26. April: Nach Palenque
Generalrichtung Südost war unser heutiger Kurs. Am Golf von Mexiko entlang
verließen wir die Halbinsel Yukatan. Palenque war unser Ziel, die letzte
Mayasiedlung auf dem Weg zu den Olmeken.
Eine menschenleere Küste begleitete uns und gab es mal Bauten; so waren
sie gewiss verfallen. Immer noch begleitete uns trockenes Buschland. Doch
langsam änderte sich die Vegetation. Je weiter wir nach Süden abbogen und
auf die Hügelketten des Hochlandes von Chiapas zufuhren, desto üppiger wurde
sie: wir kamen in den tropischen Regenwald. Dazu passte auch das Wetter,
die Sonne verschwand hinter einer dichten Nebelwand und es wurde noch schwüler.
Schließlich erreichten Palenque. Die heutige Stadt profitiert vom Tourismus,
bietet aber nichts Sehenswertes.
Dafür ist der Campingplatz umso toller. Er liegt mitten im Regenwald, versteckt
unter Bäumen, Lianen und Bambus und hat sogar einen Pool, eine Labsal in
dieser Schwüle. Am Abend begrüßten uns die Brüllaffen. Schön.
27. April: Die Mayastadt Palenque
Palenque war eine bedeutende Stadt der Maya, der historische Name
lautete vermutlich B'aakal. Das in der Nähe der Grabungsstätte wohnende
Volk der Lacandonen wird als direkter Nachkomme der ehemaligen Bewohner
des alten Palenque betrachtet.
Die Stadt liegt auf einer Terrasse an den Hügeln des weiter im Süden gelegenen
Hochlands von Chiapas und erstreckt sich rund zwei Kilometer in Ost-West-Richtung.
Zahlreiche kleine Bäche fließen durch die archäologische Zone von Palenque.
Die Ruinen, für die oft künstliche Terrassierungen angelegt wurden, schmiegen
sich an die grünen Hügel des Hochlands an, die in die Architektur der Stadt
integriert wurden. Viele der Hügel enthalten noch nicht freigelegte Bauten.
Zentrum der Stadt bilden der Tempel der Inschriften, der vermutlich das
bekannteste Gebäude Palenques ist, und der ihm gegenüberliegende Palast.
Neben dem Gebäudekomplex der benachbart liegenden sogenannten Kreuzgruppe
gruppieren sich um das Zentrum noch viele weitere alleinstehende Bauten,
die auf Sockelplattformen errichtet wurden. Nahezu alle Gebäude wurden mit
feinen und detailreichen Stuckreliefs verziert, sowohl im Inneren als auch
aus den Außenwänden. Ebenso typisch für Palenque sind das häufige Auftreten
von Nischen sowie die Dachkämme vieler Bauten. Unter anderem deshalb gilt
die Architektur der Ruinen von Palenque oft als besonders elegant und anmutig.
Rätselhaft sind einige Darstellungen auf Fresken. Da ist ein Mann im Lotussitz
zu sehen, eindeutig indisch. Ein anderer Mann trägt eindeutig ägyptische
Züge. Und einige Bögen sind eindeutig arabisch geschwungen. Wie kommt das
hierher? Auch bei uns ist darüber heftig diskutiert worden
Ich will nicht den Reiseführer ersetzen und in meinem Fotoalbum kurz auf
die einzelnen Bauten eingehen.
Was mich aber in Palenque am meisten fasziniert hat, sind nicht die Gebäude,
sondern die hohen Hügel, die fast im nebelverhangenen Regenwald verschwinden
und in denen sich noch viele und große Tempel verbergen. Man nimmt an, dass
erst 20% der Anlage ausgegraben ist.
Tempel |
Blick in die Anlage |
Tempel der Inschriften |
Der Palast |
Freigelegte Gesamtanlage |
In dem Hügel befindet sich noch
ein gigantischer Tempel |
28. April: Palenque, Cataratas de Agua Azul
Heute machten wie einen Ausflug in den Regenwald zu den Wasserfällen von
Misol-Ha und Katarakten von Agua Azul.
Misol-Ha befindet sich 30 Kilometer westlich der Stadt Palenque.
Der Wasserfall hat eine Höhe von etwa 30 Meter und soll der höchste Wasserfall
Mexikos sein. Eine Besonderheit des Wasserfalls ist die Möglichkeit auf
einem Weg hinter die Kaskade des Falls zu gelangen. Es gibt dort auch eine
ca. 20 Meter tiefe Höhle mit einem kleinen See.
Die Cataratas de Agua Azul (Wasserfälle des blauen Wassers) bestehen
aus über 500 einzelne Kaskaden die eine Höhe von zwei bis 30 Metern besitzen.
Die Fälle erstrecken sich über eine Distanz von etwa 6 Kilometern.
Die Wasserfälle befinden sich 69 Kilometer südwestlich von Palenque an der
Straße nach Ocosingo und San Cristóbal de las Casas.
Die Wasserfälle sind wunderbar anzuschauen. Über lehmfarbene Felsen stürzen
die Wasser in blaue Becken. Bei der schwülen Regenwaldhitze war das kühle
Nass eine herrliche Erfischung.
Auf
dem Weg zu Fällen, kamen wir durch Zapatista-Gebiet.
Die Ejército Zapatista de Liberación Nacional (EZLN, deutsch: "Zapatistische
Armee der Nationalen Befreiung") ist eine indigene Guerillaorganisation
in Chiapas, einem der ärmsten Bundesstaaten Mexikos, die am 1. Januar 1994
mit einem bewaffneten Aufstand erstmals öffentlich in Erscheinung trat und
sich seitdem mit politischen Mitteln für die Rechte der indigenen Bevölkerung
Mexikos, aber auch generell gegen neoliberale Politik einsetzt. Der Name
ist eine Referenz an Emiliano Zapata, einen der historischen Führer der
mexikanischen Revolution, in dessen Tradition sich die EZLN sieht. Daher
werden sie auch Zapatistas (oder auf Deutsch "Zapatisten") genannt.
Große Schilder wiesen auf das Guerilladorf hin, bunte Malereien zeigten
stolz die Zugehörigkeit. Unser Busfahrer weigerte sich anzuhalten, damit
wir aussteigen und fotografieren konnten, Schritttempo musste für die Zeitzeugnisse
reichen.
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