Island 2004: Tagebuch Teil1


10.06.-12.06.: Nach Hanstholm (DK)

13.06.-14.06. Überfahrt
und 1. Tag auf den Färöer

15.06.-16.06.:
2. und 3. Tag auf den Färöer

17.06.: 1. Tag auf Island.
Von Seydisfjödur an den Myvatn

18.06.: Myvatn

19.06.-20.06.:
Über den Dettifoss nach Husavik

21.06.:
Zur Mitsommernacht nach Siglufjördur

22.06.-23.06.:
Siglufjördur - Saudarkrokur - Saeberg

24.06.-25.06.:
Husafell - Blaue Lagune



Wie zu erwarten, waren die Wochen vorher für Gila kein Zuckerschlecken. Weitgehenst wurde versucht, die Abwesenheitszeit in die letzten 14 Tage vorher reinzupressen, was hieß, mit höchstens drei Stunden Schlaf pro Nacht auszukommen. Hört sich chaotisch an, war aber wider Erwarten nicht sehr hektisch.

Am Sonntag vor der Abfahrt besuchten uns Helga und Günther aus Wien, die auch mitfahren und die schon länger unterwegs sind und nun in Bad Bevensen Station gemacht hatten.

Mittwoch Abend war dann doch alles gepackt, Gila konnte in aller Ruhe die Nacht durchmachen, was sie auch ziemlich ausnutzte.

Langsam kam Urlaubsstimmung auf, die Neugier auf das Neue hatte uns endlich gepackt!


10.06.-12.06.: Nach Hanstholm (DK)

Pünktlich um 09:00 Uhr waren Elfi und Gerd da, mit denen wir gemeinsam gen Norden fahren wollten und nach einem letzten Rundgang durch den Garten ging es los.

Bei Motzen ging über die Weser und weiter nach Wischhafen, wo wir nach einer ausgiebigen Pause in der Sonne über die Elbe fuhren. Weiter ging es, die Autobahn meidend, an der Küste nach Norden, bis wir in Lunden, Kreis Dithmarschen, auf einem Stellplatz am Freibad Feierabend machten. Zum Schwimmen hatte keiner Lust, aber das Wetter war so schön, daß wir bis 1/2 10 Uhr beim Bier draußen saßen.

Ohne Hast, nach gemütlichem Aufstehen und Frühstück, ging es wieder auf die Piste, immer gen Norden über Bredstedt, Niebüll, Tönder nach Hjerpstedt, wo wir direkt am Meer einen traumhaften Pausenplatz mit Blick auf Römö fanden, von ddm wir gar nicht wieder trennen wollten. So viele Herzchen konnet Gila nicht in die Karte malen, wie wir am Juchzen waren. Doch irgendwann mußten wir weiter.

Da, an einer Einmündung wartete ein Wohmobil auf freie Fahrt. Ein LMC, östereichisches Nummernschild, ein MD-Nationalitätskennzeichen: das konnten nur Helga und Günther sein! Sie waren es und zu dritt fuhren wir weiter bis Hvide Sande zu einem schönen Campingplatz in den Heidedünen.

Wieder gemütliches Aufstehen (Ich erwähne das, weil auf der Schwarzmeerumrundung im letzten Jahr immer "kurz nach Mitternacht" aufgestanden wurde), dann zuckelten wir weiter. Bei Thyborön ging es per Fähre über den Limfjord und eine im Reiseführer als sehenwert beschriebene Kirche in Vestervig war, wir in Dänemark üblich, geschlossen. Schade!

In Nörre Voruper führte uns Gilas Navigatorinstinkt auf einen wunderschönen Platz in den Dünen. Bei frisch geräuchertem Lachs und Knoblauchmakrele ließen wir es uns richtig gut gehen. Wir hatten viel Zeit, denn bis Hanstholm war es nicht mehr weit.

Pünklich um 16:00 Uhr waren wir im Hafen. Dort lernten wir die übrigen Mitfahrer kennen. Es scheint eine ganz nette Truppe zusammengekommen zu sein. Irgendwann wurden wir dann auch verladen, doch die angekündigte Abfahrt um 20:00 Uhr verzögerte sich um eine Stunde. Doch auch die ging vorüber und die Norröna, ein riesiges Schiff, das 1400 Passagiere befördern kann, pflügte mit 16 Knoten gen Färöer. 36 Stunden dauerte die Fahrt, von der es nicht viel zu berichten gibt: Schlechtes Wetter und viel Schaukelei animierten dazu, viel zu schlafen.
Vielleicht kriege ich ja endlich die Homepage auf die Reihe!

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13.06.-14.06.Überfahrt und 1. Tag auf den Färöer


Von der Überfahrt ist nicht viel zu berichten. Ich habe endlich meinen Kurzbericht über Island fertiggestellt (wer sich da wohl durcharbeitet!?). Pünktlich am 14.06. um 06:00 Uhr Ortszeit (= MESZ - 1Stunde) legten wir in Torshavn (FO) an (FO ist das Nationalkennzeichen der Färöer). Färöer Das Wetter hatte sich nicht geändert. Tief hingen die Wolken in den Bergen, so daß eine Höhe nicht auszumachen war. Nach einer Stunde Frühstückspause auf dem Parkplatz des Fährhafens unternahmen wir unsere ersten Fahrversuche auf der Hauptinsel Streymoy der Färöer. Als Autokarte dient uns eine Karte aus einem Prospekt, bessere sollte es nicht geben, außerdem sollte mann sich nicht verfahren können. Wir sollten der Straße Nr. 10 nach Vestmanna folgen. Ganz einfach. Es gab nur noch die 54 und die war noch nicht dran. Doch wo war die 10? Daß sie mit 510 nummeriert war, interessierte keinen! Wir folgten ihr über die Berge durch allerdickste Wolken, die jede Sicht jenseits der 30 Meter verhinderten. Doch das dauerte nicht lange. Schnell ging es wieder abwärts und damit besserte sich auch die Sicht. Viel zu schnell (hier ist alles eng beieinander) erreichten wir Vestmanna und unseren heutigen Stellplatz am Hafen.

Nach einem ausgiebigem Mittagessen, mit dem Gila mich verwöhnte, nahm ich an einer Bootsfahrt teil, die uns zu den Papageientauchern bringen sollte. Ein erstes Highlight war eine Höhle, in die unser Boot hineinfuhr. Vor einer weiteren begrüßte uns der Hausherr, ein Seehund. Trottellummen und Dreizehenmöven begleiteten unser Boot. Schließlich kamen wir zu einer 150 Meter hohen Felsnadel, dem Finger des Trollkönigs, einer Brutstätte der Papageientaucher. Diese scheuen Vögel sahen wir nur durch das Fernglas. Zu erkennen waren sie an ihrem flatterenden Flug. Für heute hatte ich genug. Eine Wanderung zu einem Stausee ließ ich aus, habe ich doch meine Seiten immer noch nicht im Netz. Aber ich bin jetzt mit dem Schreiben auf Stand. Das Formale kommt dann heute Abend.

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15.06.- 16.06.: 2. und 3. Tag auf den Färöer

Gestern Abend habe ich kein Netz bekommen. Es wurde zwar eines angezeigt, aber nach dem Wählen : piep, piep, piep. Ich werde es gleich noch mal versuchen.

Ein ausgiebiges Frühstück machte uns fit für den Tag. Heute ging es auf die Nachbarinsel Eysturoy. In Sydrugöta wollten wir eine Wollfabrik besichtigen. Wir wurden von einer Frau durch die Fabrikationsräume geführt, die sich als Dänin und langfährige Freundin der Fabrikantenfamilie vorstellte und damit erklärte, warum sie auf die Frage, warum heute nicht gearbeitet würde, nicht antworten konnte. Wir sahen also ein paar unbesetzte computergesteuerte Webstühle, aber einen großen Verkaufsraum mit färensischen Strickwaren und Socken aus Island. Gila kaufte sich einen Schal, der sich sofort als praktisch erwies und ließ im Gegenzug ihre Brille liegen. Dies bescherte uns die Gelegenheit, auch diese Straße zweimal zu fahren, dafür lag die Brille auch noch da, wo sie sie hingelegt hatte.

Der Weg führte uns nach Elduvik, wo wir eine Spaziergang zu einer "Klamm" machten. Diese Felsspalten heißen färensisch "Gjögv", nach denen auch ein Dorf benannt wurde, dessen Hafen in so einer Felsspalte angelegt ist. Auch hier machten wir Station. Von unserer Brillensuchaktion zurück, konnten wir die Wanderung auf den Grat über dem Dorf nicht mitmachen, doch ein kleiner Rundweg durch das Dorf genügte uns vollauf.

Quer über die Berge auf nicht seitlich abgesicherten Serpentinen ging es weiter nach Eidi, wo vor dem Kap Kollur Risin und Kellingin im Meer stehen. Natürlich ranken sich um Riese und Trollweib entsprechende Sagen. Nach Eidi gelangten wir wieder auf die Insel Streymoy, bogen aber nordwärts nach Tjörnuvik ab, wo wir auf dem Parkplatz unser Quartier aufschlugen. Auf der Landkarte sind all diese Orte groß gezeichnet, doch jedesmal wieder sind es nur wenige Häuser. Eines unterscheidet Tjörnuvik von anderen Orten: Obwohl hier die Straße zu Ende ist und der Hund begraben liegt, gibt es hier ein kleines Cafe!

  Wenn mich so ausführlich über Island ausgelassen habe, so muß ich doch wenigstens ein paar Worte über die Färöer verlieren.

Die Inselgruppe besteht aus 18 Inseln mit zusammen 1399 km2. Kein Punkt ist mehr als 5 km vom Meer entfernt. Die höchste Erhebung ist 882 m ü.d.M.. Das herrschende Meerklima bedingt wechselhaftes Wetter, Sonnensekunden wechseln mit Regenschauern ab. Da die Inseln im Golfstrom liegen, wird es im Winter selten unter durchschnittlich 3°C kalt, doch auch im Sommer nicht mehr als 11°C im Durchschnitt warm. Dazu kommen jährlich 280 Regentage.

Irgendwo sollen auch 48.117 Einwohner leben, davon 18.650 im Gebiet der Hauptstadt Torshavn und etwa 5.000 im zweitgrößten Ort Klaksvik. Doch wo ist der Rest? Die Dörfer machen keinen lebendigen Eindruck! Es gibt praktisch keine Landwirtschaft, nur Schafe bevölkern die Hänge. Und doch spielt die Wollverarbeitung praktisch keine Rolle, wie auch der Fremdenverkehr nicht. Fischprodukte machen 97% des Exports aus.

Die Landessprache ist färöisch, das vom Altnorwegischen abstammt.

Am Morgen war es kalt, knapp 7°C. Ein heißer Kaffee ließ die Welt in einem rosigeren Licht erscheinen.
Die letzten Stunden auf den Färöer. Einige wurden ganz hektisch. Hatten wir doch von strengen Einreisebestimmeungen auf Island gehört: Fleisch- und Milchprodukte verboten, Alkohol begrenzt. Die hintersten Verstecke wurden gefüllt, das Gewissen gestählt. Dann ging es langsam zurück nach Torshavn. Noch einmal die Landschaft aufnehmen: kahle Berge mit dünnem Grün überzogen, überall läßt die Erosion auch das verschwinden. Die wenigen Versuche an den unteren Berghängen Graswirtschaft zu betreiben, keine Bäume. Nein, hier möchte ich nicht wohnen!

Die Norröna verließ pünktlich den Hafen. Trotz des pfeifenden Sturmes hielt es uns an Deck , denn unser Kurs führte uns zwischen den Inseln hindurch nach Nordwesten. Noch einmal konnten wir einen Blick auf Risin und Kellingin werfen, dann hatte uns die weite See. Noch ein farensisches Bier, dann ging es in die Koje.
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17.06.: 1. Tag auf Island. Von Seydisfjödur an den Myvatn

Der Kapitän weckte uns und erwartungsvoll beeilten wir uns, die Kabinen zu räumen, denn das Land war schon in Sicht. Felsen mit magerem Grün begrüßten uns, doch im Gegensatz zu den Färöer waren sie mit weißen Flecken beklekst: Schneefelder! Dazu hingen graue Wolken um die Bergspitzen bis tief in die Täler. Island wir kommen!

Die Ausschiffung ging problemlos vonstatten, es wurden nur die Ausweise kontrolliert und das Pickerl für die Dieselsteuer. Dann waren wir durch und betraten in Seydisfjödur isländischen Boden. Alle Aufregung umsonst. Bei einem Bus ging der Zoll mit Hunden durch und ließ sie auch in die Gepäckabteile. Doch nicht umsonst?

Färöer In Island ist heute Feiertag: 60 Jahre Unabhängigkeit. Wir sahen davon nichts. Keine Fahnen, nichts. Nur die Läden waren geschlossen. Gegen den Uhrzeigersinn fuhren wir auf der Ringstraße, der 1, nach Nordwesten. Schnell ging bergauf und unversehens fanden wir uns zwischen Schneefeldern wieder. 200 km lagen vor uns, bis wir uns mit der Reisegruppe wieder treffen wollten. 5 Stunden hatten wir dazu Zeit. Hört sich viel an, doch zum Einem hatten wir so viel zu schauen, zum Anderen war die Straße zum schnell Fahren nicht geeignet: ohne Leitplanken ging es steil rechts und links runter, oft fehlte der Asphaltbelag. Ein eiskalter Wind verlockte nicht zum Aussteigen. Die Landschaft wechselte. Wir kamen in das Vulkangebiet. Schwarzer Kies und schwarzer Fels verwandelten die Landschaft in einen anderen Planeten. Unwirklich alles und feindlich. Der dunkelgraue Himmel und der Wind vervollständigten den Eindruck. Schließlich kamen wir am Krafla an, einem alten Vulkan. Wir konnten bis zu seinem Eplosionskrater in 750 m Höhe fahren. Ein Schneesturm, der die Flocken waagerecht um die Womos peitschte, begrüßte uns. Tapfer kämpften wir uns die paar Schritte bis zum Kraterrand, um einen Blick auf den eisblauen Kratersee zu werfen, dann schnell wieder zurück in die Autos. Noch in den 80er Jahren gab es in seiner Nähe Ausbrüche. EIn geothermisches Kraftwerk nutzt die Energie aus dem Erdinneren. Gegenüber am Fuße des Namaskard liegt das bekannteste Solfatarenfeld (Erklärung siehe Kapitel "Über die Insel") Islands. Den Schnee hatten wir am Gipfel des Krafla zurückgelassen. Der Wind war uns gefolgt und trieb den aus etlichen Löchern strömenden, nach Schwefel stinkenden Dampf vor sich her. Schon beeindruckend, wie es aus den Löchern zischte, wie ein unter Überdruck stehender Dampfkessel. Dazu blubberte es aus etlichen Schlammlöchern.

Nicht mehr weit war es bis zum Myvatn, an dem unser Zeltplatz liegt. Hoch über dem See mit einem weiten Blick fanden wir einen Platz wie in einem Panoramakino. Das Wetter lieferte uns den Film, der Sturm, der um den Bus heulte und ihn zum Schaukeln brachte, die Effekte. Wolken bis auf den See hinunter hüllten die Berge zeitweise ein und wenn sie sie wieder frei gaben, waren die Berge frisch mit Puderzucker überzogen. Ein Schauspiel, das wir im Warmen mit einer Tasse heißer Brühe in der Hand gelassen verfolgten.

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18.06.: Myvatn

Heute Nacht war es so kalt, daß bei einigen die Sicherheitsventile ansprachen, die das Wasser abließen, weil sie keinen Fostwächter eingeschaltet hatten. Der Morgen begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein und einem mäßigen aber kaltem Wind. Die Berge um uns waren immer gezuckert und ließen uns nicht vergessen, daß wir in Island sind. Bei diesem Wetter machte der Myvatn seinem Namen alle Ehre: Mückensee. Die Reiseführer erwähnen unterschiedliche Mückenarten, hier scheint der Recht zu behalten, der hier Zuckmücken ansiedelt, die nicht stechen, sich aber eklig in jede Ritze setzen.

Zwischen Zeltplatz und See liegt die hier übliche Plattenlava, die wie aufgebrochener Asphalt aussieht, die wie auf dem Weg hierher schon angetroffen haben. Auf unserer heutigen Erkundung sollten wir eine andere Form als die fließende Lava kennenlernen. Dazu bestiegen wir den Hverfell (452 m), dessen gleichmäßig geformten Aschekegel wir gut von unserem Zeltplatz aus sehen konnten. Doch von dort sah er aus wie eine Abraumhalde im Kohlenpott. In seinem Krater ist deutlich der Verschlußpropf zu sehen.

Unser nächster Erkundungspunkt war Dimmuborgir, dessen dunkle Burgen und bizarre Formen die Phantasie auf der Suche nach mystischen Erklärungen anstacheln. Die wissenschaftliche Erklärung: Dimmuborgir entstand bei einem Ausbruch einer weiter östlich gelegenen Kraterreihe. Ein Hindernis staute einen See aus glühender Lava auf, die ungleichmäßig erkaltete. Das Hindernis brach, was flüssig war floß ab und zurück blieben die bizarren Formen der "dunklen Burgen".

Weiter ging unsere Erkundung. Wir kamen nach Hövdi, einem Waldpark aus Birken, der nach der sonst so baumlosen Landschaft der Seele richtig gut tat. Von hier hat man einen guten Blick auf die Basaltsäulen im See, einem Wahrzeichen des Myvatn.

Nach diesem Tag tat ein isländisches Kotelett mit Erbsen und isländischen Kartoffeln, dazu ein isländisches Bier vom Schiff, richtig gut.

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19.06.-20.06.: Über den Dettifoss nach Husavik

Mit dem Aufstehen ließen wir uns heute Zeit. Wir reckten uns noch genüßlich, als die Ersten schon den Platz verließen. Unser rituelles Frühstück, bestehend aus Tomatenbrot mit Kaffee, ließen wir uns nicht verderben. Als Letzte verließen wir den Platz, abgesehen vom Reiseleiter, der die Stellung hielt. Zwei Alternativrouten waren angeboten: der kurze Weg rund um den Myvatn nach Husavik, oder ein Stück zurück, den Jökulsa a Fjöllum nach Norden über den Dettifoss zur Nordküste, dann westwärts die Küste der Halbinsel Tjörnes entlang und in der Skjalfandibucht nach Süden bis Husavik. Alle hatten sich für die zweite Alternative entschieden.

Ohne Zwischenstop an dem Solfatarenfeld ging es nicht. Die Farben und der Dampf, der einfach so aus dem Boden quoll, waren faszinierend. Wieder kamen wir an die Brücke über den Jökulsa a Fjöllum, den zweitgrößten Fluß Islands. Die Brücke soll eine Eisenbahnbrücke aus New York sein, die in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts über den Schnee hierher gezogen worden sein soll. Hier biegen wir nach Norden ab auf eine Schotterpiste, die aber gut zu fahren ist. Bald schon kommen wir auf einen Parkplatz, der schon gut frequentiert ist und ein zehnminütiger Fußmarsch bringt uns zum Canon des Jökulsa a Fjöllum und ein Stück weiter zum Dettifoss, Europas größtem Wasserfall. 45m tief stürzt er hinab und schwemmt im Sommer 23.000 Tonnen Sedimente pro Tag ins Meer! Es ist schon ein gewaltiges Schauspiel!

Der weitere Verlauf nach Norden verdient den Namen "Straße" nicht: waschbrettartig schlängelt sich eine Schotterpiste eingefräst durch die Landschaft, eine Herausforderung an das Wohnmobil. Jeder Touribus, der entgegenkommt, wird zur Nervensache, denn der bremst oder verlangsamt die Fahrt nicht und wohin du ausweichst, interessiert ihn auch nicht. Doch schließlich erreichen wir die Bucht Öxarfjördur und eine Asphaltstraße, die wie eine Erholung an der Küste der grünen Halbinsel Tjörnes entlang führt. Doch nicht lange, dann hört der Traum auf und geht in eine Alptraum über. Die Straße ist noch fertig und der scharfkantige Schotterunterbau wird zum Härtetest für Reifen und Nerven. Am Horizont vor uns winkt (oder droht?) eine dunkle schneebedeckte Bergkette, die sich, als wir die Bucht Skjalfandi, die "Erdbebenbucht", erreichen, als das Ufer gegenüber erweist. Nun ist Husavik, unser Ziel, nicht mehr weit. Endlich Ruhe. Es war eine anstrengende Fahrt, da man immer mit dem Auto mitfühlen mußte. Gegenüber vom Campingplatz ist ein Thermalschwimmbad. Die Hot Pots von 37°C und 41°C waren die richtige Entspannung. Zur Abkühlung schwammen wir ein paar Runden in 30°C "kaltem" Becken. Danach war ein Blick in den Hafen bei einem kühlen Bier der richtige Abschluß.

Der nächste Tag sollte ein ruhiger werden. Am Morgen stand das Whale Watching Museum auf dem Programm. Hier informierten wir uns über Wale, die verschiedenen Arten, Lebensgewohnheiten, Bestand, Jagd und Schutz. Wir sahen Gerippe von Blauwalen, Werkzeuge zur Jagd, frühere Walindustrien usw. Es war sehr informativ. Am Nachmittag stand eine Whale Watching Tour mit einem Boot auf dem Programm, das wir aber ausließen, da die nAussicht, einem Wal nahe zu kommen, nicht sehr groß war. Das Wetter war nicht so toll, grau und windig. Wie sich zeigte, hatten wir nichts versäumt. Ein ruhiger Nachmittag bei einem Buch war da schon was besseres.

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21.06. Zur Mittsommernacht nach Siglufjördur

Heute sollte es nach Akureyri gehen. Das Wetter meinte es wirklich gut mit uns: ein strahlend blauer Himmel von keinem Wölkchen getrübt, verhieß uns einen wundervollen Tag. Schon die Fahrt aus Husavik hinaus am Wasser entlang war ein Traum: zu dem eisblauen Himmel gesellte sich ein tiefblauer Ton des Wassers, getrennt von dem blendenden Weiß des Schnees auf dunklen Berghängen am gegenüberliegenden Ufer.

Bald wechselten wir von der Ostseite des Tals auf die Westseite, die Straße stieg an und es ging hoch ins Gebirge. Die Straße wie gewohnt ohne Leitplanken, aber wenigstens noch asphaltiert. Die Sonne an dem strahlenblauen Himmel machte das Fahren zu einem Genuß. Am Ljosavatn legten wir eine ausgiebige Rast ein und genossen die Wärme, immerhin 17°C! Die 4 km Umweg zum Godafoss wollten wir gerne in Kauf nehmen, ranken sich doch viele Sagen und Legenden um diesen "schönsten " Wasserfall Europas. Er ist wirklich schön, wenn auch längst nicht so imposant wie der Dettifoss.

Die Ringstraße 1 bracht uns dann weiter über die Berge zum Eyjafjördur, von dessen Westufer wieder Schneeberge hinüberwinkten. An dessen Südzipfel liegt Akureyri, mit 15.000 Einwohnern die größte Stadt Nordislands. Uns erwartete dort ein Botanischer Garten, der mit viel Liebe gestaltet und für jedermann ohne Eintritt offen ist. Viel Zeit kann man dort verbringen.

Eigentlich war es geplant, hier in Akureyri über Nacht zu bleiben, da es aber erst Mittag, das Wetter immer noch südlich schön war, wurde beschlossen, weiter nordwärts zu fahren, über Dalvik nach Olafsfjördur, dort verließ die Straße Nr. 82 die Küste und führt über das Hochland der Halbinsel Tröllaskagi zur deren Nordspitze, nach Siglufjördur. Dort wollten wir die Mitsommernacht feiern. Hinter Olafsfjördur hörte die Asphaltstraße auf, eine Schotterstraße, ein Fahrzeug breit, schlängelte sich atemberaubend über jede Steigung und durch jede Senke. Nur Achterbahn fahren ist aufregender. Aber vielleicht auch nicht, da man nicht selber fahren muß. Ausweichstellen sind selten, doch wir hatten Glück, es kam kein Auto entgegen. Schließlich der Pass. Nun ging es 18% Gefälle am Berghang entlang, links von uns fast senkrecht. Nur jetzt nicht auf dem Schotter rutschen! Aber auch das ging vorbei. Vor uns das Meer. Die Küstenstraße ist auch nicht viel besser, breiter zwar und asphaltiert, doch der ist schon seit längerem ausbesserungsbedürftig. Schließlich erreichten wir hoch an einem Steilufer einen Parkplatz, der alle 11 Wohnmobile faßt. Der Wind hatte nachgelassen. Der Himmel meinte es immer noch so gut mit uns, daß wir Tische und Stühle auspackten und auf unserem Logenplatz den Wein und die Gitarre auspackten und die Mittsommernacht erwarteten. Es wurde eine feuchtfröhliche Nacht und 21 Personen mehr können nun bezeugen, daß die Sonne nicht untergeht!

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22.06.-23.06: Siglufjördur - Saudarkrokur - Saeberg

Obwohl es diesen Morgen recht spät geworden war, standen wir wie gewohnt auf und machten uns auf den Weg nach Siglufjördur, das nur ein paar Kilometer weiter lag.Siglufjördur war Anfang des 20. Jahrhunderts das Zentrum der isländischen Heringsverarbeitung.Hier wurde allein 20% des isländischen Gesamtexportes verarbeitet. In der Fangsaison waren über 3.000 Männer und Frauen in Siglufjördur beschäftigt. Der Höhepunkt war 1950, doch schon 1969 verschwand der Hering, die Bestände waren überfischt. Von dieser "Goldgräberzeit" zeugt ein einzigartiges und liebevoll aufgemachtes Museum, in dem die damaligen Lebens- und Arbeitsbedingungen eindrucksvoll überliefert werden.

Wieder ging es auf die Piste, die Ostküste der Halbinsel Tröllaskagi entlang nach Süden. Das Wetter verwöhnte uns immer noch mit blauem Himmel, doch um uns nicht übermütig werden zu lassen, wehte ein kalter Wind, der die 11°C noch kälter erscheinen ließen. Doch hinter der Autoscheibe sah alles wunderschön aus. Mitten im Land auf einer Wiese lag die Torfkirche Gröf. Sie ist das Ebenbild der alten Kirche aus dem 17. Jahrhundert und ein rechter Ort der Besinnung und Einkehr. Als nächsten Halt wurde uns der Ort Holar empfohlen, einem ehemaligen Bischofssitz von 1106 bis 1798. Doch lohnt sich der 20 km Umweg nicht, dort steht nur eine moderne Kirche und eine Landwirtschaftsschule. Es bleibt nur das Wissen, hier war ein Bischofssitz.

Schließlich kamen wir nach Saudarkrokur. Der Campingplatz lag wieder einmal direkt neben dem Schwimmbad. Isländisch heißen die SUNDLAUG. Jeder noch so kleine Ort hat eins. Die Grundausstattung ist immer gleich: Minimal ein Schwimmbecken, mal größer, mal kleiner, Temperatur min. 30°C, zwei Hot Pots, einer ca. 37°C warm, der Andere hat ca 41°C, die Besseren sind als Whirpool ausgeführt. Im Reiseführer wird Schwimmen als Nationalsport beschrieben, ich habe nur wenige Isländer schwimmen gesehen, sie legen sich direkt in einen Hot Pot und rühren sich nicht mehr. Ein Sport, den man genießen kann! Natürlich lassen wir kein Sundlaug am Übernachtungsort aus. So auch hier und wenn man zwei Stunden bei 41°C gegart wurde, ist man so müde, daß ein Bett die Krönung ist.

Der nächste Morgen brachte ein wenig Hektik, wir ließen uns wieder einmal vom Konvoi einfangen und besichtigten gemeinam den Torfhof Glaumbaer, einen Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert. Dieser Hof zeigt schon durch die Größe seiner Anlage, er besteht aus 13 Häusern, daß hier kein armer Bauer residiert hat. Die Häuser sind alle aus Torfwänden errichtet, das Holzdach ist ebenfalls mit Torf bedeckt, so daß selbst im Winter kein Heizen notwendig war. Es reichte die "Körperheizung" der Bewohner. Die Häuser, die alle unterschiedlichen Zwecken dienten, waren alle dicht nebeneinander gebaut worden und durch einen Flur aus Torf miteinander verbunden. Eindrucksvoll konnte man sich hier ein Bild von dem damaligen spartanischen Leben machen.

Doch dann fuhren wir im Viererkonvoi weiter. Wir wollten die Halbinsel Vatnsnes umrunden, die abgesehen von der Küstenstraße, einiges an Sehenwüdigkeiten zu bieten hat. Etwas abseits der Hauptsraße auf einem Pass liegt die Naturfestung Borgarvirki, hier hat man Reste menschlicher Ansiedlungen gefunden, tappt aber noch im Dunkeln. Man kann sich schon vorstellen, daß dies ein guter Verteidungsort war.

Das Wetter war noch gut: der Himmel blau, aber mit Wolken durchsetzt, nur der Wind hatte zugenommen und war kalt. Unser nächster Stop galt einem 15m hohen, im Wasser stehenden Basaltfelsen, dem Hvitserkur, dessen Form zu Höchstleistungen der Fantasie anregt.

Weiter ging die Fahrt. Ein Traum an der Küste entlang. Die Felsenbuchten und Steilufer überbieten sich vor malerischer Schönheit, die Berge, die karg grün, nach ein paar Metern schon schwarz und nackt unbesteigbar gen Himmel streben. Was macht da schon der Wind, der am Auto rüttelt! Wir kamen nach Hindisvik, auf dessen Schären Robbenkolonien zur Beobachtung einluden. Tatsächlich sahen wir welche, die sich darüber lustig zu machen schienen, daß sich so doofe Menschen bei dem eisigen WInd dahinstellen und ihnen zuschauen.

Bald fanden wir in Saeberg, das aus zwei Häusern und einem Schullandheim besteht, einen Platz neben dem schullandeigenen Sundlaug, das eigens für uns geöffnet wurde, sogar die Sauna wurde für uns angeheizt! Welch ein Luxus! Da konnten wir genug Wärme tanken für eine sturmumtoste und regnerische Nacht.

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24.06.-25.06.: Husafell - Bláa Lónid

Der Morgen zeigte sich wieder in einem schöneren Licht an einem blaßblauen von tiefhängenden Wolken überzogenen Himmel. Es war kalt, 5°C zeigte eine Anzeigetafel, wie sie überall an den Straßen aufgestellt sind. Die Bergspitzen um uns herum waren mit frischem Puderzucker überzogen. Wir fuhren auf einer Höhe von 450m und der Puderzucker reichte bis fast zu uns herunter. Wieder ging es die Ringstraße 1 entlang, nun nach Süden. Wir wollten versuchen, an den Gletscher Langjökull heranzukommen. Dazu bogen wir 12 km vor Borganes nach Osten auf die 50 ab , die in die 518 übergeht. WIr kamen zu einem Wasserfall, dem Hraunvoss. Bei ihm handelt es sich um Wasserkaskaden, die unter der Lavaschicht hervor auf einem Kilometer Breite in den Fluß Hvita stürzen. Schließlich erreichten wir Husafell, eine Feriengebiet mit Campingplatz und - wie sollte es anders sein - mit einem Sundlaug. Hier war die die Straße zu Ende. Wir machten das Beste daraus und begnügten uns mit dem Panorama der Berge aus einem Hot Pot heraus.

Der nächste Morgen brachte einen grau verhangenen Himmel und Dauerregen. Da waren alle Überlegungen hinfällig, ob man noch einen Abstecher zu den Westfjorden machen sollte - wir blieben bei dem Programm, das einen 270km-Ritt zu der Blauen Lagune südlich von Reykjavík vorsah.

Auf dem Rückweg zur Ringstraße 1 machten wir Halt am Hof Deildartunga. Der Hof wurde der heißen Quellen hier angesiedelt. Aus diesen größten Thermalquellen Europas sprudeln fast 180 Liter pro Sekunde kochendes Wasser, das nicht nur die Gewächshäuser des Hofes, sondern auch die Städte Borganes und Akranes mit Fernwärme versorgt. Hier gibt es zu moderaten Preisen Tomaten aus den Gewächshäusern zu kaufen.

Es regnete und stürmte den ganzen Tag, von der sonst so schönen Strecke um den Hvalfjördur herum war wenig zu sehen. Nicht mal das Pausemachen wollte reizte uns. Deshalb waren wir am frühen Nachmittag an der Blauen Lagune. Schon in Reykjavík brach die Sonne durch, der Wind ließ nach, so als wollte uns unser Reiseleiter sagen: Ihr habt doch das Baden in der Lagune bei Sonnenschein gebucht. Die Blaue Lagune liegt in einem riesigen Lavafeld, das sich von Reykjavik bis Grindavik im Südwesten weit nach Osten erstreckt. Wie weit, werden wir in den nächsten Tagen wohl erkunden. Es ist noch sehr jung, ist es doch erst im 14. Jahrhundert entstanden. Die Blaue Lagune ist ein Muß bei einem Islandbesuch. Sie ist ein See mit mineralhaltigem, geothermalem Meerwasser, das aus einer Tiefe von 2.000 m mit 160°C durch Mischen auf einer konstanten Temperatur von ca. 38°C gehalten wird. Ca. 5.000 m2 groß ist das Badebecken, so daß sich die Menschenmenge "verläuft". Es stört keineswegs, daß die Lagune kein Naturbecken, sondern das "Abfallprodukt" des Thermalkraftwerks nebenan ist. Die blaugrünen Algen, Mineralsalze und Kieselsäure sind nachweislich gesund und es ist herrlich, in dieser Umgebung zu baden.

Erst nach Stunden im Bad bezog sich der Himmel und der Wind frischte wieder auf. Also zurück in die Wagen. Es reichte auch. Da wir heute Nacht auf diesem Parkplatz bleiben wollten, konnten wir es uns gleich gemütlich machen.

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