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12. April: Nach Rio Dulce Fast die gesamte Gruppe startete gegen 6 Uhr den Motor. Jeder hoffte, dass der Verkehr auf der Steigung noch nicht so stark war und das Dorf noch weitgehend im Schlaf lag. Die Rechnung ging auf, wir flitzten die Steigung hoch und kamen ohne Probleme durch Sololá. Von da an war alles ein Kinderspiel. Und wenn man sich an den Track hielt und auch das Roadbook gelesen hatte, bot auch die Durchfahrt durch Guatamala-Stadt keine Probleme. Nur ein bisschen Geduld musste man aufbringen, wir kamen in den Berufsverkehr. Die Strecke schlich sich so langsam von 2.600 m hinunter. Bis Rio Dulce sollten wir wieder fast auf Null ankommen. Die Landschaft war braun, alles war verdorrt, nur ein paar Bäume trotzten der Dürre und setzten ein paar grüne Tupfer in das Braun. Je tiefer wir kamen, desto wärmer wurde es. Das Außenthermometer zeigte schon wieder 30° an. Beim Aufstehen heute Morgen hatten wir noch 11°! Zögernd änderte sich das Landschaftsbild. Leuchtend gelbe Bäume, die aussahen, als wären sie von unzähligen Osterglocken bewachsen, machten alles bunter, dazu kamen vermehrt blaue Blüten, wahrscheinlich Jacarandabäume. In der Flußebene des Rio Motagua kamen wir endlich in die Tropen. Nicht die Hitze kennzeichnet sie, sondern die üppige Vegetation und das satte grüne Gras, das endlich den Rindern so viel Futter bot, dass man die Rippen nicht mehr sah. Nach 420 km erreichten wir unseren Stellplatz in Rio Dulce am Rio Dulce. Ein wunderschöner Platz, doch die Nähe des Wassers wird die Temperaturen nicht herunterdrücken. 13. April: Nach Tikal Der Tag begann mit einem Bootsausflug auf dem Lago de Izabal, um den reich gewordene guatemaltekische Politiker ihr Refugium gebaut hatten, mit einer entsprechenden Motoryacht davor. Aber nicht das interessierte uns, sondern die Fauna und Flora in den Nischen und Seitenarmen. Seidenreiher, Kormorane, etliche Vögel, die nicht kenne, Wasserhyazinthen und vieles mehr. Am Ausfluss des Sees in den Rio Dulce stand postkartenmäßig das Castillo de San Felipe. Gut restauriert demonstriert es den Willen der Spanier, das Hinterland vor Piraten zu schützen. Eine wunderbare Bootstour, die zusammen mit einer frischen Brise auf dem Wasser unsere Körpertemperatur normalisierte. So gestärkt machten wir uns auf nach Tikal. Zuerst mussten wir das Dorf Rio Dulce durchfahren, was nicht einfach war, denn Marktstände auf beiden Straßenseiten machten die Durchfahrt zu einer Nerven- und Willenssache: wer kommt zuerst, ich oder du. Wehe man entscheidet sich für "du", dann steht man nach einer Stunde immer noch da. Bisher hatten wir Gemüse an den Straßenständen vergeblich gesucht (es gab nur Obst), hier reihte sich Gemüsestand an Gemüsestand. Wir hielten einfach mit Warnblinkern am Straßenrand und Gil besorgte endlich mal wieder Gemüse. Der Verkehr nahm´s geduldig hin. Es ging durch tropischen Regenwald, der dschungelgleich und undurchdringlich die Straße säumt. Das Land ist hügelig, die Hügel sind kugelig, selten spitz, alles sieht so puschelig aus. Der Regenwald sieht ähnlich aus, wie wir ihn aus Neuseeland kennen, Laubbäume, die uns unbekannt sind, dazwischen Palmen oder Bambus. Nur die großen Baumfarne fehlen. Hier finden wir auch nicht mehr die stolzen Maya in ihren farbenfrohen Trachten. Hier sind die grasgedeckten Hütten ärmlich und schmutzig, die Menschen laufen in schmuddeligen Sachen herum. Wir machen einen Abstecher zur Finca Ixobal. Sie muß ein Geheimtip für Backpacker sein. In der kurzen Zeit, die wir dort verbrachten, kamen 6 Rucksäcke teils per Tucktuck (so heißen hier die Motorrikschas), teils zu Fuß. Die Finca wird von einem Amerikaner betrieben und ist ein kleines Paradies. 30 Kilometer vor Tikal hörte sich mein Auto anders an, so als stecke eine Kartoffel im Auspuff und schwarzer Qualm kam bei niedrigen Drehzahlen aus dem Auspuff, die Leistung sank. Was kann das wieder sein? Das Phänomen kennen wir doch bereits, doch da kann sich doch nichts zusetzen oder doch? Unser Stellplatz lag im Nationalpark Tikal. Schon auf der Zufahrtsstraße wiesen Warnschilder auf Truthühner, Schlangen, Hirsche und Pumas hin. Doch erst auf unserem Stellplatz begrüßten uns ein paar Pfauentruthühner. Sie kommen nur in den Regenwäldern von Nordost-Guatemala, Belize, Südmexiko und Yucatán vor. Sie sind jedoch auch dort sehr selten. Ihr Gefieder ist rot, grün und violett und glänzt überall. Der Hals und der Kopf sind hellblau. Kurz nach dem Dunkelwerden machten uns die Brüllaffen ihre Aufwartung. Sie grüßten uns von nahen Bäumen mit gewaltig klingendem Gebrüll, das es mit dem eines Löwen aufnehmen konnte. 14. April: Tikal Wir hatten das Glück, dass sich Dieter Richter, deutsches Mitglied eines internationalen Forscherteams zur Erforschung der Maya-Kultur, in Tikal befand und sich bereit erklärte uns durch die Anlage zu führen. Er verstand es meisterhaft, uns die Maya-Geschichte und diese Anlage spannend und anschaulich nahezubringen. Tikal war eine der bedeutendsten Städte der klassischen Maya-Periode (3. bis 9. Jahrhundert) und ist eine der am besten erforschten Maya-Städte. Die ersten Siedlungsspuren reichen ins frühe 1. Jahrtausend v. Chr. zurück. Im 2. Jahrhundert begann die eigentliche städtische Entwicklung mit der Errichtung von Tempeln, Stelen und Palast-Tempelkomplexen. Der Höhepunkt wurde im 5. Jahrhundert erreicht. Im späten 8. und 9. Jahrhundert schwand die Macht von Tikal, die Bautätigkeit kam zum Erliegen. Spätestens im 10. Jahrhundert wurde die Stadt von ihren Bewohnern verlassen. Tikal erstreckt sich auf ein Gebiet von insgesamt rund 64 Quadratkilometern, wovon der zentrale Bereich rund 16 Quadratkilometer einnimmt, welcher über dreitausend Bauten beheimatet. Viele Bauten, insbesondere in den Außenbereichen, sind noch nicht ausgegraben und erforscht worden. Man schätzt, dass die Einwohnerzahl der Stadt auf dem Höhepunkt der Macht in der klassischen Periode gut 50.000 Menschen betrug. Das Zentrum Tikals bildet der sogenannte Große Platz. Er wird eingerahmt von den Tempeln I und II in Ost-West sowie von der Nord- und der Zentralakropolis in Nord-Süd-Richtung; zusätzlich existierte zwischen Tempel I und der Zentralakropolis ein Ballspielplatz. Ein weiterer Ballspielplatz existierte östlich des Tempel I. Nach einem vierstündigen Rundgang wären wir gerne noch länger in dieser beeindruckenden Anlage geblieben, doch die brütende Hitze hatte uns zermürbt, wir sehnten uns noch nach einem kühlen Platz mit kalten Getränken. Nach einer Erholungsphase traute ich mich und startete den Motor. Was ich befürchtet hatte traf ein: die gelbe Diagnoselampe blinkte. Dieselbe Situation wie auf der Strecke nach La Paz, die ja damit endete, dass der Motor an der ungünstigsten Stelle in La Paz seinen Geist aufgab. Was kann es dieses Mal sein? Kat und Partikelfilter sind nicht mehr da, können sich also nicht mehr dicht setzen. Ich bin mit meinem Latein am Ende! Meine größte Horrorvision: in Mexiko-Stadt in die Werkstatt zu müssen! Die Brüllaffen versuchten uns am Abend wieder einzuschüchtern, dieses Mal waren sie ganz nahe. Uwe und Gisela gingen auf die Jagd und fanden sie kaum 500 m entfernt in den Bäumen. Die Bande fühlte sich gestört und bewarf sie mit Früchten und brüllte sie an. Ein aufregendes Erlebnis. In der Dämmerung turnten noch ein paar Klammeraffen (Spider-Monkeys) in den Ästen über unserer Wohnmobile und kreischten sich in den hellsten Tönen an. Zwei konnten kein Ende finden, noch beim Einschlafen hörten wir sie. |