Entdeckerreise 2007: Auf den Spuren Marco Polos

Bericht 24: Durch Sibirien -
Barabinsk, Omsk, Miass



26.08.07 bis

Nach Barabinsk (RUS)

01.09.07

bis Miass (RUS)


Nach Barabinsk, 26. 08.07 (RUS)

Wagen 4 kann so nicht fahren, der Auspuff und die Spurstange müssen gemacht werden. Glück im Unglück: in Novosibirsk befindet sich eine MAN-Werkstatt. Ob die Teile vorhanden sind, kann sich erst morgen, am Montag, klären. Notfalls müssen sie aus Deutschland geschickt werden. Also bleibt Wagen 4 zurück und Wagen 3 leistet moralische Unterstützung. Wir hoffen Alle, daß der Schaden schnell behoben werden kann!

Wieder heute 330 Kilometer Natur, jetzt auf der M51. Nicht der dichte Wald wie gestern, die Birken bildeten kleine bis große Gruppen, dazwischen viel Sumpf, Felder und sehr Brachland. Die Dörfer liegen nicht an der Straße, sondern ein paar Kilometer entfernt. So hat man noch mehr das Gefühl von Einsamkeit. An einem Rasthaus mit Autoservice bezogen wir unseren Stellplatz. Irgendwo abseits soll Barabinsk liegen.

Am Baikalsee (12.08.) habe ich meine Beweggründe, auch über Gruppenkonflikte zu schreiben, dargelegt. Ich habe eine Reaktion bei Marga und Roel gefunden, die ich euch nicht vorenthalten will und kommentarlos weitergebe, auch, da mein Plattdeutsch nicht ausreicht, um die holländischen Feinheiten genau zu erkennen:
Website Marga und Roel, Woensdag 15 augustus 2007 Ulan Ude - Rusland:
...
's Avonds lezen we de website van Christian. Zijn weergave van de reis is heel anders, naar onze mening te negatief en vol kritiek met name op de reisleider. Hij noemt ons web-verslag een "Friede-Freude-Eierkuchenwelt" verhaal en vindt dat de (lees "zijn") waarheid verteld moet worden. Kennelijk beheerst hij het Nederlands onvoldoende, wij schrijven wel degelijk over de groep en de daarbij behorende problemen, maar niet uit persoonlijke frustratie. Wij berichten liever over onze persoonlijke indrukken en interessante ontmoetingen met inwoners en wij berichten minder over eten, over planten en citereren ook geen quasi wetenschappelijke teksten uit Wikipedia. Maar gelukkig heerst op internet vrijheid van meningsuiting en mag ieder publiceren zoals hij dat wil..

Eine indirekte Reaktion konnte ich bei Seabridge lesen, der Reiseleiter schrieb am 24.08.07 zum ersten Mal über Gruppenprobleme und wie er sie lösen will:

"Ihr fragt euch vielleicht zu Recht, ob bei uns alles immer spannungsfrei verläuft. Nun, zur Zeit nicht, wir haben etwas geladene Stimmung. Hitze, Erkältung, viel Strecke, immer hat einer was zu meckern. Das Reiseleitungsteam will so nicht weiter arbeiten und überlegt sich Maßnahmen.
… (Foto) Ein Militärkonvoi, von denen wir einigen in China begegnen. Die Soldaten schmoren brav in der Hitze in ihren LKW. Das ist eine Disziplin, die wir nun auch einführen. Ich muss ein Zeichen setzen nach mehr als einem Vierteljahr Reise, die bisher sensationell gut verlief. Nun haben wir ein kleines Stimmungstief, obwohl es keinen großen Grund dafür gibt. Ich werde ab Morgen Konvoi fahren lassen, dann kommt vielleicht wieder etwas Ruhe in den Laden.
(Foto) Der nächste Tag. Statt Individualität Perlenschnurfahren. Schluss mit lustig. Vorbei ist es mit der Freiheit. Disziplin ist angesagt. Tut einigen bestimmt ganz gut. So werden übrigens die anderen Chinatouren von der Konkurrenz immer gefahren. Die tun mir leid. Genauso wie unsere Leute heute. Aber ein Machtwort ist gesprochen. Basta!"

Lustig! Muß ich das noch kommentieren?

Nach Omsk, 27. 08.07 (RUS)

Die Landschaft hat sich nicht geändert. Weitere 355 Kilometer Felder, Wald, Sumpf und Brachflächen. Weiden und Kühe sahen wir verhältnismäßig selten. Nur in manchen Dörfern sahen wir einige Großställe. Ob das an den langen kalten Wintern liegt, in denen die Tiere in den Ställen versorgt werden müssen, weiß ich nicht. Wir wurden nicht müde, uns diese Landschaft anzusehen, wechselte doch mit jedem Kilometer das Bild, sei es der Fluß der Kornfelder, die samten durch die Baumgruppen fließen, sei es, daß die Sonne wieder eine neue Beleuchtungseinstellung gefunden hat.

Genau zur Rush Hour kamen wir nach Omsk und mußten uns durch die 1.142.800 Einwohnerstadt wühlen. Nur am Rande bekam ich mit, wie schön die Stadt ist.

Unseren Stellplatz bezogen wir an einem Hotel mit Blick auf den Irtysch. Ein fast gemeinsamer Abend in geselliger Runde beschloß den Tag.

Omsk, 28. 08.07 (RUS)

Die Stadtrundfahrt führte zu einigem Unmut. Sie wurde von einer alten kommunistischen Stadtführerin durchgeführt, die uns lange durch die neuen Stadtviertel mit ihren Hochhäusern kutschierte, um uns den Fortschritt zu zeigen. Die Kreuzerhöhungskathedrale erwähnte sie nur und wir durften beim Vorbeifahren ein paar Fotos schießen, gehalten wurde nicht. Dafür hielten wir kurz in der Innenstadt und Am Flußbahnhof am Irtysch, wo wir alle ein weing ziellos herumstanden. Auf unsere Frage nach den Wolgadeutschen und ihrem Jahrestag sdagte sie, darüber wisse sie nichts. So stieg Gil mit Christine und Manfred in der Stadt aus, um sie auf eigene Faust zu erkunden. Sie kamen begeistert zurück.

Omsk ist ein Kunst- und Kulturzentrum und besitzt eine sehenswerte Altstadt mit Fassaden aus mehreren Jahrhunderten. Die Nikolaus-Kathedrale (1838-40) sowie die Eisenbahn-Akademie sind Beispiele einer durch und durch architektonisch interessanten Stadt. Die größte und schönste Kirche, die Kreuzerhöhungskathedrale, in der sich viele alte reich verzierte Ikonen befinden,befindet sich zwischen liebevoll restaurierten alten Holzhäusern, zwischen denen sich herrlich wandeln läßt. Jeder vierte Einwohner in Omsk lernt an einer der 20 Hochschulen und Universitäten. Das spiegelt sich wider in 83 Bibliotheken und vielen Cafes und Kneipen.

Wagen 4 und 3 sind wieder da. In allen russischen Zentrallagern von MAN gab es keine Ersatzteile, also wurde Alles auf "russisch" erledigt. Der Auspuffkrümmer aus Guß wurde geschweißt und anschließend sogar getempert, die Spurstange wurde akkurat gerichtet und die Spur anschließend vermessen.

An Abend gab es wieder ein Perestroikaessen im Hotel. Es gab Zander auf Omsker Art, in Ei gebacken mit Pilzen. Nach einer halben Stunde war alles erledigt.

Nach Golischmanovo, 29.08.07 (RUS)

Der direkte Weg auf der M51 verläuft durch Kasachstan. Um uns zwei Grenzübertritte und damit Nerven und Zeit zu sparen, fuhren wir eine kleine Parallelstraße, die aber genauso gut ausgebaut war, durch Isim.

O Wunder: zur Mittagspause fuhren wir in ein Dorf, Abamskoe, bekamen 30 Minuten länger Pause und konnten so ausgiebig einen Markt besuchen. Außer den wichtigen Grundlebensmitteln wie Brot und Tomaten wurden auch andere Dinge erstanden: ein Paar Schuhe, ein Paar Jeans, ich erstand eine sibirische Pelzmütze, so daß ich jetzt für jeden Winter gerüstet bin. Es blieb noch Zeit zum Bummeln und so konnten wir Tapetenmuster mit den zugehörigen Borten betrachten, die alten Holzhäuser mit ihren Minilädchen, die das Zentrum des Marktes bilden, erkunden. Es war eine schöne Abwechslung.

Auf unserem weiteren Weg kamen wir durch Nadelwald, passierten kleine Dörfer, die von kleinen Feldern umrahmt waren, was nach den unendlichen Feldern auffiel!

Valeri vertat sich mit dem Stellplatz, so daß einige Wagen 20 km zu weit fuhren, die anderen warten mußten. Da es schon spät war, staute sich der Ärger. Wir blieben an einem Cafe in der Nähe von dem Dorf Golischmanovo stehen. Eine "Besprechung mit Glas" wurde einberufen, auf der Valeri seinen Fehler erklärte, sich entschuldigte und einen Vodka ausgab - der Ärger war weg! So kann man es auch machen! Wieder wurde die Zeit eine Stunde zurückgestellt. Wir sind Deutschland nur noch 4 Stunden voraus.


Die kumulierte Schadenstatistik sieht jetzt so aus:

lfd.
Nr.
was Ort Folgen / Maßnahmen Wagen
34 Türschloßverrieglung gebrochen Golischmanovo Unterwegs schweißen lassen
14


Nach Kurgan, 30.08.07 (RUS)

Tagelang gab es keine Pilze oder Lebensmittel an der Straße zu kaufen. Nun standen die Dorflaute wieder da und boten ihre Erzeugnisse oder was sie im Wald gesammelt hatten, an. Wagen 3 (unser Single) sagte durch, daß er keine Ahnung von Pilzen hätte, sich aber gerne beteiligen würde. Da geschah das zweite Wunder: Wagen 4 hält zum Pilze kaufen! Deshalb ein Wunder, da er vorher (siehe Cafe Kamel) verkündet hatte, beim nächsten Einkaufsstop die Gruppe zu verlassen. Es wurde reger Gebrauch von den Angeboten gemacht. Der Tag war heiß, über 30°C. Da war es schön, daß unser Stellplatz auf einem Autohof im Wald außerhalb der Stadt lag und wir unsere Stühle rausstellen konnten und in der Wärme an vergangene Zeiten erinnern konnten. Dabei wurden Kartoffeln geschält, Zwiebeln geschnitten und Pilze geputzt , die dann in den verschiedenen Autos verschwanden, um dann als Pilzgericht à la China, Pilzpfanne aux oeffs und anderen phantastischen Gerichten wieder aufzutauchen. Gemeinsam wurde Alles vertilgt, es blieb kein Krümel übrig. Eine gute Idee für einen leckeren Abend!

Die Nacht hatten wir im Auto 24°C. Alte Techniken aus China wurden wiederbelebt und so konnten wir gut schlafen.

Nach Miass, 31.08.07 (RUS)

Das weitläufige Westsibirische Tiefland liegt zwischen dem Uralgebirge im Westen und dem Jenissei im Osten. Diese 2.600 km haben wir durchfahren und es war keine Minute langweilig. Schon ca. 100 km vor Miass begann das Gelände zu steigen, die Landschaft hügliger zu werden. Bisher fuhren wir auf 80 bis 120 m Höhe, nun stiegen wir auf die schwindelerregende Höhe von 340 m, der nahe Ural ist schon zu ahnen

Ein drittes Wunder geschah: der Reiseleiter gibt per Funk durch, daß es Pilze an der Straße zu kaufen gibt! Die Beweggründe weiß ich nicht, aber mögliche Erklärungen gäbe es viele. Sei es wie es ist, so ist es doch viel angenehmer, wir brauchen nicht mehr einen Fotostop vorzuschieben. Wären diese drei Wunder der letzten Tage schon vor Monaten passiert, viel Ärger und Frust hätte vermieden werden können!

Meldung über Funk: Wagen 11 du hast einen Platten! Wieder einmal mußte ein Reifen dran glauben.

Unser Stellplatz lag im Pensionat Turgojak am See Turgojak. Nach einem sonnigen Abend wurde es nachts deutlich kühler. Bei Regen waren es nur 14°C.

Die kumulierte Schadenstatistik sieht jetzt so aus:

lfd.
Nr.
was Ort Folgen / Maßnahmen Wagen
35 Reifen kaputt Miass Reparatur in Werkstatt
11


Miass, 01.09.07 (RUS)

Heute war Besichtigungstag, doch der Reiseführer kann nicht viel berichten, außer daß hier ein schöner alter Ortskern aus Holhäusern besteht.

Miass ist eine Großstadt mit 157.002 Einwohnern im mittleren Ural am Ufer des gleichnamigen Flusses Miass, der aus dem See Turgojak kommt. Miass ist das Zentrum einer mitteluralischen Region mit Goldvorkommen, die im Umfeld der Stadt geschürft werden. Der größte hier gefundene Goldklumpen (1984 entdeckt) wog über 36 kg.

Wir verzichteten auf eine Besichtigung und machten statt dessen eine Bootsfahrt auf dem Turgojaksee zur Insel der heiligen Vera, die hier bis 1890 gelebt und gewirkt hat. Diese Insel wurde auf einem Symposion von Leuten, die daran glauben, als Zentrum der geomagnetischen Kräfte in Europa und Asien festgelegt. Hier sind die europäische und asiatische Platte aktiv, was zur Folge hat, daß dem Wasser des Sees heilende Kräfte zugesprochen werden, die heilige Vera nie gealtert ist. Aber was viel greifbarer ist, hier wurden Dolmen in Galeriebauweise gefunden, die 8.000 bis 5.000 Jahre alt sind und damit die Ältesten in ganz Asien sein sollen. Die Aufnahme in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes läuft. Der Leiter der russischen Forschungsgruppe erklärte uns den Stand der Forschungen.

Am Abend kamen wir in den Genuß, die Kindervolkstanzgruppe aus Zlatoust, einem Ort in der Nähe Miass, zu erleben. Mit großer Professionalität, aber doch noch so, daß man merkte, daß sie Freude an ihren Darbietungen hatten, unterhielten sie uns eine Stunde lang.

Danach aßen wir gemeinsam in der Kantine der Erholungsanlage. Als Dessert heizte uns ein Akkordeonspieler ein, der russische Lieder vortrug. Leider hatte er noch einen anderen Termin, sonst hätte er noch ewig singen können!



[Zur Tagebuchübersicht] [Zurück zur Reiseübersicht] [Zurück zur Startseite]