Round The World 2012 - ...

Bericht 26: Indonesien




01.07. bis

Nach Dumai, Sumatra

 

15.07.2013

bis
Lamping, Sumatra




Durch Indonesien

Durch Sumatra


01. Juli: Nach Dumai


Um 6.30 Uhr fuhren wir vom Hotel ab, obwohl die Schnellfähre erst um 11.00 Uhr ablegen sollte. Die Zeit brauchten wir auch; zäh wälzte sich die Autoschlange aus der Stadt und dann mussten die Tickets gekauft werden, die bereits reserviert waren. Die Passkontrolle war der Abschied von Malaysia.


Es ging an Bord der Schnellfähre. Für uns waren Plätze reserviert worden. Die Plätze waren schmal und für kurze Beine gemacht (solche großen Personen wie wir fuhren bestimmt nicht oft hier). Die Fähre war voller kleiner, schmaler, dunkelbrauner und sehr interessant aussehender Menschen. Allein das Anstehen zur Toilette war bereits abenteuerlich. - Viereinhalb Stunden dauerte die Fahrt, die Strecke war 235 km lang, wie mir mein Navi später zeigte.




In Sumatra wurde die Uhr eine Stunde zurückgestellt, so dass wir um 15.30 Uhr im Hafen von Dumai landeten. Unsere Wohnmobile warteten schon auf uns. Von der rostigen Barge mit rosafarbenem Schlepper mussten wir sie ganz vorsichtig hinunterfahren. Das bedeutete viel Fingerspitzengefühl und eine gehörige Portion Baufreude. Immer wieder mussten neue Holzbohlen untergelegt werden, um die Abätze zu verringern. Aber sämtliche Hindernisse konnten gemeistert werden.




Bei dieser spannenden Prozedur hatten wir wild aussehende Zuschauer. In der Nähe der Hafenmauer leben in jämmerlichen Holzhütten Familien mit vielen Kindern. Für diese Kinder war es ein Erlebnis, uns zuzusehen. Meine Fotoversuche wurden zunächst mit Misstrauen aufgenommen. Dann kam es hier und da zu einem kleinen Lächeln und es wurde doch noch ein lustiges Unternehmen: Fotografieren, Fotos zeigen, gemeinsam Lachen, neue Fotos auf denen wir dann gemeinsam sind.

Zum Abschluss mussten wir noch zum Zoll fahren und unsere Wohnmobile vorführen. Die Zollkontrolle dauerte zunächst etwas, die ersten Wagen mussten noch jede Klappe öffnen, doch dann ging es schneller und wurde unproblematisch.
v Noch zum Abschluss ein schönes Bier, das wir aus Tassen trinken mussten (muslimisches Land - kein Bier in der Öffentlichkeit), und wir konnten endlich müde ins Bett fallen.


02. Juli: Nach Rantauprapat


Na, das fängt ja gut an, schon am frühen Morgen müssen wir nach 5 km Fahrt umdrehen, die Strasse ist gesperrt. Wir finden einen anderen Weg und sind dann damit beschäftigt, wirklich unangenehmen Löchern und Verwerfungen aus dem Weg zu fahren.

An der Straße sehen wir einfache Häuser; Tische und Bänke sind aus Brettern gezimmert, ebenso die sehr kleinen, einfachen Verkaufsstände. Das Angebot ist oft sehr bescheiden. Ein Laden bietet Chipstüten, jede ordentlich und einzeln aufgehängt.
v Wir wissen nicht, fahren wir durch Staub oder sind es die Schwaden der Waldbrände der letzten Woche, die in 240 km Entfernung über das Meer hinweg in Port Klang (Malaysia) verdunkelten.

Die Brandrodung ist in Indonesien verboten, doch die Regierung kommt gegen die Brandstifter nicht an, die von Palmölfirmen in Malaysia und Singapore angeheuert sein sollen.

Auch Sumatra ist von der Ölpalmen-Monokultur geprägt. Nach vielen Kilometern durch Palmwälder begegnen uns immer wieder mit den riesigen Fruchtständen der Ölfrüchte beladene Lastwagen und Öltanker.



Brandrodung


Auswirkungen der Brandrodung


Ölfrüchte warten auf ihren Abtransport


In die Palmölfrabik


Ölpalmen bis zum Horizont


Neuanpflanzung von Ölpalmen


Die Menschen sind sehr sehr freundlich und interessiert: Sie winken, rufen, lächeln. Ein Motorradfahrer sagt zu uns: "Herzlich Willkommen in Sumatra". Haben wir das schon jemals einem Ausländer zugerufen?? - Die Lastwagenfahrer hupen und zeigen mit erhobenem Daumen ihre Anerkennung. Deutschland heißt hier "Jerman" und wir müssen viele Fragen beantworten, woher wir kommen. wohin wir noch reisen wollen und wie uns Sumatra gefällt.

Nach einer Stunde haben wir 25 km geschafft, stehen im Stau und müssen 30 km Umweg fahren. Auf dieser kleinen Nebenstrasse wird es dann richtig gruselig. Das Wasser neben der Straße ist ein ekliger schwarzer Schlick auf dem ein dicker Ölfilm schwimmt, schmale Holzstege führen darüber zu armseligen Häusern. Das erste Mal auf unserer Reise bedauere ich die Menschen zutiefst, die in dieser Horrorlandschaft überleben müssen. Was tun wir unserer Natur an!? - Und es wird noch schlimmer, wir sehen die erste verbrannte Landschaft, Meilen über Meilen alles schwarz.

Wir kommen wieder auf die Hauptstrasse. Die Polizei hält uns an. Sie möchten ein Foto machen, auf dem sie vor unserem Auto stehen. - An der Straßenecke steht eine kleine Holzhütte. Ein Ehepaar mit fünf kleinen Kindern steht davor. Ich frage, ob ich ein paar Fotos machen darf; die Kinder haben viel Spaß daran. Schnell hole ich noch eine Hand voll Bonbons aus dem Auto. Es ist so schön, wenn alle so begeistert sind.
v Nach 70 km und 2 ½ Stunden Fahrt haben wir noch keine Tankstelle gefunden. Diesel heißt hier "Disambiguasi", aber keiner versteht uns. Wir finden keinen Diesel und auch keine größere Häuseransammlung. Das ändert sich dann schnell, an der Straße tauchen die ersten Städte auf, die auf keiner Karte verzeichnet sind. Wir finden 4 Tankstellen, jedoch keinen Diesel. Wir könnten Bio-Solar tanken, wissen jedoch nicht, ob das für unser Auto geeignet ist. Irgendwie müssen wir das schnell klären. Sumatra ist die größte der Inseln, daher werden wir hier ca. 2.500 km fahren und müssen mindestens zweimal tanken. Daher rufen wir unsere Mercedeswerkstatt in Deutschland an: erste Auskunft "Auf gar keinen Fall Biodiesel tanken!". Abends klärt sich das Ganze: Dem deutschen Diesel ist auch Bioöl beigemischt, so dass hier die 5% Bio nicht schädlich sind.

Wieder einmal ein aufregender Tag und ein spannendes neues Land.


03. Juli: Nach Tiga Ringgu


Und wieder geht es vorbei an Palmwäldern, kleinen Häuschen oft aus Holz, freundlichen wirbeligen Städtchen, kleinen Marktständen. Auf der Straße fahren vorrangig Lastwagen (extrem viele) und Motorräder. Vor vielen Häusern stehen Reihen von Blumentöpfen (u.a. Calla, Christdorn mit großen Blüten, Bougonvilla und Sansiverien). Es hat heute Nacht geregnet, der Himmel ist bedeckt.

Sind die Motorradfahrer in all diesen Ländern todesmutig oder sich einfach nicht der Gefahr bewusst? Ein Mann holt auf dem Motorrad Kinder ab. Drei kleine Mädchen, vielleicht im Alter von vier Jahren klammern sich bereits hinter ihm aneinander, eine Person setzt noch ein viertes dazu. Fünf schmale Persönchen, oft ganze Familien, auf dem Moped sind keine Seltenheit. Beim Überholen und Wiedereinscheren sind oft heikle Situationen. Dann wird von den Mopedfahrern nur kurz die linke Hand nach unten ausgestreckt und kurz gewunken, das bedeutet viel Vertrauen in die Autofahrer. Bereits mehrfach haben wir erlebt, dass Autofahrer, die sich wiedereingliedern wollten, nach dem Überholvorgang sich Beulen geholt, dann fährt man einfach weiter und hat halt eine neue Beule am Auto.

Wir haben noch keine Haftpflichtversicherung für Sumatra und die Polizei hält überall in Südostasien die Ausländer für die Schuldigen. Mehrere Unfälle mussten bereits ausgehandelt werden.

Uns erreicht eine SMS, dass unsere Route wegen Unfall gesperrt ist. Der Umweg von 50 km geht wieder durch die Palmwälder, die Strasse ist jedoch nicht ganz so voll.

Fast unmerklich sind wir 500 m höher gefahren und sehen endlich auch hier Reisfelder. Eine kleine Straße schlängelt sich durch die Dörfer. Unendlich viele dunkelrote Callas stehen am Straßenrand. Es ist schön hier, Hibiskus, Bananen und sogar Rosen sehen wird. Die Wäsche hängt auf den Zäunen oder ist über Hecken ausgebreitet und die Welt ist in Ordnung. Wir sehen den ersten Mais, Auberginen und Topinambur. Der Himmel wirkt bedrohlich und düster und unser nachmittäglicher Regen setzt ein.

Wir landen mitten in einem Dorffest, die Straße ist eng, aber alle sind freundlich und lachen.

Die heile Welt hielt nur kurz. Schon besteht die Straße nur noch aus Schlaglöchern. Dann fährt uns auch noch ein Auto an! Eine Stunde dauert ein aufgeregtes Palaver mit der betroffenen Familie. Alle diskutieren mit.




Ein aufregender Tag, wir sind mal wieder 8 Stunden unterwegs und es reicht.


04. Juli: Nach Parapat


Die Straße, die wir heute am Toba-See entlang fahren, gehört zu den Highlights unserer Reise. Ständig wechseln die Wälder, von 60 m hohen Kiefern, die wir ehrfürchtig anstaunen, zu Farnen, Bambus, Palmen oder hohen blühenden Kaffeesträuchern mit puscheligen wunderschön frisch duftenden weißen Blüten und grünen Kaffeebohnen. Der Blick über den See (1.200 m) ist Norwegen ähnlich. Die Straße ist sehr kurvig und schmal. Immer wieder fahren wir durch kleine hübsche Dörfer mit vielen kleinen Kirchen (so viele Kirchen habe ich nicht einmal in Europa auf "einem Haufen" gesehen). Wir haben 21 °, es ist herrliche Luft, das ist ein Geheimtipp zum Urlaub machen! So schön ist der wilde Mischwald ohne Eingriffe von Menschenhand, nachdem wir tagelang durch Monokulturwälder gefahren sind.

Die Sprache der Indonesier ist sehr schön anzuhören, mit ein wenig rollendem R und weich und fließend. Das Hotel Niagara - unser Stellplatz - hoch über dem See hat eine riesige wunderbar gepflegte Parkanlage mit einem wunderbaren Pool, ein bisschen Paradies.


05. Juli: Parapat


Wir machten einen Ausflug auf die Insel Samosir, die etwas so groß wie Singapur ist. Die Insel liegt in der Mitte des Toba-Sees, der mit 1.707 qkm der größte Vulkansee in der Welt ist. In der Gegend rund um den Toba-See ist der Batak Stamm heimisch. Die Bataks waren früher Anhänger einer animistischen Religion, die auch Kannibalismus praktizierte, wurden dann aber zum Christentum bekehrt. Der letzte Fall von Kannialismus stammt aus dem Jahr 1816.

Wir besuchten das Dorf Tuk-Tuk. Nachdem wir uns durch endlose Souveniergassen gequält hatten

Die stone chairs, "Steinstühle", sind der Ort, an dem der alte Dorfrat und auch das alte Dorfgericht tagte. Dort gibt es einen Opferstein, auf dem die Verurteilten getötet und anschließend aufgegessen wurden. Die Batak-Architektur erinnert mit ihren mächtigen gebogenen Satteldächern und den geschnitzten Büffelköpfen an den Giebelenden an die Boote, mit denen die Vorfahren der Batak einst über das Meer kamen. Die Häuser stehen auf Pfählen, ihre Vorder-und Rückwände sind nach außen geneigt und mit vielen Schnitzereien versehen. Die vorherrschenden Farben sind Weiß, Schwarz und Rot, die den Himmel, die Hölle und die Erde symbolisieren sollen. In den Häusern lebten (und leben in manchen Dörfern auch heute noch vereinzelt) ganze Familien in einem einzigen großen Raum zusammen.











Die Batak gelten als herausragende Sänger und Musiker und spielen in der zeitgenössischen indonesischen Musik eine bedeutende Rolle. Die moderne Musik wird als Batak-Rock bezeichnet. Wir konnten uns am Abend davon überzeugen. Wir wurden von unseren drei Geburtstagskindern Manfred, Meister Franz und Wolfgang zum Dinner auf die Terrasse am Pool geladen. Dort unterhielt uns eine Batak-Folkloregruppe mit traditionellen Liedern, die sehr an hawaiianische Musik erinnerte. Ein traumhafter Abend!


06. Juli: Nach Payabungan


Es ist ein strahlender Morgen, die Sonne lässt die Landschaft leuchten. An den Bergen hängen die letzten Wolken, der Himmel ist blau und die Luft wäre wunderbar frisch. Leider sind überall Feuer angezündet und so sind wir weite Strecken vom Geruch verbrannten Mülls eingehüllt. Ein letzter Blick auf die phantastische Insel Samosi (60 km lang und 25 km breit), die inmitten des Toba-Sees liegt. Wir sind immer noch in 1.200 m Höhe und begeistert von der Landschaft und vom Klima. Hier wir Reis und Kaffee angebaut, Ananasplantagen, Cassava- und Zuckerpalmenplantagen (aus den Früchten wird Stärke gewonnen u.a. für Sago, das hier sehr beliebt ist) begleiten unseren Weg. Am Straßenrand stehen immer wieder wunderschöne dunkelrote Calla und vier Meter hohe Engelstrompeten (Datura) mit handdicken Stämmen.

An der Straße sehen wir die B2 Schilder, die besagen, dass in diesen Restaurants Hundefleisch als Speise angeboten wird.

Es ist Samstag und in den Dörfern sind die Strassen voller Menschen. Es herrscht ein übles Gewusel, dazu "Hati-Hati" Schilder (Herz-Herz bedeutet Vorsicht) und "Jalan russak" (Straße zerbrochen). Keinen Augenblick können die Fahrer ihre Augen von der Straße lassen. Oft wundert sich Chris abends über die Fotos, weil er von der Landschaft nur wenig mitbekommt.

Wie kann etwas gleichzeitig schön, superspannend und entsetzlich sein? Die Straße ist ein Albtraum! Einer unserer Wagen ist beim Überholvorgang abgedrängt worden und auf der Berme abgerutscht und umgekippt. Er liegt jetzt auf der rechten Wagenseite ca. 1 m tiefer als die Straße auf dem Feld. Einige starke Wagen bleiben und die Fahrer versuchen zu helfen.



Am Abend wartet dann noch eine Überraschung. Wir bekommen einen Stellplatz am Bürgermeisteramt und der Gouverneur hat zu unserer Begrüßung eine traditionelle Trommelgruppe eingeladen. Es ist ein herrlicher Klang, den die Trommler hervorbringen. Ich bin jedoch voll geschafft, verziehe mich ins Bett und bekomme gerade noch die ersten zwei Begrüßungssätze mit. Dann schlafe ich vier Meter neben 10 aktiven Trommlern tief und fest.



Wir haben eine wunderbare Nacht, obwohl wir nur 300 m hoch sind, ist die Luft frisch und klar.


07. Juli: Nach Bukittinggi


Der Sonntagmorgen begrüßt uns mit strahlend klarer Luft. Schnell geht die Straße in Serpentinen durch die Wälder. Diese kleine Straße nennt sich hier "Trans-Sumatra-Highway".

Indonesien besteht aus einer Inselgruppe von ca. 17.000 Inseln, von denen viele unbewohnt sind. Hier leben 240 Millionen Menschen mit einem Durchschnittseinkommen von 30 Euro im Monat.

Zum ersten Mal sehen wir die traditionellen Muster, mit denen die Stoffe hier verziert sind. Die vorherrschenden Farben sind Ocker, Braun, Orange, Gelb und Blau. Auch die Schuluniform ist Braun/Beige. Die Muster bestehen aus kleinen, streng geometrischen Formen und erinnern ein wenig an die Kittel und Schürzen vor 60 Jahren. Dazu gibt es breite Schals, sie werden zusammengelegt als dickes Kissen auf dem Kopf, als Scherpe, als Rock oder über einer Schulter geknüpft als Jacke getragen.

Wieder einmal ein Tag, an dem ich ununterbrochen fotografiere. Die schmale Straße, die sich durch die Wälder, frisch bewässerte Reisfelder und immer wieder faszinierende Dörfer schlängelt, bietet grandiose Motive. Ich könnte nonstop fotografieren und muss mich zwingen, den Fotoapparat auch mal aus der Hand zu leben. So viel überquellende Natur, Menschen und Farben. Es wäre schön, sich ein kleines (!) Auto zu mieten und hier noch einmal langsam und gemütlich zu fahren (vielleicht sind bis dahin auch die vielen Schlaglöcher und Baustellen vorbei).

Später erfahren wir am eigenen Leib, dass dieser Satz nur bedingt stimmt. Zum Auto mieten gehört unbedingt auch ein einheimischer Fahrer!!! Erst jetzt verstehen wir diesen Satz, der in fast jedem Reiseführer für die indonesischen Inseln steht. Grund: Bei jedem Unfall bei dem ein Ausländer Fahrer ist, ist zunächst einmal der Ausländer Schuld und muss zahlen. Kommt einer zu Tode, wandert man unabhängig von der Schuldfrage ins Gefängnis.



Wir hatten da "Glück". Mit zwei Fahrzeugen fuhren wir im Konvoi, ich als letztes Auto. Die Polizei drängte jedes entgegenkommende Fahrzeug zur Seite ab, indem es sehr weit rechts über die Mittellinie hinaus fuhr. In einer scharfen Rechtskurve wurde ein entgegenkommender Motorradfahrer, der mindestens 60 km/h schnell war so nach außen gedrängt, dass er die Maschine nicht mehr halten konnte und mir voll in die Front prallte. Schwer verletzt lag der jugendliche Fahrer auf der Straße, der Sozius konnte aufstehen und hat sich schnell verdrückt. Die Polizisten hielten einen Pickup an, auf den der Verletzte ziemlich rüde aufgeladen und ins Krankenhaus gebracht wurde. Wir wurden auf eine Polizeiwache gebracht, wo eigentlich ein Protokoll aufgesetzt werden sollte. Die begleitenden Polizisten bestätigten, dass wir schuldlos seien, ohne zu erwähnen, dass sie der auslösende Faktor waren. Ein entsprechendes Papier sollten wir am nächsten Tag bekommen.




Bedrückt fuhren wir weiter. Nach etlichen Kilometern kamen wir an den Äquator. Nun haben wir schon auf zwei Erdteilen den Äquator überquert. Wären wir ein Aquavit, wären wir jetzt richtig teuer!








08. Juli: Bukittinggi


Wieder ein Tag voller Angst. Die Schönheit des Landes kommt nicht mehr an mich heran. Ich bin voller Beklemmung. Drei Unfälle in drei Tagen sind einfach zu viel.

Die Reisernte ist abgeschlossen. Die von Hand geschnittenen Halme werden zu Bündeln zusammengefasst und auf ein Holzbrett geschlagen oder noch einfacher mit einem Stock gedroschen. Dann kommt die Geduldsarbeit. In den Dörfern werden überall auf den Straßen morgens Folien ausgebreitet, die Säcke mit Reis entleert und der Reis auf den Folien verteilt. Tagsüber wird der Reis immer wieder gewendet und am Nachmittag wieder mit kleinen Schüsselchen in die Säcke gefüllt. Vier Reisernten sind hier möglich.

Die Wolken hängen tief, heute Nacht hat es geregnet und alles ist grau in grau. Das passt zu unserer Stimmung.



Der heutige Ruhetag wird genutzt, um die Front unseres Womos zu flicken. Es muss die Australier zufriedenstellen und noch ein Jahr mindestens halten. Problematisch ist da die Windschutzscheibe. Damit kommen wir nicht nach Australien rein. Da muss eine neue her.



Heute beginnt der Ramadan-Monat nach dem Mohamedanischen Kalender. Das bedeutet für die Muslime von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang wird gefastet. Um zu zeigen, dass wir dem fremden Glauben Respekt entgegenbringen, wurden wir gebeten, nichts in der Öffentlichkeit zu essen und zu trinken. Das entspricht eigentlich nicht den Bestimmungen des Korans. Nach dem Koran darf ein Reisender, der mehr als 4 Tage von zu Hause entfernt ist, auch tagsüber essen und das trifft ja auf uns zu.

Abends packen wir unsere Bierdosen in irgendwelche Hüllen, da hier auch kein Alkohol in der Öffentlichkeit getrunken werden darf. In unseren Wohnmobilen ist es mit 32° jedoch viel zu warm, um schon früh am Abend darin zu verschwinden.

Spät erhalten wir die Nachricht, dass der Verletzte mit einem Armbruch und Verletzungen am Kiefer aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Er wird keine bleibenden Schäden zurückbehalten. Gott sei Dank.


09. Juli: Nach Muko-Muko


Wir verlassen die sich schlängelnde Bergstrasse und fahren die Küstenstrasse weiter. Vor der Bergroute wurden wir gewarnt, dass dort "räuberische Verbrecherbanden ihr Unwesen treiben" und selbst die Einheimischen diese Straße meiden. Was machen nur die Menschen, die dort wohnen?

Also fahren wir ab Padang die Küstenstrasse. Diese ist genauso voll, schmal und kurvig. Nach 5 Stunden haben wir einen Schnitt von 30 km geschafft. Das sind heute bei 380 km, die wir fahren müssen mindestens 12 Stunden Fahrtag.

An der Straße werden Kaffee- und Kakaobohnen und Zimt getrocknet. Vom Meer sehen wir auch auf der Küstenstrasse wenig. Bei Padang (960.000 Ew.) hat die Industrie nicht attraktiv gewirkt und weiter im Süden erleben wir auch nur selten schöne Blicke. Wir sind oft nur 100 m vom Meer entfernt, aber die Dorfstrasse lässt keinen Blick aufs Wasser zu. Vom Tourismus sind wir hier weit entfernt. Leider hat sich auch die Reaktion der Menschen hier geändert, niemand winkt, kaum jemand lächelt uns an. Es gibt auch keine Buden, die Essen anbieten, kein Fisch wird verkauft. Wir können nicht sehen, ob die Restaurants wegen Ramadan geschlossen sind, weil wir keine Restaurants finden. Eine völlig unspektakuläre Küstenstrasse.

Mit Wasser kaufen und den Tank auffüllen, werden wir - wie gewöhnlich - zur Dorfbelustigung. Alle schauen zu und kommentieren. Dann folgt die schöne Frage "wer möchte mit aufs Bild", die begleitet wird von der Vorstellung: "das Mann, nicht Bruder und das Mama". Wir lachen dabei viel und es ist nicht klar, wer mehr Spaß hat.

Wieder einmal knipse ich Babys und Kleinkinder auf den Mopeds. Uns wird ganz schlecht, wenn wir uns vorstellen, was alles passieren kann.

Vielleicht wird ja der erste Tag des Ramadan mit einem opulenten Mahl gefeiert. Jedenfalls sind um 17.00 Uhr die Straßen plötzlich leer bis auf 20 bis 30 Kühe, die in jedem Dorf nach Hause getrieben werden. Eine schöne Abendstimmung und so haben wir doch noch die Chance mit dem Dunkelwerden an unserem "wilden" Stellplatz am Meer bei Muko-Muko anzukommen.


10. Juli: Muko-Muko


Tag am Meer mit viel Arbeit aber trotzdem schön.

Weitere Anforderungen der Australier


Ein wahnsinniger Sonnenuntergang gab diesem Tag einen romantischen Abschluss.




11. Juli: Nach Bengkulu


Wir fahren weiter auf dem Trans-Sumatra-Highway Richtung Süden.

Um den neuen Anforderungen der australischen Behörden zur medizinischen Untersuchung nachzukommen, planen wir einen Gruppentermin, den wir in einem Hospital in Jakarta wahrnehmen werden.

Abends stehen wir am Benteng Marlborough, einem ehemaligen britischen Fort, in dem einst der erste indonesische Präsident Sukarno gefangen gehalten wurde, in Bengkulu. Die Stadt Bengkulu hat ca. 380.000 Einwohner und ist die Hauptstadt der Bengkulu-Provinz.

Viele Einheimische kommen und besichtigen und fotografieren unsere Wohnmobile. Danach beginnt mit Knallern und Feuerwerk wieder ein Ramadan Abend.


12. Juli: Nach Muaraenim


Das "WeitvonzuHausewegGefühl" begleitet uns. Um halb Fünf stehen wir auf und viele Menschen mit uns. Auf der Straße sind bereits die Motorräder, der Muezzin begleitet das Aufstehen der Menschen mit mehr oder weniger musikalischen Rufen. Vor Tagesanbruch muss gefrühstückt worden sein. Denn danach ist für 12 Stunden wieder das Essen und Trinken verboten. Damit auch alle wach sind, werden wieder Böller gezündet und die Motorräder knattern mit viel Lärm um uns herum.

Wir sind schnell und fahren bereits vor Sonnenaufgang los. Wieder liegt ein Tag mit 12 Stunden Fahrzeit vor uns.

Was dann kommt hat nur eins verdient: NEIN! Wir fahren uns Landesinnere, zunächst nach Nordosten du dann weiter nach Südosten, Richtung Java. Dazu müssen wir ein 700 m hohes Gebirge überqueren. Die Straße ist furchtbar schlecht und dazu Kurve um Kurve. Es gibt faszinierende sekundenlange Blicke in die Berge, für die der Fahrer jedoch keine Zeit hat.

Im ersten kleinen Städtchen, durch das wir kommen ist Markttag und damit die Straße hoffnungslos verstopft. Aus großen Reissäcken wird der Reis mit kleinen Schüsseln geschöpft, abgewogen und verkauft. Er sieht sehr lecker aus. - Wir haben in Südostasien ausschließlich äußerst guten Reis bekommen. - Manche Gesichter der Menschen hier sind sehr dunkel mit abgeflachtem Profil. Wo dieser Volksstamm wohl ursprünglich herkommt? Die Holzhäuser sind größer, mit Terrassen im 1. Stock und Fliesenverzierungen am Treppenaufgang. Sehr schön anzusehen. Vor den Häusern werden Kaffeebohnen getrocknet.

Wir müssen einen Beerdigungszug überholen - nur Männer begleiten den Sarg - und werden wüst beschimpft.










Die Weltkarte lässt uns im Stich und die Straße hört im Nirgendwo auf. An einer der wenigen Tankstellen stehen lange Schlangen.

Den Rest des Tages fahren wir durch einsame Landschaft am Fluss. Der Verkehr bleibt bedrohlich. Kirsten streift einen Lastwagen und muss zur Polizei. Bei Dieter ist die Dieselpumpe kaputt. Er kann nicht mehr fahren.

Abends finden wir einen Stellplatz am Hotel und können entspannen und Reis mit Sate-Soße genießen.


13. Juli: Nach Kotabumi


Schon früh sind hier alle auf den Beinen. Die Lastwagen sind auch nachts gefahren, oft ohne Beleuchtung, genauso die Mopeds. Es ist diesig. Das Fahren belastet die Nerven enorm. Die Kommunikation besteht in "dicker Laster", "Motorrad mit Kind", "geht nicht", "Kurve" und manchmal zum Überholen der Ausruf "frei". Wir bedauern die Einzelfahrer, die keine Sicht nach rechts haben zum Überholen. Das ist auch der der Grund für den Unfall gestern. Wir fahren immer noch am Fluss entlang und sehen gern den Frauen zu, die sich im Fluss die Haare waschen. Bei immer mehr Häusern sind jetzt die Treppenaufgänge oder die Säulen mit Fliesen verziert.

Die aktuelle Situation betreffend Schlaglöcher "Ah", "Oh", "Hilfe" und "Äh".

Es ist einsam hier. Wir fahren durch den Dschungel und sehen, dass an der Ostküste Sumatras Reisfelder wechseln mit Kaffee- und Maniokpflanzungen, dazwischen kleine Dörfer an der Straße. Die Menschen sitzen vor ihren Häusern und sehen am Nachmittag dem Regen zu. - Wir erhalten eine SMS, dass der Stellplatz noch weiter entfernt liegt, Nun waren wir in drei Tagen 33 Stunden unterwegs.

Obwohl ich nur noch müde bin, mache ich noch einen Spaziergang die belebte Straße entlang. Da die Jugendlichen Englisch in der Schule lernen, möchte jeder mal mit einem echten Touristen sprechen und möglichst ein Foto zusammen haben. Und so reden wir und fotografieren. Wieder einmal sind das die schönsten Begegnungen. Dann hält die Polizei für mich die Autos an, damit ich die Strasse überqueren kann. Ich war mal wieder der einzige Mensch, der zu Fuß ging.

Abends gibt es noch ein Stück Geburtstagkuchen, Franz aus der Schweiz lädt ein.


14. Juli: Nach Lampung

Früh um 3.30 Uhr ruft der Muezzin. Er singt wesentlich melodischer, als der letzte gestern Abend. Um 5.30 Uhr werden die ersten Knaller gezündet, damit auch jeder rechtzeitig für das Gebet vor Sonnenaufgang wach ist. Und schnell sind dann auch schon wieder viele Stimmen um unser Auto "Jerman" (Deutschland) und Indonesia, die Jugendlichen stehen vor der Landkarte an unserem Auto und machen ein letztes Foto.

Wir kriechen und hoppeln in einer nicht enden wollenden Lastwagen- und Motorradschlange über das Land.


15. Juli: Lampung, zum Krakatau

Krakatau - wie viele Abenteuerbücher habe ich über den Vulkan gelesen, der 1883 explodierte, wie viele Filme gesehen. Und heute sollte ich ihn sehen und sogar betreten.

Der Krakatau ist eine Vulkaninsel in der Sunda-Straße zwischen Sumatra und Java. Der Vulkan brach im Laufe der letzten Jahrhunderte mehrfach aus. Die bekannteste Eruption, bei der die gesamte Vulkaninsel vollkommen zerstört wurde, ereignete sich am 27. August 1883. Die Insel gehörte damals zu Niederländisch-Indien.

Seit 1927 entsteht am Ort des damaligen Ausbruches eine neue Insel vulkanischen Ursprungs, die Anak Krakatau, Sohn des Krakataus, genannt wird. Es gibt auch Theorien, wonach im Jahre 535 n. Chr. an gleicher Stelle ein Vorgänger des Krakatau, der Proto-Krakatau, explodierte.

Das Abenteuer fing schon mit dem Schiff an, mit dem wir zur Insel fahren sollten: Ein Transportboot erwartete uns, zum Transportieren von Menschen war das nicht eingerichtet. Unter Deck war es gerade mal 1,50 m hoch, Sitzplätze gab es keine, der Motorraum war nicht abgedeckt und die Maschine dröhnte und stank in den "Raum". Ein paar Leute konnten auf dem Dach sitzen, aber dort gab es auch keine Sitzgelegenheiten oder Geländer zum Festhalten.

Wir mussten 4 Stunden Fahrt überstehen. Dann landeten wir am Anak Krakatau, der aus dem Meer wächst und noch aktiv ist. Rauch quoll aus Spalten rund um den Krater und eine feine Rauchsäule stieg in den Himmel. Das wollten wir uns näher ansehen.

Doch zuerst mal mussten wir das Boot verlassen. Wieder ein Abenteuer, denn es gab nur so etwas Ähnliches wie eine Leiter. In schwarzem Sand mussten wir dann durchs Wasser ans Ufer waten. Wir machten uns an den Aufstieg, den ich sicherlich nicht schaffen würde, aber ich wollte wenigstens über die Baumgrenze hinaus. In schwarzem Lavastromsand ging es bergan. Vorbei an tiefen Kratern von den letzten Eruptionen. Uns reichte der Rund-um-Blick und wir machten uns wieder an den Abstieg. Aber auch der Rest der Gruppe erreichte den Kraterrand nicht, sie wurden von Rangern zurückgepfiffen, es sei zu gefährlich.



Mount Rajabasa, von unserem Stellplatz aus gesehen


Moderne spartanische Transportmittel. Wer nicht unter Deck im Motorenlärm und -gestank sitzen wollte, musste mit dem Dach vorliebnehmen


Unter Deck - die Luxusklasse


Der Krakatau


Anak Krakatau ,der junge Krakatau, der aus dem Meer wächst


Der Weg der Lava


Aus dem Anak Krakatau quillt Rauch aus unzähligen Spalten


Einschlagkrater von den letzten Ausbrüchen


Aber auch so wurde ein Stück Kindheitsträume erfüllt.

Die Rückfahrt überstanden wir auch. Trotz aller Unbequemlichkeit: Ein schöner Tag.





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