Reise 2008 in die Vergangenheit: In das Land der Pharaonen

Bericht 9



Man sollte sich auf die richtigen Beweggründe des Reisens besinnen, sich selber vergessen und im Namenlosen untertauchen. In der Heimat genießt man ein bestimmtes bürgerliches Ansehen, man ist gebunden durch Vorschriften, Gewohnheiten und Pflichten, und so ist es der eigentliche Vorwand des Reisens, in eine Lebensgemeinschaft einzutreten, in der man ein x-beliebiger Mensch ist und nichts weiter.
Kung-Fu-Tse (551 v.Chr.)


25.11. - 03.12.08

Durch Libyen


25.11. Vor Tobruk

N31°48'12,2" E024°54'44,0"
Tages-km: 277
Einige hatten wohl heute Nacht nicht so gut geschlafen, die Bowlingbahn gegenüber produzierte noch lange Lärm, dazu unterhielten sich die Wachkräfte lautstark mit Vorliebe direkt neben einem Womo und eine Kiosk öffnete sein Angebot kurz vor Mitternacht. Uns störte das alles nicht, so waren wir fit für ein neues Land.

Ägypten verabschiedete uns stilgerecht mit einem Sandsturm, der uns förmlich aus dem Sand herauspustete. Um 11:20 Uhr kamen wir an der ägyptischen Grenze an. Das Carnet musste abgestempelt, die ägyptischen Autonummern und -papiere zurückgegeben werden, die Pässe gestempelt und der Wagen vom Zoll angesehen werden. Um 14:15 standen wir auf der libyschen Seite. Jedenfalls musste sie das sein, denn die Prozedur begann in umgekehrter Reihenfolge. Bisher war jeder Grenzübergang mit Fahne Schrift und Bildern der jeweiligen Machthaber geschmückt. Hier war es nicht so. Keine Fahne, kein Gaddafi-Bild, keine Propaganda, keine Beschriftung der Schalter und Gebäude. Aber wir hatten ja einen einheimischen Guide, der uns begleitete. Endlich bekamen wir unsere libyschen Nummernschilder, Versicherungsscheine und Stempel in Carnet und Pass und konnten um 17:30 weiterfahren. Sechs Stunden hatte die gesamte Prozedur gedauert. Mittlerweile war es dunkel geworden. Schade, so gingen die ersten Eindrücke im Dunkel unter. Nach ca. 20 Kilometern hatte unser Guide einen guten Stellplatz an einem Motel besorgt. Hier ist es ruhig. Eine ungestörte Nacht erwartet uns.


26.11. Nach Cyrene

N32°48'45,3" E021°51'40,3" Höhe: 610 m
Tages-km: 372
Heute weckte uns der Muezzin ganz sanft uns sogar melodisch, allerdings erst kurz vor sechs Uhr. Hatte er verschlafen oder gelten hier andere Zeiten?

Es geht unaufhörlich nach Westen. Der Unterschied zu Ägypten sticht ins Auge:
Die Küste ist leer, die protzigen Hotelbauten fehlen.
Es sind kam noch Polizisten zu sehen und wenn, sind sie nicht bewaffnet. Bei den wenigen Kontrollposten gibt unser Guide eine Liste unserer Autokennzeichen an den Posten, der braucht nicht zu schreiben und wir können schnell weiter fahren.
Es gibt kaum Reklametafeln und gar keine politischen Tafeln mit Gaddafi oder anderen Politgrößen.
Speedbreaker sind nicht in Asphalt sondern aus dicken Schiffstrossen ausgeführt. Einfach, aber genauso wirkungsvoll.
Am auffälligsten ist es, dass das Dorfbild keine Teehäuser aufweist, vor denen die alten Männer klönend, Tee trinkend oder Wasserpfeife rauchend sitzen. Es sind überhaupt keine alten Männer zu sehen!
Auch die Djellaba und die Kufiya oder andere Kopftücher, die das Straßenbild so orientalisch machen, sind weitgehend verschwunden und durch Jacke und Hose ersetzt. Die Hirten, die wir unterwegs in der Wüste sahen, trugen einen Overall und Hut!
Die Schuluniformen der älteren Mädchen bestanden aus einem Hosenanzug mit weißem Kopftuch!

In Tobruk, einer Stadt von ca. 120.000 Einwohnern, machten wir keinen Halt an dem deutschen Kriegerdenkmal, hatten wir doch noch ca. 100 km von gestern zu bewältigen.

Die Landschaft wurde bunter, der Boden wurde rotbraun und das Grün sah nicht mehr so grau aus. Die Abhänge des Djebel Akhdar, des "grünen Gebirges", prägten das Bild. Schließlich ging es hoch in die Berge nach Schahat, wo wir in 620 m Höhe unseren Stellplatz an der Jugendherberge bezogen.

Hier liegt das antike Cyrene, das der Landschaft ihren Namen gab: Kyrenaika.


27.11. Cyrene


Tages-km: 0
Cyrene oder Kyrene wurde als griechische Kolonie ca. 630 v. Chr. gegründet und hatte eine wechselvolle Geschichte, erlebte Blütezeiten und Tiefs, wurde 96 v. Chr. römische Provinz und fiel 643 unter die Herrschaft der Araber.

Das Ruinengelände von Cyrene ist riesig. Die Überreste der zum überwiegenden Teil griechischen Tempel und Gebäude sind größtenteils nur noch in ihren Grundmauern erhalten, bieten aber einen guten Überblick über die alte Stadt. Zwei Theater oder Odeons, ein Demeter-Rundtempel, das weitläufige Areal der Agora, verschiedene Tempel und reiche Privathäuser, erkennbar an den zum Teil noch gut erhaltenen Mosaikböden und Statuen der Musen. Auffällig ist ein Denkmal in Gestalt eines Schiffsbugs, flankiert von Delphinen, als Galionsfigur dient möglicherweise Nike.

Auf dem Weg zu den trajanischen Thermen und dem Apolloheiligtum kommt man den griechischen Bädern vorbei, die in den Felsen gehauen in mehreren Kavernen untergebracht sind und Platz viele Personen bieten. Anderen Reiseführern zur Folge soll es sich um Bäder für die Jungfrauen des Apollotempels handeln. Gegenüber am Felshang sind viele Grabkammern sichtbar, die in den Fels gehauen sind. Sie sind Teile der Nekropole, die sich, über 12 km² groß, an den Nordhängen des Djebel Akhdar entlangziehen. Die unterschiedlichsten Gräber, mehr als 1.000, vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis zum 6. Jahrhundert n. Chr., Rundgräber, einfach aus dem Felsen gehauene, oder aber mit prunkvollen Säulen- oder Pfeilerfassaden, kann man entlang der Straße sehen, die in weit geschwungenem Bogen zum Zeustempel führt. Er übertrifft in seinen Ausmaßen den Parthenon auf der Athener Akropolis! Frühdorische Säulen mit einem Basisdurchmeser von über zwei Metern säumen den Umgang. Trutzig ragt der Bau im Kreis der Zypressen in den blauen Himmel. Wir sind alleine hier und haben Muße, die Anlage auf uns wirken lassen. Wärme und Tannennadelduft und die Ruhe um den Tempel laden uns zum Träumen ein.

Zurück auf dem Stellplatz erfahren die traurige Nachricht: unser Reiseleiter muss nach Hause fliegen, um sich einer Operation zu unterziehen. Wir wünschen ihm alles Gute! Seine Frau Simone wird ihn gut vertreten und die Reise fortführen, da bin ich sicher!


28.11. Nach Ajdabiya

N30°46'49,0" E020°13'48,6"
Tages-km: 381
Eigentlich sollte es heute nur nach Benghazi gehen. Da am nächsten Tag dann 560 km nach Sirte anstehen würden, wurde der Vorschlag von Simone, sich die Etappenstation Benghazi zu schenken und 150 km weiter nach Ajdabiya zu fahren, freudig angenommen.

Der Morgen begann mit einer Reparatur. Ein Wagen sprang nicht an. Der Fehler war schnell lokalisiert: Der Kartstofffilter war dicht. Also wechseln. Das ist bei einem Fiat gar nicht so leicht. Wie bekommt man die Kabelstecker ab, wie die Kraftstoffleitungen? Die Stecker bekamen wir los, auch den ganzen Pott, doch die Kraftstoffleitungen weigerten sich! Ein Mechaniker musste her. Das war am mohammedanischen Sonntag gar nicht einfach! Gerade als er kam, lief der Motor wieder. Warum weiß keiner. Der Mechaniker schaute Sicherungen nach, steckte die Stecker wieder drauf und meinte, dass alles ok sei. Geld wollte er keins. Also konnten wir mit einer 90 minütigen Verspätung losfahren.

Im nächsten Ort wurde getankt. Unser mitreisender libyscher Polizist wies uns an der Tankstelle ein, erkundigte sich bei jedem Auto, ob Diesel getankt werden muss und schickte mich dann zu einer andern Säule, nachdem er mich drei Mal gefragt hatte, ob ich Diesel brauche und ich das bekräftigt hatte. Ich tankte voll. 60 Liter. Dann stellte sich heraus, dass ich Petroleum getankt hatte. Nach langem hin und her, nachdem auch kein Schlauch zum Absaugen aufzutreiben war (nächstes Mal mitnehmen!), kam ein Mechaniker, der irgendwo unter dem Auto einen Schlauch abmontierte und das Petroleum auf die Straße ablaufen ließ. Eine feine Sauerei! Danach tankte ich dann Diesel, aber nach 30 Litern war der Tank voll. Nun war guter Rat teuer. Die Libyer sagten, dass sie auch mit Petroleum plus Ölzusatz führen, wenn kein Diesel da sei. Ich rief lieber meine Werkstatt zu Hause an und bekam dann auch bestätigt, dass ich fahren könne, aber regelmäßig nachtanken sollte. Also konnten wir endlich nach einer weiteren Stunde Verspätung weiterfahren.

Der weitere Weg war unproblematisch. Benghazi war unter einer Dunstglocke verschwunden, zu der ein ekliger Schwefelgestank kam. So war es nur gut, dass wir weiterfahren konnten. Die Dunstglocke entpuppte sich als ausgewachsener Sandsturm, der uns die nächsten 150 km begleitete. Zum Glück war er an unserem Ziel, einem Hotel in Ajdabiya, dass wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichten, vorbei. SO konnten wir noch einen ruhigen Abend genießen.


29.11. Nach Sirte

N31°12'25,0" E016°31'22,3"
Tages-km: 431
Weiter nach Westen. Endlos, scheint es. Kaum ein Dorf liegt an der Straße und wenn, dann können wir die Schilder nicht lesen, denn sie sind nur auf arabisch. Die einzigen Schilder, die wir lesen können, sind die Geschwindigkeitsbegrenzungen und die scheinen die Libyer nicht entziffern zu können, jedenfalls beachten sie sie nicht! Daran, dass kein einziges Schild in lateinischen Buchstaben abgefasst ist, sieht man welchen Stellenwert hier Tourismus hat. Das wird auch daran deutlich, wie sehr wir auffallen, wo wir auch durchkommen! Die Wüste scheint als Müllabladeplatz benutzt zu werden, es ist schlimm. Aber wir haben auch gesehen, dass Müll eingesammelt wurde, der an Zäunen zu Firmengeländen hängen geblieben war. Wahrscheinlich wird er ein Stück weiter in der Wüste wieder abgekippt.

Der Sand war streckenweise rotgelb und wechselte dann zu weißem Sand, heller als an der Nordsee, ein guter Kontrast zu den Palmen und Büschen. Mehrere Kamelherden sahen wir, sie waren jedes Mal eine willkommene Abwechslung.

Dann Sirte. Es soll eine Großstadt sein. Wie viele Einwohner sie hat, konnte ich auch so schnell nicht im Internet ergründen. Wichtig ist anscheinend nur, dass Gaddafi hier in der Nähe geboren wurde und zur Schule gegangen ist. Außerhalb der Stadt, an einem Hotel mit Blick auf das Mittelmeer, bezogen wir unseren Stellplatz.


30.11. Nach Leptis-Magna

N 32°37'54,9" E 014°17'23,2"
Tages-km: 337
Unaufhaltsam geht es weiter westwärts durch öde Wüste, die hier wirklich nichts Interessantes bietet. Die einzige Abwechslung ist der Straßenbau. Doch halt, es gab Abwechslung: wir begegneten mehreren Kamelherden (Dromedaren), jeweils mehr als 50 Tiere stark! Ungefähr nach 150 km änderte sich die Wüste. Sie wurde ein wenig hügeliger, Palmen tauchten auf und es wurden so viele, dass wir durch den größten Palmenwald fuhren, den ich je gesehen habe. So ein Wald sieht toll aus!

In Leptis-Magna erlebten wir so etwas wie Mini-Tourismus: Wir standen auf einem Campingplatz, auf den sogar in lateinischen Buchsraben hingewiesen wurde, gegenüber ist ein Tourismus-Restaurant!

01.12. Leptis-Magna

Tages-km: 0
Die Stadt war die erste Handelskolonie der Phönizier in Tripolitanien (8. Jahrhundert v. Chr.). Sie geriet 46 v. Chr. unter die Oberhoheit Karthagos und nach der Eroberung durch Numidien unter die römische Herrschaft. Im Römischen Reich gewann Leptis-Magna große Bedeutung und Wohlstand als Handelszentrum für exotische Tiere aus Afrika. Vor allem Löwen und Elefanten wurden für die Zirkusspiele im ganzen Reich benötigt. In dieser Zeit sollen bis 100.000 Menschen gelebt haben. Nachdem die Stadt schon unter Trajan zur Kolonie erklärt wurde, verlieh Kaiser Septimius Severus, der aus Leptis-Magna stammte, das ius italicum, welches eine weitgehende Befreiung von Abgaben bedeutete. Im 3. Jahrhundert begann durch zunehmende Nomadeneinfälle der Niedergang der Stadt.

Heute betritt man die Stadt am Triumphbogen des Septimus Severus und schaut den Cardo Maximus, die Hauptstraße entlang. Etliche Häuser säumen die Straße, kleinere Triumphbögen wie der Tiberiusbogen, der Tetrapylon des Trajan, der auch auf dem ¼ - Dinarschein abgebildet ist, überspannen die Straße. Tiefe Radspuren in den Pflastersteinen zeugen von regem Verkehr.

Rechts kommen wir zu den Hadrianschen Thermen. Sie sind sehr umfangreich angelegt. Es gibt ein offenes Schwimmbecken, ein Frigidarium (Kaltwasserbad), verschiedene Tepidarien (Abkühlräume), die um das Sudatorium (Schwitzbad) und die Heißwasserbecken (Caldarien) angeordnet sind. Zur Beheizung der Räume wurde eine frühe Form der Fußbodenheizung, eine Hypokaustum-Heizung (Heißluftheizung) verwendet, deren rechteckige Hohlziegel (Tubuli) in den Wänden noch gut zu erkennen sind. Anhand der Säulen lässt sich die einstige Monumentalität noch gut erkennen, auch wenn die Decke mit dem Kreuzrippengewölbe nicht mehr vorhanden ist. In Tripolis sind noch Teile der reichen Mosaikausstattung der Wände und Decken anzuschauen. Vor den Thermen befindet sich das Gymnasion. An den Schmalseiten befinden sich halbkreisförmige gepflasterte Abschlüsse mit säulengestützten Wandelhallen.

Vom Gymnasion aus führt eine großzügige Kolonnadenstraße zum Hafen. An ihrem Anfang liegt links ein Marktgebäude, rechts ein Nymphäum, ein Kultbau zu Ehren der Quellgöttinnen. Ausgeführt ist dieser Springbrunnen in einer gewaltigen zweigeschossigen Halle.

Vorbei an einer in byzantinischer Zeit hinter großen Mauern, deren ursprüngliche Funktion unbekannt ist, errichteten Basilika gelangt man zum Severischen Forum. Die eine Schmalseite des großen Platzes wird beherrscht von dem Tempel des Gens Septimia, in dem sich der vergöttlichte Septimius Severus verehren ließ. Es ist nur noch die imposante Freitreppe erhalten. Um das Forum waren Arkaden aufgestellt, deren Bogenübergänge Medusen-Medallions beinhalteten, die alle unterschiedlich ausgeführt sind. Der Platz ist angefüllt mit Steinen und Skulpturteilen - eingewaltiges Puzzle, das auf seine Lösung wartet!

Hinter dem Forum liegt die Severische Basilika, ursprünglich ein Profanbau, der in justinianischer Zeit in eine riesige Kathedrale umgestaltet wurde. So ist es zu verstehen, das wunderschöne Fresken, die die Taten Herkules´ darstellen, weitere den Gott Dionysos, Bacchanten, Wein, Centauren und den bocksbeinigen Gott Pan.

Dahinter liegen die Kaianlagen des Hafenbeckens, die noch gut erhalten sind. Man meint förmlich den Lärm der Hafenarbeiter zu hören, die die Schiffe löschen. Das Hafenbecken selbst ist versandet, ein weißer Sandstrand bildet den heutigen Abschluss. Eine Mauer auf dem Steilufer führt zu der Ruine des Leuchtturms, der die Schiffe sich nach Leptis-Magna leitete.

Noch lange dauerte unser Rundgang durch die Stadt. Noch, viele Tempel, Marktplätze, Läden, Hinweissteine auf Rotlichtviertel, ein gut erhaltenes Theater mit 5.000 Plätzen mussten bestaunt werden. Wenn wir nach 5 Stunden nicht so müde gewesen wären, hätten wir noch lange einfach so durch die Gassen flanieren, in die antike Zeit eintauchen können. Man braucht nicht einmal Phantasie dazu. Ich hoffe, es ist durch meine etwas ausführlichere Schilderung gelungen, etwas von dem Flair der alten Zeit einzufangen.


02.12. Nach Tripolis

N32°53'38,5" E013°11'12,1"
Tages-km: 124
Ich traute meinen Ohren nicht: auf das Autodach fielen heute Morgen 7,5 Regentropfen. Es reichte nicht, um eine Regenjacke herauszuholen oder die Scheiben damit zu putzen. Sofort war wieder alles vorbei. Es wurde sogar noch wieder schön, die Sonne kam heraus. So wurde es eine unspektakuläre Fahrt nach Tripolis. Wir bezogen unseren Stellplatz auf einem Parkplatz vor dem Grand Hotel mit Blick auf den Hafen. Die Eroberung der Stadt stand an mit einer handfesten Aufgabe: der Suche nach einem Geldautomaten. Das ist leicht sagt ihr? Ha! Dass der Reiseführer, Ausgabe 2007, Unrecht hat mit seiner Aussage, dass es außer in Großstädten keine Geldautomaten gäbe, haben wir schon gelernt, aber wir eine Bank finden, wenn man nicht arabisch kann? Wir fanden einige Geldautomaten, die "out of order" waren, "sleeping" oder schlicht "only national cards" akzeptierten. Etliche öffentliche Gebäude, vor denen Menschenschlangen standen, waren keine Banken. Endlich, nach über einer Stunde, hatte ein Bankomat Erbarmen mit uns.

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir bei einem Bummel durch den Basar. Zurück auf dem Parkplatz, mussten wir erst mal umziehen. Wir waren schon vorgewarnt worden, dass die Jungen dort Fußball spielen würden, wir wussten nur noch nicht wo. Jetzt war es klar, natürlich genau hinter unseren Womos. Also zogen wir an eine andere Stelle des großen Parkplatzes um. Der Platz war Treffpunkt aller jungen Leute, entsprechend war der Geräuschpegel. Was soll´s, irgendwann werden die auch müde. Im Bett hörte ich ein gleichmäßiges Trappeln und wunderte mich über die Latschen, die der jenige tragen muss. Als er öfter vorbei kam, schaute ich aus dem Fenster und sah Jungen, die sich auf unbeschlagenen Pferden Rennen lieferten. Doch alles störte meinen Schlaf dann nicht.

Heute hat Tripolis ca. 2 Millionen Einwohner. Die Stadt wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von den Phöniziern unter dem Namen Oea gegründet. Unter den sizilischen Griechen wurde sie gemeinsam mit den benachbarten Städten Sabratha und Leptis Magna unter dem Namen Tripolis zusammengefasst und bildete die antike Provinz Tripolitanien, das von Tunesien im Westen bis zur Cyerenaika im Osten reicht. Übrigens ist Tripolis eine sehr saubere Stadt! Die Einwohner werfen zwar wie überall ihren Abfall auf die Straße, aber es kommen Müllsammler, die ihn einsammeln, wie auch auf unserem Parkplatz beobachten konnte.


03.12. Nach Sabratha

N32°47'59,6" E012°29'19,4"
Tages-km: 81
Nach einem gemütlichen Kaffee machten wir uns an die riesige Aufgabe, die für heute veranschlagten 80 km zu schaffen. Die großzügig ausgebaute Straße brachte uns schnell nach Westen. Andere aber auch zu schnell, wie ein Unfall mit einem Toten bewies. Schnell passierten noch mehrere Karambolagen, bei denen es zum Glück bei Blechschäden blieb. Da die Polizei nicht absperrte, drängelten sich alle Fahrzeuge irgendwie durch. Das Chaos war perfekt. Wir erreichten Sabratha unbeschädigt und nach einer kurzen Erholungspause gingen wir wieder auf Spurensuche.
Sabratha wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von den Phöniziern aus Tyros gegründet und geriet schnell unter die Kontrolle Karthagos. Die Stadt erlangte schnell Wohlstand, da es einen der wenigen natürlichen Häfen in Tripolitanien besaß und zugleich am Kreuzungspunkt der Küstenstraße mit einem nach Süden durch die Sahara führenden Handelsweg lag. Erst während der römischen Herrschaft (seit 46 v. Chr.) erlebte die Stadt als Handelszentrum eine echte wirtschaftliche Blütezeit.

Wieder konnten wir eine großzügig angelegte Stadt besuchen, dessen Theater mit seinem dreigeschossigen Bühnenhaus schon weitem zu sehen ist.

Auch hier gibt es zwei Hauptstraßen, den Cardo Maximus, die Nord-Südachse und den Decumanus Maximus, der von Ost nach West verläuft. Diese Straßen sind bei allen römischen Stadtanlagen vorhanden. Der Cardo bildet hier den Handelsweg, auf dem die Karawanen aus der Wüste in die Stadt kamen, der Decumanus soll Karthago mit Alexandria verbunden haben. Verschiedene Tempel, darunter ein Isis-Tempel, Herakles-Tempel, Serapis-Tempel, mehrere kleine Thermen (wir sind verwöhnt von den gewaltigen Hadriansthermen in Leptis-Magna) und Kirchen sind erkennbar und mit vielen Wohnhäusern um das Forum gruppiert. So erkennt man beispielsweise die Straße der Olivenhändler, so genannt, weil hier viele Geräte zu Olivenherstellung gefunden wurden und die Ölvorratsbehälter in einigen Häusern noch zu sehen sind.

Mittlerweile hat Regen eingesetzt und von Norden kommt über das Meer ein immer stärker werdender Wind, der die Wellen über die antiken Kaianlagen peitscht. Es wird ungemütlich, sodass wir unseren Rundgang vorzeitig beenden. Es sind nur ein paar Meter um die Ecken zur Jugendherberge, wo schon ein Rotelbus abgestellt ist, der auf die nächsten Tourgäste wartet. Inzwischen ist Weltuntergangsstimmung aufgezogen, sintflutartig fällt der Regen vom Himmel, es donnert und blitzt und der Wind hat Sturmstärke erreicht und rüttelt an unseren Wagen. Das dauert nun schon sechs Stunden und am Besten kann man so ein Wetter im Bett ertragen. Bei der Führung hat der Guide noch erzählt, dass letztes Jahr 780 mm Regen gefallen sind, normalerweise 300 mm fallen und in diesem Jahr noch kein Regen. Gönnen wir den Libyern den Regen, auch wenn wir noch so durchgeschüttelt werden!

Dies ist unser Abschied von Libyen, wir werden quasi hinausgeschwemmt, morgen geht es über die Grenze.

Fazit Libyen:
Es ist das Land, von dem wir die wenigsten Informationen erhielten. Die lokalen Guides haben vollkommen versagt. Das Land macht sich auch keine Mühe, Touristen anzulocken, denn es gibt keinerlei Hinweise auf Englisch, auch keine Straßenschilder. Und dass ein Visum 100 € kostet, ist schlichtweg Wucher! Dabei hat Libyen so viel zu bieten!


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