Entdeckerreise 2007: Auf den Spuren Marco Polos

Bericht 27: Durch Europa - Belarus



13.09.07 bis

Nach Minsk (BY)

15.09.07

Nach Brest (BY)


Nach Minsk, 13.09.07 (BY)

Der Morgen begann mit einem gemeinsamen Frühstück in der Kantine. Zur Grenze waren es nur 70 km. Das Wetter wechselte von Minute zu Minute von sonnig mit wunderschönen weißen Wolken vor blauem Himmel zu tiefschwarz drohendem Himmel, der auch mal Regen schickte.

Die russische Seite der Grenze beschränkte sich auf die Kontrolle der Fahrzeuge, Fahrgestellnummern, Fahrzeugpapiere wurden überprüft. Für Weißrußland mußten wir eine Krankenversicherung abschließen, obwohl wir schon zu Hause eine separate abgeschlossen hatte. Der Preis war nach Alter gestaffelt. Wir zahlten 322 Rubel = 6,5 Euro für 3 Tage! Das nenne ich Abzocke!

In den letzten Tagen hatte Wagen 4 seinen Spanngurt über der Frontscheibe abgemacht. Einige Schlaglöcher haben sie wieder aus dem Rahmen gelöst, einige neue Risse hinzugefügt und alte kleine Splitter drohten herauszufallen. Also mußte der Gurt wieder dran und die Ecke mit Klebeband gesichert werden.

Die weißrussische Seite passierten wir nach 45 Minuten, nachdem wir 381 russ. Rubel (11 Euro) für die Registrierung des Wagens bezahlt hatten.

Dann wird gleich die erste Maut fällig, die in Devisen, wozu auch der russ. Rubel zählt, gezahlt werden muß. Wir zahlen 2 Euro. Deshalb in Devisen, weil die Straßen mit EU-Mitteln gebaut wurde.

Das Land sieht leer aus. Wir treffen kaum auf Dörfer, das Land ist unbebaut. Wir lesen, daß das Durchschnittseinkommen bei 60 Euro liegt. Um so mehr wundert es uns, als wir bei unserer Mittagspause an einer Schaschlikbude 4 Euro für ein Schaschlik bezahlen müssen. Wer kann sich das leisten?

Das Tanken wurde zu einem Erlebnis. Schon an den Preissäulen wechselte die Anzeige von Belarus-Rubel über US$ zu Euro. Man konnte volltanken wie bei uns ohne in Vorkasse zu gehen, mußte aber darauf achten, daß man von den Fremddevisen kein Wechselgeld zurückbekam. Alles kann nicht perfekt sein.

Zweimal noch zahlen wir Maut auf der guten Straße, dann erreichen wir über den Ring um Minsk unseren Stellplatz. Der liegt nicht mehr wie früher auf dem ehemaligen Raketenstützpunkt, sondern wieder an einem Erholungsheim.

Das Abendessen war mal wieder zweiter Klasse, was hauptsächlich am Ambiente lag. Obwohl Perestroika doch wohl so lange vorbestellt hatte, belegte eine andere Veranstaltung das Restaurant, so daß wir in einen nackten, ungemütlichen, kalten Saal ausweichen und mit einem improvisierten Essen (O-Ton örtlicher Vertreter) vorliebnehmen mußten.

Minsk, 14.09.07 (BY)

Auf der heutigen Stadtrundfahrt wurde mir deutlich, daß ich von Weißrußland nichts weiß. So lernte ich, daß das Gebiet der heutigen Republik Weißrussland im frühen Mittelalter zur Kiewer Rus gehörte, die ein Vorläuferstaat der heutigen Staaten Russland, Ukraine und Weißrussland, mit Zentrum in Kiew ist. Damit will ich es auch bewenden lassen, denn dann wird es verworren, Polen, Litauen kommen ins Spiel, Kriege erschüttern das Land und es dauert bis 1991, bis Belarus eine selbstständige Republik wird.

Die Stadtrundfahrt zeigte uns eine Stadt, die sich nach der 95%igen Zerstörung im zweiten Weltkrieg und großzügigem Wiederaufbau mit breiten Straßen und großen Parks in neuem Glanz präsentiert. In der Innenstadt wurde das Straßennetz beispielsweise vollständig zu Gunsten eines Schachbrett-Grundrisses umgestaltet, neue repräsentative Gebäude vor allem für die Verwaltung entstanden. Neue Wohnbezirke entstehen nicht in sowjetischer Plattenbauweise, sondern in moderner farbenfroher Architektur.

Wir sahen die Heiliggeist-Kathedrale, die katholische Kathedrale der Heiligen Jungfrau Maria, die katholische Backsteinkirche des Hl. Simon und der Hl. Helena, spazierten durch den Janka-Kupala-Park, der dem weißrussischen Nationaldichter gewidmet ist.

Zwar erzählte uns die Stadtführerin Nina, daß die Arbeitslosigkeit offiziell bei 1%, inoffiziell noch niedriger liege, aber das glauben wir ihr nicht. Andere Quellen sprechen von offiziell 3%, inoffiziell aber von weit über 10%.

Unser Guide Valeri hatte sich schon in Moskau sehr bemüht, daß ich zu einer Balalaika komme, aber es hat ja nicht geklappt. Hier in seiner Heimatstadt setzte er seine Bemühungen fort und brachte mich an seinem freien Tag zu einem großen Musikgeschäft. Auch hier gab es keine Balalaika mit Doppelsaiten, aber man erklärte mir, daß das professionelle Instrumente seien, die in Orchestern gespielt würden und die nicht in Läden zu kaufen seien, hier gäbe es nur Instrumente zum Üben und die wären eben mit drei Einzelsaiten bestückt, die auch noch aus Nylon sind. Die einzige Möglichkeit wäre eine gebrauchte zu bekommen, aber das bräuchte Zeit und Glück. Also werde ich zu Hause weitersuchen oder versuchen, meine alte aufarbeiten zu lassen. Valeri, vielen Dank für Dein Engagement!

Nach Brest, 15.09.07 (BY)

Heute feiern wir den Geburtstag vom langen Manfred (im Unterschied zu Diesel-Manfred). Nachdem wir immer Happy Birthday auf englisch und deutsch singen, ist es uns endlich gelungen, auch eine holländische Fassung zu singen.

Eigentlich eine unspektakuläre Strecke heute, die 250 Kilometer nach Brest, wenn da nicht die Überraschung gewesen wäre. Die Mittagspause wurde unverständlicherweise eine Stunde früher angesagt. Auf dem Parkplatz war sie dann die Überraschung: Valeris Familie, die in der Stadt in der Nähe zu Hause war, hatte einen Imbiß für uns vorbereitet. Kartoffelpüree, Würstchen, verschiedene Salate. Danach Kuchen und Saft - ein herrliches Mahl und eine wunderschöne Idee! Nochmals danke, Valeri!

In Brest standen wir am Hotel Intourist. Überraschenderweise war eine Besichtigung angesetzt. Der Bus fuhr uns zur Brester Festung. Eine riesige und monumentale Gedenkstätte erinnert an die heldenhafte Verteidigung der Festung im Zweiten Weltkrieg, die uns sehr beeindruckte. Von der Festung die schlichte aber gerade deswegen schöne Kirche besucht. Die Stadtführerin, die Frau des Popen der Gemeinde, auf deren Gebiet wir übernachteten, erzählte engagiert und spannend über ihre Stadt.

Zum Abschluß besuchten wir die "Ausstellung geretteter Kunstgegenstände" oder prägnanter das Schmugglermuseum. Hier werden Kunstgegenstände von wertvollen Ikonen aus dem 16. Jahrhundert bis zu chinesischen Vasen gezeigt, die davor bewahrt wurden, in den Westen geschmuggelt zu werden.

Am Abend gab es ein Perestroikaessen im Hotel. Da dies mein letzter Abend mit der Gruppe war, trug ich mit Christine ihr Lied der Marco-Polo Tour 2007 vor, was sie im Laufe der Fahrt gedichtet hatte. Am Nachmittag hatte ich es im Internetshop der Post ausdrucken lassen, so daß wir es Alle zusammen singen konnten.

Mit diesem Abend endete meine Tour mit der Gruppe (Begründung in den nächsten Tagen), so daß ich mit diesem Lied (meine Hochachtung Christine!) die Gruppentour "Auf den Spuren Marco Polos" beenden möchte.

Eine Rundtour, die ist lustig
Von Christine
Nach der Melodie "Eine Seefahrt, die ist lustig" zu singen.
  1. Eine Rundtour, die ist lustig, eine Rundtour, die ist schön,
    ja, da kann man viele Womos auf der Straße rollen sehn.
    Holla hi, holla ho, holla hia, hia, hia, holla ho.

  2. Marco Polo war ein "Vorfahr", Marco Polo ist bekannt,
    darum haben schlaue Planer diese Reise so genannt.


  3. In Venedig wurd` gestartet, alle fanden sich dort ein,
    auf die Fähre zu dem Balkan und nach Vorderasien rein.


  4. 15 Womos, groß und kleiner, rollten durch der Griechen Land,
    hielten an in Kalambaka, und wir sah`n uns Klöster an.


  5. Rasch ging`s weiter, denn wir waren voller Sturm und voller Drang,
    wollten weiter Richtung Osten am ägäischen Meer entlang.


  6. Der Türken Grenze, die nun folgte, war uns Allen kein Problem,
    ach, wie schön wär Fernes Reisen, würd`s so in alle Länder gehen.


  7. Stambul. Ank`ra, alte Tempel, vieles sahen wir uns an,
    doch vor Irans frommer Grenze ging`s an Bacchus` Tropfen ran.


  8. Nach gutem Essen brachten alle Bier, Schnaps, Wein und so was her,
    Alle freuten sich, in Eile wurden alle Flaschen leer.


  9. Lange Ärmel, bedeckte Popos, auf den Kopf ein doofes Tuch,
    uns`re Damen resignierten, mancher schlüpfte raus ein Fluch!


  10. Doch Persiens Menschen, Kunst und Städte zogen uns ganz magisch an,
    Täbriz, Teheran und Natanz, ganz besonders Isfahan!


  11. Rasch ging`s weiter - nur auf Transit - das sollt` unsre Losung sein,
    und nach vielen Stunden Warten ging`s in Turkmans Land hinein.


  12. Dessen Hauptstadt ist ein Trugbild, ja wir haben`s gleich erkannt,
    viele Häuser schön zum Sehen, doch sind gar viele unbemannt.


  13. Schlanke Damen in langen Kleidern, wundervoll sie anzuschaun,
    und in Gold, auf vielen Plätzen, ließ sich Turkman Bashi bau`n.


  14. Rasch ging`s weiter, eine Grenze, hinein in der Usbeken Land,
    ach was war das eine Freude, jeder hatt`uns dort erkannt!


  15. Die Leute standen, winkten, lachten,- fröhlich winkten wir zurück,
    dank der Polizeieskorte, die geleitet uns das Stück.


  16. Tolle Namen, schöne Orte, viel schon hatten wir gehört,
    Samarkand, Buchara, auch Taschkent hat uns betört.


  17. Doch keine Träume, denn die Tage sind genau schon abgezählt,
    und schon rollen unsre Womos in Kirgisiens schöne Welt.


  18. Nicht die Städte, doch die Landschaft hüllte uns mit Zauber ein,
    in Yurten leben - als Nomade - doch nur hier, wär das nicht fein?


  19. Durch schöne Täler, hohe Berge, vorbei an Flüssen und an Seen,
    kam allmählich die Karawane auf dem Torugart zu steh`n.


  20. Ab hier wurd`s spannend -, holter die polter, wer hat das schon mal erlebt?!
    Wie ein Womo nach dem andern auf Chinas Straßen abwärts "schwebt"!


  21. Der Fahrer starrt nach rechts, nach links, denn wenn er nicht das Loch erspäht,
    kann es ihm ganz schnell passieren, dass dem Rad die Luft raus geht.


  22. Doch Kashgar`s Zauber, Moscheen, Plätze hüllten uns rasch in sich ein,
    auch den Trouble mit sturen Zöllnern stuften wir als nichtig ein.


  23. Auf Marcos Spuren ging`s nach Turfan, durch die Wüste Taklamakan,
    und dort haben wir bei Helenas Essen die Wucht des Sandsturmes erfahrn.


  24. Vorbei geht's weiter, an Klöstern, Tempeln, auch an Buddhas groß und klein,
    unser nächstes großes Highlight soll in Xian zu finden sein.


  25. Voll Ehrfurcht sah`n wir in die Gräben, mit Pferd und Wagen toll anzuseh`n
    Voller Ausdruck, voller Leben in Ton geformte des Khans Armeen.


  26. Ein kleiner Umweg nach Klein - Tibet, Labrangs Kloster zog uns an,
    Lama - Mönche, gelbe Mützen, weite Röcke - was stau`n wir da.


  27. Es geht weiter, immer weiter, tief in Chinas Herz hinein,
    Verbot`ne Stadt und viele Tempel, nächstes Ziel wird Peking sein.


  28. Mal was andres, Hotelzimmer, Dusche, Bett und Internet,
    Chinas Frühstück mit Gemüse, allmählich fanden wir das nett!


  29. Nach tiefen Gräbern, Chinas Mauern landen wir in Erenhot,
    dort die Bahn wollt uns nicht haben und so kamen wir in Not.


  30. Solln wir warten und verhandeln oder fahrn wir einfach los?
    Hin und Her wurde beraten, die Abenteuerlust war groß.


  31. Die Wüste Gobi, schon das Wort war uns zunächst ein Schreckenslaut,
    doch nach einem Tag Erfahrung ha`m wir uns immer mehr getraut.


  32. Im Sand mal stecken ist nicht peinlich, 4x4 zieht dich schon raus,
    und ein Abend in der Wüste gleicht Strapazen wieder aus.


  33. Nach zwei Tagen gegen Abend kam dann endlich Autobahn.
    Und für manchen Womofahrer fing das Atmen wieder an.


  34. Ulan Bator, Mongolens Hauptstadt war kein besonders schöner Ort,
    sich erholen, putzen, waschen - und schon ging es wieder fort.


  35. Russlands Grenze, Ulan Ude und als nächstes Baikalsee,
    ach wie gern wär`n wir geblieben, - doch s`ging weiter gleich, o weh!!!


  36. Irkutsk stimmt uns mit hölzern Häusern allmählich auf Sibirien ein,
    das wir tagelang durchfahren, mit Birken rechts und links im Hain.


  37. Manche Städte mit großen Namen, Novosibirsk haben wir gesehn,
    und die vielen großen Flüsse, die durch Sibiriens Fluren gehen.


  38. Aber endlich, welch große Freude, kamen wir in Moskau an,
    unser Stellplatz war ein Kloster, ja, der hat`s uns angetan.


  39. Moskaus Kreml, manche Kirche, Kaufhaus GUM ha`m wir besucht,
    Moskaus U - Bahn, berühmte Plätze, ach, die Tage war`n ausgebucht.


  40. Doch nun geht´s weiter, Richtung Heimat, über Minsk in Belarus,
    und schon wartet eine Grenze, die man noch passieren muss.


  41. Brest und Warschau, hört ihr Leute, gleichwohl haben wir`s geschafft,
    eine wundervolle Reise, die uns Lust auf weit`re macht.


  42. Marco Polo, unser Vorbild, hat`s bis Xian nur gebracht,
    doch w i r haben diese Reise über Russland r u n d gemacht!


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