Entdeckerreise 2007: Auf den Spuren Marco Polos

Bericht 26: Durch Europa - Russland



08.09.07 bis

Nach Suzdahl (RUS)

12.09.07

Nach Smolensk (RUS)


Nach Suzdal, 08.09.07 (RUS)

Die Strecke heute war kurz, wir wollten ja mittags in Suzdal sein, um diese Stadt des goldenen Ringes um Moskau besichtigen zu können. Das nahe Moskau machte sich bemerkbar, die Straßen sind besser und vierspurig. So waren wir rechtzeitig am Museumsdorf, wo unsere Führerin Helena uns erwartete. Wir sahen uns wiederaufgebauten Blockhäuser, Holzkirchen und Windmühlen aus der Zeit des 19. Jahrhunderts an. Bis dieses Freilichtmuseum interessant wird, muß aber noch eine Menge getan werden!

Suzdal liegt rund 220 km nordöstlich von Moskau am Kamenka-Fluss und hat heute 11.300 Einwohner, es ist heute ein Dorf, das rein vom Tourismus lebt. In der Stadt gibt es über 30 Kirchen und drei große Klöster (es waren einmal 15!).

Der Suzdaler Kreml ist heute nur noch von einem Erdwall (1 km lang) umschlossen, die Palisaden darauf sind verschwunden. In der Mitte liegt die Mariä-Geburts-Kathedrale mit fünf blauen Kuppeln (erbaut 1320), daneben der ehemalige erzbischöfliche Palast, der heute ein Museum ist.

Das 1352 gegründete Erlöser-Euthymios Kloster im Nordosten der Stadt am Kamenka-Fluß diente von 1764 bis in die 1950er Jahre als Gefängnis für politische und religiöse Abweichler und während des Zweiten Weltkrieges als Kriegsgefangenlager der Roten Armee (die in Stalingrad festgenommenen Generäle waren hier untergebracht) und war davor und danach Teil des Gulag-Systems. In der Klosterkirche hörten wir ein Sextett von Blagovast, einer Musikvokalgruppe aus Nishni Nowgorod. Sie beeindruckte uns so, daß wir CDs kauften.

Der Nachmittag war viel zu kurz, um noch mehr zu sehen, aber Suzdal kann man ja auch im Rahmen der Reise "Goldener Ring" besuchen. Wir bezogen unseren Stellplatz an einem Motel und machten uns bereit für ein weiteres Perestroikaessen. Dieses nahmen wir im Maria-Schutz-Nonnenkloster ein. Das Ambiente war edel und das Essen gut.

Die Gebäude des 1364 gegründeten Maria-Schutz-Nonnenklosters entstammen ebenfalls dem 16. und 17. Jahrhundert. Es war ein bekannter Verbannungsort für Frauen aus aristokratischen Kreisen. So waren hier unter anderem Ehefrauen der Zaren Iwan III. dem Großen, Wassili III. und Peter I. dem Großen inhaftiert.

Nach Moskau, 09.09.07 (RUS)

Die heutige Strecke war ebenfalls überschaubar, aber das war auch nötig. Ob der Regen die Ausflügler an diesem Sonntag früher zurück nach Moskau trieb oder der Verkehr immer so stark war weiß ich nicht. Aber an einem Wochentag kann es nicht schlimmer sein. Die Straße war schon dreispurig pro Richtung und trotzdem überholten die Wagen noch zweispurig rechts, wobei sie sich durch den aufspritzenden Marsch wühlten. Der Regen kümmerte sie nicht. Die Ampeln begünstigten die Staus zusätzlich.

Beim Tanken klappte es wieder einmal nicht. Natürlich war die Kassiererin Schuld, doch schließlich kamen wir auf den auf den äußeren Moskauer Ring, dessen 5 Spuren pro Richtung keine Entzerrung brachte. Schließlich erreichten wir unseren exklusiven Stellplatz am Hotel des Danilow-Klosters.

Das Danilow-Kloster in Moskau ist der Amtssitz des Patriarchen der Russisch-orthodoxen Kirche. Deshalb auch die Order, keine Dessous zum Trocknen hinauszuhängen, und nicht im Jogging-Anzug herumzulaufen.

Moskau, 10.09.07 (RUS)

Besichtigung Moskau. Unsere Stadtführerin Tatjana, einigen schon bekannt, führte uns mit großem Engagement. Auf der Stadtrundfahrt bekamen wir einen ersten Eindruck von der Stadt. Wir machten Pause am Nowodewitschi-Kloster (Neujungfrauenkloster), in dessen Nachbarschaft der Nowodewitschi-Ehrenfriedhof liegt, auf dem zahlreiche Prominente Persönlichkeiten aus Kultur und Politik begraben liegen.

Die Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau ist der größte Russisch-orthodoxe Kirchenbau der Welt. Am 5. Dezember 1931 wurde sie mit Einverständnis von Stalin gesprengt, um auf dem Grundstück den Palast der Sowjets zu errichten. Nachdem sich die Fundamente als nicht tragfähig erwiesen, wurde auf dem Boden eine beheizbare Badeanstalt errichtet. Der Wiederaufbau der Kathedrale wurde 1990 beschlossen am 19. August 2000 wurde die Kirche wiedereröffnet. Leider konnten wir nur die Kapelle im Untergeschoß besuchen, die Hauptkirche war gesperrt.

Die Lomonossow-Universität oder auch Staatliche Universität Moskau ist die größte und älteste Universität Russlands. Der moderne Gebäudekomplex der Universität wurde im stalinistischen Zuckerbäckerstil (sozialistischer Klassizismus) errichtet und basiert auf einem 240 m hohen turmartigen Hauptgebäude, das zu den sogenannten "Sieben Schwestern" zählt. Die Universität befindet sich auf den Sperlingsbergen (ehemals Leninbergen) etwas außerhalb des Stadtzentrums im Stadtbezirk West, inmitten einer riesigen Parkanlage.

Der Kreml (ist das historische und geographische Zentrum der Stadt. Die gegenwärtigen Mauern und Türme wurden in den Jahren 1485 bis 1495 erbaut. Im Inneren des Kremls befinden sich die Repräsentationsbauten des russischen Staates vom 12. bis zum 20. Jh.: Paläste, Rüstkammern, Senatsgebäude (Regierungssitz) und vier Kathedralen, die an einem Platz angeordnet sind: die Mariä-Entschlafens-Kathedrale, die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale, die Erzengel-Michael-Kathedrale und die Mariä-Gewandlegungs-Kathedrale. Hier hörten wir eine andere Gruppe von "Blagovast", die aber nicht die Qualität der Gruppe in Suzdal erreichte.

Der rote Platz war leider gesperrt, es wurden Tribünen aufgebaut für das am Wochenende stattfindende internationale Musikfest der Militärmusik, zudem probten dort schon die Musikgruppen. Ich sprach mit einigen Soldaten des Bundeswehrorchesters. Es war schon eigenartig, uniformierte deutsche Soldaten durch das Kaufhaus GUM stiefeln zu sehen!

Die Basilius-Kathedrale am roten Platz heißt eigentlich Kathedrale des Basilius des Glückseligen. Sie ist wohl unbestritten das Wahrzeichen Moskaus. Sie hat neun Hauptkuppeln, jede davon unterscheidet sich in Aussehen und Farbgebung von den anderen. Die Kathedrale selbst ist jedoch ausschließlich aus einfachen roten Backsteinen erbaut und im Gegensatz zu vielen russischen Kirchen von außen nicht bemalt. Ihre feierliche Schönheit entsteht ausschließlich aus dem Kontrast zwischen den roten Backsteinen und schlichtem weißem Putz.

Wieder versuchte ich, eine Balalaika zu bekommen, doch es war nicht möglich, ein Musikgeschäft zu finden. Valeri versuchte es dann per Telefon, doch eine doppelsaitig bespannte Balalaika gibt es nicht. Ist das eine deutsche Erfindung?

Mit der Metro ging es wieder zurück zum Stellplatz, wobei wir drei Personen am Kreml vergaßen und dem Reiseleiter erst beim Verlassen der Metro auffiel, daß sein Autogenosse fehlte. Keinem fiel auf, daß noch zwei fehlten!

Am Abend gab es ein weiteres Perestroikaessen im Hotel des Danilov-Klosters. Es war gut, aber nicht bemerkenswert.

Moskau, 11.09.07 (RUS)

Heute gab uns Stadtführerin Tatjana eine Einführung in die Moskauer Metro. Sie fährt im 2-Minutentakt und kann dabei natürlich nicht auf das Einsteigen der Fahrgäste Rücksicht nehmen. Die Türen knallen zu, jeder muß selbst sehen, wie er mitkommt. Die Züge fahren um ein Vielfaches schneller als bei uns. Die Bahnhöfe sind sehenswert und man sollte ich einige unbedingt ansehen.

Ein Abschlußschnuppern am roten Platz beendete diesen sonnigen aber kühlen Tag.

Nach Smolensk, 12.09.07 (RUS)

Heute hat Gil Geburtstag. Sie bekam von einigen aus der Gruppe Geschenke und vor der Abfahrt von Allen das obligate Ständchen.

Wie erwartet war der Ring um Moskau voll. Mit 90-100 kmh bretterten auf der linken Spur in der Schlange mit, um unser Führungsfahrzeug zu erreichen. Schließlich konnten wir westwärts auf die M1 abbiegen und unseren gewohnten 70 kmh-Trott wieder aufnehmen.

Die Straßen sind weiter vierspurig ausgebaut und gut. Es fällt auf, daß es keine Felder mehr gibt, dafür sehr viel Sumpfland und Magerboden. Auf Viehherden treffen wir selten. Die Landschaft ist leicht wellig, so, wie wir Norddeutsche es lieben.

Unser Stellplatz liegt außerhalb von Smolensk an dem Erholungsheim des Diamantbearbeitungsbetriebes Kristall. Wir standen noch nicht, da tönte es über Funk: Wagen 15, du hast mal wieder einen Platten! Hat der ein Pech. Ich muß doch mal nachrechnen, der wievielte das ist!

Am Abend trafen wir uns zu Gils Umtrunk bei Whiskey und Baileys aus Erenhot (Chinas Duty not paid!) und Vodka. Danach ging es zum Perestroikaessen in die Kantine des Heims. Da wir keine Zeit für eine Stadtführung hatten, informierte uns die Stadtführerin während des Essens sehr unterhaltsam über ihre Stadt.

Die kumulierte Schadenstatistik sieht jetzt so aus:

lfd.
Nr.
was Ort Folgen / Maßnahmen Wagen
37 Reifen platt Smolensk Neuer Schlauch
15




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