Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 040



10.05. -
17.05.10

Über die Hazienda Herradura, San Blas
und Mazatlán, Los Mochis nach Tombstone

 

 

10. Mai: Über die Hazienda Herradura nach San Blas

Heute sollten wir die Hochebene verlassen und nach San Blas am Pazifik hinunterfahren.

Doch zuerst stand der Besuch einer Tequilafabrik auf dem Programm. Dazu hielten wir an der Hazienda Herradura, eine der traditionsreichen Fabriken um die Stadt Tequila.
Wir lernten zunächst die fünf Kriterien kennen, nach denen sich in Mexiko eine Farm Hazienda nennen darf: 1. eine Kapelle muss vorhanden sein. 2. Tiere müssen vorhanden sein, 3. es muss etwas produziert werden, 4. Arbeiterwohnungen müssen vorhanden sein. 5.

Zur Tequilaherstellung darf nur die blaue Agave verwendet werden. Sie wird zwischen 6 und 14 Jahre alt und zwischen 1,20m und 1,80m groß. Sie wird etwa ab dem siebten Jahr geerntet. Eine längere Standzeit ergibt einen höheren Zuckergehalt. Entwickelt die Pflanze ihren Blütenstand, der bis zu 4,50m hoch werden kann und blassgelbe Blüten an seinem Ende trägt, produziert. sie ca. 3.000-5.000 Samen. Danach wird der Blütenstand abgeschlagen.
Zur Tequila-Produktion wird das "Herz" der Agave benutzt. Werden alle Blätter abgeschlagen, so bleibt ein Kern, der einer Ananas ähnlich sieht, weshalb dieses "Herz" auch piña genannt wird. Diese Arbeit ist auch heute noch reine Handarbeit, ebenso, wie das Beschicken der Öfen, in denen die Ananasse 26 Stunden mit 100° heißem Wasserdampf gekocht werden. Danach läuft alles, wie bei anderen Destillationen auch.


Hier möchte ich mal einkaufen!


Hazienda und Tequilabrennerei Herradura (Hufeisen)


Der Innenhof des Herrenhauses


Die Piña (Ananas) wird auch heute noch per Hand aus der Agave geschlagen


Piñas warten auf ihre Weiterverarbeitung


Moderne Brennerei


Historische Brennerei


Und hier lagert und reift der Tequila


In der Gegend um Tequila gibt es viele Läden, in denen kleine bis große Destillationsanlagen verkauft werden. In Mexiko darf für den eigenen Verbrauch Schnaps frei gebrannt werden. Will man aber verkaufen. muss man das anmelden.

Nur widerwillig ließ das Hochland zu, dass wir es verlassen wollten, immer wieder stieg der Höhenmesser über die 1.400 m Marke. Noch während wir die wieder üppig werdende Vegetation bewunderten, ein dichter Wald überzog die Hänge, Palmen ragten daraus hervor, waren wir unversehens auf Meereshöhe. Die Temperatur war wieder auf mollige 34° gestiegen, die Feuchte Schwüle, die den grünen Wald begünstigte, ließ wieder unseren Schweiß fließen. An einem fast menschenleeren Strand verbrachten wir in einem Restaurant den Nachmittag bei einem leckeren Bratfisch.

Der Stellplatz lag direkt am Meer, leider war der Zugang zu steinig.


11. Mai: San Blas

Ein fauler Tag, na ja, bedingt faul, rechnet man die Aufräumarbeiten und Sichtung der Vorräte mit hinzu. Am Abend luden Jeanette und Uwe zu einem Shrimpsessen, zu dem jeder Salate oder sonstiges Passendes mitbrachte. Ein leckerer und gelungener Abend.



Alle waren gekommen


Soagr die Policia Nacional aus Chile war gekommen


Lecker, was? Und davon gab es sieben Kilo!


Sogar unseren Gastgebern schmeckte es sichtlich!




12. Mai: Nach Mazatlán

Weiter ging es nach Norden, dem Küstenverlauf folgend. Die urwaldähnliche Vegetation wich wieder einem trockenen Buschland. Gemütlich wollten wir der Mex15 libre folgen und nicht der Mex 15 cuota (autobahnähnliche Mautstraße); doch schnell standen wir in einem kilometerlangen Stau: Unfall, ein Sattelschlepper hatte sich in Puzzleteile zerlegt. Während wir noch warteten, eine halbe Stunde war wohl vergangen, piepste mein Tiremoni (Reifendruckwächter) aufgeregt: vorne links nur noch 2, 3 Bar. Ich wollte die Wartezeit nutzten und beeilte mich, den Reifen schnell zu wechseln. Garage ausräumen, Reservereifen raus, nachmessen: Druck stimmt. Wagenheber ansetzen und erst jetzt kam ich auf die Idee, den Reifendruck mal nachzumessen: der Reifen ist in Ordnung, das Tiremoni spinnt. Also alles wieder abbauen und verstauen und das Tiremoni ausschalten. Jetzt hat der zweite Sensor den Geist aufgegeben. Der Unfall war noch nicht geräumt, also entschlossen wir uns zu drehen und zur Cuota zurückzufahren. Schließlich erreichten wir Mazatlán. Es ist mit seinen 350.000 Einwohnern ist Mexikos größter Handelshafen. Die Stadt ist ein beliebtes Touristenziel, zahlreiche Ferienhotels entlang dem Strand sind der sichtbare Beleg. Unser RV-Park liegt zwischen zwei großen Hotelkomplexen ganz edel direkt am Meer. Hier sollte es ja noch einmal so richtig warm werden, aber ein stetiger sanfter Wind hielt alles im erträglichen Bereich.

Heute feierten wir Günters Geburtstag. Ulli und er wollen noch 1,5 Jahre unterwegs sein. Alles Gute, vor allem Gesundheit, so dass ihr die Reise und alle nachfolgenden genießen könnt.


13. Mai: Mazatlán

Ein Badetag, den ich dazu benutzte, die Reifen von den Tiremoni-Sensoren zu befreien und die Luft zu prüfen., Dann hatte ich festgestellt, dass die Halterungen meiner Motorklappe sämtlich lose waren, die mussten nun neu justiert und festgeschraubt werden. Der Rest des Tages verging mit Schlafen, Baden und Nichtstun.


Heute Abend ist Jeanette-und-Uwe-Abend. Die Beiden haben uns an diesem schönen Platz zu ihrem Abschiedsabend eingeladen. Erwartungsvoll fanden wir uns alle ein - und mussten erst einmal in die Schule gehen. Wissen wurde abgefragt. Wer wusste noch etwas von den letzten sechs Monaten? Fragen wie "nenne zwei die Länder, die eine Präsidentin haben und wie heißen diese", "wie viele Grenzübertritte haben wir bis heute erlebt", "von welchem Gletscher stammt das Eis, das wir am Geburtstag vom schwarzen Peter im Whiskey hatten", "in welchem Ort haben wir Weihnachten gefeiert"; "wie heißt der Schnaps mit einem Wurm darin", "nenne die fünf größten Länder, durch die wir gekommen sind, der Größe nach", usw. ließen unsere Köpfe rauchen. Gekühlt wurde mit Sangría. Zur Belohnung gab es dann Geschenke aus allen Ländern, die wir bereist hatten. Ein wundervoller Gabentisch.

Dann rollte ein Grill an und wir schwelgten in mexikanischen Speisen.
Lange noch saßen wir zusammen. Weißt du noch … waren die am meisten gehörten Worte.

Danke Jeanette und Uwe, für diese wundervolle Reise, mit der ein Traum von uns in Erfüllung ging. Wir haben es euch sicher nicht immer leicht gemacht, hoffen aber, dass ihr uns in guter Erinnerung behaltet. Wir würden gerne noch öfter mit euch fahren.


14. Mai: Nach Los Mochis

Unerbittlich treibt uns der Track nach Norden. Das 400 km entfernte Los Mochis ist unser Ziel. Die Autobahn führt uns durch eine fast menschenleere Gegend. Nur vertrocknetes Land. Doch dann ein kleines grünes Feld in all dem Braun. Wo wohnen die Menschen, die dazu gehören? Die Eintönigkeit ging in eine andere über: Riesenfelder säumten die Straße, Mais über 50 km bis zum Horizont. Dann Tomaten soweit das Auge reichte. Busseweise wurden die Menschen zum Pflücken herangekarrt. Die Tomaten wurden dann in großen Lastern abgefahren und wir fragten uns, was man mit so vielen gematschten Tomaten anfängt?

Der Trailerpark liegt in einem Industriegebiet, die Sonne knallte unbarmherzig hinab. Doch was soll´s, es ist ja nur ein Durchgangsplatz. Es sind noch drei Tage bis zum Ende des ersten Teils der Reise in Tombstone.

Der Trailerpark liegt in einem Industriegebiet, die Sonne knallte unbarmherzig hinab. Doch was soll´s, es ist ja nur ein Durchgangsplatz. Es sind noch drei Tage bis zum Ende des ersten Teils der Reise in Tombstone.

Wieder bröckeln zwei aus der Gruppe ab, die von hier auf die Baja California verschiffen wollen. Sie verabschiedeten sich mit einem feuchten Abend, den wir noch lange über ihre Abfahrt hinaus verlängerten. Ihnen Beiden eine gute und unfallfreie Weiterreise.


15. Mai: Nach Guaymas

So wie vorgestern Jeanette-und-Uwe-Abend war, war heute unser Abend. Heute bedankte sich die Gruppe bei den Beiden für ihre professionelle Führung, für ihre liebevolle Vermittlung "ihres" Lateinamerikas. Einem gemeinsamen Grillen mit anschließendem Sketsch - Jeanette und Uwe kaufen sich eine Ferienwohnung auf Fehmarn - folgte die Übergabe unseres Dankeschöns von "Uwe" an Uwe.

Erwartungsfrohes Speisen
"Uwe" und "Jeanette"
Na, dann packt mal aus, Uwe und Jeanette!

Dann sangen wir noch von Hannes Wader das Motto unserer Fahrt:

Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort.
Hab mich niemals deswegen beklagt;
hab es selbst so gewählt, nie die Jahre gezählt,
nie nach gestern und morgen gefragt.

Aber es blieb nicht bei dem einen Lied.


16. Mai: Nach Magdalena del Kino

Eigentlich hätte man an die heutige Etappe schreiben können: 330 km näher an der Grenze, Punkt. Wären da nicht die Militärs gewesen. Schon die Polizei ist ein paar Mal schwer vermummt vorbeigefahren, denen folgte das Militär in der gleichen Vermummung, nur sandfarben. Dann die Militärkontrolle. Jedes Fach wurde geöffnet, unter die Matratze geschaut, das Fernglas und der Laptop angeschaut, der Wasserkessel wie ein Weltwunder betrachtet, ein Wanderanorak angeschaut, als wäre das etwas völlig neues. Die neue Art , Drogen zu suchen. Es war lächerlich.

Doch auch in der Landschaft fanden wir etwas Neues: in all der Trockenheit wuchsen auf 10 km Länge Weintrauben. Der Wein müsste eigentlich gut werden, so saftig sahen die Weinstöcke aus.

Das letzte Briefing zum Grenzübergang in die USA: "Denkt dran, die Inspektoren haben Recht. Sagen sie, das Auto ist grün, ist es grün. Sie sind pingelig, gerecht aber absolut humorlos!" Der morgige Tag wird es zeigen.



17. Mai: Nach Tombstone

Um sieben Uhr hielt es uns nicht mehr beim Kaffeetrinken, die schwierige Grenze wartete. Zügig waren die 103 Kilometer bis Nogales überwunden und der Ausreisstempel dauerte gerade mal 10 Minuten! Weitere 100 km und wir standen in der Warteschlange vor der US-Grenze. Nach einer Stunde waren wir an der Reihe. Eine kurze Inspektion des Autos, bei wir nur über Hamburg und Breitner und Sepp Maier unterhalten haben, dann war das auch abgehakt. Dann ging es zu Erteilung des Permits, der Aufenthaltsgenehmigung. Da unterhielten wir uns nur übern die Hitze in Mexiko. Nachdem wir 12 Dollar gelöhnt hatten, konnten wir nach insgesamt 1,5 Stunden nach Arizona hineinfahren.

Über weites, trockenes Land, leuchtend im Altweiß des trockenen Grases fuhren wir in die Freiheit, so unser Gefühl, wenn wir über das Land schauten.




Nach 100 km erreichten wir Tombstone und besuchten zuerst den Boothill. Wie gut, dass sich die Zeiten geändert haben und solche Inschriften eher Seltenheitswert haben:







Im historischen Tombstone fanden wir uns an das Ende des 19. Jahrhundert zurückversetzt. Doc Holiday lief über die Straße und wir freuten uns auf den Abend in Big Nose Kate´s Saloon, in dem wir zünftig bei Whiskey den inoffiziellen Abschied des Abschieds des Abschieds begehen wollen.

Zum Abend in Kate´s Saloon

Morgen geht es allein an die Eroberung Nordamerikas.


Zum Abschluss noch Mariannes Gedicht an

Janette und Uwe

33 Köpfe unter einem Hut
geht das denn gut?

Uwe und Janette stricken den Hut
mit viel Mut.
Groß und weit muss er sein,
es müssen ja alle Köpfe hinein.

Kantige und runde
ausgeglichene und bunte,
dominante und stille Köpfe,
alle passen in den Hut
und das ist gut.

Leuchtturm und Glühwürmchen,
Bohnenstange und halb so lange,
Morgenmuffel, Frühaufsteher,
Läufer, Flitzer, Langsamgeher,
alle passen in den Hut
und das ist gut.

Philosoph und Pädagog,
Professor und Biolog,
Schreiberling und Bücherwurm,
Internetsüchtige im WiFi Sturm,
alle passen in den Hut
und das ist gut.

Praktiker, die alles kitten,
auch einmal die Autos flicken,
Musiker und gute Sänger,
gesellige Leute und Einzelgänger,
alle passen in den Hut
und das ist gut.

Ruhige Rentner, die alles genießen,
unruhige Geister, die im Stress zerfließen,
fröhliche Gesichter in Dauerbewegung
und ernste, die auch mal ohne Regung,
alle passen in den Hut
und das ist gut.

Oft wurde der Hut groß und weit
denn die Köpfe hatten viel Freiheit.
Doch manchmal musste Uwe die
Krempe enger schnallen
um die Gemeinschaft zusammen zu halten.

Ja, Uwe und Janette ihr beiden
konntet uns jeden Tag Neues zeigen.
Janette half bei Sprachproblemen,
ihrem Charme konnte kein Einheimischer widerstehen.

Pannen am Auto, Krankheit und andere Sorgen
Immer fühlte man sich dank eurer Hilfe geborgen.
Und sollten die Nerven mal blank gelegen sein
bei Euch oder uns
alles renkte sich wieder ein.

Aus unserem Reisetraum wurde eine Traumreise.
Jeder erlebte sie auf seine Weise.
Dank Euch, dass ihr uns geführt,
jetzt am End sind wir alle gerührt.

Nun habt ihr Euch Erholung verdient.
Wir schicken Euch 10 Minuten in Urlaub hinaus -
denn die Vorstellung ist noch nicht aus.

Richard hat sich engagiert
Und dies Paket für Euch geschnürt.
Es soll von uns der Dank an Euch sein.
Wir hoffen, der Inhalt wird Euch freuen.

Der schwarze Peter hat die Rolle bekommen
und zusammen mit Heinz sie angenommen.
Ihr sollt gerne an uns denken,
deshalb wollen wir Euch die Urkunde schenken.