06. Dezember: Ab jetzt heißt es nordwärts!
Zurück zur Magellanstraße
Früh machten wir uns auf die Socken, sprich Reifen, hatten wir bei 470
Tageskilometern doch 120 km Schotterstrecke, einen Grenzübergang nach
Chile, was eine Lebensmittelkontrolle bedeutete, vor uns und das hieß
ein 10 Stundentag am Lenkrad. Die Schotterstrecke im Anschluss der chilenischen
Grenze machte auf dieser Rückfahrt einen Bogen nach Westen Richtung Porvenir
und wir hatten eine gänzlich andere Landschaft vor uns, die uns den Schotter
und die Waschbretter verschmerzen ließ. Leichtes Hügelland mit Bächen
in den Tälern, die Gras grünen ließen mit gelben Flecken aus Löwenzahn.
Unzählige Schafe freuten sich an diesem üppigen Futter, das sie mit Kelbgänsen
und Guanakos teilten.
Um 17 Uhr erreichten wir endlich die Magellanstraße und konnten sofort
auf die Fähre fahren. Malerisch am Leuchtturm Boca Oriental (Östliche
Mündung) mit Blick auf den Fähranleger beendeten wir den Tag.
07. Dezember: Nach Puerto Natales, Chile
Die Hauptüberschrift heißt jetzt Chile. Wir werden jetzt auch in Chile
nach Norden fahren, es wird aber Abstecher nach Argentinien geben, wenn
Sehenswürdigkeiten von der Seite besser zugänglich sind.
Gemütlich ging es heute los, ein Tag ohne Stress sollte vor uns liegen,
das heißt ohne Schotterpiste. Das erste "Highlight" des Tages waren zwei
alte Schiffswracks, eine Barke von 1869 und ein Dampfer von 1893, einträchtig
nebeneinander am Strand. Die Magellanstraße, auch genannt die Straße der
Tränen.
Und dann sahen wir unsere ersten Lamas. Diese Kamele (es sind wirklich
welche!) werden als Nutztier gehalten und kommen wild nicht vor.
An der Straße sahen wir vermehrt Schreine umgeben von vielen Wasserflaschen.
Das sind keine wilden Müllkippen, obwohl sie manchmal so aussehen, sondern
Huldigungen für Difunta (verstorbene) Correa. Deren Geschichte werde ich
erzählen, wenn wir an ihren Wallfahrtsort kommen.
Den Abzweig nach Punta Arenas schenkten wir uns, - ein Name, der in Allen
die Sehnsucht in die Ferne weckt, der zum Anschauen aber nicht wirklich
etwas zu bieten hat. So waren wir früh in Puerto Natales, einem netten
Städtchen von 17.000 Einwohnern, in dem wir uns mit chilenischen Pesos
und Lebensmitteln versorgen wollten. Ersteres gestaltete sich recht schwierig,
zuerst waren die Geldautomaten ausgefallen und dann konnte man nur maximal
20.000 Pesos ziehen, was 26 Euro entspricht. Zum Glück konnte man den
Automaten endlos melken, denn wir brauchten eine Menge Pesos, wenn man
bedenkt, dass eine Tankfüllung schon 38.000 Pesos kostet. Unangenehm nur,
dass die Schlange der Wartenden bei dieser Prozedur immer länger wurde.
Das Angebot im Supermarkt beim anschließenden Einkauf hatte sich gegenüber
Argentinien nicht geändert.
Versorgt für die nächsten Tage bezogen wir
unseren Logenplatz mit Blick auf den Fjord der letzten Hoffnung, wie er
von den Entdeckern der alten Zeit genannt wurde, die eine Verbindung vom
Pazifik zum Atlantik suchten, und die beeindruckende Sarmiento-Kordillere.
Apropos Kordillere: Als ich mich informierte, was Kordilleren sind, stieß
ich auf diese Erklärung: "Die Amerikanischen Kordilleren sind ein Gebirgszug,
der sich im Westen Nord- und Südamerikas erstreckt. Zu den amerikanischen
Kordilleren gehören in Nordamerika die Rocky Mountains, die Sierra Nevada
und die Kaskadenketten, in Südamerika die Anden. Mit einer Länge von 15.000
Kilometer (Breite 2.500 Kilometer) stellen sie das längste Faltengebirge
der Welt dar, das von Alaska bis Feuerland reicht". (Wikipedia)
Man könnte unsere Fahrt also auch Kordillerentour nennen, klingt nur nicht
so gut.
08. Dezember: In den Parque National Torre del Paine
Der Reiseführer spricht von "guter bis holpriger Schotterstraße"; über
die der Nationalpark zu erreichen ist. Was das wirklich bedeutet, haben
wir ja mittlerweile gelernt: 10-25 km/h, kurzzeitig auch mal 35 km/h,
dazu knirschende Zähne, verkrampfte Haltung, starrer Blick auf die Piste.
Aber es gibt keine Alternative, denn in den Nationalpark mussten wir,
von dem der argentinische Reiseführer sagt, dass er mit seinen fast vertikal
aus der Steppe aufragenden spektakulären Granitsäulen der schönste chilenische
Nationalpark ist.
Bei herrlichem Sonnenschein und strahlend blauem Himmel fuhren wir auf
die Torres zu, die sich wie Zahnstümpfe eines urzeitlichen Riesentiers
erhoben. In immer neuen Varianten konnten wir sie bewundern.
Wir kamen an Seen vorbei, von einer tiefblau, ein anderer intensiv grün
war und viel Kälte vermittelte. Steil abfallende oder ansteigende Pisten
erforderten die volle Konzentration, von der viele Guanakos abzulenken
suchten. Wie viele Fotos haben wir geschossen und es werden noch viele
hinzukommen!
Auf dem Weg zum Laguna Azul begegneten wir vielen Guanako-Herden, zwischen
denen die Jungen herumtollten. Die Tiere haben hier wenig Scheu vor Autos
und Menschen und blieben ruhig, auch wenn wir ausstiegen. Aus einem Gebüsch
scheuchten wir einen Graufuchs auf, der aber nicht flüchtete, sondern
in geringer Entfernung um uns kreiste - im Gebüsch lagen seine Jungen.
Wenn er den Guanakos zu Nahe kam, machten die Front gegen ihn, so dass
er zurückwich. Die großen Guanakos mussten sich gegen den kleinen Fuchs
verteidigen.
Es war so friedlich hier, dass wir lange zwischen den Tieren saßen und
das Bild in uns aufnahmen.
Am Laguna Azul lagen wir in der Sonne und genossen die Wärme und Stille
hier. Um uns herum die steil aufragenden Felswände und zackigen schneebedeckten
Gipfel. Ungern nur trennten wir uns, um weiter in den Nationalpark hinein
zu fahren. Unser Ziel waren die Cuernos del Paine, die Hörner von Paine,
die man am besten vom Lago Pehoé sieht. Dort lag auch unser Campingplatz
und wir hatten Logenplätze, um die Cuernos, das Wahrzeichen des Park im
wechselvollen Licht zu sehen. Die Bilder des Parks werde ich im Fotoalbum
zeigen.
Hoch über dem Campingplatz hatte ein Kondorpärchen seinen Horst in einer
Höhle und wenn am Vormittag und Abend die Thermik stimmte, konnten wir
sie aufsteigen sehen.
Schreine der Difunta (verstorbene) Correa
|
Die Torres
|
Ein Graufuchs zeigte keine Scheu
|
Anarthrophyllum desideratum
|
Eine gewöhnliche Schotterpiste
|
Embothrium coccineum (Firebush)
|
Cuernos del Paine, die Hörner von Paine
|
|
09.-10. Dezember: Im Parque National Torre del Paine
Wie gut, dass wir gestern so weit im Park umhergefahren sind, denn heute
war es mit dem Azurblau vorbei und die Dicke der Wolkendecke änderte sich
minütlich. Das beeinträchtigt aber nicht die grandiose Szenerie um uns
herum. Nicht nur die Bayern, auch die Österreicher, sogar die Schweizer
sind beeindruckt! Für Flachländer ist es einfach wow!
Da Wanderungen meinem Achilles zur Zeit nicht gefallen und er geschont
werden möchte, machten wir uns einen ruhigen Tag und genossen das extra
für uns aufgestellte Panorama das jeden Prospekt und Reiseführer ziert.
Am Mittwoch Abend gab es ein gemeinsames Essen im Restaurant des Campingplatzes.
Das Essen war einfach, ein wenig jugendherbergsmäßig aber gut. Die Gulasch
mit Kartoffelpüree Portionen waren klein, so dass sich der Wirt ein wenig
überrascht zeigte, als Alle noch einen Nachschlag wollten, den wir aber
bekamen. Das Püree reichte dann nicht mehr für nachkommenden Gäste.
Der Donnerstag begrüßte uns mit einigen Regentropfen aber auch Sonnenlöchern.
Nachdem wir das übliche Wohnmobilprozedere (Klamotten wegräumen, Wasser
auffüllen, Toilette ausleeren, Scheiben putzen) hinter uns gebracht hatten,
machten wir uns im Schritttempo auf die Schotterpiste Noch einmal genossen
wir die verschiedenen Ansichten des Nationalparks, die von sanften Allgäuhängen
bis zu atemberaubenden Felsformationen reichten. Schließlich fanden wir
uns auf unserem Stellplatz, einem Logenplatz mit Blick über den See auf
die Torres ein. Böig pfiff der Wind über den See. Leider reichte er nicht
in die Höhe, um die Wolken zu vertreiben.
Wir hoffen auf den Sonnenaufgang, der uns die Torres vergolden soll.
|