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Welch ein Erfolg! Und wie schade, daß solche Informationen
durch Zufall erlangt werden! Also für Alle, die nach Kanada fahren
(in den USA soll das auch so sein, das werde ich ja noch rauskriegen):
in der Regel hat jedes öffentliche Telefon eine Datenbuchse zum Anschluß
eines Notebooks. Dazu braucht man ein Telefonkabel mit RJ11-Stecker. Das
Notebook muß natürlich ein Modem haben. Zur Einwahl ist eine
800er Nummer erforderlich. Ich habe von T-Online den internationalen Zugang
installiert, da sind diese 800er Nummern z.B. von Kanada und den USA gespeichert.
Wessen Einwahlsoftware die nicht hat, vorher besorgen, sie sind von Provider
zu Provider unterschiedlich. Dann geht Alles ganz einfach. Und das Schönste:
Das Ganze ist kostenfrei!!! Das ganze Gedöns
bisher wäre nicht nötig gewesen, bei vorheriger Information
(Seitenblick auf Seabridge).
Datenstecker gefunden? Wenn nicht, auf das Bild klicken.
Wer kennt nicht Namen wie Klondike, Dawson City? Schon Whitehorse
stimmte uns auf den bevorstehenden Trail ein: der Sternwheeler Klondike
II als Zeuge der Bemühungen der Glückssuchenden, die Strecke
nach Dawson City zu überwinden, die heute auf dem Klondike Highway
530 km lang ist. Heute eine Fahrt von sieben Stunden ohne Pausen. Doch
welche Mühe mußte das 1896 gewesen sein, als der Run nach dem
Gold begann! Der einzige vorhandene Weg war der Yukon River und
der war nicht ungefährlich, wie wir uns überzeugen konnten.
Die Stromschnellen Five Finger Rapids sind beeindruckende Zeugen.
Welche Schicksale mögen sich abgespielt haben! So traumhaft schön
uns die heutige Landschaft vorkommt - endlos weit geschwungene Täler,
Berge weit über die Baumgrenze hinaus, und nur Wald, Wald und noch
einmal Wald - so beschwerlich muß es für die Menschen gewesen
sein, zum Klondike zu kommen! Noch immer liegen Schneereste in Mulden,
die Bäche sind zu reißenden Strömen geworden, die auch
am Highway nagen. Bären dürften das ihre dazu getan haben, den
Reisenden den Trail zu erschweren. Wir haben heute zwar keine gesehen,
nur 10 Wapitis, die damals wohl freudig begrüßte Nahrung waren.
Oft haben wir Pausen gemacht und über den Wald geschaut und uns versucht
vorzustellen, wie 100.000 Menschen sich zum Klondike aufgemacht haben,
von denen nur 30-40% ihr Ziel erreichten.
Schon Kilometer vor Dawson City wurde das Ausmaß des Goldrausches sichtbar.
Zu beiden Seiten des Highways türmen sich endlose Kiesberge auf,
Zeugen des durchwühlten Flusses und der ausgeräumten Minen.
Es sieht aus, als hätten 100 Kiesunternehmen hier ihren Zehnjahresbedarf
gelagert. Unser Campground liegt inmitten dieser Ablagerungen auf dem
Gelände einer alten Goldmine und wir bereiten uns darauf vor, morgen
die Westernstadt zu erobern.
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Der Boom von Dawson City dauerte nur wenige Jahre. Als anderswo Gold
entdeckt wurde, verließen die Prospektoren schlagartig die Stadt und
Dawson City versank in einem Dornröschenschlaf. Heute ist es restauriert
und vermittelt einen anschaulichen Eindruck der damaligen Zeit.
Es ist ein Eintauchen in die alte Zeit. Die Straßen blieben ungepflastert.
Zum Glück hat es letzte Nacht gehörig geregnet, so daß der
Staub ausblieb, da sind uns ein paar Pfützen schon lieber. Es gibt
da ja die hölzernen Boardwalks, die vor Schlamm schützen.
Sourdough Joe´s Restaurant (Sauerteig Joe), Klondike Kate´s
Cabins & Restaurant laden zum stilvollen Schmausen ein, The Old Trading
Post, Dawson City General Store Ltd. und andere Shops bieten von Lebensmitteln
bis Tand alles, was man so braucht. Das Original Post Office, Dawson City
Herald, Royal Canadien Mounted Police Post, Kirche usw. ergänzen das
Stadtbild und mit fortschreitender Restaurierung wird Dawson City ein Schmuckstück
werden und wenn dann nicht nur die Damen des Information Centers, sondern
die anderen Geschäftsleute ebenfalls in historischen Trachten herumlaufen,
ist das Bild der Jahrhundertwende perfekt.
600 m oberhalb der Stadt erhebt sich der Midnight Dome (887 m), den
man nicht auslassen sollte. Man kann mit dem Womo bis zur Spitze fahren.
Ein atemberaubender Rundblick läßt einen die Zeit vergessen.
The
Spell of the Yukon
I wanted the gold, and I sought it;
I scrabbeld and mucked like a slave.
Was it famine or scurvy - I fought it;
I hurled my youth into a grave.
I wanted the gold and I got it -
Yet somehow life´s not what I thought it.
And somehow the gold isn´t all.
Robert Service
Die Sonne war dann noch so warm, daß wir bis 23 Uhr draußen
sitzen konnten.
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Dafür goß es heute morgen in Strömen. Hoffentlich ändert
sich das noch. Die Fähre brachte uns kostenlos über den reißenden
Hochwasser führenden Yukon. Sofort stieg die Straße steil an,
sie wollte ihrem Namen alle Ehre machen: Top Of The World Highway.
Er war es wirklich! Die Ingenieure haben sich alle Mühe gegeben,
auch ja alle Gipfel und Kämme mitzunehmen. Abenteuerliche Straßenführung,
denn Seitenbegrenzungen fehlen ganz, meist geht es unmittelbar neben dem
Straßenbelag endlos bergab. Der Trost, daß die ersten 105
km bis zu US-Grenze geteert sind, erwies sich als falsch, war die Straße
doch über lange Abschnitte eine Schotterpiste, die in dem Regen gut
durchgeweicht war. Zwischendurch hatte der Wettergott immer wieder ein
Einsehen und schickte uns lichte Augenblicke, so daß wir auch den
Top of the World mit bekamen. Mir fiel da der Barbershopsong ein: "I´m
sitting on top of the world, just looking around." Den kann man trotzig
dem Wetter entgegen schmettern! An vielen Stellen war der Schnee noch
nicht getaut, beeindruckende Verwehungen am Straßenrand verhalfen
zu Fotomotiven. Top Of The World Highway, bei Sonnenschein hätten
wir für die Fahrt wohl doppelt so lange gebraucht.
Nach 105 km war es dann so weit: "You are entering the United States."
Mit einem großen Rentierstempel im Pass wurden wir in Alaska
willkommen geheißen, nicht ohne zu versichern, daß wir keine
Zitrusfrüchte, kein Fleisch dabei haben und keiner terroristischen
Vereinigung angehören.
Alaska interpretiert seine Fahne so: Blau wie der Himmel und die
Staatsblume Alaskas, das Vergißmeinnicht. Stark wie der große
Bär. Der Nordstern weist die Zukunft.
Ab hier heißt der Highway
Taylor Highway und es wurde sofort klar, woher alle Wagen, die
wir gesehen haben, eine gleichmäßig rotbraune Farbe haben:
Der Straßenbelag besteht aus braunem Sand bzw. heute Matsch und
der kennt keine Gnade. Die reichlich vorhanden Schlaglöcher zwingen
einen zum Langsam fahren, damit man möglichst lange etwas davon hat.
Zwei Änderungen: Hier ist die Pacific oder Yukon Time zu Ende, es
herrscht Alaskazeit, die ist der Yukonzeit eine Stunde voraus, so daß
wir jetzt 10 Stunden früher sind als zu Hause. Zum anderen gilt das
metrische System nicht mehr, statt Kilometer nur noch Meilen, statt Liter
Gallonen, statt °Celsius °Fahrenheit.
Eine Pause ist Chicken wert. Hier gibt es einen Campground mit
Giftshop, deren Besitzerin Deutsch spricht, aber der wahre Pausengrund
liegt 50m weiter um die Ecke. Es ist eine Bar, Liqour Store, Giftshop
und Cafè, in dem prima essen kann, das ganze Ensemble einfach im
Goldrauschstil. Der dreibeinige Hund ist lieb, die Leute nett, ein schönes
Pausenplätzchen.
Ein Stück weiter rostet ein riesiger Schwimmbagger vor sich hin.
Wenn man den kleinen Bach daneben sieht, der kaum für das Beiboot
reicht, fragt man sich automatisch, wie der da wohl hingekommen ist und
was der da sollte!
Mehrmals kommen wir an Waldbrandflächen vorbei, die so riesig sind,
daß nicht zu sehen ist, wo sie enden. Ein gruseliger Anblick, den
das Panorama der Alaska Range, die am Horizont auftaucht, zu mildern
sucht. Dieses Bergmassiv zieht unweigerlich die Blicke auf sich und man
freut sich nach jeder Kuppe, daß man ihr näher gekommen ist.
Schließlich erreichen wir wieder unseren Alaska Highway,
der uns parallel zur Alaska Range nach Tok bringt.
Hier verlassen uns Marlene und Jakob, die nur eine Woche für Alaska
Zeit haben und deshalb nach Süden abbiegen. Gute Fahrt alle Zeit,
es waren schöne Stunden mit euch!
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Sonnenschein weckte uns frühzeitig und machte uns das Aufstehen leicht,
auch wenn der Abschied von Marlene und Jakob gestern Abend etwas länger
gedauert hat. Vor uns lag der letzte Abschnitt des Alaska Highways
nach Delta Junction. Begleitet wurde er würdevoll und stilgerecht
von dem Felsmassiv der Alaska Range auf der linken und dem Tanana
River auf der rechten Seite. Majestätisch aufragend mit weißen
Kronen gekrönt der Eine, breit in einem überdimensionalen Bett
sich dahinwälzend der Andere. Langsam löste sich der Highway
aus der Zivilisation, bis nur noch hochaufragender Black Spruce- und Aspenwald
(black spruce = picea mariana, Schwarzfichte; Aspen = populus tremula
L., Espe oder Zitterpappel) uns durch die Einsamkeit begleiteten. Ein
Elch ließ sich bei seinem Morgenfrühstück nicht stören
und drehte sich ein paar Mal, um auch von allen Seiten abgelichtet zu
werden. Bei einer Überquerung des Tanana Rivers zeigte er uns sein
eisiges Gesicht, weite Flächen seines Flussbettes sind noch von Eis
bedeckt.
Schließlich erreichten wir Delta Junction, den nördlichen
Endpunkt des Alaska Highways. Hier bekamen wir ein Zertifikat,
that "certifies that we have gone through trials and tribulations
to reach mile 1422." Ein stolzes Gefühl!
Hier sollten wir auch die Möglichkeit haben, die größte
freilaufende Bisonherde Alaskas zu sehen, doch nach Auskunft im Information
Centre wurde sie in diesem Jahr hier noch nicht gesehen, so daß
wir uns mit Bisons begnügen mußten, die 4 Meilen weiter auf
einer Ranch aufgezogen wurden. Ein imposanter und gewaltiger Anblick!
Ab hier folgten wir dem Richardson Highway, der als inoffizielle
Verlängerung des Alaska Highways gilt. Kurz vor Fairbanks liegt North
Pole. Schon von weitem macht ein 10m großer Weihnachtsmann auf
die Bedeutung des Ortes aufmerksam: hier ist das ganze Jahr Weihnachten.
Den Rummel ersparten wir uns und fuhren weiter nach Fairbanks,
um uns der ernsten und anstrengenden Aufgabe zu widmen, für vier
Tage einzukaufen. Bei den horrenden Lebensmittelpreisen kann einem die
Lust am Einkaufen vergehen! Dagegen kann ich nach dem ersten Tanken in
den USA verstehen, warum hier nur Schluckspechtautos gebaut werden: Eine
Gallone (~4 Liter) Benzin kostet ca. 2,36 $. Warum soll dann ein 3,5 Liter
V8-Motor nicht 22 Liter fressen?
Hier in Fairbanks haben wir den nördlichsten
Punkt unserer Reise erreicht: 64°50´22,1´´
Nord und 147°50´04,3´´ West. Ab jetzt
geht wieder südwärts. Schade eigentlich!
Ein gemütlicher Abend und der Gedanke an die Silhouette des Mt.
McKinley, die uns auf dem Richardson Highway begleitete, der wir morgen
näher kommen wollten, beschloß diesen wunderschönen Tag.
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Es ließ uns keine Ruhe, der Denali rief uns! So fuhren wir
entsprechend früh los. Die Strecke stimmte uns auf den Nationalpark
ein: zur Linken begleiteten uns wieder die Felsformationen der Alaska
Range, davor das breite Tal des Nenashna Rivers. Wieder mußten
viele Pausen machen und träumen.
Nenana. Wieder ein "last nail place." Hier wurde der
letzte Nagel der Alaska Eisenbahn eingeschlagen. Das Visitor Centre hatte
geschlossen, nur der Giftshop hatte geöffnet. Hier wie überall
fanden wir freundliche und hilfsbereite Leute, die uns gar nicht mehr
gehen lassen wollten (oh, you are from germany! What a trip!).
Da wir Denali Park schon früh erreichten, schließlich betrug
die heutige Strecke nur 230 km und der Himmel war wieder einmal strahlendblau,
wollten wir unsere Neugier befriedigen und in den Nationalpark fahren,
immerhin waren 28 km gestattet.
Sofort nach der Einfahrt in den Nationalpark stieg die Straße steil
an und schnell waren wir an der Baumgrenze. Die weiten Flächen mit
Weidenbüschen wurden nur vereinzelt durch Black Spruce (ich weiß
immer noch nicht, wie diese Koniferen mit den kurzen Ästen auf Deutsch
heißen [zu Hause: picea mariana, Schwarzfichte]) unterbrochen. Abgeschlossen
wurde die Szenerie in der Ferne durch steile Felswände. Wir hatten
Glück, da rechts über die Felsen ragt eine riesige weiße
Felsformation hervor: der Mount McKinley, mit 6.194 m der höchste
Berg des nordamerikanischen Kontinents, oder der Denali, der Hohe,
wie er in der Indianersprache heißt. Er stand da frei von Wolken,
wie man ihn nur wenige Tage im Jahr sieht. Auf einem Parkplatz holten
wir unsere Stühle heraus und genossen dieses Panorama. Stunden saßen
wir da sogen dieses Bild in uns hinein. Schließlich mußten
wir wieder hinunter in den Trubel auf den Rainbow Village RV Park, der
zwar den Komfort von Electric bietet, den Charme einer Müllhalde
hat. Kurz vor Ausfahrt aus dem Nationalpark verabschiedete uns ein gewaltiger
Elchbulle, der vom Seitenstreifen zu uns hinüberblinzelte, sich aber
nicht groß stören ließ. Gute Nacht. Bis Morgen!
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Heute ist mein Geburtstag und der Ort, der Denali National Park,
ist diesem Ereignis angemessen! Schon früh mußten wir aus den
Federn, denn der Bus sollte um 07:30 im N.P. Visitor Centre abfahren.
Der Preis war horrend: 94$ für 6 Stunden Fahrt incl. eines warmen
Kaffees und eines mickerigen Lunchpaketes. Ganz schön happig, aber
es gab eben keine Alternative. Noch war der Himmel bedeckt, die Sonne
suchte erst noch ein Loch. Der Fahrer war ein Phänomen, er redete
die sechs Stunden unterbrochen und es schien ihm noch Freude zu machen!
Bald sahen wir einen Hühnervogel, oben schwarz, unten weiß.
Zu Hause muß ich ihn noch identifizieren. Einige Dallschafe (sie
sehen aus wie weiße Bighornschafe), Caribous, Ziegen hatten nicht
allzu viel Scheu vor uns. Die Strecke wurde immer abenteuerlicher. Bald
klebte sie atemberaubend am Hang. Da ein Ruf: "Bear".
Tatsächlich. Tief unten am Bach führte eine Grizzlydame ihre
drei Jungen spazieren. Welch ein riesiges Tier und wie possierlich die
drei Teddys. Durch den Bach wollten die Drei nicht, wenn Mama es ihnen
auch noch so oft vormachte. Schließlich gab sie es auf. Welch ein
Erlebnis! Jetzt bekamen die Schilder am Wegesrand eine Bedeutung: "Closed
area, bears!" Diese Begegnung war das Tüpfelchen auf dem i.
Da machte es auch nichts, daß die Sonne es immer noch nicht geschafft
hatte, ein Loch in die Wolkendecke zu brennen.
Müde kamen wir an den Womos an, da paßte es, daß der
kalte Wind uns zwang, den Geburtstagsumtrunk zu verschieben.
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Wenn auch heute 400 km vor uns lagen, Aufstehen um sieben mußte
reichen und ein ordentlicher Kaffee gehört an den Anfang des Tages.
Die Sonne war auch schon da, aber auch viele Wolken. Auf einer atemberaubenden
Strecke ging es den Park Highway nach Süden, durch beide Teile
der Alaska Range hindurch. Nach links und rechts bedeutete das
wieder beeindruckende Felsformationen und Schnee. Es ist erstaunlich,
was ein paar Meter Höhenunterschied ausmachen! wir befanden uns im
Vorfrühling, der Schnee lag bis zur Straße in großen
Patches, Seen und Flüsse führten noch Eis, die Bäume zeigten
kaum die ersten Knospen. Dann führte die Straße ein paar Meter
abwärts und das Bild war ein ganz anderes: die Bäume waren grün
und da hier viele Birken standen, war es ein helles leuchtendes Grün,
während das der bisher vorherrschenden Aspen dunkler war. Hier war
der Frühling weit fortgeschritten. Wieder kamen wir kaum vorwärts,
da wir häufig anhalten und schauen mußten. Eine Traumstraße!
Noch einmal bekamen wir die Gelegenheit, einen Blick auf den Mount
McKinley zu werfen, dieses Mal von Süden aus und der große
Wolkenschieber war so gnädig, für wenige Minuten die Wolken
beiseite zu schieben, so daß nun seine Majestät auch von Süden
her kennen.
Trapper Creek. Einige Blicke sollte man diesem "Ort"
schon gönnen. An der Straße liegt ein Gebrauchtwarenhandel.
Gebraucht werden kann Alles, von durchgerosteten Tanks, über zerbrochene
Schneeschuhe, durchgerostete Autos aus den sechziger Jahren, einer Kutsche,
Werkzeugen ganz oder in Teilen, Plastikmöbel, Geweihteilen, Reste
von Bauzäunen bis hin zu lebenden Kaninchen und zwei Caribous. Es
gab jeden möglichen und unmöglichen Schrott. Und mittendrin
saß gemütlich der Eigentümer und wartete auf Kunden. Er
sah seinen Waren sehr ähnlich. Solche "Geschäfte"
findet man oft in USA, wenn ich Alaska auf die anderen 49 Sterne ausweiten
darf.
Dann traten die Berge zurück und der Blick konnte wieder weit hinausgehen.
Häuser tauchten verstärkt auf, der Verkehr wurde dichter, bis
wir in einem dichten Berufsverkehr steckten. Es war mittlerweile 5 pm
geworden, wie es hier heißt und die Großstadt Anchorage
mit ihren 300.000 Einwohnern machte sich früh bemerkbar. Je näher
wir der Stadt kamen, desto dichter wurde der Verkehr. Zum Glück war
der Campingplatz so gewählt, daß er leicht zu finden war und
wir hatten noch Zeit, in das Alaska Native Heritage Center zu gehen.
Im Alaska Native Heritage Center sind die fünf Nationen der
Indianer, oder First Nations, wie sie sich selbst nennen, aktiv und stellen
ihre Kultur in engagierter und interessanter Weise dar. Es werden Tänze
gezeigt, man kann bei der Schmuck- und Waffenherstellung zusehen, Häuser,
Hütten und Lebensgewohnheiten kennenlernen, Filme und Darstellungen
der Lebensräume anschauen. Ein sehr gelungener Überblick!
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Was ist 6 Uhr doch im Urlaub für eine unchristliche Zeit zum Aufstehen,
aber wir wollten mittags in Seward sein, da eine Schiffsfahrt auf
uns wartete. Die Fahrt durch Anchorage zeigte uns, daß wir
nichts versäumt hatten, als wir uns gestern entschlossen, diese Stadt
nicht anzuschauen. Es regnete, je weiter wir nach Süden vorstießen.
Die Fahrt ging am Fjord entlang und würden die Wolken nicht so tief
hängen, wäre der Anblick grandios. Der Wind wehte so stark aus
dem Fjord heraus, daß die beginnende Flut Mühe hatte, gegenan
zu kommen. Es klappte nur als kleine Flutwelle. Wie ein Minitsunami rollte
sie den Fjord hinauf. Eine kurze Fotopause nur konnten wir uns erlauben.
Weiter führte der Weg in die Berge des State Park Forest mit
seinen hellgrünen Seen über den Moose Pass nach Seward.
Wenn der Nieselregen und die niedrig hängenden Wolken nicht wären,
wieder ein Traumstrecke. Pünktlich kamen wir an der Anlegestelle
der Star Of The Northwest an. Sechs Stunden lang fuhren wir im Seward
Fjord herum, freuten uns an putzigen Ottern, die faul und gemütlich
auf dem Rücken liegend an uns vorbei trieben, beobachteten Robben,
die in großer Zahl auf den Felsen dösten und wunderten uns,
wie die schwerfälligen Tiere da hinauf gekommen waren. Ja wir sahen
sogar einen Belugawal, der uns fotogen seine Schwanzflosse hinhielt. Da
fiel der permanente Nieselregen nicht ins Gewicht, zumal wir uns im Salon
wieder aufwärmen konnten. Das Büffet, das Lachs und Roastbeef
satt bot, dazu endlos Tee und Kaffee, entschädigte für das Wetter.
Früh fielen wir dann ins Bett.
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Endlich einmal wieder bis 8 Uhr schlafen! Es hat die ganze Nacht geregnet
und es schien so weitergehen zu wollen. Also ganz gemütlich Kaffee
trinken, es lagen ja heute nur die 250 km zurück nach Anchorage
an. Dieses Mal hatten wir Zeit, so daß wir trotz des Regens einige
Pausen machten. Die Straßen waren voll, schließlich war Sonntag
und Kind und Kegel war unterwegs. So kamen wir gemütlich, gerade
so, daß wir kein Verkehrshindernis waren, in Anchorage an.
Zur Belohnung schien die Sonne und es wurde sommerlich warm. Ein fulminantes
Abendessen rundete den Tag ab. Morgen droht wieder ein langer Tag!
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Wieder so ein Tag, der versprach, anstrengend zu werden. Hört sich
ja nach nichts an: 510 km. Doch diese Straßen sind nicht zum Schnellfahren
geeignet, außerdem sieht man nichts mehr von der Umgebung. Also
wieder um 6 Uhr aufstehen und auf die Piste. Heute ist übrigens Memorial
Day, den Alle nutzen, um ein verlängertes Wochenende zu verbringen.
Dementsprechend leer war auch der Glenn Highway, der uns nach Tok
bringen sollte. In der Landkarte ist er als "scenic road" bezeichnet,
was voll zutrifft. Uns wurde wieder vor Augen geführt, daß
wir in Alaska sind. Ein Merkmal ist, glaube ich, daß man immer irgendwo
einen Felszacken oder eine Kuppe mit Schneepatches sieht. Die Tundra,
wie die Wälder zählen hier nach Hunderten von Kilometern. Platt
könnte man sagen, Norwegen hoch 5. Das betrifft auch die Autos und
die Menschen. Ich habe noch nie so viele dicke Menschen gesehen wie hier!
Den Nachteil unseres frühen Losfahrens erfuhren wir in Palmer
auf einer Moschusochsenfarm. Sie öffnete erst um 10 Uhr und
so lange konnten wir nicht warten. Schade!
Die Chugach-Mountains wurden immer höher und weißer,
in der Ferne blinkten Berge von 12.000 bis 13.000 ft Höhe. Da wunderte
es nicht, daß auch Gletscher zu dem Massiv gehören, von denen
der Matanusca Gletscher vis á vis dem Highway bis ins Tal
reichte. Ein großartiger Anblick. Mit 3.322 ft erreichten wir am
Eureka Summit den höchsten Punkt des Glenn Highways.
Nach ewig langem Fahren durch Ebenen mit breiten Flußtälern
fuhren wir an den Wrangell Mountains entlang, sahen in der Ferne
links vor uns wieder die Alaska Range leuchten und nachdem wir
uns auf einer elenden Schotterpiste noch meilenlang die Knochen haben
sortieren lassen, kamen wir endlich kurz vor dem Briefing für den
nächsten Tag um 19 Uhr etwas kaputt in dem RV Park in Tok
an. Eine wundervolle Strecke, die wieder Alles von Alaska zeigte, aber
müssen es denn 510 km sein? Es liegen so viele und schöne Campingplätze
am Weg...
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Endlich sollten wir erfahren, wie Sourdough Pankake schmeckt. Dieser
Campingplatz heißt "Sourdough Campground" und es gibt
viele Unternehmungen die das "Sauerteig" im Namen haben. Heute
Morgen frühstückten wir im Restaurant des Campingplatzes. Es
gab Sourdough Pankakes mit baked bacon und Ahornsirup (nur wer wollte,
auf einem Pfannkuchen, die anderen aßen es nacheinander). Es hat
gut geschmeckt.
Dann ging es wieder auf die Piste. Anfangs drohende Bewölkung löste
sich in einem blauen Himmel mit fotogenen Wolken auf. Auf der rechten
Seite begleitete uns das Panorama des Icefield Glaciers und zwang
zu häufigen Fotostops. Wieder wurde uns bewußt, warum wir diese
Alaska-Tour machen, die Szenerie war so groß, daß man ganz
still wurde und sich in der Weite verlieren konnte.
American Border. Die Amis ließen sich gar nicht sehen, die
Ausreise interessierte sie nicht. Auf der canadischen Seite stand ein
Schild: Stop. Don´t leave the car. We know you are here. Wir wurden
auf lange auf die Folter gespannt, ob das Schild stimmte. Drinnen saß
eine junge Frau, die sich keinen Deut um uns scherte. Endlich bequemte
sie sich zu uns heraus, fragte uns in harschem, unfreundlichen Ton aus
( die üblichen Zitrusfrüchte, Guns, etc.), um uns dann fahren
zu lassen. Die Uhr wurde wieder eine Stunde vorgestellt.
Weiter ging es nach Destruction Bay am Kluane Lake, dem
größten See des Yukon. Der Cottonwood Campground ist der schönste
Campingplatz der Reise. Ich schnappte mir sofort meine Gitarre und ein
Glas Whisky und verbrachte der Abend in der Sonne am See. Verzeiht, wenn
deshalb dieser Bericht zwei Tage (warum siehe morgen) später etwas
dürftig ausgefallen ist.
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Eigentlich sah unser Tourplan für heute die Strecke Destruction
Bay, Haines Junction, Whitehorse, Skagway vor. Die Hälfte der
Gruppe wählte die Alternative über Haines Junction,
Haines, Fähre nach Skagway.
Wir auch.
Es fing an mit einer Baustelle am Highway in Destruction Bay. Hier
wie überall gibt es keine elektrischen Ampeln, sondern menschliche.
An dieser Baustelle, die sehr lang war, war die Ampel ein Pilotcar, daß
immer hin und her pendelte. Einfach, aber wirksam! Bis Haines Junction
begleiteten uns rechts die St. Elias Mountains des Kluane National
Parks, deren Schneegipfel wieder in der Sonne leuchteten und das Fotografieren
so schwierig machten. Da vorn, was ist das Schwarze da? Ein Schwarzbär!
Das Jagdfieber erwacht wieder. Bären sind so aufregend! So plump
aussehend und doch so schnell! Faszinierend! Bilder im Kasten? Herrlich!
Danke Bär!
In Haines Junction trennte sich die Gruppe. Die Einen nach links,
wir nach rechts. Der Highway No. 3, der Haines Highway, führte
erst entlang des Tatshenshini-Alsek Wilderness Parks immer in die
Höhe. Bald passierten wir die Baumgrenze und kamen auf die Hochebene,
die am Glacier Bay National Park entlang führt. Hier war selbst
die Tundra zurückgeblieben, nur noch Moose bedeckten die Felsen.
Jetzt waren wir mit Schneepatches und gefrorenen Seen auf einer Höhe.
Die schneebedeckten Gipfel sind sehr nahe gekommen. Das war wirklich das
Dach der Welt für uns und als dann das Schild "Passhöhe
1074 m", wunderten wir uns nicht, dafür waren wir in Alaska.
Na ja, genau genommen waren wir ja noch in British Columbia, wir mußten
ja erst noch wieder nach Alaska einreisen. Das ging ganz unproblematisch,
der Grenzer wollte eigentlich nur plaudern, fragte nach wohin und woher,
ob es uns gefällt, usw. Also wieder die Uhr eine Stunde zurückstellen.
Nicht vergessen! Die Eindrücke waren unvergeßlich, ein, wenn
nicht das Highlight dieser Fahrt. Wir konnten uns nicht trennen,
nach jeder Kurve mußten wir anhalten. Wenn der Wind, der von den
Schneehängen herabkam auch zum Sonnen zu kalt war, in die Runde schnuppern
mußte sein. Wie kann man das mitnehmen? Die Fotos sind überhaupt
nicht aussagekräftig, also inhalieren, tief ins Herz hinein.
Bald ging es hinab in den Mündungsbereich des Chilkat Rivers.
Hier ist ein Schutzgebiet für die Weißkopf-Seeadler.
Obwohl die beste Beobachtungszeit erst ab August sein soll, hatten wir
das Glück, einige zu sehen. Kurz darauf waren wir schon in Haines,
einem überraschend adretten und ansprechenden Ort. Sieben Kilometer
außerhalb liegt der Ferry-Terminal, an dem wir 2 Stunden vor Abfahrt
der Fähre sein mußten, also um 16:45 Uhr, da der Abfahrtstermin
um 18:45 war. Die Fähre kam um 19:30, das Entladen dauerte so seine
Zeit, da die Einfahrt seitlich war und einige Container ganz schön
jonglieren mußten. Unsere Einfahrt, auch mit meinem 22´ Motorhome
ging dann aber problemlos. Dann aber warteten wir bis 21:00 Uhr auf irgendetwas,
bis es endlich losging. Das Drumherum war interessant zu beobachten, so
daß keine Langeweile aufkam. Auf der Fahrt in die untergehende Sonne
kamen uns drei Kreuzfahrtschiffe entgegen, prima, dann wird es Skagway
ruhiger! Kurz vor 22:00 Uhr kamen wir in Skagway an, wo uns Siggi
und Wolfgang schon winkend an der Gangway erwarteten. Schön, so empfangen
zu werden! Zum Campground waren es nur ein paar Meter, wo ein Whiskey
zur Wiedersehensfeier (man hatte sich doch vermißt!) notwendig war.
Ein erlebnisreicher und langer Tag und wieder keine Zeit zum Schreiben
(siehe gestern). Diesen Trail muß ich jedem empfehlen, er darf auf
keiner Tour in diese Gegend fehlen!
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Der letzte Trail.
Ja, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollten, heute war er, unser letzter
Trail auf diesem Kontinent. Der Trubel der Eisenbahn und der nachts eingelaufenen
neuen Kreuzfahrtschiffe ließen uns früh um sieben, wie gewohnt,
aufstehen. Eigentlich war es geplant, einen Tag in Skagway zu bleiben,
doch der Ort war nur auf den Touristenrummel der Kreuzfahrtschiffe eingerichtet
und wir wollten nicht erleben, wir 6.000 Menschen von 4 Kreuzfahrtschiffen
wie Heuschrecken über den Ort herfallen, der 70% aus Juwelierläden
und der Rest aus Giftshops besteht. Er war zwar nett im Westernstil zurechtgemacht,
aber am Morgen eine Stunde vor den Heuschrecken hindurchzugehen reichte.
Wir machten uns lieber auf den Weg nach Whitehorse.
Der Klondike-Highway nach Norden ist geschichtsträchtig, wie
der Name belegt, war er doch eine Route der Goldsucher auf dem Weg zum
Klondike. Der Reiseführer nennt diese Stück eine der schönsten
Strecken im kanadischen hohen Norden. Schön ist sie, doch wir waren
von gestern noch mit so vielen Reizen überflutet und in Gedanken
noch immer auf dem Haines Highway, das der Klondike-Highway nicht zu seinem
Recht kommen konnte. Wieder ging es bergauf, hier die Berge runder und
weniger schneebedeckt. Was müssen die Glücksritter geschwitzt
haben, wo heute eine bequeme Straße ist! Hinter dem White Pass
kamen wir wieder an die Grenze. Wie gewohnt, war die Ausreiseseite der
USA nicht besetzt, die Ausreiseformalitäten erledigten die kanadischen
Kollegen. Die taten dies mit kugelsicheren Westen, schwer bewaffnet, aber
sehr freundlich und auf ein Schwätzchen bedacht. Nun waren wir auch
passmäßig endgültig wieder in Kanada. Nicht vergessen,
die Uhren eine Stunde vorzustellen!
Am Wege waren nun die Ruinen von Goldminen zu erkennen, sie klebten abenteuerlich
am Hang, die Seilbahnkonstruktionen zum Fluß hinab waren noch gut
zu erkennen. Man muß sich nur die Straße wegdenken, dann kann
man unschwer ermessen, was für eine Plackerei das war!
Noch in Gedanken an die Goldsucher fuhren wir weiter, als uns ein braunes
Ungetüm am Straßenrand halten ließ: ein Grizzly!
Ein Mordskerl. In aller Ruhe fraß seine Blätter und ließ
sich durch die Autos nicht stören. Manchmal hob er Kopf, schaute
über die Zuschauer und grinste richtig, als wollte er sagen, ich
bin der Boss hier! Und das war er auch! Lange standen wir und machten
viele Bilder von ihm, bis ein Monsterkaravan vorbeibrauste und ihn vertrieb.
Danke Bär, er würdevoller Abschied von Kanada!
Das Örtchen Carcross (Caribou Crossing) war dann eine Erholung
für uns. Die paar Häuser, großzügig verstreut, haben
aus ihrem Überbleibsel der Goldrushzeit das Beste gemacht. General
Store und Barracks Store haben sich mit Fantasie herausgeputzt. Wir haben
mit einem dicken leckeren Eis in der Sonne gesessen und die Seele baumeln
lassen. Wir wollten uns nicht auf das Ende unseres Trails einstellen.
Es könnte noch länger so weiter gehen!
Es mußte weiter nach Norden gehen. Die Carcross Desert, eine
große Dünenlandschaft in all diesen Felsen warb mit dem Prädikat
"kleinste Wüste der Welt." Ein Sandfoto zu den vielen Felsfotos
ist immer einen Stop wert. Ein Stück weiter ließ uns ein weiteres
Naturphänomen, der Emerald Lake, anhalten. Er hatte ein intensives
grün leuchtendes Wasser, das durch Calcium und Ablagerungen das Licht
grün reflektiert.
Dann wieder Whitehorse, unser alter Campingplatz, der dieses Mal
ein anderes Bild vermittelte. Die Saison hat begonnen und er war gut belegt.
Zur Abschlußfeier wurden alle Getränkereste aufgefahren, die
es so gab. Ein schönes Durcheinander! Wehmütig wurde noch einmal
die Tour reflektiert. Unsere kleine Gruppe von anfangs acht und zuletzt
noch sieben Fahrzeugen war eine gute Gruppe geworden. Viele Gespräche
waren geführt, manches Bier oder mancher Wein zusammen getrunken
worden. Viele Erlebnisse waren zusammen erlebt worden oder konnten ausgetauscht
werden, man hatte sich kennen und schätzen gelernt. Nicht zuletzt
hat Leisereiter Kurt viel zur Harmonie der Gruppe beigetragen. Ein langer
Abschiedsabend am Lagerfeuer.
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Tja, nun kam der wenig schöne Teil. Es mußte gepackt werden,
zum Glück gingen die Koffer trotz aller kauften T-Shirts noch zu,
dann wurde der Wagen aufgeklart: fresh, gray und black water mußten
entleert werden, Wagen fegen. Besenrein war die Devise. Um 11 Uhr war
Alles erledigt, Abfahrt zu Fraserway, Abgabe der Fahrzeuge. Die Abnahme
war schnell, gründlich und professionell. Alles klar, Vertrag abschließen.
Um 14:00 Uhr waren wir im Hotel. Nach einem letzten Bummel durch Whitehorse
konnte ich endlich im Hotelzimmer die letzten drei Tage im Tagebuch schreiben.
Unterbrechung. Es wartete die Show der Frantic Follies auf uns, eine schwungvolle
Show, deren Witz wir leider nur zu 60% verstanden, aber es war eine Freude,
eine so engagierte Show, an der die Schauspieler offensichtlich selbst
den größten Spaß haben, zu erleben. Nach einem letzten
Bier ging es um Mitternacht auf die Zimmer. Ob der Internetanschluß
auf den Zimmern wohl kompatibel ist? Wecken ist um 4:00 Uhr, der Flieger
nach Vancouver soll um 6:50 starten. Es klappte mal wieder nicht und das
Schlafen klappte auch nicht, denn das Zimmer war stickig heiß, lüften
nütze gar nichts.
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Leicht gerädert machten wir uns um 4:00 Uhr ans Kaffee kochen, denn
Frühstück gab es um diese Zeit noch nicht. Der Bus kam pünktlich,
mußte aber zwei Mal fahren. Rechtzeitiges Einchecken kümmerte
hier niemand. Der nächste Schock kam am Schalter: Gewichtsbegrenzung
auf 70 lbs pro Gepäckstück. Gott sei Dank kam ich durch, was
aber nicht für Alle galt, einige mußten umpacken. Nächste
Station Sicherheitscheck. Übergenau wurde Alles kontrolliert. Die
Fotoausrüstung mußte ausgepackt werden, ob die Objektive auch
keine Rohrbomben waren, der PC wurde ausgepackt und abgewischt und das
Tuch von einem Spektrometer auf Sprengstoff und Eisenspuren untersucht.
Männlein wie Weiblein mußten ihre Gürtel lösen, damit
mit dem Metallsuchgerät eventuelle Messer dahinter geortet werden
konnten. Kurt hatte sich eine Gürtelschnalle mit den Enden gebrauchter
Patronenhülsen darauf gekauft. Die durfte er nicht mit an Bord nehmen.
Ob sie in einer Extratüte wie ein Koffer aufgegeben in Frankfurt
landen werden, werden wir erleben. Die Schuhe wurden besonders genau unter
die Lupe genommen, gescannt und abgetastet. Es war ein Wunder, daß
wir fast pünktlich um 6:50 starteten.
Hier in Stunden unser Flugplan, um Zeitumrechnungen zu ersparen:
Flugzeit Whitehorse - Vancouver: 2 Std 20 Min.
Wartezeit in Vancouver: 4 Std. 50 Min.
Flugzeit Vancouver - Calgary: 2 Std. 23 Min.
Wartezeit in Calgary: 1 Std. 32 Min.
Flugzeit Calgary - Frankfurt: 8 Std. 25 Min.
Wartezeit in Frankfurt: 1 Std. 25 Min.
Flugzeit Frankfurt - Bremen: 90 Mi.
Ankunft in Bremen: Sonntag 5. Juni 13:40 Uhr
Summe: 23 Stunden plus ein paar zerquetschte Minuten. Das reicht!
Nachdem wir nun wochenlang kein Netz hatten, konnte ich endlich in Vancouver
diesen Bericht aktualisieren.
Nachtrag:
Der Flug führte ungefähr am Polarkreis entlang, das bedeutete,
daß es nie Nacht wurde. Und da der Himmel wolkenlos war, bot sich
eine atemberaubende Aussicht auf das Land unter uns: Baffin Island, die
Baffin Bay, auf der bald einige Eisschollen schwammen, die rasch zahlreicher
und größer wurden, bis die Eisdecke dann geschlossen war. Erst
an Buckeln aus Schnee, die immer höher und zahlreicher wurden, merkten
wir, daß wir über Grönland waren. Faszinierend! (Für
ein Bild hier klicken) Wenn da nicht die Stewardess gewesen wäre,
die immer wieder gefordert hat, wir sollten das Rollo schließen,
die anderen Fluggäste wollten schlafen, obwohl sich keiner bei ihr
beschwert hatte! Nervig! Wir drückten uns die Nasen an den Scheiben
platt, an Schlaf war nicht zu denken. (Für
ein Bild hier klicken) Dann war wieder eine geschlossene Eisdecke
zu sehen, die aufbrach, die Schollen wurden kleiner, bis wieder ganz weg
waren. Plötzlich war da die Küste von Island und leider zogen
Wolken auf und als eigentlich der Hekla bei uns heimatliche Gefühle
erzeugen sollte, war nichts mehr zu sehen. Schade. Na ja, dann konnten
wir ja auch noch etwas schlafen. Ein traumhafter Abschluß!
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28.06., zweiter Nachtrag:
Heute habe ich in unserer Zeitung, der Nordwest-Zeitung, folgenden Artikel
gefunden: (Für ein Bild hier
klicken) Schrecklich, zum Glück kommt so etwas selten vor. Es
geht aus dem Artikel nicht hervor, wo genau das Zelt gestanden hat. Wahrscheinlich
waren Lebensmittel im Zelt, die der Bär gerochen hat. Vor unverschlossenen
Lebensmitteln wird immer wieder gewarnt. Natürlich habe ich mir die
Frage gestellt, ob wir leichtsinnig waren, anzuhalten und zu fotografieren,
wenn uns das Jagdfieber gepackt hatte. Aber ich denke, wir sind ausführlich
genug vorher gebrieft worden, wie wir uns im Umgang mit Bären zu
verhalten haben und da ist keiner unvorsichtig geworden. Eine geschlossene
Autotür ist ein guter Schutz. Also keine Angst, aber immer Respekt!
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