Reise 2008 in die Vergangenheit: In das Land der Pharaonen

Bericht 4



19.10. - 23.10.08

Durch Syrien

900 km


19.10. Aleppo

Tages-km: 0
Besichtigungstag. Pünktlich standen der Bus und Achmed, unser Reiseleiter in Syrien, bereit. Zuerst ging es zum Simeonskloster, ca. 30 km von Aleppo entfernt im Nordwesten im Kalksteinmassiv des Belos-Gebirges. Auf dem Weg dahin machten wir Station in einem kleinen Dorf und unser Busfahrer stellte uns seine Familie vor. Diese kredenzte uns Cay. Wir durften uns sein Haus ansehen und bekamen so eine kleinen Einblick in ein syrisches Familienleben.

Die Anlage des Simeonsklosters oder Qalaat Seman (Simeonsburg) ist eine gewaltige Anlage. Simeon hatte 30 Jahre seines Lebens auf einer Säule verbracht (da können die Pfahlsitzer im Guinnessbuch der Rekorde nur blass werden!). Schon zu Lebzeiten setzte ein grosser Pilgerstrom ein, der nach seinem Tode nur stärker wurde. Anlaufpunkt war die Säule. Für diese musste nun ein Rahmen geschaffen werden. So wurde in der Zeit Kaiser Zenos (474-491) das Pilgerheiligtum erbaut. Im Mittelpunkt, dem Oktogon der kreuzförmigen Anlage steht die Säule. Die Säule selbst wurde zu einer Reliquie, von der sich Pilger ein Stück abmeißelten, so dass heute nur noch Brocken übrig ist. Die Kreuzform wird durch vier Basiliken gebildet, die reich verziert sind. Stundenlang könnte ich mir dieses Bauwerk anschauen, ohne dass es langweilig würde, so viel gibt es zu entdecken! Vielleicht ist ein anderes Mal mehr Zeit dafür!

Im Südosten des Pilgerheiligtums liegt ein Baptisterium, ein Taufhaus. Es hat einen oktogonalen Zentralraum. In einem Seitenraum auf der Ostseite des Oktogons ist das Taufbecken mit seinen Stufen und dem Bodenmosaik gut erhalten. Von der dazugehörigen Taufkirche, die neben dem Taufhaus liegt, sind nur noch Spuren vorhanden. Die gesamte Anlage, wie auch die meisten Häuser, die wir später in Aleppo sahen, ist aus dem warmen hellbraunen Sandstein des Belosgebirges gebaut, die auch heute noch ihren warmen Braunton hat. Die überaus vielfältigen Verzierungen, Bögen, Säulen, Friese, Kapitelle luden zum Schauen und Staunen ein. Man müsste viel mehr Zeit haben!

Doch unser Programm hatte noch etliche Punkte. Da ist Aleppo, mit 2 Millionen Einwohnern die größte Stadt Syriens. Am Fuße der Festung stärkten wir uns erst einmal bei Humus (Kichererbsenpaste) und Fladenbrot. Auf dem Festungsberg soll außer den Mauern nichts zu sehen sein. Beeindruckend ist nur der mächtige Torbau, der zu den eindrucksvollsten Bauwerken der islamischen Welt zählen soll.

Weiter ging es zu großen oder Omayyaden-Moschee. Das Minarett gilt als architektonisches Hauptwerk des mittelalterlichen Syrien. In der dreischiffigen Gebetshalle sich angeblich das Grab des Vaters Johannes des Täufers.

Natürlich durfte ein Gang durch die Souks nicht fehlen. Diese überdachten Märkte üben eine ungeheure Faszination auf uns aus. Hier gibt es alles zu kaufen, was man sich vorstellen kann und es wird in den buntesten Farben und lautesten Lobpreisungen angeboten. Dieser kurze Gang hat uns wieder eingestimmt auf die arabische Welt und wir freuen uns auf die Zeit, die vor uns liegt!

Das abendliche Bier in froher Runde war der richtige Abschluss für diesen eindrucksvollen Tag.

20.10. Zum Krak des Chevaliers

N34°45'18,2" E036°17'39,9"
Tages-km: 252
Auf dem Weg zur Kreuzritterburg Krak des Chevaliers machten wir Halt in Hama. Hama ist eine bedeutende Stadt am Orontes in Mittelsyrien. Sie gehört zu den ältesten durchgehend besiedelten Städten Syriens. Sie wird bereits in der Bibel erwähnt, David war dort, Salomon eroberte sie. Hama wurde den Assyrern gegenüber tributpflichtig.

Bestaunenswert sind die Norias, Wasserräder mit einem Durchmesser bis zu 20 m, die zum Teil bis zu 600 Jahren alt sind und dazu dienten, das Wasser des Orontes zur Bewässerung der Felder in Aquädukte zu leiten.

Ganz in der Nähe fanden wir Souks mit Lebensmitteln und konnten uns mit Gemüse, Brot, Fleisch und Falafel eindecken. Eine wunderbare Gelegenheit!

Nach einer Stärkung im Park bei türkischem Kaffee ging es wieder auf die Piste. Trotz chaotischer Fahrweise kamen wir gut voran und nach letzten Anstrengungen die steilen Kehren zur Burg hinauf (zum Glück war die neue Straße fertig) konnten wir unseren exponierten Platz vis á vis der Burg einnehmen. Nach einer kurzen Pause machten wir uns auf den Weg zur Burg.

Der Krak des Chevaliers ist das Symbol der gesamten Epoche der Kreuzritterzeit, sowohl aus der Sicht des Okzidents als auch des Orients. Aufgrund ihrer Ausstrahlung und Größe wurde die Burg in der Vergangenheit und Gegenwart verklärt und romantisiert. Der Krak ist auf einem Ausläufer des Alawitengebirges erbaut und beherrscht das Tal zwischen diesem und dem Libanongebirge. Seit dem Altertum wird die Senke als wichtige Handelsroute zwischen dem Küstenstreifen und dem Landesinneren genutzt. Der Besitz der Befestigungsanlage war für den Handel, aber auch für die militärische Sicherung der Region um Tripolis aber auch der von Homs von entscheidender Bedeutung. Zusammen mit der etwa 25 Kilometer entfernt am Rand des Libanongebirges gelegenen Festung Akkar und einer Reihe von Forts und Türmen bildete der Krak des Chevaliers ein wirksames Verteidigungssystem, gegen das auch Saladin vergeblich anrannte. Erst 1110 wurde er durch den normannischen Heerführer Tankred von Antiochia erobert. Die Burg wurde immer erweitert. Im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts eroberte Sultan Baibars den Krak und die Ordensritter ergaben sich. Die Mamelucken setzten die Burg instand und erweiterten sie. Bis in die Neuzeit hinein wurde sie genutzt.

Der Krak macht einen trotzigen angriffslustigen Eindruck. Man meint schon von außen die Dicke der Mauern zu sehen. Der Eindruck verstärkt sich bei einem Rundgang durch die Burg. Großzügige Ställe und Säle, doppelte Festungsringe, große Vorratslager zeigen anschaulich ihren Platz in der Geschichte! Auch hier hätten wir viel mehr Zeit verbringen können (ich zumindest).

Der Abend fand uns beim gemeinsamen Essen im Restaurant des Stellplatzes. Syrische Beilagen (Humus, Avocadopaste, Salate) und Knoblauchhähnchen zu syrischem Bier waren der richtige Abschluss zu diesem Tag.


21.10. Nach Palmyra

N34°33'14,0" E038°16'16,7"
Tages-km: 216
Es ging zurück nach Homs und von dort aus 150 km strikt nach Osten. Die Bäume wurden seltener, die Häuser hörten auf, der Sand gewann die Überhand: wir kamen in die Wüste. Es begegneten uns nur ein paar LKWs und Busse, die in halsbrecherischer Geschwindigkeit die wellige Asphaltpiste entlangdonnerten, als wollten sie die unwirtliche Landschaft so schnell als möglich hinter sich lassen. Ein paar Kasernen kämpften gegen den Sand an. Ob man hierher strafversetzt wird? Ein paar Mal mussten wir die Fenster schließen, Sand trieb wie Nebel in der Luft. Wenn man nicht aufpasste, verpasste man den Abzweig nach Palmyra und landete auf der Straße nach Bagdad und den Irak. Doch wir fanden glücklicherweise den Stellplatz am Restaurant am Rande des Ruinenfeldes von Palmyra.

Die antike Oasenstadt Palmyra (auf arabisch Tadmur) lag an einer wichtigen Karawanenstraße in Syrien, auf halber Strecke zwischen Damaskus und dem Euphrat. Mitten in der Wüste, eingebettet in ein Felsmassiv, spenden zwei Quellen das lebenswichtige Wasser. Das Wort Tudmor ist aramäisch und bedeutet Palmenstadt. Palmyra spielte eine Rolle in der römischen Geschichte vom ersten bis siebten Jahrhunderts, in der die meisten Bauten entstanden. 636 ging sie endgültig aus oströmischer Hand in die der Moslems über. Ein Gang über das Ruinenfeld zeugt eindrucksvoll von dem vergangenen Reichtum der Stadt. Mit Einzelheiten über die Tempel, Tore und Plätze möchte ich euch ersparen und verweise auf entsprechende Reiseführer. Erwähnen möchte ich hier aber die Grabtürme, die wohl originär aus dem Euphratgebiet stammen und nur hier in Ostsyrien vorkommen. In diesen Türmen werden die Toten übereinander beigesetzt.

Inzwischen ist der Himmel immer dunkler geworden, es sah nach Regen aus, der aber ausblieb. Der Himmel wurde immer gelber, der Wind nahm zu, die Sicht ab. Es war Zeit, in die Wohnmobile zurückzukehren. Feiner Sand setzte sich überall ab. Unser Auto wurde immer wüstenähnlicher. Die geplante Fahrt zur Burg über Palmyra fiel mangels Wetter aus.

22.10. Nach Damaskus

N33°32'46,3" E036°20'53,2"
Tages-km: 241
Wieder ging es in die Wüste, Richtung Südwest, Ziel Damaskus. Dieses Mal auf der Rückseite des palmyrenischen Berge oder Jebel Abu Rujmein entlang, die wir gestern auf dem Weg nach Palmyra auf der rechten Seite gesehen hatten. Die recht gute Asphaltstraße führte uns unmerklich bis auf 1.015 m Höhe, der Wind wehte recht kalt in die offenen Seitenscheiben. Die ersten Tankstellen hatten kein Diesel und darum auch geschlossen. Die Tankuhr neigte sich schon der Reserveanzeige zu. Als der Kilometerzähler 664 km nach dem letzten Tanken anzeigte, kamen wir zu einer Tankstelle an einer Straßenkreuzung, die Diesel hatte. Dementsprechend war der Andrang der LKWs. Das gesamte Areal war so mit Diesel versifft, dass wir nicht aussteigen konnten, ohne hinterher das Auto zu versauen. Aber auch diese Hürde wurde umschifft, wir hatten jedenfalls Diesel. Weiter ging es. Wir genossen die Wüstenfahrt, erinnerte sie uns doch an letztes Jahr. Schließlich erreichten wir das Café Bagdad, ein bekannter Treffpunkt mitten in der Wüste, was die Visitenkarten aus aller Herren Länder bewies. Wir machten Pause bei einem türkischen Kaffe und hängten unsere Visitenkarte zu den anderen. Solltet ihr also mal in diese Gegend kommen… Wir bekamen eine Postkarte geschenkt, die das Café im Schnee zeigte. Das konnten wir bei dem kalten Wind wohl glauben.

Schließlich erreichten wir Damaskus und bezogen uns Platz auf dem Campingplatz New Kaboun. Nach einer Erholungspause holten uns zwei Minibusse ab, die uns in atemberaubendem Tempo in die Innenstadt von Damaskus brachten.

Zuerst wurden wir in die Kapelle des heiligen Hananias oder Ananias geführt. Ananias kommt in der Apostelgeschichte 9:10-19 vor. Er wird in einer Vision von Gott aufgefordert, einem gewissen Saulus von Tarsos (griech. Name Paulus) zu taufen. Die Krypta erinnert heute an diese Begebenheit. Sie ist eine der ältesten christlichen Gebetsstätten überhaupt.

Die Omayyaden-Moschee soll eine der ältesten Moscheen sein und war Grundlage für die Entwicklung eines eigenen Baustils für Moscheen. In der Altstadt gelegen, wurde sie von dem Omayyaden-Kalifen Al-Walid nach zehnjähriger Bauzeit im Jahre 705 n. Chr. fertiggestellt. Die Moschee misst 157 x 97 m und gehört zum Basilikatypus. Sie hat vier Tore und drei Minarette in verschiedenen Baustilen.

Im Inneren liegt der große Innenhof mit drei keinen Nebengebäuden, dem Schatzhaus, dem Uhrenhaus und einem Brunnenhaus. In der weitläufigen, 140 m langen Gebetshalle, mit der über 45 m hohen Al-Nissr-Kuppel (Adler) befindet sich ein Schrein, den Christen wie Muslime gleichermaßen verehren und der das Haupt Johannes des Täufers bergen soll. Die Moschee ist mit farbigen Mosaiken verziert, die von byzantischen Baumeistern gefertigt wurden. Besonders prächtig sind die Mosaiken in den Arkadengängen, die das Paradies darstellen - mit goldenem Himmel und 22 verschiedenen Grüntönen für das Laub der Bäume.

Souks gibt es in Damaskus etliche, meist getrennt nach Warengruppen. Eine Sonderstellung nimmt der Souk al-Hamidiya ein, der an der Omayyaden-Moschee beginnt. Er ist keiner besonderen Kundengruppe zugeordnet. Im Zuge der Renovierung 1873 wurde die Basarstraße auf m verbreitert und zweigeschossig ausgeführt. Ein Das Tonnendach wurde aus Wellblech gefertigt. Während des Drusenaufstandes 1925 wurde es von Maschinengewehren der Franzosen durchlöchert, was nie repariert wurde. Es macht heute den Eindruck eines Sternenhimmels. Das Angebot ist für uns nicht so interessant, diese Ladensstraße hat den Charme des Orients verloren.

23.10. Nach Jerash in Jordanien

N32°16'29,4" E036°53'28,1"
Tages-km: 240
Eigentlich sollte das heutige Tagesziel Busra oder auch Bosra sein. Die Syrer scheinen sich da selbst nicht einig zu sein, es erscheinen beide Bezeichnungen auf Verkehrsschildern kurz hintereinander. In den letzten Jahren wurden Wohnmobile auf dem Stallplatz am römischen Theater zunehmend Ziel von Kindern, die alles was abzumontieren war, von den Autos abbauten, Schlösser mit Holz verstopften. Im letzten Jahr war es so schlimm, dass vom Veranstalter beschlossen wurde, dort nicht zu übernachten. Recherchen hatten ergeben, dass sich auch in diesem Jahr nichts gebessert haben soll.

Südöstlich führte uns die Straße wieder durch die Wüste, die fast 60% Syriens bedeckt, wieder ging es auf einer Höhe von über 1.000 m entlang nach Bosra. Wir kamen durch Shahba und al-Suweida´, zwei Drusenstädte, die dadurch auffielen, dass wenige Frauen verschleiert sind und ihre Schönheit durch orientalische moderne Mode unterstreichen.

Bei der Fahrt durch Bosra sahen wir den reichen Ruinenbestand aus römischer und islamischer Zeit. Wir sahen uns das Theater an, eines der besterhaltenen antiken Monumente im ganzen Orient. Da das Bauwerk so gut erhalten war, wurde es im 11. Jahrhundert von einer arabischen Festung ummantelt, die von den Kreuzrittern vergeblich belagert wurde. Bis zum 13. Jahrhundert wurde diese Festung verstärkt. Heute finden wir neun Rechtecktürme mit Schießscharten und einen Graben um die Festung, der nur einen Zugang zulässt. Nach dem der Innenraum bis 1970 von Flugsand befreit war, bestaunen wir das neben Aspendos besterhaltene Theater der antiken Welt.

Da unsere Wohnmobile gut bewacht wurden (wir haben keine Kinder gesehen!), konnten wir zu Weiterfahrt an die 50 km entfernte jordanische Grenze starten. Nach 1Std 40Min waren die Formalitäten auf der syrischen Seite erledigt, Ausreisesteuer bezahlt und das Carnet abgestempelt. Ebenso lange dauerte es auf der jordanischen Seite, das Carnet wurde nicht benötigt, das Visum wurde in den Pass eingetragen, eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen und um 16 Uhr waren wir, freundlich mit "Welcome" von allen Grenzern begrüßt, in Jordanien. Eine Polizeistreife begleitete uns ein paar Kilometer und winkte uns dann freundlich nach. Bald erreichten Jerash und fanden einen guten Stellplatz am Visitors Center gegenüber der Tourismuspolizei vor. Wir stehen direkt am Ausgrabungsfeld in der Nähe des Hadriansbogens und haben einen guten Blick auf die Ruinen des antiken Gerasa.


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