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Kühl, 11°C, war es, als wir blauem Himmel in
Kappadokien starteten.Wir fuhren wieder allein. Ein herrlich
klare Luft, die wir schon bald vermissen sollten! Strikt
nach Süden ging es, dem Taurusgebirge entgegen,
auf dessen Südseite uns das Mittelmeer erwartete.
Bei Bahceli schauten wir uns die Aquädukte
des antiken Tyrana an, die noch auf einer Länge
von ca. 1 km erahnen lassen, welch griechische und römische
architektonische Meisterleistungen uns noch erwarten.
Das Taurusgebirge rückte nur langsam näher,
einzelne Schneeplacken waren im Dunst erkennbar. Dann
bei Ulukisla eine Linkskurve, als wollte die Straße
sagen, nun reicht es, und die im Nu waren wir von 1100
m auf 1584 m geklettert. Die Straße war gut ausgebaut,
was die LKWs weidlich ausnutzten. Im einem kleinen Lokal
aßen wir Adana-Kebab, ein Kebab, daß so lang
war, daß es auf beiden Seiten über den Tellerrand
hing, auf mariniertem gegrillten Fladenbrot, dazu in Granatapfelsaft
gedünstete Zwiebeln. Ein Gedicht! Die Straße
ging in eine Autobahn über, die uns für 2 YTL
(neue türkische Lira) bis hinter Mersin brachte.
30 km vor Silifke, bei Kizkalesi, erreichten wir
unseren Campingplatz, das Meer lud uns zum Schwimmen ein,
angenehm warm, war es doch eine Erfrischung. Am Abend
grillten wir gemeinsam, ich versuchte mit meinen Liedern
den Appetit gering zu halten, doch es gelang mir nicht.
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Für heute waren 245 km Küstenstraße, Serpentinen
auf und ab, prophezeit. Die wollten wir lieber nicht im
Konvoi fahren. So schliefen wir ein wenig länger
und machten uns nach einem letzten Blick auf die beiden
Burgruinen von Kizkalesi auf die Reifen. Den ersten Stop
legten wir nach 4 km ein: Das Tor zur Unterwelt und zum
Himmel, Cennet ve Cehennem. Diese korkyrischen
Grotten sind seit Menschengedenken Orte der griechischen
Mythologie. Wir ersparten uns den Abstieg 570 Stufen tief,
an den Aufstieg denkend.
Die Straße hielt, was versprochen wurde. Jede Kurve
und Höhenänderung der Steilküste ausnutzend,
bot sie atemberaubende Ausblicke auf das Meer, das Steilufer
oder in´s Land. Wenn sie es gestatten würde,
würden wir nach jeder Kehre halten und staunen. So
blieb es Seufzern oder Juchzern beim Fahren. Schließlich
kamen wir nach Anamur. Zuerst forderte die Burg
Anamur (Mamure Kalesi) zum Halten auf. Von außen
machte dieser Stützpunkt kilikischer Seeräuber,
Kreuzritterfestung und Wehranlage der Emire von Karaman
einen gewaltigen Eindruck.
Uns zog es zum Kap Anamur. Dort luden die Ruinen
des antiken Anemurium zur Besichtigung. Im 2. und
3. Jahrhundert war es die größte Stadt Kilikiens,
Umschlagplatz für den Warenverkehr mit Zypern. Davon
zeugen das Odeon mit 600 Sitzplätzen, ein Theater
und drei weitläufige Thermenanlagen. Oberhalb der
Stadt ist der Hang mit Grabbauten übersäht,
einfachen Kammergräbern und zweistöckigen Grabhäusern.
Kurz vor Alanya, die Küstenstraße war
flach geworden, erreichten wir unseren Campingplatz, wieder
am Meer gelegen. Doch kühl war es deshalb nicht,
im Gegenteil, die Wärme hinderte uns bis weit nach
Dunkelwerden am Insbettgehen.
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Hallo Andreas, heute kommen wir in die Gegend, in der
wir im Januar schon geschnuppert haben. Alanya
ließen wir heute links liegen, hatten wir es in
der Vergangenheit schon mehrmals besucht und seitdem ich
Anemurium gesehen habe, muß ich den Burgfelsen
von Alanya nicht mehr sehen. Ebenso fuhren wir an
Side vorbei, die Erinnerungen daran sind nicht
ganz ungetrübt, hatte man doch mehrfach dort versucht,
uns über den Tisch zu ziehen. Aspendos, das
wir im Januar partout nicht sehen konnten, bei dem ich
auch früher aus weiß Gott welchen Gründen
nicht gewesen bin - jetzt endlich konnten wir dort halten.
Schon 1200 v.Chr. von griechischen Achäern gegründet,
erlebte die Stadt die Perser, Alexander den Großen,
die Ptolemäer, und Seleukiden, ehe sie ab 133 v.Chr.
unter den Römern ihre größte Blüte
erreichte. Zeuge davon ist u.a. das römische Theater,
das als der besterhaltene antike Theaterbau überhaupt
gilt. Mehr als 20.000 Zuschauer faßt dieser Bau
und er ist so schonend restauriert, daß er heute
noch zu Veranstaltungen genutzt wird.
Es war so heiß, das Quecksilber näherte sich
der 40°C-Marke, daß wir uns Perge schenkten,
das ich im Januar ausführlich gesehen hatte. Es werden
also einige Bilder vom Januar in diesem Bericht zu finden
sein. Lohnend ist ein Besuch allemal, regen doch das römische
Stadion, das hellenistische Haupttor und die
Kolonadenstraße die Fantasie über das
damalige Leben und Treiben an.
Antalya konnten wir größtenteils umfahren,
im Nachmittagsverkehr wäre diese Millionenstadt nicht
so witzig gewesen. Wir kamen an unserem Hotel an der Uferpromenade
vom Januar vorbei und ich war froh, daß ich in unserem
Womo saß und weiterfahren konnte. Beldibi
hieß unser Ziel, ein Badeort, ca. 40 km hinter Antalya.
Unser Campingplatz lag vor dem Friedhof direkt am Strand.
Die Skyline von Antalya grüßt über Bucht
herüber. Hier sollten wir die nächsten drei
Tage verbringen, Kraft tanken für neue Herausforderungen.
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Drei Tage Nichtstun außer Sonnen, Schwimmen, Lesen,
Faulenzen. Wir konnten uns gerade mal aufraffen, mit der
Gruppe Wasserpfeife rauchen zu gehen, eine lustige Unterbrechung.
Die Sonne tat das Ihrige dazu, so wurden es schöne
faule Tage.
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Heute ist Gils Geburtstag. Eine Kerze, eine Brosche aus
Alaska, ein Tuch aus der Türkei machten einen festlichen
Frühstückstisch. Ich wünsche uns, daß
wir noch lange viele Reisen zusammen unternehmen können!
Unser Weg nach Pamukkale führte uns wieder durch´s
Gebirge. Bis 1250 m hoch windet sich die Straße
hinauf. Die Baumgrenze ist schnell erreicht. Heute war
der Tag der Erdtöne. Von hellgelb über ocker
bis dunkelbraun waren alle Töne vertreten. Das Auge
konnte sich nicht satt sehen. An einem Brunnen ein wenig
abseits der Straße machten wir Rast. Eine Ziegenherde
lagerte dort. Unseren Sammy störte das nicht. Die
Ziegen auch nicht, neugierig kamen sie zu unserem Auto.
Da waren Ziegenböcke groß wie ein Pony, respektgebietend
mit ihren riesigen Hörnern und abgeplatteten Nasen.
Da gab es Ziegen, die hatten lange Hängeohren wie
eine deutsche Kaninchenrasse. Der Hirte brauchte nicht
mal einen Hund. Mit Pfiffen und Krächzlauten dirigierte
er die Herde durch das Gebirge. Leider mußten wir
weiter, Pamukkale wartete.
Pamukkale. Baumwollschloß. Die Sinterterrassen,
die schon von weit leuchten, sind eine stark besuchte
Attraktion der Türkei. Das mußten wir heute
erfahren. Trotz der Hitze waren Tausende gekommen, um
als Endloskarawane über den einzig zugelassenen Pfad
über die Sinterterrassen zu pilgern, genau so weit
sichtbar wie die Terrassen. Zu der brütenden Hitze
kam der Staub, der als ewige Wolke über der Baustelle
Parkplatzanlage hing. Alles in Allem kein Spaß für
eine Besichtigung. Der Hund war auch nicht zu bewegen,
den Schatten des Autos zu verlassen, so ließ ich
Gil und Sammy vor sich hin schmoren und schaute mir Hierapolis
genauer an.
Bereits im Januar hatte mich diese Stadtanlage, die 190
v.Chr. gegründet wurde, interessiert. Die calciumhaltigen
heißen Quellen hatten schon zu dieser Zeit die Menschen
hierher gelockt. Seine Glanzeit erreichte Hierapolis
im 2. und 3. Jahrhundert nach Christus. Davon zeugen die
bis zu 16 Meter hohen Gewölbe des Nymphäums,
eines Teiles der Stadtthermen. Das wohlerhaltene Theater
am Berghang gibt ein weiteres Zeugnis der Blüte der
Stadt. Mitten durch die Stadt führt eine einst 1380
m lange Kolonadenstraße, die an der Stadtmauer vor
einem Monumentaltor endete, das von zwei mächtigen
Rundtürmen flankiert wird. Hinter den Arkaden sind
längs der Straße die Läden erkennbar,
tiefe Radspuren in den großen Quaderblöcken
des Straßenbelages zeugen noch von dem regen Verkehr.
Noch längs nicht ist alles bekannt und so freut es
mich, daß nicht nur an einem neuzeitlichen Parkplatz
gebaut wird, sondern auch an verschiedenen Stellen die
Ausgrabungen weitergehen. Was werden wir in einigen Jahren
alles Neues sehen können?
Erwähnen muß ich noch die Nekropolis von
Hierapolis. In dieser am besten erhaltenen Nekropole
Kleinasiens befinden sich mehr als 1200 Grabbauten aller
Art: hellenistische Tumuli, römische Sarkophage mit
und ohne Unterbau, schlicht oder üppig dekoriert,
Grabhäuser, kleine Grabtempel, frühchristliche
Grabanlagen.
Lange konnte man es bei dieser Hitze nicht zwischen den
Steinen aushalten, so machten wir uns auf zu unserem Nachtplatz.
Der Stellplatz am Hotel Kurhaus Aslan Campingplatz erwies
sich als ein enger aber schöner Platz, da wir direkt
am Swimmingpool stehen konnten. Lustigerweise lag er genau
neben dem Hotel, wo ich im Januar genächtigt hatte.
Am Abend trafen wir uns am Pool, Gil hatte zu einem Umtrunk
eingeladen. Es wurde ein schöner Tagesabschluß.
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Wieder nahm uns die Straße auf. Unser heutiges Ziel
hieß Selcuk. Es ging durch ein fruchtbares
Tal nach Westen. Baumwolle, Feigen, Wallnüsse, Mais,
Obstplantagen säumten die Straße. Das Wasser
machte es möglich.
Ein Abzweig 35 km nach Süden brachte uns nach Aphrodisias,
der Stadt der Liebesgöttin. Siedlungen gab es hier
schon zur Bronzezeit, aber erst in römischer Zeit
kam die Stadt durch ihren Aphroditekult zu großem
Wohlstand. Neben Schulen für Medizin und Philosophie
trug besonders eine Bildhauerschule zu ihrer kulturellen
Blüte bei. Die regelmäßig stattfindenden
Wettbewerbe in der bildenden Kunst waren einzig in der
Welt.
Dem Aphroditekult ist es zuzuschreiben, daß das
Christentum sich erst spät in dieser Stadt durchsetzen
konnte. Erst im 5. Jahrhundert wandelten die Byzantiner
den Aphroditetempel in eine christliche Basilika um und
änderten den Stadtnamen in Stavropolis (Stadt des
Kreuzes). Ein Rundgang durch die Stadt gibt noch heute
eindrucksvolles Zeugnis dieser Zeit. So sind das kleine
Odeon, das aus Marmor errichtet wurde, die Hadriansthermen,
der Bischofspalast, die Agora und das 10.000 Menschen
fassende Theater "Highlights" der Stadt. Ein
Museum bewahrt die herrlichen Skulpturen, die bei den
Ausgrabungen gefunden wurden.
Es ging wieder zurück auf die E85. Kurz vor der Einmündung
bei Basaran wies ein Schild auf das antike Antiochia
hin. Wir ließen uns zu dem Umweg über eine
kleine Nebenstraße verleiten, fanden aber nichts.
Der bekannte Ort aus der Antike war hier jedenfalls nicht,
aber der Abstecher verhalf mir zu einigen Fotos von den
Baumwollfeldern.
Die E85 ist eine autobahnmäßig ausgebaute Straße,
die an ihren Rändern nicht viel Sehenswertes bietet.
Ein weiterer Höhepunkt sollte Nysa bei Aydin
sein. Nicht einmal der Reiseführer kann viel über
diesen Ort sagen. Er war seit dem 1. Jahrhundert v.Chr.
ein Zentrum der Wissenschaften, von dem noch ein Theater
und eine Bibliothek zeugen. Ein Tunnel voll Müll
wird als der Rest des Stadions gezeigt, das über
einem Bach erbaut war, der mit seinen Frühjahrsfluten
Alles außer dem Tunnelstück hinwegriß.
Nicht einmal einen Parkplatz gibt es dort, man parkt inmitten
der Ausgrabungen. Dort hätten wir guten Gewissens
vorbeifahren können!
Auch der weitere Verlauf der E85 bot nichts, es war schwer,
ein Restaurant zu finden, daß Schatten und ein wenig
Grün bot. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund waren
alle Lokale auf der anderen Fahrbahnseite. Doch wir wurden
fündig und bei einem Liter Ayran und Köfte mit
Fladenbrot und Tomatensalat kamen die Lebensgeister wieder
in Schwung. So überstanden wir letzten Kilometer
in der Hitze bis zu unserem Campingplatz in Pamucak bei
Selcuk ohne bleibende Schäden. Ein Platz am Sandstrand
mit hohen Eukalyptusbäumen erwartete uns.
Bleibende Schäden? Da war ich wohl ein wenig voreilig!
Beim Anschließen des Stroms zeigte mein Kontrollpanel
keinen 230V-Anschluß an. Was war los? Das falsche
Rapidohandbuch bot wenig Hilfe. Die Garage wurde ausgeräumt,
damit ich an die elektronischen Geräte herankam und
dann war Messen angesagt. Nach langem Hin und Her und
Brainstorming mit Klaus dann das Ergebnis: Das Batterieladegerät
ist hin. Die defekte Ausgangssicherung wurde durch eine
neue ersetzt, doch beim Einschalten das Ladegerätes
wieder Kurzschluß. Es ist hin. Warum? Keine Ahnung!
Zum Glück habe ich überdiemsionierte Solarpanels
auf dem Dach, die auch unter Bäumen und in nicht
optimaler Ausrichtung meine Batterien laden. Der Sinuswandler
wurde sicherheitshalber abgeschaltet, Steckdosen und Kühlschrank
haben 230V, auch, wenn das Panel das auch nicht anzeigt
(ein Manko, finde ich). So kann ich die Zeit überstehen.
Mehrmalige Telefonate mit dem Rapidohändler in Bremen
brachten als Ergebnis, daß ein Ersatzladegerät
per Garantie nach Athen zum Campingplatz geschickt wird,
wo wir in 10 Tagen eintreffen sollen. Das müßte
auch für die deutsche Post reichen! So habe ich dann
wieder volle Ladung für den Herbst in Deutschland!
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Drei Tage in Selcuk. Doch bevor Ruhe angesagt war, ging
es nach Ephesus.
Uns ist Ephesus vor Allem durch die Bibel und die Christianisierung
bekannt. Ungemein spannend ist die Geschichte dieser Weltstadt
der Antike und ich überlasse es Interessierten, sie
in der einschlägigen Literatur nachzulesen.
Schon der Reiseführer warnt vor jährlich mehr
als einer dreiviertel Million Besuchern und so war ich
nicht erstaunt, von Hunderten von Menschen durch die Straßen
von Ephesus geschoben zu werden. Ein unübersehbares
Monument ist die zweigeschössige Fassade der Celsusbibliothek,
die auch den neuen 20 Lire Schein der Türkei ziert.
Viel wäre zu Ephesus zu sagen, doch die Hitze und
vor Allem die Menschenmassen ließen mich diesen
Ort fliehen. Ich möchte einmal wiederkehren, wenn
ich die Chance habe, nicht geschoben zu werden. Verzeiht
mir also, wenn ich nicht mehr von dieser so sehenswerten
Stadt berichte. Oder seid ihr sogar froh?
Wenn man Ephesus besucht, muß man auch das Haus
der Maria besuchen, sagt der Reiseführer und
so waren auch wir da. Hierher soll Maria vor Herodes Agrippa
aus Palästina geflohen und auch gestorben sein. Einige
Mauerteile des kleine Baus aus dem 6. Jahrhundert sollen
aus dem 1. Jahrhundert stammen und die katholische Kirche
hat ihn als Heiligtum anerkannt. Jahr für Jahr pilgern
mehr Christen, aber auch Moslems hierher - ich hätte
sehr gut darauf verzichten können, für ist das
nichts.
Unterhalb der Zitadelle aus byzantinischer Zeit auf dem
Ayasloluk-Hügel liegen die eindrucksvollen
Relikte der Johnannesbasilika. Hier vermuten Experten
das Grab des Johannes. Im 4. Jahrhundert zur Zeit Konstantins
des Großen entstand über dem Grab eine kleine
Kirche, die Kaiser Justinian durch einen riesigen Prachtbau
ersetzen ließ, den wir heute bewundern.
Unterhalb der Johannesbasilika liegt die Isa Bey Camii
Moschee, die 1375 von Seldschuken aus den Steinen
von Ephesus erbaut wurde. Ein eindrucksvoller Bau mit
reichgeschmückten Fenstergesimsen und Portalen.
Zum Abschluß des Tages lud Perestroika zum Essen
in das Restaurant des Campingplatzes. Bei gutem türkischen
Essen, Bier und Raki verging der Abend wie im Flug.
Die folgenden zwei Tage sollten laut Helmut relaxt werden.
Verdammt - nicht mal faulenzen durfte man!
Wenn auch der Freitag durch Regen Donner und Blitz aufgelockert
wurde, waren es doch richtig faule Tage!
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Pergamon ist nach Ephesus die meistbesuchte Ausgrabungsstätte
der Türkei. Dieser Satz aus dem Reiseführer
ließ mich grausen! Aber man muß es gesehen
haben, es reicht nicht, in Berlin den Pergamon-Altar anzuschauen.
Der historische Ort ist wichtig, um den Geist dort zu
spüren, nicht die "sichergestellten" Artefakte.
Also fuhren wir hin. Schon die Altstadt von Bergama
begeistert,
nicht daß sie eine einzige Baustelle ist, weil die
Kanalisation erneuert wird, nein sie lebt. Wie sagt man
heute: Dort steppt der Bär!
Bevor unser Konvoi die Innenstadt verstopfte, geleitete
uns die Polizei auf Schleichwegen zum Fuß der Akropolis.
Dann ging es steil den Berg hinauf, immer hoffend, daß
kein Reisebus entgegenkam. Wir hatten Glück. Oben
mußte hart am Abgrund geparkt werden, kein Vergnügen
für Gil. Dann die Überraschung: Nur zwei Reisebusse
waren da. Da konnte die Entdeckung ja losgehen. Schade,
daß wir keinen Führer hatten, so war es schwer,
sich zurechtzufinden. Wir identifizierten den Platz, wo
der Pergamonaltar gestanden hatte, das Athena Heiligtum,
den ältesten bekannten Sakralbau Pergamons, der im
4. Jahrhundert v.Chr. gebaut worden ist, das hellenistische
Theater mit Platz für 15.000 Zuschauer. Um 120 n.Chr.
entstand auf hellenstischen Bauten das Trajaneum, der
Tempel für den vergöttlichten Kaiser Trajan,
dessen zum Teil wieder aufgerichtete Säulen weithin
leuchten. Schade, daß nur an Grundrissen zu erkennen
war, wie Pergamon ausgesehen hat, viele Steine wurden
von der Bevölkerung in den letzten Jahrhunderten
zu Anderem verwendet, von etlichen Bauten wurden aber
auch nur die Fundamente aus Stein gelegt, der Rest aber
aus Holz gebaut. Unterhalb der Akropolis ist das antike
Pergamon nicht zu Ende, Bergama ist hineingewachsen, daher
sind Ausgrabungen schwierig. Wir parkten unmittelbar neben
der roten Halle, einem kolossalen Tempel für die
ägyptischen Götter Serapis, Isis und Harpokrates,
der unter Kaiser Hadrian entstanden ist.
Dann ging es nach Burhaniye, auf einen Campingplatz
in Ören am Strand. Der Platz war sehr schön,
das Meer merklich kühler, aber deswegen um so erfrischender.
Das Duschwasser war von eigener Sorte, man klebte danach
noch lange und Haare waren schwer zu bändigen.
Am Abend lud Perestroika zum Essen in das Restaurant des
Platzes. Es gab gute türkische Kost: verschiedene
Vorspeisen, eine scharfe Hirsesuppe (lecker!), Gulasch
mit Reis, zum Nachtisch der übliche honigtriefende
Kuchen. Da kam der Raki zur Verdauung gerade recht und
bettschwer ging es bald in die Womos, morgen erwartete
uns ein langer Tag.
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Abfahrt heute 7:00 Uhr. Wir besuchten Troja. Welcher
Junge kennt es nicht, ist mit den Helden Griechenlands
ausgezogen, die schöne Helena zu befreien? Ist mit
Menelaos, Achilles und Odysseus vergeblich gegen die Mauern
Trojas angerannt, bis Odysseus die List ersann und ein
großes Pferd baute, in dem die Griechen sich versteckten.
Diese trojanischen Pferde haben sich bis heute erhalten,
jeder Computerbesitzer hat unter ihnen zu leiden!
"Das" Troja gibt es nicht, es gibt deren neun!
Troja I bestand bereits 3.000 Jahre v.Chr., die nächsten
finden sich fein säuberlich darüber geschichtet.
Es ist verwirrend, durch die Grabungsstätte zu gehen,
die immer unterschiedliche Schichten freigelegt wurden.
Ohne Hinweisschilder wüßte man nicht, in welchem
Jahrhundert man sich gerade befindet. Ingesamt ist Troja
enttäuschend, denn es gibt keine spektakulären
Bauten, Tempel oder Häuser, nur Grundrisse. Und überhaupt
gibt es keinen Beweis, daß der homerische trojanische
Krieg überhaupt stattgefunden hat, oder eine Dichtung
Homers ist. Egal, ich lasse mir meinen Odysseus nicht
nehmen und ich war da, wo er gekämpft hat!
Die Fahrt mußte weitergehen. Unterwegs bremste das
vor uns fahrende Gespann plötzlich stark ab, um einen
Hund nicht zu überfahren. Mir blieb nichts anderes
übrig, als eine Vollbremsung zu machen, als es im
Womo hinten laut krachte: ein große Schublade unter
dem Bett war herausgebrochen. Zum Glück war nichts
kaputt gegangen, ich konnte sie so wieder hineinsetzen.
Die Lehre: Die Schubfachverriegelungen müssen verstärkt
werden!
Uns stand die türkisch-griechische Grenze bevor und
damit die Einreise in die EU, und die schreibt für
Hunde einen Tollwutantikörpertest vor. Unser Tierarzt
hat uns gleich gesagt, daß unser Hund für so
einen Test zu jung sei, da in diesem Alter noch nicht
genug Antikörper gebildet wurden. Und so lautete
auch das Gutachten, daß die Uni Gießen erstellte:
"entspricht nicht den Einreisebedingungen der EU."
Dieses Papier konnten wir an der Grenze nicht vorzeigen.
Also mußte der Hund so über die Grenze. Unser
Reiseleiter machte gute Stmmung an der Grenze, der Hund
gehorchte auf´s Wort und lag mucksmäuschenstill
unter dem Tisch und der Zöllner winkte uns mit einem
Lachen und einem "Hallo weiter" durch, ohne
unsere Pässe überhaupt sehen zu wollen. Ein
Stein fiel uns vom Dach. Wir waren in der EU. Nach langweiligen
Autobahnkilometern kamen wir in Alexandroupolis auf dem
Campingplatz an. Wieder wurde das Meer ausprobiert: es
war wieder wärmer. Dann haben wir hoffentlich noch
viele schöne Badetage auch in Italien vor uns.
Heute Abend war Wahlparty angesagt. Das überraschende
Ergebnis der Bundestagswahl hat uns feiern lassen bei
Rotwein und griechischen Liedern.
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Wir fuhren wieder allein. Während die Gruppe die
Autobahn nahm, wollten wir wieder auf Nebenstrecken durch
das Land fahren. Es gelang uns teilweise. Wir fanden Kafenions
in kleinen Dörfern, in denen der "Kaffee Grek"
fantastisch schmeckt, eine einsame Bucht, an der wir mit
unserem Womo am Strand stehen konnten. Auf der Halbinsel
Chalkidiki schauten wir uns bei Ierissos den traditionellen
Kaikibau an. Nicht mehr häufig sind diese Bootswerften
anzutreffen, auf denen in alter Weise die alten Boote
gebaut werden. Danach ging durch eine Senke 1,5 km durch
das Land. Auch hier antiker Boden. 480 v.Chr. hat der
Perserkönig Xerxes hier einen Kanal für seine
Flotte graben lassen, um seinen Schiffen die Umrundung
von Athos zu ersparen. Zu sehen ist davon nichts mehr.
Kurz vor Ouranopoli erreichten wir unseren Campingplatz.
Aus dem Womo haben wir einen schönen Blick auf das
mehr, das Wasser lud zum Baden ein bei angenehmen Temperaturen.
Zur Nacht entlud sich die Wärme in einem Gewitter.
Es schlief sich aber trotzdem sehr gut dabei.
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Den heutigen freien Tag nutzten wir, um ein Bootsfahrt
entlang der Küste von Athos zu machen. Auf
dem Landweg ist das ja nicht möglich, nur wenige
bekommen nach langer Voranmeldung eine Genehmigung, Frauen
und weibliche Tiere sind generell verboten. Doch auch
vom Wasser sind die Klöster gut zu sehen. Es sind
riesige Anlagen, in denen heute teils nur noch wenige
Mönche leben. Die 2 Stunden dauernde Schiffsfahrt
führte bis kurz vor die Südspitze und zeigte
10 Klöster. Das nächtliche Gewitter hatte die
Luft aufgeklart, so daß wir eine schöne Sicht
auf die zum Teil festungsähnlichen Anlagen hatten.
Eine Fahrt, die sich gelohnt hatte. Dazu kam die Wärme,
die bei dem Fahrtwind angenehm war. 41°C wurde an
Land gemessen.
Am Abend fing es wieder zu grummeln an, was soll´s,
wenn der Tag wieder schön wird.
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Es blieb in der Nacht nicht bei einem Grummeln. Es wurde
ein Gewitter daraus, wie ich lange keines erlebt habe.
Stundenlang donnerte und blitzte es. Es krachte so, daß
das Womo wackelte. Unser Sammy war ein wenig verschreckt,
so daß ich lange bei ihm saß, um ihn zu beruhigen.
Am Morgen regnete es immer noch. Das Briefing fiel aus,
das Abbauen fand in Badehose statt, denn kalt war es für
norddeutsche Verhältnisse nicht: es waren ca.18°C.
Wie gewöhnlich fuhren wir alleine und statt der sonst
üblichen vier Fahrzeuge, die nicht im Konvoi fahren,
waren es heute acht. Was die anderen bewogen hat, ausgerechnet
heute allein zu fahren, weiß ich nicht.
Es ging wieder die Straße zurück bis Stavros,
dann Richtung Thessaloniki. Wenn wir die Hoffnung
hatten, auf der Westseite von Chalkidiki würde
das Wetter besser sein, so war das eine Täuschung,
und so war es uns auch egal, daß es zur Autobahn
südwärts nach Larisa keine Alternative
gab. Die 220 km des heutigen Tages waren deshalb schnell
überbrückt. Wir nutzten die Zeit, kurz vor unserem
Campingplatz einen Abstecher nach Dion zu machen.
Die ADAC-Reisekarte fand diesen Ort erwähnenswert
und sogar unser mickriger MarcoPolo Reiseführer widmet
ihm eine halbe Seite. Diese im 5. und 4. Jahrhundert v.Chr.
mächtige mazedonische Grenzstadt war bis zum 5. Jahrhundert
n.Chr. besiedelt. Der Grundriß dieser antiken Stadt
ist gut erhalten, so kann man die Bäder mit den öffentlichen
Gemeinschaftstoiletten sehen, die Grundmauern eines Demeter-Heiligtums,
eines Isistempels, von Wohnräume mit Fußbodenmosaiken
sehen. Ein kleines Odeon und die Grundmauern einer Basilika
gehören ebenso dazu wie die Sadtmauern. Die Anlage
ist sehr gut unterhalten. Ein beschilderter Rundweg, Gehsteige
über den Grundrissen, so daß man diese besser
sehen kann, gehören ebenso dazu wie Erklärungstafeln.
Die Ausgrabungen dauern noch an. Diese antike Stätte
ist interessanter als z.B. Troja. Wer noch Zeit hat, kann
sich im archäologischen Museum von Dion die älteste
Orgel der Welt aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. ansehen.
Der Campingplatz Olympos Beach in Plaka bei Litohoro (griechische
Schreibweise in lateinischen Buchstaben) war eigentlich
schon geschlossen, die Saison ist vorbei, was bedeutet,
daß die Duschen kalt sind und Laden und Restaurant
geschlossen haben. Das paßt zu dem herbstlich grauen
Wetter heute. Heute hat Anita Geburtstag, ob es trotz
fehlender Räumlichkeiten und kühlen Wetters
einen Umtrunk geben wird?
Über uns hat der mächtige Olymp (2918 m) sein
Haupt verhüllt. Möge Zeus trotzdem über
uns wachen!
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Die Nacht blieb trocken und am Morgen war wieder strahlend
blauer Himmel. Der Göttersitz war mit einer Wolkenkrone
geschmückt, die ab und zu kurze Blicke auf den Thron
erlaubten. Wir ließen uns Zeit mit dem Frühstück
und Aufklaren und bummelten schließlich los an der
Küste nach Süden. Nach ein paar Kilometern schon
mußten wir anhalten: Hoch über dern Küste
erhebt sich die Burg von Platamon. Es ist eines
der befestigten Mittel-Byzantinischen Stätten aus
dem 10.-11. Jahrhundert, die die Aufgabe hatten, die Hauptstraßen
zu kontrollieren. Die Ringmauern und der oktogonale Turm
sind noch sehr gut erhalten, drei Kirchen sind zu erkennen,
in der einen ist der Boden aus Tonfliesen erhalten und
etwas von der Wandmalerei. Die Wohnbereiche, Zisternen
und Arbeitsbereiche, wie ein Brennofen sind freigelegt.
Von den Außenmauern geht der Blick weit die Küste
hinauf nach Norden und runter nach Süden. Über
Allem wacht der Olymp.
Ein paar Kilometer weiter biegt die Autobahn von der Küste
weg nach Südwesten, verengt sich auf eine zweispurige
Straße und zwängt sich zusammen mit der Eisenbahn
und dem Fluß Pinios durch ein schluchtartiges 8
km langes Tal, das Tembi-Tal, dessen Felswände
weit über 100 m hoch sind. Von einem Parkplatz gelangt
man über eine Brücke zur Agia Paraskevi,
einer Höhlenkirche, die besonders von augenkranken
Pilgern besucht wird. Daneben führt ein enger Stollen
eine Etage tief in den Fels zur Daphne-Quelle,
die heilende Wirkung haben soll. Man kann sich das Klettern
in den engen Abgrund auch sparen, denn sie tritt etwas
unterhalb des Eingangs zutage und ist bequem über
Stufen zu erreichen.
An eeinem Lidl-Markt machten wir Halt. Einmal wollten
wir uns das Angebot hier doch mal ansehen. Es ist schon
pervers, z.B. Blumen- und Weißkohl vom Niederrhein
zu sehen, wenn rundherum die Kohlfelder liegen. Es ist
das deutsche Angebot, erweitert um ein paar griechische
Spezialitäten, die wir in Deutschland auch gerne
hätten!
Nachdem sich die Straße zwischen Kato Olympos
und Ossa Gebirge hindurchgezwängt hat, öffnet
sich ein weite Ebene, in der die nun wieder autobahnbreite
E75 in großem Bogen um Larisa herum als E92 nach
Trikala und Kalambaka führt. Schon von weitem thronen
die Felsentürme von Meteora weit über der thessalischen
Ebene, als wollten sie dem Himmel näher sein. Der
Name "Meteora" - die Schwebenden - paßt
gut zu den Klöstern, die Nestern gleich auf und an
den Felsen kleben. Morgen wollen wir sie uns ansehen.
Mit uns kamen die schwarzen Wolken und ein bißchen
Regen nach Kalambaka, aber es blieb bei ein paar Tropfen.
Hoffentlich sind die schwarzen Wolken morgen weitergezogen.
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Meteora. Gehört hat jeder davon, vielleicht
auch schon Bilder gesehen. Doch kein Bild kann wiedergeben,
wie gigantisch diese Felsnadeln teils bis zu 400 m die
Ebene des Flusses Pinois überragen. Die Felsnadeln
entstanden vor Millionen von Jahren, als Wassermassen
die weicheren Gesteinsschichten des Konglomeratsandsteins
auswuschen.
Erste Mönche kamen wohl schon im 11. Jahrhundert,
die ersten Klöster wurden dann im 14. Jahrhundert
gegründet. Zur Hochzeit gab es 23 Klöster, die
meist nur über Seile oder Leitern zu erreichen waren,
was Abgeschiedenheit aber auch Sicherheit garantierte.
Heute sind noch 6 Klöster bewohnt, die auch besichtigt
werden können.
Kloster Megalo Metero: das älteste und größte
Kloster besuchten wir auf den weisen Rat unseres Reiseleiters
schon morgens um acht Uhr. Das Kloster öffnete erst
um 9 Uhr, aber wie gut der Rat war, zeigte sich dann.
Es rollte eine endlos scheinende Karawane von Bussen an
und es wurde eng auf den Parkplätzen und im Kloster.
In diesem Kloster konnte das alte Refektorium, die alte
Küche und die Kirche mit Wandmalereien aus dem 15.
Jahrhundert besichtigt werden, dazu ein Beinhaus. Der
alte Aufzug für Mensch und Material ist auch noch
vorhanden, wenn die Mönche auch heute eine abenteuerliche
Seilbahn benutzen, wenn sie die endlosen Treppen nicht
laufen wollen.
Kloster Agio Stefanos: Dieses heute bequem zu erreichende
Nonnenkloster war das zweite und letzte auf unserer Besichtigungstour.
Es kurierte uns vor weiteren Klöstern hier. Es erwarteten
uns bereits 12 Busse auf der schmalen Zufahrt, entsprechend
eng war es im Kloster. Dazu die schroffen, abweisenden
Nonnen, die die gekauften und angezündeten Kerzen
der Besucher nach deren Weggang wieder löschten und
beiseite legten. Wenn denen die Besucher nicht gefallen,
sollen sie doch ihr Kloster zusperren. Aber auf den Verdienst
von 72.000 Euro im Monat (= 30 Busse/Tag * 40 Personen
* 2 € * 30 Tage) zuzüglich Kerzen- und Souvenirverkauf
wollen sie wohl nicht verzichten!
Danach hatten wir keine Lust mehr auf weitere Klöster
und fuhren nur durch die Felsenlandschaft von Meteora,
um sie auf uns wirken zu lassen.
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Weiter führte uns der Weg nach Süden über
Trikala, Karditsa nach Domokos über
eine weite, öde, von maroden Industriekomplexen unterbrochene
Ebene. Müll zu beiden Seiten der Straße; ein
Slumdorf der Zigeuner. Daß so etwas in Europa heute
noch möglich ist, ist einen Schande. Gerade wollte
ich mich über das Umweltbewußtsein der Griechen
auslassen, da sahen wir bei Domokos - die Ebene
war zu Ende, die Straße stieg auf eine Paßhöhe
von 530 m an - eine Kolonne von Arbeitern, die die Straßenränder
vom Müll säuberten. Alle paar Meter lag ein
gefüllter Müllsack am Straßenrand. Das
setzte sich durch das Dorf fort und endete ein paar Kilometer
danach. Das könnte ganz Griechenland gebrauchen!
Weiter schraubte sich die Straße auf 1200 m empor,
um kurz danach bei Lamia wieder Meeresniveau zu
erreichen. Thermophylen lag vor uns. An dieser
Küstenlinie zwischen den heißen Quellen an
den Berghängen und dem Meer war die einzige schmale
Stelle, die den Durchgang von Nord- nach Südgriechenland
ermöglichte. Darum stellte sich 480 v.Chr. hier der
Spartanerkönig Leonidas mit 300 Spartanern den Persern
zum Kampf, um ihr Eindringen nach Hellas zu verhindern.
Drei Tage hielten sich die Spartaner, dann wurden sie
nach einem Verrat vernichtend geschlagen. Das Epigramm
von Simonides lernt heute wohl jeder in der Schule: "Wanderer
kommst du nach Sparta, so verkündige dorten, du habest
uns hier liegen sehen, wie das Gesetz es befahl."
Heute erinnert ein Denkmal an der Straße an diese
antike Schlacht, die durch u.a. durch Funde von persischen
Speersitzen belegt ist.
Die heißen Quellen sprudeln heute noch. Ein Badehaus
mit etlichen Baderäumen lädt zum kostenlosen
Baden ein. Wer es lieber unter freiem Himmel mag: die
Quellen sind ein wenig aufgestaut und bilden eine prächtige
Naturbadewanne, in deren 40°C warmem schwefeligen
Wasser es sich auch bei sommerlichen Temperaturen herrlich
baden läßt!
Weiter schraubte sich die Straße durch das Gebirge,
dieses mal durch den Parnass, um bei Amfissa
in die heilige Ebene von Delphi zu kommen, eine
riesige Ebene, bestanden mit Olivenbäumen, die bis
zum Meer nach Itea, dem antiken Hafen von Delphi,
reichen.
Camping Delphi liegt oberhalb von Chrisso am Hang.
Der Blick geht herrlich über das Dorf, die Ebene
nach Itea und über den Golf von Korinth.
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Delphi. Weiter ging es in Jugendträumen: Das
Orakel zu Delphi, die Hohepriesterinnen Sybille und Pythia,
der Apollonkult. Die Sagen, die man in der Jugend gelesen
hat, werden hier wieder lebendig. Wir wanderten mit den
Ratsuchenden den Weg an der Agora vorbei bergauf, vorbei
an den Schatzhäusern der griechischen Staaten und
ihrer Vasallen zum Apollontempel. Wir wuschen uns, bevor
wir den Rat der Pythia einholten. Aus dem Tempel klang
dann undeutlich die Stimme der Pythia heraus, aus der
die Priester verständliche Worte formten. Akustisch
verständlich - ja, aber orakelhaft, sybellinisch.
Wie gut, daß im Theater gerade ein heiteres Stück
gespielt wurde und im Gymnasion des Heiligtums der Athena
Pronaia die Athleten sich auf die alle vier Jahre stattfindenden
Pythischen Spiele vorbereiteten. So konnten wir uns ein
wenig zerstreuen, bevor wir uns auf die Weiterreise machten,
sehr nachdenklich, weil wir an dem Orakel zu knabbern
hatten. Wie einfach war doch unsere Reise auf guter Straße
und wie beschwerlich mußte die Reise 1000 v.Chr.
gewesen sein, auf schlechten Pfaden 600 m hoch auf den
Südwesthang des Parnass-Gebirges zu klimmen!
Das Kloster Osois Loukas. Nach dem Nabel der Welt
und dem politischen Zentrum der Antike nun ein Ort der
Ruhe und Besinnung. Dieses einsam am Rand eines Hochtals
gelegene Kloster wurde bereits im 10. Jahrhundert gegründet.
Die prächtigen Mosaiken der Hauptkirche stammen aus
dem 11. Jahrhundert und gehören zu den schönsten
Griechenlands. Von der Terrasse hat man einen weiten Blick
über das Tal. Hier kann ich mir vorstellen, längere
Zeit zu verbringen und nur schöne Dinge zu tun.
Die vorgerückte Zeit zwang uns weiter. Noch gut 150
km nach Athen. Die Straße führte uns über
einen Gebirgszug, der uns beiden kein gutes Gefühl
abrang. Es dauerte eine Weile bis wir den Grund erkannten:
es war wieder einmal der Müll. Hier wollten wir auf
keine Fall verweilen. Damit hatte es sowieso bald ein
Ende, der Einzugsbereich Athens begann. Wir fanden trotz
dürftiger Beschreibung den Campingplatz Athen an
der von Piräus in die Innenstadt führende sechsspurige
Straße auf Anhieb.
Hier wurde meine Spannung erlöst: Das Batterieladegerät
war tatsächlich da. Beim Auspacken stellte ich fest,
daß sich der Lüfter wie bei meinem Gerät
aus der Halterung gelöst hatte und so nicht funktionieren
konnte. Ob das der Grund für den Ausfall war? Ich
rödelte den Lüfter mit einem Draht fest. Der
kann nicht mehr aus der zu schwachen Halterung heraus.
Ich werde das dem Hersteller mal mitteilen. Der Einbau
war unproblematisch und nun ist wieder Alles ok.
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Athen. Muß ich dazu eigentlich noch was schreiben?
Vielleicht für die, die wie ich vor dreißig
Jahren zum letzten Mal hier waren. Damals lag die Akropolis
frei da, von unten hatte man einen guten Blick auf sie
und am Bergaufgang gab es ein paar kleine Kaphenions,
wo man gemütlich seinen heißen Kaphe Grek schlürfen
konnte. Heute? Die Tempel seit 15 Jahren gerüstverbaut.
Prozessionen von Menschen werden durch die Anlage geschleust,
entweder muß man warten bis man dran ist oder muß
schnell weiter weil die nächste Gruppe schon wartet.
Der Nike-Tempel ist ganz abgebaut, eine freie Sicht auf
die Tempel nicht möglich. Eine CD mit Bildern der
Akropolis gibt es auch nicht. Also Leute, laßt eure
Wallfahrt zur Akropolis, es wird eine Höllenfahrt.
Aber Athen hat sich für mich doch gelohnt: ich konnte
mir einen alten Traum erfüllen und habe mir eine
achtseitige Bouzouki gekauft. Nun werde ich üben.
Perestroika lud in das Campingplatz-Restaurant zum Abendessen
ein. Ein gemütlicher Abend, der schon ein wenig Abschiedsstimmung
aufkommen ließ.
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Den Kanal von Korinth sollte man nicht versäumen,
auch wenn sich Hunderte von Menschen auf der Fußgängerbrücke
drängeln, besonders dann, wenn ein Schiff durch den
Kanal gezogen wird. Wir hatten das Glück zu erleben,
wie ein Kreuzfahrtschiff den Kanal passierte. An beiden
Seiten nur die sprichwörtliche Handbreit Platz, sah
der Kreuzfahrer aus 45 m Höhe recht klein aus. Imposant
auch die Wände, die wie mit einem Messer geschnitten
nur mit einer leichten Schräge emporsteigen.
Den Mittag verbrachten wir am argolischen Golf nicht
in Nafplio (Nauplio), daß uns zu quirlig
beschrieben wurde, sondern auf der anderen Seite in Mili,
einem kleinen romantischen Fischerdorf, dessen 3 Restaurants
um diese Jahreszeit genauso leer sind wie der Strand.
Ein Geheimtip!
Mykene darf ich auch nicht versäumen, deren
Blütezeit zwischen 1600 und 1200 v.Chr. lag. Ich
schritt durch das berühmte Löwentor in die Königsburg,
vorbei an den Königsgräbern, in denen Heinrich
Schliemann unter Anderem die Totenmaske des Agamemnon
fand. Diese wurde auch wegen ihres strengen, adlige Aussehens
so genannt, eine Datierung um 1600 v.Chr. macht aber eine
Zuschreibung an Agamemnon unmöglich, da dieser 4
Jahrhunderte später lebte. Weiter geht der Weg bergan
zur Kuppe des Burghügels, auf dem sich der königliche
Palast erhob. Von hier geht der Blick weit ins Land. Ein
wahrhaft königlicher Sitz! Mit den Gedanken bei Leonidas
von Mykene und der trojanischen Heerschar ging es auf
den Campingplatz.
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Der letzte Tag. Eigentlich war eine Führung in Olympia
um 14 Uhr angesetzt, zum dem Zeitpunkt wurden aber drei
Kreuzfahrtschiffe erwartet, das heißt 2.000 Leute
fallen wie Heuschrecken über die Ausgrabungen her.
Also wurde unsere Führung auf 11 Uhr vorverlegt und
das hieß: Abfahrt um 7 Uhr = 5 Uhr aufstehen. Im
Galopp ging es durch eine der schönsten Gebirgslandschaften
Griechenlands, über kleine Straßen bis zu 11
m hoch, durch kleine verschlafene Orte - und keine Zeit
anzuhalten.
Olympia. Seit 776 v.Chr. sind hier die olympischen
Spiel nachweisbar. Sinn der Spiele war die Einigung der
gegeneinander Krieg führenden griechischsprechenden
und Zeus verehrenden Völker. Mit der Christianisierung
und Verbot des Zeuskultes war es 395 n.Chr. mit den Spielen
vorbei. Erst 1896 wurden sie wiederbelebt mit dem Ziel
des Weltfriedens. Das ist noch ein weiter Weg!
Der heilige Bezirk mit dem Zeustempel als Mittelpunkt,
der Palästra, in der Ringkämpfe ausgetragen
wurden und wo die Athleten sich auf die Kämpfe vorbereiteten,
der Hera- und der Demetertempel vermitteln einen guten
Eindruck der Anlage. Und in dem Tunnel zur Arena vermeint
man noch die Erwartung der Athleten zu spüren. Alle
vier Jahre wird hier die olympische Fackel neu entzündet
und die Hoffnung auf Frieden neu in die Welt getragen.
Abschiedsessen. Heute Abend war Feiern angesagt. Feiern,
daß man so eine Gruppe kennengelernt hat und ein
wenig Wehmut dabei, daß man jetzt auseinandergeht.
Ein Garant für das Gelingen der Reise war die kompetente
Führung des Reiseleiterehepaars. In ihrer freundlichen
und kompetenten Rundumversorgung konnte sich jeder geborgen
fühlen. Maria und Helmut, mit euch jederzeit wieder!
Es wurde spät, bis sich jeder endlich trennen konnte.
Adieu, ihr Alle, unsere Wege werden sich irgendwo wieder
kreuzen, wie es bei Wohnmobilfahrern so ist.
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Wir schliefen ohne Wecker bie 1/2 8 Uhr. Die Ersten sollen
schon um 6 Uhr losgefahren sein, der zweite Trupp folgte
um 7 Uhr, sie wollten über Albanien und das ehemalige
Jugoslawien nach Österreich fahren. Sammy merkte
wohl den Abschied und lag ganz traurig unter dem Auto.
wir drömelten noch so bis Mittag und verabschiedeten
uns dann von noch Bleibenden.
Unser Teil 3 des Urlaubs beginnt: die Heimreise.
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