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Wie zu erwarten, waren
die Wochen vorher für Gila kein Zuckerschlecken. Weitgehenst wurde
versucht, die Abwesenheitszeit in die letzten 14 Tage vorher reinzupressen,
was hieß, mit höchstens drei Stunden Schlaf pro Nacht auszukommen.
Hört sich chaotisch an, war aber wider Erwarten nicht sehr hektisch.
Am Sonntag vor der Abfahrt besuchten uns Helga und Günther aus Wien, die
auch mitfahren und die schon länger unterwegs sind und nun in Bad Bevensen
Station gemacht hatten.
Mittwoch Abend war dann doch alles gepackt, Gila konnte in aller Ruhe die
Nacht durchmachen, was sie auch ziemlich ausnutzte.
Langsam kam Urlaubsstimmung auf, die Neugier auf das Neue hatte uns endlich gepackt!
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Pünktlich um
09:00 Uhr waren Elfi und Gerd da, mit denen wir gemeinsam gen Norden fahren
wollten und nach einem letzten Rundgang durch den Garten ging es los.
Bei Motzen ging über die Weser und weiter nach Wischhafen, wo wir
nach einer ausgiebigen Pause in der Sonne über die Elbe fuhren. Weiter
ging es, die Autobahn meidend, an der Küste nach Norden, bis wir
in Lunden, Kreis Dithmarschen, auf einem Stellplatz am Freibad
Feierabend machten. Zum Schwimmen hatte keiner Lust, aber das Wetter war
so schön, daß wir bis 1/2 10 Uhr beim Bier draußen saßen.
Ohne Hast, nach gemütlichem Aufstehen und Frühstück, ging es
wieder auf die Piste, immer gen Norden über Bredstedt, Niebüll,
Tönder nach Hjerpstedt, wo wir direkt am Meer einen
traumhaften Pausenplatz mit Blick auf Römö fanden, von ddm wir
gar nicht wieder trennen wollten. So viele Herzchen konnet Gila nicht
in die Karte malen, wie wir am Juchzen waren. Doch irgendwann mußten
wir weiter.
Da, an einer Einmündung wartete ein Wohmobil auf freie Fahrt. Ein
LMC, östereichisches Nummernschild, ein MD-Nationalitätskennzeichen:
das konnten nur Helga und Günther sein! Sie waren es und zu dritt
fuhren wir weiter bis Hvide Sande zu einem schönen Campingplatz in
den Heidedünen.
Wieder gemütliches Aufstehen (Ich erwähne das, weil auf der
Schwarzmeerumrundung im letzten Jahr immer "kurz nach Mitternacht"
aufgestanden wurde), dann zuckelten wir weiter. Bei Thyborön
ging es per Fähre über den Limfjord und eine im Reiseführer
als sehenwert beschriebene Kirche in Vestervig war, wir in Dänemark
üblich, geschlossen. Schade!
In Nörre Voruper führte uns Gilas Navigatorinstinkt auf einen
wunderschönen Platz in den Dünen. Bei frisch geräuchertem
Lachs und Knoblauchmakrele ließen wir es uns richtig gut gehen.
Wir hatten viel Zeit, denn bis Hanstholm war es nicht mehr weit.
Pünklich um 16:00 Uhr waren wir im Hafen. Dort lernten wir die übrigen
Mitfahrer kennen. Es scheint eine ganz nette Truppe zusammengekommen zu
sein. Irgendwann wurden wir dann auch verladen, doch die angekündigte
Abfahrt um 20:00 Uhr verzögerte sich um eine Stunde. Doch auch die
ging vorüber und die Norröna, ein riesiges Schiff, das 1400
Passagiere befördern kann, pflügte mit 16 Knoten gen Färöer.
36 Stunden dauerte die Fahrt, von der es nicht viel zu berichten gibt:
Schlechtes Wetter und viel Schaukelei animierten dazu, viel zu schlafen.
Vielleicht kriege ich ja endlich die Homepage auf die Reihe!
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Von der Überfahrt ist nicht viel zu berichten. Ich habe endlich meinen
Kurzbericht über Island fertiggestellt (wer sich da wohl durcharbeitet!?).
Pünktlich am 14.06. um 06:00 Uhr Ortszeit (= MESZ - 1Stunde) legten
wir in Torshavn (FO) an (FO ist das Nationalkennzeichen der Färöer).
Das Wetter hatte sich nicht geändert. Tief hingen die Wolken in den
Bergen, so daß eine Höhe nicht auszumachen war. Nach einer
Stunde Frühstückspause auf dem Parkplatz des Fährhafens
unternahmen wir unsere ersten Fahrversuche auf der Hauptinsel Streymoy
der Färöer. Als Autokarte dient uns eine Karte aus einem Prospekt,
bessere sollte es nicht geben, außerdem sollte mann sich nicht verfahren
können. Wir sollten der Straße Nr. 10 nach Vestmanna
folgen. Ganz einfach. Es gab nur noch die 54 und die war noch nicht dran.
Doch wo war die 10? Daß sie mit 510 nummeriert war, interessierte
keinen! Wir folgten ihr über die Berge durch allerdickste Wolken,
die jede Sicht jenseits der 30 Meter verhinderten. Doch das dauerte nicht
lange. Schnell ging es wieder abwärts und damit besserte sich auch
die Sicht. Viel zu schnell (hier ist alles eng beieinander) erreichten
wir Vestmanna und unseren heutigen Stellplatz am Hafen.
Nach einem ausgiebigem Mittagessen, mit dem Gila mich verwöhnte,
nahm ich an einer Bootsfahrt teil, die uns zu den Papageientauchern bringen
sollte. Ein erstes Highlight war eine Höhle, in die unser Boot hineinfuhr.
Vor einer weiteren begrüßte uns der Hausherr, ein Seehund.
Trottellummen und Dreizehenmöven begleiteten unser Boot. Schließlich
kamen wir zu einer 150 Meter hohen Felsnadel, dem Finger des Trollkönigs,
einer Brutstätte der Papageientaucher. Diese scheuen Vögel sahen
wir nur durch das Fernglas. Zu erkennen waren sie an ihrem flatterenden
Flug. Für heute hatte ich genug. Eine Wanderung zu einem Stausee
ließ ich aus, habe ich doch meine Seiten immer noch nicht im Netz.
Aber ich bin jetzt mit dem Schreiben auf Stand. Das Formale kommt dann
heute Abend.
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Gestern Abend habe
ich kein Netz bekommen. Es wurde zwar eines angezeigt, aber nach dem Wählen
: piep, piep, piep. Ich werde es gleich noch mal versuchen.
Ein ausgiebiges Frühstück machte uns fit für den Tag. Heute ging es auf
die Nachbarinsel Eysturoy. In Sydrugöta wollten wir
eine Wollfabrik besichtigen. Wir wurden von einer Frau durch die Fabrikationsräume
geführt, die sich als Dänin und langfährige Freundin der
Fabrikantenfamilie vorstellte und damit erklärte, warum sie auf die
Frage, warum heute nicht gearbeitet würde, nicht antworten konnte.
Wir sahen also ein paar unbesetzte computergesteuerte Webstühle,
aber einen großen Verkaufsraum mit färensischen Strickwaren
und Socken aus Island. Gila kaufte sich einen Schal, der sich sofort als
praktisch erwies und ließ im Gegenzug ihre Brille liegen. Dies bescherte
uns die Gelegenheit, auch diese Straße zweimal zu fahren, dafür
lag die Brille auch noch da, wo sie sie hingelegt hatte.
Der Weg führte uns nach Elduvik, wo wir eine Spaziergang zu
einer "Klamm" machten. Diese Felsspalten heißen färensisch
"Gjögv", nach denen auch ein Dorf benannt wurde,
dessen Hafen in so einer Felsspalte angelegt ist. Auch hier machten wir
Station. Von unserer Brillensuchaktion zurück, konnten wir die Wanderung
auf den Grat über dem Dorf nicht mitmachen, doch ein kleiner Rundweg
durch das Dorf genügte uns vollauf.
Quer über die Berge auf nicht seitlich abgesicherten Serpentinen
ging es weiter nach Eidi, wo vor dem Kap Kollur Risin
und Kellingin im Meer stehen. Natürlich ranken sich um Riese
und Trollweib entsprechende Sagen. Nach Eidi gelangten wir wieder
auf die Insel Streymoy, bogen aber nordwärts nach Tjörnuvik
ab, wo wir auf dem Parkplatz unser Quartier aufschlugen. Auf der Landkarte
sind all diese Orte groß gezeichnet, doch jedesmal wieder sind es
nur wenige Häuser. Eines unterscheidet Tjörnuvik von anderen
Orten: Obwohl hier die Straße zu Ende ist und der Hund begraben
liegt, gibt es hier ein kleines Cafe!
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Wenn
mich so ausführlich über Island ausgelassen habe, so muß
ich doch wenigstens ein paar Worte über die Färöer
verlieren.
Die Inselgruppe besteht aus 18 Inseln mit zusammen 1399 km2. Kein
Punkt ist mehr als 5 km vom Meer entfernt. Die höchste Erhebung
ist 882 m ü.d.M.. Das herrschende Meerklima bedingt wechselhaftes
Wetter, Sonnensekunden wechseln mit Regenschauern ab. Da die Inseln
im Golfstrom liegen, wird es im Winter selten unter durchschnittlich
3°C kalt, doch auch im Sommer nicht mehr als 11°C im Durchschnitt
warm. Dazu kommen jährlich 280 Regentage.
Irgendwo sollen auch 48.117 Einwohner leben, davon 18.650 im Gebiet
der Hauptstadt Torshavn und etwa 5.000 im zweitgrößten
Ort Klaksvik. Doch wo ist der Rest? Die Dörfer machen keinen
lebendigen Eindruck! Es gibt praktisch keine Landwirtschaft, nur Schafe
bevölkern die Hänge. Und doch spielt die Wollverarbeitung
praktisch keine Rolle, wie auch der Fremdenverkehr nicht. Fischprodukte
machen 97% des Exports aus.
Die Landessprache ist färöisch, das vom Altnorwegischen
abstammt.
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Am Morgen war es kalt, knapp 7°C. Ein heißer Kaffee
ließ die Welt in einem rosigeren Licht erscheinen.
Die letzten Stunden auf den Färöer. Einige wurden ganz hektisch.
Hatten wir doch von strengen Einreisebestimmeungen auf Island gehört:
Fleisch- und Milchprodukte verboten, Alkohol begrenzt. Die hintersten Verstecke
wurden gefüllt, das Gewissen gestählt. Dann ging es langsam zurück
nach Torshavn. Noch einmal die Landschaft aufnehmen: kahle Berge mit dünnem
Grün überzogen, überall läßt die Erosion auch
das verschwinden. Die wenigen Versuche an den unteren Berghängen Graswirtschaft
zu betreiben, keine Bäume. Nein, hier möchte ich nicht wohnen!
Die Norröna verließ pünktlich den Hafen. Trotz des pfeifenden
Sturmes hielt es uns an Deck , denn unser Kurs führte uns zwischen
den Inseln hindurch nach Nordwesten. Noch einmal konnten wir einen Blick
auf Risin und Kellingin werfen, dann hatte uns die weite See. Noch ein farensisches
Bier, dann ging es in die Koje. |
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Der Kapitän
weckte uns und erwartungsvoll beeilten wir uns, die Kabinen zu räumen,
denn das Land war schon in Sicht. Felsen mit magerem Grün begrüßten
uns, doch im Gegensatz zu den Färöer waren sie mit weißen
Flecken beklekst: Schneefelder! Dazu hingen graue Wolken um die Bergspitzen
bis tief in die Täler. Island wir kommen!
Die Ausschiffung ging problemlos vonstatten, es wurden nur die Ausweise
kontrolliert und das Pickerl für die Dieselsteuer. Dann waren wir
durch und betraten in Seydisfjödur isländischen Boden.
Alle Aufregung umsonst. Bei einem Bus ging der Zoll mit Hunden durch und
ließ sie auch in die Gepäckabteile. Doch nicht umsonst?
In Island ist heute Feiertag: 60 Jahre Unabhängigkeit. Wir sahen
davon nichts. Keine Fahnen, nichts. Nur die Läden waren geschlossen.
Gegen den Uhrzeigersinn fuhren wir auf der Ringstraße, der 1, nach
Nordwesten. Schnell ging bergauf und unversehens fanden wir uns zwischen
Schneefeldern wieder. 200 km lagen vor uns, bis wir uns mit der Reisegruppe
wieder treffen wollten. 5 Stunden hatten wir dazu Zeit. Hört sich
viel an, doch zum Einem hatten wir so viel zu schauen, zum Anderen war
die Straße zum schnell Fahren nicht geeignet: ohne Leitplanken ging
es steil rechts und links runter, oft fehlte der Asphaltbelag. Ein eiskalter
Wind verlockte nicht zum Aussteigen. Die Landschaft wechselte. Wir kamen
in das Vulkangebiet. Schwarzer Kies und schwarzer Fels verwandelten die
Landschaft in einen anderen Planeten. Unwirklich alles und feindlich.
Der dunkelgraue Himmel und der Wind vervollständigten den Eindruck.
Schließlich kamen wir am Krafla an, einem alten Vulkan. Wir
konnten bis zu seinem Eplosionskrater in 750 m Höhe fahren. Ein Schneesturm,
der die Flocken waagerecht um die Womos peitschte, begrüßte
uns. Tapfer kämpften wir uns die paar Schritte bis zum Kraterrand,
um einen Blick auf den eisblauen Kratersee zu werfen, dann schnell wieder
zurück in die Autos. Noch in den 80er Jahren gab es in seiner Nähe
Ausbrüche. EIn geothermisches Kraftwerk nutzt die Energie aus dem
Erdinneren. Gegenüber am Fuße des Namaskard liegt das
bekannteste Solfatarenfeld (Erklärung siehe Kapitel "Über
die Insel") Islands. Den Schnee hatten wir am Gipfel des Krafla zurückgelassen.
Der Wind war uns gefolgt und trieb den aus etlichen Löchern strömenden,
nach Schwefel stinkenden Dampf vor sich her. Schon beeindruckend, wie
es aus den Löchern zischte, wie ein unter Überdruck stehender
Dampfkessel. Dazu blubberte es aus etlichen Schlammlöchern.
Nicht mehr weit war es bis zum Myvatn, an dem unser Zeltplatz liegt.
Hoch über dem See mit einem weiten Blick fanden wir einen Platz wie
in einem Panoramakino. Das Wetter lieferte uns den Film, der Sturm, der
um den Bus heulte und ihn zum Schaukeln brachte, die Effekte. Wolken bis
auf den See hinunter hüllten die Berge zeitweise ein und wenn sie
sie wieder frei gaben, waren die Berge frisch mit Puderzucker überzogen.
Ein Schauspiel, das wir im Warmen mit einer Tasse heißer Brühe
in der Hand gelassen verfolgten.
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Heute Nacht war es
so kalt, daß bei einigen die Sicherheitsventile ansprachen, die
das Wasser abließen, weil sie keinen Fostwächter eingeschaltet
hatten. Der Morgen begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein
und einem mäßigen aber kaltem Wind. Die Berge um uns waren
immer gezuckert und ließen uns nicht vergessen, daß wir in
Island sind. Bei diesem Wetter machte der Myvatn seinem Namen alle
Ehre: Mückensee. Die Reiseführer erwähnen unterschiedliche
Mückenarten, hier scheint der Recht zu behalten, der hier Zuckmücken
ansiedelt, die nicht stechen, sich aber eklig in jede Ritze setzen.
Zwischen Zeltplatz und See liegt die hier übliche Plattenlava,
die wie aufgebrochener Asphalt aussieht, die wie auf dem Weg hierher schon
angetroffen haben. Auf unserer heutigen Erkundung sollten wir eine andere
Form als die fließende Lava kennenlernen. Dazu bestiegen
wir den Hverfell (452 m), dessen gleichmäßig geformten
Aschekegel wir gut von unserem Zeltplatz aus sehen konnten. Doch
von dort sah er aus wie eine Abraumhalde im Kohlenpott. In seinem Krater
ist deutlich der Verschlußpropf zu sehen.
Unser nächster Erkundungspunkt war Dimmuborgir, dessen dunkle
Burgen und bizarre Formen die Phantasie auf der Suche nach mystischen
Erklärungen anstacheln. Die wissenschaftliche Erklärung: Dimmuborgir
entstand bei einem Ausbruch einer weiter östlich gelegenen Kraterreihe.
Ein Hindernis staute einen See aus glühender Lava auf, die ungleichmäßig
erkaltete. Das Hindernis brach, was flüssig war floß ab und
zurück blieben die bizarren Formen der "dunklen Burgen".
Weiter ging unsere Erkundung. Wir kamen nach Hövdi, einem Waldpark
aus Birken, der nach der sonst so baumlosen Landschaft der Seele richtig
gut tat. Von hier hat man einen guten Blick auf die Basaltsäulen
im See, einem Wahrzeichen des Myvatn.
Nach diesem Tag tat ein isländisches Kotelett mit Erbsen und isländischen
Kartoffeln, dazu ein isländisches Bier vom Schiff, richtig gut.
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Mit dem Aufstehen
ließen wir uns heute Zeit. Wir reckten uns noch genüßlich,
als die Ersten schon den Platz verließen. Unser rituelles Frühstück,
bestehend aus Tomatenbrot mit Kaffee, ließen wir uns nicht verderben.
Als Letzte verließen wir den Platz, abgesehen vom Reiseleiter, der
die Stellung hielt. Zwei Alternativrouten waren angeboten: der kurze Weg
rund um den Myvatn nach Husavik, oder ein Stück zurück,
den Jökulsa a Fjöllum nach Norden über den Dettifoss
zur Nordküste, dann westwärts die Küste der Halbinsel
Tjörnes entlang und in der Skjalfandibucht nach Süden
bis Husavik. Alle hatten sich für die zweite Alternative entschieden.
Ohne Zwischenstop an dem Solfatarenfeld ging es nicht. Die Farben und
der Dampf, der einfach so aus dem Boden quoll, waren faszinierend. Wieder
kamen wir an die Brücke über den Jökulsa a Fjöllum,
den zweitgrößten Fluß Islands. Die Brücke soll eine
Eisenbahnbrücke aus New York sein, die in den zwanziger Jahren des
letzten Jahrhunderts über den Schnee hierher gezogen worden sein
soll. Hier biegen wir nach Norden ab auf eine Schotterpiste, die aber
gut zu fahren ist. Bald schon kommen wir auf einen Parkplatz, der schon
gut frequentiert ist und ein zehnminütiger Fußmarsch bringt
uns zum Canon des Jökulsa a Fjöllum und ein Stück
weiter zum Dettifoss, Europas größtem Wasserfall. 45m tief
stürzt er hinab und schwemmt im Sommer 23.000 Tonnen Sedimente pro
Tag ins Meer! Es ist schon ein gewaltiges Schauspiel!
Der weitere Verlauf nach Norden verdient den Namen "Straße"
nicht: waschbrettartig schlängelt sich eine Schotterpiste eingefräst
durch die Landschaft, eine Herausforderung an das Wohnmobil. Jeder Touribus,
der entgegenkommt, wird zur Nervensache, denn der bremst oder verlangsamt
die Fahrt nicht und wohin du ausweichst, interessiert ihn auch nicht.
Doch schließlich erreichen wir die Bucht Öxarfjördur
und eine Asphaltstraße, die wie eine Erholung an der Küste
der grünen Halbinsel Tjörnes entlang führt. Doch
nicht lange, dann hört der Traum auf und geht in eine Alptraum über.
Die Straße ist noch fertig und der scharfkantige Schotterunterbau
wird zum Härtetest für Reifen und Nerven. Am Horizont vor uns
winkt (oder droht?) eine dunkle schneebedeckte Bergkette, die sich, als
wir die Bucht Skjalfandi, die "Erdbebenbucht",
erreichen, als das Ufer gegenüber erweist. Nun ist Husavik,
unser Ziel, nicht mehr weit. Endlich Ruhe. Es war eine anstrengende Fahrt,
da man immer mit dem Auto mitfühlen mußte. Gegenüber vom
Campingplatz ist ein Thermalschwimmbad. Die Hot Pots von 37°C und
41°C waren die richtige Entspannung. Zur Abkühlung schwammen
wir ein paar Runden in 30°C "kaltem" Becken. Danach war
ein Blick in den Hafen bei einem kühlen Bier der richtige Abschluß.
Der nächste Tag sollte ein ruhiger werden. Am Morgen stand das Whale
Watching Museum auf dem Programm. Hier informierten wir uns über
Wale, die verschiedenen Arten, Lebensgewohnheiten, Bestand, Jagd und Schutz.
Wir sahen Gerippe von Blauwalen, Werkzeuge zur Jagd, frühere Walindustrien
usw. Es war sehr informativ. Am Nachmittag stand eine Whale Watching Tour
mit einem Boot auf dem Programm, das wir aber ausließen, da die
nAussicht, einem Wal nahe zu kommen, nicht sehr groß war. Das Wetter
war nicht so toll, grau und windig. Wie sich zeigte, hatten wir nichts
versäumt. Ein ruhiger Nachmittag bei einem Buch war da schon was
besseres.
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Heute sollte es nach
Akureyri gehen. Das Wetter meinte es wirklich gut mit uns: ein
strahlend blauer Himmel von keinem Wölkchen getrübt, verhieß
uns einen wundervollen Tag. Schon die Fahrt aus Husavik hinaus am Wasser
entlang war ein Traum: zu dem eisblauen Himmel gesellte sich ein tiefblauer
Ton des Wassers, getrennt von dem blendenden Weiß des Schnees auf
dunklen Berghängen am gegenüberliegenden Ufer.
Bald wechselten wir von der Ostseite des Tals auf die Westseite, die Straße
stieg an und es ging hoch ins Gebirge. Die Straße wie gewohnt ohne
Leitplanken, aber wenigstens noch asphaltiert. Die Sonne an dem strahlenblauen
Himmel machte das Fahren zu einem Genuß. Am Ljosavatn legten
wir eine ausgiebige Rast ein und genossen die Wärme, immerhin 17°C!
Die 4 km Umweg zum Godafoss wollten wir gerne in Kauf nehmen, ranken
sich doch viele Sagen und Legenden um diesen "schönsten "
Wasserfall Europas. Er ist wirklich schön, wenn auch längst
nicht so imposant wie der Dettifoss.
Die Ringstraße 1 bracht uns dann weiter über die Berge zum
Eyjafjördur, von dessen Westufer wieder Schneeberge hinüberwinkten.
An dessen Südzipfel liegt Akureyri, mit 15.000 Einwohnern
die größte Stadt Nordislands. Uns erwartete dort ein Botanischer
Garten, der mit viel Liebe gestaltet und für jedermann ohne Eintritt
offen ist. Viel Zeit kann man dort verbringen.
Eigentlich war es geplant, hier in Akureyri über Nacht zu
bleiben, da es aber erst Mittag, das Wetter immer noch südlich schön
war, wurde beschlossen, weiter nordwärts zu fahren, über Dalvik
nach Olafsfjördur, dort verließ die Straße
Nr. 82 die Küste und führt über das Hochland der Halbinsel
Tröllaskagi zur deren Nordspitze, nach Siglufjördur.
Dort wollten wir die Mitsommernacht feiern. Hinter Olafsfjördur
hörte die Asphaltstraße auf, eine Schotterstraße, ein Fahrzeug breit,
schlängelte sich atemberaubend über jede Steigung und durch
jede Senke. Nur Achterbahn fahren ist aufregender. Aber vielleicht auch
nicht, da man nicht selber fahren muß. Ausweichstellen sind selten,
doch wir hatten Glück, es kam kein Auto entgegen. Schließlich
der Pass. Nun ging es 18% Gefälle am Berghang entlang, links von
uns fast senkrecht. Nur jetzt nicht auf dem Schotter rutschen! Aber auch
das ging vorbei. Vor uns das Meer. Die Küstenstraße ist auch
nicht viel besser, breiter zwar und asphaltiert, doch der ist schon seit
längerem ausbesserungsbedürftig. Schließlich erreichten
wir hoch an einem Steilufer einen Parkplatz, der alle 11 Wohnmobile faßt.
Der Wind hatte nachgelassen. Der Himmel meinte es immer noch so gut mit
uns, daß wir Tische und Stühle auspackten und auf unserem Logenplatz
den Wein und die Gitarre auspackten und die Mittsommernacht erwarteten.
Es wurde eine feuchtfröhliche Nacht und 21 Personen mehr können
nun bezeugen, daß die Sonne nicht untergeht!
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Obwohl es diesen
Morgen recht spät geworden war, standen wir wie gewohnt auf und machten
uns auf den Weg nach Siglufjördur, das nur ein paar Kilometer
weiter lag.Siglufjördur war Anfang des 20. Jahrhunderts das
Zentrum der isländischen Heringsverarbeitung.Hier wurde allein 20%
des isländischen Gesamtexportes verarbeitet. In der Fangsaison waren
über 3.000 Männer und Frauen in Siglufjördur beschäftigt.
Der Höhepunkt war 1950, doch schon 1969 verschwand der Hering, die
Bestände waren überfischt. Von dieser "Goldgräberzeit"
zeugt ein einzigartiges und liebevoll aufgemachtes Museum, in dem die
damaligen Lebens- und Arbeitsbedingungen eindrucksvoll überliefert
werden.
Wieder ging es auf die Piste, die Ostküste der Halbinsel Tröllaskagi
entlang nach Süden. Das Wetter verwöhnte uns immer noch mit
blauem Himmel, doch um uns nicht übermütig werden zu lassen,
wehte ein kalter Wind, der die 11°C noch kälter erscheinen ließen.
Doch hinter der Autoscheibe sah alles wunderschön aus. Mitten im
Land auf einer Wiese lag die Torfkirche Gröf. Sie ist das
Ebenbild der alten Kirche aus dem 17. Jahrhundert und ein rechter Ort
der Besinnung und Einkehr. Als nächsten Halt wurde uns der Ort Holar
empfohlen, einem ehemaligen Bischofssitz von 1106 bis 1798. Doch
lohnt sich der 20 km Umweg nicht, dort steht nur eine moderne Kirche und
eine Landwirtschaftsschule. Es bleibt nur das Wissen, hier war ein Bischofssitz.
Schließlich kamen wir nach Saudarkrokur. Der Campingplatz lag wieder
einmal direkt neben dem Schwimmbad. Isländisch heißen die SUNDLAUG.
Jeder noch so kleine Ort hat eins. Die Grundausstattung ist immer gleich:
Minimal ein Schwimmbecken, mal größer, mal kleiner, Temperatur
min. 30°C, zwei Hot Pots, einer ca. 37°C warm, der Andere hat
ca 41°C, die Besseren sind als Whirpool ausgeführt. Im Reiseführer
wird Schwimmen als Nationalsport beschrieben, ich habe nur wenige Isländer
schwimmen gesehen, sie legen sich direkt in einen Hot Pot und rühren
sich nicht mehr. Ein Sport, den man genießen kann! Natürlich
lassen wir kein Sundlaug am Übernachtungsort aus. So auch hier und
wenn man zwei Stunden bei 41°C gegart wurde, ist man so müde,
daß ein Bett die Krönung ist.
Der nächste Morgen brachte ein wenig Hektik, wir ließen uns wieder
einmal vom Konvoi einfangen und besichtigten gemeinam den Torfhof Glaumbaer,
einen Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert. Dieser Hof zeigt schon durch
die Größe seiner Anlage, er besteht aus 13 Häusern, daß
hier kein armer Bauer residiert hat. Die Häuser sind alle aus Torfwänden
errichtet, das Holzdach ist ebenfalls mit Torf bedeckt, so daß selbst
im Winter kein Heizen notwendig war. Es reichte die "Körperheizung"
der Bewohner. Die Häuser, die alle unterschiedlichen Zwecken dienten,
waren alle dicht nebeneinander gebaut worden und durch einen Flur aus
Torf miteinander verbunden. Eindrucksvoll konnte man sich hier ein Bild
von dem damaligen spartanischen Leben machen.
Doch dann fuhren wir im Viererkonvoi weiter. Wir wollten die Halbinsel
Vatnsnes umrunden, die abgesehen von der Küstenstraße,
einiges an Sehenwüdigkeiten zu bieten hat. Etwas abseits der Hauptsraße
auf einem Pass liegt die Naturfestung Borgarvirki, hier hat man
Reste menschlicher Ansiedlungen gefunden, tappt aber noch im Dunkeln.
Man kann sich schon vorstellen, daß dies ein guter Verteidungsort
war.
Das Wetter war noch gut: der Himmel blau, aber mit Wolken durchsetzt,
nur der Wind hatte zugenommen und war kalt. Unser nächster Stop galt
einem 15m hohen, im Wasser stehenden Basaltfelsen, dem Hvitserkur,
dessen Form zu Höchstleistungen der Fantasie anregt.
Weiter ging die Fahrt. Ein Traum an der Küste entlang. Die Felsenbuchten
und Steilufer überbieten sich vor malerischer Schönheit, die
Berge, die karg grün, nach ein paar Metern schon schwarz und nackt
unbesteigbar gen Himmel streben. Was macht da schon der Wind, der am Auto
rüttelt! Wir kamen nach Hindisvik, auf dessen Schären
Robbenkolonien zur Beobachtung einluden. Tatsächlich sahen
wir welche, die sich darüber lustig zu machen schienen, daß
sich so doofe Menschen bei dem eisigen WInd dahinstellen und ihnen zuschauen.
Bald fanden wir in Saeberg, das aus zwei Häusern und einem Schullandheim
besteht, einen Platz neben dem schullandeigenen Sundlaug, das eigens für
uns geöffnet wurde, sogar die Sauna wurde für uns angeheizt!
Welch ein Luxus! Da konnten wir genug Wärme tanken für eine
sturmumtoste und regnerische Nacht.
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Der Morgen zeigte
sich wieder in einem schöneren Licht an einem blaßblauen von
tiefhängenden Wolken überzogenen Himmel. Es war kalt, 5°C
zeigte eine Anzeigetafel, wie sie überall an den Straßen aufgestellt
sind. Die Bergspitzen um uns herum waren mit frischem Puderzucker überzogen.
Wir fuhren auf einer Höhe von 450m und der Puderzucker reichte bis
fast zu uns herunter. Wieder ging es die Ringstraße 1 entlang,
nun nach Süden. Wir wollten versuchen, an den Gletscher Langjökull
heranzukommen. Dazu bogen wir 12 km vor Borganes nach Osten auf
die 50 ab , die in die 518 übergeht. WIr kamen zu einem Wasserfall,
dem Hraunvoss. Bei ihm handelt es sich um Wasserkaskaden, die unter
der Lavaschicht hervor auf einem Kilometer Breite in den Fluß
Hvita stürzen. Schließlich erreichten wir Husafell, eine
Feriengebiet mit Campingplatz und - wie sollte es anders sein - mit einem
Sundlaug. Hier war die die Straße zu Ende. Wir machten das Beste
daraus und begnügten uns mit dem Panorama der Berge aus einem Hot
Pot heraus.
Der nächste Morgen brachte einen grau verhangenen Himmel und Dauerregen.
Da waren alle Überlegungen hinfällig, ob man noch einen Abstecher
zu den Westfjorden machen sollte - wir blieben bei dem Programm, das einen
270km-Ritt zu der Blauen Lagune südlich von Reykjavík
vorsah.
Auf dem Rückweg zur Ringstraße 1 machten wir Halt am Hof Deildartunga.
Der Hof wurde der heißen Quellen hier angesiedelt. Aus diesen größten
Thermalquellen Europas sprudeln fast 180 Liter pro Sekunde kochendes
Wasser, das nicht nur die Gewächshäuser des Hofes, sondern auch
die Städte Borganes und Akranes mit Fernwärme versorgt. Hier
gibt es zu moderaten Preisen Tomaten aus den Gewächshäusern
zu kaufen.
Es regnete und stürmte den ganzen Tag, von der sonst so schönen
Strecke um den Hvalfjördur herum war wenig zu sehen. Nicht
mal das Pausemachen wollte reizte uns. Deshalb waren wir am frühen
Nachmittag an der Blauen Lagune. Schon in Reykjavík
brach die Sonne durch, der Wind ließ nach, so als wollte uns unser
Reiseleiter sagen: Ihr habt doch das Baden in der Lagune bei Sonnenschein
gebucht. Die Blaue Lagune liegt in einem riesigen Lavafeld, das
sich von Reykjavik bis Grindavik im Südwesten weit
nach Osten erstreckt. Wie weit, werden wir in den nächsten Tagen
wohl erkunden. Es ist noch sehr jung, ist es doch erst im 14. Jahrhundert
entstanden. Die Blaue Lagune ist ein Muß bei einem Islandbesuch.
Sie ist ein See mit mineralhaltigem, geothermalem Meerwasser, das aus
einer Tiefe von 2.000 m mit 160°C durch Mischen auf einer konstanten
Temperatur von ca. 38°C gehalten wird. Ca. 5.000 m2 groß ist
das Badebecken, so daß sich die Menschenmenge "verläuft".
Es stört keineswegs, daß die Lagune kein Naturbecken, sondern
das "Abfallprodukt" des Thermalkraftwerks nebenan ist. Die blaugrünen
Algen, Mineralsalze und Kieselsäure sind nachweislich gesund und
es ist herrlich, in dieser Umgebung zu baden.
Erst nach Stunden im Bad bezog sich der Himmel und der Wind frischte wieder
auf. Also zurück in die Wagen. Es reichte auch. Da wir heute Nacht
auf diesem Parkplatz bleiben wollten, konnten wir es uns gleich gemütlich
machen.
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