Round The World 2012 - ...

Bericht 0006: Von Amritzar nach Delhi




12.11. bis

Nach Amritzar - Indien

 

17.11.2012

bis Delhi


12. November: Nach Amritzar (Indien)

Heute hatte die "Flucht" durch Pakistan ein Ende. Pünktlich mit dem Öffnen der Grenze standen wir vor dem Tor. Die Abfertigung war nicht die Schnellste, aber kontinuierlich und dann standen wir vor der indischen Seite. Ab hier verlief alles chaotisch. Wir wurden hierhin und dorthin und wieder zurück geschickt, aber irgendwann ging auch das zu Ende und nachdem Drogen- und Sprengstoffhunde durch unser Auto und hinter jede Tür geschnüffelt haben und das Auto von unten nach Drogen untersucht worden war, wurden wir nach Indien hineingelassn.

Eine kurze Strecke von 30 Kilometern lag vor uns, aber die Unterschiede zu Pakistan deuteten sich hier schon an. Am Straßenrand lagerten viele Menschen mit und ohne Planen, die offensichtlich kein anderes Zuhause und keine Perspektiven haben. Wir sahen keine Eselskarren, dafür mehr Fahrräder. Dass es keine Tuk Tuks (Mofarikschas) gab, lag daran, dass sie heute streikten, wir später erfuhren. Besonders fiel auf, dass es mehr Schulkinder gab und dass Mädchen darunter waren.

Bald waren wir an unserem Standplatz in Amritzar, einem Guesthouse wo wir mitten im Grünen standen, eine Wohltat nach dem endlosen Staub. Dies wurde gleich mit einem Bier nach drei Wochen der Enthaltsamkeit gefeiert.


Amritzar

Amritzar

Freundlich, neugierig, bunt

und voller Würde






13. November: Amritzar

Schaut man im Reiseführer oder bei Wikipedia nach, ist das einzig Sehenswerte in Amritzar der goldene Tempel.

Der Goldene Tempel, auch Harmandir Sahib oder Hari Mandir genannt, ist das höchste Heiligtum der Sikhs in Amritsar im indischen Bundesstaat Punjab. Erbaut wurde er im 16. Jahrhundert und wurde (eine goldene Kuppel) im 19. Jahrhundert erweitert.

Der Tempel liegt auf einer Insel im sogenannten Nektarteich und ist mit Blattgold bedeckt und umgeben von einer Palastanlage. Im Tempel selber werden während der Tageszeit Verse aus dem Heiligen Buch rezitiert. Diese Gesänge werden musikalisch untermalt und sind über Lautsprecher in der ganzen Tempelanlage zu hören, was eine eindrucksvolle Atmosphäre schafft. Der Tempel ist immer geöffnet und wird täglich von tausenden Pilgern, darunter nicht nur Sikhs,

In einem benachbarten Gebäude wird für diese Zeitspanne auch einfaches Essen angeboten. Dem Glauben der Sikhs zufolge kann, wer im heiligen Wasser badet oder davon trinkt, sein persönliches Karma verbessern.

Selbstverständlich mussten wir dorthin. Schon zu "normalen" Zeiten sind bis zu 20.000 Menschen täglich im Tempel, die auch kostenlos verpflegt werden. Die Menschenmassen schreckten mich ab, aber die Organisation bei der Essenszubereitung ist faszinierend!

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Heute war ein noch größeres Gedränge als an anderen Tagen.
Es ist Diwali. Diwali, das Lichterfest, ist ein bedeutendes mehrtägiges hinduistisches Fest in Indien und anderen vom Hinduismus geprägten Ländern. Das Fest kann auf Grund seiner spirituellen sowie sozialen Bedeutung und seines fröhlichen Charakters mit Weihnachten in der westlichen Welt verglichen werden. In Nordindien ist Diwali gleichzeitig der Neujahrstag.

Heute ist der Haupttag, ein Feiertag in ganz Indien. Am Abend ist alles mit künstlichen Lichtern und Kerzen geschmückt und die Böllerei fängt schon früh an.

Auch unser Stellplatz war liebevoll geschmückt. Nach einem gemeinsamen Mahl stießen wir auf Liesels Geburtstag an. Unsere Gastgeber hatten für ein Feuerwerk gesorgt, dass nun zum Abschluss dieses Abends abgebrannt wurde.

Die Fahrt zum Tempel legten wir in einer Rikscha zurück. Es war eine Lehrstunde für mich über das Verhalten im indischen Verkehr. Ich lernte, wie Rikschafahrer reagieren und welche Tricks sie drauf haben um vorwärts zu kommen. Ebenso konnte ich die Autofahrer beobachten. Beides wird mir ei meinen eigenen Fahrversuchen helfen!


14. November: Nach Karud Haveli



Die Strecke nach Delhi war aufgeteilt worden, damit wir uns in aller Ruhe an den indischen Verkehr gewöhnen konnten. Die heutige Straße entsprach unseren Autobahnen von der Vierspurigkeit her. Alles andere war indisch chaotisch. Da kam schon mal ein "Geisterfahrer" entgegen oder Kühe. Fußgänger und Radfahrer waren an der Tagesordnung ganz zu schweigen von Tuk Tuks, die meinten sie wären die schnellsten und wichtigsten Fahrzeuge. Überholt wurde links wie rechts oder dazwischengedrängelt. Alles mit Hupen natürlich. Ich lernte, dass hupen nicht bedeutet, "weg da ich komme", sondern einfach nur "hallo ich möchte überholen". Weder Motorradfahrer noch Rikschafahrer schauen in den Rückspiegel. Auf Rikschas und Lkws steht hinten drauf: Blow horn! Man will also aufmerksam gemacht werden.

Unser Stellplatz war der Parkplatz eines Freizeit Resorts mit Autoskooter, Hüpfburg usw. Das hieß dröhnende Musik bis zum Schlafen. Wir waren so müde, dass uns das nicht gestört hat.


10.4 15. November: Nach Delhi

Es waren zwar nur einhundertfünfzig Kilometer nach Delhi, aber wir mussten durch die ganze Stadt nach Süden. Da wollten wir so früh wie möglich sein und machten uns deshalb um ½ 7 Uhr auf die Socken.

Wie schon gestern fuhren wir in dicken Nebel hinein, der sich anfühlte wie Smog. So war das auch in Peking. Es wurde den ganzen Tag nicht klar, obwohl die Sonne ihr möglichstes versuchte. Über eine rote Scheibe kam sie nicht hinaus. In der Stadt wurde der Verkehr erwartungsgemäß entsprechend dicht. Doch mit viel Geduld und ständiger Beobachtung aller Spiegel und zusätzlicher Hilfe das Beifahrers, der den toten Winkel rechts unten beobachtete, zuckelten wir durch die Stadt. Zum Glück mussten wir keine kleinen Straßen sondern nur Durchgangsstraßen befahren, aber für den ersten Tag reichte es.

Wieder hatten wir einen schönen grünen Platz an der Universität.


16.-17. November: Delhi

Heute stand Stadtbesichtigung auf dem Programm, doch die Bürokratie hielt uns davon ab. Für die Verständigung untereinander bei Notfällen benötigen wir indische Telefonkarten, doch seit dem 9. November gibt es hier ein neues Gesetz, dass zum Erwerb einer SIM-Karte ein Antrag auszufüllen ist, dem eine unterschriebene Kopie des Passes und Ausländer eine unterschriebene Kopie des Visums beizufügen ist. Auf dem Antrag muss ein Passbild aufgeklebt sein, über das eine Unterschrift bis auf das Antrag zu reichen hat. Das alles wird nachgeprüft, es kann sogar sein, dass die Polizei zur Kontrolle auftaucht, oder einen Kontrollanruf macht und Fragen stellt, um die Identität zu beweisen. Dieses Procedere dauerte zwei Stunden, dann konnten wir endlich in die Stadt fahren.

In dem Akshardham-Tempel, der 2010 innen in Hindu-untypischem Pomp erneuert worden ist und immer einen Besuch wert sein soll, sollten wir eine Lightshow erleben, sowie einen Dokumentarfilm sehen und Boot fahren. Das alles interessierte uns nicht, so fuhren wir stattdessen zum Gandhimausoleum. Wir konnten nicht wissen, dass die Lightshow am Abend stattfand und Bootsfahrt und Film nicht möglich waren.

Das Gandhimausoleum ist. völlig unspektakulär, sieht man von der Tatsache ab, dass Gandhi dort begraben ist.

Das rote Fort stand als nächster Punkt auf unserer Wunschliste, doch das hatte das Militär geschlossen. Blieb nur ein Blick von außen.

Also stürzten wir uns in das pure Leben. Wir fuhren mit Rikschas zum Gewürzmarkt, was eine halbe Stunde Fahrt durch dicksten Verkehr bedeutete. Es ist irre, nach welchen Strickmustern die Fahrer jedes noch so kleine Loch nutzten, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Den Gewürzmarkt erreichten wir nicht, da die Zeit zu knapp war und wir noch einen Geldautomaten suchen mussten. Dann ging die Fahrt wieder zurück. So eine Rikschafahrt ist ein Erlebnis für sich und immer wieder ein Highlight.

Unseren zweiten Tag in Delhi nutzten wir zum Relaxen. Das hatten wir auch nötig, denn irgendwie haben uns die letzten Tage geschlaucht. Vieles drückte aufs Gemüt: Der Verkehr, der unsere letzte Konzentration erforderte und der Linksverkehr noch einmal alles erschwerte. Dazu die Luft, diese Dunst-Smog-Mischung, die Nordwestindien und besonders Delhi selten einen blauen Himmel beschert. Der Dreck, gegen den zu kämpfen aussichtslos ist, gegen den auch die Kühe, die viel Plastikmüll fressen, auch nicht ankommen. Dazu die Menschen, denen keine Hoffnung in den Gesichtern steht und denen schwer mal ein Lächeln zu entlocken ist. Man selbst fühlt sich immer schmutzig, wann immer man sich wäscht, das Wasser ist immer schwarz.



Ganz normaler Verkehr


Bürokratie beim Beantragen der Telefonkarten


Da müssen wir durch


Hier zum Glück nicht


Zerfall überall, wie hier bei dieser Bank


Eine Einkaufsstraße im Studentenviertel

Am Nachmittag besuchten einen Markt in der Nähe in dem aufgrund der Nähe zur Uni auch viele Geschäfte für Kopien, Grafikgestaltung usw. zu finden sind. Hier ließen wir uns ein Schild laminieren "Left hand driver", um die nachfolgenden Autofahrer auf unser Handicap aufmerksam zu machen. In einem Internetcafé checkten wir E-Mails und deckten uns natürlich wieder reichlich mit Gemüse ein. Brot bekommen wir nicht, das wird zur Kunst. Auch Milch und Eier zu finden wird ein Sport.


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