Round The World 2012 - ...

Bericht 13: Myanmar




18.02. bis

Nach Guwahati (Nagaland / Nordindien)

 

08.03.2013

bis Hpa An (Myanmar)




Durch Indien nach Myanmar

18. Februar: Guwahati (Nagaland / Nordindien)

Indien hat uns wieder. Der Grenzübergang war problemlos.

Wir stehen in einem wunderschönen Resort. Überall geschäftiges Treiben. Die Wunden der Bhutanfahrt müssen - so weit es geht - geheilt werden. Viele, viele Kleinigkeiten müssen gerichtet werden.

Wir organisieren eine Fahrgelegenheit um zu letzen Mal in Indien Geld zu ziehen und Grundnahrungsmittel einzukaufen. Die Wäsche kann auch abgegeben werden. Stundenlang passiert mit unseren Wäschesäcken erst einmal gar nichts. Dann (am Abend) sitzen neben unseren Wäschesäcken fünf Männer. Einer schneidet Schildchen aus weißem Stoff und vier nähen diese liebevoll an jedes Kleidungsstück.

Wir gehen schlafen.


19. Februar: Guwahati (Nagaland / Nordindien)

Der zweite Tag steht wieder ganz im Zeichen der Reparaturen. An jedem Auto wurde gewerkelt. Gebrochene Federn mussten repariert oder erneuert werden, mehrere Reifen wurden geflickt, defekter Elektrik und Dieselleitungen wurde zu Leibe gegangen, und und und.

Marc versuchte, in meinen Reifen ein neues Metallventil einzubauen, woran die Werkstatt in Thimpu gescheitert war. Alle Tricks fruchteten nichts, es wurde nicht dicht. Schließlich wurde ein Gummiventil genommen, das auf Anhieb dicht war. In Südamerika war es schon genauso, dort wurden alle Ventile verbraucht. - Ich muss mir das zu Hause von der Werkstatt zeigen lassen. Es sind einfach die falschen Ventile für meine Felgen!

Am Abend lud uns der selbsternannte König von Assam, ein Wirtschaftsmagnat von immensem Einfluss, zum Buffet ein. Zur Einstimmung trat eine Folkloregruppe auf, die uns Tänze und Musik der Region präsentierte. Ein schöner Abend.

Doch als wir vom Essen zurückkommen stehen wir erst einmal fassungslos. Dann rennen wir los und holen unsere Fotoapparate. Alle Wäsche liegt auf einem riesigen Haufen. Und mindest sieben Männer - einschließlich der freundlichen Hotelchefin - versuchen die verwaschenen Schilder zu erkennen und die Wäsche zu sortieren. - Und diese Frau wurde gerade zur Unternehmerin des Jahres gewählt.

Eine solche "Arbeitsorganisation" kann es nur in einem Land geben, in dem Arbeitskräfte fast unbegrenzt vorhanden sind. - Zum Schluß fehlt hier und da ein Handtuch oder ein T-shirt. Das muss dann einfach unter Schwund verbucht werden. Es war nicht unser erstes Wäsche"problem".


20. Februar: Nach Kisama (Nagaland / Nordindien)

Mit dem ersten Tageslicht saßen wir auf dem Bock. Eine Strecke von 430 km war zu bewältigen. Die Routenführung wurde uns vom Gouvernement vorgegeben auf Grund möglicher Streiks. Ein vierspuriger Highway brachte uns die ersten 130 km flott voran. Da wir durch "politisch instabiles Gebiet" fuhren, mussten wir eine Strecke nehmen, die wesentlich länger, aber angeblich sicherer ist.

Der Norden Indiens ist ruhiger und viel weniger besiedelt als der Rest des Landes. Bananenstauden und Palmen begleiten uns, sowie riesige abgeerntete Reisfelder in den Niederungen des Brahmaputras. Jetzt um 7.oo Uhr morgens werden die ersten kleinen Läden an der Straße aufgeschlossen. Auf dem Assam Highway fahren nur wenig Autos, man liest am Straßenrand die Zeitung oder putzt sich die Zähne.

Die Vegetation wird immer üppiger. Es blühen Hibiskus und Boubonvilla, handtellergroße Blüten der riesigen "Red Cotton" Bäume liegen auf der Straße. Zum ersten Mal in Indien sehen wir viele Gärtnereien an der Straße und hunderte von unbekannten Pflanzen, Blumen und Bäumen begeistern uns.




Grüne Reisfelder erfreuen das Auge



Empfang bei König Pingo



Schuluniformen



Assam Teeplantage


Wir fahren durch drei Nationalparks u. a. den Kaziranga National Park. Hier wird wieder vor wilden Elephanten gewarnt. Dann kommen Schilder, die eindrucksvoll vor Schlangen, Tigern und Nashörnern waren. Vorbei an Assam Teeplantagen fahrend sehen wir Teepflückerinnen die ersten grünen Blattspitzen der Teebüsche abpflücken. Dann geht es durch einsame wilde Wälder. Ab und zu ein Dorf, die Gärten sind eingefasst durch Matten, alles ist sauber, die Straßen sind fast leer. Im Norden von Nagaland ist die Grenze zu China, es gibt dort keine Straßen mehr, nur hohe Berge, Stille und Einsamkeit. So schön ist es in Indiens Norden!. Die Menschen sind freundlich, sprechen ein wenig englisch, verrechnen sich leider viel zu oft zu ihren Ungunsten.

Ein kg Tomaten kostet 30 Cent, 200 gr. Linsen oder Reis 10 Cent. So viel Arbeit steckt in diesen Lebensmitteln und so wenig Geld bekommen die Menschen dafür. Die Grundnahrungsmittel sind Reis und Linsen und das wir zweimal am Tag gegessen. Auch wir essen Reis mit ein wenig Linsengemüse und sind damit voll zufrieden.

Im Norden ist China, im Osten ist Burma (Myanmar). Die einsamen Strassen zeigen, dass wir wieder einmal auf dem Weg zur Grenze sind.

Am Checkpoint von Dimapur ist die heile Welt zu Ende. Die Plakate sagen "wellcome in Nagaland", aber die Wirklichkeit ist indisch: dreckig, chaotisch und wuselig. Die Hauptstadt von Nagaland ist Kohima mit 100.000 Einwohnern, sie liegt auf einem Bergrücken in 1.500 m Höhe. Die Einladung von König Bingo zum Brunch hatte zur Folge, dass wir die Hauptstadt Kohima im Dunkeln durchfahren mussten, eine nicht einfache Sache. Wieder einmal ein 12 Std. Tag. Die Straßen von Kohima sind eng, voller Menschen und Lastwagen und wird sind heilfroh, endlich anzukommen.

Zum Abschluss ging es dann noch eine steile Zufahrt hinauf zu einem Museum, wo wir die Nacht verbringen. König Pingo war auch hier aktiv geworden und hatte uns ein Lagerfeuer und ein Abendbuffet bereitgestellt.


21. Februar: Nach Imphal (Manipur / Nordindien)

Was für ein Blick! Berge im Morgendunst soweit das Auge sieht. Unfassbar, welche Sehnsucht sich in einem solchen Anblick verbirgt.

Heute ging es von Nagaland in den Bundesstaat Manipur hinein. Doch zuerst musste eine aufwendige Grenzprozedur durchlaufen werden, in deren Verlauf wir auch einen Einreisestempel in unserem Pass bekamen.

Manipur ist ein politisch unstabiles Gebiet, in dem es immer wieder zu Übergriffen seitens der Naga- und Kuki-Rebellen kommt. Nicht weniger als 36 Guerilla-Armeen sollen hier ihr Unwesen treiben. Deshalb besteht ab hier bis zur Grenze nach Myanmar Konvoipflicht. Militärwagen fuhren voraus, in jedem Dorf waren unzählige Soldaten angetreten um uns zu schützen. Dies rief überall die Dorfbevölkerung auf den Plan, die uns zuwinkte, als wären wir Sieger einer Weltumrundung. Aber das wollen wir ja auch noch werden.




Das Militär eskortiert uns durch Manipur



Manipur



Wer seid ihr denn?



Schulkinder sind an der Straße aufmarschiert, um den Konvoi zu bestaunen


Das Militär leitete uns in eine Kaserne, in der wir geschützt die Nacht verbrachten.


Durch Myanmar


22. Februar: Nach Kemyo

Zum Winken gehört ein strahlendes Lächeln. Wir fahren unter strenger militärischer Bewachung zur Grenze nach Myanmar. An der Grenze ist es ruhig. Es ist kaum Grenzverkehr, weder von Myanmar noch von indischer Seite. Der Grenzübergang ist vollig problemlos.

Dann kommen wir in die erste kleine Stadt. Nachdem wir mehr als zwei Monate indisches Gewusel hatten, genießen wir die Beschaulichkeit: breite Straßen, die großen alten Bäume am Straßenrand und fast kein Verkehr. Mittlerweile haben wir 39° im Auto.

Die Gesichter der Menschen sind sehr sympatisch, Mädchen und Frauen haben ihre Gesichter mit Thanakapaste (aus der Rinde des Thanakabaumes, die gerieben und mit Wasser vermischt wird) verziert. Das soll eine weiche Haut machen, gegen Sonne und Mücken helfen. Während wir auf unsere Papiere warten, nehme ich den ersten Kontakt auf: Ich grüße "Mengelaba", stelle mich vor und frage, ob ich fotografieren darf. Das löst jedes Mal viel Heiterkeit aus, auch wenn dann die Bilder gemeinsam betrachtet werden. Auch ich werde geknipst und bin dann begeistert mit meiner ersten Burmesin auf dem Foto. Dann ein gegenseitiges "Dankeschön" und die Entdeckungstour kann weitergehen.




Mädchen und Frauen haben ihre Gesichter mit Thanakapaste verziert







Vertrauenerweckend?



Eher nicht!




Wozu ein Auto?



Die Wasserbüffel schaffen mehr!


Die Menschen am Straßenrand lachen, winken und rufen. Es ist so schön. Und wieder geht die Fahrt durch Reisfelder. Ochsenkarren stehen am Wegrand, in der Ferne sind die Berge zu sehen. In den Dörfern bestehen die Häuser aus Bambusmatten und sind mit Stroh gedeckt. Unter den großen alten Bäumen stehen oft Holzemporen auf denen der Mittagsschlaf gehalten wird. Manchmal sind die Häuser nach einer Seite offen und wir können sehen, dass bis auf ein Holzgestelll zum schlafen fast keine Einrichtung existiert. Die Dörfer, durch die wir kommen sind so ruhig und friedlich. Am liebsten würde ich hierbleiben.


23. Februar: Nach Monywa

Samtigweiche Luft, lächelnde Menschen, sanfte Landschaft. Ich bin verliebt.

Es fühlt sich an, wie in einem Märchen gelandet zu sein, in dem ich immer schon sein wollte. Ich bin angekommen! Das Herz geht auf. Ich atme ganz vorsichtig, um das Gefühl nicht zu vertreiben. Jede Kurve gibt ein neues Bild eines Traums frei.

Das ist mein Gefühl, doch während ich noch in meinem archaischen Traum lebe, hat Chris die Realität längst eingeholt. Die Straße ist eindeutig eine Katastrophe!!! Der Asphalt weitgehend nicht vorhanden. Wir fahren entlang des Chindwinn Tals. Die Brücken spotten jeder Beschreibung, sie sind grottenschlecht. Oft sehen Bretter hoch oder fehlen ganz einfach, auch Nägel stehen hoch. Neben fast jeder Brücke gibt es auch eine Möglichkeit, den Fluß zu durchqueren. Aber die Hänge zum Flussbett sind steil und schon kommt die erste Durchsage: "Hier geht es nicht weiter".

Irgendwie muss es aber weitergehen und Chris bewältigt wieder einmal einen fürchterlichen Fahrtag. Nun wissen wir warum keine Touristen diese Straßen benutzen.





Lächelnde Menschen



Wir fahren durch das Chindwinn Tal




Straßenarbeit ist hier Frauensache. Jeder Stein wird per Hand gelegt



Die Reparatur der Straße ist dringend notwendig! Zum Glück regnete es nicht.




24. Februar: Nach Bagan

Früh am Morgen weht der leise Gesang der Mönche zu uns. Ein schöner Morgen.

Auf der Fahrt nach Bagan sehen wir uns die Thanboddhay Pagode an. Sie wurde in nur 12 Jahren von 1939 bis 1951 erbaut, mittels Spenden der Bevölkerung finanziert. Und der leidenden Bevölkerung in aller Welt gewidmet.

Hier klicken zu den Bildern
Hier klicken zu den Bildern der Thanboddhay Pagode

Winzige kleine oder riesige Buddhas in einer beispiellos kitschigen, künstlerisch naiven Form sind dann doch irgendwie zu bewundern. 582.357 Buddhafiguren (wer die wohl gezählt hat?), Spiegelmosaike, riesige buntbemalte Tiger, Schlangen und Drachen aus Stuck sowie noch riesigere weiße Elephanten am Eingang lassen uns staunen und an eine Kinderwelt denken.

Über schöne Dörfer fahren wir heute eine freundlichen Strecke und kommen am Abend an einem exclusiven Hotel an.


25. Februar: Bagan

Das Zeitalter von Bagan in der Geschichte Myanmars war von 1057 bis 1287. Das Reich entstand aus einem Zusammenschluss von 19 Dörfern, der Name der Stadt war Arimaddanapna, die "Stadt der Feindevernichter". Bagan wurde eine der weltweit großartigsten und bedeutendsten Metropolen jener Zeit und wurde in ihrer Blütezeit im 13. Jahrhundert "Stadt der vier Millionen Pagoden" genannt. Die Überreste der aus Ziegel erbauten Monumente konnten wir bewundern.











Die Unesco hat Bagan als Weltkulturerbe-Anwächter nominiert und nicht weniger´als 2229 Ruinen registriert. Ein alter Name nannte die Ebene von Bagan bereits Tattedesa, "das verdorrte Land", denn sie liegt in einem Trockengürtel Myanmars, der steppenartigen Region im Regenschatten . des Rakhine-Gebirges. Dank dieses trockenen Klimas sind die wunderschönen Pagoden bis heute erhalten geblieben.

An den Namen kann man schon sehen, dass wir einiges zu leisten haben mit der Sprache, die Schrift ist nicht weniger kompliziert. Dennoch gilt die burmesische Sprache als die "weichste und geschmeidigste" und wird als "italienisch des Fernen Ostens" bezeichnet.

Wir sehen uns fünf Gebäude an: die "Shwe-hsan-daw Pagode, den "Ananda-Tempel", den "Dhamma-yan-gyi-Tempel", den "Hti-lo-min-lo-Tempel" und die berühmte "Shwe-zi-gon-Pagode". Diese Pagode gilt als eines der bedeutendsten Heiligtümer des Landes. Der erste Großkönig Bagans Anawraha hat mir ihr und vier weiteren das Gebiet seines Hauptstadt abgesteckt. Dank des ständigen Stroms von Goldblättchen spendenden Pilgern ist sie völlig vergoldet.

Heute sind von der einstigen Großstadt nur noch wenige über die Ebene verteilte kleine Dörfer übrig. Der Anblick der über die Ebene weit verstreuten Pagoden ist überwältigend.

Nach ausgiebiger Bewunderung dieser herrlichen Tempel und Pagoden dürfen wir nachmittags an unserem Hotel den Pool genießen. Das Abendessen findet im Strandrestaurant am Ufer des Ayayarwady statt. Lampions in den großen alten Bäumen, sanfte Musik, weiche warme Luft, ein Traum. Wir genießen aus vollen Zügen. Schöner kann es nicht sein.


26. Februar: Nach Mandalay

Der Morgen ist golden, die Straßen sind leer. Oft sehen wir Polizei oder Militär, die unsere Durchfahrt melden. Die Strecke musste vorher mit den Behörden vereinbart werden und an bestimmten Checkpoints wird registriert, dass wir dort vorbeigekommen sind. So haben wir "freies Fahren" aber können "nicht verloren gehen".

Das Kartenmaterial ist "rudimentär", die Ortsschilder mit den schönen runden Buchstaben finde ich auf der Karte wieder, indem ich die Namen wir Bilder betrachte.

Männer und Frauen tragen lange Tücher als Rock; bei den Männern wird dieses Tuch mit einem dicken Knoten (!) vor dem Bauch befestigt. Mit diesen langen Röcken auf Fahrrad oder Moped zu fahren ist schon eine Kunst. - Männer und Frauen haben sehr schmale Hüften und eine natürliche Anmut in Haltung und Bewegung. So sehen die schmalen Silluetten für mich sehr schön aus

Übrigens haben wir in Myanmar wieder Rechtsverkehr. Was es für die alten LKW`s, die das Lenkrad noch rechts haben, sehr schwierig macht, links zu überholen.

In Kyaukpadaung versuchen wir irgendeine Art von Brot zu erhalten. Aber auch die minimalistischste Art von Einkauf: "Freu dich, wenn es irgendetwas gibt" hilft manchmal nur rudimentär (das augenblicklich am häufigsten gebrauchte Wort). Ergebnis meiner Versuche: ich durfte einen Mönch und einen Straßenhändler mit Zigarre fotografieren (nachdem ich viele Faxen gemacht habe), bekomme etwas, das lang, schmal, hart und sehr süß ist, sowie etwas, das wie ein schmal gerollter Pfannkuchen aussieht und schmeckt und "Samosas" , das sind auch hier Teigtaschen mit Gemüse gefüllt. Dann erhalte ich unter Einsatz meines gesamten Charmes in einem kleinen Restaurant die letzten acht Scheiben Toastbrot, die eigentlich nicht zum Verkauf stehen. Schwesterlich wird mit Kathrin geteilt. Dazu finden wir dicke, fast dreieckige Bananen und wir sind für heute versorgt, das Ganze kostet 80 Cent (heißen hier kyat = sprich tscha).

Die Währung ist so eine besondere Sache, man kann hier Dollar gegen kyat tauschen, der offizielle Wechselkurs ist: 1 Dollar = 1 Kyat. Auf dem Schwarzmarkt bringt der Dollar jedoch 850 Kyat. Selbst die Reiseführer von 2012 behaupten noch es gibt keine Geldautomaten für Touristen, das stimmt jedoch nicht mehr, in Mandalay konnten wir an den ersten Automaten Kyat bekommen.

Wir fahren Stunden durch die trockene staubige Savanne. Ab und zu Felder von hohen Palmen umgeben, Kakteenhecken und lichtes Buschwerk. In der Ferne können wir die Berge sehen. Es ist ein ruhiger friedlicher Tag mit 39° Wärme Im Auto.

Wir wissen, dass wir uns in einem Land mit Unterdrückung und Willkür durch die Militärregierung befinden. Aber die Freude, die die Bevölkerung ausdrückt, lässt es richtig erscheinen, auch solche Länder zu bereisen.


27. Februar: Mandalay




Heute besichtigen wir einige Sehenswürdigkeiten von Mandalay. So auch die 1.200 m lange U-Bein-Brücke, die längste Teakholzbrücke der Welt. Sie ist nach dem Bürgermeister benannt, der diesen Holzsteg 1850 abbauen und an dieser Stelle wieder aufbauen ließ. Dahinter befindet sich eine sehr verträumte Pagode, in der ich sicher in einem meiner nächsten Leben sein werde. Ein kleiner wilder Fratz kommt zu mir. Dieses kleine Mädchen hat vorher mit seinen Schwestern gerangelt und sie angerempelt. Nun steht es vor mir, reicht gerade mal bis an mein Knie, legt die Hand ganz still auf meine Hand und wir stehen eine lange Weile einfach still mit zart aneinander gelegten Händen (die Gegenwart hält den Atem an). Ein wunderbarer Moment.


Doch es geht weiter: Als nächstes sehr wir den mit Gold verkleideten Mahamuni-Buddha, an dessen Figur 225 kg Gold kleben, bestehend aus feinsten Goldblättchen, die von Pilgern gespendet und an die Buddha Figur geklebt werden. Das lässt den armen Buddha sehr unförmig werden.



Wir hatten das Glück, hier eine Feierlichkeit zu erleben, die uns in einen wahren Fotorausch versetzt und sehr sehr aufregend war. In Myanmar ist es Brauch, das jeder Junge einmal im Leben ein Mönch gewesen sein muss. Nach einer Woche oder auch nur einem Tag kann er diese Würde wieder ablegen. Zu dieser Feier gehören aufwendige Kostüme der Beteiligten (einschließlich Schminken) und sehr feierlich gekleidete Angehörige.


Ein Highlight folgt: Die Lutho-daw-Pagode, die Pagode des königlichen Verdienstes, wurde 1868 fertig gestellt und mit 729 weißen Pagoden umgeben. In jeder dieser Pagoden ist eine Marmortafel. Auf diesen Marmortafeln (dem "größten Buch der Welt") ist die Fassung des "tipitake" geschrieben, auf die sich 1871 während der fünften buddhistischen Weltsynode die teilnehmenden 2.400 Mönche einigten. Die Stille der Reihen von weißen Pagoden ist eindrucksvoll.


Wir sind schon sehr erschöpft, fahren jetzt weiter zum goldenen Shwe-nan-da-Kloster. Es ist das einzige Palastgebäude, das die britischen Grananten überlebte. In diesem Gebäude starb König Mindon. Sein Nachfolger König Thibaw stiftete dieses Teakholzgebäude als Kloster und ließ es außerhalb des Palastes wieder aufbauen. Dadurch blieb es von der Zerstörung des Palastes im 2.Weltkrieg verschont. Einst waren die Außenwände vergoldet. Im Innern sind feine Schnitzereien der letzten 10 "Jataka-Erzählungen" .

Am Spätnachmittag mache ich noch meinen ersten Bummel durch die Straßen von Mandalay. Es ist wunderschön.

Es war ein schöner Tag.


28. Februar: Mandalay

Mandalay hat 1,1 Mill. Einwohner, die Straßen sind nach Längs- und Querstraßen nummeriert, so dass man sich ganz einfach zurechtfinden kann. Das Schöne jedoch sind die kleinen Gassen dazwischen: hier gibt es keinen Unterschied von Privaträumen und Straße. Wie in China lebt man auf der Straße. Hier wäscht man sich, hier wird gegessen und hier kann man sich ausruhen. Ich liebe die kleinen Liegestühle aus Bambusstangen. Sie haben keinen Fußteil, weil die Füße (auch die Füße der über Achtzigjährigen) gekreuzt auf dem Stuhl ruhen. - Aber auch wir sind ja praktisch nicht im Wohnmobil - es ist viel zu warm - sondern leben davor bis zum späten Abend.

Gehst du durch die Straßen so rufen die Motorradfahrer "Taxi?". Es stellt sich heraus, dass die Motorradfahrer gern ihren Rücksitz als Taxi anbieten. Die Mönche laufen mit ihrem Essgeschirr durch die Straßen und bitten um Spenden. Viele Frauen tragen Selbstgebackenes in großen Schüsseln auf dem Kopf. Oder man hockt neben einem minikleinen Gußtopf mit Holzkohlengestell und bietet Gebratenes an. (Bild) Ín unserer Lieblingsstraße werden nachmittags die Autos verbannt und die Straße ist dann voller Obst- und Gemüsestände. Endlos viele Sorten, die wir noch nie gesehen haben. Und dann kommen ruck-zuck die kleinen Hocker und Tische auf die Straße und die Straßenrestaurants leben. - Das Schönste aber sind für mich die Salatstände. Eine Schüssel neben der anderen ist voll von geraspeltem, geschnittenen, gehackten oder gehobelten Gemüse oder frischem Salat. Dann kannst du deine Mischung zusammenstellen, es wird gewürzt, du probierst und bekommst dein Salattütchen. Der Hit sind zur Zeit grüne Mangoscheiben mit irgendwelchen kleinen roten Scheiben (mit Kern) gemischt und herrlich scharf-sauer angemacht. -Die Hitze merkte ich bei den Entdeckungstouren nicht, weil es so viel zu gucken, lächeln, staunen, fragen und erklären gab. Die Menschen haben blitzende Augen, sie haben einen wachen Blick, sind aufgeschlossen, fröhlich und freundlich. Die junge Generation ist sehr hilfsbereit, legt sehr viel Wert auf Styling und Jungs haben einfach scharfe Igelfrisuren.

Ich habe Mandalay kennen und lieben gelernt. Stundenlang bin ich durch die Straßen gelaufen und habe den ganz normalen Alltag genossen. - Zum Abschied wirft eine Frau, die mit ihrem kleinen Kind am Straßenrand vor ihrem Laden sitzt, mir einen Handkuss zu. Oh…


01. März: Nach Kalaw - 1316 m Höhe

Die britischen Kolonialherren hatten Kalaw ursprünglich als kühlen Rückzugs- und Erholungsort in den Bergen gegründet. Und so fahren wir langsam auf die Berge am Horizont zu. Es ist schön aus der trockenen und heißen Savanne in die kühleren Berge zu fahren.

Wir stehen auf einem mit herrlich grünem Gras bedeckten Sportplatz an der Holztribüne und genießen deren Schatten. Und den Abend verbringen wir bei angenehmer Frische, nachts haben wir 14° und können herrlich schlafen.


02. März: Zum Inle-See / Nyaungshwe (60 km)

Da wir nur eine kurze Strecke zu fahren haben, besuchen wir am Morgen den Basar von Kalaw. Viel Neues gibt es zu sehen: Trockenfische in aller Fülle, alte Frauen, die die Trinkhalme für die frischen Kokosnüsse aus langen Blättern selbst herstellen, eine endlose Fülle von Erbsen, Linsen und sonstigen uns unbekannten Hülsenfrüchten und daraus hergestelltes Mehl, ein unglaubliches Angebot von Zwiebelgrün und Zwiebeln (wir haben die Zwiebelfelder unterwegs gesehen und auch die Baby-Reisfelder) und Knoblauchsorten sowie Gemüsen, die wir nicht kennen. Selbst die Drachenfrucht (Bild) wird hier in dünnen Scheiben getrocknet angeboten.

Auf der Straße begegnen uns immer wieder um Essensgaben bittende Kindernonnen in Rosa. Die Kopfbedeckungen der Händler sind auf hunderte verschiedene Arten geschlungene, gewundene, geflochtene, gewickelt, gefaltet oder gedrehte Handtücher.

Wie überall in Myanmar werden wir von der Polizei in die richtige Richtung geleitet. Kreuzungen werden für uns gesperrt, Auto beiseite gewunken. So lässt es sich entspannt fahren.


An der Einfahrt zu unserem Stellplatz steht neben dem Polizisten sogar ein Beamter mit unserem RTW-Schild



Mittags geht es weiter und wir fahren in 1.100 m Höhe auf einer kurvenreichen jedoch sehr fahr-freundlichen breiten Asphaltstrecke. Immer wieder können wir nur bewundert, wie der Straßenbau von Hand gemacht wird. Die Frauen nehmen die Steine auf, tragen sind in einem Korb an die notwendige Stelle und legen sie dort von Hand wieder aus.

Begleitet von Bananenstauden und Bambus, die ersten Kirschblüten lassen uns an den Frühling glauben. Große Bäume mit glyzinienähnlichen lila Blütentrauben (jedoch stehend und nicht hängend) begeistern uns.
Hinter den Bergen im Dunst liegt schon Thailand!

Wir stehen am Nordufer des Inle-Sees auf einem ehemaligen Fußballplatz. Die kurze schöne Fahrstrecke und das frühe Ankommen inspirieren Chris am Abend die Gitarre herauszuholen. Es ist schön ihn auch mal wieder entspannt zu sehen. Mit einem Lagerfeuer, Gesang und Gitarre lassen wir den Abend ausklingen.


03. März: Auf dem Inle-See

Heute wollen wir die Bergvölker kennenlernen, die sich in 37 Dörfern um den Inle-See angesiedelt haben. Der Inle-See ist der zweitgrößte See Myanmars. Er liegt im südlichen Shan Staat.

Mit einem typischen Boot (5-Sitzer), das zur Touristenbeförderung wie zum Transport von Gütern verwendet wird, fuhren wir hinaus auf den See. So ein Boot ist ca. 1m breit und 12m lang. Wir sitzen in bequemen Armsesseln und ein kräftiger Außenborder treibt uns mit solcher Geschwindigkeit über den See, dass wir in einem angenehmen Lüftchen die 35° nicht wahrnehmen.

Es war einfach toll so über den See zu flitzen. Wasserhyazinthen trieben an uns vorbei. Sie bedecken in riesigen Teppichen den See. In ihren Wurzeln sammelt sich Humus, schwimmende Inseln entstehen, die von den Inthas, die auf und an dem See wohnen, in schwimmende Gärten verwandelt werden. So sind z.B. riesige Tomatenplantagen entstanden. Da diese nicht betreten werden können sind zwischen den Reihen schmale Kanäle, so dass eine Bearbeitung vom Boot aus möglich ist. Tausende von Stangen sind im Seeboden verankert, um die Plantagen an Ort und Stelle zu halten.

Die Inthas fischen auch im See. Um eine Hand für das Netz frei zu haben, haben sie das weltweit einmalige Beinrudern erfunden, das sehr effektiv ist. Das Ruder wird dabei von einer Hand gehalten und mit dem Bein durch das Wasser bewegt, die andere Hand bedient das Netz. Es sieht virtuos aus.

Etliche Dörfer liegen am und im See, natürlich auf hohen Stelzen, da der Wasserspiegel stark differiert. Momentan ist er so niedrig, dass unser Boot ein paar mal auflief.

Wir besuchten einige Klöster, darunter auch das Nga Phe Chaung Kloster (Katzentempel), in dem die Mönche den Katzen beibrachten durch Reifen zu springen. Das wurde mittlerweile verboten, aber Katzen gibt es dort immer noch.

Im Phaung Deuv Oo Tempel haben die Gläubigen fünf kleine Buddha-Statuen über und über mit Goldplättchen beklebt, so dass die ursprüngliche Form nicht mehr zu sehen ist.

Wir hatten das Glück, drei Frauen der Padaung, eines Bergvolkes, das südöstlich des Sees im Bundesland Kayah lebt, kennenzulernen. Für sie ist es das höchste Merkmal an Schönheit, wenn möglichst viele Ringe den Hals zieren. Schon von Jugend an wird der Hals gereckt. Sehr glücklich sehen die Giraffenfrauen aber wirklich nicht aus!

Auch Frauen der Kayah mit den Turbanen aus Frotteetüchern ließen sich gern fotografieren.

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Hier klicken zu den Bildern vom Inle See

Zum Mittagessen gibt es ein traditionelles Inle Gericht; Gefüllten Fisch. Herrlich!

Auch die Bildung kam nicht zu kurz: Wir lernten, wie aus Lotosblumen Fäden gesponnen werden, wie aus Maulbeerbaumrinde Papier geschöpft wird und wie die lokalen Cheroot Zigarren hergestellt werden

Ein spannender, erlebnisreicher und rundum schöner Tag.


04. März: Nach Nay Pyi Taw (330 km)

Nay Pyi Taw (Königliche Stadt der Sonne) hat 1 Mill. Einwohner und wurde 2005 von der Militärregierung zur neuen Hauptstadt erklärt.

Aus den Bergen fahren wir zurück in die Ebene. Vorbei an Kanälen und kleinen Bambushäusern, die über Stege zu erreichen sind. - Mopeds sind hier die fahrenden Händler, sie kommen mit Besen und Körben, Haushaltswaren oder Decken. Die Fahrt (teilweise an Feldern mit leuchtend roter Erde vorbei) ist faszinierend, sie führt an Kiefernwäldern, Riesenbambus, Zwiebelfeldern mit großen weißen Blüten oder Rhizinuspflanzen vorbei. Von Kalew aus werden Touren angeboten in die kleinen Bergdörfer mit Volksstämmen, die auch weiterhin ihre Traditionen leben.

Aus der Landschaft ragen überdimensionale Buddhas heraus
Weiter geht die Fahrt durch die Ebene vorbei an Reisfeldern, die jetzt hellgrün leuchten.

Dann erreichen wir die Stadt. Achtspurige leere Straßen führen durch eine fast menschenleere Stadt mit Prunkbauten zur Verherrlichung der Herrschenden.


05. März: Nach Yangon (Rangun) (440 km)

Heute erleben wir die alte Hauptstadt, die mit 4,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Myanmars ist. Die Altstadt verspricht ein besonders Erlebnis.

Yangon oder Rangoon? Die von König Alaungpaya im Jahr 1756 nach zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen gegründete Stadt Yangon (übersetzt "Ende des Streites") wurde 1841 durch ein Feuer fast vollständig zerstört. Wieder aufgebaut wurde die Stadt 1852 im zweiten anglo-burmesischen Krieg, nochmals zur großen Teilen zerstört, von der britischen Kolonialmacht anschließend wieder aufgebaut und in Rangoon umbenannt. Erst in 1989 wurde Rangoon von der Militärregierung wieder in Yangon umgetauft. Von einigen Teilen der Bevölkerung wird eine erneute Änderung des Stadtnamens in Rangoon befürwortet, um so ein Zeichen für die Demokratie und gegen die Militärregierung zu setzen.

Aber zunächst steht uns eine lange Fahrt von 350 km auf der Autobahn bevor. Alle hatten Mühe nicht einzuschlafen. Die letzte 200 km mussten wir im Konvoi fahren, was die Müdigkeit noch verstärkte. Vor der Hauptstadt wurden wir von einer Begrüßungsdelegation der Stadt empfangen. Wir bekamen Blütenkränze, viele Fotos wurden gemacht und an unserem Reiseleiterfahrzeug wurde ein Banner befestigt: Warmly welcome in Myanmar. Dann ging es quer durch die Stadt zu unserem Stellplatz in einem Freizeitpark.

Alle Ampeln waren auf Null geschaltet, was zuletzt bei dem Besuch Obamas erfolgte. Auf unserem Stellplatz war mit Kreide der Platz jeden Autos gekennzeichnet mit exakter Größe aus dem Kfz-Schein. Ein Schild mit der Autonummer zeigte, wie viel Mühe sich unsere Gastgeber gemacht hatten.

Wir waren zu müde für irgendwelche abendlichen Aktivitäten, obwohl wir am Fuß der romantisch beleuchteten Shewangon-Pagode standen. 39° ohne Wind erstickten alle Versuche. Trotz der Hitze schliefen wir irgendwann ein.


06. März: Yangon

Ausgiebig schauten wir uns die Shwedagon-Pagode am Morgen an, das Wahrzeichen Myanmars. Schon aus der Ferne bietet die 100 m hohe auf einem Hügel errichtete Pagode einen majestätischen Anblick. Sie ist über und über vergoldet und viele Legenden um Goldspenden vergangener Herrscher werden erzählt. Andächtig sitzen die Gläubigen auf dem Platz vor der Pagode und beten. Eine wunderbare Stimmung liegt über dem Ganzen.


Shwedagon-Pagode










Ein liegender Buddha, 70m lang, der uns nicht vom Hocker riss, beendete die Besichtigung vormittags. Ein Mittagessen sollte unsere Lebensgeister wieder wecken. Doch das gelang nur im Bereich der Klimaanlage.


07. März: Nach Mawlamyie

Wir lernen das Flußdelta zum Golf von Martaban kennen, hellgrüne Reisfelder, kleine Dörfer und die ersten bewaldeten Hänge tauchen auf. Die Berge von Thailand begrüßen uns. - Doch noch bleiben uns vier Tage in Myanmar. Heute Abend bleiben wir in Mawlamyine (Moulmein). Der Blick auf Mawlamyine am Spätnachmittag gleicht einem Erlebnis aus einer anderen Zeit:

Im warmen Sonnenlicht strahlen von den Hügeln goldglänzende Pagoden und Minarette alter Moscheen. Alte Dampfer, chinesische Dschunken und kleine Barken kreuzen über dem Thanlawin. Die Stadt mit ihrem verträumten Charme hat bereits Rudyard Kipling inspiriert " By the old Moulmein Pagoda looking eastward to the sea, there`s a Burma girl s´settin, and I know she thinks of me."


08. März: Nach Hpa An

Das Militär hat beschlossen, das wir - entgegen der Planung - bereits morgen das Land verlassen.

Vieles haben wir nicht besichtigen können, aber das, was wir vom Land und mit den Menschen erlebt haben, hat uns überzeugt; Myanmar ist eine Liebe wert!

Da man ab Hpa An zur Grenze nur an verschiedenen Tagen in eine Richtung fahren kann, werden wir leider morgen das Land verlassen!

Der Morgen begann mit einem Ständchen zur goldenen Hochzeit von Ursel und Hans. - Dann geleitete uns die Polizei aus Mawlamyie.














Auf Wiedersehen Myanmar!




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