Island 2004: Tagebuch Teil 2


26.06.-27.06.:
Reykjavik

28.06.:
Pingvellir

29.06.:
Geysir - Gullfoss - Hekla

30.06.:
Zum Hekla

01.07.:
Solheimar - "Bimsstraße"

02.07.:
Seljalandsfoss - Skogafoss -
Solheimajökull - Kap Dyrhólaey - Vik

03.07.-04.07.:
Kirkjubaejarklaustur - Skaftafell

05.07.:
Vatnajökull - Jökulsarlon - Höfn - Stafafell

06.07.-07.07.:
Stafafell - Djupivogur - Seydisfördur


  26.06.-27.06.: Reykjavik 

Der Regen, der gestern Abend begonnen hatte, setzte sich in der Nacht fort. Dazu toste ein Sturm um die Wohnmobile, daß James Bond keinen gerührten, sondern nur einen geschüttelten Martini bekommen hätte. Doch das hinderte uns nicht, tief und fest zu schlafen.
Am Morgen hatte sich nichts gebessert und wir verschoben die Abfahrt um eine Stunde, doch auch dann tobte der Sturm noch mit unverminderter Kraft. Also losfahren. Es ging nach Osten die Küste entlang. Die Teerstraße war bald zu Ende und eine Schotterpiste, mehr schwarzer vulkanischer "Kies", forderte von Wohnis (= Wohnmobile) und Fahrern (na ja, auch Beifahrern!) Alles. Steigungen und Gefälle von 18%, Waschbretter, die ganze Palette wurde geboten. Die Landschaft: kargste Lavafelder, nur mit Moos bewachsen, oder schwarzer Vulkansand. Hier hausen nur Trolle, Elfen und ein paar Vögel. Bei Krysuvik sehen wir abseits ein großes Gebäude, eine ehemalige Schule, ein Zeichen für die ehemals dichte Besiedlung, doch Vulkanausbrüche vernichteten das Weideland. Heute ist kein Hof mehr bewohnt und in der Schule ist eine Klinik für Suchtkranke untergebracht. Passend in der Einsamkeit! Ein kleines Stück weiter, am Südosthang des Palagonitgebirges Sveifluhals, blubbert und dampft es: hier ist wieder ein Solfatarenfeld mit Lehm- und Schwefelquellen. Nicht viel weiter kommen wir an den Kleifarvatn, einem ursprünglich 10 km2 großen und bis zu 97m tiefen See. Bei dem großen Erdbeben im Jahr 2000 taten sich Risse im Grund auf und der See läuft langsam auf. Bis heute ist sein Wasserspiegel um 4m gesunken. Die Straße schlängelt sich am ehemaligen Ufer, jetzt an schwarzen Sandstränden entlang. Nach einer Passhöhe kommen wir wieder in die Lavaniederung von Reykjavik.

In der nördlichsten Hauptstadt Europas lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung Islands, doch sind Hochhäuser selten. Ein übersichtlicher Stadtplan macht es uns leicht, durch die Stadt zu finden. Unser erstes Ziel ist Perlan, ein architektonisch gelungener Wasserspeicher, in dem zusätzlich ein Restaurant und ein Museum untergebracht sind. Im Zentrum, neben dem Treppenhaus steigt alle paar Minuten ein Wasserfontaine 12m in die Höhe. Von der Aussichtsplattform hat man eine gute Rundumsicht über die Stadt. Neben dem Speicher hat man einen Geysir nachgebaut, der regelmäßig Wasserdampf ausstößt. Ein weitere Attraktion ist das Einkaufszentrum Kringlan, das wir uns aber schenkten. Statt dessen steuerten wir unseren Campingplatz neben dem Schwimmbad an. Ein Szegediner Kraut war bei diesem Wetter genau das Richtige.

Heute Morgen war bis 14:00 Uhr frei. Das heißt, schlafen bis 09:00 Uhr, dann schwimmen gehen. Dieses Sundlaug ist einer Hauptstadt würdig: großes 50m Becken mit Verbindung in ein zweites Schwimmbecken und fünf Hot Pots in 2°C-Abstufungen von 38°C-45°C. Dazu Dampfsauna und Solarium. Das Wetter hat sich auch gebessert, es windet zwar noch sehr, aber die Sonne macht Alles viel schöner.

14:00 Uhr Stadtrundfahrt. Ein paar Highlights seien hier erwähnt:

Das Höfdi-Haus beherbergte 1986 Gorbatschow und Reagan zu ihrem ersten Gipfel.

Die Hallgrimskirkja erinnert in ihrem Äußeren an eine Basaltformation. Sie wird nicht nur als Kirche, sondern auch für kulturelle Zwecke genutzt. Dann werden die Lehnen der gepolsterten Bänke einfach gedreht und der Blick geht weg vom Altar zur 72-Register-Orgel des Bonner Orgelbauers Hans Gerd Klais.

Das moderne Rathaus wurde wegen Platzmangel in den Stadtsee hineingebaut, es bildet einen Kontrapunkt zu den benachbarten Häusern des Altstadtviertels. Hier kann man die Besonderheit der isländischen Architektur bewundern: Holzgrundkonstruktionen werden mit Wellblech verkleidet, wobei Fenster und Dachränder häufig mit kunstvollen Schnitzereien verziert sind.

Im Hafen trafen wir auf Walfangschiffe und ein Fabrikmutterschiff. In diesem Jahr hat die isländische Regiergung den Fang von 25 Walen genehmigt.

Reykjavik heißt "Rauchbucht" auf Grund der heißen Quellen, die hier zu tage traten, denn heutzutage werden sie dazu genutzt, die Stadt mit heißem Wasser und Heizung zu versorgen.

Wir erfuhren auch etwas über das soziale Leben in Island:
Der Lebensstandard ist sehr hoch, deshalb haben fast alle Leute mindestens zwei Jobs. Das bedeutet dann, daß Männer im Durchschnitt 51 Stunden in der Woche arbeiten, Frauen 35, da ja noch die Familie zu versorgen ist. Die Bevölkerung ist noch im Wachsen begriffen, jede Familie hat mindestens zwei Kinder. Man fragt einen Anderen nicht, hast du ein Kind, sondern wie viele Kinder hast du? Mietwohnungen spielen in Island keine Rolle, es wird eine Wohnung gekauft. Jüngere Familien kaufen Wohnungen und bei steigendem Verdienst wird sie verkauft und eine Größere angeschafft, mit staatlicher Unterstützung. Auf das Einkommen werden 38,5% Steuern gezahlt, wobei bei den ersten 100.000 Kronen (1.500 Euro) 25% steuerfrei sind. Der Durchschnittsverdienst liegt bei 2.000 Euro. In diesen Steuern ist die Krankenkasse (staatlich), die Rente und die Kirchensteuer enthalten. Die Kirche ist staatlich, Pastoren sind Angestellte des Staates! Heizung und Heißwasser beispielsweise kostet für eine 100m2 Wohnung ca. 13 Euro pro Monat. Das warme Abwasser wird in Rohren als Fußbodenheizung in Garagenauffahrt und Fußweg gelegt, da es eben Abwasser ist. So wird auch die letzte Wärme genutzt. Isländer haben mit die höchste Lebenserwartung: sie liegt bei Frauen bei 82 und 76 Jahren bei Männern. Das Rentenalter liegt bei 67 Jahren, die meisten arbeiten bis 70.

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  28.06.: Pingvellir  

Heute morgen war Sommer. Sonne und kein Wind erlaubten es, nur im T-Shirt zu gehen, das erste Mal auf dieser Reise. Heute stand eine kurze Tour auf dem Programm: Die Straße 76 nach Pingvellir (dieser seltsame isländische Buchstabe sieht nur einem P ähnlich. Da er aber wie das englische TH ausgesprochen wird, wäre es eigentlich besser, Thingvellir zu schreiben). Uns war diese Tour zu uninteressant, deshalb fuhren wir eine andere Route. Wir nahmen die 1 nach Hveragerdi. Wir mußten wieder das große Lavagebiet um Reykjavik mit seiner Kargheit durchqueren. Die Farbenspiele faszinierten uns wieder, was in vielen Fotos versucht wurde, zu konservieren, doch ich glaube nicht, daß uns das sonderlich gut gelungen ist.

In Hveragerdi befindet sich mitten in der Stadt ein geothermisch aktives Gebiet, dem ein Gewächshaus mit integriertem Café angeschlossen ist. Leider hatte es noch geschlossen, so daß wir zu unserem nächsten Punkt fuhren: Kurz vor Selfoss biegt die 35 nach links ab. Gleich danach fallen große Geröllbrocken auf, die am Bergabhang verstreut liegen. Viele haben eine bunte Tür, Sinnbild für Elfen und Huldren, die sich hier wohl fühlen müssen. Weiter führt uns unser Weg am Pingvallavatn vorbei zur historischen Stätte Pingvellir.

Pingvellir ist der historische Parlamentssitz Islands. Bis 1798 trat hier das Parlament im Juli für 10 Tage zusammen, um Gesetze zu beraten und Recht zu sprechen. Nicht nur historisch, auch geologisch ist Pingvellir von Bedeutung. Hier ist die tektonische Bruchstelle zwischen Europa und Amerika. Die Schlucht verläuft in Verlängerung des nordatlantischen Rückens. Noch heute driften die beiden Kontinentalplatten um 2cm pro Jahr auseinander. Und noch etwas macht den Ort für uns bedeutsam: Der norwegische Kronprinz geruhte mit Gemahlin in Pingvellir zu speisen und beim Verlassen des Lokals winkten sie uns huldvoll zu.

Bisher war das Wetter hochsommerlich gewesen, doch jetzt wurde es wieder isländisch. Dunkle Wolken brachten schnell Regen, der uns für ein paar Stunden in die Wohnwagen scheuchte. Doch am Abend war alles wieder vorbei und die Sonne brachte uns die Mücken wieder.

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 29.06.: Geysir - Gullfoss -  
  Landmannalaugar: In das Land der schwarzen Wüste  

Heute sollte es zu einem Synonym für Island gehen: zum Geysir. Nicht zu irgendeinem Geysir, sondern zu dem Geysir - dem Urvater aller Springquellen, die allen anderen ihren Namen gab. Doch zunächst ging es über die gut zu befahrene Schotterpiste 365 nach Laugarvatn. Der Name sagt es schon: See der heißen Quellen. Der Ort liegt inmitten grüner Wiesen am Rand eines Geothermalgebietes. Die heißen Quellen im Ort förderten den Bau von Gewächshäusern, doch da der Erlös sich nicht lohnte, wurden sie wieder abgerissen. Die aus dieser Blütezeit stammende Schule beherbergt heute eine Bibliothek. Bald stoßen wir auf die geteerte Straße 37, die später in die Rennstrecke 35 von Sellfoss übergeht und an den uns überholenden Bussen merken wir, daß wir uns einem Inbegriff Islands nähern: dem Geysir. Plötzlich beginnt es neben der Straße zu dampfen und fauchen und dann steigt eine große Dampfsäule auf. Dies ist nicht der der Geysir, sondern der Strokkur, das Butterfass, der ca. alle 8-15 Minuten eine Dampfsäule hin die Höhe schießen läßt, die bis 20m hoch ist. Der Geysir, der zur Unterscheidung Stora (Großer) Geysir genannt wird, hat heute seine Tätigkeit weitgehend eingestellt. Nach dem Erdbeben im Juni 2000 schoß plötzlich eine 40m hohe Wasserfontaine in die Luft. Heute kann es vorkommen, daß er zweimal am Tag aktiv wird, aber nicht höher spritzt als 10m. Doch hat er im Laufe der Jahrhunderte die weitaus größten und eindrucksvollsten Sinterterrassen gebildet.

Ein Islandbesuch ohne Geysir ist fehlgeplant und wenn man schon in dieser Gegend ist, dann fährt man auch 12 km weiter zum Gullfoss, dem Goldenen Wasserfall. Den Namen soll er vom Sonnenlicht haben, daß abends golden vom milchigen Gletscherwasser reflektiert wird. Er ist schon beeindruckend, wie er in zwei fast 90° zueinander stehenden Stufen in die tiefe Schlucht donnert und die Gischt als Sprühregen weithin zu sehen ist.

Damit sind die "Touriorte" hier abgehakt und wir haben genug von Menschenmassen. Die Einsamkeit ruft, der Hekla winkt zu uns herüber. Wir haben uns drei (!) Tage abgemeldet, um ein wenig auf Abenteuersuche zu gehen. Der Hekla, der Höllenberg regte schon im 11. Jahrhundert die Fantasie der Menschen auch des Festlandes an, Seelen der in Schlachten Getöteten flogen heulend um den Gipfel und stürzten sich dann in den Höllenschlund. Die Reiseführer äußern sich recht unterschiedlich darüber, wie weit man man mit einem Wohnmobil an den Berg herankommt. Wir wollten es ausprobieren.

Doch vorher machten wir einen Abstecher zum Landmannalaugar. Wir wollten den warmen See sehen, in dem man baden können sollte. Die Strecke wurde als interessant beschrieben, der See gilt als Ausgangspunkt für Treckies, deshalb gibt es auch einen Zeltplatz dort, den wir allerdings nicht zu erreichen hofften, denn eine Furt war für uns unpassierbar. Aber der Weg ist das Ziel.
Die Straße Nr. 30 nach Süden in Richtung Selfoss war asphaltiert. 13km nach Fludir bogen wir links in die 32 ein, die uns, auch geteert, langsam hinauf in die Berge beförderte. Hier war noch alles schön grün, Kühe gab es hier und die Höfe machten einen guten Eindruck. Bald bog links die F26 ab, das "F" signalisiert eine Hochlandpiste. Noch einmal überlegen, wollen wir das wirklich? Wir wollen. Bis zur Tankstelle Hrauneyjalon ist sie noch asphaltiert. Hier warnt ein Schild, daß die nächste Tankmöglichkeit in 243km besteht. Also an die Säulen. Noch letzte Erkundigungenüber den weiteren Weg,es war als wollte man Leute, die schon so bekloppt waren mit dem Wohnmobil weiter zu wollen, nicht aufhalten. Wir verließen den letzten Vorposten der Zivilisation und bogen in die F208 ein - und waren in einer anderen Welt. Hier hat sich der Hekla und seine Mitvulkane in den vergangenen Jahrhunderten ausgetobt. Lavafelder, von der Erosion zernarbt, Aschefelder, soweit das Auge reicht. Black Desert, oder doch ein anderer Planet? Die Piste war entweder von Lavabrocken übersät, oder bestand aus schwarzem Sand. Kilometerlang kein Grashalm bis hin zu den Berghängen, die entweder schwarz waren oder teilweise von einer grünen Patina bedeckt waren, von Moos. Dann kamen Stellen, da gab es Strandhaferbüschel wie in weißen Dünen. An manchen Stellen versuchten kleine Grasnelken, Stengelloses Leimkraut und Moossteinbrech zaghafte Farbtupfer in die schwarze Welt zu setzen. Die Fremdartigkeit wurde unterstrichen von einem scharfen Wind, der Regentropfen mit schwarzem Sand um die Wette fliegen ließ. Die Piste forderte volle Konzentration. An manchen Steigungen und Gefällestrecken stiegen wir aus und diskutiertem im Sturm, ob unsere Autos die Strecke auch wieder hinaufkommen würden, runter war ja nicht das Problem, ich habe nur Frontantrieb, ein Zweiter zwar Hinterradantrieb und Zwillingsreifen, aber er war schwerer als ich. Nur für den Dritten war alles kein Problem, er hat Vierradantrieb. Die Strecke wurden für fahrbar befunden, auch wenn es länger regnen sollte, also weiter. Nach drei Stunden standen wir wieder auf einer Kuppe und schauten eine Gefällstrecke hinunter. Mindestens 20%, loser Schotter und Sand. Hier war unser Weg zu Ende. Da würde ich nicht wieder hochkommen! Nun würden wir den Landmannalaugar nicht zu sehen bekommen. Schade. Also zurück, bis wir an eine Stelle kommen würden, wo wir die Nacht stehen konnten, denn Parkplätze gab es keine. Nach einer Stunde war so ein Platz gefunden. Der Sturm hatte an Stärke zugenommen und rüttelte wütend an den Autos. Gemütlich war das schon nicht mehr! Doch ein gemeinsames Bier und ein Danziger Goldwasser ließen alles in einem rosigeren Licht erscheinen.

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  30.06.: Zum Hekla im Land der schwarzen Wüste  

In der Nacht hatte der Wind ein wenig abgeflaut, ließ aber einen Aufenthalt im Freien ungemütlich werden, da wir keine Staubbrillen dabei hatten und das Knirschen des Sands im Mund auch nicht angenehm war. Aber es regnete nicht mehr und es war ein bißchen heller. Wir machten uns auf den Rückweg zur F26, bogen dann aber statt auf die 32 in die 26 nach Süden ein, um dann nach ein paar Kilometern noch einmal links in die F225 abzubiegen, die uns näher an den Hekla heranbringen sollte. Diese Straße führt auch nach Landmannalaugar, doch durch etliche bis zu 50cm tiefe Furten. Unser Ziel war ein Abzweig eins Wanderweges nach Norden direkt zur Hekla. Wieder ging es über Lava- und Aschefelder hinweg. An vielen Stellen war die Asche mit hellen Steinen übersät, die sich bei näherer Betrachtung als Bimssteine herausstellten. An dem Abzweig nach Norden machten wir Halt. Der Sandsturm verleidete mir das Aussteigen, doch unser Extremsportler Wolfgang wollte es wissen und fuhr mit seinem Allradwohni noch ein Stück weiter und hielt es dann noch eine halbe Stunde im Wind aus. Mir war das zuviel, ich wartete weiter unten auf ihn.

Nach diesem Tag hatten Alle genug und wir suchten nur noch ein Sundlaug, um uns den Sand aus den Poren zu spülen. Bei Matteinstunga kurz vor Hella wurden wir fündig. Doch vor dem Bad mußte noch das Auto gereinigt werden. Der feine schwarze Sand hatte innen Alles mit eine gleichmäßigen Schicht überzogen. Betten, Boden, Herd usw.. Alles mußte gesäubert werden! Doch endlich konnten wir uns in den verdienten Hot Pot legen und den Tag Revue passieren lassen. Wir hatten viel erlebt und eine Landschaft kennengelernt, die wir so schnell nicht wieder erleben würden. Trotz aller Anstrengung, es hatte sich gelohnt!

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 01.07.: Solheimar - "Bimsstraße" - Hvollsvöllur 

Der Regen der Nacht hielt auch heute Morgen noch an, doch das focht uns nicht an. Wozu haben wir ein Wohnmobil? Wir haben uns heute von unser Kleingruppe freigenommen. Sie wollten in Hella das Fest der Islandpferde besuchen, uns zog es nach Solheimar, einem anthroposophischen Dorf im Stiel Rudolf Steiners. Hier erlebten wir ein harmonisches Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten. Das Dorf strahlt diese Harmonie bis in seine Architektur und die Dorfanlage aus, davon können alle isländischen Dörfer viel lernen. Während die Häuser in isländischen Dörfern vor Tristesse und langsamem Zerfall vor sich hin gammeln, ist hier jedes Haus ein Schmuckstück mit Wintergarten am Eingang, der liebevoll mit Pflanzen und Sesseln zum Verweilen einlädt. Das Tal ist mit Bäumen bepflanzt, überall ist eine sorgsame Hand spürbar. Man meint so gar nicht im kargen Island zu sein.

Im Reiseführer war von einer Straße die Rede, an der man Bimssteine finden konnte. Wir haben ja gestern schon am Hekla Felder von Bimssteinen gesehen, auch sind die Schotterpisten oft mit Bims belegt, doch aus dem Reiseführer meinten wir zu lesen, daß an der 268, die auf der Westseite ziemlich nah am Hekla vorbeiführt, größere Vorkommen sein müßten. Also bogen wir kurz hinter Hella wieder Richtung Hekla ab, quälten uns Stunden über Schotterpisten, fuhren durch eine wunderschöne Gegend, aber Bims sahen wir wenig. Da waren die Vorkommen gestern bei weitem größer!

Am Abend trafen wir uns mit den beiden anderen Mobilen in Hella und fuhren gemeinsam nach Hvolsvöllur. Am dortigen Sundlaug auf dem Parkplatz beendeten wir den Tag - natürlich im Hot Pot. Und das war auch gut so, denn wieder einmal regnete es und der Regen zog die Temperatur in den Keller.

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 02.07.: Seljalandsfoss - Skógafoss - Solheimajökull - Kap Dyrhólaey 

Das Sundlaug hatte ab 07:00 Uhr geöffnet, was wir ausnutzten und um 1/2 8 Uhr im Wasser lagen. Zum Glück wußten wir vom Abend her, wo das Schwimmbad lag, denn die Sicht lag heute Morgen bei 10m. Als wir genüßlich im 40°C heißen Hot Pot lagen und in den tropfenden Nebel blinzelten, kam der Bademeister mit einem Träger Kaffeetassen und einer Thermoskanne und fragte uns, ob wir Kaffee wünschten. Das war ja wie in 1001 Nacht! Herrlich! Eine Steigerung ist nicht mehr möglich. Da kann einem doch das Wetter gestohlen bleiben! Nach einem anschließenden Frühstück hatte sich der Nebel soweit gelichtet, daß die Unterkante bei 20m lag. Dieser Landstrich ist plattes Land, entstanden durch Sedimentablagerungen der Gletscher, die das Zeug die Steilküste hinabgeschoben hatten. Diese Steilküste liegt nun landeinwärts und man kann sich gut vorstellen, wie früher das Meer gegen die Felsen gebrandet ist. Für uns sah es hier heute Morgen wie Ostfriesland aus, da wir in dem Nebel nichts von den Felsen sahen. Doch mit der Zeit lichtete sich der Nebel etwas, so daß wir links von der Straße den Seljalandsfoss liegen sahen. Wenn man es etwas feuchter mag, kann man hinter dem Wasserfall hindurchgehen. Der Seljafoss stürzt 40m tief die Basaltklippe herab. Zwei dünnere begleiten ihn.

Wasserfälle gehören zu Island wie Islandpferde und Geysire und so mag es nicht wundern, daß wir ein paar Kilometer weiter auf den nächsten Wasserfall trafen: den Skogafoss. 60m tief stürzt er die ehemalige Steilküste herab. Wer mag, kann 380 Stufen hinaufsteigen, um oberhalb eine weitere Kaskade zu finden.

Die nächste Attraktion wartete auf uns. Ein unscheinbarer Hinweis an der Straße:Sólheimerjökull. Eigentlich suchten wir die Straße 221, die uns hoffentlich nahe an den Gletscher bringen würde. Zum ersten Mal gab es das Straßenschild nicht. Doch das unscheinbare Schild war der Schlüssel. 6km ging es auf übelster Schotterpiste nach Norden. Entgegenkommende Fahrzeuge bestätigten unsere Hoffnung. Dann kam ein normaler Reisebus die einspurige Straße hinab mit einem Jüngelchen am Steuer, der von der Situation völlig überfordert war. Er lavierte seinen Bus neben das Alkovenwohnmobil vor mir, berührte es, hielt an, legte die Arme auf das Steuerrad und rührte sich nicht mehr. Mit Klappspaten, um die Straße zu verbreitern schafften wir es, das Womo an dem Bus vorbei zubekommen. Die beiden anderen Mobile waren dann vergleichsweise einfach.
     Dann nach einer weiteren Kurve und einem "Blindhaedir", einer Kuppe, sahen wir ihn vor uns, den Sólheimerjökull, für uns der schwarze Gletscher, denn das Eis war mit schwarzem Sand bedeckt, der von umliegenden Felsen und Endmoränen hergeweht war. Überhaupt, das Fehlen hellen Sandes oder heller Felsen machte alles sehr düster. Vielleicht hätte Alles bei Sonne freundlicher ausgesehen, aber wir waren schon froh, daß nur der Nebel fisselte und es nicht richtig regnete.

Wir hatten endlich unseren ersten isländischen Gletscher gesehen und hochgestimmt fuhren wir weiter. Es war nicht mehr weit bis zum Kap Dyrhólaey, dem südlichsten Punkt des isländischen Festlandes. Dieses Naturschutz- und Vogelschutzgebiet sollte man sich nicht entgehen lassen. Schon am Beginn der Zufahrt fordern skurrile Erosionsformen von Felsen eine Halt. Im weiteren Verlauf windet sich die Schotterstraße zum Kap empor. Oben hat man eine herrlichen Rundblick auf schwarze Sandstrände und 120m hohe Felsen mit dem markanten Felsentor, das dem Kap seine Namen gab: Torhügelinsel. Etwas weiter draußen ragen die dunklen Felsspitzen Reynisdrangar aus dem Wasser, versteinerte Trolle, die der Sonnenaufgang versteinert hatte, denn Sonne können Trolle nicht vertragen. Das haben schon zwei auf den Färöer erfahren müssen.
     Östlich vom Kap gab es einmal einen kleinen Hafen, oder besser, in Ermangelung eines Hafens hatte man einen natürlichen Slip benutzt, um Schiffe an Land zu ziehen. Die Pfeiler und Rollen sind noch zu erkennen. Oben auf dem Kap steht ein Leuchtturm. Die Zufahrt ist sehr steil (12-16%) und schotterig, eine reine Angstpartie, aber die Aussicht entschädigt für den Angstschweiß. Hier endlich sahen wir Papageientaucher aus aller nächster Nähe in großer Zahl. Es sind schon possierliche Vögel. Nur schwer konnten wir uns trennen. Doch langsam wurden wir müde, hatten wir heute doch so viel gesehen und erlebt, was wir nicht erwartet hatten. Es wurde Zeit, auf den Campingplatz nach Vik zu fahren und sich in den Schoß der großen Gruppe zurückzubegeben. Unser Absetzen hatte sich gelohnt. Was haben wir in diesen 3 Tagen alles gesehen und viel unkomplizierter, als es in der großen Gruppe gewesen wäre.

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  03.07. - 04.07.: Kirkjubaejarklaustur - Skaftafell  
Das Wetter hatte sich nicht geändert. Der Morgen zeigte sich in tiefem Grau, die Wolken hingen tief. Eigentlich bräuchten wir klares Wetter, um auf der vor uns liegenden Strecke die Aussicht auf den Vatnajökull genießen zu können. Doch was soll´s, man muß alles nehmen, wie es kommt. Bevor wir Vik verlassen, machen wir noch einen kleinen Abstecher an die Küste, um einen Blick auf Reynisdrangar von dieser Seite werfen zu können. wir sind den Trollen hier wesentlich näher. Uns beschäftigt aber mehr der Vogelfelsen. Unten haben sich die Möwen auf der Basaltformation versammelt, weiter oben im grünen Teil tummeln sich Hunderte von Papageientauchern.

Die Straße von Vik führte uns über den Myrdalssandur. Diese Sanderfläche wird in allen Reiseführern als gefährlich beschrieben, einerseits weil in Trockenzeiten ein scharfer Wind den Sand sandstrahlmäßig über die Fläche treibt - bestimmt kein Vergnügen! - andererseits weil immer die Gefahr von Gletscherläufen besteht. Es hat wohl mal an der Straße ein Schild vor diesen Gefahren gewarnt, es ist in allen Reiseführern abgebildet, aber sie sind verschwunden, aus welchem Grund auch immer. Über den Sand hat man einen guten Blick auf den Kötlujökull, einen Ausläufer des Myrdalsjökull. Auf der Strecke sehen wir eine kleine Erhebung übersät mit kleinen Steinhaufen. Um Glück auf der Reise zu haben, ist hier üblich, ein Troll zu bauen. Dazu läßt die Straßenverwaltung jedes Jahr eine LKW-Ladung Steine anfahren.
     Schon vor Kirkjubaejarklaustur werden die ersten Gletscherzungen des Vatnajökull, die unter Wolkengrenze reichen, sichtbar. Bald erreichen wir den Campingplatz in Kirkjubaejarklaustur und während sich einige Unentwegte auf eine Wanderung begeben, besuchen die, die es besser wissen, den Hot Pot im Sundlaug.

Die Nacht blieb trocken, auch wenn unsere Handtücher nicht trockneten. Auch dieser Morgen brachte nicht die erhoffte Wetterbesserung. Doch auf Sonne zu warten, können wir uns nicht leisten, unsere Tage neigen sich dem Ende zu. Wir machten uns auf den Weg durch den Skeidararsandur nach Skaftafell. Auf der Strecke sahen wir die Zeugen des letzten Gletscherlaufes des Vatnajökull von 1996. Unter dem Vatnajökull ist ein äußerst aktives Vulkangebiet. Bei den Ausbrüchen steigt durch Schmelzwasser der Wasserspiegel des Grimsvötn unter dem Eisschild an. Igendwann schwimmt dann die Eismasse auf und bewegt sich abwärts. Gewaltige Wassermassen stürzen plötzlich zu Tal und reißen Eisbrocken bis zu 2.000 Tonnen mit sich, dazu Unmengen an Sand und Geröll. Das nennt man Gletscherlauf. So ist 1996 ein großer Teil der Ringstraße und eine 900m lange Brücke fortgerissen worden. Einige Träger hat man zu einem Mahnmal für die Naturgewalten aufgebaut.

Kurz dahinter liegt Skaftafell und unser Campingplatz. Hier ist der Ausgangspunkt für Wanderungen zum Vatnajökull und Svartifoss, einem Wasserfall, der über eine schöne Basaltsäulen-Kaskade herabstürzt. Nachher sind wir dankbar für einen Hot Pot mit Schwimmbad ein paar Kilometer weiter. Übrigens das erste Schwimmbad, das nicht mit Geothermalwärme betrieben wird, sondern wo eine Müllverbrennungsanlage zur Erwärmung des Wassers genutzt wird!
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  05.07.: Jökulsarlon - Vatnajökull - Höfn - Stafafell  

Wir müssen da oben bei irgend jemandem einen Stein im Brett haben: heute Morgen war strahlend blauer Himmel und die Sonne lachte vom Himmel. Der Wind war moderat. Und das Alles bei unserem heutigen Programm. Wir begaben uns wieder auf die Ringstraße nach Jökulsárlón. Der Weg dahin war eine Sightseeing Tour entlang der Gletscherzungen des Vatnajökulls. Einige enden nur 0,5-1km vom Meer entfernt. Bei diesem Wetter war das Meer herrlich blau und die Gletscher leuchteten schneeweiß. Na ja, nicht alle. Manche wurden, je tiefer sie kamen, immer dunkler. Dann gab es welche,vor denen leuchtete ein saftiges Grün, ja und dann kam der Breidamerjökull, der in den Jökulsarlon kalbt. Dieser bildet eine Lagune, in der Eisberge schwimmen, Eisberge hoch wie Einfamilienhäuser oder klein wie kühlschrankgerecht. Bei diesem Sonnenschein sah das Wasser der Lagune blau aus, die Eisberge leuchteten weiß und blau. Es war fantastisch! Man hatte das Gefühl, in Klein-Grönland zu sein. Das wurde nun auch vermarktet. Für 200 Kronen/Personen konnte man sich 40 Minuten mit einem Amphibienfahrzeug durch den See schippern lassen. Trotzdem ein einmaliges Erlebnis!

Die Gruppe fuhr dann 10km zurück, um den Rest des Tages auf einem Frei-Campingplatz zur freien Verfügung zu haben. Wir, das sind Biggi und Ossi aus Berlin und Bibi und Wolfgang aus Österreich und wir haben uns abgemeldet bis zum Donnerstag Morgen an der Fähre in Seydisfjördur. Wir fahren zusammen weiter, genießen im weiteren Verlauf das Gletscherpanorama. In Höfn machen wir Halt, um einzukaufen und danach das dortige Sundlaug aufzusuchen. Ich glaube, so langsam werde ich süchtig nach Hot Pots! Über die Bucht haben wir einen letzten Ausblick auf den Vatnajökull und seine Ausläufer. Was haben wir Glück, daß die Sonne uns diesen Anblick verschönt!

Ein Stück wollen wir noch weiter fahren. Kurz hinter Höfn zweigt rechts eine Straße nach Stokksnes ab, einer einsamen Lagunenspitze, wo man auch Robben erleben können soll. Die Piste führt malerisch zwischen Steilküste und Meer entlang, endet hinter einer NATO-Horchstation im Sand. Ein wunderschöner, einsamer Platz mit schroffen wilden Felszinnen im Rücken und Felsen im Wasser, ideal für Robben. Doch es waren keine da. Also zurück auf die Ringstraße, die sich hier von ihrer schönsten Seite zeigte: Schotterpiste mit 16% Steigung. Das ist wohl auch den Isländern vornehmlich im Winter zu haarig, deshalb wird gerade an einem Tunnel gebaut. Ein paar Kilometer weiter, in Stafafell, zweigte eine Piste Richtung Vatnajökull ab, ein Campingplatz sollte am Ende sein. Dort wollten wir die Nacht verbringen. Doch nach einem kurzen Stück kam eine recht demolierte Holzbrücke. Noch rechtzeitig sahen wir das Schild: Nur 2t. Damit war unser Weg zu Ende. Auch die Furt neben der Brücke wollten wir uns nicht antun. Ein schöner Platz in der Sonne mit Blick über den Sander bis zum Meer verleitete uns, die Stühle rauszuholen und bei Getränken und Gitarre den Abend zu beschließen.

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  06.07-07.07.: Stafafell - Djupivogur - Seydisfjördur  

Ein neuer Tag, entgegen den Voraussagen der Isländer ist es wohl doch kein Föhn, es scheint der Sommer ausgebrochen zu sein. 17°, wolkenloser Himmel. Die Isländer stöhnen, ihnen sei zu heiß. Einem ist bestimmt zu heiß: dem Asphalt. Er wird weich, bleibt an Reifen und Schuhen kleben! Es ist kaum zu glauben!

Die Ringstraße windet sich an der Küste entlang und zwängt sich zwischen Steilhänge, die mit Schotterhängen abwechseln, und Meer. Nach jeder Kurve ein neuer Ausblick auf die Felsen- und Küstenlandschaft. Immer wieder neue Farbkompositionen. Man könnte nur schauen und nicht fahren. Doch allzu bald ist Djupivogur erreicht, unser heutiges Etappenziel. Wieder verbringen wir ein paar Stunden im Sundlaug. Danach ist uns so wohlig, daß ein Käsefondue, zu dem wir eingeladen werden, genau das Richtige ist. Inzwischen ist auch der Rest der Gruppe eingetroffen und der Abend endet in großer Runde bei Whisky, Wein und Bier.

Der Sommer nimmt kein Ende. Wieder ein neuer Sommertag. Dies ist unser letzter Reisetag in Island. Morgen geht es auf die Fähre. Wir wollen den Tag besonders genießen. Wir fahren nicht den kurzen Weg durch die Berge, zumal die Ringstraße dort nicht asphaltiert ist, sondern wir fahren weiter die Küste entlang. Wieder erwartet uns ein wilde Küste, die jede Windung der Fjorde mitmacht. Ansiedlungen sind selten, oft sind Höfe verlassen. Hinter Breiddalsvik machen wir Halt am Café Margret, vor dem eine Niedersachsenfahne weht. Die Inhaber, Margret und Horst sind hierher ausgewandert. Bei Kaffee und Kuchen genießen wir den Blick über den Fjord. Bei Reydarfjördur müssen wir die Küste und die Straße Nr.96 verlassen, die weiteren Buchten sind per Auto nicht nicht erreichbar. Es geht über das Gebirge nach Egilsstadir, wo sich unser Kreis schließt. Ein letztes Mal tanken, um die Dieselsteuer "abzutanken", ein letztes Mal Sundlaug. Was werde ich die Hot Pots vermissen! Nur ungern verlassen wir die 40°C Pots und machen uns auf den letzten Weg über das Gebirge, das heute so freundlich aussieht. Kleine Schneereste neben der Straße, aufgeweichten Teer auf der Straße. Wie anders war es hier bei Schnee, Regen und Nebel vor vier Wochen. Eine Ewigkeit ist das her, und doch könnten wir gleich wieder umdrehen und wieder losfahren in dieses Land, das so klein ist und doch ein so großes Herz hat.

Auf 2.823 km haben wir unsere Spuren hinterlassen und doch nur eine kleinen Teil von diesem Land gesehen. Wir werden wiederkommen, irgendwann einmal mit mehr Zeit. Versprochen!

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