Entdeckerreise 2007: Auf den Spuren Marco Polos

Bericht in der Zeitschrift des
1. Tiroler Wohnmobilclubs


Auf den Spuren von Marco Polo
Mit dem Wohnmobil bis nach China

von Brigitte und Ad Jong


"Die ganze Welt haben wir nicht gesehen, aber einen großen Teil davon."


Wir bereisten zwei Kontinente, neun Staaten, zahlreiche Städte und am Ende unserer Reise wies unser Kilometerzähler 27.000 km mehr auf.

Vor Antritt der Exkursion gab es zahlreiche Vorbereitungen zu treffen, es musste alles bis ins Kleinste durchdacht und geplant werden. Zu unseren vielen Vorbereitungen zählten Gesundenuntersuchungen, Impfungen, Einpacken wichtiger Medikamente, haltbares Essen für alle Fälle, Abschließen diverser Versicherungen und noch vieles mehr. Auch unser Wohnmobil musste sich einigen Veränderungen unterziehen. Zwei Haken mussten angeschweißt werden. Diese dienten zur Befestigung unseres Wagens auf einem Waggon, denn es sollte ja per Bahnverladung durch die Wüste Gobi gehen. Auch extra Reifen auf Felgen benötigten wir für die Reise. Ersatzteile nahmen wir sicherheitshalber auch mit.

Endlich waren wir startklar und es ging los. Unser Treffpunkt war die Lagunenstadt Venedig. Marco Polo ca. 1254 in Venedig geboren, war ein venezianischer Händler dessen Familie wohl ursprünglich aus Dalmatien stammte. Er wurde durch Berichte über seine China-Reise bekannt. Dort trafen wir uns mit den anderen 28 Teilnehmern. Von Venedig aus fuhren wir mit der Fähre (Camping an Bord) nach Igoumenitsa (Griechenland) und weiter nach Kalambaka, wo wir die Meteoraklöster besichtigten. Weiter ging unsere Reise nach Asprovalta und Alexandroupolis, dies war der letzte Ort in Griechenland.

Wir fuhren mit dem Wohnmobil weiter nach Istanbul, das alte Konstantinopel, die größte Stadt der Türkei. Istanbul erstreckt sich sowohl auf dereuropäischen als auch auf der asiatischen Seite des Bosporus und ist damit die einzige Metropole, die auf zwei Kontinenten liegt. Aufgrund ihrer dreitausendjährigen Geschichte gilt sie als eine der ältesten noch bestehenden Städte der Welt. Also gab es viel zu besichtigen wie die Blaue Moschee, Bazare und alte Handelshäuser und noch vieles mehr. Voller Eindrücke führte uns unsere Reise weiter in die türkische Hauptstadt Ankara. Von da aus reisten wir nach Sivas, Erzurum und Dogubayazit.

Die Türkei war somit durchreist, und wir erreichten die Grenze zum Iran. Das Überqueren der Grenze erforderte Geduld und vor allem Zeit. Nach sieben Stunden hatten wir es endlich geschafft. Es waren aber noch 300 km nach Täbriz, wo wir unser Nachtlager aufschlagen konnten. In der Zwischenzeit wurde es dunkel und wir mussten bei Nacht mitten durch die 1,5-Millionen Stadt fahren - und das mit einem Wohnmobil. An den Kreuzungen war das Fahren ein einziger Machtkampf. Nur jene die am längsten und meisten hupten kamen durch. Für Europäer ist es kaum vorstellbar, dass mit Hupen und ohne Verkehrsregeln der Verkehr funktionieren kann. Jedenfalls finden die Iraner unseren geregelten Verkehr in Europa genauso ungewöhnlich wie wir den ihren. Geschafft vom vielen Hupen und Drängeln erreichten wir endlich, aber todmüde, den Campingplatz. Dies war der letzte auf unserer großen Reise, denn von nun an waren es nur noch Stellplätze, meistens bei Hotels. Die Iraner waren sehr freundliche Menschen und riefen uns schon von Ferne "You are welcome" zu. Gastfreundschaft wird auch im Iran sehr groß geschrieben und so wurden wir des Öfteren zum Essen und Trinken eingeladen, natürlich waren alkoholische Getränke tabu. Vordergründig hatten sie großes Interesse daran, wie wir in Europa leben würden und wie unsere Politik aussieht. Ihr Interesse ist verständlich, denn im Iran mussten auch wir als Touristen uns an die strengen Regeln des Landes halten. So kam es, dass wir Frauen uns verschleiern mussten. Dies wurde streng kontrolliert. Und wenn wir mit dem Bus fuhren, mussten die Frauen die hinteren Plätze einnehmen, denn nur Männer saßen im vorderen Teil des Busses. Hat man für den Bus kein Fahrgeld, dann bezahlt man eben das nächste Mal. Bevor unsere Reise weiter gehen konnte, mussten wir noch tanken. Diesel bekommt man nicht an allen Tankstellen, aber wenn man ihn bekommt, dann kosten 53 Liter Diesel nur 2 € inkl. Trinkgeld.

Unsere nächste Haltestelle ist die iranische Hauptstadt Teheran mit ihren 10 Millionen Einwohnern. Die Stadt liegt südlich des Elbrus-Gebirges und des Kaspischen Meeres im Iranischen Hochland auf durchschnittlich 1.191 Meter über dem Meeresspiegel. Auf Grund der Hanglage gibt es in der Hauptstadt erhebliche Höhenunterschiede. Die Stadtbezirke im Süden grenzen an die Salzwüste Dasht e Kavir und liegen durchschnittlich 1.000 Meter über dem Meeresspiegel, das Stadtzentrum bei circa 1.100 bis 1.200 Meter und die Vororte im Norden bei etwa 1.700 Meter. Die Stadt beherbergt 14 verstaatlichte Universitäten, Museen sowie Baudenkmäler und ist das Industrie- und Handelszentrum Irans. Somit war eine Stadtbesichtigung unabdinglich. Auch dem Regierungsgebäude des Schah von Persien statteten wir einen Besuch ab. Weiter ging unsere Fahrt durch die Wüste (Salzwüste?) nach Isfahan, Jandagh, Shahrud bis nach Boynurd. Die Wüste haben wir gut hinter uns gelassen und nach dem vielen Sand kam jetzt etwas Abwechslung für das Auge.

Wir fuhren durch eine wunderbare grüne Landschaft, in der es auch Weingärten gab, welche auf 1.600 Meter Höhe liegen. Die Trauben werden in speziellen Ziegelgebäuden mit sehr vielen Öffnungen zu Rosinen getrocknet. Nach zahlreichen Impressionen verbrachten wir die letzte Nacht im Iran in einer Parkanlage. Auf unserer Reise durch den Iran hatten wir überhaupt nicht das Gefühl, dass es sich hier um ein gefährliches Land handeln könnte.

Am frühen Morgen um 6 Uhr fuhren wir in Richtung Turkmenische Grenze. Es war nicht weit bis zur Grenze selber, jedoch dauerte es dort wieder einmal länger. Gute sieben Stunden später, und 140 Euro ärmer, angeblich eine Dieselsteuer, durften wir dann endlich nach Turkmenien einreisen. Unsere Uhren stellten wir wieder um, diesmal 1,5 Stunden vor. Insgesamt hatten wir bis jetzt eine Zeitverschiebung von drei Stunden zwischen Europa und Asien. Nach ca. 40 km erreichten wir die Turkmenische Hauptstadt Ashgabad. Es war schon etwas dämmrig geworden und die Stadt war wunderschön beleuchtet. Es sah aus wie in einem Märchen aus 1001 Nacht. Wir fuhren durch den Stadttorbogen und es hatte den Anschein, als ob es sich um eine reiche Stadt handeln würde. Doch der Schein trügt, denn all die wunderschönen Gebäude stehen leer, sind aber trotzdem beleuchtet. Für Turkmenische Verhältnisse wäre so eine Wohnung nicht erschwinglich, denn ein Lehrer verdient gerade mal 100 Euro pro Monat. So würde beispielsweise eine zwei Zimmer Wohnung 30.000 Euro kosten. Für 1 Euro am Schwarzmarkt bekommt man 36.000 Manat. Bei der Bank hingegen bekommt man nur 6.000 Manat.

Am nächsten Tag machten wir eine Besichtigung. Als erstes besuchten wir den traditionellen Wüstenmarkt. Man muss wissen, Ashgabad ist eine Oase. In der Stadt selber besuchten wir eine Moschee. Es war die schönste und kostbarste Moschee, die wir bis zu diesem Zeitpunkt gesehen hatten. Angeblich ist es die schönste Asiens. Auch wunderschöne Springbrunnen sind in der ganzen Stadt zu sehen. Eigentlich unvorstellbar, wenn man weiß, dass 1 Liter Wasser 3 mal so viel kostet wie 1 Liter Diesel, für 1 Euro bekommt man nämlich 100 l Diesel. Die Stadt ist tot und fast menschenleer. Es ist auch wenig Verkehr und Geschäfte sind auch keine zu sehen. Diese luxuriöse Stadt ließ sich der Führer, "Der Große", genannt mit dem Geld der armen Leute bauen - und das in Mitten einer Wüste. Nahezu 85% der Landfläche werden von der Wüste Karakum eingenommen, die sowohl aus Sand- als auch Geröllwüstengebieten besteht.

Unser nächster Halt ist ebenfalls eine Oase, die Stadt Mary. Begleitet von schlechten Straßen, eigentlich waren es nur Wege, kamen wir nur langsam voran. Doch nicht nur die holprigen Straßen machten uns zu schaffen, auch die Temperatur in der Wüste stieg allmählich auf 42°C. Nach einer Stadtbesichtigung von Mary, ging es am nächsten Tag um 5:30 Uhr weiter zur Grenze von Usbekistan. Unterwegs kam die erste große Autopanne auf uns zu. So wurde das Wohnmobil von einem Teilnehmer ins Schlepptau bis zum nächsten Stellplatz genommen, wo es repariert werden konnte.

An der Grenze von Usbekistan gab es keine größeren Probleme. Nach ungefähr zwei Stunden waren wir durch. Von nun an sollten wir durch ganz Usbekistan mit Polizeibegleitung fahren. Unser erster Stellplatz war Buchara. In der Stadt neben der Straße standen Leute und winkten uns zu. Bei den Kreuzungen gab es für uns keine Wartezeiten, denn die wurden für uns frei gehalten. Egal ob die Ampel auf rot stand oder nicht wir hatten immer freie Fahrt. Am nächsten Tag gingen wir in die Stadt Buchara und besuchten den Markt. Hier kann man so ziemlich alles kaufen, was man sich nur vorstellen kann. Hier findet man Obst, Gemüse und sogar Unterhosen gab es zu kaufen. Wir kauften uns unter anderem einen Fladen (Brot) und aßen ihn auch gleich auf. Zum Essen brauchten wir nicht mehr, denn bei 40° hat man eher Durst. Zwei Tage später fuhren wir unter Polizeibegleitung weiter nach Samarkand. Unterwegs war die Straße wieder sehr schlecht, und wir hatten mit Schlaglöchern bis zu 30 cm Tiefe zu kämpfen. Unser Stellplatz in Samarkand ist bei einem Hotel. Dies war sicher einmal ein wunderschönes Haus, aber leider ist es jetzt eine Bruchbude. Die Duschen, welche uns zur Verfügung standen waren eine Katastrophe. Es gab nicht einmal warmes Wasser, denn das Hotel hatte kein Gas.

Das Gebiet um die Stadt gehört zur Flussoase des Zarafshon. 400 km südöstlich der Stadt liegt das Pamirgebirge. Die Oasenstadt hat rund 370.000 Einwohner. In Samarkand finden sich einige der großartigsten Zeugnisse islamischer Architektur. Die Stadt wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt.

Auch in Samarkand machten wir eine Stadtbesichtigung und besuchten verschiedene Sehenswürdigkeiten. Einen Musikladen sahen wir uns genauer an. Der Besitzer führte uns verschiedene und außergewöhnliche Instrumente vor. Während der ganzen Stadtbesichtigung hatten wir Polizeibegleitung. Vor der Moschee wurden Bettler und Einheimische vor unserem Eintreffen von der Polizei weggeschickt.

Unsere Reise ging weiter durch ganz Usbekistan. Von Samarkand fuhren wir durch die Steppe bis nach Taschkent. Unterwegs stieg die Temperatur von unserem Motor beträchtlich an. Wir waren gezwungen anzuhalten. Im Kühler war kein Wasser mehr. Er war sicher durch die schlechten Straßen und die vielen Steine undicht geworden. Ständig mussten wir Kühlerwasser nachfüllen und so schleppten wir uns bis Taschkent. Taschkent ist die Hauptstadt Usbekistans mit ca. 2,5 Millionen Einwohnern, nördlich der großen Seidenstraße an der Grenze zu Kasachstan am westlichen Rand des Tianshangebirges gelegen. Diese Stadt hat aber nicht viel Sehenswertes, denn im Jahre 1966 war ein schweres Erdbeben und danach noch mehrere kleine. Wir kamen dann am Stellplatz an, der zu unserer Freude wieder einmal schön war. Hier organisierten wir auch gleich unsere Reparatur. Am folgenden Tag, der ein Puffertag war, wurde unser Kühler von zwei Usbekistani repariert. Somit konnte unsere Tour am nächsten Tag fortgesetzt werden.

Wir fuhren durch das Ferghanatal, über einen Pass der auf 2.200 Meter Höhe lag, vorbei an vielen Äckern, Obstgärten und Baumwollfeldern. Das saftige Grün und die Berge taten uns nach so viel Wüste richtig gut. Auch die Temperatur war mit 30°C wieder angenehm. Die Straßenverhältnisse reichten von gut bis sehr schlecht. Nach einer Übernachtung ging es weiter durch das Ferghanatal, über einen Pass der auf 3.600 Meter Seehöhe liegt, in Richtung Kirgisistan.

Unterwegs wurden wieder zwei Autos kaputt, diese konnten jedoch halbwegs repariert werden. Nun mussten wir mal tanken und dabei wurden 2 Handys gestohlen. Dank der Polizei, die uns auf Schritt und Tritt begleitete, kamen auch die Handys wieder zum Vorschein.

Die Grenze nach Kirgisistan hatten wir in 3,5 Stunden hinter uns und so ging es weiter in Richtung Bischkek. Kirgisistan grenzt im Norden an Kasachstan, im Südosten an China, im Süden an Tadschikistan und im Westen an Usbekistan. In Kirgisistan herrscht auch keine Schulpflicht. Wieder gab ein Auto den Geist auf, der Motor von einem 12 Tonnen schweren Auto war kaputt. Das Wohnmobil wurden von einem unserer Teilnehmer abgeschleppt, aber das ging nicht gut.

Die Kardanwelle musste losgemacht werden. Plötzlich rollte auf einmal das Auto los und gegen den Oberschenkel von unserem hilfsbereiten Teilnehmer. Er trug einen schweren Bluterguss davon. Ad und ich übernahmen die Erstversorgung, die Verletzung war aber so gravierend, dass die Rettung kommen musste. Unvorstellbar aber wahr, die Rettung kam angerollt. Das Aussehen erinnerte mich an die Rettungsautos aus den alten Kriegsfilmen. Nicht nur das Äußere war erschreckend, innen schmutzig, verraucht und das einzige im Auto war eine Trage, halb kaputt. Der Arzt fuhr mit der Rettung mit. Sein Arztkoffer befand sich in einem äußerst miesen Zustand. Unser Patient wurde gleich in das Krankenhaus nach Bischkek gebracht. Im Krankenhaus angekommen, da fehlten einem die Worte, war nicht einmal ein Röntgenapparat. Unser Patient musste auf dem schnellsten Weg zurück nach Deutschland. Nach fünf Wochen Krankenhaus Aufenthalt und mehreren Operationen, stieß er in Peking wieder zu uns.

Nach einem aufregenden Tag kamen wir in Bischkek bei unserem Stellplatz an. Bischkek ist die Hauptstadt und gleichzeitig der politische, wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt Kirgisistans. Die Stadt ist aus einer Karawanenstation an der Seidenstraße hervorgegangen und erlebte im Laufe ihrer Zeit mehrere Umbenennungen. Es ist eine sehr grüne Stadt aufgrund der vielen Wasserkanäle.

Nach zwei Tagen Stadtbesichtigung ging es wieder weiter durch wildromantische Gebirgslandschaften. Vorbei an unzähligen Orten bis nach Tour-Aigyr. Diese Stadt liegt am Issyk-Kul-See. Es handelt sich hier um einen sehr warmen See auf 1600 Meter gelegen. Der See ist 11-mal so groß wie der Bodensee. Nach zwei Tagen Erholung ging es wieder weiter Richtung Chinesische Grenze.

Der Weg führt uns über teils sehr schlechte Gebirgsstraßen. Vorbei an Berggipfeln mit einer Höhe von 4000 bis 5000 Meter. Bevor wir die chinesische Grenze erreichten übernachteten wir noch in Sary Bulak und in Beijrit. Am nächsten Tag erreichten wir endlich den Pass Rougant auf 3740 Meter, bei einer Temperatur von -1°C und Schneetreiben. Nach einer kalten und schneereichen Nacht fuhren wir weiter zur Grenze nach China. Dort wurden uns von den Chinesen die Funkgeräte abgenommen. Sie hatten den Verdacht, dass wir aus Spionagegründen das Land durchreisen würden und dafür die Funkgeräte brauchen würden. Was natürlich ein totaler Blödsinn war. Von dort aus weiter bis nach Kashgar. Diese Stadt ist der Kreuzungspunkt Asiens. Hier grenzen die Länder China, Pakistan, Tadschikistan und Kirgistan aneinander. Historisch gesehen bezeichnet der Begriff ein etwas größeres Gebiet, und Kashgar war auch die Hauptstadt der kurzlebigen Turkestanischen Republik. In der Stadt verblieben wir zwei Tage. Nach einer kurzen Stadtbesichtigung besuchten wir den traditionellen Sonntagsmarkt in der Wüste. Mit seinen 150.000 Besuchern ist er der größte Markt unter freiem Himmel weltweit. Das erste chinesische Abendessen machte mich zum Vegetarier. Hühner mit Kopf und Krallen wurden unter anderem mit undefinierbaren Sachen zum Abendessen gereicht.

Wir verließen Kashkar und unsere Reise ging weiter durch die Wüste, bei 36°C. In der Wüste Taklamaka verbrachten wir eine Nacht bei Sandsturm und 42°C. Wir fuhren weiter durch die Städte Akesu, Kuche, Korla bis nach Turpan. Letztere liegt 145 Meter unter dem Meeresspiegel. Es ist bis jetzt auch der wärmste Ort mit 53°C auf unserer Reise. Auf Grund der extremen Hitze versuchten wir unter nassen Badetüchern etwas Schlaf zu finden. Ein Sandsturm machte uns aber einen kräftigen Strich durch die Rechnung und riss von unserem Wohnmobil das kleine Dachfenster weg. Es war in viele Stücke zerbrochen. Ad klebte die Stücke zusammen und so war unser Dach wieder dicht.

Da wir ja schon so lange unterwegs waren und meine Haare länger und länger wurden, stand ein Frisörbesuch an. Mein Wunsch, meine Haare um 2 cm zu kürzen, wurde aber wohl missverstanden. Als ich in den Spiegel sah, waren nur noch 2 cm von meinen Haaren übrig. Und das alles für 1 €, da kann man sich nun wirklich nicht auch noch beschweren, oder?

Durch die Wüste, wie schon so oft bei schlechten Straßen und der enormen Hitze, fuhren wir bis nach Dunhuang zu unserem Stellplatz. Hier gingen die Ratten spazieren, dies ist aber für China normal. Der Gestank kam von überall her. Es lag auch an allen Ecken und Enden Müll. Die Luft stand förmlich. Wir Tiroler sind da wohl auch ein wenig verwöhnt.

Dunhuang ist eine alte Oasenstadt an der Seidenstraße in der Provinz Gansu im Westen Chinas. Auch in dieser Stadt gab es einiges zu besichtigen. Wir besuchten die Mogao-Grotten, auch Tausend - Buddha - Höhlen genannt. Hier haben buddhistische Mönche zwischen dem 4. und dem 12. Jahrhundert etwa 1000 Höhlen in die Sandsteinfelsen geschlagen und mit buddhistischen Motiven (Buddha-Statuen, Skulpturen und Wandmalereien) verziert. 492 dieser Höhlen sind heute noch erhalten und zum Teil für Touristen zugänglich.
Nahe der Stadt, in der Sandwüste, waren wir auf dem höchsten Sandhügel der Welt. Mit der Rodel ging es wieder hinunter bis zu einer kleinen Oase. Hier befindet sich der Sichelsee, welcher nie austrocknet, was in der Wüste nicht üblich ist.

Über Jiayugan geht es weiter nach Wuwei, Xiahe und Lanzhou. Von da aus machten wir einen zwei Tages Abstecher nach Tibet. Dort besuchen wir ein Kloster, welches auf 2900 Meter gelegen ist. Von Lanzhou fuhren wir entlang der ziemlich verfallen Chinesischen Mauer, bis nach Xian.

Die Chinesische Mauer ist eine historische Grenzbefestigung, die das chinesische Kaiserreich vor nomadischen Reitervölkern (Mongolen) aus dem Norden schützen sollte. Ursprünglich hatte die Mauer eine Länge von 6.350 km (Hauptmauer 2.400 km). Hinsichtlich Volumen und Masse ist es das größte Bauwerk der Welt. Dabei besteht die Mauer aus einem System mehrerer, teilweise auch nicht miteinander verbundener Abschnitte unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Bauweise.

Xian besitzt eine nahezu vollständig erhaltene Stadtmauer und war der Ausgangspunkt der Seidenstraße. Die Stadt ist auch Ausgangspunkt für Besichtigungen der berühmten Terrakotta Armee, die wir uns natürlich auch nicht entgehen ließen. Die Terrakotta Armee, welche sich auf drei Gruben verteilt, besteht aus 7.278 lebensgroßen Soldaten (Fuß- und Reitsoldaten), denen Pferde und Kriegswagen und echte Waffen (Schwerter, Pfeilspitzen, Armbrüste) beigegeben sind. Es handelt sich um die Darstellung einer vollständigen Armee der damaligen Zeit. Die verschiedenen Ränge sind an unterschiedlichen Uniformen erkennbar.

Mit vielen Eindrücken verließen wir Xian. Bevor wir Peking erreichten blieben wir noch zwei Tage in Luoyang einer wichtigen Industriestadt in der Provinz Henan.

In Peking angekommen schlugen wir uns erst einmal durch den Massenverkehr bis zu unserm Hotel durch, wo wir eine Woche verbrachten. Das Frühstück war nicht inkludiert, aber kostete nur 1€ pro Person. Es gab ein Buffett mit Salat, Nudeln, Reis, Maultaschen usw. Eigentlich für unsere Begriffe ein Mittagessen.

Peking ist die Hauptstadt der Volksrepublik China und hat eine über dreitausendjährige Geschichte. Der Name bedeutet "Nördliche Hauptstadt". Flächenmäßig ist sie vergleichbar mit der Steiermark, hat aber rund 16 Millionen Einwohner. Die Luft ist sehr schlecht auch eine hohe Luftfeuchtigkeit und die Hitze mit ca. 40°C machen einem zu schaffen. Die Ringstraße um Peking ist 250 km lang. Die mindest Löhne für die Menschen sind 30 bis 50 € pro Monat.

Wir machten jeden Tag eine Besichtigung. So fuhren wir unter anderem zur Großen Mauer, zum Sommerpalast, zur Verbotenen Stadt und zum Himmelstempel, wo der Stein des Mittelpunktes der Erde liegt. Durch die Stadt ging es natürlich auch, und wir sahen die wichtigsten Gebäude, sowie Baustellen der Olympischen Spiele. Auch die Altstadt von Peking sahen wir uns an und wurden dabei von einer Rikscha chauffiert. Wir fuhren durch die engen Gassen und konnten ein Wohnhaus von innen besichtigen - diese Menschen kennen keinen Luxus. Bevor wir Peking verließen, gingen wir noch in einem guten Restaurant Abendessen. Das Essen war gut und es kostete inkl. Getränke pro Person 4,50€. Dies ist für chinesische Begriffe eigentlich sehr teuer.

Und wieder ging es weiter Richtung Norden, nach Datong. Eine sehr staubige Kohlestadt ein Grenzstaat zur Mongolei. Hier sahen wir die Yungang Grotten und die an den Felsen hängenden Klöster. Die Grotten liegen ca. 16 km südwestlich von Datong im Tal des Shi Li Flusses am Fuß des Wuzhou Shan. Sie wurden hauptsächlich im Zeitraum 460 - 525 n.Chr., während der Nördlichen Wie-Dynastie, aus dem Sandstein herausgearbeitet und sind ein herausragendes Beispiel chinesischer Steinmetzkunst aus der Frühzeit des Buddhismus in China. Insgesamt besteht die Gesamtanlage aus 252 Grotten und Nischen. Die Anlage ist seit dem Jahr 2001 in der Liste des Weltkulturerbes eingetragen.

"Hängende Klöster" ist der Name eines mitten in eine Felswand gebauten Klosters. Das Kloster besteht aus 40 winzigen Hallen und Pavillons und wurde entlang den Konturen der Steilwand gebaut, wobei man sich natürlicher Aushöhlungen und Vorsprünge zur Abstützung bediente. In einer der Räume werden die wichtigsten traditionellen Religionen Chinas vereint, in der Halle befindet sich je eine Statue von Buddha, Konfuzius und Laozi.

Auf dem Weg zum "Oai Hai See" blieben wir mit dem Auto hängen. Es musste geschaufelt werden. Der See ist sehr schön gelegen, Pferde, Schafe und Jurten ergaben in Kombination eine perfekte Landschaft. Am folgenden Tag ging es weiter nach Siziwang Qi. Mitten in der Steppe stand ein großes Jurtenhotel. Eigentlich eine sehr große Jurte mit Restaurant, Geschäften, dazu ein Veranstaltungssaal und rundherum viele kleine Jurten, für die Gäste zum Übernachten. Dies war, so hatten wir den Eindruck, etwas für Touristen. Für uns nicht ganz das richtige, aber für einen Stellplatz und für nur eine Nacht gut genug.

Am Tag danach hatten wir nur wenige Kilometer bis zur Mongolischen Grenze, aber an der Grenze brauchten wir sieben Stunden bis wir endlich durch waren. Es ging weiter bis Erenhot zum Bahnhof, der am Beginn der Wüste Gobi liegt, wo unsere Bahnverladung vom Wohnmobil stattfinden sollte. Doch die Mongolen nahmen uns partout nicht mit. Immer wieder wurde die Verladung verschoben. Inzwischen waren schon 1,5 Tage am Bahnhof vergangen, bis wir mitgeteilt bekamen, dass sie uns nicht mitnehmen. Obwohl die Waggons reserviert und bezahlt waren. Nach einer kurzen Besprechung mit unserer Gruppe beschlossen wir: "Wir fahren durch die Wüste Gobi!"

Ich für meinen Teil war sehr verärgert, da unsere Wohnmobile nicht für die Wüste geeignet sind. Zuvor hatte noch nie jemand die Wüste Gobi mit einem Wohnmobil durchquert. Für uns alle war es ein großes Risiko - schweren Herzens fuhren wir los. Anfangs gab es noch einen Weg, aber dann nur noch Sand, Steine und Steppe. Immer wieder blieben Wohnmobile hängen. Zum Glück hatten wir ein Allradfahrzeug in der Gruppe, das uns fortwährend aus Sand oder Schlamm zog. Nach einer Fahrtzeit von 11 Stunden hatten wir gerade einmal 150 km hinter uns. Todmüde schlugen wir unser Lager in der Wüste auf. Der angenehme Nebeneffekt war ein wunderschöner Sonnenuntergang und Sternenhimmel. So was sieht man nicht alle Tage. Nach einer sehr ruhigen und stillen Nacht, ging es am nächsten Tag weiter. Unsere mongolischen Begleiter fuhren vor und suchten einen geeigneten Weg, wo wir am besten durchfahren konnten. Sand, Sand und noch mal Sand, nichts Aufregendes war zu sehen, als plötzlich eine Herde Antilopen vor unserem Wohnmobil vorbei lief.

Die Strecke war nach wie vor sehr schlecht zu fahren. Aber was uns mehr Sorgen machte, waren die dunklen Wolken die aufzogen. Regen hätte in der Wüste nichts Gutes bedeutet. Mit großer Wahrscheinlichkeit wären wir im Sand und Schlamm stecken geblieben. Gott sei dank kam aber dann doch kein Regen und bis zum Abend waren es wieder 7 Autos die aus dem Dreck gezogen wurden. Bei einem Auto war die Federung kaputt und bei einem anderen Wohnmobil war die Rückwand losgerissen. Am dritten Tag hatten wir steinige Hügel und Steppe zu überwinden. Auch an diesem Tag gab es bei mehreren Autos Probleme. Reifen gingen kaputt und der Kühler von unserem Wohnmobil war auch wieder hinüber. So kam es, dass wir ständig Wasser nachfüllen mussten. Unser Wohnmobil brauchte somit mehr Wasser als wir für uns selbst. Es sah wieder mal nach Regen aus, doch plötzlich, wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine richtige Straße auf. Unsere Freude war groß. Es war ein schnelles Vorankommen. So fuhren wir bis nach Ulaanbaatra. Der Name heißt zu Deutsch "roter Held" und ist die Hauptstadt der Mongolei. Am Stellplatz angekommen mussten als erstes die Autos repariert werden. Wir und noch zwei Autos fuhren am nächsten Tag zur Werkstatt, wo unser Kühler wieder repariert wurde. Die Mechaniker konnten es nicht glauben, dass wir mit einem Wohnmobil die Wüste Gobi durchquert haben. Am nächsten Tag machten Ad und ich eine Bergwanderung, wo wir Edelweiße fanden. Die Landschaft war beeindruckend.

Nach einer durchregneten Nacht ging es weiter durch die wunderschönen Berg- und Hügellandschaften der Mongolei. Wir übernachteten wieder mitten in der Natur, nahe der russischen Grenze.

Um 7:30 fuhren wir wieder weiter Richtung Russland. An der Grenze brauchten wir nur 4 Stunden. Somit waren wir in Sibirien und fuhren bis Ulan-Ude. Unterwegs sahen wir viele typische kleine bunte Holzhäuser. Es sieht hier insgesamt auch viel sauberer aus als in China. Nach einem Besuch in Ulan-Ude geht es über 150 km Waschbrettstraße zum Baikalsee was auf Deutsch "reicher See" heißt. Mit einer Tiefe von (1.620 m oder 1.750 m) einer Länge von 636 km und einer Breite von 80 km ist er nicht nur einer der größten, er ist auch der älteste (mehr als 25 Mio. Jahre) Süßwassersee der Erde. Sein einziger Abfluss, die Angara, fließt über den Jenissei in die Karasee des Polarmeeres. 1996 wurde die Baikal-Region von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Wir standen mit unserem Wohnmobil direkt am See umgeben von purer Natur. Ein paar Mutige gingen im kalten Wasser schwimmen. Hier konnten wir uns drei Tage lang sehr gut erholen, bevor wir wieder weiter fuhren bis Irkutsk. Diese Stadt ist eine wichtige Haltestelle der Transsibirischen Eisenbahn die von Moskau bis nach Wladiwostok bzw. Peking fährt. Mehr und mehr haben wir Sehnsucht nach zu Hause, aber es sind nur noch 8000 km. Weiter ging es durch die Taiga und teilweise durch die Tundra. Der boreale Nadelwald ist die am nördlichsten gelegene Vegetationszone der Erde, in der das Wachstum von Wäldern möglich ist. Dieser Waldtypus entsteht in der kaltgemäßigten Klimazone und existiert daher ausnahmslos auf der Nordhalbkugel. Die entsprechende Waldform wird in Nordeurasien auch Taiga genannt. Nördlich von der borealen Nadelwaldzone befindet sich die Tundra.

Zuvor mussten noch ein paar Reparaturen bei verschiedenen Wohnmobilen durchgeführt werden. Auch bei uns fiel eine kleine Reparatur an: eine Schublade hatte sich losgelöst.

Wir haben 260 km vor uns bis nach Tajset, davon wird jedoch das Fortkommen durch eine 60 km lange Baustelle erschwert. Es war katastrophal, teilweise fuhren wir mit 10 km/h und bewältigten so die riesengroßen Löcher in der Straße. Weiter geht es wieder 400 km Richtung Westen. Diesmal "nur" 50 km Baustelle. Es gab fast kein Durchkommen. Es waren richtig große Krater zu passieren und Ad kam mit dem Auto nicht mehr weiter. Ein lieber Teilnehmer legte sich neben unserem Wagen auf den Boden und lotste uns durch - alles ging gut. Unserem Auspuff hatte die Fahrt schwer zugesetzt. Er war aus der Verankerung gerissen, aber das konnten wir an Ort und Stelle reparieren. Nach Tajset bis Krasnojarsk war die Straße wieder in Ordnung. So war es möglich, die schöne Natur, die riesigen Äcker und die satt grünen Wiesen besser zu genießen. Nach einer schönen Stadtbesichtigung fuhren wir am nächsten Tag weiter nach Krasnojarsk. Von dort aus Richtung Moskau, über Barabinsk, Omsk, Golischmanovo, Kurgan, Miass, Djurtjuli, Kazan, Nishnj-Nowgorod, Suzdal. Es gab natürlich unterwegs viele Besichtigungen bis wir Moskau erreichten.

Moskau befindet sich im europäischen Teil Russlands, im Durchschnitt 156 Meter über dem Meeresspiegel, im Hügelland zwischen Oka und Wolga. In Moskau machten wir zwei Tage Stopp. In diesen zwei Tagen standen Besichtigungen auf dem Programm. Von Moskau ging die Reise bis Smolensk und weiter nach Weißrussland. Die Grenze war kein großes Problem und so erreichten wir Minsk, die Hauptstadt Weißrusslands. Diese Stadt wurde während des 2. Weltkriegs fast völlig zerstört.

Minsk hat eine wichtige Funktion als internationaler Verkehrsknotenpunkt in Osteuropa. In Minsk kreuzen sich die Verkehrswege Paris-Moskau und Noreisopa-Ukraine, sowohl, was den Eisenbahn-, als auch was den Straßenverkehr betrifft. Nach zwei Übernachtungen und einer Stadtbesichtigung in Minsk, waren wir erstaunt wie sauber diese Stadt ist. Während der Weiterfahrt nach Brest gab es keine Polizeikontrollen mehr. In Russland war das Gang und Gebe. Von Brest aus ging es weiter über die Grenze, wo wir keine Wartezeit hatten, nach Polen bis Warschau. Hier gab es noch ein Abschiedsessen und somit endete unsere lange, beeindruckende Reise (auch schon). Auf der Reise hatten wir eine Zeitverschiebung von sieben Stunden. Fast jedes Auto hatte eine oder mehrere Reparaturen und viele Reifen gingen kaputt. Aber letztendlich kamen wir gut zu Hause an. Wir haben viel gelernt, erlebt und leider auch mit ansehen müssen, wie viele arme Menschen es gibt. Gott hat uns eine Welt mit vielen Facetten geschaffen. Somit könnte man abschließend sagen: "Die Erfahrung ist wie eine Laterne im Rücken; sie beleuchtet stets nur das Stück Weg, das wir bereits hinter uns haben." (Konfuzius)

PS. Wir waren die erste Wohnmobilgruppe durch die Wüste Gobi.

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