Round The World 2012 - ...

Bericht 0009: Pushkar bis Dasada




25.11. bis

Nach Pushkar

 

01.12.2012

bis Dasada



25. November: Nach Pushkar


Der Pushkar-See gehört zu den heiligsten Hindu-Pilgerstätten in Indien. Der Legende nach befindet sich hier der einzige Platz auf Erden, auf dem sich Brahma, der Weltenschöpfer und höchste aller Götter, manifestierte. Brahma selber soll den See durch ein Wunder geschaffen haben.

Jedes Jahr zum letzten Vollmond im November findet das Pushkarfest statt, das 5 Tage dauert.
Dieses größte Fest der Hindus zieht nicht nur Tausende von Pilgern an, sondern auch uns. Stilgerecht bezogen wir einen Standplatz an einem Wüstenhotel, aus unserer Wohnmobiltür sahen wir die Kamele, die uns zum Festplatz bringen sollten.

Durch die Wüste fuhren wir zum Festplatz und stürzten uns in das Getümmel. Ein riesiger Jahrmarkt mit Buden und Karussells erwartete uns, man könnte meinen, auf dem Münchner Oktoberfest oder dem Bremer Freimarkt zu sein, wäre da nicht diese unendliche Farbenvielfalt von Saris und Turbanen und die dunkle Haut der Menschen. Wir tauchten ein in den Hexenkessel aus Freude und Farbe.

Kamelmarkt beim Pushkarfest ...
... wichtiger als der Jahrmarkt!
Jahrmarkt auf indisch
Der Pushkarsee

Heilige baden hier ..
... wie alle anderen auch
Der Markt gehört immer dazu

Am Abend rundeten wir diesen Tag mit einem gemeinsamen Essen ab.


26. November: Pushkar

Der heutige Tag sollte eigentlich dazu dienen, das fest noch näher zu erkunden, doch ich konnte mich nicht damit anfreunden. Mir hatte der gestrige Tag gereicht. Ich mag Jahrmärkte überhaupt nicht und halte mich ihnen möglichst fern.

So blieben wir zuhause und ich versuchte, mich wieder mit dem Tagebuchschreiben zu versöhnen, was mir so schwer fällt wie noch nie. Mich motivierte ein wenig, dass ich im Auto Wifi hatte, doch die Worte kamen nur zäh und ich wurde nicht fertig.


27. November: Nach Devgarh

Der Haupttag des Festes nähert sich. Morgen ist Vollmond. Da reisen die Gläubigen in immer größeren Scharen schon seit dem frühen Morgen an. Es ist kaum ein Durchkommen. Das sieht auch die Polizei so und sperrt den Ort komplett für Autos. Das bedeutet für die später Losgefahrenen, dass sie Umwege bis zu 100 km über teils elende Pisten und durch enge Dörfer in Kauf nehmen mussten.

Die Straßen durch die Savanne waren schön, es war ein leichtes Fahren. Noch einmal haben wir einen Naturstellplatz, eigentlich ganz einsam an einem See, doch bald waren über dreißig Kinder da und bettelten um alles, Wimpel (einer wurde stolz vorgezeigt), Kugelschreiber, Essen, Geld. Alles was sie sahen, war begehrenswert. Eine Zeit lang hält man es aus, aber die Kinder gehen nicht, sie haben eine unendliche Ausdauer. Sie stehen da und starren dich an. Irgendwann hält man das nicht mehr aus und verzieht sich ins Auto und macht die Tür hinter sich zu. Bei dreißig Grad drinnen und 26 Grad draußen.
Unser Auto muss wie alle indischen Autos mit Puscheln verziert werden

Heute hat unsere Schweizer Heidi Geburtstag. Am Abend trafen wir uns zu einem Umtrunk mit richtigem Whisky, Vodka und Rum. Darauf haben wir lange verzichten müssen, doch nun ist die Zeit der Enthaltsamkeit vorbei. Alles Liebe Heidi!


28. November: Nach Udaipur

Wir fuhren entlang der "Straße der Marmorverarbeitung". Auf mehr als 20 km reihte sich Marmorbetrieb an Marmorbetrieb auf beiden Straßenseiten.

Es ging über einen Gebirgszug, wobei wir Höhen von über 600 m überwanden. Die Savanne hat aufgehört, es gibt Wasser und so ist die Landwirtschaft sehr rege. Palmen werden häufiger.

Udaipur wird auch das Venedig Rajasthans genannt. 4 von vergangenen Maharajas künstlich angelegte Seen bestimmen das Stadtbild, was für indische Verhältnisse recht sauber ist. Unser Standplatz liegt stilgerecht im Garten eines Luxushotels.

Während der Stadtrundfahrt sahen wir uns den Stadtpalast am Pichola-See, der bereits im 14. Jahrhundert aufgestaut wurde, an. Vier Jahrhunderte wurde daran gebaut. Ein Teil wird noch heute von der Sisodia-Familie bewohnt.

Auf einer Insel Mitten im See wird ein Palast heute als Hotel genutzt, bekannt durch den James-Bond-Film Octopussy.

Ein weiterer Besichtigungspunkt war ein Supermarkt. Der Grand Bazaar wurde von uns gestürmt. Es gab zwar keine westlichen Labensmittel, aber einheimischer Käse, Nudeln, Essig und Ketchup waren hier einfacher zu finden als an den kleinen Lädchen unterwegs. Milch, Eier und Brot gab aber auch hier nicht, dafür wurde das Toilettenpapierlager leergekauft. Die Angst, im Osten Indiens keines mehr zu bekommen, ist groß.


29. November: Nach Ranakpur

Die heutige Strecke war nicht groß. Sie führte in das Aravalligebirge zu den Tempelanlagen von Ranakpur. Was als schöner Ausflug in das Gebirge gedacht war wurde zu einer anstrengenden Fahrt. Am Anfang zog uns die Gebirgslandschaft in ihren Bann und wir freuten uns auf das vor uns Liegende. Doch dann wurde die Straße schmal und schlecht und entgegenkommende Fahrzeuge sorgten für ein Ansteigen des Adrenalinspiegels in ungeahnte Höhen. Die engen Serpentinen setzten noch einmal einen drauf. Das I-Tüpfelchen waren die Dorfdurchfahrten. Schließlich kamen wir am Ziel an, doch kein Tempel war zu sehen. Wir waren auf der falschen Straße. Also 20 km zurück und dann 20 km die nächste Straße. Majestätisch thronte der Tempel im dichten Wald.

Die Tempelanlagen von Ranakpur im indischen Bundesstaat Rajasthan bilden einen der größten und schönsten sakralen Komplexe Indiens. Sie bestehen aus wenig mehr als einigen Tempeln und einer Handvoll Nebengebäude, darunter eine Unterkunft für Pilger
Die Tempel sind Heiligtümer der Jainas, einer religiösen Gruppe, die einige Gemeinsamkeiten mit Hindus und Buddhisten aufweist.

Ein ethisches Grundprinzip des Jainismus ist die Gewaltlosigkeit gegenüber allen Lebewesen) Wegen des Ideals der Nichtverletzung von Lebewesen ernähren sich Jainas ausschließlich so, dass weder Tier noch Pflanze dafür sterben müssen. Bedingt durch diese Prinzipien, üben Anhänger des Jainismus nicht jeden Beruf aus, weshalb sie beispielsweise oft im Handel und im Bankgewerbe arbeiten. Wegen der Strenge der Lebensführung war die Gemeinde nie sehr groß. Die Anhänger konnten wegen des Gewaltlosigkeitgebots weder in der Landwirtschaft arbeiten (beim Pflügen könnten Lebewesen verletzt werden), noch konnten sie sich der Kriegskunst widmen. Immerhin gibt es 6. Mio. Anhänger, was sich viel anhört, angesichts der Gesamtbevölkerungszahl jedoch nicht viel ist.

Die Beschreibung der Tempelanlage ist wahrhaftig nicht übertrieben. Sie ist das Schönste, was ich bisher gesehen habe! Sie wurde 1439 erbaut. Das aus weißem Marmor errichtete Bauwerk mit 1444 Säulen und 29 hallenartigen Räumen sind allesamt unterschiedlich gestaltet. Wir konnten lange darin umherwandern und die unzähligen "geschnitzten" Reliefs und Figuren zu bewundern.

Es rief unser Stellplatz an einem Resort. Der Wirt sorgte sogar für ein Campfire. So bekamen wir noch einen romantischen Tagesabschluss.


30. November: Nach Dasada

Ein Fahrtag stand uns bevor, 360 Kilometer. Da mussten wir mit dem ersten Tageslicht in den Sattel. Heute konnten wir die Fahrt durch die Berge unbeschwert genießen, war doch dieser Teil der Straße nicht so schmal.
Doch dann nahm uns der Highway auf und die Kilometer purzelten nur so.

Wir verließen den Bundesstaat Rajasthan und kamen nach Gujarat. Für unsere Zeit hier müssen wir auf Alkohol verzichten, der hier verboten ist.
Auch die Schrift hatte sich geändert. Waren Schilder bisher in Devanagari geschrieben:

so müssen wir uns jetzt an Gujarati gewöhnen:


Waren wir gestern noch 900 m hoch im Aravalligebirge, so brachte uns der Highway hinunter auf Meereshöhe und in die Wüste. Vereinzelt schafften es die Bewohner, ein Feld anzulegen, doch der Sand mit feindlichen Dornenbüschen dominierte.

Ohne Hetze kamen wir in unserem Wüsten-Resort an. (www.desertcoursers.net)

01. Dezember: Dasada

Heute ging es mit Jeeps auf Safari in den Rann von Kachchh. Er ist ein zeitweise überfluteter Salzsumpf am südlichen Abschnitt der Grenze zwischen Indien und Pakistan. Er umfasst rund 28.000 km², einschließlich des südwestlich gelegenen Kleinen Rann von Kachchh, und liegt größtenteils auf dem Gebiet des Distriktes Kachchh im westindischen Bundesstaat Gujarat, südlich der Wüste Thar. Nur ein kleiner Teil gehört zur pakistanischen Provinz Sindh. Das Wort "Rann" ist aus dem Hindi entlehnt und bedeutet "Salzsumpf".

Im Kleinen Rann liegt das Wild Ass Wildlife Sanctuary (Wildesel-Schutzgebiet). In ihm lebt der Asiatische Esel (Equus hemionus khur), auch Halbesel oder Pferdeesel genannt. Der Lebensraum sind trockene Halbwüsten, wo die Halbesel die spärlichen Gräser abweiden. Sie brauchen jedoch Wasserstellen in der Nähe, da sie regelmäßig trinken müssen

Im Jahr 1999 wurden 2839 Khure im Kachchh-Wildreservat gezählt. Die Population ist beständig angestiegen, doch momentan gefährdet ein Kanalbauprojekt den Status des Reservats. Außerdem gibt es Forderungen nach der Genehmigung von Salzabbau in Kachchh.

Wir konnten eine große Herde beobachten, sie sehen mehr wie Pferde aus, an Esel erinnern sie uns nicht.
Salzabbau in kleinen Stil wird schon betrieben. Einzelne Familien leben in dem Wüstengebiet und bauen das Salz in reiner Handarbeit ab.

Zum Sonnenuntergang fuhren wir an einen See, auf dem sich Kraniche und Flamingos tummelten.

Ein schönes Safari-Ergebnis.

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