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Heute losfahren? Daß ich nicht lache!
Am Samstag, den 23. Juli durften wir unser Womo abholen.
Nur abholen? Von wegen! Diverse Sachen sind nicht erledigt.
Es dauerte bis zum Nachmittag, bis wir fahren konnten
und etliches muß bis nach dem Urlaub verschoben
werden, z.B. die nicht richtig schließende Garagentür.
Die Borde im Schrank waren nicht gemacht, so daß
ich die erst fertigen und einbauen mußte. Am Dienstag
und und Mittwoch hatten die Landdienste Sommerfest, so
daß ich nicht an´s Auto kam. Auch der Donnerstag
und Freitag ließen mich nur zeitweilig den Wagen
einrichten, denn zwei Büros hatten die Qualitätsprüfungskommision
im Haus. Am Freitag Abend stand es dann fest: Beide hatten
bestanden und sind nun zertifiziert. Mit Recht dürfen
die Mitarbeiter stolz sein! Hier noch einmal meine Gratulation!
Also blieb der heutige Samstag, um einzuräumen. Einige
Ideen hatte ich ja, doch Vieles wurde erst mal provisorisch
in der Garage verstaut. So ein neues Womo muß sich
erst mal hinschütteln bis Alles da ist, wo man es
hinhaben will.
Der Abend verging dann mit den "letzten" Anweisungen
an die Firma.
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Die letzten Dinge wurden in Beuteln in der Dusche gestapelt,
eingeräumt werden sollte später. Trotzdem wurde
es Mittag bis wir endlich loskamen! Bei Dauerregen ging
es auf die Autobahn, die wir aber schon in Walsrode
wieder verlassen mußten: 15 km Stau auf der A7!
Wir sollten nicht Autobahn fahren, schließlich tun
wir das ja auch sonst nicht. Über Celle, vorbei
an Braunschweig und Salzgitter schlängelten
wir uns auf Nebenstraßen durch das Land, von einer
Regenfront in die nächste. Ohne Regen hätte
die Landschaft bilderbuchschön sein können.
So dauerte es bis hinter Salzgitter, bis der Anblick des
sanft ansteigenden Harzes den schwarzen Himmel überwog
und wir restlos zufrieden waren. Auf einem Stellplatz
an der Innerste-Talsperre konnten wir endlich den
Motor abstellen. Wir waren die ersten 279 km mit unserem
neuen Wohnmobil gefahren. Nach einem wohlverdienten Schwarzbier
sanken wir in unserem Luxusbett in Schlaf.
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Irgendwann in der Nacht wurden wir von einem lauten Knall
geweckt. Irgendetwas im Womo war in die Brüche gegangen.
Ein Kontrollgang um den Wagen brachte keine Erkenntnisse.
In die Garage wollte ich nicht gucken, das hob ich mir
für den Morgen auf, erst mal weiter schlafen. Nach
dem Frühstück dann die Bescherung: eine U-Schiene
zur Befestigung der Sachen war aus der Wand gebrochen.
Die paar mickerigen Schrauben und das Klebeband hatten
nicht gehalten. Ich werde mir noch etwas einfallen müssen.
Zwei Stunden dauerte es bis wir abfahrbereit waren, zu
neu war noch Alles. Nun ging es durch unseren geliebten
Harz. Sogar das Wetter hatte ein Einsehen und hielt
den Regen zurück. Unser Hund Sammy wollte an jeder
Ecke raus, was wir gut verstehen konnten, aber wir mußten
weiter zuckeln, wir konnten den Wagen ja nicht fordern,
es sind seine ersten Kilometer.
Dann wieder irgendwann ein Knacken und der ohnehin schon
wackelige Tisch wackelte noch mehr: Eine weitere Zacke
war aus der nifteligen Plastik-Wandhalterung gebrochen.
Nun mußte eine neue Halterung her! Die ewigen Umleitungen
brachten uns nach Ammern bei Mühlhausen
in Thüringen, wo es einen Campingwagenverkauf
gibt. Die bauten uns eine neue Tischhalterung ein, so
daß der Tisch jetzt zum ersten Mal ohne Wackeln
steht! Dann noch gegenüber zum Baumarkt, um Schrauben
für die Schiene zu kaufen. So war es Abend geworden
und die Fahrt durch die zauberhafte Landschaft des Werratal
- Hainich Nationalparks nach Mihla an der Werra
sorgte für die Beruhigung der Seele, die wir für
den Abend brauchten. Auf einem einfachen, dafür um
so schöneren, Naturcampingplatz an der Werra fanden
wir endlich Ruhe.
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Dieser Naturplatz ähnelt denen, die wir aus Polen kannten:
eine Wiese ohne Schickimicki, allerdings gab es Strom und
eine Toilette. Der Platzwart wies uns an den oberen Rand,
am Wasser sei es auf Grund der Regenfälle zu nass.
Trotzdem fuhr ich mich einmal fest und nur mit Hilfe der
versammelten drei Holländer kam ich wieder los.
Der Morgen brachte einige Aufregung: Sammy bellte empört
und verkroch sich im Womo. Was war los? Auf seiner Wiese
graste ein Bulle und ließ sich durch ihn nicht stören.
Ihn störten auch die Zelte und Wohnwagen nicht. Wo
war er hergekommen?
Der Augenblick des Abfahrens kam und der Untergrund erwies
sich als zu weich. Wieder brauchte es die vereinigten Kräfte
der Holländer, um freizukommen. Nun hat das Auto die
richtige Patina.
Kreuz und quer ging es nun durch den Thüringer Wald.
Wie immer ist er eine Reise wert, an jeder Ecke laden Parkplätze
zum Rasten und Wandern ein, die Ausblicke sind atemberaubend.
Im wildromantischen Schwarzatal an der Massermühle
bei Katzhütte fanden wir einen idyllischen Stellplatz,
der Alles bietet, was das Herz begehrt.
Nun alle Kinken im Womo beseitigt? Mitnichten! Beim Einbau
der Tischhalterung haben wir festgestellt, daß der
Vorfilter unserer Seagull-Filteranlage undicht ist. Aus
dem Entlüftungsventil tropft Wasser. Ein Garantiefall.
Hoffentlich wird es nicht mehr!
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Das Wetter wurde besser, der Himmel klarte auf, immer
öfter war er blau und ließ die Sonne durch.
Wie sieht dann die Welt gleich ganz anders aus! Weiter
ging unsere Straße durch den Thüringer Wald,
den wir leider hinter Sonneberg verlassen mußten.
Er hat sich im Nachhinein - verglichen mit dem Oberpfälzer
Wald, dem Bayrischen Wald und ganz Österreich - als
das touristisch freundlichste Gebiet erwiesen. Nirgends
gibt es so viele Rast- und Parkplätze wie hier!
Wie so oft folgten wir der Frankenwald-Hochstraße
durch den Frankenwald in´s Fichtelgebirge
zur Fichtlgebirgsstraße und der Burgenstraße.
Die Porzellanstraße führte uns in den
Oberpfälzer Wald. Irgendwann kam mir die Idee
vom Campingplatz in Trausnitz (wo das auch immer war)
und wie wir jedesmal herumgeirrt waren, um die Bundesstraße
am anderen Tag wieder zu finden. Da kam das Kommando vom
Navigator: rechts ab zum Campingplatz. Es war Trausnitz.
Welche Assoziation zur rechten Zeit! Eine Frau zeigte
uns die Straße, da Hinweisschilder fehlten, ein
Senner am Wegesrand bestätigte die Angabe und unversehens
fanden wir uns auf einem Waldweg wieder, der durch Forstarbeiten
arg in Mitleidenschaft gezogen war. Wo der wohl hinführte?
Doch nach einigem Bangen kamen wir am Stausee von Trausnitz
heraus und der Campingplatz war bald erreicht. Schon zum
dritten Mal sind wir hier und ein Bier und Pommes auf
der Lokalterrasse hat schon Tradition.
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Noch aus alten Zeiten stammt unsere Liebe und Sehnsucht
nach dem Bayrischen Wald. Auf jeder Fahrt in den
Süden kommen wir deswegen hier durch und sind jedes
Mal wieder enttäuscht über die Kommerzialisierung
und Einbetonierung des Tourismus. Hoffentlich ergeht es
dem Thüringer Wald nicht auch so! Nichts desto trotz
freuten wir uns auf die Strecke, wenn auch die Straßen,
gut ausgebaut, an allem Interessanten und Schönen vorbei
führen. Cham, Regen, Neukirchen vorm
Wald, Hauzenberg ließen wir so liegen und
waren bald darauf in Österreich. Kurz vor Freistadt
fand Sammy bei einer seiner Erkundigungen ein schönes
Gasthaus, vor dem wir die Nacht verbringen konnten und deswegen
dort ein opulentes Mahl mit herrlichem dunklen Bier zu uns
nehmen konnten.
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Die Sonne weckte uns früh, so daß wir nach
ausgiebigem Kaffetrinken frohgelaunt auf die Piste gingen.
Es galt, die letzten Kilometer nach Purgstall zurückzulegen.
Österreich zeigte sich hier von seiner besten Seite
und bot uns etliche Haltemöglichkeiten, so daß
Sammy auf seine Kosten kam und wir die Sonne und unsere
Bücher genießen konnten. Bei Grein kamen
wir an die Donau, der wir bis zu einem Übergang
folgten. Bald darauf waren wir in Purgstall. Hier
hatte ich Zeit, die rausgebrochene Schiene provisorisch
wieder zu befestigen. Zu Hause muß ich eine stärkere
Verankerung suchen.
So langsam trafen weitere Reiseteilnehmer ein. Neun von
neunzehn Wohnmobilen nutzen diesen inoffiziellen Treffpunkt
für ein Kennenlernen vorab. Auch Elfi und Gerd waren
dabei, mit denen wir schon zwei Reisen gemeinsam überstanden
haben. Die Widersehensfreude war entsprechend groß.
Es gab viel zu erzählen, neue Leute kennenzulernen
und wieder ein Fiakergulasch zu genießen. So ging
der Abend schnell dahin, das Schlafen gehen viel schwer,
aber wir haben ja noch viele Abende vor uns!
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Der Alltag kehrt ein: Der Wecker bestimmt das Aufstehen.
1 1/2 Stunden brauchen wir schon bis wir abfahrbereit sind,
schließlich muß der Hund ausführlich zu
seinem Recht kommen. Aber wir waren pünktlich fertig.
Mal wieder Konvoi fahren mit den obligaten Funkkommandos.
Wir fühlten uns schnell wieder zu Hause. Die 360 langweiligen
Autobahnkilometer wurden von der Reiseleitung in gut proportionierte
Häppchen mit schönen Pausen aufgeteilt, so daß
wir am frühen Nachmittag noch relativ frisch am Campingplatz
Blue Flamingo in Erd bei Budapest ankamen. Der Pool war
so erfrischend, wie wir ihn in Erinnerung hatten. Danach
schmeckte das gemeinsame Begrüßungsessen - ungarisches
Gulasch mit Spätzle - besonders gut.
Die Gedanken gingen - nicht zum ersten Mal - zu Annerose
und Peter, die diese Reise eigentlich mit uns machen wollten,
aber dann absagen mußten und so war es nicht überraschend,
daß beim Essen eine SMS von ihnen kam, die uns sagte,
daß sie doch dabei sind. Alles Liebe ihr Beiden!
Die anschließende Begrüßung des Reiseleiterehepaars,
die unter harten Attacken der Mücken stattfand, zeigte
uns, daß wir in guten Händen auf dieser Reise
sind und daß es nun an uns liegt, daß diese
Reise auch ein Erfolg wird.
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Die Stadtbesichtigung machten wir nicht mit, waren wir
doch schon drei Mal hier. Heute sollte uns unser Sohn
besuchen, der seit vier Wochen von Festival zu Festival
getingelt ist und nun in der Nähe von Budapest ist.
Der Tag verging mit Nichtstun wie im Fluge, die Temperaturen
waren auf angenehmes Niveau gesunken - ein herrlicher
Tag! Am Abend kam Micha und brachte den Regen mit, schon
sein Zeltaufbau fand im Nassen statt. Im Laufe der Nacht
wurde ein ausgewachsenes Gewitter daraus mit Donner und
Blitz, das die ganze Nacht dauerte. Doch was soll´s,
Zelt und Womo sind dicht, also schliefen wir herrlich!
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Nach einem ausführlichen Frühstück gingen
wir auf die Piste. Micha begleitete uns, er wollte in
Rumänien noch etwas wandern. Wir hatten uns von der
Gruppe freigenommen und sind die M5 und nicht die Autobahn
nach Mako getrödelt. Der Dauerregen störte
nur den Hund ein wenig, da er da nicht so viel Auslauf
bekam. Unser Ziel war es, wie vor zwei Jahren eine Langosbude
zu finden. Wir fanden sogar die alte wieder in Kistelet,
doch leider war sie geschlossen. Bei Regen keine Langos!
Schade. Ein Gulasch in einer Csardas am Wege entschädigte
uns ein wenig. Der Regen hatte irgendwann die Faxen dicke,
da ihn keiner beachtete und verzog sich. Früh genug
für einen gemütlichen Abend kamen wir auf dem
bekannten Campingplatz in Mako an. Auch hier hatte sich
in zwei Jahren nichts verändert. Der Untergrund war
auf Grund der vorhergegangenen Unwetter feuchter und die
Mücken daher zahlreicher.
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Die Grenze nach Rumänien war nur 20 km entfernt.
Die EU wirft wohl ihre Schatten voraus, deshalb beschränkten
sich die Formalitäten auf einen Stempel im Pass und
den Kauf einer Vignette, die nicht nur aus dem Pickerl
besteht, es gehört dazu ein hoch offizielles Dokument
per Computer erstellt, das alle Fahrzeugdaten enthält.
Die Kosten von drei Euro mußten in Euro bezahlt
werden.
Nicht nur an der Grenze wirft die EU ihre Schatten voraus.
Der Lai wurde um vier Stellen abgewertet, die Preise stiegen
heftig. Wenn ihr meinen Reisebericht "Rund um das
schwarze Meer" vergleicht, sind die Preise um mehr
als 100% gestiegen, die Grundnahrungsmittel noch mehr.
Und das in nur zwei Jahren. Das Durchschnittseinkommen
liegt aber nach wie vor bei 250 Euro!
Über die Strecke brauche ich nicht viel zu schreiben
(siehe Schwarzmeerreise). Eine eigentlich wunderschöne
Landstraße, die manchmal einen Blick auf die Karpaten
erlaubt, denen man aber nicht näher kommt. Eigentlich
schön deshalb, wenn die Autofahrer nicht wären.
Mörderisch ist der einzige Ausdruck, der paßt.
LKWs, Busse und PKWs überholen ohne nach vorne zu
sehen und kommt einer entgegen, ziehen nach rechts und
drücken Dich von der Straße, wenn Du nicht
voll in den Anker steigst. Das Schlimme ist, daß
sich ausländische Fahrer von dieser Harakiri-Methode
anstecken lassen. Wir haben deutsche Reisebusse gesehen,
die eine gute Konkurrenz zu den Rumänen waren! Permanente
Konzentration ist überlebenswichtig. Baustellen,
Verkehrsbefragungen, Unfälle und Staus machten die
Zeit zunichte, die wir durch früheres Aufstehen und
verkürzte Pausen herausholen wollten, um um 15:00hr
in Sibiu zu sein, wo eine kurzfristig angesetzte Stadtführung
auf uns wartete. Der Bus wartete auf uns und wir fuhren
noch um 17:30 Uhr in die Stadt hinein. Sibiu ist
2007 Kulturhauptstadt und es wird kräftig darauf
hingearbeitet. Diese mittelalterliche deutsche Stadt lohnt
einen ausführlichen Besuch und wenn die Bauarbeiten
abgeschlossen sind, kann man gut etliche Stunden hier
aushalten.
Der Zeltplatz hinter dem Hotel Dumbrava am Stadtwald hatte
sich zur Hälfte in eine Baustelle verwandelt, die
andere war nicht zu gebrauchen, von den Unwettern her
war noch Alles zu naß. So standen wir auf dem hinteren
Hotelparkplatz auch nicht schlecht, nur Micha mußte
für sein Zelt ein trockenes Plätzchen finden,
was gar nicht so einfach war. Als ebenso begriffsstutzig
wie beim letzten Mal erwiesen sich die Kellner, als wir
etwas zu Essen haben wollten. Erst eine junge Kellnerin
hatte Lust, uns etwas von drinnen zu holen.
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Ich kann ja nicht immer auf die Schwarzmeerreise verweisen,
andererseits ist dieses Mal abends so wenig Zeit, daß
ich wenig Lust habe, zu schreiben. Jetzt bin ich schon
sechs Tage im Rückstand.
Die Straße führt uns am Rande des breiten Tales
der Olt entlang. Die 2000er rechts konnte man nur
ahnen, denn selten gelang ein freier Blick. Auch ließ
das Fahren keine Zeit zum Schauen. Bei 19 Fahrzeugen wird
die Kolonne schon recht lang und man mußte sich
sputen, den Anschluß zu halten, was auf dieser Kamikazestrecke
nicht einfach war!
Dieses Mal wurde in Brasov keine Station gemacht,
Bukarest wartete. Hinter Brasov (Kronstadt) ging
es hinauf in die Subkarpaten. Etliche Wintersportorte
lockten die Urlauber auch im Sommer. Es war entsprechend
voll. Micha erwägt, hier zu wandern, will sich aber
in Bukarest näher erkundigen. Zum Glück wird
die Straße ab Comarnic etwas besser, so daß
die letzten 100 km nicht ganz so stressig sind. Es reichte
auch so, wir waren recht müde, als wir an dem bekannten
Campingplatz neben der Polizeischule ankamen und unseren
alten Platz unter der großen Weide wieder einnahmen.
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Stadtbesichtigung. Zu besichtigen gibt es in Bukarest
nicht so viel. Wieder waren wir im Volkshaus, dem Palast
Ceausescus.
Beim zweiten Mal schaut man sich diese Monströsität
mit kritischeren Augen an und man kann nur den Kopf schütteln
über dieses Kuckucksei! Die Säle
zu
gewaltig, die Gänge zu riesig und nichts nütze,
teure Instandhaltungen - kein Mensch braucht so ein Bauwerk!
Bewundern kann man nichts, die Rumänen nur bedauern,
daß sie es am Hals haben!
Die Boulevards mit den Springbrunnen waren fertig renoviert
und hoben das Stadtbild sichtlich.
Das Freilichtmuseum mit den Bauernhäusern aus allen
Regionen war wieder das Highlight der Rundfahrt.
Am Abend war wieder gemeinsames Essen im benachbarten
Hotel Alba mit Folklore. Das Essen war ordentlich, leider
waren wir auf Grund des unbeständigen Wetters unter
einem Baldachin plaziert worden, der weit von der Bühne
entfernt war, so daß der Funke von der Folkloregruppe
nicht übersprang, obwohl sie sich redlich bemühte.
Schade. Dieses Mal war der Kellner nüchtern, die
Getränkeabrechnung daher einfach.
In der letzten Nacht hat Micha auf dem Zeltareal wenig
geschlafen, da einige Russen rumkrakelt und ihre Autos
gegenseitig demoliert haben. Da sie immer noch da waren,
schlief er diese Nacht bei uns im Womo.
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Heute ist Micha weitergezogen. Was er wohl unternimmt?
Uns führt unser Weg über Urziceni in
die Donauebene. Über 100 km geht es durch plattes
Land, der ungarischen Puszta sehr ähnlich. Landwirtschaft
gibt es hier wenig, ab und zu ein paar Tabak- und Sonnenblumenfelder,
selten mal Wein. Auch Vieh gibt es wenig. Die Donaubrücke
bei Harsova benutzen die Rumänen immer noch
dazu, Brückenzoll zu erheben. Dann der Campingplatz
bei Mamaia. Im Gegensatz zum letzten Mal war er
gerammelt voll.
Überraschend lud Reiseleiter Helmut zu Abendessen
auf der Veranda des Restaurants ein. Da das Wetter der
Schwarzmeerküste angemessen warm war, wurde es bei
rumänischen Spezialitäten ein gemütlicher
Abend. Dafür wurde die Nacht um so lauter. Pünktlich
zur Nacht donnerte die Disco am Strand los und gab vor
4 Uhr morgens kein Pardon.
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Wieder lag eine Strecke von über dreihundert Kilometern
vor uns. Auf deutschen Landstraßen mit "disziplinierten"
Fahrern kein Problem, doch hier sprechen alle Faktoren
gegen uns: Sraßenverhältnisse, Konvoi, Fahrverhalten
der Einheimischen lassen eigentlich eine solche Entfernung
nicht zu. Wenn auch nach dem Motto von Perestroika, der
Weg das Ziel ist, muß man wenigstens, wenn man schon
unterwegs keine Zeit für Fotodokumentation hat, abends
Zeit zum Nacharbeiten haben. Ich bin mit meinem Tagebuch
nicht zufrieden. Wenn ich mich, wie jetzt, dazu zwingen
muß, etwas nachzuschreiben, kann nichts Gescheites
dabei herauskommen.
Die letzten Kumjambels wurden nach der Durchfahrtmaut
in Mamaia vertankt, brauchten wir doch in Rumänien
kein Geld mehr. Dachten wir. Glaubten wir mit der Vignette
bei der Einreise alle Straßengebühren beglichen
zu haben, wurden wir bei der Ausreise eines Besseren belehrt.
Die alte Ökologieabgabe von 100.000 bis 150.000 Lai
je nach Größe des Fahrzeugs bestand immer noch.
In Euro durften die im Gegensatz zur Vignette nicht beglichen
werden. Die Grenzer gestatteten uns auch nicht, an den
Rand zu fahren, um den restlichen Verkehr nicht zu blockieren.
So sperrten wir für eine Stunde den Grenzübergang,
bis Helmut mit den Kujambels wiederkam, die er Gott weiß
woher geholt hatte. Endlich konnte es weitergehen.
An der Küste ging es nach Varna. Diese Industriestadt
mußten wir durchfahren, was mit unserem Konvoi von
19 Fahrzeugen nicht lustig war. Hier erwies sich das Funkgerät
und die unerschütterliche Ruhe von Helmut als unerläßliche
Hilfe.
Schließlich erreichten wir bei Sozopol unseren
bekannten Campingplatz Kavasite. Hier lud Perestroika
wieder zum Abendessen. Der passende Rahmen für zwei
Geburtstagskinder: Eugenie und Helmut 2 konnten ihren
Ehrentag in diesem würdigen Rahmen begehen. Unter
Anderem gab es Sopska-Salat, den tollen Tomaten-Gurkensalat
mit geriebenem Schafskäse darüber.
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Wieder ein voller 300km-Tag. Die Grenzabwicklung an der
türkischen Grenze war wie gewohnt exakt und umständlich,
aber ohne Probleme, so daß wir nach gut einer Stunde
alle durch waren. Wenn ich mir die Prozedur von vor zwei
Jahren anschaue, ist einiges einfacher geworden. Die Straßenbenutzungsgebühr
ist weggefallen, die "Desinfektionsgebühr"
geblieben. Ein paar Minuten drauf und wir hatten die Mittagspause
hinter uns. Über bessere Straßen ging es durch
das Gebirge zur Autobahn. Wir hatten an der Grenze ein
Tramper mitgenommen, eine Freiburger Studenten der Geschichte
und Archäologie, der auch auf dem Festival bei Budapest
gewesen war und nun Istanbul erkunden wollte. Er fuhr
mit uns bis auf den Campingplatz, eine gute Ausgangsbasis
für die Stadt, gibt es doch keinen anderen Campingplatz
hier und ob es diesen im nächsten Jahr geben wird,
ist fraglich. Schade für Istanbul!
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Nun ist der "Tag zur freien Verfügung"
auch vorüber und ich bin mit dem Schreiben gerade
erst in Istanbul angekommen. Ich werde deshalb nur eine
Aufzählung der Aktivitäten der Stadtbesichtigungen
der beiden Tage niederlegen und es dem geneigten Leser
überlassen, sich die Inhalte aus einem Reiseführer
oder dem Internet dazuzuladen.
In bewährter Weise führte uns wieder Faruk, aufgewachsen
und studiert in Deutschland durch seine Heimatstadt. Ziele
waren heute:
Die blaue Moschee (Sultan Ahmet Moschee),
das Hippodrom mit seinen Stelen und dem deutschen
Brunnen Wilhelms des Zweiten,
die große Zisterne, und dieses Mal ausführlich
der Topkapipalast, der einen eigenenTag verdient
hätte.
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Heute standen
die Hagia Sofia,
das Chora-Kloster mit seinen einzigartigen Mosaiken und
der Kapali Carsi, der gedeckte Basar auf dem Programm.
Hauptpunkt aber war eine zweistündige Fahrt auf dem Bosporus nach Norden,
bis wir das schwarze Meer sehen konnten. Hier bekamen
wir einen einzigartigen Überblick über das europäische
und asiatische Istanbul. Ein Mittagessen auf der Dachterrasse
eines Restaurants rundete diese Fahrt ab. Ein herrliches
Erlebnis, von einem gemütlichen Stuhl aus bei Sonnenschein,
den regen Schiffsverkehr durch diese internationale Wasserstraße
zu beobachten und die Villen der Reichen und die Dörfer
der Armen vorbeiziehen zu sehen.
Der Abend klang in geselliger Runde bei Liedern zur Gitarre
aus.
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Heute war der "Tag zur freien Verfügung",
den ich mal wieder mit Gila verbringen wollte, nachdem
sie zwei Tage mit Sammy auf dem Platz verbracht hatte,
was ihr wohl sehr gut getan hat.
Wir schliefen lange, frühstückten ausgiebig
und besuchten dann den Wochenmarkt vor den Toren des Campingplatzes,
der uns schon vor zwei Jahren so gut gefallen hatte. Dieser
Markt ist nicht für Touristen wie der gedeckte Basar
gestern, der eine reine Touristenveranstaltung ist, sondern
bietet in buntem Durcheinander Alles, was der türkische
Haushalt braucht. Eine anregende Farbenpracht.
Den Rest des Tages quälte ich mich mit dem Tagebuch.
Ich gelobe Besserung! Doch nun will ich den Rest des Abends
draußen im Stuhl mit einem spannenden Buch verbringen.
Ich lese gerade die Höhlenweltreihe von Harald Evers
und der letzte Band der achtbändigen Reihe ist eben
besonders spannend, Alles treibt auf den Höhepunkt
zu. Ein Muß für alle Fantasyfans.
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Es wurde wieder so ein Perestroika-Gedächtnistag,
ein Tag wir wir ihn schön öfter bei Perestroika
erlebt haben: Da die Strecke Istanbul - Ankara "nur"
460 km größtenteils Autobahn waren, konnte
man ein bißchen früher losfahren, die Pausen
verkürzen, tief fliegen - dann ist es möglich,
in der Innenstadt von Ankara noch eine Besichtigung
reinzupacken. Und da der Weg das Ziel ist und nicht die
Gegend, bekamen wir die Landschaft nur aus den Augenwinkeln
mit, denn im Konvoi mit 100 - 120 kmh über die Autobahn
zu brackern, fordert Konzentration. So merkten wir nur
an der Steigung und den prustenden LKWs, daß wir
uns auf kurzer Strecke auf 1580 m hochschossen. Hier beginnt
das anatolische Hochland, das nie unter 1000 m sinkt.
Kurz vor Ankara erwartete uns ein Führer, der es
schaffte, auf kleineren Straßen durch das überfüllte
Ankara zum Atatürk-Mausoleum in der Innenstadt
zu bringen, einmal darum herum fahren und dann im Konvoi
einer Hauptstraße parken zu lassen. Ich war so geschafft,
daß mir die Lust nach Besichtigung vergangen war.
Nach einer halben Stunde ging es wieder auf Nebenstraßen,
die Abkürzungen sein sollten, aber alle Anforderungen
den Konvoi stellten, im Berufsverkehr aus der Stadt heraus
zu unserem Stellplatz am Flughafenhotel. Als wir den Motor
abstellten, hatten wir 504 km auf dem Tacho und waren
entsprechend geschafft. Der Platz war i.o., da wir die
Duschen und das Schwimmbad des Hotels benutzen konnten.
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Heute trennten wir uns von der Gruppe und bummelten alleine
auf einer nördlichen Straße über Bala,
Kaman, Kirsehir und Nevsehir nach
Ortahisar. Die Landschaft, in der sich anfangs,
riesige Sonnenblumenfelder mit Maisfeldern abwechselten,
wurde langsam öder, trockene Grassteppen beherrschten
das Bild. Igel trippelten über die Straße.
Igel? Nein, Schildkröten waren es. Bald warnten auch
Verkehrsschilder bei Schildkrötenwechseln. Dann bei
Nevsehir die ersten Riesen-Termitenhügel,
so sahen die Felsformationen aus. Wir waren im Tuffsteingebiet
Kappadokiens angekommen. Unser Campingplatz in Ortahisar
ist ´ne Wucht. ein wunderschönes Schwimmbad
und ausgezeichnete Sanitäranlagen. Dazu ein traumhafter
Ausblick in die Tuffsteinlandschaft. Hier kann man es
gut drei Tage aushalten!
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Wenn wir uns gefragt hatten, warum wir hier drei bleiben
wollten, jetzt war es klar: ein volles Programm erwartet
uns, nix mit relaxen!
Zu Fuß ging es heute drei Stunden durch den Tuffstein.
Wir kletterten in tiefe Schluchten und kraxelten schmale
Grate hinauf. Atemberaubende Ausblicke eröffneten
sich nach jeder Kehre. Die Erosion hat in Jahrtausenden
eine fremde, bizarre Welt geschaffen, an der wir uns nicht
satt sehen konnten. Unser Hund Sammy lief die Strecke
vor lauter Freude dreimal, da er ohne Leine dabei war.
Kappadokien ist eine geschichtsträchtige Gegend.
Die Hethiter hatten bis 1200 v.Chr. ihr Großreich.
Es folgten die Phryger, die Meder, dann 547 v.Chr. die
Perser. Von den Persern erhielt das Land den Namen Kappadokien,
"Land der schönen Pferde". Es folgten Alexander
der Große, weiterhin die Römer. Hier versteckten
sich die ersten Christen, Paulus und Petrus predigten
hier. Es ist, als wäre hier die Zeit stehen geblieben,
als würde aus jeder in den Tuff gehauenen Kirche
ein Mensch herausschauen. Wir wanderten durch das Tal
von Meskendir, das Rote Tal, das seinen
Namen von der roten Farbe des Tuffs hat und das Rosental,
dessen Tuff rosa aussieht. Über Cavushin,
das zum Teil aus Hütten, zum anderen Teil aus Höhlenwohnungen
besteht, gelangten wir in das Pasabag Tal, dem
Tal der Mönche, das von unzähligen Feenkaminen
(Peri Bacalari) dominiert wird. Man glaubt, daß
diese Tuffsteinnadeln mit einer Felsenhaube darauf die
Behausung von Feen ist!
In Avanos, dessen Entstehung in die seldschukische
Zeit datiert wird, werden wie eh und je Töpferwaren
hergestellt und die Betriebe sind stolz darauf, daß
der Familienbesitz über mehrere hundert Jahre nachweisbar
ist.
Am Abend ging es noch einmal nach Avanos in ein Felsenrestaurant,
Perestroika lud zum Essen und zur Folklore ein. Die Einstimmung
auf das Essen übernahm der Tanz der Derwische. Zum
Glück war das Essen weit besser als diese Darbietung!
Ein türkisches Mahl aus diversen Vorspeisen, Lamm
mit Hirse und als Dessert Honig- und Wassermelone mit
einem honiggetränkten Teigbällchen war eine
gute Grundlage für die Folkloredarbietungen. In rascher
Folge zeigte eine Gruppe Tänze in wechselnden Kostümen,
teils getragen, teils in rasanter Schnelligkeit. Es war
eine tolle Show, die Gruppe war gut!
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Wieder ein Tag mit vollem Programm. Bei dieser Umgebung
wäre es auch sträflich gewesen, den Tag auf
dem Campingplatz zu verbringen. Das Göreme
Tal mit seinen Feenkaminen, Tuffsteinformationen und Felsenkirchen
ist das Herzstück des touristischen Kappadokien,
das man auf keinen Fall versäumen darf. Die Burg
von Ortahisar ist wie die vordere Festung, wie
Uchisar heißt, ist ein riesiger Feenkamin,
der von unzähligen Höhlen durchzogen ist, der
den frühen Christen als Zufluchtsort diente. In einem
Höhlenrestaurant in Uchisar wurden wir zu einen Tee
oder Apfeltee eingeladen, bei dem sich die Atmosphäre
dieses Ortes noch besser erfühlen läßt.
Unsere nächste Station war die unterirdische Stadt
von Derinkuyu, die als die größte unterirdische
Stadt der Welt gilt. Seit anno dunnemals schöpfen
die Einwohner ihr Wasser aus den bis zu 85 m tiefen Brunnen
und durch Zufall wurde erst 1965 entdeckt, diese Teil
eines Lüftungs- und Wassersystems einer Höhlenstadt
waren, die Christen zur Zeit der Araberzüge im 6.
und 7. Jahrhundert acht Stockwerke tief in den weichen
Tuffstein geschlagen hatten. Im Laufe der Zeit sind Quartiere
für bis zu 25.000 Menschen zuzüglich Vieh und
Vorräten entstanden. Diese Räume wurden nur
bezogen, wenn Gefahr im Verzuge war, dann konnten riesige
Steine vor die Zugänge gerollt werden, die nur von
innen bewegt werden konnten.
In Soganli wurden wir von Perestroika zum Mittagessen
eingeladen. Lamm mit Gemüse in Tonschalen gebraten
wurde zu Fladenbrot unter alten Bäumen serviert.
Danach tat ein Rundgang durch das Tal gut. Wir besuchten
einige von den über 400 Kirchen, die man bis jetzt
in Kappadokien entdeckt hat. Diese aus dem Tuff gemeißelten
Kirchen folgten in Aufbau und Aussehen dem oberirdischer
Kirchen. Auch sie sind mit Säulen und Pfeilern, Tonnengewölben,
Seitenschiffen, Kreuzgewölben, Apsiden und Kuppeln
versehen. Sie sind für die Statik bedeutungslos,
da sie "aus einem Stück" gemeißelt
wurden. Diese Kirchen sind großartig ausgemalt.
Ihre Fresken sind in der Zeit bis zum Ende des Ikonoklasmus
(Bildersturm) 843 mit einfachen Symbolen des christlichen
Glaubens bemalt. Dann aber gewannen sie an künstlerischer
Kraft.
Durch das Dorf Soganli, einem armen Dorf, ging es zurück
zum Bus. Die Fahrt zurück zum Campingplatz führte
uns durch Mustafapasa, einer ehemals griechischen
Stadt, deren Häuser diese Vergangenheit in seinen
Fresken widerspiegelt.
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Den heutigen Tag benutzte ich zum Widerkäuen und
Verarbeiten der Eindrücke der letzten beiden Tage.
Was haben wir in Kappadokien nicht alles gesehen! Welche
Fülle an alter Kultur, unterschiedlicher Landschaft,
an Gastfreundschaft. Wir könnten noch viel länger
hier bleiben und durch diese andere Welt streifen, es
würde nicht langweilig werden!
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