Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 9


29.11. bis
05.12.09

Nach Feuerland

 

 

 


29. November, 1. Advent: Nach Gaiman

Wenn wir von Ulli und Günter keine Kerze bekommen hätten, wäre der Advent an uns vorbei gegangen. So versuchten wir uns beim Frühstück mit Kerze auf den Advent einzustimmen, was bei der Umgebung gründlich misslang.

Heute lag ein gemütlicher Tag vor uns, nur 175 km. Doch zuerst ein kurzer Einkauf im Carrefour in Puerto Madryn. In Trelew besuchten wir dann das Museo Paleontológico, das als weltweit eines der besten seiner Art gilt. Plastisch wurden wir von Loreley, unserer argentinischen Führerin in die Vorzeit und die Funde in Argentinien eingeführt. Geparkt hatten wir auf dem Parkplatz des örtlichen Supermarktes La Anonima. Als die Parole die Runde machte, dass es in dessen Café ein Wifi gab, füllte es sich schnell mit Laptops, die mal eben schnell nach Hause telefonieren wollten. Eine gute Gelegenheit für mich, E-Mails abzuholen und die Homepage upzudaten.

Zu unserem Stellplatz in Gaiman waren es dann nur noch ein paar Kilometer. Dieser Ort war einst von walisischen Auswanderern gegründet worden und die afternoon teatime lebt bis heute in den alten Teehäusern fort, wenn heute touristisch aufbereitet. Für Kuchenfans ein willkommener Anlass, den alten Gewohnheiten von der Insel zu frönen.

Den ganzen Tag schon blies ein starker Wind, der die Reiterspiele der Gauchos in Sandstürme hüllte. Dieser ewige Wind soll uns nun weiter begleiten.

Zum Höhepunkt des Tages gab es am Abend ein Cordero-Fest. Ganze Lämmer wurden aufgeklappt und auf eiserne Kreuze gespannt gegrillt. Dazu Campanadas (Teigtaschen mit Hackfleisch gefüllt) und Chorizos (Rindsbratwürstchen). Die Getränke wurden zur Überraschung Aller von Rainer gestellt, der heute Geburtstag hatte. Herzlichen Glückwunsch!


30. November: Über Punta Tombo nach Caleta Olivia

Reserva Provincial Punta Tombo ist ein Tierschutzreservat in an der Atlantikküste etwa 120 km südlich von Trelew. Punta Tomba ist die größte Brutstätte von Magellan-Pinguinen weltweit sagt Wikipedia. Der Lonely Planet ist da bescheidener und spricht von der größten Kolonie Südamerikas. Die Mengenangaben schwanken zwischen 500.000 und 2 Millionen. Es ist ein steiniger Land-streifen, der ca. 3,5 Kilometer ins Meer hinein reicht. Das Hinterland, die Steppe, nutzen die Pinguine, um dort ihre Nester zu bauen. 1979 erklärte die Provinz Chubut dieses Gebiet zum Tierreservat, um die Magellan-Pinguine und die anderen Spezies, die dort leben, zu schützen.
Der Magellan-Pinguin (Spheniscus magellanicus) ist eine Vogelart in der Gattung der Brillenpinguine. Ihr Hauptverbreitungsgebiet sind felsige Küsten in Chile, Argentinien und auf den Falklandinseln, wobei die Nester einige hundert Meter im Landesinnern liegen können.

Wir nahmen die 20 km Schotter- und Waschbrettpiste gerne in Kauf, um dieses Naturschauspiel zu erleben und wurden nicht enttäuscht. Bis weit in die Steppe hinein sind die putzigen Pinguine vorgedrungen, um ihre Nisthöhlen unter einem Busch oder auch auf der freien Fläche zu bauen. Es war die richtige Zeit, in fast jeder Höhle gab es ein oder zwei Junge. Bis April müssen die klei-nen sich aber beeilen, denn dann ziehen die Pinguine ca. 6000 km nordwärts nach Brasilien und bis September gehen sie nicht an Land!

Der ewige Wind fegte über die patagonische Pampa mit mindestens fünf Windstärken, die wurden durch die Sonne auch nicht erträglicher und machten das Autofahren zu einer Konzentrationsaufgabe. So wurden die folgenden 500 km ein endloser Stremel. Hier hatte Patagonien bestimmt weniger als 1,4 Einwohner pro Quadratkilometer, denn Orte gibt es an dieser Straße keine. Einzige Abwechslung: die Büsche verschwanden aus der Steppe, es blieben grasähnliches Grün und ein paar Schafe und der Höhenmesser kletterte sachte bis auf 620 m.

Mit dem Dunkelwerden kamen wir auf unserem Stellplatz in Caleta Olivia an. Es regnete mittlerweile und ich war so müde, dass ich nicht einmal die Bilder von heute anschaute. Gute Nacht!


01. Dezember: Über den Bosqúe Petrificado nach Puerto San Julian


Man merkt, dass wir uns der Antarktis nähern, heute Morgen waren es nur 6°C und auch tagsüber kletterte das Thermometer nicht über 10°, auch wenn die Sonne schien, der Wind machte jeden Versuch der Sonne zunichte. Dann eben Socken und Pullover anziehen!

Früh machten wir uns auf den Weg. Zu den prognostizierten 355 km kam noch ein Abzweig zum Bosqúe Petrificado, einem versteinerten Wald. Dorthin führt nur eine Schotterstrecke von 50 km Länge, doch die sollten uns nicht schrecken. Mehr als 20 km/h waren auf dieser mörderischen Strecke nicht drin.

Schnell änderte sich das Gesicht der bisher ziemlich eintönigen Steppe. Sie wurde hügelig, die ersten Guanakos tauchten auf, dann sogar ein Rudel von 50 Tieren! Es sind wunderschöne Tiere! Wenig später sehen wir einen Graufuchs, wie wir später im Ranchhaus lernen. Er lässt sich durch uns überhaupt nicht stören.

Ein Stück weiter die Nanduküken, die wie aufgezogen hinter dem Vater (siehe unten) her rennen. Im Ranchhaus hörten wir etwas über die Brut- und Aufzuchtgewohnheiten. Ich finde das so faszinierend, dass ich die entsprechende Passage aus Wikipedia zitieren möchte:

Die Nandus leben polygam: Ein Hahn sichert ein Revier und schart möglichst viele Hennen um sich. Kon-kurrierende Männchen werden mit Tritten und Schnabelhieben vertrieben. Am Ende befinden sich zwei bis zwölf Hennen im Revier des Hahns, der nun mit der Balz beginnt. Hierbei umrundet er seinen Harem, hält die Flügel ausgebreitet und die Halsfedern aufgestellt und gibt den typischen nan-du-Laut von sich. In der Folge paart sich der Hahn mit allen Hennen seines Harems. Die Hennen legen ihre goldgelben Eier in eine Nestgrube, die vom Hahn ausgelegt wird. Es handelt sich um eine Vertiefung in der Erde, die etwa 1 m breit und 12 cm tief ist. Am Ende befinden sich 13 bis 30 Eier, in sehr seltenen Fällen bis zu 80 Eier im Nest. Nachdem die Hennen die Eier gelegt haben, ziehen sie weiter. Stoßen sie auf das Territorium eines anderen Hahns, wiederholt sich dort das Ganze. Das Männchen bleibt allein zurück und ist demnach für das Brutgeschäft verantwortlich. Während der 35 bis 40 Tage währenden Brutzeit ist es extrem aggressiv gegenüber allen Eindringlingen gleicher oder anderer Arten. Dieses Verhal-ten trifft auch Nachzügler unter den Hennen, die erst jetzt zum Ablegen der Eier kommen. Da sie durch den Hahn nicht zum Nest vorgelassen werden, müssen sie die Eier außerhalb des Nests ablegen. So gibt es in beinahe jedem Nandu-Territorium zahlreiche Eier, die das Nest ringförmig umgeben und verrotten. Diese scheinbare Verschwendung hat doch ihren Nutzen: Die verfaulenden Eier locken Fliegen an, die dem unab-kömmlichen Männchen während der Brut als Nahrung dienen. Nach dem Schlüpfen bleiben die Jungen etwa sechs Monate beim Vater, der sie aufmerksam bewacht und weiterhin jeden Eindringling ins Revier vertreibt. Die Küken geben ständig Pfeiflaute von sich, über die sie schnell wiedergefunden werden, wenn sie verloren gehen sollten. Geschieht dies dennoch, kann ein Nandu-küken von anderen Hähnen adoptiert werden, sofern es bis dahin den Raubtieren entgeht.

Die Landschaft ändert ihre Farben. Brauntöne herrschen vor und auch grün. Sie wirkte urzeitlicher.

Dann kamen wir endlich zum Rangerhaus, wo uns eine junge Rangerin begrüßte und ihr kleines Museum zeigte. Zum Abschluss bat sie noch, keine Souvenirs aufzuheben, das hätten vor vielen Jahren schon Andere besorgt.

Während des Jurazeitalters vor 150 Millionen Jahren war die Landschaft des heutigen Naturdenkmals geprägt von Wäldern mit großen Bäumen, den Vorgängern der Schuppentanne (Araukarie) und Schuppenfichte. Damals unterschied sich die Landschaft stark von der heutigen: die Anden existierten noch nicht und ein milder Wind vom Pazifik kommend brachte ein gemäßigtes Klima, was eine üppige Vegetation ermöglichte. Der amerikanische Kontinent war zu der Zeit verbunden mit Afrika und es gab keine Passage zum Atlantik.

Die Juraperiode war geprägt von starken Vulkanausbrüchen, so dass große Wälder wie dieser von den Winden, die Vulkanasche mit sich trugen, vollkommen eingeäschert wurden. Später führten Wind und Wasser, angereichert mit Mineralien der Vulkanasche, dazu, dass die Bäume versteiner-ten. Dieser langwierige Prozess wird als Silifizierung oder Versteinerung bezeichnet. Mit der Zeit kamen durch Erosionen die versteinerten Bäume wieder zum Vorschein, so dass diese heute be-sichtigt werden können. Diese alten Riesen konnten wir nun bestaunen. Sie sahen aus, als wären sie gerade erst frisch aus dem Wald geholt worden. Nur einen kleinen sehr kleinen Teil der 15.000 Hektar großen Fläche konnten wir erlaufen und waren von jedem Stück "Holz" fasziniert. Besonders in dieser Umgebung mit dem erloschenen Vulkan Madre E Hija im Hintergrund meinten wir, im Zeitalter des Jura zu sein. Macht euch im Fotoalbum selbst ein Bild.

Nur Peter und Liesl waren noch gekommen, die Anderen haben etwas sehr Schönes verpasst.

Danach schauten wir unsere Ruta 3 und die umgebende Steppe mit anderen Augen an. Jetzt wissen wir, wie es hinter den Hügeln aussieht.

Gemütlich, mit einigen Pausen ging es weiter nach Puerto San Julian, einem nach unseren Begriffen kleinen Dorf, dessen Hauptstraße aussieht, als liege seitwärts davon eine große Stadt. Auf dem Campingplatz mit heißen Duschen machten wir Station.


02. Dezember: Zur Magellanstraße, Chile

Unser Tankproblem löste sich in nichts auf, außer den beiden geschlossenen gab es noch eine dritte Tankstelle, die geöffnet hatte, so dass wir ohne Sorgen in den Tag starten konnten.

Heute sollte zur Magellanstraße gehen und ich sollte endlich meinen Fuß auf Feuerland setzen. Dazu mussten weitere 490 km von Patagonien erfahren werden. Und sollte ich diesem Teil einen Namen geben, würde ich ihn "Straße der Guanakos" nennen. Hier sieht man mehr Guanakos als Schafe, aber auch viele Verkehrsopfer.

Am Rio Coig beobachte ich einige Gänse, die ich nicht kannte und wunderte mich über die vielen rosa Bojen im Wasser. Es dauerte lange, bis ich schnallte, dass diese Bojen Flamingos sind. Was haben die hier zu suchen? Ich kenne sie nur aus warmen Gegenden. Das Internet belehrte mich: "Obwohl Flamingos oft für Vögel tropisch-warmer Regionen gehalten werden, sind sie vor allem auf der Südhalbkugel der Erde auch in gemäßigten und kalten Zonen zu finden. Am häufigsten sind Flamingos in Afrika sowie in Süd- und Mittelamerika vertreten". Wieder was gelernt.

Am Nachmittag dann die Grenzformalitäten nach Chile. Die argentinische Seite war kein Problem, die Abfertigung ging zügig. Der chilenische Papierkram war genauso problemlos und nach 1,5 Stunden waren 16 Fahrzeuge fertig.

Dann die chilenische Lebensmittelkontrolle. Verboten einzuführen sind frisches Obst und Gemüse, frisches Fleisch, rohe Eier, Honig, Gewürze. Wir ließen einige Teile im Kühlschrank, um den Beamten von anderen versteckten Sachen abzulenken und tatsächlich gab er sich mit den Funden im Kühlschrank zufrieden und wir konnten weiterfahren. Wir betraten chilenischen Boden. Nur noch 16 Kilometer, dann standen wir an der Magellanstraße. Ein scharfer kalter Wind blies von Feuerland herüber von dem wir nur noch einen Katzensprung entfernt sind. Im Dauerpendelbetrieb fahren die Fähren und nach 30 Minuten Ankämpfen gegen die starke Strömung und den Wind betraten wir endlich Feuerland. Einem Traumziel von mir bin ich auf der Spur. Feuerland. Ich freue mich auf den morgigen Tag!
Es passt sehr gut, dass heute Hiltrud Geburtstag hat. So war der Sekt auch für Feuerland.


03. Dezember: Feuerland, nach Tolhuin

Meine erste Nacht auf Feuerland war unspektakulär wie alle Nächte: ich schlief wie ein Bär. Auch die Kälte von nur 4° konnte mich nicht nervös machen, ich hatte das Wasser vorgewärmt, so dass das Sicherheitsventil nicht ansprach.

Heute kam der Härtetest für das Wohnmobil. Dieser Teil Chile ist ja nur ein Transitland auf dem Weg ins argentinische Ushuaia und da sich Chilenen und Argentinier nicht mögen, nennen die Chilenen die bisherige 3.000 km lange Ruta 3 in R255 und später in R257 um und asphaltieren sie nicht. So hatten wir heute 120 km Schotterpiste vor uns, die vielfach in übles Waschbrett ausartete. Eine nervenaufreibende Sache, die ich auch meinem Womo gerne ersparen würde. Es hat sich tapfer geschlagen und nach 4 Stunden erreichten wir die Grenze zu Argentinien. Da wir ohne die Gruppe die Grenzformalitäten erledigten, dauerte alles zusammen nur eine halbe Stunde.
Nun ging es wieder auf asphaltierter Straße (welche eine Ruhe im Auto!) nach Tollhuin.

Ab Rio Grande änderte sich das Gesicht der Landschaft. Feuerland ist nicht mit Patagonien vergleichbar, die Steppe wurde zur Tundra mit ihren typischen Farben und Kriechpflanzen. Es wurde auch hügeliger und am Horizont erschienen zeitweise die schneebedeckten Gipfel der Anden. Nur der Wald, der vermehrt auftauchte, sah nicht gut aus. Ein Großteil der Bäume war abgestorben.

Die berühmte Panaderia (Bäckerei) von Tollhuin, die in jedem Reiseführer erwähnt wird, wird von allen Bussen angefahren und ist zu einer Massenabfertigungsstation verkommen, in der man kein en Kuchen essen möchte, geschweige denn den Automatenkaffee.

Am Ufer des Lago Fagnano fanden wir unseren Stellplatz mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel am anderen Ufer. Der Wind hatte kräftig zugelegt und zerrten Womo, dass einem Angst und Bange werden kann. Gemütlich ist das nicht und gut schlafen kann man auch nicht dabei. Aber das ist Feuerland, hier gibt es immer Wind und dass er auch mal ausarten kann, gehört dazu. Wie gut, dass ich in letzter Minute noch Pudelmütze und Handschuhe eingepackt habe.


04. Dezember: Nach Ushuaia

Der Wagen war nicht umgekippt, es war nur alles gut durchgeschüttelt. Der eisige Wind ließ die Hände einfrieren, bevor die Scheiben gesäubert waren.

Der Sturm war einem stetigen Starkwind gewichen, den die Sonne zu mildern suchte. So richtig gelang ihr das aber nur im Windschatten der Autos oder hinter der Scheibe.

Die Ruta 3 führte uns am Lago Fagnano entlang, dessen grüne Schmelzwasser von hohen Wellen aufgewühlt wurden. 80 km lang ist der See auf argentinischer Seite und reicht noch 20 km nach Chile hinein. Auf der anderen Seite erheben sich majestätisch die schneebedeckten Gipfel der Anden. Langsam steigt die Straße an, um am Garibaldipass mit 500 m ihren höchsten Punkt zu erreichen. Hier liegt vereinzelt Schnee und beim Herunterfahren sehen wir, dass die Schneegrenze auf der Südseite unter 400 m liegt.

Die Wälder sehen nicht mehr ganz so schlimm aus. Die Täler erinnern an ein klein wenig an Norwegen. Nach einer weiteren Kehre sehen wir Wasser vor uns: Der Beagle-Kanal, die zweite Passage zum Pazifik liegt vor uns.

Hier liegt Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt! Natürlich begrüßt uns die Stadt mit Nieselregen. Am örtlichen Supermarkt wird gestreikt. Wir haben ja schon in Buenos Aires gelernt, dass die Argentinier gern und viel streiken. Schon unterwegs, in Rio Galagos haben die Streikenden mit Paletten die Straße gesperrt und brennende Fässer mit Reifenteilen unterstützten die Sperrung der Ein- und Ausfahrt der Stadt. Hier in Ushuaia wurde die Einfahrt zum Parkplatz des Supermarktes auf die gleiche wirkungsvolle Art gesperrt. Die CTA, die argentinische Arbeitergewerkschaft, forderte höhere Löhne. Jeder nahm es gelassen hin, manche vorbeifahrenden Autos hupten zustimmend.

Bevor wir auf unserem Stellplatz für die Tag einrichteten, wollten wir natürlich der Ruta 3, der wir nun mit Abstechern von ihrem Beginn in Buenos Aires folgten, nun auch bis zu ihrem Ende folgen. Die letzten 20 km führte sie uns durch den Tierra del Fuego Nationalpark. Hier klärte sich endlich die Frage, welche Gänse wir schon oft unterwegs gesehen hatten. Immer Paarweise Männchen und Weibchen. Auf dem Wappen des nationalparks fanden wir nsie wieder: Es sind Kelpgänse, anderer Name: Tanggans (Chloephaga hybrida), die nach dem Kelp, einer Tangart benannt wurden, die hier bevorzugt wächst und von denen sich diese Gänse ernähren.

In dem Nationalpark erlebten wir einen dichten Wald aus Scheinbuchen oder Südbuchen (Nothofagaus). Da Scheinbuchen sehr langsam wachsen, muss dieser Wald sehr alt sein! Die Lenga-Südbuche (Nothofagus pumilio) ist hier am verbreitetsten, sie ist laubabwerfend. Aber auch die immergrüne Magellan-Südbuche oder Guindo (Nothofagus betuloides), ist hier häufig anzutreffen. Die Scheinbuchen haben wir schon in Neuseeland kennengelernt. Dort sagte man uns, dass sie die Urbuche, die die Vorläufer unserer Buche seien. Das habe ich aber nicht bestätigt gefunden.


Die Ruta 3, die letzten 20 Kilometer ein Schotterweg, führte uns vorbei an Torfmooren, deren charakteristisches Farbenspiel sogar im Regen faszinierte. Dann standen wir am "Ende der Welt", dem Ende der Ruta 3 an der Bahia Lapataia, einer Bucht des Beagle-Kanals. Ein Schild dokumentierte die Länge: 3.079 km. Je nach Reiseführer gibt es unterschiedliche Angaben, bis 3.242 km. Darauf kommt es aber gar nicht an.
Für uns ist dieser Punkt der Startpunkt der Panamericana, auch wenn sie nicht zum offiziellen Straßennetz der Panamericana gehört.


Laut Schild sollen es noch 17.848 km bis Alaska sein. Wir werden das prüfen!

Weit sind wir nach Süden vorgedrungen, bis zum "Ende der Welt". Klingt weit und die unwirtlichen Wetterverhältnisse scheinen die Nähe der Antarktis zu bestätigen. Aber ein Blick auf die Weltkarte belehrte mich eines Besseren: Ushuaia liegt auf dem Breitengrad 54° 48' Süd, aber Flensburg liegt gleich weit vom Nordpol entfernt: 54° 47' Nord!

Der Abend fand uns alle bei Steak, Chorizo (Bratwurst) und Salatbuffet wieder.


05. Dezember: Ushuaia, auf dem Beagle-Kanal

Die gemeinsame Schiffsfahrt auf dem Beagle-Kanal haben wir verschlafen, mein Unterbewusstsein hat mich wohl mehr auf den Regen hören lassen und den Wecker zwar stellen, aber nicht anstellen lassen.
So konnten wir in Ruhe aus dem warmen Womo die Wetterentwicklung beobachten. Um 15 Uhr war die nächste Gelegenheit, die nutzen wir wollten. Die Barracuda war ein altes Schiff, 1950 gebaut, mit dem entsprechenden Charme. Nur 14 Leute waren an Bord. Und - kaum zu glauben - dort trafen wir Gerd und Hildegard, mit denen wir 2006 in Neuseeland waren. Sie sind mit dem Flieger und Bus zwischen Ushuaia und Buenos Aires unterwegs. Gute Reise noch!

Die Abfahrt der Barracuda verzögerte sich, der Hafen war wegen Starkwind geschlossen. Doch dann durften wir fahren. Für mein Empfinden hatte der Wind nicht abgenommen.
1,5 Stunden fuhren wir den Beagle-Kanal westwärts und ich träumte mich an Bord der Beagle mit der 1835 Charles Darwin diese Durchfahrt entdeckte und nahm an, dass Darwin ähnliches Wetter gehabt hat wie wir - grauen Himmel, Kälte, Wind, rundherum weiße Gipfel - nur der Entdeckerwillen treibt uns weiter.

Mit halsbrecherischen Manövern fuhren wir bis auf wenige Meter an einige nackte Felseninseln heran, um Seelöwen und Kormorane aus nächster Nähe betrachten zu können. Dann ging es mit gischtender Bugwelle nach Ushuaia zurück. Im hafen beobachten wir noch einige Zeit die Starts und Landungen von Albatrossen. Es sieht schon fast biblisch aus, wie sie dabei über das Wasser laufen.