Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 8


23.11. bis
28.11.09

Die Fahrt beginnt:
Zur Halbinsel Valdés

1.980 km

 

 


23. November: Abholen der Wohnmobile

Heute sollte es soweit sein, wir sollten unsere Wohnmobile bekommen. Um 12:00 Uhr waren wir im Hafen am Terminal 3, der Agent war guter Dinge, obwohl es schon vorgekommen war, dass pro Stunde nur ein Auto abgefertigt worden ist. Von 12 - 14:30 war sowieso Mittagspause, aber um 16 Uhr sollten die Fahrer schon mal mitkommen, die Euphorie stieg. Die Zeit verging, um 18 Uhr ist Feierabend. Um 5 vor 6 Uhr löste sich die Anspannung, ein Bus brachte uns zu einer Halle, in der wir unsere Womos ordentlich vorfanden.

Erste Sichtprüfung: alle Schranktüren standen offen. Oberflächlich fehlte von den Sachen, die ich nicht in der Garage verstaut hatte, nichts. In der Hand gehabt haben die Leute alles, denn meine Blockflöte und Birbinia waren ausgepackt und lagen in Einzelteilen herum. Eine Schublade ist kaputt, sie ist aus den Schienen gebrochen, aber das kann ich reparieren. Da ich alles mit Folie abgedeckt hatte, hielt sich der Dreck in Grenzen, nur die Fahrertürinnenseite ist von öligen Fingern arg verschmiert.
Andere sind nicht so glimpflich davongekommen: Ferngläser fehlten und Klamotten. Einer muss die Hose gleich angezogen haben, denn seine alte, ölverschmierte, lag noch auf dem Fußboden.

Ich hatte mein Wohnmobil wieder! Endlich keine Hotels mehr.
Jetzt kann die Tour beginnen!

Die Nacht verbrachten wir auf dem Buquebus-Parkplatz mit Blick auf den Fährhafen.


24. November: Nach Monte Hermoso

Da heute mit 640 km die längste Strecke der Reise vor uns lag, fuhren wir um 6 Uhr los, ausgerüstet mit detaillierter Routenbeschreibung und Track auf dem GPS. Verfahren unmöglich!

Über die Autobahn und die Ruta 3 ging es aus Buenos Aires hinaus, das wir uns in den letzten drei Wochen doch recht gut erlaufen hatten. Nun folgten 600 km Pampa - flaches Land, wenig Ackerbau, aber viel Weideland für Rinder. Wenn man sich das magere Grasland anschaut, kann man verstehen, dass bei dem langsamen Wachs-tum der Rinder nur gutes Fleisch herauskommen kann. Bei dem Gedanken an ein Bife de Lomo, das beste Fleisch, das man genießen kann, läuft mir das Wasser im Munde zusammen!

In einem Carrefour-Markt wurden Kühlschrank und Schränke gefüllt - immer mit Blick auf die Le-bensmittelkontrollen, die uns noch sehr nerven sollten. Diese control bromatologico und control fi-tosanitaria dienen dazu, die Verbreitung der Fruchtfliege, sowie Maul- und Klauenseuche zu ver-hindern. Das ist nachzuvollziehen, wenn man die riesigen Monokulturen hier betrachtet. Lästig nur, dass diese Kontrollstellen nie an einer Stelle stattfinden und lästig auch, dass man nicht für mehrere Tage einkaufen kann, es sei denn, man lässt sich auf das Spiel ein, das Kinder immer zu Ostern spielen. Wir haben bisher Glück gehabt, aber Anderen ist schon ihr frisches Schnitzel abgenommen worden. Man hat aber das Recht, die Sachen an Ort und Stelle aufzuessen oder zu braten.

Vor Monte Hermoso wieder eine Polizeikontrolle, die uns wortreichem Spanisch aufforderte, nur auf einem Campingplatz zu übernachten und dies auch durch einen Campingaufkleber unterstrich.

Wir standen hoch in den Dünen über dem Meer. Ein traumhafter Platz, wenn es nicht - wie schon den ganzen Tag - regnen würde.


25. November: Nach El Cóndor

Die Pampa ändert ihr Gesicht, war sie bisher grün, ähnelt sie nun der südafrikanischen Steppe, wird sandiger, enthält viele wüstenähnliche Abschnitte, in denen der Wind den Sand über die Straße treibt. Auch ein strahlend blauer Himmel macht diesen Anblick nicht schöner. Hier sehen wir nur noch Schafe und ein paar Rindern und wie früher trocknen hier die Felle der geschlachteten Tiere auf den Zäunen.

Hinter Viedma biegen wir ab nach El Condor an der Küste und besuchen Punta Bermeja. Hier sind wir überwältigt von der vielleicht weltgrößten Kolonie von Seelöwen. Es handelt sich um die Mähnenrobbe (Otaria flavescens), auch Südamerikanischer Seelöwe, die eine südamerikanische Art der Ohrenrobben ist.

Über 7.000 Tiere gibt es hier. Zwischen den Seelöwen zeigte uns eine Führerin des Resorts ein paar südamerikanische Seebären (Arctocephalus australis gracilis), die hierher zum Fellwechsel kommen. Ein ungeheures Gewusel, in dem riesigen Bullen gehörig mitmischen. Hier können wir uns nicht satt sehen.

Unser Stellplatz in der Nähe des Leuchtturmes direkt an der Steilküste liegt an der Wohnstätte der Felsensittiche (Cyanoliseus patagonus). Er wird auch "Chilesittich" genannt und gehört zu den außergewöhnlichen Papageien Südamerikas. Er ist wunderschön bunt und kreist permanent kreischend zu Hunderten über unseren Köpfen. Zum Glück ist er tagaktiv.

Ein herrlicher Sonnenuntergang über der Steilküste beendete diesen herrlichen Tag. Daran konnte auch ein anschließendes kurzes heftiges Gewitter nicht ändern.


26. November: Zur Halbinsel Valdés

Hier bei Viedma beginnt Patagonien, doppelt so groß wie Deutschland, beheimatet es aber nur 1,4 Einwohner pro Quadratkilometer. So stellen sich auch die heutigen 500 km dar. Einsame Steppe, viel Sand, Lebensmittelkontrollen. Endlose Straße, stundenlang geradeaus. Wenn die entgegenkommenden Laster nicht wären, könnte man das Steuer festbinden.

Auf der Peninsula Valdés, die 1999 in das Unesco Welterbe aufgenommen wurde, kamen wir in den Nationalpark. Hier sahen wir Guanacos, die mit Leichtigkeit über die Zäune sprangen.

Auf dem Campingplatz in Puerto Pirámides bezogen wir unseren Stellplatz. Puerto Pirámides ist ein kleiner Ort, der heute vom Whale Watching lebt. Hier gibt es keinen Hafen, die Boote werden mit den Besuchern vom Strand ins Wasser geschoben.


27. November: Halbinsel Valdés Whale Watching

In den weiten Buchten an der Nord- und Südseite der Halbinsel kommen alljährlich mehr als 2.000 Südkaper (Südliche Glattwale) zusammen, um sich in den vor Sturm geschützten Gewässern zu paaren und ihre Jungen zur Welt zu bringen. Heute war Whale Watching angesagt. Ich war skeptisch, habe ich solche Touren doch schon in Island und Alaska unternommen und war von unspektakulären Ansichten - nur ein paar Walrücken konnten wir beobachten - enttäuscht. Doch es kam anders. So viele Wale hat noch keiner von uns gesehen! Sie bliesen um uns herum, sprangen aus dem Wasser, streckten beim Abtauchen die Schwanzflosse in die Höhe wie auf den spektakulärsten Plakaten! Es war atemberaubend!

Uns wurde erklärt, der Südkaper (Eubalaena australis) ist eine Walart aus der Familie der Glattwale (Balaenidae). Im Kopfbereich, vor allem am Unterkiefer, um das Blasloch und über dem Auge haben sie Hautwucherungen, die bei jedem Tier individuell gestaltet sind und zur Unterscheidung einzelner Individuen dienen können. Sie erreichen eine Länge von bis zu 18 m und ein Gewicht von bis zu 80 t, wobei Weibchen etwas größer als Männchen werden. Wie alle Glattwale sind sie durch den großen Kopf (der rund ein Drittel der Körperlänge ausmacht) und durch das Fehlen der Finne gekennzeichnet.

Wir waren vom Schauen richtiggehend erschöpft, so dass wir nach dem Sortieren der Fotos bald ins Bett fielen.


28. November: Halbinsel Valdés

Der heutige Tag war einer Rundfahrt über die Halbinsel vorbehalten, die ich ausließ, um meinen Fuß zu schonen und Bericht und Homepage auf Stand zu bekommen, auch wenn ein Hochladen hier nicht möglich ist, da ich in Argentinien über das Handy keine Daten verschicken und empfangen kann, weshalb ich auch keine Emails abholen kann.

Wie gestern haben wir 26°C im Schatten bei geringer Luftfeuchtigkeit. Die Sonne hat so eine Intensität wie im Hochgebirge oder auf See, ohne hohen Schutzfaktor sind wir sehr/ schnell verbrannt.