Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 019


27.01. -
31.01.10

Durch Bolivien und Peru:
Autoreparatur in La Paz,
nach Copacabana

 

 

 

27. Januar: Nach La Paz, Bolivien

Um 6.00 Uhr bei 6° C ist heute Morgen Aufstehen angesagt. Wir fahren zu einem der schönsten Nationalparks von Südamerika. "Parque National Lauca" und zu dem höchstgelegenen See der Erde. Es ist kalt, die Passstrasse ist serpentinenreich und uns kommen viele Lastwagen entgegen, so dass wir die Serpentinen nicht ausfahren können. Teilweise 21% Steigung lassen das Abenteuer heute bereits sehr früh beginnen.

Bald nach dem Verlassen von Putre und dem Erklimmen weiterer Höhenmeter (auf 4.400 m, - 4°C) kamen wir zu einem Reservat der CONAF, wo uns ein Ranger freundlich begrüßte. Hier zeigt Ein Schild zeigt an, dass hier die seltenen Viscachas zu beobachten sind. Die Viscachas sind eine Nagetiertierart aus der Familie der Chinchillas. Sie sind in den im südlichen Bolivien, Paraguay und dem nördlichen und mittleren Argentinien verbreitet. Viscachas sind verhältnismäßig große Tiere, die ein wenig wie Murmeltiere aussehen, jedoch einen wunderschönen puscheligen gerkingelten Schwanz haben. Sie erreichen ein Gewicht von bis zu 8 Kilogramm und eine Länge von 47 bis 66 Zentimetern. Nach der Kälte in der Nacht kommen sie aus ihren Höhlen um sich in der Morgensonne aufzuwärmen. Wir laufen einen wunderschönen Wanderweg ganz leise an den Felsen entlang und tatsächlich, wir fanden sie, reglos die Sonne genießend. Sie ließen uns auf wenige Meter herankommen. Possierliche Tiere!

Wir sind noch am Schwärmen über die Landschaft, da taucht auch schon der Parinacota auf, ein Zwillingsvulkan (6.330 m), der uns mit seinem Schneehut in den Bann zieht

Der Ranger an der Conaf Station erzählte uns von dem gleichnamigen Dorf, in dem seine Mutter lebt, mit einer sehr schönen Kirche. Da nehmen wir die 4 km Schotterpiste in Kauf und besuchen das kleine verschlafene Dorf Parinacota, dass wenige Kilometer abseits der Straße seinen Dornröschenschlaf schlief. Aber nur fast, denn es gab schon einen Souvenirstand für die Besucher, die wie wir die malerische strohgedeckte Dorfkirche anschauen wollten. Hier in diesem beschaulichen Dorf inmitten des Hochlandes, das von schneebedeckten Vulkanen umgeben ist, könnten wir es ein paar Tage aushalten.

Weiter geht es durch den Nationalpark Lauca, dessen atemberaubende Landschaft uns in seinen Bann zog: Schneebedeckte Vulkane, über 6.000 m hoch, wetteiferten um unsere Gunst.

Am Lago Chungara, dem vielleicht mit 4.570 m höchsten See der Erde, in dem sich die Vulkane spiegelten, kamen wir an die chilenische Grenze, an der die Zollformalitäten wie gewohnt zügig erfolgten. Auf der bolivianischen Seite 8 km weiter sah es anders aus. Viele Lkws und zwei Busse warteten schon auf Abfertigung. Dieser Grenzübergang ist sehr unübersichtlich und wir mussten lange suchen und wurden hin und her geschickt, bis wir die richtigen Schalter gefunden hatten. Doch nach 1 ½ Stunden und zweimaligem Zahlen von ein paar Bolivianos (50 Cent) ohne Quittung konnten wir Bolivien betreten. Die Grenzer waren - wie immer bisher - sehr freundlich und geduldig mit uns. An der Grenze können wir Geld tauschen - bei prächtig aussehenden indigenen Frauen, die uns einen guten Kurs zahlen. Das ist das erste Mal, dass Frauen Geldwechsler sind!

Das andine Hochland ändert schnell sein Aussehen. Viele Lamas und Alpakas weiden in den Tälern. Die Landschaft der bolivianischen Hochebene´(immer noch 4.000 m Höhe) ist geprägt von kleinen Dörfern mit Landwirtschaft. Wir sehen lila blühende Kartoffelfelder, Felder mit Quiona (Andenkorn) und Getreide. Die Kartoffeln in dieser Höhe sind sehr begehrt, das sie besonders gut schmecken. Sie werden auch getrocknet und nachts dem Frost ausgesetzt, so dass sie 10 Jahr haltbar sind. Bedeutendstes Anbauprodukt ist jedoch Coca, das mit ca. 70.000 ha ca. zwei Drittel der Anbaufläche einnimmt (90.000 t Cocablätter jährlich). Bisher sahen wir noch nicht so viele Menschen auf den Feldern oder als Hirten mit ihren Herden herumziehen. Viele kleine grasgedeckte Lehmhütten waren in den Feldern verstreut und bewohnt.

Auf einem Rastplatz machten wir Pause. Beim Start bemerkte ich, dass die gelbe Motorkontrollleuchte blinkte. Uwe, der gerade vorbeikam, fuhr als Sicherung hinter uns her. Der Wagen fuhr völlig normal mit voller Leistung.

Dann stoppte der Verkehr. 2 km weiter hatte es einen Unfall gegeben. Ein Lkw-Fahrer war am Steuer seines Sattelschleppers eingeschlafen und der Truck war umgekippt und halb den Abhang hinunter gerutscht. Es dauerte eine Zeit, bis die beiden verletzten Insassen voM Krankenwagen abtransportiert wurden. Lkws richteten den Truck auf und zogen ihn auf die Straße zurück - und man staunte: er konnte danach noch selbst auf die Seite fahren.

Nach 2 Stunden ging es weiter. Meine Kontrollleuchte leuchtete nun stetig, aber der Wagen fuhr normal.

Dann erreichen wir El Alto. El Alto gehört zu den am schnellsten wachsenden Städten der Welt (knapp eine Million Einwohner), etwa 50% der Bevölkerung ist 19 Jahre und jünger, nur 18% der Bevölkerung sind älter als 39 Jahre. Die Gründe für das Bevölkerungswachstum sind sowohl die hohe Reproduktionsrate der ansässigen Bevölkerung als auch der unverminderte Zuzug von Landflüchtigen, während die Einwohnerzahl von La Paz, das sich wegen der topographischen Beschränkungen nicht weiter ausdehnen kann, seit Jahren stagniert. 74% der Bevölkerung von El Alto gehören der Gruppe der Aymara an, 6% sind Quechua. Die Stadt gehört zu den ärmsten Städten der Welt, da sich die Elendsviertel der Stadt La Paz hierher verlagert haben: mehr als 70% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, 88% der Menschen sind Analphabeten. Immer noch haben die meisten Wohnviertel weder einen Wasser- noch einen Stromanschluss. Viele Einwohner arbeiten in den örtlichen Industriebetrieben oder pendeln nach La Paz. Etwa 70 % der fast ausschließlich indigenen Bevölkerung sind in der informellen Wirtschaft tätig, dazu gehört vor allem der Handel auf riesigen Märkten mit landwirtschaftlichen, eigen gefertigten, aber zum Teil auch geschmuggelten oder gestohlenen Gütern. Inzwischen hat sich im Handel eine eigene städtische Mittelschicht herausgebildet.

La Paz. Dichter fummeliger Verkehr forderte die volle Aufmerksamkeit. Dann mitten in der Stadt eine kleine Steigung. Der Wagen wollte nicht mehr. Null Leistung. Der Motor lief zwar, aber wenn ich losfahren wollte, sackte er ab. Feierabend. Und das im dichtesten Feierabendverkehr! Polizisten wurden ungeduldig, ich sollte endlich weiterfahren und sie sahen nicht ein, dass es nicht ging! Endlich hatte einer Erbarmen und lotste mich rückwärts auf einen Kreisverkehr, der breit genug war, dass ich nicht allzu sehr störte. Glücklicherweise kam Uwe und nahm mich auf den Haken. Da er mich nicht bergauf schleppen konnte (warum sah ich am nächsten Tag), schleppte er mich bergab ins Tal wo wir neben der russischen Botschaft ein ruhiges sicheres Plätzchen für die Nacht fand. Für den nächsten Tag wollte eine Werkstatt und einen Abschleppwagen besorgen. Wir schliefen gut und ungestört.


28. Januar: La Paz

Gegen 9 Uhr kam Janette und wartete mit uns auf den Abschleppwagen der in bolivianischen 30 Minuten kommen sollte. Es wurden zwei Stunden. Dann kam der Abschleppwagen und fuhr seinen Vorderräder war ein Akt. Zuerst bastelten sie mit irgendwelchen Hilfsmitteln, die aber nicht hielten oder das Womo beschädigt hätte. Endlich holten sie den richtigen Bolzen aus seinem Versteck. Dazu mussten sie ein Blech abschrauben.

Endlich war das Womo am Haken. Gila und Janette stiegen vorne ein, ich blieb hinten im Womo. Ich hatte die aberwitzige Idee, dass ich wenigstens noch die Bremse ziehen könnte, wenn das Womo abrutschte.
Die Höllenfahrt begann. Zuerst durch das Getümmel, aber es ging gut. Doch dann kam der Horror. Es ging steil in Serpentinen bergan. Auf 5 km waren 800 Höhenmeter zu überwinden. Der wagen ächzte in den Ketten, die ihn auf dem Träger hielten. Oft musste der Schlepper halten und ich dachte, dass er nicht mehr anfahren könnte. Doch langsam kam er jedes Mal wieder in Fahrt. Die ganze Strecke fuhr im ersten Gang. Schließlich kamen wir gegen 14 Uhr in El Alto bei der Bosch-Servicio Diesel La Paz an. Diese Werkstatt sollte weit besser als Mercedes sein. Mal sehen.

Ein Computer wurde herausgeholt und ein Adapterkabel von Gott weiß woher besorgt. Der Bordcomputer konnte ausgelesen werden!! Der Dieselpartikelfilter wurde als Ursache vom Diagnosegerät erkannt. Nachdem eine Filtersonde herausgeschraubt worden war, ging der Motor nicht mehr aus. Diese Sonde wurde gereinigt, doch das war nicht der Kardinalfehler. Es kamen keine Abgase aus dem Auspuff, deshalb keine Leistung. Nach dem Trennen des Katalysators konnte der Motor wieder Drehzahlen aufnehmen, aber die Abgase waren dick und schwarz. Die Mechaniker sahen als einzige Möglichkeit, den Kat zu zerstören. Was sie dann auch taten. Es war eine langwierige Arbeit, das Innenleben aus dem Kat herauszumeißeln, doch nach einer Stunde war es getan. Das Katgehäuse wurde wieder eingebaut und der Motor lief und konnte auch Drehzahlen aufnehmen, aber verzögert und nicht "spurtfreudig". Das ist beim Anfahren am Berg ein großes Manko und macht mir Angst!
Der Mechaniker wiegelte ab und meinte, ich sollte nicht so "europäisch tieflandmäßig" fahren, das heißt mehr Gas geben und dann die Kupplung kommen lassen und bei höheren Drehzahlen schalten. Ein Versuch auf einer Brücke, die eine Ministeigung bot beruhigte mich nicht. Der Mechaniker meinte weiterhin, dass pro 1.000 Höhenmetern die Leistung um 10% abnehmen würde, was bedeuten würde, dass ich auf 4.000 m Höhe nur noch 60% der Leistung hätte. Wenn das stimmt, müsste ich mit 110 PS den 4 Tonner die steilen Serpentinen von ca. 23% fahren. Ich weiß nicht, wie das bewerkstelligen könnte! Mal sehen.

Die gelbe Motorfehlerlampe blinkt immer noch. Das will die Werkstatt dadurch beheben, dass sie eine Sonde des Kats so präpariert, dass sie die geforderte Temperatur von 100 ° anstelle von 78° anzeigt. Dann weiß der Motor, dass er warm ist und ändert das Dieselgemisch und es kommen nicht mehr so dicke Schwaden unverbrannten Diesels aus dem Auspuff. Mal den morgigen Tag abwarten.
Wir können im Womo schlafen, auf dem Gelände sei der sicherste Platz in EL Alto, können es aber nicht verlassen, da ein scharfer Hund das Gelände bewacht. Beruhigend.


29. Januar: La Paz, nach Huatajata am Titicacasee

Ich habe kaum geschlafen und wenn, dann nur mit Alpträumen. Was wird? Können wir die Fahrt fortsetzen? Was ist mit den Steigungen?

Am Morgen wurde die Reparatur fortgesetzt, was im Einzelnen gemacht wurde, weiß ich nicht, eine Sonde wurde ausgebaut, irgendwie manipuliert, dann machten wir eine Probefahrt. Der wagen fuhr, er qualmte beim Gasgeben wie ein südamerikanisches Fahrzeug, aber die gelbe Motorwarnleuchte leuchte immer noch. Also wieder auf den Wagenheber und ein paar Sachen korrigiert, einen Widerstand irgendwo eingelötet. Dann wurde das Diagnosegerät angeschlossen (Software 03/2009!) und der Motor durchgecheckt, ein Fehler wurde entdeckt, dass ich das Kabel der automatischen Verriegelung der Aufbautür abgetrennt hatte. Alles Andere war in Ordnung. Per Computer wurde die gelbe Warnleuchte gelöscht.
Dann auf zum Härtetest! Wir fuhren die Serpentinen nach La Paz hinab und wieder hinauf. Was Womo schaffte es mit mehr Gasgeben gut. Mehrmals wurde der Motor abgestellt und beim Wiederanlassen ging die gelbe Lampe brav aus.
Auf dem Rückweg machten wir eine Besichtungstour durch El Alto. Auffallend ist, dass alle Häuser von einer hohen Mauer umgeben waren, sogar die Kirchen waren von mehr 2 m hohen Zäunen umgeben. Kaum ein Haus war (nach unseren Maßstäben) fertig gebaut, rote Hohlziegel beherrschten das Bild. Der Blick den Hügel hinunter ist gewaltig, auf jedem Felsvorsprung sind Häuser gebaut, natürlich ohne Statik und Fundament, wie Meldungen über den vielen Ragen berichtigten: etliche Häuser sind den Berg hinunter gestürzt.

Um 16 Uhr war die Rechnung (250$) bezahlt und wir konnten starten. Die Fahrt stadtauswärts war ein Horror. Es schien, das alle Autos der Stadt nur Sammeltaxis, kleine Toyotabusse, sind, die ihren Sinn nur darin sahen, kreuz und quer über die Fahrbahnen zu drängeln und mitten auf der Straße stehen blieben und Fahrgäste heraus- oder hereinließen, oder auf Fahrgäste wartete, die ein Marktschreier aus dem Wagen anzulocken versuchte. Der nachfolgende Verkehr musste sich hupend gedulden. Nach 1,5 Stunden hatten wir es geschafft, das offene Land lag vor uns. Gemütlich zuckelten wir dahin und stellten beide fest, die Großstadt brauchen wir nicht.

Langsam löste die Anspannung und Freude auf das vor uns Liegende kam auf. Da war die unspektakuläre Landschaft mit ihren sanften Hügeln und den bebauten Feldern gerade richtig. Dass im Hintergrund eine schneebedeckte Bergkette, die Cordillera Real mit ihren über 6.000 hohen Schneegipfeln, Aufmerksamkeit heischte, nahmen wir nur am Rande zur Kenntnis.

Es regnete seit unserer Abfahrt, doch das störte uns nicht. Nach ca. 65 km tauchte ein See am Horizont auf - der Titicacasee.

Der Titicacasee ist Südamerikas größter Süßwassersee. Der westliche Teil des Sees gehört zu Peru, der östliche zu Bolivien.
Er liegt auf einer Höhe von 3.810 m über dem Meeresspiegel und ist das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde, ist 194 km lang, 65 km breit und hat eine mittlere Tiefe von 140 bis 180 m, eine maximale Tiefe von 280 m. Er ist fast 13 Mal so groß wie der Bodensee Eine wichtige Nahrungsquelle für die Bevölkerung am Titicaca-See stellt der Fischreichtum dar.


Er erschien uns wie ein norwegischer See, mit vielen hügeligen Inseln und Dörfern an seinem Ufer. Das gegenüberliegende Ufer verschwand im Regen, auch das kam uns vertraut vor. Es war wunderschön, an seinem Ufer entlang zu fahren, viele Menschen waren auf den Strassen unterwegs. Das war gerade das Richtige für uns. Hier irgendwo wollten wir uns nach einem Platz für die Nacht umsehen, doch es dauerte noch 20 km bis wir einen schönen Picknickplatz direkt am See fanden. Hier richteten wir uns für die Nacht ein. Langsam lösten sich die letzten Knoten der letzten Tage, das Auto ist gut gelaufen, der Platz und der Blick über den See wunderschön, Fischerboote waren in der Dämmerung unterwegs, ein leckeres Essen mit anschließendem Whisky beschlossen den Tag. So sollte es weitergehen!

Plötzlich Schreien draußen, eine Taschenlampe zielte aufs Auto, dann krachte ein Stein an unser Auto. Ich schnappte mir die Taschenlampe und das Pfefferspray und noch beim Türaufmachen krachte unter Gebrüll der zweite Stein ans Auto. Ich ging raus und suchte meine Spanischbrocken zusammen und erzählte ihm, dass wir Deutsche seien und eine Nacht hier schlafen wollten. Gil brachte eine Flasche Bier. Der Mann hatte die ganze eine Hand hinter seinem Rücken versteckt gehalten und ich meinte, einen Knüppel zu sehen, doch jetzt zog er Hand nach vorn und ich erkannte ein Gewehr. Er machte uns deutlich, dass er jagen wollte (was bloß?) Er nahm das Bier und zog brummelnd ab. Vorbei war es mit dem Gelöstsein. Kam er wieder, brachte er Freunde mit? Wir warteten noch eine Weile im Dunkeln, dann gingen wir schlafen.


30. Januar: Nach Copacabana

In der Nacht hatte es wieder zu schütten begonnen und es regnete noch. Das schien die Dorfbewohner nicht zu stören, erst kamen zwei Männer und reinigten Netze, danach zwei Frauen, die Wäsche wuschen. Wir frühstückten in aller Ruhe, doch ein beruhigtes Gefühl wollte sich nach dem gestrigen Erlebnis nicht einstellen.
Zwanzig Kilometer waren es noch nach Tiquna, wo uns eine Fähre auf die andere Seite der Halbinsel bringen sollte. Per Strasse war das nicht dann hätte möglich, dann hätten wir auf einem Umweg Peru durch queren müssen.
So brachte uns eine abenteuerliche Fähre, ein Holzpram mit einem Außenborder, auf die andere Seite.
Hier wurde Gil belohnt mit einem Markt, auf dem sie endlich wieder einkaufen konnte. Dann brachte uns eine Serpentinenstraße auf 4.200 m, die unser Auto mit Bravour meisterte. Eine Berglandschaft erwartete uns, wie wir sie lieben, mit dem Unterschied, dass etliche Bäume und Landwirtschaft das Bild der ansonsten unberührten Bergwelt unterbrachen.

In der 20.000 Einwohner zählenden Stadt Copacabana richteten wir uns an einem Hotel ein. Wo hier allerdings die morgen nachfolgenden Womos unterkommen sollten, ist mir schleierhaft.

Beim Rangieren auf dem Stellplatz leuchtet die gelbe Lampe wieder. Was bedeutet das wohl? Hoffentlich erreichen wir die Werkstatt in El Alto noch, es ist Samstag Abend. Auf jeden Fall habe ich die 24 h Notfallnummer von Mercedes angerufen und mir die Mercedes-Vertretung in Lima geben lassen. Mein Gesprächspartner meinte, ich könnte solange bedenkenlos weiterfahren, wie keine Symptome auftreten. Na ja.

Wir machten einen ersten Spaziergang an der Promenade. Über zwanzig Imbissbuden priesen ihre Fischgerichte an, Tretboote warteten auf Gäste, der Strand war voll von Leuten. Was hatte mir unter dem Titicacasee vorgestellt! Indianer auf Strohbooten fischen auf dem See, an dessen Ufern weite Grasflächen ins Wasser reichen. Schwimmende Grasinseln dümpeln in Ufernähe. Woher ich dieses Bild habe, weiß ich nicht, mal sehen, was uns erwartet.

Copacabana ist ein bekannter Name, das Internet klärte mich auf:
  • ein Stadtteil von Rio de Janeiro,
  • der Name von zwei Orten im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso,
  • der Name von 8 Orten in Bolivien davon am bekanntesten der Wallfahrtsort Copacabana am Titicacasee (Bolivien)
  • ein Song und ein Musical von Barry Manilow,
  • eine Stadt in Kolumbien, siehe Copacabana (Kolumbien)
  • ein Freizeitzentrum mit Badesee in Unterpremstätten bei Graz
Copacabana am Titcacasee gilt als der bedeutendste Wallfahrtsort Boliviens. Es befindet sich dort in einer Basilika die einen Meter hohe Figur der "Dunklen Jungfrau" bzw. Virgen Morena, auch Virgen de Copacabana genannt. Die Figur wurde 1576 von einem Indio aus dunklem Holz geschnitzt. Sie hat eine Krone aus purem Gold. Die zugehörige Basilika im maurischen Stil wurde erst 1820 erbaut. Der Marienfigur werden zahlreiche Wunder und Heilungen zugeschrieben, sie wird als Schutzheilige des Titicaca-Sees verehrt.

An jedem Wochenende kommen hier Familien aus ganz Bolivien und dem angrenzenden Peru und lassen ihre Autos segnen. Der Segen wird sowohl von einem Mönch als auch einem Schamanen erteilt. Danach sitzen die Besitzer der geschmückten Autos mit Familie und Freunden neben ihren Autos am Straßenrand und feiern. Von einer Feier durfte Gila Fotos machen und ich bekam ein Glas Bier.

Unsere Tour musste geändert werden. Ihr habt sicher in den Medien von den Unwettern um Cusco gehört, bei dem viele Straßen und auch die Eisenbahnlinie nach Machu Picchu weggeschwemmt wurden. Es wurde der Notstand ausgerufen, die Touristen mit Hubschraubern evakuiert, was den Unmut der Bevölkerung heraufbeschwor, denn für die wurde wenig getan. Also müssen wir umdisponieren, ein Haupthighlight, Cusco mit Machu Picchu können wir nun nicht besuchen. Stattdessen blieben wir 2 Tage länger in La Paz, was meinem Werkstatttermin zugute kam.


31. Januar: Copacabana

Nachdem es in der Nacht mal wieder geschüttet hatte, erfreute uns heute ein strahlend blauer Himmel. Gerade richtig, um in die Stadt zu gehen und uns die Segnung der Autos anziehen, die jedes Mal von etlichen Böllern begleitet wurde. Vor der Basilika der schwarzen Jungrau warteten in Zweierreihen die Autos, bunt wie Pfingstochsen geschmückt. Ein Priester segnete die Autos und danach rundete eine Schamanin die Zeremonie mit ihrer Beschwörung ab. Zum Abschluß zeigten etliche Böllerschüsse an, dass das Auto gesegnet war. In langen Zweierreihen warteten die Autos auf ihren Segen. Das ging das ganze Wochenende so. Solche Segnungen kannten wir schon aus anderen Ländern, z.B. Weißrussland, wo ein Pope auf unseren Stellplatz und unsere Autos segnete.

Wir verzogen uns an die Promenade, um von dem Fischreichtum des Titicasees in einer der unzähligen Fischimbisslokale eine Forelle zu essen. Sie war herrlich frisch und lecker gewürzt. Eine Forelle mit reichlich Knoblauch gewürzt, kann ich nur empfehlen!

Am Abend feierte der schwarze Peter seinen Geburtstag. Als Überraschung servierte er zum Whisky Gletschereis aus dem Nationalpark Los Glacieres, wo wir Mitte Dezember waren! Allzeit Gesundheit und ein heiles Auto auf deinem Weg!