Round The World 2012 - ...

Bericht 27: Java - Indonesien




16.07. bis

Nach Jakarta, Java

 

25.07.2013

bis
Gending, Java




Durch Indonesien

Durch Java

Die Insel Java bildet mit ihren Großstädten und ihrer atemberaubenden natürlichen Schönheit das Herz des Landes. Sie dient als wirtschaftliches und politisches Machtzentrum. Verlässt man die Städte, verzaubert einen die Javas Landschaft mit schillernd blauen Reisfeldern, reizenden Dörfern voller Häuser mit Terrakottafliesen, rauschenden Flüssen und Hügeln, die von dichtem Dschungel überwuchert sind. Die üppige Insel gehört zu den fruchtbarsten Regionen der Welt, in der mancherorts bis zu 3 Ernten im Jahr möglich sind. (Lonely Planet Südostasien)

16. Juli: Nach Jakarta


Noch 38 km bis zur Fähre nach Java. Auf der Straße fährt eine Lastwagenschlange und wir hoffen verzweifelt, dass die Strassen auf Java weniger Schlaglöcher haben.

Die Fähre fährt ca. 2 Stunden (30 km). Wir hatten gehofft, noch vor der Verschiffung Obst und Gemüse kaufen zu können. Seit Tagen haben wir nichts mehr, es gab keine Buden an der Straße, die Gemüse verkauften. Ramadan macht die Versorgung mit frischen Lebensmitteln doch kompliziert.

Die Fährfahrt ist ruhig. Es ist schön, zwei Stunden still auf das Meer zu blicken, viel zu schnell ist die Zeit um.

Die Polizei begrüßt uns im Hafen von Java und begleitet uns aus dem Hafen bis zur Autobahn-Auffahrt "Asia-Highway 2". Nach Jakarta, einer Stadt mit 10 Millionen Einwohnern sind es noch 130 km.

Auf Java leben 60 % der 240 Millionen Indonesier. Dichter chaotischer Verkehr erwartet uns. Jakarta hat einen eigenen Namen für das Verkehrschaos und den permanenten Stau "Macet". Keine erfreulichen Aussichten für unsere Einfahrt in die Stadt. Im Großraum Jakartas leben 20 Millionen Menschen, d.h. viele umliegende Städte sind faktisch zu Vororten Jakartas geworden.

Wir müssen in diese Stadt, um die Gesundheitsuntersuchung für unser Australien-Visum zu machen. Wir haben nichts Schriftliches darüber gefunden, dass so eine Gesundheitsuntersuchung gefordert werden kann, daher vermuten wir, dass unsere Fahrt durch so viele "bedenkliche" Länder der Grund für die Forderung der Australischen Botschaft ist.

Einige Stunden später haben wir unser Hotel erreicht und sind froh, die Fahrt hinter uns zu haben. Im Hotel müssen wir, wie jedes Mal, durch eine Sicherheitsschleuse gehen. Wachpersonal steht bereit. Auch unsere Fahrzeuge werden an jedem Stopp von Sicherheitskräften mit einem Spiegel am langen Stab auf Bomben untersucht


17.-18. Juli: Jakarta

Die Ersten fahren bereits morgens um 8.00 Uhr durch die Stadt um rechtzeitig zur Untersuchung um 11.00 Uhr im Krankenhaus zu sein. Dort ist der Empfang gut organisiert, unsere Unterlagen liegen bereits vor und wir werden zum Röntgen gebeten. Danach wird bezahlt (30 Euro pro Person), das Ergebnis wird vom Krankenhaus direkt an die Visa-Stelle weitergeleitet und wir dürfen uns wieder zum Hotel Mercure fahren lassen.

Am Nachmittag sind wir zurück und können die Ruhe genießen. Ich mache noch einen langen Spaziergang am Meer, bin wieder einmal allein als Fußgänger und genieße das "normale" Leben am Meer. So kann man in jeder Megastadt doch noch ein paar nette ruhige Eckchen finden.

Am nächsten Tag regnet es und wir haben Zeit, unsere Unterlagen auf den aktuellen Stand zu bringen.


19. Juli: Fahrt nach Ciater

Früh am Morgen stecken wir bereits im Stau von Jakarta obwohl in eine Richtung 7 (!) Fahrspuren führen. Auch nachdem wir Jakarta endlich verlassen haben, sehen wir nicht viel von Java. Wir fahren 150 km auf der Autobahn mit viel Verkehr.

Entschädigt wurden wir an unserem Stellplatz im Spa Resort in Ciater, in dem uns ein 38° warmer Thermalwasserpool erwartete.
Ich hätte nie gedacht, dass mich bei den gleichen Umgebungstemperaturen ein Pool so entspannt!


20. Juli: Fahrt nach Banjar / Ankommen in Garut

Herrlich klare Luft in 1.400 m Höhe, die Vulkane Javas umgeben von üppigem Grün und wir schon um 7.30 Uhr im 38° warmen Pool, gespeist vom Vulkan. Oh, ja. Dann wieder Serpentinen, enge Straßen, viel Verkehr, volle Städte, überall Mopeds wie Hornissenschwärme. Die Polizei hält uns an, der internationale Führerschein wird vorgezeigt, hat jedoch keine Gültigkeit, sie verweisen auf die Linksfahrerautos. In Java benötigen wir einen indonesischen Führerschein, so wird uns gesagt. Fast möchte ich den Polizisten zustimmen, denn die Verkehrsregeln werden für uns wirklich nicht ersichtlich. Nach 1 ½ Stunden Palaver blockt der Kommandant noch immer. Der Polizeichef wird angerufen, die Sachlage muss geklärt werden. Was nun wirklich Fakt ist, stellt sich nicht heraus. Wir fahren weiter und hoffen, dass kein Polizist mehr auf uns aufmerksam wird.

Jedoch werden wir nach 35 Minuten erneut von der Polizei aufgehalten, angeblich "Kontrolle im Ramadhan"! Keine Begründung warum man uns aufhält, viel Gerede und Imponiergehabe. Wir versuchen zu sagen, dass das kein gutes Licht auf Indonesien wirft.

Inzwischen haben wir gehört, dass die Polizei fast alle unsere Fahrzeuge stoppt. Wir werden zusammengetrieben. Dann fährt ein Polizeifahrzeug vorweg und wir folgen. Zunächst denken wir noch, wir werden zu unserem nächsten Stellplatz begleitet. Aber wir weichen vom Treck ab und werden auf den Hinterhof einer Polizeiwache in der Kleinstadt Garut gebracht.

Hier stehen wir nicht allein. Unseren Wohnmobilen gegenüber sitzen wohl 20 Menschen aus dem Iran und Afghanistan. Was sie erzählen hört sich an, wie aus einem Film. Sie haben zu Hause ihr Haus und Auto verkauft und suchen aus politischen Gründen in Australien Asyl. Sie hörten immer wieder von einzelnen Menschen, die das geschafft haben sollen. So wurden den Schleppern 9.000 Dollar pro Person gezahlt und sie dachten ein Visum für 3 Monate für Indonesien erhalten zu haben um von hier dann nach Australien zu gelangen. Doch das Visum war nicht in echt und sie mussten sich vor der Polizei verstecken. Einige haben dann in den Bergen gehaust, andere versuchten durch den Dschungel zu gelangen. Da sie - einige davon mit wissenschaftlichem Abschluß - nur wenig oder gar kein Englisch sprechen, war es schwer an die Informationen zu gelangen. Unser Guide Ali kommt aus dem Iran und konnte Einiges übersetzen. Dann wurden sie von der Polizei aufgegriffen und in Thunfischtransportern hier auf die Polizeistation gebracht. Da auch fünf Kinder dabei sind, wurden wir im Milchpulver gebeten. Wir halfen, soweit wir konnten, die Menschen waren sehr höflich und zurückhaltend und natürlich schwer enttäuscht, dass die Schlepper sie so reingelegt hatten.

Ein Mann kam dann noch mit seiner Frau und fragte, ob wir einen "Babyshake". Wir dachten an Babybrei und versuchten, ihm Milch für das Baby anzubieten. Doch gemeint war ein "Babycheck" also ein Test, ob seine Frau ein Baby erwartet. Unsere B. (Apothekerin) gab ihr einen Urin-Teststreifen und konnte eine "mögliche" Schwangerschaft bestätigen, die Frau durfte ins Krankenhaus, erzählte ihre Geschichte der Ärztin, dass eine mögliche Schwangerschaft ihre Abschiebung verhindern würde, und die Ärztin bestätigte ihr eine Schwangerschaft im 2. Monat. Die Frau hatte Glück im Unglück.

Die anderen Heimatsuchenden (es waren insgesamt 80 Menschen eingefangen worden) wurden noch am Abend mit Bussen abgeholt. - Eine schlimme Angelegenheit, die uns sehr betroffen machte, sie werden nach ihrem "Heimatland" gebracht, wo sie die politische Verfolgung erwartet.

Auch unsere Geschichte ging weiter. Gegen 20.00 Uhr war auf unserem Platz großer Appell. Rund 40 Polizisten, davon ca. 1/3 in Zivil, standen stramm. Sie alle waren wohl in das "Einfangen der Deutschen" eingebunden. Hier stehen 9 Wohnmobile. Eine zweite Gruppe wird in 40 km Entfernung gefangen gehalten. Nur 3 Wagen sind dem Treiben entgangen und am Stellplatz angelangt.



Die Polizei hat uns gestoppt, doch sind freundlich

Gefangen im Polizeihof


Wir werden mit Essen versorgt und machen das Beste aus der Situation

Unsere Bewacher

Eine Stunde später mussten wir dann auch "antreten" und dem Polizeichef mit einem Teil seiner Truppe entgegentreten. Lange Rede hin und her - alles mittlerweile ausgesucht höflich - wir wollen nur noch wegkommen.

Die angebliche Sachlage stellt sich so dar: Wir benötigen vom obersten Polizeigeneral eine unterschriebene Lizenz, dass wir auf Java fahren dürfen. Wir hatten diese Lizenz für Sumatra, haben sie angeblich für Bali und die Kleinen Sunda Inseln (Sumbawa, Komodo und Sumba) und für Flores und Timor. Nur leider (!) hat der General die Lizenz für Java nicht unterschrieben. Und so werden wir festgehalten, bis das Schreiben vorliegt! Ein langes Hin und Her, sie sind auch nicht bereit, uns unter "Aufsicht der Polizei" fahren zu lassen. Es ist Samstag und völlig unklar, wann wir die Unterschrift des Generals bekommen. Um 22.00 Uhr kommt dann plötzlich die Nachricht, das Schreiben ist da, wir können Sonntag um 8.00 Uhr fahren. Wir sitzen am Abend noch lange und diskutieren.


21. Juli: Garut - Polizeistation

Wir sind bereit, es ist 8.00 Uhr und wir möchten fahren. Das Papier muss "nur noch hierher gefaxt" werden (Computerausdruck wird angeblich nicht anerkannt). Um 12.00 Uhr - nach mehreren Meetings - warten wir immer noch. Keiner weiß etwas Neues. Und so bleibt es den Rest des Tages. Zwischendurch hören wir, dass es einen Zeitungsartikel über unsere Lage gibt, dass der Tourismusminister das Ganze sehr bedauert (!?) und dass im Fernsehen und im Internet über unsere Situation berichtet wurde. Das hilft uns aber alles Nichts. Wir müssen warten.

Um 20.00 Uhr gibt es noch eine lange Diskussion über unser weiteres Vorgehen. Ergebnis: Kostja fährt zurück nach Jakarta um dort noch einmal persönlich zu bitten, uns unsere Lizenz auszuhändigen und uns weiterfahren zu lassen.


22. Juli: Garut - Polizeistation

Morgens viel Presse um unser Wohnmobil. 2 Stunden später finden wir bereits den Artikel im Internet. Aus Sumatra erreicht uns ein Anruf, wie sehr dieser Vorfall bedauert wird.

Wir warten. Um 17 Uhr kommt dann die Nachricht aus Jakarta, wir können morgen um 6.00 Uhr fahren. Kein Jubel, wir wollen nur noch weg.


23. Juli: Nach Borobudur

Um 4.30 Uhr Aufstehen. Die Polizei begleitet uns. Große Aufregung bei der Abfahrt. Wir bekommen noch ein Polizei T-Shirt geschenkt und dann geht es los. Mit Blaulicht und Warnblinkanlage erschrecken wir die Stadt. Die Kinder an der Straße sind begeistert. Doch schon nach 30 km endet die Polizeibegleitung.

Die schmale Straße führt in engen Serpentinen auf und ab durch das Land. Begleitet von Reisfeldern scheinen die Dörfer nicht zu enden. Es ist diesig und grau, in der Ferne sehen wir die Berge wolkenverhangen.



Die Mode hat sich geändert, inzwischen tragen die Damen ihre Schleier wie die Heiligen drei Könige aus dem Morgenland.



Unsere Strecke führt an Jogyakarta und Solo vorbei, zwei Großstädte mit 700.000 und 560.000 Einwohnern, deren Straßenverkehr guter Nerven bedarf. Dicke Regenwolken verdunkeln den Himmel, alles sieht grau aus. Die beiden Städte sind 60 km voneinander entfernt, der Verkehr hört aber nicht auf, der Stau bleibt.

40 km vor Borobudur biegen wir von der Hauptstrasse ab und fahren in Serpentinen auf einer schmalen Strasse durchs Land. Das Fahren ist nicht einfach, aber die Landschaft ist sehr schön.

Spät kommen wir an unserem Stellplatz an.


24. Juli: Nach Magetang

Um 8.00 Uhr hatten wir bereits unser erstes Meeting. Wir müssen ein Schreiben für das Visum Timor Ost unterschreiben in dem wir bestätigen, dass wir Rente beziehen oder uns in einem Arbeitsverhältnisbefinden. Nachdem, was wir bis jetzt von Timor wissen ist eigentlich nicht zu befürchten, dass jemand in Timor bleiben möchte. Also wieder einmal ein Formular, dessen Sinn uns sich nicht erschließt. Weiter müssen wir die Buchung des Fluges nach Australien vorweisen können.

Kostja versucht uns noch zu erklären, was der Grund dafür war, dass unsere Lizenz für Java vom General nicht unterschrieben wurde. Danach sollte auf "mittlerer Ebene" einer Bestechungsgeldforderung nicht nachgekommen sein. Um weiteren Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen hat er sich entschuldigt, dass wir nicht die "richtige" Lizenz beantragt haben.

Der Besuch von Borobudur wird ein besonderes Erlebnis. In der Ferne sehen wir im Nebel die Berge im üppigen Grün.

Borobudur ist eine der größten buddhistischen Tempelanlagen Südostasiens. Gebaut wurde die Stupa vermutlich zwischen 750 und 850. Jahrhundertelang lag sie unter Schichten vulkanischer Asche verborgen, bis im Jahr 1835 Europäer sie wieder ans Tageslicht brachten. Ein Restaurierungsprogramm in der Zeit zwischen 1973 und 1984 brachte große Teile der Anlage wieder zu früherem Glanz Insgesamt neun Stockwerke türmen sich auf der quadratischen Basis von 123 m Länge. An den Wänden der vier sich stufenartig verjüngenden Galerien befinden sich Flachreliefs in der Gesamtlänge von über fünf Kilometern, welche das Leben und Wirken Buddhas beschreiben. Darüber liegen drei sich konzentrisch verjüngende Terrassen mit insgesamt 72 Stupas, welche die Hauptstupa von fast 11 m Durchmesser umrahmen.

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In nur 20 Minuten sind wir auf 1.900 m Höhe und fahren zwischen zwei Vulkanen von 3.265 m und 2.298 m Höhe hindurch. Es ist so nebelig, dass wir nur den Wagen vor uns sehen. Die Steigung ist bis zu 20 %, freiwillig würden wir diesen Weg niemals fahren. Leider können wir die atemberaubende Aussicht nur ganz kurz sehen, wir sind mit der Straße beschäftigt. Die Zufahrt zu unserem Stellplatz vermittelt noch einmal Achterbahngefühl - die Straße hat ein Gefälle von weit mehr als 20%. Hoffentlich müssen wir morgen nicht wieder hoch!

Im Dunkeln kommen wir auf dem Stellplatz an und sind völlig erschöpft.


25. Juli: Nach Gending

Ein atemberaubender Sonnenaufgang verspricht einen schönen Tag.



Die Luft ist am frühen Morgen wundervoll weich und herrlich frisch und klar. Der Blick über die Reisfelder zu den Vulkanen lädt ein zu Träumen. Inzwischen haben wir uns so weit akklimatisiert, dass ich abends bei 26° dicke Wollsocken anziehe, weil ich kalte Füße bekomme.

Wir fahren wieder auf dem "Asian Highway 2", diesmal an der Nordküste Javas. Nur selten gestattet die Küstenstrasse einen Blick aufs Meer im Süden gibt es hier im östlichen Drittel Javas keine Straße am Meer. Hierher fahren kaum Touristen.



Auf dem Asian Highway 2

Wie alle Werkstätten findet auch der Möbelbau auf der Strasse statt


Abenteuerliche Transportmethoden



Es ist Freitag, der muslimische Sonntag und wir haben immer noch Ramadan-Zeit. Die meisten Buden sind geschlossen und auch am Strand ist kein Mensch. Im Osten der Insel stoßen wir dann auf Laubwälder - traumhaft.

Am späten Nachmittag gerieten wir in einen Stau. Nach zwei Stunden waren nur ein paar hundert Meter vorgerückt. Kurz entschlossen nutzten wir die Möglichkeit auf eine Tankstelle abzubiegen und gerade als es dunkel wurde konnten wir den Motor für die Nacht abstellen. Wie immer schliefen wir an einer Tankstelle ruhig und sicher.



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