machte, waren die Baumfarne, die zum Teil über acht Meter hoch waren und die Cabbage Trees. Hier fallen im Jahr bis zu 8 Meter (!) Niederschlag, vielleicht ist das Grund, warum der gesamte Wald so stark vermoost ist. Was muß das für ein Anblick für die alten Seefahrer gewesen sein, als sie auf diese Küste zufuhren, zuerst die Brandung, dann die undurchdringliche grüne Mauer, die sich unüberwindlich scheinende Berge hinaufzog, darauf die Krone, die Schneegipfel mit dem Mount Cook, flankiert von den Gletschern Fox Glacier und Franz Josef Glacier. Was wäre ich gerne mit diesen Entdeckern unterwegs gewesen!
Am Knights Point Lookout konnten wir eine guten Blick auf die unwirtliche Küste werfen.

Ein Hinweisschild Salmon Farm - Café and Food ließ uns das Wasser im Munde zusammenlaufen. Kurze Zeit später saßen wir auf auf der Veranda in der Sonne bei einem wundervollen Stück gebratenen Lachs mit einem leckeren Kaffee. Herrlich!

Ein kleiner Waldsee, der Lake Matheson, bot uns die Möglichkeit, den Regenwald auf einem Wanderweg von innen zu erleben und wir entdeckten die Farne. Welch eine Vielzahl gibt es, wie fein sind sie gezeichnet und wie filigran sind sie oft ausgebildet! Über den stillen Waldsee hinweg konnten wir einen letzten Blick den Mount Cook werfen. "Tschüß Cookie," meinte Gil.

Der Fox Glacier war ein weiterer Stop wert. In einem halbstündigen Fußmarsch konnte man seine Zunge erreichen. Jetzt haben wir schon etliche Gletscher gesehen und doch ist so ein Anblick immer wieder beeindruckend! Für den einstündigen Fußweg zum Franz Josef Gletscher war es zu spät, wir begnügten uns mit dem Anblick von unten.

Immer noch gibt es kein Netz. Ich muß mir dringend eine Telefonkarte besorgen!

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  Freitag 10. März: Weiter die Küste nach Norden bis Carters Beach / Westport  


Die, die heute Morgen mit dem Flugzeug zu den Gletschern wollten, hatten Pech. Wolkenuntergrenze: 100 Meter maximal. Der Westküstenregen hatte uns am Wickel. Er ließ uns auch den ganzen Tag nicht los. Die Wolkenuntergrenze variierte zwischen null und hundert Metern, was bedeutete, mal goß es wie aus Eimern, mal nieselte es nur. Schade für das traumhafte Stück Küste, daß wir nur erahnen konnten. Kurz nach der Abfahrt konnten wir in den Lagunen von Okarito einen White Heron, einen weißen Reiher sehen, die restlichen der Kolonie hatten sich wohl irgendwo vor dem Regen in Sicherheit gebracht. Wir erahnten Strände, bizarre Felsen im Wasser, Weiden und Regenwald.

In Hokitita ist ein Zentrum der Jademanufaktur. Hier konnten wir in aller Ruhe im Trockenen Kunstgegenstände aus Jade anschauen und bei der Schleiferei zusehen. Es erinnert sehr an einen Zahnarzt. Ich wollte Gil einen Ring schenken, doch die Größen waren gerade für 10jährige Japaner recht. Schade.

Bei den Pancake Rocks and Blowholes hatten wir das Glück, daß es nur nieselte, so daß wir uns dieses Naturschauspiel in aller Ruhe anschauen konnten. Die Felsen aus Kalkstein sind geschichtet wie eine Pfannkuchentorte, wieso, kann sich die Wissenschaft nicht erklären. Aus den Blowholes schießt das Wasser einem Geysir gleich in die Höhe, wenn die Parameter Wind, Wellen, Gezeiten und Timing stimmen. Bei uns war das nicht der Fall. Trotzdem ist dieses Naturgebilde sehenswert. Hier trafen wir auch eine für uns neue Palmensorte an, den Regenwald bereichert.

Wir hatten vom Regen genug. Einige Pausen in Cafés an der Straße wärmten uns von innen (Cappuccino, heiße Schokolade) wieder auf. Trotzdem - es reichte. Dreihundert Kilometer war die Strecke heute lang. Bei gutem Wetter hätten wir sicherlich Probleme mit der Zeit bekommen, aber so waren wir um 18:30 Uhr in Carters Beach bei Westport auf unserem Nachtplatz.

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  Samstag 11. März: Nach Kaiteriteri, zu unserem nördlichsten Punkt auf der Südinsel  


Heute Morgen schien wieder die Sonne, vegessen der Regen. Wir machten uns auf zu der 14 km entfernten Robbenkolonie. Ein wundervoller Anblick: die Robben genossen die Sonne und lagen mit dem Bauch nach oben und ließen alle Flossen hängen. Die Jungen tollten umher, spielten Kriegen und planschten in der Kinderbadewanne. Wir hätten noch stundenlang zusehen können, doch die Straße rief.

Unsere Route war gesperrt, ein Lastzug wollte lieber auf dem Dach neben der Straße fahren und hat die Stromleitung heruntergerissen. Das hieß ein Umweg von ca. 20 km fahren. Irmgard und Wolfgang nutzen einen "Treibsand" neben der Straße zum Parken. Der Besitzer eines Cafés in der Nähe brachte die halbe Kneipe mit und mit großem Hallo wurde das Womo wieder auf die Straße gezogen.

Nun ging es das Tal des Buller Rivers flußaufwärts. Bei Berlins sind die Auswirkungen eines Erdbebens von vor 40 Jahren noch deutlich zu sehen, als ein Erdrutsch den Buller River aufgestaut hatte. Je nördlicher wir kamen, desto lieblicher wurde die Landschaft. Hopfenfelder, Obstplantagen aus Apfelsinen, Pfirsichen, Birnen und Johannisbeeren wechselten sich ab. Ein Mittagsschlaf in der Sonne bewies uns, warum man nach Neuseeland auswandert: um im Herbst solche Temperaturen zu haben. Schließlich kamen wir nach Kaiteriteri, wo wir in der Runde der Anderen noch ein Plätzchen fanden.

Reiseleiter Jörg hatte Fleisch besorgt, jeder hatte irgendeinen Salat gemacht und und so trafen wir uns zum ersten Male in großer Runde zum Barbecue. Das Wetter erlaubte es uns, bis lange nach Dunkelwerden draußen zu sitzen. Da wir keine Lampen hatten, konnten die gedruckten Denkhilfen (Liederbücher) nicht helfen und so blieb es bei Liedern zur Gitarre den ersten Strophen. Doch das tat dem Abend keinen Abbruch. Vielleicht können wir ja jetzt öfter zusammensitzen und haben Gelegenheit, die Gruppe kennenzulernen.

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  Sonntag 12. März: Kaiteriteri  


Das war so richtig nach unserem Geschmack: lange schlafen, gemütlich Kaffee trinken und das Alles bei Sonnenschein. Während ich in aller schreibe, genießt Gil die Sonne. Ein fauler Tag erwartet uns.

Nachtrag: ein Problem sind die Opossums hier in Neuseeland. Einst in ein paar Stück von Einwanderern mitgebracht, haben sie sich auf ca. 70.000.000 vermehrt und fressen ganze Waldstücke leer. Kostenspielige Aktionen, z.B. Bejagung vom Hubschrauber aus haben keinen nennenswerten Erfolg. Jetzt experimentiert man mit Gift, hat aber das Mittel, das andere Tiere nicht beeinträchtigt, noch nicht gefunden. Jeder Autofahrer ist aufgefordert, bei Opossums auf der Straße nicht zu bremsen, so daß man allenthalben plattgefahrene Tiere auf der Fahrbahn sieht. Auch Fallen sieht man vermehrt.
Ein Opossum-Rezept:
Man häute ein Opossum ab, koche es vier Stunden, gebe einen alten Stiefel hinzu und koche das Ganze noch einmal vier Stunden. Dann werfe man das Opossum weg und esse den Stiefel.

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  Montag 13. März: Nach Picton  


Eigentlich war für heute Kaikura, 300 km entfernt, eingeplant. Ziel: eine Bootsfahrt zum Whale Watching. Morgen früh hätten wir dann 200 km zur Fähre nach Picton zurück fahren müssen und müßten um 09:00 Uhr da sein. Mit der Unsicherheit, überhaupt Wale zu Gesicht zu bekommen, hört sich das Alles ziemlich dämlich an, so daß wir beschlossen, lieber gleich gemütlich nach Picton auf den Top 10 Holiday Camping Ground zu fahren. So lagen nur 173 km vor uns.

Das Wetter war wieder herrlich und lud zum Bummeln ein. Es ging an der Küste der Tasman Bay entlang, die bis Nelson dichter besiedelt war, als wir es bis jetzt gewohnt waren. Doch bald ging es wieder in die Berge. Die engen Täler boten keinen Raum mehr für Landwirtschaft, nur Kühe und Schafe bevölkerten die Wiesen. Bald wurde die Straße kurvenreich und links ging es steil hinunter in die Fjorde, die uns ab jetzt begleiteten, so daß der Beifahrer sich wie auf einer guten Achterbahn vorkam. Die Neuseeländer haben eine eigene Art, vor schmalen Straßenabschnitten zu warnen, nicht: "Achtung schmale Straße," sondern: "Caution, vehikles may be wide!" Viele Lookouts luden zum Halten und Träumen über die Fjorde ein, man konnte einfach nicht daran vorbeifahren. In Havelock machten wir Halt an einem sehr bekannten Muschelrestaurant, dem "The Mussels Boys." Dort aßen wir die greenlips mussels, eine Miesmuschelart, deren Schale grün schimmert, und deren Kante leuchtend grün ist. Lecker!

Früh genug, um noch der Sonne zu frönen, waren wir auf dem Campingplatz. Nicht nur wir, auch die Wespen nutzten die Sonne. Eine mußte Gil in die Unterlippe stechen. Nun sieht sie aus wie eine Eingeborene aus dem afrikanischen Busch.

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  Dienstag 14. März: Auf die Nordinsel nach Wellington  


Hätte ich nur gleich ein Foto gemacht! Heute Morgen war die Lippe nicht mehr so spektakulär, sie juckt nur noch ganz fürchterlich, aber nichts mehr für ein Sensationsfoto.

Pünktlich waren wir an der Fähre und pünktlich wurde verladen und auch die Abfahrt verlief nach Plan. Daß Alles auf die Minute paßte, auch die Ankunft, war das einzig Erwähnenswerte am "Fähren."

Die Fahrt durch den Queen Charlotte Sound und den Tory Channel versetzten uns wieder nach Norwegen, die Berge wurden, je näher wir der offenen See kamen, baumloser und bizarrer. Die Cook Strait zeigte sich heute von ihrer besten Seite, daß der Wind steif blies, war normal, dafür sorgte die Sonne für eine gesunde Gesichtsfarbe.

In Wellington quetschten wir uns alle auf den Parkplatz des Supermarktes am Te Papa Museum, was dem Aufsichtspersonal des Marktes gar nicht gefiel. Die Meisten hatten einen Zettel am Auto, daß der Parkplatz für Kunden reserviert sei. Wir hatten vorher eingekauft und die Tüten deutlich sichtbar auf den Fahrersitz gelegt, das reichte. Per Bus machten wir eine Stadtrundfahrt. Vom Mount Victoria hatten wir einen guten Blick über die Stadt und die Wellington Harbour Bucht. Das Zentrum ist wie üblich durch Hochhäuser verschandelt. Ohne diese würde die Stadt wie ein überdimensionales Dorf wirken - einstöckige Häuser, viel Grün. Zur Höhe auf der gegenüberliegenden Seite, dem Stadtteil Kelburn fährt eine uralte Cable Car, die auch an der Uni hält. Überhaupt ist das größte Problem Wellingtons der ebene Platz. Die meisten Häuser sind in die Hänge hineingebaut. Viele haben eine private Seilbahn oder Aufzug, um Einkäufe jeglicher Art z um Haus zu bekommen. Auch der botanische Garten liegt malerisch am Hang, wir hatten nur Zeit, uns kurz den Rosengarten anzusehen.

Im Regierungsviertel fällt das "Beehive," der Bienenkorb, auf, in dem Ministerialbüros untergebracht sind, bedeutsamer aber ist das gegenüber gelegene Old Government Building von 1876, das zweitgrößte Holzgebäude der Welt. Am besten gefallen hat mir die Old St. Pauls Cathedral aus dem Jahr 1866. Von außen ein schlichter weißer Holzbau, überwältigt einen drinnen die reiche Gestaltung mit warmem dunklen Holz und herrlichen Fenstern. Nachdem die anglikanische Kirche meinte, sie müßte eine "pompösere" Kirche haben, steht diese nun allen Konfessionen offen. Wenn schon Kirche, dann kann ich mir keine schönere denken!

Die anschließende Fahrt zum 14 km entfernten Campingplatz fiel in die Rush Hour und demonstrierte uns, daß auch in Wellington zu viele Autos unterwegs sind.

Morgen nun beginnt unsere Erkundung der Nordinsel.

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