Entdeckerreise 2007: Auf den Spuren Marco Polos

Bericht 21: Durch die Mongolei (MNG)



02.08.07 bis

Nach (MNG)

09.08.07

Nach Süchbaatar (MNG)


Nach Dzamyn Uud (MNG) 02.08.07 - Bahnverladung

Um 8:30 Uhr fuhren wir von unserem Hinterhof ab, es waren nur 6 Kilometer zur Grenze. Die Passkontrolle auf chinesischer Seite entwickelte sich zu einem Possenspiel. Der Grenzbeamte ließ uns nach einer Liste in Reihen aufstellen, die er ein paar Mal veränderte, bis wir endlich durch waren. Einen Stempel bekamen wir nicht in unseren Paß, da wir ja ein Sammelvisum haben. Laut Paß waren wir nie in China! Ab 9:30 Uhr hieß es warten. Ein Papier aus Kashgar fehlte, das unsere Einreise bestätigte. Telefonate gingen hin und her, dann hieß es um 15 Uhr sollte es per Fax eintreffen. Also warteten wir. Nur die Fahrer warteten in den Autos, die Beifahrer, wozu auch unser Reiseleiter gehört, waren zu Fuß durch die Passkontrolle gelotst worden und mußten nun auf der anderen Seite des Gebäudes warten, ohne Sitzmöglichkeiten, in der Kälte (19°C). Irgendwann platzte ihnen der Kragen (oder die Blase) und eine nach der Anderen kam zurück, begleitet von einem Grenzbeamten, der die Pässe kassierte und aufpaßte, daß die Damen auch wieder zurückkamen. Was sie dabei mitschleppten (Stuhl, Buch, Essen, Getränke, dicke Jacke) interessierte nicht.

In der Zwischenzeit konnten wir eine endlose Schlange mongolischer Jeeps beobachten, meist schrottreif, die abenteuerlich überladen an Gütern und Menschen an die Grenze kamen. Wir bekamen den Eindruck, daß es in der Mongolei nur Jeeps und dicke Frauen gibt. So viele dicke Menschen wie hier an der Grenze haben wir in ganz China nicht gesehen!

Kurz vor 15 Uhr schien das Fax dann gekommen zu sein, denn der Zoll inspizierte die Autos, was sich darauf beschränkte, zu schauen, das keine Dritten versteckt waren. Danach wurden die Motornummern kontrolliert, was für erhebliche Aufregung sorgte. Der Erste mußte ein Verkleidungsblech abschrauben, der Zweite ein Bodenblech, was länger dauern würde, bei den Fiats war die Motornummer ohne Motorausbau gar nicht zu lesen. Die Beamte ließen sich überzeugen, daß die Fahrgestellnummer auch reicht, was bei mir für Erleichterung sorgte, denn in den Listen von Perestroika stand meine Motor-ID und nicht die Motornummer. Das hätte einen Wirbel gegeben! So waren wir um 15 Uhr = 6 Stunden durch und standen auf mongolischer Seite.

Die Passkontrolle bei den Mongolen brachte uns völlig neue Manieren bei. Um nicht von den mongolischen Fahrern zurückgedrängt zu werden, die rücksichtslos Alles beiseite schoben um ihre Pässe in das Loch zu stecken, mußten wir uns genauso benehmen, aber das lernten wir schnell! So waren dann um 16:30 Uhr nach 7,5 Stunden endlich in der Mongolei.

Unser mongolischer Guide brachte uns zum 3 Kilometer entfernt liegenden Verladebahnhof in Dzamyn Uud. Dieser Ort gleicht einem Jurtenlager in der Wüste. Zäune um die Jurten verhindern ein Zuwehen, nur die Hauptdurchgangsstraßen sind asphaltiert. Es gibt nur wenige Häuser.

Auf einem großen Sandplatz vor der Verladestation, dann die Hiobsbotschaft: keine Waggons da, er Chef des Bahnhof weigert sich, uns zu verladen, da es im letzten Jahr angeblich einen Unfall gegeben hat, wir könne nur verladen, wenn wir separat mit einem Personenzug fahren und das erst in ein bis zwei Tagen, da dann erst vielleicht Waggons da sind. Proteste ergaben nur, daß er uns nur auf schriftliche Anweisung seines Chefs aus Ulan Bator (Ulaanbaatar) auf die Waggons lassen würde. Telefongespräche hin und her. Wir warten auf das Fax. Alternative: Mit dem Auto durch die Gobi. Unser Guide hat das mit einem normalen PKW an einem Tag geschafft. Es sind 250 km gute Straße, 500 km Piste. Was ist, wenn es regnet?

- Ab jetzt berichte ich live, der Laptop steht auf dem Tisch, schreibbereit. -

Wir richten uns darauf ein, hier zu übernachten. Die Funkgeräte haben wir zurückbekommen und wieder eingebaut. Mit der schönen Funkstille ist es nun wieder vorbei. So kommt über Funk die Meldung, daß wir in enger Kolonne zur Verladezufahrt fahren sollten, irgendwann in der Nacht werde dann verladen. Die Bahn verlangt ein Schreiben, daß wir während der Fahrt im Auto sitzen und die Bahn keinerlei Haftung für Personenschäden im Auto übernimmt. Heinrich setzt so ein Schreiben auf und wir unterschreiben Alle.

Bis 24:00 Uhr oder so sollen wir nun Ruhe haben, doch schon bald müssen wir wieder rangieren, die Zuwegung muß frei bleiben und nachdem das geschehen ist sehen wir auch sofort warum: LKWs fahren an uns vorbei auf die Rampe.

Es ist schon merkwürdig, laut unserem Local Guide, der auf den seltenen und seltsamen Namen Taiwan hört, glaubt, daß der örtliche Bahnchef unsere Plätze gegen ein gutes Bakschisch weiterverhökert hat und mit seinen Forderungen Zeit schinden will, bis irgendwann neue Waggons da sind. Schleierhaft, wieso wir dann hier warten. Warten wir also!

Keine Bahnverladung - Abenteuer-Durchquerung der Wüste Gobi mit Wohnmobilen 03.08.07 (MNG)

Bis 08:00 Uhr tat sich nichts, dann hieß es, es gibt jetzt doch zwei Plattformen, wer will unbedingt mit der Bahn fahren. Vier meldeten sich. Als wir die fest buchen wollten, stellte sich heraus, daß es nur eine war und die noch aus Stahl, die für uns nicht benutzbar war, da die Autos darauf nicht fixiert werden konnten.

Es sollten am Abend neue Plattformen kommen. Wir wollten die fest buchen. Aber auf die Frage, wann die denn kämen, zuckte der Bahnchef nur die Schultern, als wir nachbohrten, ging er einfach weg. Wir beschlossen die Fahrt durch die Gobi, Spontanschrei von Gil JA!!!

8:50 Uhr es geht los, die Fahrt durch die Gobi beginnt. Ich glaube es ist keinem klar, was auf uns zukommt, aber wir genießen es, ein wirklich ungewöhnliches Abenteuer zu erleben. Die Wüste beginnt als sandiges Grasland, dünn bewachsen mit wilden Zwiebeln und Kameldorn.

9:50: nach 18 km: Die Piste ist fest, aber sehr wellig. Unsere Stimmung ist vorzüglich, Tausende von wilden Zwiebelgewächsen blühen. Schnell sehen wir die ersten ausgebleichten Knochen am Pistenrand, die uns verdeutlichen, das Leben ist sehr hart hier.

11:10: wir haben 38 km in knapp 2,5 Std. geschafft. Später wissen wir, der Stundenschnitt wird die ganze Strecke bei 17 km pro Stunde liegen.

Wir haben unsere erste Pause in der Wüste. Unsere Stimmung ist auch weiterhin einfach vorzüglich. Der Reiseführer sagt dazu: "Die seelische Verfassung der Menschen, die die Wüste erleben, reicht von äußerster Euphorie bis zu totaler Depression." Wie schön, dass wir zu den Menschen gehören, die die Wüste mit allen Poren genießen können. Die Landschaft wechselt schnell, die Farben sind einfach mitreißend und es ist sehr spannend. Würden wir die Wüste mit wenigen Worten beschreiben, dann mit: wunderbare Freiheit, unendliche Weite, herrliche klare Luft, sanfte Hügel, phantastische Farben, pastellfarbene Berge, Menschenleere und Sand und Steine. Über 400 Kräuter werden hier gefunden und die Heilpflanzen finden in China eine gute Abnahme. Wir fahren durchschnittlich in 1000 m Höhe.

Es bleibt nicht nur idyllisch: Denn es kommt die erste Meldung "Wagen Nummer 2 und 3 sitzen fest". Doch mit der Hilfe unserer Allradfahrzeuge ist es kein Problem, sie herauszuziehen.

11:24: Die ersten Kamele. Wir kommen in ein schönes Tal. Die Landschaft wird felsig, die ausgewaschenen Pisten sind mit losem Splitt bedeckt, die die Steigungen zu einem Kunststück werden lassen. Unsere Fahrkünste sind nicht nur im Sand sondern auch über die Höhen gefragt. Die Fahrt hinaus ist sehr steil, Wagen 10 kommt nicht hoch, auch wir schaffen es nur knapp. Wir fahren Strecken, die wir nicht einmal im Traum in Norwegen gewagt haben. Die Gruppe bewährt sich, jeder hilft, es ist ein gutes Gefühl.

14:50: 5 Std. 100 km, tiefe Längsrinnen in der Fahrbahn durch Regen erschweren das Fahren, Wagen 6 hängt, der Hymer wird immer wieder große Schwierigkeiten haben, da er mitten zwischen den Rädern einen Schubkasten hängen hat, unter dem noch der Auspuff endet, so daß er eine geringe Bodenfreiheit hat. Mit Keilen und Spaten wird er über die Rinne gebracht.

15:50: Wagen 14 Reifenwechsel, Wagen 6 und13 fest gefahren, 3 Leute krank mit Kopfschmerzen, Grippeanfällen, Erbrechen und Montezuma (Durchfall)

16:50: (8 Stunden 130 km) - nach 150 km Straßenbau mitten in der Wüste

Ein Aufatmen: Um 19:00 Uhr nach 168 km (Schnitt 17 km) hielten wir auf einem riesigen weiten Hügel und richteten uns für die Nacht ein.

Wir haben einen herrlichen Platz mit viel Raum für jeden Wagen gefunden; so stellen wir uns den Urlaub vor: einen romantischen Sonnenuntergang, Chris spielt Gitarre, wir singen gemeinsam und sitzen unter einem klaren Sternenhimmel von dem wir noch lange träumen werden. So einen Sternenhimmel kann man nur in der Wüste erleben, habe ich mal gelesen und es stimmt! Noch nie habe ich so viele Sterne und eine Milchstraße, deren helles Band von Horizont zu Horizont geht, gesehen

Durch die Wüste Gobi 04.08.07 (MNG)

Sonnenaufgang 5:30 Uhr, Abfahrt 7:00 Uhr - 90 % Luftfeuchtigkeit, 16°, feuchte Steine Wind und Sonne erwarten uns, wieder eine wunderbare klare schöne Luft, wir genießen jeden Augenblick. Man hatte es uns versprochen und in der Karte ist es auch eingezeichnet: das Dorf Sajnshand. Doch in der Karte ist auch eine dicke Straße eingezeichnet, die weniger als eine Piste ist. Aber das Dorf war da, eine armselige Ansammlung von Jurten und Hütten, gegen den Wind von einem hohen Holzzaun umgeben, und einer Tankstelle. Es gibt eine Regel: vor der Wüste immer den Tank voll und Wasser nachbunkern. Dieses Dorf nur über die Pisten und die Eisenbahn zu erreichen, der Eisenbahn, die uns nicht befördern wollte.

Und weiter ging es durch die Wüste. 10:00 Uhr: Wagen 5 (wir) und 3 hängen. Mal ist es feiner Mullsand, der uns nicht wieder los läßt, mal ist es Matsch. Hier muß es in den letzten Tagen furchtbar geregnet haben, denn immer wieder treffen wir auf dunkelbraune Stellen, die auf Feuchtigkeit hinweisen oder kleine Wasserflächen, die uns zwingen, eine weiträumige Umfahrung zu suchen. Das ist unser Alptraum, der uns vorwärts treibt, daß es regnet und wir nicht mehr weiter können.

10:02: Leises Lachen im Funk: "Wagen 14 geht die Rückwand los." Er hat hinten aufgesessen und sich dabei die hintere Verkleidung aufgerissen. Eine Pause für die Reparatur war fällig.

11:09: Wir suchen eine Fahrspur 11.22: Spur gefunden, Whadi durchquert. Ein Wort zu der Piste: Nicht wie gedacht führt eine Piste (Fahrspur, von vielen Autos festgefahrene Spur) durch die Wüste, sondern parallel sind unzählige Spuren und es ist sehr schwer, die richtige zu finden (was ist die Richtige?), da sowohl der Guide als auch Heinrich mit Wagen 1 sehr schnell fahren und der hintere Teil der Karawane oft nicht weiß, wo die vorderen lang gefahren sind. Das verschlechtert die ohnehin bei vielen angespannte Stimmung noch mehr.

11:49: Wagen 2 hängt. Wir durchqueren nun eine graslose Sandwüste. Sand soweit das Auge reicht.

Nach 170 km wieder ein kleines Dorf (Ajrag) Gras, bunte Häuser an der Bahn, sehr ordentlich, eine Frau wäscht eine große Milchkanne aus, die ersten Kühe sind zu sehen.

Der Sand weicht einem dünnen Grasland, auf dem wir eine kleine Herde Rinder sehen. Wir stellen uns die Frage, wie überleben die Tiere den Winter (Klima, früher wurde das Heu in diese Gegend transportiert, heute zu teuer, ein Kilo Heu würde dem Preis von einem Kilo Fleisch entsprechen)

15:21: Wagen 13 verschafft uns eine Pause. Durch die Sprünge, die unsere Autos ausführen müssen hat sich ein Luftbalg verdreht, der, bevor er kaputt geht, gerichtet werden mußte. Außerdem ist ihm Kleiderstange heruntergefallen, die er aber abends richten wollte. So ging es um 16:45 weiter. Obwohl wir um 7:00 Uhr abgefahren sind und die Fahrt wirklich für die Fahrer sehr anstrengend ist, kürzte Heinrich die Mittagspause auf 45 Minuten, um möglichst viel Strecke zu schaffen, daher sind wir dann sehr dankbar, als nach der Kaffeepause Manfred uns ungewollt eine längere Pause verschafft. Manfred bekommt am Abend ein Küßchen dafür, dass er uns diese Pause verschafft hat.

Wieder standen wir auf einem Berg und konnten die Weitsicht genießen. Zur Belohnung für unsere Leistung erhielten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang nach einem herrlichen Sonnentag, den wir mit Singen und ausgezeichneter Stimmung genossen.

Nach Ulaanbaatar 05.08.07 (MNG)

Ein schöner Sonnenaufgang motivierte uns für den Tag. Wieder war um 7:00 Uhr Abfahrt. Bereits um 7:09 musste der erste Wagen (Nummer 10) rausgezogen werden.

7:21: Durchsage von Heinrich "Wir stehen vor einer Barriere". Gemeint ist ein Bach; wo kommt der nur her…?

7:35: eine wurde Umgehung gefunden, nein, es geht mitten durch den Bach! Alles geht gut, wieder eine Aufregung durchgestanden. Was weiß der Guide eigentlich? Der Bach ist doch nicht über Nacht gekommen - oder überschätzt er nur die Leistung unserer Fahrzeuge? Mit seinem Pkw kommt er überall leichter durch.

7:56: Der Guide kommt uns zeigt uns einen Weg nach rechts. Heinrich ist längst nach links gefahren und fährt seinen eigenen Weg. Aber quer über die Pampa kommen wir wieder zusammen.

9:38: Wagen 8 hat ein Problem mit seinem Reserverad, das er verloren hatte, dann hängen plötzlich Stromkabel tief über die Piste, aber auch das können wir umfahren.

Dünner Grasbewuchs wechselt mit braunem Sand und vielen kleinen spitzen Steinen. Die Farben und der Bewuchs wechseln ständig, waren es eben noch blaue Steine und ockerfarbene Erde, so sind die Steine plötzlich gelbbraun und die Erde/Sand ist braun. Die Fahrt ist in jedem Augenblick spannend und abwechslungsreich.

10:02: Der Reiseleiter zeigt mal wieder sein Desinteresse an den Vorkommnissen unterwegs. Wir kommen an einem Jurten- und Zeltlager mit Schächten und Seilwinden darüber vorbei. Er hat aber nur seinen Zeitplan im Kopf. Wie schon in der Vorbesprechung gesagt, für die Kultur ist der Reiseveranstalter nicht verantwortlich, da muß sich jeder selbst drum kümmern. Wie soll man das aber machen, wenn man nur Autobahn fährt, oder an allen Dörfern oder sonstigen interessanten Dingen vorbeifährt? Was ist hier los? Hier an diesen Grabungen konnten wir wieder nur spekulieren: von Gold- bis Halbedelsteinförderung gingen die Gebote. Schade, ich hätte es gern gewußt.

Der Guide wird von Gil gebeten, sich nach Brot umzusehen. Heinrich schimpft ihn übel aus, dass er so lange unterwegs ist und Anna weist ihn auf seinen menschenunwürdigen Ton hin.

Beim Tanken stellen wir dann fest, dass der Guide beim Einkauf von Brot sich auch mit Alkohol versorgt hat (der Reiseführer weist ausdrücklich daraufhin, den Guides nur einen kleinen Betrag der vereinbarten Summe auszuzahlen, da der Volkssport bedeutet: setze das Geld schnell in Alkohol um. Nun das hat sich bewahrheitet). Wir sind gespannt, wie die Bezahlung der Tankrechnung erfolgt, da der Guide sich keine Zwischensumme aufgeschrieben hat.

Dann nach 457 km ein Juchzer: wir haben die Straße erreicht. Jetzt war kein halten mehr: obwohl wir gestern einig waren, noch eine Nacht in der Wüste zu verbringen, wagte keiner zu widersprechen, als Heinrich vorschlug nach Ulanbator durchzufahren, so sehnsuchtsvoll guckten einige, als sich die "Geborgenheit" eines Stellplatzes vorstellten. Es lagen noch 225 km Asphaltstraße vor uns. Ein Fahren wie auf Wolken. Unseren Zeitplan störte nur ein Radrennen (Mongolei-Rundfahrt nannte Heinrich das), das uns zeitweilig bremste.

Ulanbator versetzte uns einen Schock. Die äußeren Randbezirke bestehen aus Jurtenlagern, die so angelegt sind, wie die Dörfer, die wir in der Wüste gesehen hatten, nur war Alles sehr viel enger und grauer. Darauf folgten Vorstadtplattenbauten russischer Prägung in entsprechend verfallenem Zustand. Alles so trist und trostlos aus, wie wir es noch nie gesehen hatten. Vielleicht läßt sich der Eindruck mit Kaliningrad vergleichen, doch der Eindruck ist nicht mehr so präsent. Müde und kaputt kamen wir gegen 19 Uhr an unserem Stellplatz an.

Wir stehen am Nukit Hotel in einem schönen Tal 15 km von Ulanbator entfernt. Wir waren ein wenig überrascht, sollten wir doch an einem Jurtenhotel stehen. Aber Heinrich hatte wohl seine Unterlagen nicht genau studiert, denn er gab zu, daß in letzten Jahren dieser Platz immer der Anlaufplatz war. Aber mir ist das lieber so, das Wort 'Jurtenhotel' sitzt mir noch in den Knochen. Hier gibt es Wasser, Strom und einfache Duschen, was wollen wir mehr? Das Tal, in dem das Nukit Hotel steht, war zu Zeiten des Kommunismus ein Erholungsgebiet für Regierungsbeamte. Die Absperrung hat man gelassen, es wird bei der Einfahrt eine Umweltabgabe erhoben, was nicht verhindert, das Reiche sich hier ihr Domizil bauen.

Wir haben als erster Wohnmobilkonvoi mit normalen Autos die Wüste Gobi durchquert.
Das ist eine Leistung auf die wir stolz sein können!

Ulaanbaatar 06.08.07 (MNG)

Heute ist ein Tag zur freien Verfügung, doch so frei sind wir da nicht. Heute heißt es Wunden lecken und das Womo reinigen. Was die Taklamakan nicht geschafft hat, die Gobi hat es meisterhaft geschafft: in jeder Ritze ist so viel Staub, daß sogar ich es nicht ignorieren kann und daran gehen muß, das Ärgste zu beseitigen. Doch erst einmal ist schreiben angesagt. Ich mußte die Wüstentage nachschreiben, da die Abende zu schade waren drinnen zu sitzen.

Heute Morgen fuhr die Karawane der "Havaristen" nach Ulanbator zu einer Mercedeswerkstatt. Was war zu tun?
Wagen 1: Ölwechsel.
Wagen 6: Kühler leckt wieder. Wurde gelötet, wurde aber nicht fertig so daß der Wagen und damit auch die Insassen die Nacht in der Werkstatt verbringen müssen.
Wagen 10: Lichtmaschine lädt nicht. Es waren nur Korrosionserscheinungen an den Anschlußsteckern, aber auch er verbringt die Nacht in der Werkstatt.
Wagen 11: Schlagen im Vierradgetriebe. Der Fehler wurde erkannt, ein Gummi in einer Motoraufhängung war verschlissen, Ersatz ist nicht da.
Wagen 15: Abschmieren, Reifen flicken
Ein neuer Reifen für Wagen 14 (Mercedes) kostete 290$!
Kurz nach deren Abfahrt kam der 'Medicinal Gobi' Krankenwagen, um unseren Bürgermeister ins Krankenhaus zu fahren, eine überwunden geglaubte Blasenentzündung hat wieder voll zugeschlagen. Am Abend war er wieder da, muß aber morgen noch einmal hin.

Etliche Gasflaschen mußten gefüllt werden, eine Firma holte die Flaschen am Platz ab und brachte sie nach drei Stunden gefüllte wieder. Preis für eine 11 kg Füllung: 12$.

Die kumulierte Schadenstatistik sieht jetzt so aus:

was Ort Folgen / Maßnahmen Wagen
1 Reifen Teheran  
15
Batterieladegerät Teheran Neues aus D eingeflogen
5
1 Abdrängen an die Leitplanke Ausfahrt aus Teheran Kuhfänger verbogen, dicke Schramme an der Seite
15
Hergang nicht bemerkt Ausfahrt aus Teheran Dicke Schramme an der Seite
4
1 Reifen Ashgabat Metallventil eingebaut
11
1 Reifen Tashkent (Gummiventil) Metallventil eingebaut
11
1 Reifen läßt Luft UZB-Grenze, Samarkand Alle zwei Tage 1 bar nachfüllen
5
Kühler undicht Tashkent Ausbau und löten lassen
Diesel-Vorheizung Tashkent Ersatzteil aus D eingeflogen
3
1 Reifen Fergana Flicken lassen
15
Wasserpumpe defekt Fergana Neue eingebaut
1
1 Reifen zerfetzt, Felge defekt Kashgar Neuer Reifen, keine Felge
11
Bremsleitung zerrissen Kashgar repariert
11
verliert Kühlwasser Kashgar Kühlwasserleitung durch Steinschlag defekt - erneuert
3
verliert Kühlwasser Kashgar Kühler durch Steinschlag defekt - gelötet
6
Riß in der Frontscheibe   notdürftig abgeklebt
2
Riß in der Frontscheibe
 
  -
7
Dachfenster abgerissen Turpan zugeklebt
6
Motor läßt sich nicht abschelten, nur abwürgen Turpan Schlauch vom Unterdruckzylinder ab
14
Automatikgetriebe schaltet nicht Dunhuang   ?
11
Kühler undicht Gobi   Ausbau und löten lassen
6
Lichtmaschine lädt nicht Gobi   Neue Anschlußstecker
10
Schlagen im Vierradgetriebe Gobi   Noch nicht erledigt, Gummilager ausgeschlagen, in MNG nicht vorhanden
11
Reifen aufgeschlitzt Gobi   Gewechselt, neuen gekauft
14
Reifen Ulanbaatar   flicken?
13



Ulaanbaatar 07.08.07 (MNG)

Ulaanbaatar (roter Held; in Deutschland auch nach dem russischen Namen Ulan-Bator) ist die Hauptstadt der Mongolei mit 800.000 Einwohnern (ein Drittel aller Einwohner der Mongolei). Eine Besichtigungsfahrt rückte das Bild, das wir bei der Ankunft erhalten hatten, zurecht. Ulan Bator zeigt sich als moderne aufstrebende Stadt. Die vielen jungen Menschen fallen auf. Wir sehen unzählige Internetcafes. Es gibt einen deutschen Bäcker, einen deutschen Schlachter und ein Kaufhaus hier, das viele deutsche Waren vorrätig hat. Und ein Brauhaus, das einen deutschen Chef hat mit Bierausschank. Wahrscheinlich deswegen findet man in der Stadt etliche Biergärten, die gut frequentiert sind. Schreibt unser Reiseführer von 2003 noch, daß es Ansätze für Straßencafes gibt und man nur Ausschau nach Sonnenschirmen halten soll, gibt es heute unzählige Cafes, die zur Rast einladen.

Wir besichtigten das Gandan-Kloster, das westlich des Stadtzentrums liegt. Es ist für seine 26 Meter hohe vergoldete Statue der Göttin Janraisig (Sanskrit: Avalokiteshvara) berühmt und das größte Kloster der Mongolei. In seiner nachrevolutionären Geschichte mussten die Mönche des Klosters Repression und Unterdrückung überstehen, als in den 1930er Jahren - ähnlich wie in der Sowjetunion - Gläubige verfolgt wurden. 1938 hatten sowjetische Truppen die Statue demontiert und eingeschmolzen. Die buddhistische Gemeinde ließ nach 1990 mit umgerechnet fünf Millionen Dollar Spenden eine neue vergoldete Janraisig errichten. Für den Dalai Lama, das eigentliche Oberhaupt des Klosters, wurde ein Thronsessel neu erbaut.

Am Abend gingen wir in eine Veranstaltung, in der historische mongolische Tänze, Musik und Gesänge gezeigt wurden, als Besonderheit der Kehlkopfgesang mit besonders tiefen Basspassagen. Ein kleines Mädchen brillierte als Schlangenmensch mit den unmöglichsten Verrenkungen und Verknotungen.
Danach ging es zum gemeinsamen Essen in ein koreanisches Restaurant. Das Buffet war ausgezeichnet.
Wir ließen uns von Sturm und Platzregen die Laune nicht verderben, die Womos waren gesichert und der Bus auch wasserdicht.

Ulaanbaatar 08.08.07 (MNG)

Wieder ein freier Tag! Jedenfalls für mich, da ich den Besuch von zwei Museen ausfallen ließ. Saurier habe ich schon ein paar Mal gesehen und das Heimatmuseum schien mir nicht interessant genug zu sein. Ich wollte wenigstens das Cockpit vom Wüstensand befreien, es war nicht mehr anthrazit sondern braun. Dann mußte ich endlich ein Bücherbord reparieren, es war schon so lange ausgebrochen, daß ich mich wundere, daß die Wüste das angefangene Werk nicht vollendet hatte. Und schlußendlich setzte ich mich lieber in die Sonne und schaute auf die Berge.

Am Abend lud der mongolische Reisepartner zu einer Grillparty mit Faßbier aus dem Brauhaus und Fleisch und Würstchen des Herrn Werner, der in jedem deutschen Reiseführer steht. Herr Werner ließ es sich nicht nehmen, selbst sein Fleisch zu servieren um die Teufelskerle uns -frauen kennenzulernen, die die Gobi geschafft hatten. Das Fleisch ausgezeichnet und das Bier süffig und die Stimmung toll. Zu Old Satchmo wurde sogar geschwoft. Und wir mußten am nächsten Tag fahren …

Nach Süchbaatar (Steppe) 09.08.07 (MNG)

Der Reiseführer schreibt von einem wilden Land. Den Eindruck machte die Landschaft, durch die wir heute kamen ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Die Hügel waren sanft gerundet und mit samtweich erscheinendem Gras gekleidet. Weit konnte der Blick in die Ferne schweifen, bis ihn ein Berg oder der Horizont bremste. Selten war mal ein Baum zu sehen. Viele Vieherden waren mit ihren Hirten oder auch allein unterwegs. Ab und zu ein paar Jurten. Selten sahen wir Dörfer. Hier konnten wir nachvollziehen, daß nur 1,9 Menschen auf einem Quadratkilometer leben.

Eine kleinere Stadt auf halber Strecke war von einem Unwetter schlimmster Sorte heimgesucht worden und ertrank nun im Schlamm, der viele Straßen unpassierbar gemacht hatte. Auf einer Umleitung der Umleitung gerieten wir in abgesacktes Stück Straße, das wieder unser ganzes in der Wüste gewonnene Geschick erforderte. Trotzdem fuhr sich Wagen 1 an einem Felsblock fest, demolierte sich die Seite und mußte von einem Bagger freibeschleppt werden. Alle Anderen meisterten die Schikane gekonnt. Uns Allen stand das Horrorbild vor Augen, daß, wenn uns so ein Regen in der Wüste überrascht hätte, wir heute da stehen würden!

Weiter ging es durch die Märchenlandschaft und wir waren traurig, daß wir hier weg müßten. Für kurze Zeit lenkte uns eine Yakherde ab. Beeindruckend die ausladenden Hörner, das lange zottelige Fell.

Hinter Süchbaatar, 10 km vor der Grenze machten wir in der Steppe Schluß. Noch einmal genossen wir die Weite, die Stille, den Sternenhimmel. Wir wären gerne noch länger in der Mongolei geblieben. Es ist noch so viel zu entdecken!



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