Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 036



29.04. -
30.04.10

Nach Villahermosa und Veracruz

 

 

29. April: Nach Villahermosa

Nun habe ich seit vier Tagen nicht mehr geschrieben und das rächt sich jetzt. Es passiert jeden Tag etwas Neues und da kann man den vergangenen Tagen nicht mehr gerecht werden. Also in Kurzform.

Unser Weg führte heute durch ein Seen-Sumpf- und Überschwemmungsgebiet, der Regenwald war zurückgeblieben, das änderte jedoch nichts an der Schwüle und in eine der heißesten Ecken von Mexiko sollten wir jetzt kommen.

Schnell waren wir in Villahermosa. Wir wollten uns das Parque-Museo de La Venta Freiluftmuseum ansehen, in dem die archäologischen Funde der Olmekenkultur aus La Venta ausgestellt werden.

Die Ursprünge ihrer Kultur sind im mexikanischen Hochland zu suchen und reichen in die Zeit um 1500 v. Chr. zurück. Gegen 400 v. Chr. wurden die letzten bedeutenden olmekischen Zentren zerstört. Die Olmeken waren Meister der Steinbearbeitung. Sie schufen hervorragende Großplastiken in Gestalt der berühmten Kolossalköpfe.

1999 wurde in Mexiko eine Schrifttafel geborgen, ein Steinblock, der per Zufall bei Straßenbauarbeiten ans Tageslicht kam. Erst 2006 stellte sich heraus, dass dieser sogenannte Cascajal-Stein die bislang ältesten Glyphen der Neuen Welt abbildet. Nach den Erkenntnissen der Archäologen handelt es sich bei den etwa 3.000 Jahre alten Glyphen um ein unbekanntes olmekisches Schriftsystem, das auf etwa 900 v. Chr. zu datieren ist und alle Merkmale eines echten Schriftsystems aufweist.

Die Fundstücke der Olmekenkultur wurden in dem Park eindrucksvoll in Szene gesetzt und man musste nur staunen über die Fertigkeit, mit der die Kolossalköpfe bearbeit worden sind, deren Steine 100 km weit transportiert worden sein müssen.

In der Stadt herrschten 47°. Das Womo war nicht zu betreten, alles was wir berührten, hatte sich auf diese Temperatur aufgeheizt. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal froh wäre, ein McDonald oder ein Burger King zu sehen und mich gern für mehrere Stunden darin aufhalten würde: Eine Klimaanlage und ein gutes Wifi machen es möglich. Doch schließlich mussten wir dieses Kälteidyll verlassen, unser Übernachtungsplatz wartete.
Der war die absolute Härteprüfung. Bei Temperaturen um noch 36° zwischen zwei Zelten zu stehen, aus denen Discomusik dröhnte, dazu ein Jahrmarkt, dessen Musik auch nicht gerade leise war, war schon heftig. Natürlich wehte kein Lüftchen. Bis nach Mitternacht saßen wir draußen und hofften auf Kühle, lenkten uns mit den Laserbeamern ab, die den Himmel nach UFOs absuchten. Unser Leiden wurde mit einem fantastischen Feuerwerk belohnt, wie wir lange keines mehr gesehen hatten. Schließlich schwitzten wir uns in den Schlaf.



30. April: Nach Veracruz

Mexiko das Land der Topes, oder Bumps, oder Vibradores, oder schlafender Polizisten. Diese Geschwindigkeitsreduktoren hat Mexiko zur Perfektion gebracht. In jedem Dorf sind sie in so großer Zahl vorhanden, dass man besser sein Auto trägt. Städte sind da nicht anders. Oft sind die Topes da, bevor die Straße vollendet ist. An jeder Schwelle stehen Straßenverkäufer. Wenn an einem Laden oder Restaurant kein Tope vorhanden ist, der die Autos gewaltsam herunterbremst, wird kurzerhand selbst einer gebaut.
Leider kann man nicht alle rechtzeitig erkennen, denn oft sind keine Hinweisschilder vorhanden, dann zerreißt es das Auto fast!

Wir übernachteten in einem Trailerpark vor Veracruz, direkt am Meer. Welch ein Unterschied zu gestern! Hier wehte ein frischer Wind; kein Schwitzen und kein Lärm. Noch einmal Baden im Golf von Mexiko. Welch ein Abend, welch eine Nacht.