Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 024


01.03. -
11.03.10

Durch Kolumbien:
Von Alcalá nach Cartagena

 

 

 



01. März: Nach La Pintada

Weiter ging es durch Kolumbiens Bergwelt. Das Wetter erlaubte uns endlich einmal einen Blick in eine wenn auch diesige Ferne. Dass die Straße mal wieder auf 45 km um 2.000 Höhenmeter anstieg, berührte uns nicht sonderlich, wenn auch der LKW-Verkehr wieder erheblich war. Ich habe noch nie so viele neue, blitzende Sattelschlepper gesehen, wie in Ecuador und Kolumbien! Doch wir waren froh, als wir endlich wieder bergab in die 1.500 m hoch liegende Großstadt Medellin fahren konnten. Zum Glück - Ouito lag uns immer noch in den Knochen - führte eine gut ausgebaute Straße ohne Umleitungen hindurch.

Die Freude währte nicht lange, wieder ging es steil bergauf. In den nächsten 75 km stiegen wir auf 2.700 m und plötzlich quoll beim Gasgeben schwarzer Qualm aus dem Auspuff. Beim Starten und beim Gangwechsel war ich ja mittlerweile südamerikanisches Qualmen gewohnt, doch dass es bis ca. 2.900 upm qualmte war neu! Erst danach hörte es auf, doch das waren nur unschöne Begleitumstände, das Schlimme war, dass der Motor keine Power mehr hatte, jede Steigung zur Qual wurde und kein LKW mehr überholt werden konnte, Meine Angst, am Berg zu verrecken, stieg von Kilometer zu Kilometer. Doch wir schafften es im Grenzbereich der Drehzahlen mit ca. 3.600 upm die Passhöhe zu erreichen. Hier erst wagte ich es, den Motor abzuschalten, da ich beim Starten sofort bergab fahren konnte. Erholung bot die Pause nicht wirklich, die Gedanken waren beim Auto und natürlich in der Zukunft.

Beim Starten ein neues Problem: Leuchtete die gelbe Motordiagnoselampe bisher permanent, woran wir uns seit La Paz inzwischen gewöhnt hatten, blinkte sie nun und keine Rauchschwaden kamen aus dem Auspuff, es sah aus wie ein westeeuropäisches Auto, doch kaum noch Leistung und der Motor hörte sich dumpfer an. Wir fuhren weiter, es ging ja nun fast nur bergab. So erreichten wir unser Ziel in La Pintada. Wir standen an einem Schwimmbad und bemühten uns in fast thermalwarmem Wasser unsere Nerven zu entspannen. Ein Leguan, der sich auf das Schwimmbadgelände verirrt hatte, versuchte uns dabei zu helfen.

Wie sollte es weitergehen? Die nächste Werkstatt ist in frühestens zwei Tagesetappen von je 350 km in Cartagena zu erreichen. Da keine Steigungen zu erwarten waren, wir fuhren auf das Meer zu, wurde beschlossen, dass ich vor den anderen weiter fahren, sollte, so dass, falls ich liegen bleiben sollte, abgeschleppt werden könnte.

Vor zwei Tagen habe ich einen Zeitungsartikel über mein Wohnmobil abgeschickt, weil ich der Meinung war, dass das Auto nun so weiterfährt. So schnell kann sich alles ändern!


02. März: Nach Buenavista

Die Fahrt verlief unspektakulär, wenn man von der andauernden Sägebewegung an unseren Nerven absieht und da wir keine Pausen zu machen wagten, aus Angst der Motor würde nicht mehr anspringen, waren wir früh auf unserem Stellplatz, einer Kaimanzuchtstation.

Die Fahrt hatte durch die karibische Ebene geführt, die geprägt ist von Viehzucht in einer leicht hügeligen savannenartigen Landschaft. Hier schien noch Frühling zu sein, viele Bäume waren noch (oder für immer?) kahl, andere hatten eine leuchtend gelbe Blütenpracht angelegt, aber noch keine Blätter. Die Dörfer waren überwiegend von kaffeebraunen Kariben bewohnt, ab und zu sah man einen Weißen hoch zu Ross.

Auf einer Kaimanstation isst man natürlich einmal Kaimanbraten, die Speisekarte des Restaurants führt dann auch etliche Gerichte. Am Abend machten wir den Versuch. Kaiman schmeckt wie ein Mittelding aus Schwein und Pute, nur trockner. Nicht schlecht, aber mein Lieblingsfleisch wird es nicht.

So ein Luxusplatz hat natürlich einen Pool, den wir ausgiebig benutzten.


03. März: Buenavista

In der Nacht fing es an zu regnen, dass sich zu ausgewachsenen Gewitter entwickelte. Es dauerte den Vormittag an, so dass die geplante Rundfahrt verschoben wurde. Wir durften den Pool eigentlich die ganze Nacht benutzen. Zum Glück tat das Keiner. Am frühen Morgen fischten die Angestellten einen ausgebüxten Kaiman aus dem Pool!

Nach einem gemeinsamen Mittagessen - ohne Kaiman - hatte der Regen dann aufgehört, so die Rundfahrt mit einem Bähnchen durch das Zucht- und Tierparkgelände stattfinden konnte. Die Kaimanzucht ist beeindruckend, bis zu 300 Kaimanaugen schauen dich aus einem kleinen Becken an und warten auf das Fressen. Es erinnert sehr an Hähnchenkäfighaltung in Deutschland. Die Kaimane werden hier in der Hauptsache für die Speisekarte, in nur wenigen Fällen für andere Tierparks und Gehege, gezüchtet.

Der Kaimanzucht war ein kleiner Tierpark angegliedert. Wir sahen Schlangen, Nutria, Wiesel, Hühner, Tauben, Tiger, Löwen und Strauße. Hier wurde uns ein kleines Straußenrennen geliefert, sehr lustig!

Da in Cartagena die Kühlschränke leer sein mussten, setzten wir uns am Abend zu einem Resteessen und -trinken zusammen. Da kam einiges zusammen. Es war launig und kurzweilig.


04. März: Nach Cartagena

Die heutige Fahrt verlief wie die gestrige, die Landschaft setzte sich fort und wir hofften auf eine Werkstatt in Cartagena, immerhin fast eine Millionenstadt.

Wie überall in Kolumbien stießen wir auch hier auf viele Polizei- und Militärsperren, alle ließen uns freundlich winkend durch. Nur einmal hielt uns ein junger Polizist an, um zu erfahren, was wir von dem Ausgang des Fußballspieles Argentinien - Deutschland hielten (D hat 1:0 verloren). Am Abend stellten wir fest, dass viele von uns die gleiche Unterhaltung geführt hatten.

Pünktlich an der Stadtgrenze meldete sich mein linker Hinterradreifen wieder. Nach drei Tagen Härteprüfung am Berg hatte ich den Reservereifen wieder ordentlich eingeräumt. Jetzt verlor das Rad wieder Luft und zwar zwei bar. Ich war nicht scharf darauf, im dichtesten Verkehrsgewühl einen Reifen zu wechseln, daher redete ich ihm gut zu, bis zum Hotel zu halten, was er auch tat. Hier wechselte ich sofort das platte Ding. Nun muss ich mich noch eine Reparatur kümmern.

Hier in Cartagena werden wir nun eine Woche im Hotel verbringen, dass Wohnmobil auf die Verschiffung vorbereiten und hoffentlich relaxen. Dazu hatten wir ein Luxushotel ausgesucht, wie es uns zusteht.

Zunächst empfing uns Cartagena erst einmal mit einem Sturmtief. Grauer Himmel und Windgeschwindigkeiten bis zu 6 Beaufort, vielleicht mehr, verdarben uns die Freude.


05. - 11. März: Cartagena

Warum wir uns so lange in Cartagena aufhalten? Wir hätten ja auch zur Verschiffung hier sein können. Doch so einfach ist das in Kolumbien nicht. Das Schiff hat zwei Tage Verspätung, der Flieger ist auf den 11. März gebucht und es ist eine Menge Papierkram zu erledigen. Das Auto muss für die Verschiffung hergerichtet werden, d.h. alle nicht klauwürdigen Sachen in der Heckstauraum verstauen, Kühlschrank leeren und säubern, die Reservekanister leeren, was sich so leicht anhört. Wenn man nur vorher nicht schon getankt hätte. Und dann muss dass Auto gewaschen werden. Ich wollte das nicht, aber aus Gründen der Übertragbarkeit irgendwelcher Erreger ist das Vorschrift. Dann muss das Auto zugänglich gemacht werden für die Drogenpolizei und den Zoll. Die Kontrolle findet frühestens 24 Stunden vor der Verladung statt, da sind wir schon weg und die Fächer offenstehen lassen ist indiskutabel, also muss der Agent hier bevollmächtigt werden, mit unseren Zweitschlüsseln die Autos zu öffnen. Mal sehen, was noch kommt.

Cartagena hat keine Mercedes-Werkstatt, eine andere gut haben wir nicht gefunden, außerdem ist es ungewiss, ob irgendeine Werkstatt den Schaden an einem Tag reparieren kann und da unser Verschiffungstermin nicht gefährdet werden darf, haben wir entschieden, in Panama City in die Mercedes-Werkstatt zu gehen. Nicht sehr häufig fahren Frachter von Cartagena nach Panama, so dass wir diesen Termin unbedingt wahrnehmen müssen. Natürlich nutzen wir auch die Zeit, um Cartagena ein wenig kennenzulernen. Cartagena de las Indias ist die Stadt mit den meisten Touristen und nicht zuletzt wegen der geografischen Lage die sicherste und bestbewachte Stadt in Kolumbien. Das komplett ummauerte alte Stadtzentrum mit Festungsring und den Stadtteilen Centro mit der Kathedrale und zahllosen Palästen im andalusischen Stil, San Diego, dem Viertel der Händler und der zahlenmäßig kleinen Bourgoisie sowie Getsemaní, dem Viertel der kleinen Leute und Handwerker, wurde 1959 zum nationalen Kulturerbe erklärt und ist seit 1984 UNESCO-Weltkulturerbe Das karibische Nachtleben in Cartagena de las Indias ist legendär, eine touristische Spezialität ist "rumba en chiva", eine Party im Bus

Wir streiften durch die Stadt, in der vom draußen wütenden Sturm nichts zu merken war, dafür man aber in der karibischen Schwüle briet, tranken mit den Einheimischen Kaffee, oder im León de Bavaria ein Hefeweizen und aßen zur Abwechslung Leberkäse mit Ei. Dann kehrten wir zurück nach Bocagrande, der Halbinsel vor der Stadt, zu den Bettenburgen in unser Refugium.

Das Hotelgelände ist ein einziges Freigehege, Rehe laufen frei herum, Leguane sitzen faul auf den Bäumen und Faultiere steigen gemächlich von den Bäumen herunter, überqueren die Terrassen um genauso gemächlich am nächsten Baum wieder hinaufzusteigen.

Den Rumbabus mussten wir natürlich ausprobieren, sind wir doch bei unseren abendlichen Stadterkundungen diesen Partybussen vielfach begegnet und lauthals gegrüßt worden. Zwei Stunden ging es bei Rumbamusik und Cuba libre durch die abendliche Stadt. Wir hatten viel Gaudi!

Ach ja, meinen Reifen habe ich reparieren lassen, wieder war das Ventil undicht und da es hier keine Stahlventile gibt, musste ich ein Gummiventileinbauen lassen. Die Prüfung ergab, auch dieses Ventil ließ am Ventilsitz Luft durch. Ein zweites, sorgsamer eingesetztes Ventil hielt. Jedenfalls heute. Ich werde nun diesen Reifen als Ersatzrad nehmen, hoffentlich hält er!

Daniel hat noch einmal meinen Computer ausgelesen. Zu den bekannten ist ein neuer hinzugekommen: "P0101 - Mass or Volume Air Flow "A" Circuit Range/Performance". Googelt mal nach diesem Fehlercode und ihr werdet feststellen, dass es ihn bei fast jeder Automarke gibt. Das gibt mir die Hoffnung, dass die Werkstatt den Fehler finden kann.

Morgen bringen wir das Wohnmobil in den Hafen, übermorgen verlassen wir Südamerika mit dem Flieger in Richtung Panama.

Mittwoch, 10. März

Um 8 Uhr ging es im Konvoi in den Hafen. Noch einmal fuhren wir an der Mauer der Altstadt vorbei, am Atlantik entlang, bei karibisch schwülen Temperaturen. Im Hafengebiet mussten wir uns durch das dichte Gewimmel des Fischmarktes quälen, links die Fischbuden, auf deren Dächern Scharen von Pelikanen saßen, rechts dass Wasser, wo die Fischer die Netze flickten umlagert von Hunderten von Pelikanen. Die Einfahrt in das Hafengelände war beinahe heimatlich. Container von Hamburg-Süd bestimmten das Bild. Inzwischen war die Sonne herausgekommen und steigerte die Schwüle auf 35°.

In den nächsten sechs Stunden zeigte uns Kolumbien, dass die Deutschen in Sachen Bürokratie noch einiges lernen konnten. Dabei waren die Papiere von der Agentur schon vorbereitet worden. Endlich, am späten Nachmittag, konnten wir erschöpft in die Taxis fallen und zurück zu unserem Pool fahren.

Donnerstag, 11. März

Unser Hotel erwies sich als Hochsicherheitstrakt. Nach dem Auschecken erhielten wir einen Entlassungsschein, nur wer so einen hatte durfte das Hotel mit Gepäck verlassen. Das weitere war Routine. Der Flughafen von Cartagena ist niedlich, beim Einsteigen hätten wir auch in eine andere maschine steigen können, das wäre nur aufgefallen, wenn ein Anderer den Platz beansprucht hätte. Aber wir wollten ja nach Panama, also stiegen wir in die richtige Maschine.
Adieu Cartagena, du bist eine wunderschöne Stadt!
Und Adieu Südamerika, welch aufregende Monate haben wir hier verbracht, was haben wir alles gesehen und erlebt, es braucht noch längere Zeit, bis wir das verarbeitet haben.