Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 021


14.02. -
17.02.10

Durch Peru:
Von Lima nach Macara (Ecuador)

 

 

 



14. Februar: Nach Huanchaco

Eigentlich war für heute noch Muße in Lima angesagt, doch die Aussicht auf ein Wifi in Huanchaco ließ uns einen Tag eher aufbrechen. Außerdem war nicht klar, wie anstrengend die 620 Tageskilometer sein würden. Vielleicht würden wir sie teilen. Auf jeden Fall fuhren wir um 6 Uhr los.
Wenn wir dachten, Sonntagmorgen um 6 Uhr sei eine gute Zeit, um durch eine 8-Millionenstadt zu fahren, der war noch nicht in Lima. Wie muss es da erst werktags sein! Zum Glück brauchten wir nur Geduld, denn wir hatten auf einer durch die Vororte führende Umgehung nur den Schildern Evitamiento (Umgehung) und Panamericana Norte zu folgen. Über 50 lange Kilometer dauerte es, bis wir die dichte Bebauung hinter uns gelassen hatten und die Wüste wieder das Sagen hatte.

Der Reiseführer spricht von einer langweiligen Strecke, doch seit wir vor 1.500 km bei Camaná auf die Küstenwüste zwischen Pazifik und Anden gestoßen sind, war kein Kilometer langweilig. So auch heute. Unter dem ewig grauen Küstenhimmel hing eine dicke weiße Nebelwolke, deren Obergrenze wir bei 300 m durchstießen. Riesige Dünen wechselten mit Felsen, an deren sie Hängen der Wind sie hinauftrieb. Dann unvermutet Grün im Sand, einer Oase gleich, haben die Menschen durch Bewässerung Felder angelegt, so viele und große Spargelfelder habe ich noch nicht gesehen. Sollte ich später mal peruanischen Spargel sehen, werde ich dieses Bild vor mir haben.

Bei Pativilca kommen die Ruinen von Paramonga in Sicht, die direkt an der Panamericana Norte liegen. Es ist die südlichste Festung des Chimú-Reiches und sie thront 50 m Meter hohen Hügel. Hier wurde 1470 der letzte König Minchancaman besiegt und das Chimúreich durch den Inka-Herrscher Túpac Yupanqui erobert und in sein Reich eingegliedert. Acht terrassenförmig übereinander erbaute Plattformen tragen das Festungshauptgebäude. Die Anlage ist relativ gut erhalten.

Die Chimú-Kultur setzte sich in der Zeit von 1250 bis 1470 im Norden von Peru in der Gegend um die Stadt Trujillo durch. Zur Zeit der größten Ausdehnung reichte ihr Einfluss im Norden bis zur Grenze von Ecuador und im Süden bis Lima. Ihre Hauptstadt

Nach dieser Besichtigung bei 30°C im Schatten, hatten wir Hunger und in einem Restaurant für Trucker an der Straße probierten wir Cuy picante: Meerschweinchen pikant. Pikant waren die Kartoffeln, das Cuy erwies sich als ziemlich zäh. Dazu waren die kleinen Rippchen eine elende Pulerei. Andere hatten dieselbe Erfahrung gemacht. Erstaunlich, dass man die kleinen Viecher nicht zarter hinkriegen kann. Dass die Krallen und der Kopf noch dran sind, stört nicht. Der Geschmack ist nicht schlecht, meine Lieblingsspeise wird das nicht!

Ein kleiner Hafen lockte Gil auf der Karte: La Calefa de Culebras. Er entpuppte sich als trister Hafen, der schon mal bessere Zeiten gesehen hat, tote Fischfabriken säumen das Hafenbecken, die Menschen strahlen Hoffnungslosigkeit aus.

Da ist Tortugas von einem anderen Stern. Kurz hinter Casma zweigt die kleine Straße zum Meer ab und man kommt an einem Ort heraus, an dem es von Touristen wimmelt. Was der Grund ist, weiß ich nicht, der schwarze Strand sicher nicht, der ist fast menschenleer.

Vor Huanchaco stoßen wir auf die größten Zuckerrohrfelder, die ich je gesehen habe. Kilometer um Kilometer fuhren wir an Ihnen entlang. Den unterschiedlichen Größen der Pflanzen zur Folge muss hier das ganze Jahr Zuckerrohr geerntet werden.
Das Hostal, das mit RV-Park, Pool und Internet auf einem großen Schild wirbt, hat nur mit dem Internet recht. Es ist gut! Der "Park" erwies sich als Garten, in dem fünf Mobile stehen können, in dem Pool, können 4 Personen gleichzeitig baden. Doch wir sind zufrieden. Morgen wird das Internet gequält.


15. Februar: Huanchaco

Fast den ganzen Tag habe ich im Internet zugebracht. Meine Homepage ist bis Lima up to date und mit dem Fotoalbum bin ich auch ein gehöriges Stück weiter. Hoch geladen ist es auch.

Im Laufe des Nachmittags trudelten die Anderen ein und ließen sich am Strand häuslich nieder, bei uns war ja kein Platz mehr.
Dann die Hiobsbotschaft: unsere Nordlichter haben sich aus irgendeinem Grunde überschlagen. Auto Schrott, ihnen ist außer ein paar Kratzern zum Glück nichts passiert. Nun kocht die Gerüchteküche hoch, wie es für die Beiden weitergeht. Warten wir es ab. Uwe kommt morgen verständlicherweise nicht, er steckt über beide Ohren in Arbeit.
Der Abend ist gelaufen, unsere Gedanken sind bei den Beiden. Was können wir tun, wir kommen uns sehr hilflos vor.


16. Februar: Nach Labayeque

Heute Morgen, direkt am Hoteltor aufgeregtes Piepen vom Tiremonigerät. Tiremoni ist eine Funküberwachung des Reifendrucks. Dazu ist auf jedem Ventil ein Sensor mit Funkübertragung aufgeschraubt. Ein kleines Display zeigt permanent den Druck an und warnt je nach Programmierung. Ich hatte einen Platten. Reifenwechsel ist an sich keine große Sache, aber wenn die halbe Garage ausgeräumt werden muss, um an den Reservereifen zu gelangen und das Werkzeug vorne unter der Fußbodenplatte des Beifahrers herausgefummelt werden muss, dauert es schon ein wenig länger. Nach einer halben Stunde konnte ich endlich der Gruppe hinterher fahren zur Besichtigung der Ruinenstadt Chan Chan.

Chan Chan war die Hauptstadt des ehemaligen Chimú-Reiches, einer präkolumbischen Kultur und befindet sich heute an der Pazifikküste im Norden Perus westlich der Stadt Trujillo. Sie entstand etwa um 1300 und erstreckt sich noch heute über eine Fläche von 28 km². Sie war wahrscheinlich die größte Stadt der damaligen Zeit auf dem südamerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt, die aus Adobe-Bauten errichtet wurde und beherbergte zu ihrer Hochblüte etwa 60.000 Einwohner. Sie hatte ein ansehnliches Vermögen an Gold, Silber und keramischen Kunstgegenständen angehäuft Grund genug für die Inkas sie anzugreifen. Da die Stadt zu groß für einen militärischen Angriff war, leiten die Inkas die Wasserkanäle um und zwangen die Bewohner so zum Aufgeben.

Die heute erhaltenen Grundmauern mit ihren verschiedenen Fresken zeigen deutlich den Zweck der einzelnen Tempelräume. Eine interessante Stadt.

Anschließend für ich zu einer Gomeria, einer Vukanisiererei. Mein Reifen war heil. Kaputt war die Dichtung des Metallventils. Schuld ist der Sensor von Tiremoni, dessen Gewicht hat wohl zu viel Bewegung verursacht. Nun habe ich nur noch ein Ersatzventil. Hoffentlich halten die anderen!

Weiter ging es zum 230 km entfernten Labayeque. Dort wollten wir uns ein Museum über die Chimú Kultur ansehen. Wieder wechselten sich Wüste und Felder ab. Neben Zuckerrohr gab es auch viele Reisfelder. Auffallend an dieser Strecke ist der viele Müll an den Stadträndern. So wie bei uns die Möwen haben sich hier die Geier und da besonders die rotköpfigen Truthahngeier und die schwarzköpfigen Rabengeier des Mülls angenommen. Man hat das Gefühl, je weiter wir nach Norden Kommen, desto mehr wird der Müll an den Straßen. Unsere Mittagspause war so lang, dass wir den Museumsbesuch verpassten. C´est la vie!

Irgendwann wollen Uwe und Jeanette mit unseren Nordlichtern kommen.


17. Februar: Nach Macara, Ecuador.

Unsere Havaristen sind da. Sie sind für diese Nacht in einem Hotel untergebracht. Fotos zeigen das ganze Ausmaß. Vom Aufbau ist nichts mehr heil, nur die Fahrgastzelle des Teilintegrierten ist heil. Die hat sie gerettet. Bitter für die Beiden, die Reise ist zu Ende. Sie werden mit uns nach Quito fahren und von dort nach Hause fliegen. Ihr Schicksal ging uns nicht aus dem Kopf. Den ganzen Tag wollte sich keine Entspannung einstellen.

Noch einmal ging es 200 km durch die Wüste. Sie hat sogar einen Namen: Desierta de Sechura. Nur stellenweise entsprach sie unseren Vorstellungen von Wüste, das heißt, dass blanker Sand jede Bearbeitung unmöglich macht und Wind den Sand über die Straße treibt. Meistens unterbrach grünes hartes Buschwerk die Sandkiste. Hier lebt kein Mensch, Tiere sahen wir auch keine. Dann änderte sich die Landschaft ziemlich abrupt. Der Horizont kündigte die Bäume an und dann fuhren wir durch eine Savanne. Grünes Unterholz, darüber schirmartige Bäume. Laut Karte durchfuhren wir zwar eine Pampa, aber hier sah es einer Savanne viel ähnlicher. Als hätten die Menschen nur auf die schattenspendenden Bäume, tauchten vermehrt Ansiedlungen auf. Also musste es hier auch Wasser geben. Die Temperaturen stiegen auf 34°, nicht gerade lebensfreundlich. Am Horizont tauchten im Dunst Berge auf. Hinter Sullana fuhren wir an terrassierten Reisfeldern vorbei. Die Berge waren in dichtes Grün gehüllt, man könnte meinen, in China zu sein. Kokospalmen überragten das Grün. Bananen- und Mangoplantagen säumten den Weg. Hier ist Mango-County. Es wurden nur noch Mangos verkauft, Lastwagen um Lastwagen beladen mit Mangos rollte an uns vorbei. Es war schwül, Wind wehte kaum. So wurde das Warten auf der ecuadorianischen Site der Grenze zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Irgendwie fühlten sich die Grenzer bei dem Anblick so vieler Womos überfordert.

Ein Joke von der Grenze:
Einer von uns fragte einen Zöllner, ob nicht seine Mütze verkaufen wollte. Der lehnte erst ab, doch dann ging er darauf ein und für ein paar Dollar wechselte die Mütze den Besitzer. Als der glückliche Käufer die Grenze schon fast passiert hatte, lief der Grenzer ihm nach, holte ihn zurück und zeigte ihm ein originalverpacktes Polizei-T-Shirt und eine neue Mütze und verkaufte ihm auch die. Nun kann unser Mann an Karneval als südamerikanischer Grenzer auftreten.

Am Abend stand wieder ein Geburtstag an: Norbert lud zu Sekt und Häppchen. Marianne hatte sogar einen Kuchen gebacken! Alles Gute Norbert!